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Na toll, Netanyahu! Na super, Obama! – Wie man der Hamas einen Sieg schenkt

Nun hat die terroristische Hamas schon dreimal Israel gedemütigt. Erstens, als das erklärte Ziel der Operation „Cast Lead“, die Hamas auszuschalten, nicht erreicht wurde. Zweitens, als Israel 1000 Terroristen freiließ, um Gilad Shalit zurückzubekommen. Und nun, da Israel als Ergebnis des Dauerbeschusses der Hamas und anderer radikalislamischer Gruppierungen auf den Süden des Landes und nach einem halbherzigen und offensichtlich wenig effektiven Luftbombardement faktisch die Hamas-Herrschaft in Gaza anerkennt und „Erleichterungen“ verspricht. In Gaza wurde der „Waffenstillstand“ als Sieg gefeiert. Zu Recht.

Letzte Woche schrieb ich an dieser Stelle, es habe keinen Sinn, die Hamas anzugreifen, wenn man nicht auch deren Hintermänner in Damaskus und Teheran ins Visier nehme:

Nicht Gaza ist das Problem – Damaskus und Teheran sind das Problem

Die USA scheinen eine andere Strategie verfolgt zu haben.
Der Obama-Administration ging es wohl auch darum, die Hamas von ihren Förderern im Iran und in Syrien loszueisen; aber nicht, indem diese Förderer selbst unter Druck gesetzt wurden, sondern indem Ägypten als Vermittler und künftigen Paten der Hamas aufgebaut wurde. Das gelang. Und kaum hatte Ägyptens Präsident Mursi unter allgemeinem Beifall den „Waffenstillstand“ – also Israels Verzicht auf eine Bodenaktion – verkündet, zeigte er, dass er durchaus von seinen Muslim-Brüdern in Gaza zu lernen fähig ist: Er ist dabei, sich und seine Partei an die Macht zu putschen und einen islamischen Gottesstaat in Ägypten zu errichten, so wie die Hamas in Gaza einen islamischen Gottesstaat nach dem bewaffneten Putsch gegen die Fatah und andere „gemäßigte“ Kräfte errichtet hat.
Nur Stunden vor Mursis Putsch sagte Hillary Clinton in Kairo: „Ägyptens neue Regierung übernimmt die Verantwortung und die Führerschaft, die seit langem dieses Land zu einem Eckpfeiler regionaler Stabilität und regionalen Friedens machen.“  Abgesehen davon, dass das unsinnig ist – Ägypten hat unter Nasser eine destruktive Außenpolitik betrieben und entwickelte sich unter Mubarak zu einem repressiven und korrupten Staat, dessen innere Instabilität eine Revolution unumgänglich machte, die bis heute die Region zu destabilisieren droht – abgesehen also davon, ist das nicht auf ihrem Mist gewachsen. Nach Angaben der New York Times „hat Obama seinen Mitarbeitern gesagt, dass ihn die pragmatische Zuversicht des ägyptischen Führers beeindruckt. Er habe von Mursi den Eindruck eines Ingenieurs bekommen, der präzis und überraschend wenig ideologisch denkt…“
Nun, das mag sein. Aber es ist auch bei Ingenieuren immer die Frage, wem sie dienen. Mursi dient der islamischen Revolution. Dieser Revolution wiederum dient es, wenn Ägyptens neue Führung die Hamas – ursprünglich ein Ableger der ägyptischen Muslim-Bruderschaft – unter ihre Fittiche nimmt und instrumentalisiert, so wie die national-sozialistischen arabischen Führer Nasser, Mubarak, Saddam, Assad, Ghaddafi und Co. früher die national-sozialistischen Palästinenserorganisationen PFLP, Fatah e tutti quanti unter ihre Fittiche nahmen und instrumentalisierten.
Na super, Obama.
In Gaza stellt sich die Situation so dar: Die Hamas hat Israel und seine Verbündeten über Monate hinweg mit den Nadelstichen ihrer Raketen provoziert. Als schließlich Israel zuschlug, konnte „das zionistische Gebilde“ die Hamas nicht nur nicht zerstören, weil es Angst hatte vor einem Häuserkampf in Gaza, sondern musste das Feuer einstellen und sich einem Waffenstillstand beugen, durch den die Hamas stärker wird.
In der Westbank sieht man, dass der ohnehin nicht demokratisch legitimierte Präsident Abu Masen (Mahmud Abbas) von der Fatah mit seinen diplomatischen Manövern nichts erreicht. Der Krieg in Gaza hat das Ansehen der Hamas gestärkt und das der Fatah geschwächt.
Dem Iran bleibt es unbenommen, weiterhin über die Sinai-Halbinsel die Hamas mit Waffen zu versorgen, außerdem behalten die Mullahs die Kontrolle über die schiitische Hisb’allah, die im Südlibanon einen Staat im Staat errichtet haben und jederzeit Galiläa und die nördliche Küstenregion mit ihren Raketen treffen können.
Na toll, Netanyahu.
Die USA, die eigentlich darüber wachen sollen, dass der Sinai, wie im Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel vereinbart, demilitarisiert bleibt, haben hier völlig versagt. Schlimmer ist nur das Versagen der von der UN beauftragten Europäer, die eigentlich nach der israelischen Strafaktion im Libanon nach Übergriffen der Schiitenarmee die Entwaffnung der Hisb’allah beaufsichtigen sollten.
Derweil geht das Morden in Syrien weiter, baut der Iran weiter an der schiitischen Bombe. Die einzige Macht neben Israel, die zuverlässig prowestlich ist, die Türkei, Nato-Mitglied und Anwärter auf Mitgliedschaft in der EU, wurde bei den Verhandlungen um einen Waffenstillstand in Gaza kaltgestellt. (Statt die EU und die Türkei in den Prozess einzubringen, irrlichterte Guido Westerwelle am Rande der Verhandlungen auf der Suche nach Fernsehkameras herum.) Die Türkei wird ständig durch das Desinteresse des Westens an der Situation in Syrien brüskiert. Selbst ein so einfacher Wunsch wie der nach Stationierung von Raketenabwehrsystemen an der Grenze zu Syrien löst in Deutschland gleich Bedenkenträgerei aus: die Soldaten könnten – horribile dictu – beschossen werden! Nein aber auch. Dafür ist die Bundeswehr nicht da.
Man hat das Gefühl, als agiere der Westen unter Führung Obamas ohne strategisches Konzept – oder schlimmer, mit einem Kissinger’schen Konzept des Mächtegleichgewichts, dem Fragen der Moral und der Demokratie unwichtig sind. Hauptsache, es ist Ruhe im Karton. Das hat mit Mubarak und seinesgleichen nicht funktioniert, das wird auch nicht mit Mursi und der Hamas funktionieren.
Wäre ich Islamist, ich würde die Willensschwäche des Westens bejubeln. Da ich kein Islamist bin, ist mir angst und bange.

