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True Grit: Warum Kinder an der Schule – oder am Leben – scheitern

Es kommt alles wieder. Als ich 1970 mit dem Lehrerstudium begann, war die „kompensatorische Erziehung“ in aller Munde. Es ging um die Frage, weshalb Arbeiterkinder – oder besser: „Unterschichtkinder“ – so selten Gebrauch machten von den erweiterten Bildungsangeboten, die ihnen die Reformen der 1950er Jahre zugänglich gemacht hatten.

Da diese Reformen – Gesamtschulen etwa – in Deutschland erst bevorstanden, stammten die meisten Studien aus Großbritannien und den USA. Offensichtlich sind sie nicht sehr gut rezipiert worden, wie das Elend der Gesamtschulen zeigt.

Aber darum geht es mir nicht. Es geht mir um das Konzept, das im Zentrum dieser Studien stand: die Fähigkeit zur „aufgeschobenen Bedürfnisbefriedigung“. Diese als „typisch bürgerlich“ beschriebene – also durch eine typisch bürgerliche Erziehung anerzogene – Fähigkeit fehle den Unterschichtkindern, so die Theorie; darum – und nicht, wie es die Sarrazine jener Ära behaupteten – wegen eines Mangels an Intelligenz schafften es wenige Kinder, die Frustrationen auszuhalten, die unweigerlich mit dem Lernen einhergehen, zumal mit dem akademischen Lernen.

Dass die Fähigkeit, seine Impulse zu beherrschen, tatsächlich mit dem Erfolg in der Schule und im Leben zusammenhängt, bewies bereits in den 1960er Jahren der Psychologe Walter Mischel aus Stanford. Mischel bot Vierjährigen einen Teller mit zwei Negerküssen (ups – andere Diskussion) an: Sie könnten entweder gleich einen essen, oder aber warten, während der Forscher den Raum verließ, und bei seiner Rückkehr beide bekommen.

Mischel  fand bei Langzeitfolgeuntersuchungen heraus, dass die Fähigkeit oder Unfähigkeit eines Vierjährigen, der Versuchung zu widerstehen, eine zuverlässige Prognose seines Schulerfolg mit 14 Jahren ermöglichte; und dass diejenigen, die mit vier Jahren auf die Rückkehr des Forschers gewartet haben, mit 27 in der Regel erfolgreicher, umgänglicher und weniger anfällig für Drogenprobleme waren als diejenigen, die gleich genascht hatten.

Ich will nicht weiter auf die Verirrungen eingehen, die in den frühen 1970er Jahren unter den radikaleren Linken dafür sorgten, dass diese Ergebnisse diskreditiert wurden. Ich erinnere mich etwa an ein Seminar zur Frage der Heimerziehung mit Ulrike Meinhof, bei der die Dozentin meinte, es ginge ja gerade darum, die verklemmte bürgerliche Haltung aufzugeben und von der lebensbejahenden Sinnlichkeit der Unterschicht zu lernen: Negerküsse für alle – und zwar sofort!

Das war, in Verbindung mit den Sprachstudien, die – entgegen der Theorie eines „restringierten Codes“, der es den Unterschichtkindern unmöglich mache, in der Schule zu reüssieren – die Komplexität und Lebendigkeit, kurz Gleichwertigkeit der Unterschichtsprache betonten, Vorläufer jenes kulturellen Relativismus, der lange Zeit – und vielerorts bis heute – Erzieher und Lehrer unsicher macht und an der Formulierung einer Leitkultur des Lernens hindert.

Als Mitglied einer kommunistischen Partei, die dem leninistischen Prinzip der Hebung der Arbeiterklasse auf das Niveau der Avantgarde verpflichtet war, leuchtete mir der Kulturrelativismus nie ein; es schien mir auch, dass er für die Angehörigen der Intelligenz den angenehmen Nebeneffekt hatte, ihre soziale Stellung zu festigen: Wer dem Kind aus dem Prekariat oder aus einer Zuwandererfamilie vermittelt, „du willst ja gar nicht werden wie ich, verklemmt, entfremdet, verbürgerlicht, verkopft“, der sperrt das Kind ebenso sicher in den Käfig seiner Herkunft und Familie ein wie der Theoretiker, der behauptet, die Intelligenz werde vererbt, daher sei es im Grunde genommen verlorene Mühe, die Kinder von Leuten heben zu wollen, die ihrerseits an der Schule gescheitert und darum unten sind; vielmehr müsse man Akademikerinnen, Managerinnen  und Freiberuflerinnen  dazu anregen, mehr Kinder zu haben; bekämen nur die Proleten und Zuwanderer Kinder, schaffe sich Deutschland in wenigen Generationen ab.

In einem neuen Buch – darum die Eingangsbemerkung, es komme alles wieder – beschäftigt sich der New Yorker Journalist Paul Tough (toller Name) mit den Faktoren des Schulerfolgs und – wichtiger – des Erfolgs im Leben, und findet, dass die Messung der Intelligenz, etwa durch IQ-Tests – Überraschung! – ein schlechter Gradmesser ist.

Und auch der Schulerfolg selbst garantiert nicht den Erfolg im Leben, wie die meisten von uns intuitiv-anekdotisch ahnen, wenn wir daran denken, wer bei uns in der Klasse der beste Schüler war und was aus ihm geworden ist.

In „How Children Succeed: Grit, Curiosity and the Hidden Power of Character“ beschreibt Tough das Schicksal einer Gruppe von Schülern aus der Bronx, die 1999 rekrutiert wurden, um an einem besonderen Programm teilzunehmen. Die meisten waren Schwarze oder Hispanics aus armen Familien.

Die Teilnahme am „Knowledge Is Power Program“ (KIPP) sollte zeigen, dass auch sozial benachteiligte Kinder mit dem richtigen Unterricht genau so  gute Schulleistungen erbringen konnten, wie die privilegiertesten Kinder an den besten Schulen der Stadt – und das gelang spektakulär. Fast alle Programmteilnehmer schlossen ihre Schule so gut ab, dass sie an den besten Hochschulen des Landes – oft mit Stipendien – studieren konnten.

Sechs Jahre später jedoch hatte nur ein Fünftel der KIPP-Schüler einen Hochschulabschluss. Die Mehrheit hatte das Studium abgebrochen.

Was ihnen fehlte, so Tough, war einerseits intellektuelle Neugierde, andererseits eine Charaktereigenschaft, die er „grit“ nennt: die Fähigkeit, seine Impulse zu kontrollieren und an einem Problem dranzubleiben, hart  zu arbeiten und durchzuhalten. Das hätte Walter Mischel kaum überrascht.

Was Mischel allerdings nicht so genau wusste, war, woher die Fähigkeit zur aufgeschobenen Bedürfnisbefriedigung herkommt. Sie war „bürgerlich“, gewiss, aber was bedeutet das genau?

Angesichts einer steigenden Zahl auch bürgerlicher verhaltensgestörter Kinder und Jugendlicher, die diverse Lernschwierigkeiten, Unlust und Leistungsverweigerung an den Tag legen, haben viele Ratgeber Konjunktur, die in Anlehnung an  Michael Winterhoffs  These von den „kleinen Tyrannen“ die Schuld für diese Entwicklung darin sehen, dass in der Folge der „antiautoritären Erziehung“ Eltern vergessen haben, Nein zu sagen.

Deshalb lernten die Kinder halt nie, mit Frustrationen umzugehen. Diese relativ simple Denkschule ist in Deutschland so mächtig, dass ein Buch des dänischen Familienpsychologen Jesper Juul, der eigentlich einen ganz anderen Ansatz vertritt, von seinem deutschen Verlag den Titel „Nein aus Liebe“ verpasst bekam, was Juul, wie er mir im Interview sagte, für „faschistisch“ hält.

Die Psychologen und Neurologen, die Tough befragte, haben etwas weniger spekulative Antworten auf die Frage, wie Kinder lernen können, mit Frustrationen umzugehen. Ihre Forschungen zeigen, dass Armut, dysfunktionale Familien, Gewalt und sexueller Missbrauch – kurz: extremer Stress – den präfrontalen Cortex beschädigen, und zwar derart, dass die beschädigten Kinder es schwieriger finden, schädliche Impulse zu unterdrücken.

