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Wir Antisemiten

Ist Jakob Augstein, leiblicher Sohn des Schriftstellers Martin Walser und anerkannter Sohn des Spiegel-Begründers Rudolf Augstein, ein Antisemit? Dieser Auffassung ist das Simon-Wiesenthal-Center in Los Angeles. Das Center hat Augstein kurz vor Weihnachten auf seine Top 10-Liste der antisemitischen und anti-israelischen Verleumder gesetzt.

Seitdem tobt unter deutschen Journalisten der Meinungskampf. Es geht um die klassische deutsche Frage, wo legitime Israel-Kritik endet und illegitimer Antisemitismus beginnt. Der zentrale Vorwurf des Lagers, das den linken Publizisten Augstein gegen die Kategorisierung durch das Wiesenthal-Center verteidigt, lautet: „Wer Israel kritisiert, wird mit der Antisemitismus-Schrotflinte beschossen“ (so Stefan Reinecke am 4. Januar in der taz). Man ersetze „Schrotflinte“ durch „Keule“ und schon ist man beim deutschen Volksmund, der seit der Kapitulation vom 8. Mai 1945 das Wort „Jude“ nicht mehr hören will. Heute sind wie bereits damals zwei Drittel der Deutschen der Meinung, dass Israel die größte Gefahr für den Weltfrieden darstelle. Die „Antisemitismuskeule“ wurde zuletzt vor 15 Jahren von Martin Walser ausgegraben: „Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule“.

Wie, wenn nicht an seiner Sprache, lässt sich Antisemitismus erkennen? Die Adjektive und Attribute, die im Zusammenhang mit Israel fallen, lauten: „Israel-Lobby“, „Apartheid“, „israelische Kriegsführung“ . Hinzu kommt eine subtile NS-Terminologie. In einer Spiegel Online-Kolumne schreibt Augstein am 19. November 2012: „Gaza ist ein Ort aus der Endzeit des Menschlichen. 1,7 Millionen Menschen hausen da, zusammengepfercht auf 360 Quadratkilometern. Gaza ist ein Gefängnis. Ein Lager. Israel brütet sich dort seine eigenen Gegner aus.“ Im Unterschied zum alten Antisemitismus, der sich gegen „die Juden“ richtet, wendet sich der neue Antisemitismus gegen den Staat Israel bzw. den jüdischen Staat. Der neue Antisemitismus kommt in erster Linie aus der arabischen und islamischen Welt und richtet sich auch gegen Amerika und die Werte der westlichen Welt. Der ehemalige Häftling und Gründer des weltweiten Forums gegen Antisemitismus Natan Sharansky hat zur besseren Abgrenzung legitimer Kritik an Israel und Antisemitismus den „3D-Test“ aufgestellt: Dämonisierung, doppelte Standards und Delegitimierung.

Jakob Augstein fällt durch diesen Test durch und erfüllt die Kategorie „Antisemit“ bzw. „Anti-Israelit“. Indem er sprachlich die Politik Israels mit der Politik der Nazis vergleicht, dämonisiert er den jüdischen Staat. Augstein setzt bei Israel zudem doppelte Standards an. Menschenrechtsverletzungen auf arabischer Seite werden verschwiegen oder im Nebensätzen erwähnt. Und er delegitimiert den jüdischen Staat, indem er seine Verteidigung von Günther Grass“ Gedicht „Was gesagt werden muss“ im April 2012 zum Aufruf nutzt, dass uns „endlich (sic!) einer aus dem Schatten der Worte Angela Merkels (holt), die sie im Jahr 2008 in Jerusalem gesprochen hat. Sie sagte damals, die Sicherheit Israels gehöre zur deutschen Staatsräson.“ Danach gilt jeder Angriff gegen den jüdischen Staat auch Deutschland. Augstein kritisiert die Haltung der Bundesregierung, wonach Deutschland den jüdischen Staat wie sich selbst zu verteidigen habe als töricht: „Die Israelis halten Deutschland seitdem neben den USA für das einzige Land, auf das sie sich verlassen können.“ Nach Augstein ist Israel das Hauptproblem für den Weltfrieden und Gaza das Warschauer Ghetto unserer Zeit.

Jakob Augstein ist wie das ehemalige Mitglied der Waffen-SS Günther Grass und das ehemalige Mitglied der NDAP Martin Walser ein Antisemit. Dass sein Antisemitismus „politisch korrekt“ vorgetragen wird, macht die Sache ebenso wenig besser wie die Tatsache, dass unter deutschen Journalisten weitgehend Mainstream ist, was er über den Nahostkonflikt schreibt. Dieser Konflikt kann nur auf Grundlage eines gemeinsam geteilten Geistes „gelöst“ werden, der sich gegen jegliche Form von Antisemitismus wendet. Warum sollten sich aber die Palästinenser dazu bekennen, wenn inzwischen auch namhafte deutsche Journalisten und ihre publizistischen Organe diesem Geist inzwischen abgeschworen haben?

Der Autor leitet das Institut für Zukunftspolitik und hat in den 90er Jahren seinen Zivildienst in Israel an der nationalen Gedenkstätte für den Holocaust YadVashem geleistet. Er ist Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG).

 

 

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45 Gedanken zu “Wir Antisemiten;”

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    @ liebe Rita E. Groda,

    wir hatten uns ja gerade geeinigt, dass es sich bei Alan Posener durchaus um einen Burschen dreht, der reifen Mädels noch das Herz höher schlagen lässt.

    Ich muss jetzt allerdings hinzufügen, dass er mir immer wieder das Leben schwer macht, z.B. hier http://www.welt.de/kultur/arti.....nwort.html

    Hier behauptet er z.B. dass 2008 „Tätervolk“ das Unwort des Jahres war. Meine nicht allzu mühevollen Recherchen haben ergeben, dass „Tätervolk“ 2003 zum Unwort des Jahres gewählt wurde. Außerdem behauptet Posener, dass Martin Hohmann die Juden als „Tätervolk“ bezeichnet habe. Meine Recherchen haben ergeben, dass Hohmann zwar gefragt hat, ob man die Juden als Tätervolk bezeichnen könne, allerdings zu dem Schluß gekommen ist „Daher sind weder ‚die Deutschen‘ noch ‚die Juden‘ ein Tätervolk“. Das ist doch etwas anderes, oder nicht?

    Was meinen Sie, ist das unerheblich und vernachlässigbar bei jemanden, der regelmäßig für ein ordentliches Entgelt Zeilen zu schinden hat? Bin ich ein Tüfteleschisser oder, wie die Preussen vornehm sagen, ein Korinthenkacker?

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    @ Moritz Berger
    Ich wollte wohl erreichen, dass L. damit aufhört, mir und anderen seine einseitigen Ansichten über Israel und deren „einzigwahre Freunde“, was ein anderer Ausdruck ist für Lobby, auf’s Auge zu drücken, indem er sich freundlichst anschleicht und dann auspackt. Außerdem möchte ich bemerken, dass er anderen in die Mente kriecht wie ein Guineaworm. Nur kurz, denn an sich will ich wirklich hier aufhören:
    Danke für den ausführlichen comment. Ich bin der Ansicht, dass man, wenn Medien und Banken an einem Strang ziehen, wenn sie z.B. Obama einhellig gut schreiben, weil er sie in Ruhe lässt und lieber den amerikanischen Mittelstand als Saftpresse benutzt und wie alle marode werdenden Ökonomien Israel als Reaktionsabfuhr, sehr, sehr wenig machen kann, sehr wenig. Ich bedaure Stein, dass er das nicht durchschaut. M.f.G.

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    @Vercors

    Was Sarrazin und Broder eint, ist die gemeinsame Kritik an Eliten.

    Sorry Sarrazin gehört zu den Eliten!

    Und die vermeintliche Bodenhaftung, die Sarrasin in seinem Schmöker offenbart, fällt letztlich auf ihn zurück.

    Im Gegensatz zu Ihnen bin ich Anhänger von Christian Andersen:

    Des Kaisers neue Kleider

    Und die Kritik an Kinski:

    Wenn seine Tochter erst jetzt die Kraft hatte, im Alter von 60 Jahren über die Rolle ihres Vaters zu sprechen:

    Bravo!!

    Es waren bisher leider Tabu-Themen in unserer Gesellschaft, siehe katholische Kirche, siehe auch Savile beim BBC etc.

    Das es bedauerlich ist, dass diese Themen erst jetzt an die Öffentlichkeit kommen ist bedauerlich, beweist aber, dass es immerhin möglich ist solche Vorfälle aufzulisten und (vielleicht) doch zu verhindern dass sich zukünftig solche Ereignisse wiederholen.

    Bevor Sie Ihre Kritik hier veröffentlichen, vergessen Sie daher bitte nicht Ihren Satz:

    Kritik muss genau und sachlich sein

    Und sachlich kann ich Ihnen im Metzler Fall nur antworten:

    Schauen Sie sich die Gesetze an, die es dem Mörder von Jakob Metzler ermöglichen, Schadensersatz einzufordern.

    Das wäre in meinen Augen sachliche Kritik und nicht wie Sie es hier praktizieren…. bei den anderen wird das aber anders gehandhabt!!

    Und was generell die Medien betrifft:

    Wenn tatsächlich jeder Reissack in China der umfällt in den Medien publiziert wird, dann sollten wir uns doch einmal sachlich fragen, warum dass der Fall ist.

    Während Printmedien und auch TV und Radio bisher einen sehr beschränkten Radius hatten, empfangen wir derzeit an jedem Ort an dem wir uns befinden irgendwelche wichtige und unwichtige Informationen, sei es auf der Toilette mit dem i-phone, sei es im U-Bahn TV

    Und jedes Mal wird wieder eine Sau durch die Stadt gejagt.