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110 Gedanken zu “Na toll, Netanyahu! Na super, Obama! – Wie man der Hamas einen Sieg schenkt;”

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    R.Z.

    Stellvertreterkriege sind praktisch immer das Mittel der Wahl, sobald die Machtverhältnisse in nem Büro, einer Abteilung, instabil zu werden beginnen.

    Seit ich mich traue, meine Alltagsbeobachtungen und -erfahrungen ernst zu nehmen, stelle ich fest, daß diese sich erstklassig upgraden lassen.

    Und natürlich wiederholt sich Geschichte nicht, doch unklare Gemengelagen wie derzeit hören entweder auf, „Pikantes“ zu produzieren oder es schälen sich mit der Zeit das Geschehen dominierende Akteure heraus. Es fängt sozusagen wie eine Pyramide an … und der Status Hauptakteur bleibt auch keineswegs die ganze Zeit gesichert – ich jedenfalls erinnere mich gut an das Gerede, daß die USA von Japan „entthront“ werden würde und dann würde dies und würde jenes und auch noch das geschehen.

    Daß praktisch die ganze Welt kurzfristig noch mal bipolar wird, glaube ich derzeit nicht. Da nagen zu viele mächtige Hunde an dem anti-USA-Knochen und dann sind da auch noch die, die versuchen, ihre eigene Suppe zu kochen.

    Was sich in Ägypten tut, finde ich leider viel interessanter, als ich es gern hätte. Ich habe es nämlich am liebsten stinklangweilig.

    Army Powers Enshrined in Egypt’s New Islamist Constitution
    http://blogs.the-american-inte.....stitution/

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    Glaube kaum, dass jedem Einzelnen klarist, was er da genau unterstützt:
    „Abu Scharif sagte: „Aus der Perspektive der Widerstandsbewegungen sind ein Waffenstillstand und eine Waffenruhe nicht das Ziel und sind vielleicht nur eine vorläufige Station. Wir müssen zunächst die Bedürfnisse der Menschen verstehen. Dann müssen wir uns für einen ernsthaften Kampf gegen Israel und für die Befreiung des gesamten palästinensischen Gebiets vorbereiten. Wir hoffen, dass bald alle Vorkehrungen getroffen werden und wir aus der gegenwärtigen Ruhe den höchsten Nutzen ziehen können. Wir müssen das palästinensische Volk und die arabische Ummat für den letzten Kampf gegen die Zionisten vorbereiten.“

    Laut ISNA ist für Scharif die „einzige Alternative zum Widerstand der Widerstand.“ Er sagte erneut: „Im Kampf gegen den zionistischen Feind werden wir nicht auf das geringste Stück Erde verzichten bis das gesamte palästinensische Gebiet befreit ist.“
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....l_illegal/

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    Über deutsche Lippenbekenntnisse:
    „Die deutsche Regierung verleiht ihrer ständig öffentlich bekräftigten Haltung zum Staat Israel Ausdruck, indem sie sich zu einer derart versöhnungsfeindlichen Rede enthält und damit dezidiert anders abstimmt als die USA und Israel? Das ist grotesk. Nach Abbas‘ Auftritt vor den UN am Donnerstag sollte man Angela Merkels Sonntagreden über die Deutsche Staatsräson pro Israel nicht mehr so ernst nehmen. Diese Regierung hat keinen politisch-moralischen Kompass, kein Interesse an Weltpolitik, sie versucht nur, sich irgendwie durchzumogeln.“
    http://www.ksta.de/debatte/pal.....03608.html
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....r_frieden/

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    @R.Z.:„Irgendwann gehen sie in Rente, und dann wird Platz frei für eine neue Generation.“
    Eine neue Generation in GB, F, D, P, I – ach – Europa, die „Ihre“ Juden weitgehend los ist und nun sich nun (statt um Kongo, Uganda, Darfour, Bangladesch, Nordkorea, Iran etc.) ständig um Israel „sorgt“.
    Man könnte HMB (@Lyoner) m.E. eine ganze Menge vorhalten (z.B. Unkenntnis bzw. Ignoranz der realen sozialen Verhältnisse, Sexismus, mangelnde Umgangsfomen etc.) aber das tut merkwürdigerweise niemand. Nur beim Thema „Israel“ wird die „Gemeinde“ dünnhäutig – ansonsten ist es mit dem Stolz nicht so weit her. Wem es hier nicht wie die Schuppen von den Augen fällt, dem ist nicht zu helfen. (Ich weiß nicht, wen dbh immer mit „3x Liebermann“ meint, aber hier schließe ich mich mal ausnahmsweise an, wenn’s denn hilft..)