Herkunft ist Schicksal – nicht mittels der Genetik, aber mittels der Biochemie. Armut ist nicht, wie Rilke meinte, „ein großer Glanz aus innen“, sondern ein Verbrechen gegen kleine Kinder, die mit einem in die Neuronen eingeschriebenen Defekt in die Schule kommen.

Die gute Nachricht ist allerdings, dass der beschädigte Hirnteil auch repariert werden kann. Der präfrontale Cortex bleibt bis ins Erwachsenenalter durch Erfahrung formbar. Liebe und Fürsorge durch Eltern oder Erzieher kann den Stress der Armut lindern.

Charakter kann erlernt werden. Ob allein durch die Erfahrung der Frustration, wie Winterhoff zu suggerieren scheint, ist allerdings fraglich. Bei der überwältigenden Mehrheit der Problemkinder, mit denen wir es zu tun haben, ist Frustration ja das tägliche Brot.

Die Schule allerdings, die sich nicht auf „kompensatorische Erziehung“ versteht, oder die kompensatorische Erziehung nur als Angebot von Extraklassen und mehr Unterricht missversteht, wird scheitern, weil die Schüler das Angebot nicht annehmen oder nicht davon zu profitieren verstehen und darum nur die Vorurteile der Lehrer bestätigen, und sei es nur das Vorurteil, sie „wollten“ eben nicht, sie hätten eben ihre Wahl getroffen.

Charakter ist lernbar: Dies war und ist die Botschaft der Reformschulen gewesen, die sich das Ziel setzten, „das Kind seiner Gesamtheit zu sehen“. Und auch die herkömmlichen Schulen haben laut Schulgesetz einen „Erziehungsauftrag“.

Man tut aber der überwältigenden Mehrheit der Lehrer und Erzieher bestimmt kein Unrecht, wenn man feststellt, dass sie niemals gelernt haben, wie man Charaktere erzieht. Die meisten haben zwar gelernt, wie man mit Frustrationen umgeht, sonst wären sie nicht dort, wo sie sind. Aber die Dauerfrustration des Lehrerberufs, mit dem besten Willen der Welt am scheinbaren Unwillen der Schüler zu scheitern, halten die wenigsten aus.

Ihnen – und ihren frustrierten Schülern – kann geholfen werden; freilich muss die Schule dafür anders werden.

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178 Gedanken zu “True Grit: Warum Kinder an der Schule – oder am Leben – scheitern;”

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    @ Silke

    Was Sie beschreiben mit der Tochter des Landtagsabgeordneten, gab es 20 Jahre später so nicht mehr. Ich kannte mehrere Leute, die der DAAD und die Deutsche Studienstiftung gefördert haben, und die waren alle aus ganz normalen Häusern. Sie waren durch die Bank sehr begabt. Eine, die ich noch im Auge habe, ist sehr hoch hinaufgekommen. Sie hat allerdings auf Kinder verzichtet. Sie hatte, was Alan Posener beschreibt: Grit, was ich mit „Biss“ übersetzen würde. Sie war nicht nur in ihrem Fach bewandert, sondern rundum neugierig und dadurch gebildet. Sie dürfen nicht Ihre Negativerfahrungen auf spätere Zeiten übertragen.

    @ KJN
    Sie schreiben, Bildung müsse sich lohnen. Man kann das heute schwer vermitteln, wenn doch die Jugendlichen sehen, wie knapp die Auswahl an attraktiven Ausbildungs-, Arbeitsplätzen ist.
    Ich finde ja, Bildung sollte Neugier hervorrufen. Ich kenne einen Geschichtslehrer, der machte stundenlang trocken Bismarck und die Zeit zwischen den Kriegen, statt dass er die Kriege selbst machte, die viel interessanter sind (vor allem für Jungen!), wenn auch schäbiger. Ich kannte früher jeden Panzertyp aus dem ersten und vor allem zweiten Weltkrieg.
    Man muss den Lehrplan so gestalten können, dass der Stoff hochspannend wird. Das können die wenigsten Lehrer. Einzelne begnadete Gestalten bringen das. Ich selbst hatte so einen, einen sehr begnadeten Lehrer. Der aber war auch ein Einserschüler gewesen und hatte kapital mehrere Fächer studiert. Meine Idee war immer Numerus Clausus plus ein Supergehalt plus Ablösung vom Beamtenstatus, damit Bessere etwas Attraktives im Lehrerberuf sehen. Wir können kaum erwarten, dass Lehrer brillant sind, wenn die meisten ein Abi mit der Durchschnittsnote 3 hatten, die Exzellenten aber Medizin oder Ökonomie studieren.
    Dann kannte ich andererseits eine Mutter, die machte sich immer Zöpfchen und trug teenager-Kleidung, keine Seltenheit. Ich will auf den Infantilismus mancher Eltern, ihren Jugendwahn und ihre Äußerlichkeiten, hinaus, ihre oft absolut fehlende Vorbildfunktion, ihre Egozentriertheit. Es fehlt an allen Ecken, und jemand, der das auf den allgemeinen Auflösungsprozess 67/68 schiebt, hat nicht unrecht. Die „Negerküsse“, die schnelle Befriedigung durch Konsum, kommen dazu, und zwar schon in der zweiten Generation. Wo kein Vorbild mehr, da wird es schwierig. Rudolf Steiner war es immer sehr wichtig, dass Eltern eine Vorbildfunktion haben. Dafür müssen Eltern nicht alles wissen, vor allem heute nicht, weil sie es googeln können. Aber sie müssen gewisse Werte schätzen und sich bewusst sein, dass sie nicht die Geschwister ihrer Kinder sind, sondern die Vorgesetzten, die Grenzen setzen. Und hier greift Herr Bueb an, an dieser Stelle. Wenn einer in Salem Mist baute, wurde er früh aus dem Bett gejagt und musste erstmal laufen gehen, soweit ich weiß. Es ist weniger ein Autoritätsproblem als eine mangelnde Fähigkeit, Grenzen zu ziehen und nein zu sagen. Man erzieht oft Hunde besser als Kinder. Kinder dürfen nicht der Ego-Erweiterung dienen. Tatsächlich aber tun sie das oft.
    Jugendliche hassen das, wenn Eltern bei H&M oder auch Hollister oder Abercrombie einkaufen gehen und in ihre Welt eindringen. Eltern müssen – deswegen heißen sie ja so – auch älter werden können und einen klar anderen Planeten bewohnen und zwar am besten einen weiseren.
    Und dann darf man etwas Wichtiges nicht vergessen: Rollenmodelle unter Geschwistern. Hat man einen Überflieger, ist es fast logisch, dass der Nächste den Kaspar spielt. Und mit dem Kasperletheater ist man jahrelang abendfüllend beschäftigt. Die Tragik ist, dass das oft der Kreativere wird, die Schule ihn aber aussortiert. Lehrer, die meisten, haben keinerlei Gefühl für andere Begabungen. Sie sind unter’m Strich miserabel ausgebildet, haben eine Beamtenmentalität, und im Lehrerzimmer müffelt es mittelmäßig. Den Rest sollte man Sarrazin schreiben lassen, denn mit Beamtenmentalität hat er wirklich Recht (vermutlich der Hauptgrund, warum er so verhasst ist).

  2. avatar

    Lieber Herr Lyoner

    der eine unterstellt hier Angela Merkel den Avatarstatus, der andere sieht Alan Posener in der weibliche Aliasrolle:

    Vielleicht sollten Sie beide das Recherchieren doch noch üben:

    „Lyoner sagt:
    22. Januar 2013 um 18:11

    Schöner ergänzender Artikel in der WELT

    http://www.welt.de/wissenschaf…..icher.html

    @ Alan Posener

    Schreiben Sie auch als “Fanny Jimenez”?“

    Zur Ihrer Aufklärung hier ein Bild von Fanny Jiminez:

    http://www.die-fachwerkstatt.de/jimenez/

    Und bitte nicht mehr solche Hoax hier verbreiten, sondern erst einmal recherchieren, was Sie sonst im allgemeinen auch machen.

    Oder liegt es daran, dass Sie sich nicht vorstellen können, wie auch Parisien, dass Frauen wissenschaftliche Inhalte journalistisch aufbereiten können??