    Selbst dieser kleine blog ist ein Abbild unserer Gesellschaft.

    Ich selbst mache mich auch nicht davon frei der Informationshype zu folgen und hier auch laufend links einzustellen, deren Inhalt ich oftmals auch nicht bis zum letzten auf Korrektheit überprüft habe.

    Nehmen Sie ganz banal Sarrazin:

    Bislang wird er noch immer als der große Wirtschaftsfachmann dargestellt, der z.B. die Berliner Bilanzen wieder in Ordnung gebracht hätte.

    Ein paar Indikatoren weisen allerdings daraufhin, dass er letztlich wie alle Politiker und auch Manager das share holder value Prinzip verfolgt:

    Kurzfristig Erfolge erbringen, was danach kommt so what !!!

    Ähnlich ist es auch bei Steinbrück:

    Erst als Finanzminister für die Deregulierung des Finanzmarktes (Pyromane)eintreten als es Mode war und dann auf einmal den Feuerwehrmann spielen!!

    Das Jammern über den Sensationsjournalismus hilft uns leider nicht weiter.
    Damit bleiben wir immer an der Oberfläche. Wir sollten und müssen weiter die Zwiebel schälen um zu Lösungen zu kommen-

    Vielleicht ist die Bloggerei ein Ansatz, dass wir die Verbreitung von Informationen nicht nur den Medienoligopolen überlassen.

    Jimmy Savile wäre m.E. nicht entdeckt worden. hätte es nicht einen sachlichen Blogger gegeben, der dies publiziert hätte.

    Und auch in der katholischen Kirche war dies der Fall.

    Beginnend mit dem Skandal im erz-erz katholischen Land Irland.

    Und wenn Sie schreiben:

    „Ich mache gegen die katholische Kirche (Eliten) nicht mit, weil ich sie für eine wichtige Institution halte trotz ihrer Fehler.“

    sollte es doch weniger um das Mitmachen gehen, sondern dass frühzeitige Aufdecken der Fehler!

    Das ist doch letztlich unsere Aufgabe als Bürger auf Mißstände hinzuweisen.

    Wir sollten zunehmend Zivilcourage zeigen, wenn es um unsere Kritik an unserer Nomenclatura geht.

    Ich höre oft genug beim small talk nach öffentlichen Veranstaltung mit der nomenclatura:

    Solche Frage dürfen sie doch nicht stellen

    oder

    Damit haben Sie sich aber Aufträge verscherzt

    Sie sollten doch zukünftig bitte sachlich bleiben

    Ich bevorzuge eher den Satz :

    No risk no fun

    P.S. Ich weiß Ihre Kritik war an Lyoner gerichtet.

    Dennoch Kritik beinhaltet für mich persönlich auch immer Lösungsansätze, wie man es besser machen kann.

    Und die vermisse ich hier:

    Außer dass Sie sagen Sie beteiligen sich nicht an der hype.

    Was Ihr gutes Recht ist.

    Dennoch wo sehen Sie im „Gebiet der überlegenen, hervorragenden Krieger“.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Vercors

    Möglichkeiten der Veränderung

    P.S. Ich bin derzeit nicht im Dschungelcamp sondern im Klostercamp mit Webverbindung

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    @ Roland Ziegler

    Ich freue mich, dass Sie mich O.T. necken und foppen wollen. Ich bitte Sie um Geduld. Wir kommen sicher wieder auf das Thema zurück. Mit Statistiken und Prognosen umzugehen, ist keine einfache Sache.

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    @ liebe Rita E. Groda

    Sie schreiben „…daß mir einiges an Herrn Posener gefällt will ich überhaupt nicht verhehlen. Nicht nur seine charaktervolle Eigenschaft auch mal über den eigenen Schatten zu springen und nicht lebenslang auf einem Standpunkt zu verharren, auch sein tolles Outfit bei manchen öffentlichen Auftritten.Der Junge kommt gut rüber bei den Mädels, für sein Alter. Aber bitte jetzt bloß kein Neid!“

    In jenen Zeiten, die man weiland nennt, wäre ich wahrscheinlich sehr neidisch und eifersüchtig geworden, inzwischen bin ich wohl altersweise und der Ansicht, dass auch andere Mütter schnieke Söhne haben.

    Ich habe heute die SPIEGEL Diskussion zwischen Dieter Graumann und Jakob Einstein gelesen. Es ist schon tragisch, wie man sich in einem Gespräch verfehlen kann, wie sternenweit die Haltungen, auf einer Seite eine rationalistische (der auch ich anhänge), auf der anderen Seite eine, ich kann es nicht besser ausdrücken, pathische Haltung, voneinander entfernt sind. Zugespitzt war dies m.E. in dieser Passage

    Graumann: Ich denke an einen Satz von Elie Wiesel, dem Friedensnobelpreisträger, der sagt, wir Juden haben keine Antennen für Antisemitismus – wir sind die Antennen. Wenn ich sage, dass aus Ihren Kolumnen ein antijüdisches Ressentiment begünstigt wird, dann sollten Sie das ernst nehmen. Das ist keine Hysterie.
    Augstein: Mir kommt es vor wie die Instrumentalisierung eines schweren Vorwurfs. Es geht nicht um mich, es geht darum, Debattenverläufen den Riegel vorzuschieben.

    Zwischen diesen Positionen scheint es keine Brücke zu geben. Von meiner rationalistischen Position aus gesehen, wie kann ich mit jemanden diskutieren, der so etwas wie der Fleisch gewordene Urmeter ist, dessen Empfinden, dessen Urteil über jede Fragwürdigkeit erhaben ist.

  6. avatar

    @Lyoner: Gucken Sie mal hier, die Einwohnerzahl ist schon wieder gewachsen: http://www.welt.de/newsticker/.....iegen.html

    Ist das nicht herrlich? Aber – müssen wir nicht aufpassen, dass jetzt hier alles viel zu klein und zu eng wird, müssen wir nicht mit kostenlosen Antibabypillen gegensteuern, wohin soll diese Entwicklung denn führen, wenns so weiter geht erreichen wir bald die MILLIARDE…

  7. avatar

    Antisemitismus ist Sozialismus. Sozialismus ist Antisemitismus.

    Andere Definitionen für Antisemitismus sind Firlefanz. … meint mein Hamster.

  8. avatar

    @ Lyoner

    Sie werden überhaupt keine Bausteine kriegen. Sie hätten erleben können, wie ich Christian Wulff verteidigt hätte, wenn dieser nicht ganz so dämlich ‚rübergekommen wäre, nicht so entsetzliche Bekanntschaften gehabt und nicht bei dem Chef von BILD angerufen hätte. Man konnte ihn nicht verteidigen. Jetzt tut er jedem etwas leid, weil sein Weib nicht „wie in schlechten Zeiten“ mitmacht.
    Sie haben erlebt, dass ich MF wegen seiner Kinder und dem Faktor „Vergangenheit ad acta legen und wegen der Kinder schweigen“ in Schutz nehme, und ich unterstelle, dass dieser härter vorgeführt wurde als üblich, nur weil er….siehe Leon Klingshoffer.
    Sie haben möglicherweise noch gesehen, dass ich DSK ein wenig gegen Vorverurteilung, die passierte, in Schutz nahm. Diese mediale Vorverurteilung, die mehr damit zu tun hatte, dass er Macht hatte und Machtsymbolik dadurch, ließ außer Acht „Im Zweifel für den Angeklagten“. Bis heute weiß niemand, was in Suite 2406 vorgefallen ist, nur dass er in diese upgegradet wurde und diese eine merkwürdige Zahl hatte, nämlich das Datum, an dem der Kandidat der Sozialisten gekürt werden sollte. Wer da nicht an lahmgelegt denkt, ist doch naiv. Heute würde ich ihn nicht mehr verteidigen wegen des Rattenschwanzes, der noch hinterherkam und weil er seine loyale Frau mit einer Freundin „beglückt“ hat. Ein Mann mit solchen Kontakten sollte in der Tat nie an eine Kandidatur gedacht haben. Als Finanzminister wäre er prima gewesen, vielleicht.
    Dieselbe Vorverurteilung ohne Beweise betrifft den Wetterfrosch.
    Jetzt wird Klaus Kinski rückwirkend verurteilt, und das ist so billig, weil jeder ihn verehrt hat außer z.B. mir. Ich fand den Mann abartig, seine Filme abartig, dagegen seine Tochter Nasti gut. Ich fand Faßbinder abartig, seine Stücke bescheuert, aber wehe, Sie hätten das damals laut gesagt, wehe. Sie wären als antik beschimpft worden, mindestens. Und letzterer war fast ebenso schlimm mit Frauen.
    Also: Ich verteidige Leute, die einer Art medialer Hexenjagd ausgesetzt werden. Zufällig oder nichtzufällig sind manche von ihnen Juden. Ich glaube nichtzufällig wird da doppelt soviel giftige Tinte verspritzt. Ich halte mediale Hexenjagden, auch die gegen Sarrazin, für mittelalterlich. Die Leute werden auf den Marktplatz gezerrt, und es wird gejohlt wie früher. Über Augstein wurde nicht gejohlt. Er wurde einer Sache bezichtigt, und die ist hochgradig unangenehm bis peinlich, auch für Deutschland, da er nicht irgendwer ist. Was Sarrazin betrifft, wurde von den meisten Johlern nicht einmal sein Buch vollständig gelesen. Was Sarrazin und Broder eint, ist die gemeinsame Kritik an Eliten.
    Andererseits, wie Sie gesehen haben, habe ich gegen Schirrmacher (Elite) nicht mitgemacht. Ich mache gegen die katholische Kirche (Eliten) nicht mit, weil ich sie für eine wichtige Institution halte trotz ihrer Fehler.
    Sie kriegen also keinen Baustein, sondern lediglich jemanden, der sich für andere einsetzt, wenn sie auf dem Marktplatz stehen. Ich bin also so etwas wie der zwölfte Geschworene, der in dem Moment anfängt zu zweifeln und überhaupt zu ticken, in dem sich alle einig sind. Und zwar über die Methodik.
    Kritik muss genau und sachlich sein. Sie darf nichts mit Personen zu tun haben und nichts mit Persönlichem. Wenn wir uns ins zu Persönliche verrennen, geraten wir weit weg von Kant, den Sie ja so lieben, wie auch von Jesus.
    Sie kriegen hier also jemanden, der sich eher gegen Sensationsjournalismus wendet und ungebildete Leserkommentatoren, die sofort auf diesen Züchtigungszug aufspringen. Gegen das Austragen persönlicher Fehden vor aller Augen.
    Damit ist das auf den Punkt gebracht. Und wenn ich Anwalt wäre, würde ich genau diese Leute, die so vorgeführt werden, am liebsten verteidigen und versuchen, ihnen einen letzten Rest von Ehre zu retten. Wir sind alle Menschen, soll heißen, änderungsfähig. Es geht doch nicht an, dass der Mörder von Jakob von Metzler, ein erwiesener Mörder ohne Reue, Rechte für sich in Anspruch nehmen darf, während andere, die irgendeine Form von Macht oder Erfolg haben, medial zerrissen werden unter dem Gejohle eines Volks, dem Primitivsendungen wie Dschungelcamp jeden Rest von Kant oder Anstand aus dem Hirn verdrängt haben.
    Darüber hinaus war ich nie antideutsch, falls Sie darauf aus sind. Diese kollektive Dummheit (Israelbashing oder auch Hexenjagden) finden Sie inzwischen in jedem Land. Es macht keinen Sinn für mich, antideutsch zu sein. Es gibt in jedem Land, jeder Gruppe, nette Menschen, auch wenn sie weniger zu werden scheinen.
    Wenn ich gegen Antisemitismus einschreite, dann nicht nur für Israel. Ich finde den genauso unwürdig und unanständig für das Land des Kant und des Goethe und Schiller wie zuvor Beschriebenes. Wenn wir den Holocaust überwinden wollen, gibt es nur einen Weg, m.E.: Zurück zu den Werten unserer Großen. Dazu gehörte Intelligenz, Sachlichkeit, aber auch Romantik. Wenn Goethe Dschunhelcamp sehen würde, würde er einen Infarkt kriegen. Hier liegen keine Puzzlesteine. Hier ist nur ein Mensch, und es ist kein Zufall, dass „Hier geht ein Mensch“ über Alexander Granach eines meiner liebsten Bücher ist, und ein Witz von seinem Sohn Gad einer meiner bevorzugten. Man wolle wissen, wer Jesus getötet hat? Er wisse es nicht, weil er nicht dabei war, Punkt.
    Nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich keine öffentliche Person bin, und halten Sie sich fern. Wenn Sie auf jemandem ‚rumhacken, kriegen Sie vielleicht nochmal mit mir zu tun, vielleicht auch nicht.
    Damit verlasse ich erstmal den blog.