    PS:
    Zur „deutschen“ Sorge hat der Journalist Gil Yaron am Mi bei einem Vortrag das Richtige gesagt, nämlich daß die Zeiten, wo sich D in der Welt erlauben kann, die Kastanien von anderen aus dem Feuer holen zu lassen vorbei sind und daß die Erkenntnis, wenn Bundeswehrsoldaten erstmal in einem Konflikt gegen den Iran stehen, zu spät ist, wenn die Mullahs die ersten Atomraketen auf Europa richten sollten. Werden sie nicht tun? Wem soll man eher trauen: Den USA, Russland oder Ahmadineschad?

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    @ Lyoner

    Einen ganz wesentlichen Punkt habe ich gar nicht erwähnt: Bekanntheitsgrad, Prominenz über Israelkritik. So wie Grass sich wieder ins Gespräch bringt über sein Poem-Pamphlet, so sind Sie selbst bekannter als Sie wären, wenn Sie Israel nicht kritisieren würden. Posener würde sich möglicherweise nicht mit Ihnen befassen, Broder Sie nicht kennen, und jemand wie der „berühmte Rentner aus Dortmund“ würde rechnen, wie er mit seiner Rente auskommt und mehr nicht. Augstein hat das allerdings nicht nötig, er käme auch ohne den Mehrtraffic aus. Noam Chomsky wäre ein lokal berühmter Linguist, Norman Finkelstein wäre nur ein Professor, und EHG wäre lediglich die Tochter eines ehemaligen ZR-Vorsitzenden. Nicht wahr? Israelkritik ist das Treppchen zum (zweifelhaften) Ruhm, aber durch ihre Einseitigkeit verdreht und jenseits von Vernunft, ideologisch verschroben. Die Muslime denken natürlich, dass sie alles richtig machen, wenn sie von solchen zu Prominenz Gekommenen, darunter multiple westliche Juden, einseitig und kritikfrei unterstützt werden. Und den Oberverfechter haben sie seit vier Jahren in O-dysseus. Überlegen Sie mal für sich, ob man Israel mit Troja vergleichen kann. Falls das möglich ist, denken Sie mal darüber nach, was Troja heute ist und ob irgendwem damit gedient war, Troja zu zerstören. Alternativ, ob es produktiv war, die Zarenfamilie zu töten oder Louis XVI. Im Prinzip ist das immer dasselbe: Mob rule, die zu nichts führt. Auch die Jakobiner waren im Grunde nichts weiter als Terroristen, die von dem relativ gesunden Frankreich wieder ausgespuckt wurden. Auch im Kosovo, wo man sowohl christliche Klöster als auch ottomanische Moscheen zerstört hat (Synagogen oder israelische Gewächshäuser standen nicht zur Verfügung), kein wesentlicher Fortschritt. Mob rule mit keinerlei positiver Folge, sondern nachfolgender Verarmung und Destruktion der Objekte oder Menschen, die dem Mob (Plebs) nicht gefallen. Nun, diesen Vergleich können Sie widerlegen, oder Sie sagen überrascht, dass der so verkehrt gar nicht ist. Und wenn der nicht verkehrt ist, wissen Sie ja, was die Saudis oder die Iraner mit dem Gaza-Mob machen würde, wenn der Israel besiegen würde.
    Außerdem will ich G’d nicht ganz vergessen. Wir in Deutschland haben erlebt, was G’d in petto hat, wenn man in terminalen Vernichtungsphantasien Hand an Juden legt. Sie müssen nicht mal an Gott glauben, um diese Logik zu sehen. Das einzige, was hierfür nötig ist, ist, die Logik in Abläufen zu erkennen, wie sie in der Torah, AT, geschildert sind. Durch die allgemeine ausufernde atheistische Kirchenkritik geht völlig verloren, dass jene Menschen extrem klug waren, jene Jahwisten, die das aufgeschrieben haben. Klug und logisch. Dagegen sind wir unter dem Deckmantel der ach so guten sog. Demokratie zu einem degenerierten Zipfel geworden. Und diese Finkelstein/Chomsky-Chargen sind nur deswegen so bescheuert, weil sie Atheisten sind (These).

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    …es ist eine Generationenfrage. Die Leute, die jetzt die Geschichte erzählen – z.B. Herr Broder – stammen aus einer anderen Zeit als die nachwachsenden Generationen. Für sie sind die Dinge klar, daran werden sie auch nichts mehr ändern, denn das macht ihre Identität aus. Sie belegen die wichtigen Plätze in der Gesellschaft und erzählen kontinuierlich dieselbe persönliche Geschichte. (Das macht den „Zettelkasten“ aus.) Irgendwann gehen sie in Rente, und dann wird Platz frei für eine neue Generation.