    Das war mein Kommentar zur Genderdebatte hier im Blog.

  3. avatar

    @Liebe Frau Merkel: Auch Sie haben mir eine Menge Text erspart.
    Mein Bedarf an männlicher Unvollkommenheit, bzw. Unfähigkeit wurde heute schin zu Genüge professionell gedeckt, daher möchte ich mir hier einen weiteren weiblichen Ausbruch von Überlegenheit ersparen.

    Ja, es ist gequirlte …., was das pesudomierte Kondom hier von sich gibt.

    Ich hingegen fordere, als gesunde Gegenreaktion geradezu die Auflösung der Koedukation.
    Wollen wir uns weiterhin im Klassenzimmer mit frustrierten, verhaltensgestörten und zur Impulsbeherrschung nicht fähigen Subjekten messen, die sich von den wahren Intelligenzträgern schon durch das XYY unterscheiden und von denen man(leider irrtümlich) annahm sie seine kognitiv retardiert?

    Als Absolventin eines konfessionellen Mädchenstiftes kann ich empirisch belegen, daß weibliche Intelligenz sich ungehinderter im geschlechtsspezifischen Gruppenverband entwickeln kann.

    @Alan Posener: Sie haben in Ihrem Beitrag die Koedukation und deren“angeblich verheerende Auswirkungen“ eingeführt; dazu gehört auch die Möglichkeit der geschlechtsspezifischen Aufsplittung.

    Sie können nicht ein Faß aufmachen und dann die Diskussion in Ihre Bahnen lenken wollen!
    Das widerspricht total dem Level dieser Veranstaltung hier.

  4. avatar

    Hm, Herr Posener, ist mal jemand der Frage nachgegangen, ob es bleibende Schäden verursacht, wenn jemand zu lange uff´ die Schule gegangen ist, – und damit entscheidende Jahre seines Lebens vergeudet hat? … gar in einem Internat war und mit PTBS oder PTSD-Störungen zu kämpfen hat?… – noch 3 von den Thymoleptikum, das hilft!

    weil, angelehnt an Galileo: „Du kannst eh´ niemand etwas lehren, du kannst ihm nur helfen, es in ihm selbst zu finden!“

  5. avatar

    @ Silke

    Das Muttiding, das Sie beschreiben, das geht nur mit den Braven. Ansonsten ist das der Freifahrtschein für Betrug. Wir hatten hier zum Glück immer genug Zoff, eine relative Garantie gegen Fremdgehen auf beiden Seiten, weil einem der/die andere nicht sicher ist. Aber den Zoff muss man auch erst lernen. Für Harmonie hat man den Hund. Oder eine schöne CD.
    Aber Ihre Damentoiletten lehren einen das Grausen. Im Vergleich dazu muss es in der Schule doch relativ schön sein. Ich finde, Sie sollten den Damentoilettenbesucherinnen sagen, dass „gequirlte Kacke“ uncool ist. Ich kannte mal eine arme junge Frau, die immer erster Klasse mit der Bahn fuhr, damit sie in der ersten Klasse jemanden kennenlernte. Das sparte sie sich vom Essen ab. Ich weiß nicht, ob’s funktioniert hat. Die meisten in der ersten Klasse sind besetzt. Wie Toiletten im Flugzeug nach dem Essen. Jedenfalls wäre ihr so ein Ausdruck nie untergekommen.

    Sorry, Alan Posener, aber es ist Abend. Ich hab‘ uns was aus der Weinhandlung gegönnt und israelische Parteien studiert, alle vier Jahre neu, ein dynamisches Land. Ich finde es gut, dass Sie die Reformschule retten wollen. Ich hätte gern wieder die Bildungspflicht statt Schulpflicht. Wir bräuchten mehr Freiheit im Bildungswesen. Der Post hat mich aufgeheitert.

  6. avatar

    @ V/P Parisien

    Hunde sind, wie Houellebecq schreibt, wahre Liebesmaschinen. In „Karte und Gebiet“ ist in einem wahrhaft zärtlichen Kapitel die Familiengeschichte des Kommisars, seiner Frau und ihrem liebenswürdigen Hündchen zu lesen. Große Literatur.

  7. avatar

    @Lyoner
    Danke für den Link. Allein das Video.. 🙂

    „Kidd vermutete, dass ein unbeständiges und unzuverlässiges Umfeld dazu führt, dass Kinder keinen Belohnungsaufschub zeigen – und dass dies dann auch eine vernünftige Strategie sei.“
    Das ist das, was R.Z. und ich ja auch schon vermuteten und es ist wohl bestätigt worden. (Und da soll noch einer sagen, es gäbe ihn nicht, den homo oeconomocus.) Im Kleinen, wie im Großen: Vorsorge muss sich auch lohnen, Bildung muss sich auch lohnen. „Leistung“ (Arbeit) muss sich lohnen. Die (Karriere-)Versprechen können nicht gehalten werde, wenn Firmen bei „schlechten“ Quartalszahlen schon ins Schlingern geraten, weil den Aktionären und Investoren der Triebverzicht so gar nicht gelingen will. It’s the economy, stupid.
    Das kann die Schule allein bestimmt nicht richten. Deswegen nochmal: Kinder stark machen. Aber wie? Vielleicht tatsächlich so, wie dbh meint. Was über 2000 oder 3000 Jahre funktioniert hat, wird auch in dieser Wertekrise helfen. Oder hat jemand einen anderen Vorschlag?
    Jedenfalls scheint es mir so, daß unsere Generation es gerade vermasselt – von daher brauchen wir starken und nicht an die jetzigen verhältnisse angepassten Nachwuchs.

  8. avatar

    Natürlich spielt die Herkunft eine Rolle – ca 1956 konnte eine aus unserer Stadt in die USA geschickt werden. Ich war von der Englischlehrerin empfohlen beim Vorstellungsgespräch. Ich glaube, ich habe es gut gemacht. Dennoch bekam die Tochter des Landtagsabgeordneten den Zuschlag.

    Und ich denke heute in der Weisheit meiner Jahre, daß die damals richtig entschieden haben, denn es sind ja nicht nur die Englischkenntnisse (meine waren besser), es ist ja auch die Form, in der man gebacken wurde, die für den Erfolg einer solchen Sache, in der man zugleich auch Botschafterin seines Landes ist, ausschlaggebend ist. Und da ist eben die bereits erkennbare junge Dame die bessere Wahl.

  9. avatar

    Liebe Frau Angela,

    ich erinnere mich genau, wer und wann mir meine Hemmungen in bezug auf den Gebrauch deftiger Sprache genommen hat (es war eine NachbarIN) und ich würde „gequirlte Kacke“ immer als eindeutig weiblich einordnen. Männer nutzen meiner Erfahrung nach lieber Althergebrachtes, durch langen Gebrauch Etabliertes und daher weniger bildmächtig.

    Bullshit iss (oder sollte sein) ja nu spätestens seit Harry Frankfurt’s Buch sogar bei Deutschland’s Hoch-Augenbrauen-Leserschaft salonfähig …

    Aber iss es nich schön, als wie edel hilfreich und gut „wir“ bei vielen noch immer gelten und ist es nicht schade, daß die Mannsleut vergessen haben, für wie schön sie sich einmal sahen?

    http://athensgreece.ca/images/poseidon.jpg

  10. avatar

    Ich mag keine Frauen, die „gequirlte Kacke“ sagen. Das hat keinen Stil. Wie Marlene Dietrich sich eine anzündete (und das war was ganz Neues) oder Greta Garbo den Hosenanzug einführte oder Katherine Hepburn und Lauren Bacall die Gleichwertige gaben, das hatte alles Stil. Wenn Frauen heute den Männern „gequirlte Kacke“ nachreden, haben sie verloren. Alles. Den Charme, den Stil, das Besondere.
    Wenn die Queen „gequirlte Kacke“ hören würde – wie bitte übersetzen Sie das? – wäre sie nicht amused. Und die hat auch Stil. Sie offenbaren damit, Silke, warum Weibsbilder, die auf Klos so was ‚rauslassen, nicht zur Prinzessin oder auch Managerin taugen. Aber dann sollen sie nicht klagen, wenn sie bei Schlecker malochen.