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    @Parisien: Ich finde diesen Lichtblick nicht ganz so super wie Sie. Eigentlich müsste man doch von einer grundsätzlichen Wandlungsfähigkeit des Menschen ausgehen und dann überlegen, wie gut das Angbeot ist, dass man hier machen kann, um jene Wandlung herbeizuführen. (Das Zauberwort, das dieses Tor öffnen soll, heißt „Partizipation“.) Herr Posener findet das Angebot offenbar selber sehr gut, er lässt sonst kaum eine Gelegenheit aus, es gegenüber linken Kritikern zu preisen (-> Segnungen der Marktwirtschaft, die sich um kulturellen Kokolores nicht schert). Statt zu überlegen, ob das irgendwie fixierte oder hypnotisierte Orks sind, bei denen sowieso Hopfen & Malz verloren ist, um dann zu der Antwort zu kommen: „Vielleicht“. Zumal „wir“ – die Deutschen – vor kürzerer Zeit genau solche Orks waren, die genauso lachend und hirnverbrannt ihrem Untergang entgegen fuhren, wie im Text von Herrn Posener ja ebenfalls steht.

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    @Lieber Lyoner: So einen netten“Heiratsantrag“ hat die schwäbische Krampfhenne schon lange nicht bekommen; Na, Sie sind ja ein Badener!

    Was Walser betrifft, ich hielt diesen nie für der Weisheit letzten Schluß, aber ein Bissel Ahnung hab ich schon, den Tod eines Kritikers – wie sollte es anders sein- habe ich schon gelesen.
    Was Schirrmacher darüber geschrieben hat, wissen Sie auch, aber nicht nur der.

    Was Herrn Posener betrifft, wir sind uns – je nach Thematik innig in Freundschaft oder Abneigung verbunden, zumindest von meiner Seite aus. Als Krampfhenne lehne ich es grundsätzlich ab mich anzuschleimen, daß mir einiges an Herrn Posener gefällt will ich überhaupt nicht verhehlen. Nicht nur seine charaktervolle Eigenschaft auch mal über den eigenen Schatten zu springen und nicht lebenslang auf einem Standpunkt zu verharren, auch sein tolles Outfit bei manchen öffentlichen Auftritten.Der Junge kommt gut rüber bei den Mädels, für sein Alter. Aber bitte jetzt bloß kein Neid!

    Sie müßten eigentlich inzwischen wissen, daß meine Gene nicht schwäbisch sind. Die Franzmänner und Bayern haben ihr Erbgut bei mir hinterlassen.
    Trotzdem haben Sie Recht. Ich mag es inzwischen gerne besenrein, schwarz-weiß. Zu viele Jahrzehnte habe ich in der Deutschen Grauzone vegetiert.
    Wer ernst genommen wil muß sich eindeutig positionieren; und das habe ich ebenso eindeutig.

    Was die LRGMP betrifft – Jesses, da ist Ihnen aber“ein Broder“ durch die Lappen gegangen!
    „Links Reaktionäres Gutmenschen Pack“.

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    @ Parisien

    Wenn Sie mich fragen: bleiben Sie auf dem Blog. Sie sind eine absolute Bereicherung. Einerseits sind Sie für mich ein interessantes Fallbeispiel. An Ihnen kann ich studieren, wie weit ein Mensch in seinem credo quia absurdum und seinem sacrificium intellectus gehen kann. Ich versuche das zu verstehen; Sie werden mir noch die fehlenden Bausteine geben. Andererseits gibt es auf diesem Blog Diskussionsbereiche, in denen ich zwischen uns keine oder keine unüberbrückbare Meinungsunterschiede sehe. Auf Herren mit niedrigem Blutdruck, z.B. Moritz Berger oder Jean Luc Levasydas, wirken Sie zuweilen wie ein Adrenalinschub. Das ist doch positiv.

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    P.S.

    Korrektur. Statt „die sich wesentlich von dem Standpunkt eines Broder Anfang der 90er Jahre unterscheidet.“ richtig:

    „die sich nicht wesentlich von dem Standpunkt eines Broder Anfang der 90er Jahre unterscheidet.“

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    @ Rita E. Groda

    ich muss gestehen, dass ich trotz intensiver Recherchen immer noch nicht weiß, was LRGMP heißt. Können Sie mir helfen?

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    @ liebe Rita E. Groda,

    wenn ich in meinem fortgeschrittenen Alter noch so tollkühn (je oller desto doller) wäre, um die Hand einer schwäbischen Kampfhenne anzuhalten, würde ich Ihnen schwören, immer das zu sagen, was zu sagen ist, bis dass der Tod uns scheidet (das Begehren soll ja nicht in kritikloser Bewunderung getötet werden). Meine „Obsession“ für Israel (die hier deswegen so intensiv scheint als ich hier auf diesem Blog eine Minderheitsposition wahrnehme und deswegen etwas lauter auf den Busch klopfe als es meinem friedliebenden Naturell entspricht) könnte ja ganz gut zu Ihrer Obsession für Freiheit passen. Vielleicht könnten wir hin und wieder gemeinsam ein gutes Wort für die Brüder und Schwestern in der israelischen Besatzungszone einzulegen.

    Dass Augstein und der SPIEGEL Israel in seiner Besatzungs- und Siedlungspolitik und seinen militärischen Operationen seit dem Libanonkrieg (Stichwort Sabra und Shatila) kritisch begleitet hat, ist ja ein alter Hut. Sie verweisen auf die Schrift „Raketen gegen Steinewerfer. Das Bild Israels im SPIEGEL“ eines Rolf Behrens. Behrens´ Erbsenzählerei – das ist, als ob ich in den Schriften von Charles Bukowski zählen würde, wie häufig „fuck“ vorkommt. Rolf Behrens betreibt unter dem nom de guerre Claudio Casula den Blog Spirit of Entebbe. Ich habe ihm auf meinem Blog verschiedene Betrachtungen gewidmet und ihn begründet „Claudio Pinocchio Casula“ tituliert. Können Sie nachlesen, wenn Sie soviel Muse haben.

    Also bleiben wir bei dem, was Augstein selbst gesagt hat. Sie haben auf ein Interview mit der ZEIT von 1993 verlinkt (http://www.a-e-m-gmbh.com/andr.....stein.html). Die Interviewpassage Israel betreffend:

    Müller: „Davon spreche ich nicht. Ich spreche von der Verantwortung für die Toten von Auschwitz. Sie sagen, die würden relativiert durch die Geschichte.