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    @Silke: Ich hatte es mir so gedacht, dass viele sehr naiv ihre Erfahrungen aus der Geschichte auf die Gegenwart übertragen. Da wäre z.B. die Zeit des Kalten Kriegs, die die meisten von uns geprägt hat. Aus dieser Zeit kennen wir Stellvertreterkriege, bei denen der Westen gegen den Ostblock anhand zweier Stellvertreter Krieg führte. Eine dritte Macht gab es nicht, von der Schweiz abgesehen. Nun sehen wir im gereiften Alter die Auseinanderseztung zwischen Israel und Palästina, wissen außerdem, dass der Iran dazu die Waffen liefert und Ägypten die Ideologie. Dann denken wir: „Nanu, das kenne ich ja!“ – Aber das kennt man eben nicht. Zwischen Iran und Ägypten liegen Welten, um einen wichtigen Unterscied zu benennen.
    Ähnlich auch die Erfahrungen mit Hitlerdeutschland, die übertragen werden. Damals gab es Hitler, der den Untergang der Juden ankündigte und der das dann auch weitgehend in die Tat umsetzte. Heute sehen wir auch Leute, die den Untergang weniger der Juden als des jüdischen Staates ankündigen, und denken, die Fehler aus der Vergangenheit sollten wir nicht wiederholen, also lasst uns rechtzeitig den Iran bombarieren.

    Nun ist es leider so, dass die Wirklichkeit nach solchen Bildern aus der Vergangenheit ausgerichtet wird. Wenn man nur lange genug in den Wald hineinruft, schallt es irgendwann auch so wieder heraus. Irgendwann übernehmen die Akteure die Konstruktionen, und dann wird es für die Gegenwart kritisch, weil es sehr düstere Bilder sind, aus schrecklichen Zeiten. Wir sollten aufpassen, dass die Gegenwart nicht nach solchen Schreckgespenstern geformt wird und am Ende selber zu einem Schreckgespenst wird.

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    Also die Annahme, dass etwas in Herrn Augstein, das nur Herr Broder sehen kann, sich freut, „wenns Judenblut vom Messer spritzt“, finde ich schon erstaunlich. Schwach begründet. Freut sich denn jemand außerhalb von Palästina auch, wenns Plästinenserblut vom Messer spritzt? Wer wäre das? Im Zweifelsfall bin ich zwar der Meinung, dass man ruhig beleidigen soll, wenns der Wahrheitsfindung oder wenigstnes der Erleicherung dient. Aber man sollte dann auch einstecken können. Herr Broder ist ein guter Autor, ein besserer als Herr Augstein, und es wäre schön, wenn sein Witz sich auch mal an sich selber addressieren würde.

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    @ Lyoner

    Wie ich Broder kenne – und wenn man ihn mehrere Jahre liest, kennt man ihn ein wenig – hat ihn am meisten in Rage gebracht, dass JA da eine Lobeshymne auf Grass verfasst hat, nebenbei. Grass muss so ein Gedicht schreiben. Ich glaube, er leidet an sich selbst. Er wirkt so und seine Literatur auch. Wenn man an sich selbst leidet wie m.E. auch manche der Muslime, muss man sich an etwas abarbeiten. Und leider ist es Mode geworden, sich an Israel und inzwischen auch Juden generell abzuarbeiten. Wir wissen alle, dass jemand wie Merah im Grunde ein armes S*h*e*n ist, vielleicht, aber das hilft dem Rabbiner und den Kindern nicht. Wenn man vereint, Europa, die USA, Israel, Russland und China gegen den ganzen Wahnsinn Front machen würde, würden die Muslime sich ändern und öffnen. Aber man macht Diener für Öl und Macht und unterstützt wechselseitig Despoten, immer andere, immer neue.

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    Werter Lyoner,

    … selbst wenn Israel meint oder es verantwortet, wie Sie zitieren, … Gaza solle “auf dem niedrigsten Level funktionieren, der gerade noch eine humanitäre Katastrophe” ausschließe.”

    … was ist daran falsch? … was würden Sie anders machen, wenn aus dem Gaza auf israelische Zivilisten, Frauen und Kinder, seit 1967 [sic!] bis heute 2012, nicht nur mit Raketen geschossen wird?

    Und zu dem, der selbst bekennend ‚im Zweifel links‘ ist: … was für eine Offenbarung – im Zweifel für den Angeklagten, man kann ihn, den linken Zweifler, nix nachweisen … nicht mal die mehr als 100 Millionen ermordeten Menschen des letzten Jahrhunderts … linke Zweifler ’schreiben‘ Historie, niemand sonst.

    3 x Liebermann, morgens, mittags und abends.

    … warum schreibt ein linker Zweifler nicht konkret was nicht passt? warum raunt er so bedeutungsvoll … fürchtet er sich vor einer klaren Antwort?

    Ich meine HMB hat recht.

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    @ Lyoner

    Na gut, Sie sind vielleicht kein Israelhasser, sondern eher wie ein Doktor oder Psychiater, der meint, es besser zu wissen als die Israelis selbst oder die Israelis als Patient ansieht.
    Wann war denn das Sabbatjahr? Vermutlich ist viel passiert seitdem. War das z.B. vor den vielen Terroranschlägen auf Busse oder Diskotheken?
    Man macht oft den Fehler, die Israelis als Klügere beraten zu wollen. Der anderen Seite sagt man nicht viel, als hätte man die intellektuell aufgegeben und meinte, sie könnten nicht besser, also fährt man ihnen gar nicht erst in die Parade, zumal man von ihren Herren das Öl braucht und eine offene Straße von Hormuz wie auch einen offenen Suezkanal. Die Israelis haben keinen wichtigen Kanal, sonst würde man anders mit ihnen umgehen, glauben Sie nicht?
    Ähem, ich mag Broder und manchmal auch Augstein, beide. Ich glaube ehrlich gesagt, dass die beiden jederzeit ein Bier miteinander trinken würden. Grass ist ein ganz anderes Kapitel. Ich halte mich da fein ‚raus. Das sollen die zwei unter sich ausmachen.