  11. avatar

    Lieber Herr Posener,

    da habe ich wieder einmal die weibliche Unfähigkeit zur Impulsbeherrschung gezeigt.

    Was Ihren Essay betrifft kann ich Ihrer Aussage:

    Herkunft ist Schicksal nur zu stimmen.

    Ich bin in der 2. Generation Akademikerin und habe es auch in der Schule erlebt, welche Rolle die Herkunft gespielt hat in Bezug auf Erfolg oder Nichterfolg. Auch bei den Studienabbrechern können Sie ähnliche ´Gründe finden, die Sie aufzeigen.

    Ein Schlüsselerlebnis in Bezug auf die Lehrer hatte im vergangenen Jahr bei der Einschulung.

    Ich habe eine Lehrerin gefragt, welche Fächer sie unterrichtet.

    Ihre Antwort : Ich bin zuerst Lehrerin!

    P.S. Die Lehrerin ist Dänin

    Vielleicht liegt es daran, dass wir zuviele
    “ Fachlehrer “ und zu wenig Lehrer im pädagogischen Sinn habe

    Ihren Jesper Juul lese ich sehr gerne und nehme, soweit ich Zeit, habe mit meinem Mann an den Veranstaltung des familylabs teil:

    http://www.jesperjuul.com/en/f.....tional.asp

    http://www.familylab.de/

  12. avatar

    @P/VS

    Ich hatte nur Silke zitiert:

    Silke sagt:
    21. Januar 2013 um 21:21

    KJN

    Man gebe einem Hafenarbeiter., einem Kommis, einem Turnlehrer oder einem Briefträger die volle Verfügung über seine Zeit und seine Person, und er wird trübsinnig oder zum Schurken werden

    Falls das nicht ironisch gemeint ist, ist es gequirlte Kacke

    „Seien Sie sich mal nicht so sicher, dass avatar “Angela Merkel” eine Frau ist. “Gequirlte Kacke” z.B. sagen Frauen eher selten, auch bullshit kommt seltener vor.“

    Es soll ja auch Frauen, die z.B. einmal in den USA studiert haben und so ein Wort wie bullshit in den Mund nehmen.

    Hat Ihre Frau noch nie Scheisse gesagt?

    Dennoch, warum soll Frauen nicht auch die Schimpfwörter der Männer benutzen.

    Zu Ihrem Avatar:

    Ich habe bereits erklärt dass meine Schwiegereltern daran schuldig sind, dass ich mit Familienname Merkel heiße.

    Und als Österreicher sind sie immer noch stolz auf ihren entfernten Verwandten Max Merkel dem Fußballtrainer.

    Dass der Name Merkel eines Tages mit der deutschen Bundeskanzlerin in Verbindung gebracht wird ist Schicksal.

    Was den Avatar betrifft, mit meinem Vornamen haben Sie recht er lautet in meinem Personalausweis Angelika.

    Mein Mann redet mich in bestimmten Situation allerdings immer mit Angela an….

    Daher habe ich ihn hier für den Blog einfach übernommen.

    Ich hoffe dass Sie nicht weiter ins Grübeln kommen.

    Es grüßt Sie herzlich eine Frau, die bei solchen Sätzen von Ihnen die Unfähigkeit zur Impulsbeherrschung zeigt.

  13. avatar

    Das Kind hockt also vor seinem Marshmallow, übt sich in Triebsublimierung und hofft darauf, dass aus dem einen Marshmallow mit der Zeit zwei werden. Es ist nicht verwunderlich, wenn dieses Kind dann später zu einem erfolgreichen Banker wird. Es gehört jedenfalls eine gehörige Portion Urvertrauen, Optimismus und Zinsverständnis dazu, die das Kind höchstwahrscheinlich aus seiner wohlhabenden Familie in den präfrontalen Kortex aufgesogen hat. Den Direktverwertern ist dagegen der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach, um ein weiteres schönes Sprichwort zu bringen.

  14. avatar

    @ Alan Posener

    Vielleicht hat mich auch Philip Roth so ernüchtert.

    @ you know who

    Ich geb Ihnen was für Ihre Vitrine: Wenn ich das Gefühl habe, Sie kämen mir zu nah (was Einbildung sein kann, denn Schrift täuscht), bin ich weg, sofort. Ich habe mehr mit einem Einhorn gemein als mit diesem Wahn, viele „Freunde“ zu haben auf facebook. Ich mag Nähe nicht besonders, stellen Sie sich vor. Mein Hund liegt meistens zu meinen Füßen. Das finde ich angenehm. Er ist kein Rumpelstilzchen, wie es im post von Kocks von jemandem geschildert wurde. Er ist ein Siebenzwerg, hat keinerlei Häme oder Hintergedanken. Ich komme im Laufe des Lebens zu dem naheliegenden Schluss, dass sie bedeutend besser sind als wir, die Tiere. Viel direkter und ehrlicher. Deswegen ist es gut, dass wir den Wolf wieder ansiedeln, solange nicht übertrieben wird.

  15. avatar

    @ Alan Posener

    Ich glaub, mein Unterbewusstsein war da in der Tat völlig unchristlich beeinflusst von einer Kurzgeschichte vom großen Harold Brodky, an der ich viel Vergnügen hatte.

    @ you know who

    Ich guck mir erstmal länger an, ob Sie das Monothematische aufgeben. Ich wette nein.

  16. avatar

    V/P

    wenn Sie glauben, Frauen benutzen Sprache à la „gequirlte Kacke“ eher selten (stammte von mir und ich war schon immer atemberaubend weiblich, meinten jedenfalls die Jungs, will sagen nicht das Ergebnis einer Geschlechtsumwandlung, dann ist Ihnen zur Berichtigung Ihres Weltbildes dringend ein Ausflug in die real existierende Arbeitswelt anzuraten. Dort angekommen, müssen Sie sich den Status eines vertrauenswürdigen Kollegen oder einer solchen Kollegin erwerben, so daß man sie in Küche und/oder Toilette oder beim Kaffee mitplaudern läßt und dann wird Ihr Wortschatz erweitert werden und damit Ihre Kenntnis der Welt.

    ——-

    Was das Leiden heutiger Knaben und Jungmänner anlangt: Die Bauersfrauen meiner Nachbarschaft bewältigten 24/7 ein atemberaubendes Arbeitspensum. Eines Tages deckten die Männer in ziemlich eisigen Wetter ein Dach und was sagte die Arbeitssamste von allen, die für die 8 Stunden Schlaf am Stück selbst an Weihnachten nicht vorgesehen war? Sie sagte, die armen Männer, in der Kälte – und da hatte ich ein Aha-Erlebnis – die Jungs haben’s einfach drauf, das Mütterliche anzusprechen …

    Andererseits sollten die jetzt so Geplagten, es sich sorgfältig überlegen, ob sie alte Verhältnisse wieder haben wollen – Meines Wissens haben sich die Überlebenschancen von Männern und Frauen bei solchen Ereignissen doch ziemlich angeglichen oder sogar zu Ungunsten der Frauen verschoben … oder wollen die jetzt so herzhaft jammernden Jungs wieder dahin kommen, daß sie sich so bereitwillig opfern wie seinerzeit? (Artikel muß man nicht unbedingt gelesen haben bis auf die Zahlen, die lohnen sich)

    http://www.lrb.co.uk/v35/n02/t.....eated-race

    ———-
    Herr Posener,

    – tut mir leid, aber wenn die Jungs das Lied vom Leid der Jungs in der Schule anfangen, dann ist das Gender-Thema unvermeidlich. Es sei denn natürlich, ich als Mädel lasse mir das ganz großzügig einfach so gefallen.

  17. avatar

    APo: Angesichts einer steigenden Zahl auch bürgerlicher verhaltensgestörter Kinder und Jugendlicher, die diverse Lernschwierigkeiten, Unlust und Leistungsverweigerung an den Tag legen, haben viele Ratgeber Konjunktur, …

    Laber-Rhabarber.

    Lieber Herr Gesangsverein, werte Genossen und Ungläubige,

    Sozialismus und Charakter sind widersprüchlich und nicht vereinbar. Daher. (Tipp von meinem Hamster: schicken Sie Ihren Nachwuchs auf eine jüdische oder eine katholische Schule.)