    AUGSTEIN: Natürlich. Hier nähere ich mich ein bißchen Ernst Nolte. Die zweite Atombombe auf Japan war doch bestimmt ein Verbrechen, so als hätte nicht schon die erste genügt. Ich setze das nicht mit den sechs Millionen von den Nazis ermordeten Juden gleich. Der Holocaust war ein Verbrechen, das mit nichts zu vergleichen ist. Aber daß das in hundert Jahren noch so gesehen wird oder in zweihundert, glaube ich nicht.

    In Ihrem Buch „Jesus Menschensohn“ schreiben Sie: „Israel hing seinem Gott desto unterwürfiger an, je schlechter es von ihm behandelt wurde.“

    AUGSTEIN: Ja, das ist ein ganz richtiger Satz.

    Sie wenden die Bezeichnung „self fulfilling masochism“ auf dieses Verhalten an, so als trügen die Juden Mitschuld an ihrer Vernichtung.

    AUGSTEIN: Das tun sie nicht. Der Satz meint den Gott des alten Israel, Jahve.

    In Ihren zahlreichen Kommentaren zum Nahost-Konflikt haben Sie sich nicht gescheut, den Israelis Brutalität vorzuwerfen, und dadurch zum Ausdruck gebracht, daß auch ein Deutscher das Recht hat, Juden zu kritisieren.

    AUGSTEIN: Daß Rabin**** ein Knochenbrecher war, ist ja nicht zu bestreiten.

    Warum haben Sie sich zu der sich anbahnenden Versöhnung zwischen Israel und den Palästinensern noch nicht geäußert?

    AUGSTEIN: Es gab eine Titelgeschichte im SPIEGEL.

    Aber nicht den sonst üblichen Kommentar von Ihnen.

    AUGSTEIN: Das ist richtig. Hätte ich ihn geschrieben, hätte ich die Sache natürlich begrüßt. Das Schlimme ist nur, ich glaube nicht, daß es klappen wird. Die Widerstände auf beiden Seiten sind groß. Ich glaube, daß man Arafat umbringen wird.

    Wenn nicht, haben Sie sich wieder einmal geirrt.

    AUGSTEIN: Eben. Deshalb schreibe ich nicht. Aber eines muß ich schon sagen. Es hat mir nicht gefallen, daß ich gegen den Judenstaat so in Stellung war. Es freut mich, daß diese Spitzen nun nicht mehr nötig sind.

    Sie können etwas weniger böse sein.

    AUGSTEIN: Ach, man sagt ohnehin, ich sei nur noch ein zahnloser Wolf.

    Früher waren Sie bissiger.

    AUGSTEIN: Ja.“

    Gut, man findet hier eine spezifisch Augsteinsche Diktion, eine antijudaistische Tendenz, die ich auch teile, eine „Leugnung“ (Verneinung) der Singularität des Holocaust sub specie aeternitatis, die ich auf teile, eine Kritik israelischer Gewaltherrschaft, die sich wesentlich von dem Standpunkt eines Broder Anfang der 90er Jahre unterscheidet. Man sieht auch, wo er irrte und nicht irrte. Gut, wenn Sie meinen, dass dies der Wahrheitsfindung dient, nennen Sie dies Antisemitismus. Wenn Sie darüber hinaus der Ansicht sind, dass es eine dogmatisch richtige Sicht gibt, die durchgesetzt werden muss, können Sie auch auf Ächtung plädieren, und eine Quarantänestation vorschlagen. Ich finde, in USA (von solchen Institutionen, die vom Antisemitismus leben, abgesehen, ADL, JDL, Simon Wiesenthal Center) wird dies dank es Rangs, den das first amendment besitzt, wesentlich unaufgeregter diskutiert als hier, wo man zuweilen an eine Wiederauflage der Inquisition und des Kirchenbanns denkt (ich meine jetzt nicht Sie persönlich, Sie sind ja eine weitgende tolerante Schwäbin, wie man an Ihrer Beschwichtigung des einzigartigen Parisien sieht).

    Nun, Martin Walser. Ich gehe davon aus, dass Sie das Werk Martin Walsers nur teilweise kennen, ich gehe auch davon aus, dass Sie die Diss von Matthias N. Lorenz nicht gelesen haben, sondern in Ihren Katakomben nur die Rezension von Elke Schmitter (bezeichnenderweise im SPIEGEL, meinen Sie nicht?) gelesen haben. Diese Diss ist umstritten (das spricht nicht gegen sie): http://www.perlentaucher.de/bu.....fleck.html. Auch ich gehe hier von Tertiärquellen aus, ich neige der Beurteilung Jörg Magenaus: „Ein obsessives Projekt – Was bleibt, wenn Literatur unter der Prämisse des Verdachts gelesen wird“ (http://www.taz.de/1/archiv/arc.....9/23/a0149) zu. Auszug:

    „Das gilt besonders für die eher sportive germanistische Disziplin, in der es darum geht, „literarischen Antisemitismus“ aufzuspüren. Literaturwissenschaftler verwandeln sich dabei in pedantische Sprach-Inspektoren. Alles kann ihnen zum Indiz werden: die Anwesenheit von Juden, die Abwesenheit von Juden, Schönheit und Hässlichkeit, Menschen, die mit Geld zu tun haben, auch wenn sie nicht jüdisch sind, und schließlich alle Figuren, deren Nasen beschrieben werden oder die an andere Klischees erinnern, die zuvor von ihnen als „antisemitisch“ definiert worden sind.

    So verfährt der junge Lüneburger Doktorand Matthias N. Lorenz in seiner gerade vorgelegten Dissertation über Martin Walser. Da kann man beobachten, was von Literatur übrig bleibt, wenn sie unter der Prämisse des Verdachts gelesen wird: nichts. […]
    „Seit Auschwitz ist noch kein Tag vergangen“, sagte er 1979, und auch seine Bekundung, dass es ihm immer unmöglich gewesen sei, sich auf die Seite der Opfer zu mogeln, sollte ernst genommen werden. Walser leidet darunter, als Deutscher unausweichlich zu den Tätern zu gehören. Dieses Leid ist legitim. Es treibt ihn um und an. Sein Schmerz kulminierte immer wieder in der vergeblichen Sehnsucht, das Deutsche und das Jüdische zu versöhnen und die Kluft zwischen Tätern und Opfern zu überwinden. Deshalb galten seine essayistischen Liebeserklärungen Figuren wie Victor Klemperer, Rudolf Borchardt oder Heinrich Heine, die Deutsches und Jüdisches gleichermaßen repräsentieren – allerdings für die Zeit vor 1933. Deshalb scheiterte letztlich die Lebensfreundschaft mit Ruth Klüger, bei der er lange nicht zur Kenntnis nehmen wollte, dass sie Auschwitz überlebt hatte. Auch die Unversöhnlichkeit gegenüber Ignatz Bubis wird erst vor dem Hintergrund der Verzweiflung darüber begreiflich, dass die Spaltung der deutschen Gesellschaft in Juden und Nicht-Juden, in Täter und Opfer, unüberwindlich ist.“

    Ich meine, liebe Rita E. Groda, dass Ihr Ansatz – mit Verlaub – nicht mehr leistet als zu etikettieren (die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen), nicht in der Lage ist, das Ungewisse, das Wissen um das Unversöhnliche, das Ambivalente, das Leidende, das Rechtfertigende, das Kompensierende, das (Selbst-)Anklagende eines Augstein, eines Walsers begreiflich zu machen. Walser war wohl derjenige, der sich am wenigsten scheute, sich in diesem Ringen zu entblößen. Das ist angreifbar, aber wer hier ad personam urteilt, muss sich als schöne Seele (ich bin klein, mein Herzlein ist rein) bezeichnen lassen.

    Für Jakob Augstein in Beziehung zu seinen Vätern gilt, was ich hier an anderer Stelle an der Beziehung von Benjamin zu Benzion Netanyahu dargestellt habe. Sie würden sich jedoch hüten, genetische Ausführungen, wie Sie es hier tun, darzulegen, wenn wir z.B. Sarrazin diskutieren würden. Die Verunglimpfung „Würstchen“ – ist das nicht unter Ihrem Niveau und eine Anbiederung an Posener?

    Ich weiß nicht, ob wir so unterschiedliche Folgerungen aus dem gemeinsamen Erfahrungshintergrund der Nachkriegszeit und der Bonner Republik, die nicht unbefleckter Empfängnis war, gezogen haben. Es fällt jedoch auf, dass Sie gerne klar Schiff und Ihren Bürgersteig besenrein haben wollen (ist das genetisch bedingt? schwäbisch?), Gras wachsen hören (auch das können Schwaben wohl ganz gut), während ich offenbar der Verdachtsdiagnostik huldige „Dem Reinen ist nichts rein genug“. Tugendterror. Jakobinertum.

    In alter Verbundenheit!

  15. avatar

    @ Lyoner

    Ich habe Ihren site nicht angesehen und weiß daher nicht, was dort steht. Grundsätzlich untersage ich Ihnen jedoch vorsichtshalber, Zitate von mir auf Ihrem blog zu bringen und üble Nachrede, die auf Ihren persönlichen Spekulationen beruht, ohnehin.
    Sie haben hier erwähnt, dass Sie ihren Ersatznamen (vorher: Alt68er) nur brachten als Reaktion auf Parisien. Da Sie mit mir persönlich nichts zu tun hatten und ich mit Ihnen nicht zu tun haben will, empfinde ich das als spannerhaft aufdringlich.
    Sie sollten sich eine Weile von Israel abwenden und statt dessen Ihre Kritikfähigkeit auf Ihre eigenen unsoliden Arbeitsmethoden anwenden, die daraus bestehen, andere Leute schlechtzureden, teilweise bis tief unter der Gürtellinie, wie KJN hier bestätigt hat. Zur Sache trägt das nichts bei, wie EJ hier bestätigt hat.
    Ihr Beruf stand hier auch schon zur Debatte. Ich kenne den nicht. Psychotherapeut zufällig? Derselbe zufällig, den Sie mal empfahlen? In diesem Fall könnte man Sie standesethisch verklagen. Wie Sie vielleicht wissen, suchen sich Leute ihre Therapeuten selbst aus und nicht umgekehrt. Therapeuten ist untersagt, sich an Leute ‚ranzuschmeißen. Hierfür steht, wie Sie wissen, die Lehranalyse zur Verfügung.
    Wenn es Ihnen aber darum geht, dass ich diesen blog verlasse, sagen Sie das ganz offen. Ich werde dann darüber nachdenken und das vermutlich tun. Oder auch nicht, je nachdem, wie sich die weiteren Teilnehmer, vor allem die, die schon mehrere Jahre dabei sind, dazu äußern.