    „Auf diesem Boden gedeiht der Hass der Hamas.”

    Oder etwa nicht? Was meinen Sie?“

    Ich meine, dass eher der Hass der Islamisten gegen alles, was nicht männlich fundamentalistisch islamisch ist, die Israelis und Juden generell vorne weg und gleich danach die Homosexuellen, in der Wolle gefärbt ist und bleiben wird, ganz gleich, was die Israelis tun. Die Hamas ist eine Terrororganisation.
    Dass die Fatah relativ milde ist, mag daran liegen, dass der Siedlungsbau Arbeitsplätze und Handel ins Land bringt. Der Siedlungsbau hat nicht nur Nachteile. Aber auch die Fatah ist auf die Vernichtung Israels aus. Im Moment beschäftige ich mich mehr mit dem Verdacht, dass ein anderes Land, ein größeres, ein trojanisches Pferd im Land hat. Hoffentlich ist das übertrieben.

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    Lyoner

    sehr richtig und Frauen im Minirock haben viel mehr dazu beigetragen, daß der Vergewaltiger …

    Seltsam wie einfach es immer noch ist, Täter zu entschuldigen und das sogar in einem Blog, wo doch gehobene Ausdrucksweise die bevorzugte Sprache ist.

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    @ Parisien

    Also: Broder hat Fassbinder nicht zitiert, um den Antisemitismus einer fiktiven Figur wie Hans von Glück zu demonstrieren, sondern um damit (mit dem Fassbinder-Zitat) Günther Grass und Jakob Augstein als in der Wolle gewaschene Antisemiten zu denunzieren, in denen es, so Broder, denkt, hätten sie doch den Juden, der noch existiert, auch vergast, dann könnte ich ruhiger schlafen. – Nun, es spricht nicht für Sie, wenn Sie jetzt so zurückhaltend sind, dass Sie angeben, nicht genügend qualifiziert zu sein, diese Unterstellung „beurteilen“ zu können. M.E. ist dies eine Brunnenvergiftung, ich will es ganz deutlich sagen: Broder ist ein Brunnenvergifter, und sofern der „real existierende Antisemitismus“ tatsächlich zunimmt, hat er weit mehr dazu beigetragen als z.B. ein Jakob Augstein.

    Reichlich albern, aber auch leider, das will ich bei aller Sympathie für Sie sagen, hinterfotzig ist, wenn Sie versuchen, mich Broder zitierend, in eine Reihe von Judenhassern zu stellen und mich als „leidenschaftlichen Israelhasser“ zu disqualifizieren.

    Ich bin weder Juden- noch Israelhasser. Ich habe eines der besten, auf jeden Fall das entspannteste Jahr meines Lebens in einem Sabbathjahr in Israel verbracht. Den Menschen dort wünsche ich Glückauf und Segen. Dabei halte ich es für geboten, den Brüdern und Schwestern in Israel die Pferdefüsse ihres belief systems vorzuhalten; für den Dybbuk, Incubus und Succubus der israelischen Politik (nicht nur der Heredim, der Orthodoxen) halte ich die nationalreligiöse Agenda, das Land der Verheißung in Besitz zu nehmen. Wenn mir etwas an Israel verdächtig ist, sind das seine Apologeten wie Meister Broder oder Alan Posener, wenn ich etwas hasse, dann, dass wir kontrafaktisch an Märchen glauben sollen, z.B. dass der Friede im Gelobten Land schon längst ausgebrochen wäre, wenn nur nicht die bösen Palis …

    Schön, dass Sie auf Jakob Augsteins Glosse vom 18.11. hingewiesen haben (kannte ich noch nicht). Nun ja, Augsteins Analyse hat starke und schwache Seiten. Aber es stimmt doch, wenn er schreibt

    „Im Jahr 2008 erklärten israelische Offizielle den Amerikanern, dass Gaza ganz bewusst und absichtsvoll „am Rand des Kollaps“ gehalten werde, ohne dass es aber zum völligen Zusammenbruch komme. Gaza solle „auf dem niedrigsten Level funktionieren, der gerade noch eine humanitäre Katastrophe“ ausschließe.“

    oder

    „Am 29. November will ihr Präsident Mahmud Abbas in der Uno-Vollversammlung den Beobachterstatus beantragen. Die USA können das nicht blockieren. Amerika droht den Vereinten Nationen mit finanziellen Sanktionen. Israel droht mit der Annexion von Gebieten im Westjordanland. Was ist die Botschaft an die Palästinenser? Auch friedliche Mittel helfen euch nichts! Auf diesem Boden gedeiht der Hass der Hamas.“

    Oder etwa nicht? Was meinen Sie?

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    R.Z.

    kann es sein, daß das Bipolare an der Lage ist (und ja ich glaube, daß Zweikampf nicht aus der Mode ist), daß Sunnis (mit den Saudis vorneweg. Daß die in den Nachrichten praktisch nicht vorkommen, macht mich sehr mißtrauisch) nu endlich einen akzeptablen Champion (Ägypten?) haben wollen, den sie wider Iran paradieren können?