    Übrigens geht Rock ’n‘ Roll auch ohne Drogen.

  18. avatar

    Schöner ergänzender Artikel in der WELT

    http://www.welt.de/wissenschaf.....icher.html

    @ Alan Posener

    Schreiben Sie auch als „Fanny Jimenez“?

    @ V/S

    Könnte man das auf uns übertragen?

    „Das Ergebnis: Teilnehmer mit guter Selbstkontrolle nutzen ihre neuronalen Netzwerke nicht nur effizienter, sie zeigten als Gruppe auch ein homogeneres Aktivierungsmuster als die weniger kontrollierten Probanden.

    Das heißt: Die stark Kontrollierten nutzen nur wenige, dafür aber die gleichen Netzwerke, während weniger Kontrollierte viele und individuell unterschiedliche Netzwerke anwarfen.“

  19. avatar

    „Man tut aber der überwältigenden Mehrheit der Lehrer und Erzieher bestimmt kein Unrecht, wenn man feststellt, dass sie niemals gelernt haben, wie man Charaktere erzieht.“
    Und man tut dieser „überwältigenden Mehrheit“ ebenso sicher nicht Unrecht, wenn man Feststellt, dass sie in der Regel kaum Ahnung haben, für was für eine Arbeits-Ausbildungs- Karrierewelt sie ihre Schüler eigentlich erziehen sollen. Erinnert sich noch jemand an den Satz: „Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir.“ Der Satz stimmt zu 100%- aber nur für die Menschen, die nach der Schule, nach einem Ausflug an die Uni, als Lehrer zurück an eben diese Schule gehen, um fortan einen zwar stressigen, aber weitgehend von Leistungs- oder Erfolgskontrollen freien Beruf auszuüben.
    Und man tut der Mehrheit dieser Lehrer sicher auch nicht Unrecht, wenn man feststellt, dass sich die Erkenntnis, dass nicht jeder Mensch zur gleichen Zeit das gleiche mit gleicher Intensität lernt in dieser Berufsgruppe noch nicht weit herumgesprochen hat. Dass in einem Schulwesen, dessen Ideal darin besteht, dass alle zur gleichen Zeit die gleichen Vergleichsarbeiten schreiben müssen, mancher und manche durch das Netz rutschen- wen wundert das?
    Was fehlt (auf allen Stufen von der Förderschule bis zum Gymnasium) sind Lehrpläne und Lehrer, die imstande sind, unterschiedlich entwickelte Menschen mit unterschiedlichen Methoden für „das Lernen“ zu begeistern und die natürliche Neugierde der Schüler zu wecken, beziehungsweise wach zu halten.
    Und was ebenso fehlt, ist die Erkenntnis, dass auch in der (Aus)Bildung manchmal Umwege gegangen werden sollten: Wer in Mathe schwach ist könnte, über den Umweg Sport/Musik/Kunst o.ä. neues Selbstbewusstsein tanken und den Spaß am Lernen zurück gewinnen.

  20. avatar

    Insgesamt kann ich dieser ganzen Schuldebatte nicht wirklich was abgewinnen. Rückblickend waren wohl die Lehrer-innen für mich das größte Glück, die irgendwie als Vorbilder/Rollenmodelle taugten und da hatte ich eben zu meinem Glück?/Unglück? eine ausreichende Auswahl an Persönlichkeiten mit kleineren unverwechselbaren Eigenheiten – doch ob das heute, wo das Fernsehen alles nicht-Häufige aka Un-Normale ver-normalisiert hat, noch überhaupt machbar wäre?

    i.e. ob nicht hinter jedem ganz eigenen Menschen sein Seriendouble vorm geistigen Auge der Kinder auftaucht?

  21. avatar

    R.Z.

    Wenn man den Marchmallow isst, der vor einem auf dem Teller liegt, hat man wenigstens diesen einen. Ansonsten riskiert man, dass der freundliche Wissenschaftler wieder reinkommt und statt eine zweiten dazuzulegen diabolischerweise den einen wieder wegnimmt.

    Jawoll…ja – Danke für den Einwand, denn für wen gebrochene Versprechen von Erwachsenen der Normalfall sind, der wird, so er/sie klug und überlebenstauglich für eine solche Kindheit ist, so und nur so handeln.

    Andererseits wer z.B. in einem Umfeld aufwächst, wo Gebrauchsanweisungen immer eine Macke enthalten, so daß deren Befolgen zum Scheitern führen muss, entdeckt vielleicht die schriftlichen und kommt dann dank der Krücke doch noch über die Runden.

  22. avatar

    Liebe Frau Angela,

    nur zur Vervollständigung Ihres Argumentereservoirs: Meine Mutter mußte 1940+ bei Henkel Düsseldorf aufhören, weil sie geheiratet hatte oder schwanger geworden war. Ich habe vergessen, was der genaue Grund war, jedenfalls war der Grund so oder so, daß sie das Geschlecht hatte, das sie hatte.

  23. avatar

    es war keineswegs so, wie jetzt von Kritikern unterstellt wird, dass alle wussten, was mit Becker los war.

    mit Verlaub Herr Posener, das glaube ich nicht

    denn in meiner Teenagerzeit war „stell Dich nicht so an“ oder „Mein Gott, nu lass ihn doch“ das Gängige.

    Als Kindesmissbrauch in den MSM Modethema wurde, protestierte ich per Leserbrief dagegen, daß so getan wurde, als sei bei Jungens gar nix los, wo doch jedeR Leser wissen konnte, daß mindestens in Nordafrika und in deutschen Fürsorgeinstitutionen es mit Jungens getrieben wurde.

    Will sagen, die schiere Logik, daß da was sein müsse, war nicht im öffentlichen Bewußtsein. Ich weiß weiter nix über Bueb, aber ich denke, wenigstens das sollte er heute sagen und sich fragen, genau wie Ihr Bruder, was sie denn damals so alles für nicht bemerkenswert hielten.

    Nicht im Sinne von weiteren Schuldzuschreibungen/HexeRjagden sondern als Lehrstunden zum Thema, wie unsere Aufmerksamkeit generell funktioniert.

    PS: Das Paradieren von „Negerküssen“ in Ihrem Text berührt mich als infantil, zumal Marshmallows ja noch nicht einmal entfernte Ähnlichkeit mit jenen aufweisen.

  24. avatar

    @ Silke und Rita,

    Seien Sie sich mal nicht so sicher, dass avatar „Angela Merkel“ eine Frau ist. „Gequirlte Kacke“ z.B. sagen Frauen eher selten, auch bullshit kommt seltener vor.
    Dieser avatar flog hier hinein, als ich wagte, etwas Positives über Kanzelerin Merkel zu schreiben.
    Viel Spaß beim Grübeln!

  25. avatar

    Ein sehr anregender Beitrag, selten habe ich Alan Posener als so kenntnisreich und besonnen erlebt. Es ist ja sehr traurig, dass Schule zu einem Ort kompensierender Erziehung werden muss als ihrem originären Bildungsauftrag nachzukommen, eher schwere Charakterdefizite beheben muss als Charakter und Weltwissen zu fördern. Ich bedaure auch die Lehrer, die als kompensierende Erzieher gefordert sind. Offenbar ist dies jedoch das Gebot der Zeit, nicht zu vermeiden.

    Könnten Sie Ihre Schlußbemerkung

    „Ihnen – und ihren frustrierten Schülern – kann geholfen werden; freilich muss die Schule dafür anders werden.“

    noch ausführen?

    Wenn man nach den Ursachen dieser gesellschaftlichen Dysfunktionalität schaut, kommt man m.E. nicht um jene Kulturrevolution herum, die in dem Leitartikel „Befreite Sinneslust“ in der WELT hymnisch enthusiastisch als Apotheose des Zivilisationsprozesses besungen wurde

    „Der Rock ’n‘ Roll ist, neben der Religion, die wichtigste transzendente Kraft des modernen Menschen, ein Garten Eden, in dem wir kurz vergessen, dass wir dem Tod verfallen sind … Alles, was man den 68ern anhängt, die Zersetzung von Familie, Schule, Moral und Fleiß, hätte der Rock ’n‘ Roll (mit kräftiger Hilfe der Pille) auch ohne Dutschke und Co. vollbracht. Alles, was Kulturpessimisten beklagen, die Amerikanisierung und Plebejisierung der Kultur, das Verschwinden der Tugend aufgeschobener Bedürfnisbefriedigung und des Unterschieds zwischen Hoch- und Popkultur, die Infantilisierung der Konsumenten – all das hat vor allem der Rock ’n‘ Roll in seinen verschiedenen Inkarnationen vorangetrieben. … „Hail, hail rock and roll“ statt „Heil Hitler“, das ist ein epochaler zivilisatorischer Fortschritt.“ (Quelle: http://www.welt.de/print/die_w.....slust.html)

    Zeitigt dieser epochale zivilisatorische Fortschritt „endemische Übel, nicht zu behandeln“ wie diese?