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    @ Rita
    Durchaus gut, aber dass Jesus hierbei noch eine Rolle spielt, bezweifle ich. bei dem heutigen Rechtsverständnis, in dem das Gericht das verbindliche Urteil spricht, ist einzig und allein Pontius Pilatus dafür verantwortlich zu machen. Außerdem dürfte es den Leuten schnuppe sein inzwischen.

    @ Lyoner

    Superstück von Alan Posener auf achgut und in der WamS, die ich mir deswegen kaufen werde wie auch die gestrige Ausgabe wegen Döpfner. Manches will ich auf Papier.
    Die Probleme mit Ihnen fasse ich aus meiner Sicht auf vier Punkte zusammen:
    1. Ihre Rhetorik wirkt altbacken, stehengeblieben, im Prinzip auch langweilig.
    2. Ihre Rhetorik ist broderzentriert. Mit Personenfixation jeglicher Natur kommt man nicht weiter, sie macht unfrei.
    3. Es fehlt Ihnen ein gesunder Realismus.
    4. Sie wirken stalkerhaft, wenn Sie einen nach dem anderen anmachen, von Ihrer Einstellung überzeugen wollen und so bedrängen, dass Sie ein Interview, das keiner lesen will, schließlich in Auszügen aufdringlich hier hinein setzen und dabei insinuieren, Väter und Söhne wären genauso.

    Alan Posener hat hier einen journalistischen Lichtblick verfasst. Posener, den Sie auch oft auf dem Kieker haben, hat die menschliche Größe, uns nicht nur zu ertragen hier, sondern uns auch zu antworten. Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass er ein Größerer ist als Sie. Broder ebfs. Deswegen arbeiten die beiden bei der deutschen Presse und Sie und ich und andere nicht. Aber Posener liest uns hier, und das ist schon sehr viel.
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....verstehen/

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    @ Parisien

    Wer hat denn das geschrieben? Warum steht der nicht auf der Liste der Simon Wiesenthal GmbH?

    „Aber seit 1977, seit engstirnige, verbohrte Nationalisten die Macht übernommen haben, weht durch dieses Land (Israel, W. H.) wieder der Wind des Ghettos. Diese Schauer der Erleichterung, dieses kollektive Aufatmen, wenn aus der großen weiten Welt ein Wiederaufleben von Antisemitismus bekannt wird, sei es in Deutschland, Griechenland oder Japan. „Sie hassen uns noch immer – Gott sei Dank!“. Und es steht nie weniger auf dem Spiel als gleich „unsere nationale Existenz“. Leute, die lesen und schreiben können und einen Bismarck-Hering von einer Schillerlocke zu unterscheiden wissen, entblöden sich nicht, die PLO mit den Nazis zu vergleichen.

    (…)

    „Was glaubst du“ hast Du mir am Telefon gesagt, „wenn die (die Palästinenser, W. H.) könnten, würden sie dich nicht umbringen?“ – Ich weiß nicht was „die“ täten, wenn sie könnten. Ich weiß nur, wer wen umbringt und ich weiß auch, wozu Vermutungen, Mutmaßungen und Unterstellungen gut sind, vor allem Projektionen. Du ahnst in der Tiefe Deiner Seele, dass wir es sind, die den Palästinensern Unrecht tun und nicht umgekehrt, und um dieses Unrecht zu rechtfertigen, musst Du darüber spekulieren, was „die“ tun würden, wenn sie könnten, wie sie wollten.

    (…)

    Früher mussten wir fürchten, sie (die Araber, W. H.) wollten uns ins Meer treiben, heute fürchten wir, sie könnten mit ihren Friedensangeboten ernst meinen. Eine vermieste Geschichte reicht uns nicht, wir brauchen auch eine vermasselte Zukunft.

    (…)

    Jeder israelische Soldat, der fällt und verwundet wird, schreibst Du, tut Deiner Seele weh, während jeder Palästinenser, der auf seine Weise für sein Volk kämpft und fällt, Dir nicht nur gleichgültig ist, Du betrachtest ihn „als Feind“, mit anderen Worten, Du freust Dich über seinen Tod. Du hast in den letzten Wochen und Monaten viel Grund zur Freude gehabt. Rund 400 Tote in anderthalb Jahren ist eine schöne Bilanz. Hast Du Dich auch über den Tod des 12jährigen Jungen in Nablus gefreut oder über den Tod des 8jährigen Mädchens in Gaza oder den Tod der Frau in Ramallah, die beim Wäsche-Aufhängen von einer verirrten Kugel getroffen wurde?

    (…)

    Tut es Deiner Seele nicht weh, dass der Kommandant von Nablus einem Dutzend Palästinenser die Arme und Beine brechen ließ? Dass die Soldaten, die diesen Job korrekt ausführten (obwohl es sich um einen ungesetzlichen Befehl handelte, den sie hätten verweigern können), so hart zuschlugen, dass bei dieser Aktion auch ihre Holzknüppel brachen? Dass sie während der Prügel die Motoren ihrer Fahrzeuge aufheulen ließen, damit die Schreie der Geschlagenen übertönt wurden?

    (…)

    Du schreibst, die Palästinenser hätten das Glück, es mit einem Gegner zu tun zu haben, „der von moralischen Skrupeln zerrissen ist und sich nicht entscheiden kann, ihren Aufstand durch Gewalt niederzudrücken.“ – Wie recht Du hast, unsere Soldaten schießen nur mit Mozartkugeln, und wenn ein Palästinenser davon tot umfällt, dann nur, weil er gegen Schokolade allergisch ist.

    (…)

    Nur im Notfall haben vier Soldaten einer Eliteeinheit einen Palästinenser vor den Augen seiner Kinder zu Tode geprügelt, nur im Notfall wurde ein palästinensischer Junge gezwungen, eine palästinensische Fahne von einem Strommast zu entfernen (es stand mal wieder unsere nationale Existenz auf dem Spiel!), wobei er durch einen Stromschlag getötet wurde, nur im Notfall hat eine Einheit der Grenztruppen in dem Dorf Nahalim ein Blutbad angestellt, bei dem fünf Einwohner getötet und über 20 verletzt wurden – die Haustiere nicht mitgerechnet, die in eindeutiger Selbstverteidigung umgelegt werden mussten.

    (…)

    Entweder wir oder sie, es geht ums Überleben. Mit einer solchen Blankovollmacht auf den eigenen Namen lässt sich alles begründen und rechtfertigen. Aber am Ende wendet sich diese Moral immer gegen ihren Urheber. Hat man sich erst einmal an eine chronische Notwehrsituation gewöhnt, kann man mit der Selbstverteidigung gar nicht mehr aufhören, es müssen ständig neue Feinde her. Nach den Arabern kommen die jüdischen Verräter an die Reihe, die Nestbeschmutzer und Sympathisanten. Moral und Menschlichkeit bleiben auf der Strecke, Logik und Vernunft kommen unter die Räder.“

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    schriftstellerisch kann ich Alexander Wendt ganz sicher nicht das Wasser reichen, lieber Parisien, trotzdem wage ich den Versuch noch einen drauf zu setzen.

    Der religiöse Purist in der Provinz, aber auch in urbaner Umgebung, ist auch heute noch nicht vorbereitet auf die mentale Konfrontation mit dem Überlebenden der gerechten Strafe Gottes für den Gottesmord an Jesus Christus, der Shoah.

    Er fragt sich verweifelt: Ist Gott gerecht?
    Warum hat er sein Werk nicht vollendet, so schlampig gestraft?

    Er macht sich auf den Weg Gottes gerechtes Werk zu vollenden.
    In einem demokratischen Rechtsstaat stehen ihm aber nicht so alttestamentarische Methoden zur Verfügung, wie“seinem Gott“ unter der Herrschaft der Nazischergen. Er ist gezwungen auf Tricks und Listen zu verfallen, um seines Gottes gerechte Strafe zu vollenden. Er tarnt sich – heute vorzugsweise – als linker oder liberaler Gutmensch, gibt vor mit seinen zumindest verbalen Attacken nur das Beste für die Überlebenden der Gottesstrafe zu wollen.

    In den anderen Semitischen Stämmen des nahen Ostens, die durch die bloße Existenz Israels Jahrzehnte davon abgehalten wurden, sich gegenseitig totschzuschlagen, was in deren Geschichte ihre hauptsächliche Lebensaufgabe war, findet der religiöse Purist, der (selbst)Gerechte, begeisterte Gefährten. Im Namen Allahs und der heiligen Dreifaltigkeit bastelt man eifrig an der Vollendung von Gottes gerechter Strafe.

    Die Juden aber, in israel, besinnen sich auf das Versprechen ihres Gottes, dessen auserwähltes Volk zu sein, das Licht unter den Völkern. Sie beginnen sich auf diese Rolle vorzubereiten und den Anreinern und Gutmensche bei Gelegenheit entsprechend heimzuleuchten. Und plötzlich regt sich bei dem LRGMP
    (Zitat Broder) die Angst, im nahen Osten könnte doch irgendwann das Licht ausgehen, oder besser das Öl.