    Kann es sein, daß die Salafisten Order haben hinzunehmen, daß man eine Moslem Bruderschaft, die Ägypten als Morgengabe bringt, erst einmal machen lassen soll?

    Und so gesehen, würde ich mir natürlich wünschen, daß die Türkei als westlicher Nagel im Fleisch des Kampfes der Theokratien agiert.

    Wenn da nur nicht die NYT Magazin Info gewesen wäre, daß Davutoglu ein Buch geschrieben hat. Lieberman soll’s gelesen haben, doch wer sonst von den unsrigen?

    The book was read as a call for Turkey to seize its destiny.
    http://www.nytimes.com/2011/01......html?_r=0

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    R.Z.

    mein Ideal sind die zugegebenermaßen seltenen gelungenen Zusammenarbeiten zwischen beiden, wo beide die Weltsicht des anderen in ihre eigene zu übersetzen versuchen. Das hat übrigens nie die Kooperierenden daran gehindert, sich über die jeweils anderen in vollem un-PC-Modus zu äußern. Vielleicht ist sogar das gegenseitige sich aufs Herzhafteste niedermachen dürfen die Voraussetzung für eine gelungene Zusammenarbeit. Denn so ist überprüft worden, daß keineR von beiden ein Petzer ist.

    Daß solches Kooperieren eher selten vorkommt, lag in meiner Welt nicht zuletzt daran, daß selber denkende und kooperierende Unterlinge von leider allzu vielen Leitenden als machtgefährdend empfunden wurden und das vollkommen unabhängig davon wie konform das Projekt war. Einigkeit auf der unteren Ebene wirkt eben auf allzu viele verunsichernd.

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    @ Lyoner

    Da wirft doch Broder gerade noch einen schönen Nachtrag zu meinem vorigen comment dazu.
    Ich fasse zusammen: Plötzlich wurde mir irgendwie kalt bis ins Mark, wissend, wie Juden empfinden.
    Da gibt es aber Deutsche, die wollen nicht sehen, wie Juden empfinden, sondern selbst so angesehen werden wie Juden im Dritten Reich, ihre Situation auf dieselbe Ebene stellen. So was Verschrobenes gehört eigentlich zur Abschreckung in den Knast oder die Klinik:

    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....verlaermt/

    Das nennt man ja Holocaustneid. Wie kann man nur? Wir haben hier ein zunehmend kollektiv versautes Unterbewusstsein ohne Moral und ohne Wertegerüst oder gesunden Menschenverstand.

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    @ Lyoner

    Ich will Sie mal mit einer persönlichen Geschichte bereichern, die mich, die ich immer, sehr geprägt von unserer unglückseligen Geschichte, die anderen Völker für besser hielt als uns, etwas zynischer gemacht hat:
    Ich lernte vor ca. 2 Jahren einen Engländer kennen, mit dem ich auf dem Sektor Humor gut zurecht kam, bis er eines Tages folgenden „Witz“ ‚rausließ: Er fände die Juden nicht besonders und wenn ihm einer quer im Magen läge, würde er ihn am liebsten zu uns zum Vergasen schicken. Das eben noch genossene Lachen gefror mir im Gesicht. Ich dachte, ich hätte ihn vielleicht missverstanden und murmelte etwas wie: „That’s a strange joke.“ Beim nächsten Mal kam er damit an, dass wir doch so gute Öfen und Hochöfen hätten. „Not as good as your Agas“, sagte ich, um ihn davon abzubringen. Aber er war wie besessen davon. Ich merkte, dass er xenophob ist und mich nur eine Weile davon ausgenommen hatte. Plötzlich schlachtete er uns, die heutigen Deutschen, und die Juden zusammen. Er wollte mir etwas verkaufen, und ich war bis dahin interessiert. Danach schrieb ich ihm, ich nähme von dem Verkauf Abstand wegen der Judenwitze. Er hatte sich also selbst ein Bein gestellt. Aber ich habe noch lange darüber nachgedacht. Und ich wusste auf einen Schlag, wie Juden sich fühlen und was für eine grausame psychische Zerstörung Antisemitismus ist. Ich wusste auch, dass man sich von so etwas isolieren muss, hier in meinem Fall als Tätervolk-Repräsentant und Philosemit zugleich.
    Ich habe Ihnen das hier hingeschrieben, weil ich der Ansicht bin, dass Sie die Israelis nicht verstehen. Natürlich sind die Israelis immer noch vom Holocaust gebrandmarkt, der für unsere dritten, vierten und fünften Generationen danach zu einer abstrakten Größe wird. Wir haben nicht so viele Photos im Album, wo unten drunter steht: In Dachau-Theresienstadt-Treblinka etc. gestorben. Wir haben allenfalls einen Gefallenen in der Familie, manchmal zwei. Und wir sind nicht umgeben von Leuten, deren Mufti mit Hitler befreundet war oder Saddams, die „Mein Kampf“ als eine Lieblingslektüre angaben, und die uns ohne Unterlass vernichten wollen.
    Ich bin der Ansicht, dass Ihnen das Verständnis dafür fehlt und möglicherweise auch JA oder seinem Herrn Vater. Dieses mangelnde Einfühlungsvermögen begünstigt selbstverständlich neuen Antisemitismus. Mit dieser einseitigen Kälte macht man ihn wieder salonfähig. Er ist salonfähig in gewissen intellektuell-universitären Kreisen in GB und in den USA und auch hier. Wenn Daniel Alter auf der Straße attackiert wird, mit kleinem Mädchen an der Hand, ist das auch eine Folge davon. Auch die Morde in Toulouse werden durch derartige Relativierungen bzw. manifeste verbale Attacken gegen den Ersatzjuden Israel mit eingeleitet. Es ist eine Atmosphäre dafür da. Frau Merkel hat es wohl erkannt, dass Not am Mann ist. Es wäre nicht schlecht, wenn Sie mal darüber nachdenken würden.