    „In Zentren britischer Städte läuft an Wochenenden oft ein unappetitliches Stück über die Bühne. Jugendliche, nicht selten Frauen, torkeln in zweifelhaftem Zustand über den Asphalt, die Hand um die Bierflasche gekrallt oder um die Schulter eines Freundes. Verstreut am Boden liegen die schon Gefallenen, kampfbetrunkene, verlorene Menschheit.

    Polizisten tauchen auf, sammeln auf, was sich einfangen lässt, und führen die Exemplare des Elends zum nächsten Taxi oder in eine wärmende Ausnüchterungszelle. Das Bild gehört zum britischen Alltag, regt immer wieder auf – nur um sogleich zu den Akten gelegt zu werden als endemisches Übel, nicht zu behandeln. …

    Zwischen Musik und skandiertem Lallen dann programmatische Texte wie dieser: „Von Frauen, die wie komplett nackte Tiere durch die Straßen streifen, zu Trinkern, die mit Bierflaschen herumlaufen, oder solchen, die alkoholisiert unters Auto kommen und getötet werden – wir versuchen unser Bestes, das alles aufzuhalten und zu verbieten.“

    Wer wollte da widersprechen? Die öffentlichen Alkoholexzesse an Samstagabenden sähen viele Briten gerne unterbunden, wenn auch nicht gerade mithilfe der Scharia-Zensur.“ (Quelle: http://www.welt.de/vermischtes.....uille.html)

    Also, wenn unsere Kultur (sex, drugs & rock´n´roll) nicht in der Lage ist, diese endemischen Übel (repressive Entsublimierung nach Reiche und Marcuse), die ja kaum noch als Auswüchse, sondern als mainstream gesehen werden müssen, zu behandeln, sind dann diese Muslimbanden, die als Bürgerwehr auftreten, nicht unsere Nemesis?

    @ V/P aka Parisien

    Wenn Sie wollen, dürfen Sie mich auch gerne „You know who“ oder „He who must not be named“ titulieren. Es freut mich, dass Sie sich weiterhin hier einsetzen, ich freue mich über jede des Wahnsinns fette Beute.

  26. avatar

    Liebe Frau Merkel, mich müssen sie nicht agitieren. ich finde auch die Ausführungen von Parisien ein wenig… unchristlich. Ich würde aber gern, wenn es nicht zu viel verlangt ist, hier nicht eine Diskussion über Männer und Frauen führen, sondern über das Thema des Essays. Was meinen Sie?

  27. avatar

    1) „[…] andererseits eine Charaktereigenschaft, die er „grit“ nennt: die Fähigkeit, seine Impulse zu kontrollieren und an einem Problem dranzubleiben, hart zu arbeiten und durchzuhalten.“
    2) „[…]Fähigkeit zur aufgeschobenen Bedürfnisbefriedigung […]“
    3) „Die gute Nachricht ist allerdings, dass der beschädigte Hirnteil auch repariert werden kann. Der präfrontale Cortex bleibt bis ins Erwachsenenalter durch Erfahrung formbar.“

    Wie? Bitte sagen Sie mir wie man als Erwachsener diese Verhaltensweisen (1 und 2) ändern kann oder besser gesagt, wo finde ich Informationen und Anlaufstellen (Schweiz)? Diese Lösungsansätze müssten dann natürlich wiederum so aufgebaut sein, dass sie die Verhaltensweise 1 und 2 einkalkulieren. Ob es so etwas gibt? Ich bin Ihnen überaus dankbar für eine konkrete Antwort.

    Freundliche Grüsse

  28. avatar

    @A.M.
    Gerne auch speziell für Sie ohne Pawlow. Nicht nur, weil ich nach wie vor dem weiblichen (schöneren) Geschlecht (in toto wie speziell) zugeneigt zu sein scheine, nehme ich folgende Zusammenhanglosigkeit..
    „Es ist knapp 100 Jahre her, dass Frauen das Wahlrecht erhielten. Meine Mutter mußte noch die Genehmigung ihres Ehemannes einholen um ein Bankkonto zu eröffnen. Vielleicht braucht es daher auch noch Jahrhunderte bis ihr Männer endlich begreift: dass die Unfähigkeit zur Impulsbeherrschung (auch) ein männliches Problem sei.“
    ..in männlich-charmantem Verstehenwollen zur Kenntnis. Also wir Männer müssen (auch) lernen, unsere Triebe im Zaum zu halten, damit Frauen ihr Wahlrecht nicht wieder verlieren und Karriere machen können. Hm..
    Außerdem dürfen Frauen zu jeder Zeit ihre Ansprüche formulieren und geltend machen, während Männern, wenn sie sich überfordert fühlen (s. Beitrag V/P), „ein etwas gespanntes Verhältnis zu Frauen“ attestiert wird. Ich möchte jetzt nicht über den Referenzcharakter Ihrer Kinder und der Ihrer Nachbarn streiten, nur sind Parisien/Vercors und ich es nicht alleine, die Anpassungsprobleme von Jungen in Schule u.Ä. (an was eigentlich, das wäre gemeinsam zu hinterfragen) beobachten.
    Wie Rita bereits richtig bemerkte: Ich höre gerne zu. Nur zu, ich kann was ab. Aber seien Sie bitte nachsichtig mit männlich-beschränkten Aufnahmekapazität für parallel eintreffende Informationen.

  29. avatar

    Cher Alan,

    „Er war nicht zuletzt sexuell ein wenig naiv.“

    Vielleicht haben sie recht…

    Aber ich habe mich auf Amelie Fried bezogen die ihn kritisiert hatte.

    Und Amelie Fried war zur gleichen Zeit auf der Odenwaldschule wie meine deutschen Verwandten.

    Ich hatte die Gelegenheit die Odenwaldschule waehrend ihrer 100 Jahr-Feier zu besuchen und habe den Schock dort miterlebt und auch mit Zeitzeugen gesprochen.

    Meine Eindruecke und die meiner Verwandten sind sicherlich subjektiv aber ich habe ein sehr seltsames Gefuehl wenn ich solchen Personen wie Bueb begegnen wuerde.

    Aber vielleicht war Bueb auch deshalb so (sexuell)naiv weil er Lateinlehrer war und zu wenig Ovid gelesen hat:

    http://public.wsu.edu/~brians/...../ovid.html

  30. avatar

    Lieber Jean-Luc, ich verteidige Bueb, weil ich eben überzeugt bin, dass er einer ist, der die Reformschule vor ihren eigenen Verirrungen, die er in der Odenwaldschule und dann ganz anders bei seinem Antritt in Salem erlebt hat, retten will. Seine Rezeption als Vertreter der Schwarzen Pädagogik beruht fast ausschließlich auf dem titel des buchs, mit dem er reüssierte: „Disziplin“. Die wenigsten Kritiker haben das auch gelesen.
    Was die Odenwaldschule betrifft: Ich glaube tatsächliuch, dass Bueb nicht begriff, was Becker anstellte. Er war nicht zuletzt sexuell ein wenig naiv. Mein Bruder war zu der Zeit auch Schüler an der OSO,und es war keineswegs so, wie jetzt von Kritikern unterstellt wird, dass alle wussten, was mit Becker los war.