    Lieber Parisien, mein Zynismus ist absolut unvollkommen, es ist lediglich der Versuch einen anderen Aspekt in die Antisemitismus-Debatte zu bringen.

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    Für Journalisten, Antisemiten in spe und andere Begriffsbestimmler:

    Der Antisemitismusbericht des Deutschen Bundestages,
    Seite 9, Drucksache 17/7700, Wahlperiode 17,
    Antisemitismus,Begriffsbestimmung und Erscheinunsformen.

    http://dipbt.bundestag.de/dip2.....707700.pdf

    Da kann nicht nur ein angehender Antisemit was lernen. Da holen sich auch unsere Journalisten ihre Anregungen, wenn es um Anregungen zur Haarspalterei geht.

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    @Parisien: Es ist sehr ritterlich von Ihnen gemeint, mir gegen die vermeintliche Attacke von Lyoner beistehen zu müßen.

    Nur, als alte schwäbische Kampfmutter(Zitat Posener), oder Krampfhenne, tangiert mich dergleichen nicht sonderlich. Sie dürfen Lyoner nicht immer so todernst nehmen, er hat seine Obsession Israel, ich die meine – Freiheit – für mich und auch alle anderen. Jedem Tierchen sein Pläsierchen!

    In unserem Grundgesetzt ist nicht vorgeschrieben, daß jemand Israel mögen muß. Dazu können Sie keinen zwingen. Auch Überzeugungsarbeit fruchtet bei entsprechender Voreingenommenheit nicht,Sie sollten sich also ,Israel und die Juden betreffend, besser auf Machbares konzentrieren.

    Das Schmökern in meinen alten Spiegelausgaben vom Ende der 60<er hat mich etwas nostalgisch gemacht, mich an eigene Erfahrungen und Prägungen aus der eigenen Kindheit erinnert.
    Als ich etwar 10 Jahre alt war – damals gab es noch nur 1 einziges Programm im Deutschen Fernsehen – hatte man,an verregneten Sonntagnachmitagen, im Fernsehen nur die Auswahl zwischen Sport mit Megerlein und schwarzweiß-Filme über die Nazi-Vergangenheit des Landes, mit unendlichem Filmmaterial über die Konzentrationslager in Deutschland. Mein Vater hat mir diese Bilder nicht versucht zu ersparen, sofern ich Lust hatte diese anzusehen.

    Zwischen Flipper und Bonanza habe ich sozusagen das Grauen verinnerlicht, was mich nachhaltig für ein ganzes Leben geprägt hat.

    Auch Lyoner mußte, wie ich, durch diese Zeit der Halbwahrheiten, der immer noch amtierenden Nazimonster, die in der jungen Republik wieder zu Ansehen und Ehren kamen, die Revanchisten von Hupka ertragen, den Bau der Mauer und den Abbau der Freiheit im Westen, als die Mauer endlich fiel.
    Abhören von privaten Telefonaten, hätte in dieser Zeit eine Regierung gestürzt, bei Kohl, Schröder und Merkel gehörte das bereits zur Staatsräson.
    Ich habe aus meinen Erfahrungen einen anderen Schluß gezogen als Lyoner, das dürfte alles sein.

    Was mich tatsächlich an dieser neuen alten Antisemiten Diskussion wirklich stört, ist die Tatsache, daß es in unserem Lande tatsächlich als schlimmer gilt" für einen Antisemiten gehalten zu werden, als einer zu sein".
    Ich z.B. dämonisieren Augstein nicht, ich halte ihn für gefährlich, da er anscheinend tatsächlich versucht alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen.

    Die Enkel und Urenkel der Ungeheuer von damals sind geschmeidig und stromlinienförmig. Daher kann es einer jungen heranwachsenden Generation gar nicht mehr auffallen, wenn Antisemitismus sich wieder klammheimlich in die Gesellschaft hereinschleicht. Wir Nachkriegskinder – Fossile einer Zwischenzeit, zwischen Nazistaat Deutschland und aufkeimender Demokratie – sind noch sensibilisiert genug um jedes antisemitische Gräslein wachsen zu hören; und dann schreien wir sofort laut und hystherisch auf, was auch gut so ist.Der Herr bewahre uns unser Mißtrauen, nicht nur Antisemiten gegenüber.

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    @ Parisien

    Sie mögen ja Ihre Qualitäten und eine einwandfreie bürgerliche Existenz haben , hier zeigen Sie sich jedoch von einer stupenden Indolenz. 1. finde ich Israel nicht Scheiße und 2. die Kronzeugen, insbesondere Benzion würden sich dagegen verwahren, dass sie Israel Scheiße finden. Ich habe nur Kronzeugen aufgeführt, die Israel gut finden. Und warum sollte man nicht einen Toten zitieren? Nach Ihrem Maß dürfte man weder (um bei den good guys zu bleiben) Theodor Herzl noch David Ben-Gurion zitieren.

    Ich mache Ihnen einen Vorschlag:

    Was ich zu Ihren intellektuellen und moralischen Kapazitäten zu sagen habe, habe ich bereits gesagt, hier (http://starke-meinungen.de/blo.....ment-18527). Wir werde Sie noch nicht einmal ignorieren, ich nehme Sie zur Kenntnis. Machen Sie´s doch auch so, anstatt hier Posener oder andere anzufragen, mich auszuschließen.

  22. avatar

    Broder auf dem Weg zur Besinnung:

    http://www.welt.de/kultur/arti.....-mich.html

    Wo Broder recht hat, hat er recht, hier auf jeden Fall:

    „Ein Bassgeiger des Orchesters der Deutschen Oper, der während eines Gastspiels in Israel volltrunken eine Barrechnung mit „Adolf Hitler“ unterzeichnet, weil er den Wohlverhaltensdruck nicht ausgehalten hat, der auf ihm und seinen Kollegen lastete, wird in den Medien als „Schande für Deutschland“ an den Pranger gestellt und nach allen Regeln der virtuellen Empörung hingerichtet. Er verliert seinen Job, seine bürgerliche Existenz – als Strafe für einen geschmacklosen, aber harmlosen Scherz.“

    Das ist geradezu eine empathische Äußerung.

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    @Auch das war – allen Ernstens – einmal Rudolf Augstein.
    „Wer dem Staat Israel die Existenz bestreitet, sollte keine Entwicklungshilfe erhalten, jedenfalls nicht von der Bundesrepublik.“

    Quelle:Spiegel Nr. 25, 1967

    http://www.spiegel.de/spiegel/.....94361.html

    Die Suche in meinemm Archiv – da gibt es doch noch tatsächlich gedruckte Worte auf Papier in Spiegel-Ausgaben – die hat sich gelohnt.

    Aber, Augstein 2001 im Spiegel

    http://www.spiegel.de/spiegel/.....94361.html

    Hatte Rudolf Augstein 1967 noch den Judenknacks und 2001 nicht mehr?

    Es existiert ein Buch von Rolf Behrens,
    Titel „Raketen gegen Steinewerfer,das Bild Israels im Spiegel“.
    Es beschäftigt sich mit 345 Artikeln über Israel in der Spiegel-Geschichte. Mehr ist über Rudolf Augstein und seine Meinung über Israel nicht mehr zu sagen. Es sei denn, was Augstein über sich selbst sagt, siehe ein Zeit Interview mit dem Herrn Augstein Rudolf.

    http://www.a-e-m-gmbh.com/andr.....stein.html

    Augstein Junior hat von seinem Altvorderen zweifelsohne viel gelent; den beispiellosen Zynismus in kultivierter Form – dem Himmel sei Dank – nicht.

    Sonst wäre er nämlich nicht nur ein Würstchen (Zitat Posener), sondern wirklich gefährlich.
    So what, von nix kommt halt nix, liebe Deutsche Journalisten.

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    QLieber Herr Ziegler, Ihre Angst ist begründet!
    Nachfolgend finden Sie den Link für eine Liste aller Anschläge auf Jüdische Einrichtungen in Deutschland, ab dem Jahre 1945.

    http://de.wikipedia.org/wiki/L....._nach_1945

    Eine beeidruckende Liste, die uns ebenso eindrucksvoll dokumentiert, wie gering der Anteil der Antisemiten in diesem demokratischen Rechtsstaat doch ist, – Pause – kotz -Mahlzeit.

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    @Lyoner: Gut aufgepasst, Note 1, sitzen.
    Kleines Beispiel, Spiegel Nr. 29, 1982, Spiegel-Titel: Militärstaat Israel, Artikel von R. Augstein.

    Wenn ich ein wenig mehr Zeit habe, such ich Ihnen weit eindrucksvollere Zitate von R. Augstein heraus, was Israel betrifft.

  26. avatar

    Ein Wunder? Nächster Messias aufgetaucht:
    „Muhammad Tahir-ul-Qadri, 61, kritisiert Korruption in der pakistanischen Politik, in der Regierung ebenso wie in der Opposition. Er fordert Schritte gegen Terrorismus und, vor allem, den sofortigen Rücktritt der Regierung, die Bildung eines Übergangskabinetts und Neuwahlen. Sollten seine Wünsche nicht erhört werden, würden „Millionen Anhänger“ nach Islamabad marschieren.

    Einen Tag vor Heiligabend kamen mehr als hunderttausend Menschen zu einer Kundgebung von ihm nach Lahore, um Tahir-ul-Qadri, einen liberalen Muslim, zu hören. Tahir-ul-Qadri ist Religionsgelehrter und Jurist. 1981 gründete er in Lahore die Organisation Minhaj-ul-Quran, „Weg des Korans“, die inzwischen in mehr als 90 Ländern vertreten ist und sich für einen moderaten Islam und interreligiösen Dialog einsetzt. Acht Jahre später gründete er eine Partei, seine jetzige Kampagne nennt er Tehrik-i-Minhajul Quran, die „Bewegung zur Befolgung des Wegs des Korans“.“
    http://www.spiegel.de/politik/.....76975.html

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    @ Roland Ziegler

    Das ist ein Stilmittel von HMB, und Augstein weiß das. Es ist ein Bild. Im Gegenteil schrieb HMB, dass Augstein kultiviert sei.