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    Noch ein Gedanke: wer in diesem Zusammenhang von „gedemütigt“ spricht oder das dann tut, wenn Palästina auch nur sein gutes Recht erhält*, der begibt sich in diesem Konflikt auf eine irrationale Ebene mit den palästinensischen Fundamentalisten. Er trägt dazu bei, den Konflikt zu verlängern, denn wenn man einen Konflikt irrational betrachtet, läßt er sich schlechter lösen. Das deckt sich mit der Beobachtung, dass ein Interesse an der Aufrechterhaltung des Konfliktes auf pro-israelischer Seite gegeben ist.

    *“At least 150 countries are expected to vote in favor of the resolution. Israel will suffer a humiliating political defeat“
    http://www.haaretz.com/news/di.....m-1.481242

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    @Parisien/Lyoner: Diese Auseinandersetzung zwischen Herrn Broder und Herrn Augstein ist nun absurdes Theater in Reinform. Feuilletonismus wie er in der Zeitung steht. Beide bescheinigen einander dasselbe: unbewusst dem Antisemitismus Vorschub zu leisten. Herr Broder glaubt außerdem an ein kleines schwarzes Kästchen im Kopf von Herrn Augstein, das selbständig für Herrn Augstein denkt, so dass es dort also zwei Instanzen gibt, die beide denken, dessen Gedanken Herr Augstein aber, im Gegensatz zu Herrn Broder, nicht entdecken und also von seinen unterscheiden kann. Das ist alles höchst interessant für alle,. die an der Persönlichkeitsstruktur von Herrn Augstein interessiert sind.

    Ich würde vorschlagen: Wenn jemand sagt: „Es regnet“, dann sollten wir nicht darüber nachdenken, warum er dies sagt. Was seine verborgenen Motive sind. Ob er z.B. bei Regen ans Judenblut denkt, das vom Messer spritzt, oder so etwas. Sondern wir sollten überlegen, ob es stimmt, was er gesagt hat: ob es regnet oder nicht.

  20. avatar

    @Roger:

    Ich habe eine – meiner Meinung nach eindeutige – Vergangenheitsform benutzt, um mich auf dieses Ereignis zu beziehen:
    „Am 26. Januar 2006 erzielte die Hamas bei den zweiten Parlamentswahlen in der Geschichte des Westjordanlandes (die ersten Wahlen fanden 1996 statt) die absolute Mehrheit der Sitze.“
    http://de.wikipedia.org/wiki/P.....te#Politik

  21. avatar

    @ Lyoner

    Sie haben natürlich versäumt, zu erwähnen, dass es sich hier um ein Zitat von Rainer Werner Fassbinder handelt:
    „Diesen Antisemitismus hat Rainer Werner Fassbinder auf den Punkt gebracht, als er in seinem Stück „Die Stadt, der Müll und der Tod“ den Antisemiten Hans von Glück sagen lässt: „Und Schuld hat der Jud, weil er uns schuldig macht, denn er ist da. Wär er geblieben, wo er herkam, oder hätten sie ihn vergast, ich könnte heute besser schlafen. Sie haben vergessen, ihn zu vergasen. Das ist kein Witz, so denkt es in mir.“

    Das nächste ist eine Unterstellung, für deren Beurteilung ich nicht qualifiziert genug bin. Allerdings sollte man in der Tat ein sympathisches Erscheinungsbild nicht als Beweis des Gegenteils ansehen:
    „Allerdings: Alle maßgeblichen Antisemiten der Moderne – von Houston Stewart Chamberlain bis Wilhelm Marr, von Karl Lueger bis Heinrich von Treitschke, von Adolf Stöcker bis Alfred Rosenberg – waren gebildete Menschen, die sich nie dazu hergegeben hätten, ihren Judenhass in die Tat umzusetzen, also persönlich Hand anzulegen. Die Nazis haben das Bild des Antisemiten brutalisiert und damit langfristig versaut.“
    http://www.welt.de/debatte/hen.....indet.html

    Auch bei Ihnen selbst darf Bildung daher nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sie ein leidenschaftlicher Israelhasser sind.

    Ich schrieb eher von JA’s Kolumne vom 19.11.2012.
    Zu einer der Kernaussagen dieser Kolumne ein passender Leserbriefvon achgut:
    http://www.achgut.com/dadgdx/i....._muenchen/

    In der Tat lässt sich eine Stadt wie Singapur oder auch nur München nicht aufbauen, wenn man 64 Jahre wie besessen daran arbeitet, Israel zu vernichten und von einem schönen Leben ohne Israel träumt (was die übrigen arabischen Staaten verhindern würden).

  22. avatar

    …ein unbewusster Versuch, die unübersichtlich gewordene Welt in die bipolare Struktur zurückzupressen, in der wir unsere Jugend gemütlich verbracht haben? Oder ist es eine Eigendynamik der Welt selber, dass sich eine unübersichtliche multipolare Struktur in ihrem Machtkampf automatisch zu einer bipolaren fortentwickelt?

    Man weiß es nicht.