  31. avatar

    Lieber Herr Posener,

    beim googeln fiel mir dieser Artikel auf:

    http://www.focus.de/wissen/men.....05621.html

    Noch nicht einmal 50 Jahre her:

    „Das Bürgerliche Gesetzbuch schrieb es vor: Wollte eine Frau arbeiten, musste das ihr Ehemann erlauben. Erst 1977 wurde das Gesetz geändert. Bis 1. Juli 1958 hatte der Mann, wenn es ihm beliebte, den Anstellungsvertrag der Frau nach eigenem Ermessen und ohne deren Zustimmung fristlos kündigen können. In Bayern mussten Lehrerinnen zölibatär leben wie Priester – heirateten sie, mussten sie ihren Beruf aufgeben. Denn sie sollten entweder voll und ganz für die Erziehung fremder Kinder zur Verfügung stehen. Oder alle Zeit der Welt haben, um den eigenen Nachwuchs zu hegen.“

  32. avatar

    Lieber KJN,

    wenn alles in der Diskussion micht mehr hilft, dann hilft immer wieder Pawlow !!

    Ich sehe bei unseren Kindern und den Kindern unserer Nachbarn keinen Unterschied wie ihn hier V/C im Verhalten zum Computer und zum Web meint konstatieren zu müssen.

    Und wenn ich dann noch so einen bullshit (im wahrsten Sinne des Wortes lese!!)

    „dann noch stundenlang an ihr ‘rumzufummeln, bis sie immer noch nicht befriedigt ist und dann noch nachts den schreienden Balg zu versorgen und morgens den Müll ‘rauszutragenden?

    Dann kann ich auch nur wie Silke:

    Gequirlte Kacke

    sagen.

    Ich weiß nicht in welcher Welt Herr Parisien lebt, aber so eine Attacke auf die Frauen läßt letztlich doch nur den Rückschluß zu, dass er ein etwas gespanntes Verhältnis zu Frauen hat, um es diplomatisch auszudrücken.

    Und zu Alan Posener:

    „Interessante Überlegung, dass die Unfähigkeit zur Impulsbeherrschung (auch) ein männliches Problem sei. Dabei war es Jahrhunderte hindurch ein Gemeinplatz, dass gerade die Frau unfähig sei, ihre Instinkte zu beherrschen“

    Es ist knapp 100 Jahre her, dass Frauen das Wahlrecht erhielten.

    Meine Mutter mußte noch die Genehmigung ihres Ehemannes einholen um ein Bankkonto zu eröffnen.

    Vielleicht braucht es daher auch noch Jahrhunderte bis ihr Männer endlich begreift:

    dass die Unfähigkeit zur Impulsbeherrschung (auch) ein männliches Problem sei.

    Ein gutes Beispiel ist hier Parisien mit diesen Sätzen:

    „Diese supergeförderten, superschlauen Akademikerinnen finden keinen Kerl. Wer hat schon Lust, erst zurückzufallen, dann den Handwerker zu erlernen (wenn’s hoch kommt), dann noch stundenlang an ihr ‘rumzufummeln, bis sie immer noch nicht befriedigt ist und dann noch nachts den schreienden Balg zu versorgen und morgens den Müll ‘rauszutragenden? Also, meiner Ansicht nach – die nicht richtig sein muss – ist inzwischen eine gehörige Schieflage entstanden, der nur noch fehlt, dass man dem Kerl den Uterus einpflanzt und Frau mit der Peitsche ausstattet, die sie – geistig – meistens schon hat, in Form von Rechthaberei und solchem Kram. Zuckerbrot ist sie nur anfangs, “

    Den Ausführungen zufolge müßten wir gleich einen Verein zur Rettung von Parisien und Kollegen gründen.

    Ich stelle gerne ein paar Zuckerbrote zur Verfügung, die er wohl von seiner Frau nicht mehr bekommt!!

  33. avatar

    Cher M. Posener

    Ich bin immer wieder ueberrascht dass sie hier Bueb loben:

    http://www.welt.de/print/wams/.....alles.html

    „@ KJN: “Kinder stark machen” – das ist der Ansatz Jesper Juuls. Und übrigens auch des oft missverstandenen Bernhard Bueb.“

    Wenn ich bei meinen deutschen Verwandten das Thema Bueb erwaehne, dann wird mir nur immer wieder gesagt:

    Wasser predigen und Wein trinken

    Sein Verhalten an der Odenwaldschule ist ein Skandal:

    http://www.faz.net/aktuell/pol.....57240.html

    http://www.zeit.de/2010/12/C-Odenwaldschule

    http://www.faz.net/aktuell/feu.....54474.html

    „. Von sexuellen Übergriffen wussten wir nichts, wir hätten nicht gezögert, rebellisch, wie wir waren, sofort die Ablösung des Leiters zu fordern.“

    http://www.sueddeutsche.de/pol.....rer-1.9408

    „Viele hätten eben nicht den Mut zur Aufklärung gehabt, beklagt die Autorin Fried und nennt den einstigen OSO-Lehrer Bernhard Bueb, der seinen Freund Becker nie auf die Missbrauchsvorwürfe angesprochen hätte, weil das sein „Frage von Takt und Respekt“ gewesen sei, wie er meinte. Bueb wartet seit Jahren mit harten Thesen zur Erziehung in Büchern und TV-Shows auf, eine pädagogische Richtung, die ganz im Gegensatz zur Odenwaldschule-Philosophie steht.“

  34. avatar

    Lieber Alan Posener,

    zivilisierend, vielleicht, aber möglicherweise funktioniert die männliche Leistung nicht, wenn man das männliche Geschlecht „zivilisiert“, sprich auch unterdrückt und biologisch dadurch von außen zu verändern versucht.
    Ein Nachtrag: Diese supergeförderten, superschlauen Akademikerinnen finden keinen Kerl. Wer hat schon Lust, erst zurückzufallen, dann den Handwerker zu erlernen (wenn’s hoch kommt), dann noch stundenlang an ihr ‚rumzufummeln, bis sie immer noch nicht befriedigt ist und dann noch nachts den schreienden Balg zu versorgen und morgens den Müll ‚rauszutragenden? Also, meiner Ansicht nach – die nicht richtig sein muss – ist inzwischen eine gehörige Schieflage entstanden, der nur noch fehlt, dass man dem Kerl den Uterus einpflanzt und Frau mit der Peitsche ausstattet, die sie – geistig – meistens schon hat, in Form von Rechthaberei und solchem Kram. Zuckerbrot ist sie nur anfangs, und manche Männer sind dagegen inzwischen immun und spezialisieren sich auf den o-n-st. Dorothea Siems:
    „Was die Deutschen vom Kinderkriegen abhält“, siehe Position 1:
    http://www.welt.de/politik/deu.....haelt.html

  35. avatar

    @A.M.
    „Computer.. Unterlegenheitsgefühl.. Jungen“
    Das ist kein Unsinn, sondern (vielleicht?) subjektive Beobachtung. Ihre Reiz-Reaktionssystem auf die Kombination der Begriffe „Computer – männliches Geschlecht – mehr“ scheint mir auch eher pawlow’scher Natur.
    @V/P
    Viel Erfolg. Ehrlich.

  36. avatar

    …die Koeduktion ist schon ausreichend erfolgreich, wenn man gerne in die Schule geht, um der oder dem Angebeteten nahe zu sein. Warum sollte man sonst in die Schule gehen? Dass man dann auch noch was lernt, ist fast unvermeidlich und ein angenehmer Nebeneffekt, der später sogar nützlich werden kann.

  37. avatar

    @Amgela Merkel: Unsinn ist in der Tat die Forderung Koeduktation aufzugeben. Die Koedukation spielt am Anfang gar keine Rolle und ist später das beste, was die Schule überhaupt zu bieten hat. Man verliebt sich und versucht den Gegenstand seiner Liebe zu beeindrucken (natürlich nicht mit schulischen Leistungen, aber das ist doch egal).

  38. avatar

    Mal ganz ehrlich: liebe Silke liebe Frau Groda, und auch an die Herren hier im Blog

    wenn Sie so einen Unsinn hier lesen, dann ist der Fortschritt wohl ein Rückschritt!