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    @Parisien: Also unter dem neuntschlimmsten Antisemiten der Welt stelle ich mir schon jemanden vor, der sich freut, „wenns Judenblut vom Messer spritzt“, und wenn diese Vorstellung nicht dämonisch ist, dann weiß ich nicht, was sonst dämonisch sein soll.

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    @ Roland Ziegler

    Natürlich kommt es nicht zu einer Wiederauflage des dritten Reiches. Aber es kommt zu asymmetrischen Handlungen wie jener gegen Rabbiner Alter oder jener in Toulouse.
    Deswegen will noch lange niemand Herrn Augstein „dämonisieren“. Das ist der falsche Ausdruck. Das ist eine Umkehr, die Sie hier machen. Der, der „dämonisiert“, was ich in englisch eleganter finde (singling out), wird selbst zum Opfer hochstilisiert. Man ist noch lange kein Opfer, wenn man auf dieser Liste steht. Man kann sich entschuldigen und korrigieren.

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    Man muss auch sehen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es zumindest hier in Deutshcland zu einer Neuauflage des 3. Reiches kommt, um mehrere Zehnerpotenzen geringer ist als für einen atomaren SuperGAU. Das sage ich als prinzipiell ängstlicher Mensch, der sich schon des öfteren von intellektuellen Muskelprotzen anhören musste, dass so ein kleines Restrisiko ja locker auszusitzen wäre, man möge doch bitte nicht so feige sein. Wovor man wirklich Angst haben muss, ist z.B., dass Nazis oder Islamisten Brandsätze auf Synagogen o.ä. schmeißen. Das ist eine realistische Angst. Nur ist der Antisemit Augstein oder Grass weder Nazi noch Islamist und wird niemanden dazu bringen, einen solchen Brandsatz zu schmeißen, eher im Gegenteil.
    Viele Leute tun so, als wären sie wieder in den roaring twenties, und was man da versäumt hatte, das versuchen sie heute irgendwie nachzuholen, auszubügeln, geradedzurücken. Das kommt mir manchmal vor ein Theaterspiel.

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    @KJN: Ablehnung ist Ablehnung, ja. Aber ein Mörder lehnt sein Opfer achon auf eine ganz bestimmte Weise ab, die sich von anderen Ablehnungsformen unterscheidet. Der Begriff „Antisemitismus“ ebnet diese wichtige Grenze aber ein und umgrenzt stattdessen ein sehr weites Feld, in dem sich Mörder, Nazis, Publizisten und Künstler gleichermaßen tummeln. Das kann es nicht sein. Mir passen auch viele Leute, Regierungen, Völker nicht, ich bin sogar der Ansicht, dass ohne Ressentiments die Welt zu kompliziert wäre. Natürlich sollte man Ressentiments trotzdem aufdecken, hinterfragen usw. Aber ich kann eben nicht einsehen, dass der Antismeitismus Augsteins und der des iranischen Präsidenten ein und dasselbe Phänomen ist. „I teach you differences“, sagte der große Wittgenstein einmal.

    Ohnehin gefällt mir die Psychologisierung und Dämonisierung nicht, die mit der vereinheitlichenden Antisemitisierung einhergeht. Die Logik, wie dieser eigentlich analytisch gemeinte Begriff jetzt verwendet wird, ist: „Der Typ dämonisiert Israel, also dämonisieren wir den Typen.“ Das funktioniert aber nicht. Die Leute denken bestenfalls: „Mensch, wie schlimm: Das ist ja ein Antisemit!“ und schließen das, was der gesagt hat, in den Keller (wo etliches andere schon herumliegt). Dabei kann auch ein Antisemit mit manchem recht haben oder zumindest Diskutables sagen (Warnung vor dem Präventivkrieg beispielsweise).

    Auf der anderen Seite ist die Benutzung antisemitisch konnotierter Mittel für die Augsteins und Grasse eine Methode,
    Aufmerksamkeit zu erzeugen. Darauf weist insb. Herr Posener zurecht hin. Diese Methode ist, solange es nur um diese Aufmerksamkeit geht, billig.

    Aber das Problem entsteht an der restriktiven Grenze, so wie damals in der DDR: „Hinter diese Linie darfst du nicht gehen, sonst wirst du Antisemit.“ Natürlich springen sofort Leute hinter die Linie, um auszuprobieren, wie das ist; das ist doch vollkommen klar. Stellen Sie sich einen Knopf vor, auf dem steht: „Knopf drücken STRENGSTENS verboten!!!“ Die Leute drücken dann trotzdem auf den Knopf, gerade WEIL es verboten ist. Und wenn daraufhin die Alarmglocke schrillt, dann freuen die sich.

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    @ Rita

    Er gibt nicht auf. Für ihn ist Israel Sch*** und dafür führt er Kronzeugen an, die immer gleichen. Er führt einen Kampf wie Don Quijote. Es ist ein Kampf gegen Windmühlenflügel, die nur er selbst sieht.
    Ich dachte nach seinem posting auf Alan’s post über Wohnen, dass er hier ein Teil doch sein will, aber er will hier eine(n) nach dem anderen überzeugen, dass Israel Sch*** ist und führt dafür sogar einen Verstorbenen an. Über Verstorbene sagt man „Friede sei mit dir“ oder „Shalom Shaver“. Es ist nicht zu fassen.
    Dann macht er so Komplimente an EJ wie die Schlange Ka, und EJ sagt ihm (unten auf APo’s letztem post), was Sache ist, aber jetzt macht er hier mit Ihnen weiter.
    Da muss wirklich der Liebermann vom Blonden Hans herhalten: Allmählich will man nicht mal mehr essen.
    We fed a troll because we are nice people.

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    @ liebe Rita E. Groda

    Sie schreiben „…geht runter in die Archivkatakomben und lernt mal wieder richtig recherchieren“

    Wie Sie recherchieren und die Ergebnisse Ihrer Recherche präsentieren, beindruckt mich nicht im geringsten. Sie präsentieren uns hier ein Zitat als ob es ein direktes Zitat von Rudolf Augstein wäre. Dies ist nach den Maßstäben, die ich kenne, unredlich. Man braucht nicht tief in die Archivkatakomben zu gehen, um herauszufinden, dass dies kein Zitat von Augstein ist, sondern eine „Zusammenfassung“ und Interpretation, die von einem Claudio Casula in einem Gastbeitrag auf dem Blog Lizas Welt am 5. Januar 2007 erstellt wurde (http://lizaswelt.net/2007/01/0.....-augstein/). Dort heißt es:

    „Im Grunde gab Augstein vor, was auch Mahmud Ahmadinedjad bedenkenlos unterschreiben würde: Israel ist ein künstlicher, von religiösen Fundamentalisten regierter „Gottesstaat“, der extrem aggressiv auftritt,…“ etc.

    Alle übrigen Quellen beziehen sich auf diesen Beitrag. Das hätte sich Ihnen leicht erschliessen können. Bei aller Liebe – es macht mich traurig, Ihnen sagen zu müssen, dass zu einem richtigen Recherchieren, was Sie nicht getan haben, auch ein richtiges Zitieren gehört, was Sie auch nicht getan haben.

    Augstein war keine Freund Israels. Ihre Vorgehensweise entwertet jedoch apriori Ihre Folgerungen. Was Sie zu Walser sagen: Auch hier scheinen Sie sich auf einen Text von einem/einer Lorenz zu beziehen, der Äußerungen Walser „zusammenfasst“. Auch hier geben Sie die Quelle nicht richtig an.

    Über Claudio Casula und wie er die Welt zusammenhält habe ich berichtet. Ein Dossier finden Sie hier http://von-den-einzigwahren-fr.....%20Entebbe

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    @Rita E. Groda
    Danke!
    Sie haben mir einiges an Text erspart.

    Nur eins an den von mir geschätzten R.Z.:
    „Denn das ist ja der Sinn von Sprache: nicht die Dinge zu identifizieren (im Mutterleib war alles eins), sondern sie zu unterscheiden. “Eliminatorischer Antsemitismus” gegenüber “antizionistischer Antisemitismus” bzw. “relativierender Antisemitismus” wäre da eine etwas komplizierte Möglichkeit. Das Dach ist sehr breit, man kann da vieles unterstellen.“
    Ablehnung ist Ablehnung. Ob sie nun „eliminatorisch“ oder „antizionistisch“, oder „relativierend“ daherkommt, ist doch egal, oder?
    Fahren Sie (heutzutage) in das Dorf Ihrer verstorbenen Eltern und bekommen (ungefragt) erzählt, daß der eine Teil der Familie „immer brave und tüchtige Leute“ waren, während der andere „Teil“ „nichts taugte“. Und das Israel eine Diktatur ist. Alles an 1 Tag. Anno Oct. 2012. Soviel zum Leben auf dem Lande für „4rtel“, „8tel“ weißichwiemandasausrechnet – Juden.
    Es geht darum: Hier in diesem elitären Club ist alles o.k. Auch so ein bisschen „Israelkritk“ können wir verkraften. Ob wir das wollen oder nicht: Wir können ja differenzieren. Andere nicht.

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    Ich muß mich wirklich sehr bis außerordentlich wundern, wenn unter Deutschen Journalisten ein Streit entbrennt, ob Jakob Augstein etwar ein Antisemit sein könnte.