    „3. Die unmittelbare Bedürfnisbefriedigung verschafft natürlich heute der Computer, und das gesamte männliche Geschlecht benutzt den viel mehr als Ablenkung und Zeitvertreib als das weibliche, das ihn auch für Info verwendet. Sie können nicht nein sagen, wenn die Kinder den ersten Computer wünschen, und Regulieren geht nicht oder wenig.
    Fazit: Die Kodeukation sollte wieder aufgelöst werden. Das Unterlegenheitsgefühl, das hierbei inzwischen bei den Jungen entsteht, ist kein gutes. Gute Beziehungen zum anderen Geschlecht gehen dabei frühzeitig baden“

  39. avatar

    Die Erwartungshaltung, die die Eltern an ihre Kinder stellen, erscheint mir – ohne dazu eine Statistik dazu zu kennen – intuitiv zentral. Ich persönlich finde beispielsweise, dass unsere Kinder nach Möglichkeit das Abitur machen sollen. Meine Eltern fanden das auch und haben diese Ansicht an mich sozusagen vererbt. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass meine Kinder ebenfalls das Abitur machen werden. Hier würde ich den Schlüssel zur Erklärung der Statistik suchen.

  40. avatar

    Ohne Fleiß keinen Preis, nannte man früher diese Impulskontrolle. Vielleicht spielen aber auch andere Erfahrungen eine Rolle? Wenn man den Marchmallow isst, der vor einem auf dem Teller liegt, hat man wenigstens diesen einen. Ansonsten riskiert man, dass der freundliche Wissenschaftler wieder reinkommt und statt eine zweiten dazuzulegen diabolischerweise den einen wieder wegnimmt.

    Mir leuchtet ein, dass man nur Berufsmusiker/Wissenschaftler/Starautor o.ä. werden knann, wenn man über außergewöhnlich viel Grit verfügt. Auch scheint mir klar, dass in Familien, in denen der Papi sich durchgebissen hat und dieses als Erfolgsrezept lehrt, auch die Kinder sich eher nach oben durchbeißen werden. Ob das in bürgerlichen Familien so ist, glaube ich eher nicht. Dort kommt jedenfalls hinzu, dass bestimmte Berufsbilder gefördert werden. Nicht so klar ist mir, warum man sich denn überhaupt nach oben durchbeißen sollte. Wann man gescheitert ist. Die Arbeiterkinder, die es statistisch nicht so weit bringen, scheitern ja nicht.

  41. avatar

    @ KJN: „Kinder stark machen“ – das ist der Ansatz Jesper Juuls. Und übrigens auch des oft missverstandenen Bernhard Bueb. Völlig d’accord.

  42. avatar

    @ Parisien / Vercors: Interessante Überlegung, dass die Unfähigkeit zur Impulsbeherrschung (auch) ein männliches Problem sei. Dabei war es Jahrhunderte hindurch ein Gemeinplatz, dass gerade die Frau unfähig sei, ihre Instinkte zu beherrschen!
    Was die Forderung nach Abschaffung der Koedukation angeht: Ich besuchte in England ein Internat, auf dem nur Jungen unterrichtet wurden, und in Deutschland eine koedukative Reformschule. Bei aller Kritik an der Schulfarm Insel Scharfenberg: die Koedukation hatte eindeutig einen zivilisierenden Effekt auf die Jungen.

  43. avatar

    Alan Posener schreibt:
    „Ihre Forschungen zeigen, dass Armut, dysfunktionale Familien, Gewalt und sexueller Missbrauch – kurz: extremer Stress – den präfrontalen Cortex beschädigen, und zwar derart, dass die beschädigten Kinder es schwieriger finden, schädliche Impulse zu unterdrücken. Herkunft ist Schicksal – nicht mittels der Genetik, aber mittels der Biochemie.“
    Einfacher: Wer ständig frustriert wird, hat keine Lust auf erneuten Verzicht. Vielleicht, weil sich der Körper, die Person instinktiv gegen weitere Schwächung wehrt. Oder doch umgekehrt: „Frustrationstoleranz frühzeitig einüben“?.
    Ich denke, bevor man sich hier über Hennne oder Ei streitet, also mal wieder nach der „Wahrheit“ sucht, sollte man – wie es mal hieß – „Kinder stark machen“, also „Training“ aber auch „gutes Essen“. Das geht nicht in einer Schule, die vor allem eine Bewertungsinstitution mit möglichst justitiablen Noten ist.
    Das haben wirkliche „Elite-Eltern“ und „Superlehrer“ begriffen. und so kann man auch Egon Fridell begreifen, wenn man nicht seinen pawlowschen Reflexen erliegt.

  44. avatar

    Lieber Alan Posener,
    ich will Ihnen einen kurzen Kommentar zu dieser brillanten Erfassung, oder soll ich besser sagen, Suche?, schreiben und mich ansonsten aus Gründen, die Sie wohl leicht erahnen können, aus der Diskussion heraushalten.

    1. „Was Mischel allerdings nicht so genau wusste, war, woher die Fähigkeit zur aufgeschobenen Bedürfnisbefriedigung herkommt. Sie war „bürgerlich“, gewiss, aber was bedeutet das genau?“

    Nein, glaube ich nicht, dass die Fähigkeit bürgerlich ist, denn ich kann Ihnen genau so einen bieten, der das Gegenteil ist, aus meinem eigenen, bürgerlichen Hause, und nicht nur den einen, sondern mehrere, alle aus solchen Häusern. Ich habe eher den Eindruck, dass „die Fähigkeit zur aufgeschobenen Bedürfnisbefriedigung “ weiblich ist, und dass es für Jungen in der Koedukation an Verständnis dafür mangelt, dass sie, die meisten, ca. zwei Jahre hinterher hinken und sich zu Verlierern der Kodedukation entwickeln, was Sie nicht nur an ‚autochthonen‘ Bürgerskindern beobachten können, sondern auch an dem im Schnitt größeren Erfolg von Migrantenmädchen gegenüber Jungen. Aus diesen nachhinkenden Jungen können später, in der dritten Lebensdekade, tolle kreative Persönlichkeiten und Leistungsträger werden, wenn nicht bis dahin ein oder zwei oder drei Dummbatzen unter den Lehrern diese längst auf die Realschule getrieben haben. Es sind nicht Charakterlose, die dorthin degradiert werden, sondern vornehmlich Charktersuchende und vornehmlich männlich.

    2. Damit möchte ich Ihnen dies bestätigen: „Man tut aber der überwältigenden Mehrheit der Lehrer und Erzieher bestimmt kein Unrecht, wenn man feststellt, dass sie niemals gelernt haben, wie man Charaktere erzieht.“

    3. Die unmittelbare Bedürfnisbefriedigung verschafft natürlich heute der Computer, und das gesamte männliche Geschlecht benutzt den viel mehr als Ablenkung und Zeitvertreib als das weibliche, das ihn auch für Info verwendet. Sie können nicht nein sagen, wenn die Kinder den ersten Computer wünschen, und Regulieren geht nicht oder wenig.
    Fazit: Die Kodeukation sollte wieder aufgelöst werden. Das Unterlegenheitsgefühl, das hierbei inzwischen bei den Jungen entsteht, ist kein gutes. Gute Beziehungen zum anderen Geschlecht gehen dabei frühzeitig baden.
    Hinzufügen möchte ich, dass mich ein Lehrer zunehmend in eine Depression treibt, ein völlig unfähiger Lehrer, der bei Siemens nicht mal die Probezeit überstanden hätte. Ihr monothematischer Partizipant hier, der Slooterdijk-fan, ist nur noch das Tüpfelchen auf dem i.
    Gute Überlegungen oben. Aber auf „Arbeiterkinder“ allein kann man das nicht abstrahieren, auf Trauma schon eher, wobei manche Lehrer selbst das Trauma hoch drei sind.
    Herzlichst, Vercors/Parisien

  45. avatar

    Wie erklaeren sich gewisse Menschen: Der 5 Jahre alte Indianer Tlacoatl als philharmonischer Trompetensoloist mit „De Teum“ von Marc Antoine Charpentier (1643-1704)sieh: ESPERANZA AZTECA TE DEUM. —–Ein Schwarzer in Brasilien, Sohn eines Maurers mit 8 Kindern, wird Raumpfleger mit 16, studiert Jura, beginnt Diplomatenlaufbahn und studiert 5 Sprachen (auch das Deutsch), studiert auch in Frankreich: Doctor Droit Public. Jetzt Vorsitzender Richter des Bundesgerichtshofes Brasiliens: Dr. Joaquim Barbosa. ???

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