    Wahrscheinlich wird es daran liegen, daß“die Deutschen Journalisten“ größtenteils um Jahrzehnte jünger sind, als ich und noch nie Beiträge von Herrn Walser oder gar Rudolf Augstein gelesen haben, den „beiden Vätern“ des Jakob Augstein.

    Oft fällt der Apfel tatsächlich weit vom Stamm, genetisch scheint sich Herr Jakob A aber nicht allzusehr von seinen Wurzel zu entfernen. Martin Walser hatte ein recht ambivalentes Verhältnis zum Juden.

    „Wer hat ein Interesse daran, die Deutschen zu demütigen? Das können nur Fremde sein! Und zu denen gehören, für Walser, auch deutsche Juden.

    So zeigte es sich unter anderem (Lorenz führt weitere Belege an, Auseinandersetzungen mit Ruth Klüger, mit Jurek Becker und Marcel Reich-Ranicki) im Streitgespräch nach der Paulskirchenrede mit

    Ignatz Bubis und Salomon Korn, in dem Walser ein ums andere Mal von den Deutschen sprach als Entgegensetzung zu den deutschen Juden. „Das müsst ihr ertragen. Ihr müsst einmal ertragen, dass diese Geister aus der Flasche herauskommen. Sie haben mich schon wieder auf Bewährung empfangen. Natürlich, auf Bewährung, das ist eure Haltung. Deutsche müssen beweisen, dass sie human sind, eo ipso sind sie es nicht.“

    Quelle: Spiegel 36/2005 der ewige Flagghelfer.

    Und was den Ziehvater Augstein Senior betrifft:

    Folgendes hielt der Spiegel Vater von Israel:

    „Ein künstlicher, von religiösen Fundamentalisten regierter ‚Gottesstaat’, der extrem aggressiv auftritt, immer wieder mal auf Eroberungszüge geht, wenn ihm danach ist, der rassistisch Minderheiten unterdrückt, im Kern aber verfault, mit der Erbsünde des wider Erwarten gewonnenen Unabhängigkeitskrieges belastet und früher oder später dem Untergang geweiht ist; der durch seine unheilvolle Lobby den amerikanischen Präsidenten nach seiner Pfeife tanzen lässt, aus dem Holocaust das Recht ableitet, brutale Gewalt anzuwenden und Deutschland um Milliarden zu erleichtern – und der letztlich selbstredend auch die größte Gefahr für den Weltfrieden darstellt“.

    Und über das folgerichtige Produkt dieser Supergau-Väter streiten Deutsche Journalisten jetzt tatsächlich ernsthaft? Mir drängt sich schon die Vermutung auf, daß oben genannte entweder nicht alle Tassen im Schrank haben, wie könnte Jakob Augstein kein wenigstens kleiner Antisemit sein, bei derlei Vorbildern!

    Mädels und Jungs, der Deutschen Medien, falls das Deutsche Leben vor 1980 noch nicht datentransfergerecht auf entsprechende Medien übertragen ist – geht runter in die Archivkatakomben und lernt mal wieder richtig recherchieren.

    Ich fühle mich von Euch ein wenig verulkt.
    Und ich schließe mch Herrn Posener an, Jakob Augstein ist ein Würstchen, allerdings ein ganz armes, bei diesen Vätern.

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    Meinte: Gut, Herr Dettling.

    @ Alan Posener

    Würden Sie mich liebenswürdigerweise darüber aufklären, ob der Blog inzwischen Lyoner gehört, damit ich ihn dann verlassen kann?

    Wieso schreibt Frau Heckel nicht mehr?

  37. avatar

    Gut. Unterstützung:
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....enderlein/
    http://jungle-world.com/artikel/2013/02/46935.html

    Hannes Stein:
    Der deutsche Journalist Jakob Augstein wurde nicht mit überragenden Geistesgaben gesegnet. Er ist darum gewiss ehrlichen Herzens überzeugt, er sei kein Antisemit. Augstein junior hat nur geschrieben, dass Israel der Welt eine »Logik des Ultimatums« aufgedrängt habe, dass die Gewalt in Libyen, im Sudan und im Jemen den amerikanischen Republikanern und der israelischen Regierung nütze, dass Israel durch eigene Schuld seine Legitimität, also sein Lebensrecht, verliere, dass die Ultrafrommen in Israel auf derselben moralischen Stufe stünden wie mordende islamische Fanatiker, dass der Gazastreifen ein Lager sei und dass Israel seine eigenen Gegner ausbrüte. (Mit dem Verb »ausbrüten« wird der Judenstaat endgültig in den Bereich des Tierischen, Krokodilhaften gerückt.)
    http://www.juedische-allgemein.....w/id/14908

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    Nun ja, lieber Herr Dettling, die Sprache, an der sich Antisemitismus erkennen lässt, Israel-Lobby, Apartheid, israelische Kriegsführung, und subtile NS-Terminologie: Gaza, ein Gefängnis, gar ein Lager. – Was aber dann? Prof. Michael Stürmer erklärt auf WELT-TV (http://www.welt.de/videos/vide.....-Gaza.html) Gaza: „Gaza ist ein Höllenloch“ (nebenbei erklärt uns Prof. Stürmer noch, welchen Nutzen die Hamas für Israel hatte, Aufbau einer Konkurrenz zur säkularen Fatah, die man gegeneinander ausspielen konnte und kann). Also, am Gebrauch des Terminus „Apartheid“ erkennt man Antisemitismus. Was ist mit der Westbank, gibt es dort Apartheid, wie es z.B. Jimmy Carter, Norbert Blüm und Bischof Tutu postuliert haben? Wären die abgeriegelten, voneinander getrennten und auf den Transitstrecken streng kontrollierten scheinautonomen Gebilde vergleichbar mit den südafrikanischen Bantustans, also Palistans? Wenn nicht, welches System sui generis finden wir vor? Ich habe mir hier mal erlaubt, das Besatzungsregime auf der Westbank (respektive Judäa und Samaria) mit der Sowjetischen Besatzungszone zu vergleichen und „Israelische Besatzungszone“ zu nennen. Wenn ich mir das richtig überlege, wäre dies jedoch ein Euphemismus. Unsere Brüder und Schwestern in der SBZ konnten sich hinter der Mauer freier bewegen als die Palis; außerdem gab es keine tranzendentale sowjetische Gebietsansprüche göttlichen Rechts und sie wurden als kommunistisches Brudervolk anerkannt. Also wie kann man das sonst noch nennen? Disputed territories, wie dies in dem Orwellschen Neusprech der Apologeten der israelischen Besatzungs- und Siedlungspolitik üblich geworden ist? Herr Dettling, helfen Sie uns, wie bezeichnet man das korrekt, ohne DDD?

    „Israelkritik“ in Gänsefüßchen zu stecken und als Antisemitismus zu dekodieren und rekodieren, hat einen entschiedenen Vorteil. Nach der Standarddefinition, die Henryk M. Broder dem Deutschen Bundestag gegeben hat

    „Zunächst einmal hat der Antisemitismus (Israelkritik) wenig mit Juden (mit Israel) und gar nichts mit deren Verhalten zu tun. … Was auch immer der Jude (Israel) tut (oder unterlässt) , der Antisemit (der Israelkritiker) macht ihm das zum Vorwurf. Deswegen nutzt es nichts, wenn der Jude (Israel) sein Verhalten ändert, um dem Antisemiten (Israelkritiker) entgegen zu kommen… Basiert der Antisemitismus (Israelkritik) also auf hysterischen Ängsten, Erfindungen, Projektionen und Neidgefühlen, haben die Xenophobie, Islamophobie, Arachnophobie, Agoraphobie e tutti quanti eine reale Basis.“

    muss man sich nicht damit befassen, ob die Kritik an Juden bzw. Israel reale Ansatzpunkte haben könnte, sondern man kann sie getrost als pathologisch, als mythische oder ontologische Juden- und Israelfeindschaft abtun.

    M.E. hat das freischwebende und immeer stimulierbare Antisemitismus-Syndrom auch eine uralte Wurzel in dem Memkomplex eines mythischen, ontologischen Feindes. Was Benzion Netanyahu über die Araber sagt

    „The Bible finds no worse image than that of the man from the desert. And why? Because he has no respect for any law. Because in the desert he can do as he pleases. The tendency toward conflict is in the essence of the Arab. He is an enemy by essence. His personality won’t allow him any compromise or agreement. It doesn’t matter what kind of resistance he will meet, what price he will pay. His existence is one of perpetual war“

    gilt cum grano salis für alle Goyim. Wie Sie titeln, lieber Herr Dettling, „Wir Antisemiten“.

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    Zitat Tarantino: „Das wird Ihnen als Deutsche seltsam vorkommen. Sie sind alle gezwungen worden, sich bis zur Bewusstlosigkeit immer und immer und immer wieder mit der Schuld Ihres Volkes auseinanderzusetzen.“ Er spricht über einen in die Bewusstlosigkeit führenden Schuldkomplex der Deutschen.

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    Gut, OK. Ich finde übrigens, das Center sollte auch Quentin Tarantino auf die Liste setzen:

    http://www.sueddeutsche.de/kul.....-1.1569235

    Außerdem bin ich auf der Suche nach einem sprachlichen Ausdruck, der den Antisemitismus eines Ahmadinejad von dem Augsteins oder der Holocaust-Verharmlosung Tarantinos unterscheidet. Denn das ist ja der Sinn von Sprache: nicht die Dinge zu identifizieren (im Mutterleib war alles eins), sondern sie zu unterscheiden. „Eliminatorischer Antsemitismus“ gegenüber „antizionistischer Antisemitismus“ bzw. „relativierender Antisemitismus“ wäre da eine etwas komplizierte Möglichkeit. Das Dach ist sehr breit, man kann da vieles unterstellen.

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