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    @Silke: Gut möglich, dass es Technikermist ist, auf dem das wächst, eine digitale Weltsicht (Schwarzweißmalerei ohne Graustufen) ist es bestimmt. Ich halte es dann lieber mit den vorsichtigen Kaufleuten.

  24. avatar

    @Alan:

    Die Hamas wurde nicht als Gesprächspartner anerkannt, obwohl sie demokratisch legitimiert war. Und die Begründung mit Abbas nicht zu reden ist dann, dass er nicht demokratisch legitimiert ist? Oh na klar!

    Nein. Das ist keine konsequente Logik, sondern nur das Suchen nach Ausreden, weil man gar nicht reden möchte.

  25. avatar

    @ Parisien, Alan Posener

    Sprechen wir eigentlich vom gleichen Text?

    http://www.spiegel.de/politik/.....69280.html

    Soweit ich lesen kann, stellt Augstein dar, dass der Versuch, „Israelkritik“ als Antisemitismus zu denunzieren, kontraproduktiv ist. M.E. trifft er damit den Punkt. Ich würde von Ihnen gerne wissen, wo genau der Text Augsteins antisemitisch ist bzw. wo er Antisemiten Vorschub leistet. Hic Rhodos hic salta! Ich kenne Anetta Kahana kaum, weiß also nicht, ob sie gegen den „real existierenden Antisemitismus“ kämpft oder gegen gegen Phantome wie der Urmeter für Antisemitismus und Etappenhengst Zions mit beschränkter Haftung. Wenn dieser schreibt

    „Und Schuld hat der Jud, weil er uns schuldig macht, denn er ist da. Wär er geblieben, wo er herkam, oder hätten sie ihn vergast, ich könnte heute besser schlafen. Sie haben vergessen, ihn zu vergasen. Das ist kein Witz, so denkt es in mir.“

    Und so denkt es auch in Günter Grass und in Jakob Augstein …“

    meinen Sie dann, lieber Alan Posener, dass Ihr Freund und Hobbypsychiater richtig liegt? M.E. ist das geradezu ein q.e.d. für Augsteins Diagnose, dass bei Broder schon seit langem die Bremsen defekt sind, darüber hinaus, meine ich, noch das Rad ab und die Tassen nicht mehr im Schrank.

    Wenn die Sicherheit Israels zur deutschen Staatsräson gehören soll, müßten wir auch darüber mitreden können, was der Sicherheit Israels dienlich wäre, z.B. ein Einfrieren des Siedlungsbaus, wie es unsere Kanzlerin mal vorgeschlagen hat. Können wir das? Soweit ich sehe, verbittet sich Israel eine derartige Einmischung. Oder sehen Sie das anders? Was Broder und seinesgleichen wollen, dass wir ohne Wenn und Aber israelische Besatzungspolitik abnicken, wir Israel – wegen Auschwitz – ewig tributpflichtig sind.

    @ Roland Ziegler

    Sie schreiben „Mir wird es immer schleierhafter, warum man allüberall die Hamas so umstandslos zum Sieger erklärt.“

    Ganz einfach: 1. weil damit verschleiert wird, dass Israel der Sieger ist, 2. weil Posener und seinesgleichen der Ansicht sind, dass es der Agenda Israels frommt, wenn man es nicht als Akteur und Agent, sondern als ewiges Opfer der Geschichte wahrnimmt.

    @ Serdar

    ich stimme Ihnen zu, Moshe Zuckerman bringt es auf den Punkt

    „Israel will sich aus den besetzten Gebieten nicht zurückziehen und fordert, dass die Okkupierten das einfach hinnehmen. Das ist aber nicht zu haben.“

    Das ist die Quadratur des Kreises. Alan Posener gehört zu den Meinungsbildnern, die daran arbeiten, dass diese einfache Sache in Deutschland nicht begriffen wird. Fragt sich, ob dies einer Frömmigkeit des Herzens, der Ahavat Israel, einer Verblendung oder einer propagandistischen Agenda geschuldet ist.

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    @ Lyoner
    Was Sie vielleicht übersehen, ist, dass JA Antisemiten Vorschub gibt. Sein intelligenter Kopf sollte das eigentlich begreifen. Henryk B. ist zu Recht entsetzt über A.’s vorletzte Kolumne.

    @ Alan Posener
    Sie finden,Israel sei nicht weit genug gegangen. Vermutlich wäre erstmal lange Ruhe, wenn Israel sowohl den Gaza-Streifen, als auch den Sinai wieder besetzen würde. Aber mit diesem amerikanischen Präsidenten erscheint das unmöglich. Es mag sogar Leute in Gaza geben, die das begrüßen würden, weil Hamas nicht regieren kann. Der Westen gibt reichlich Hilfsgelder, die für Waffen statt Infrastruktur verwendet werden, Waffen, die dann gegen Israel gerichtet werden. Somit ist der jetzige Westen mitschuld am Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen und soll die Klappe halten, wenn Israel sich endlich wehrt.

  27. avatar

    und ich behaupte mal kühn, daß die Stumpf und Stiel/once and for all Forderung auf TechnikerMist blüht, wächst und gedeiht, auf der Weltsicht, die WEISS, daß wenn eine Schraube sitzt, dann sitzt sie.

    Kaufleute sind hingegen bescheiden und neigen zur Paranoia, denn sie wissen, daß alles fließt und die kleinste Änderung aberwitzige Folgen haben kann (wie in Loriot’s Sketch, in dem ein Bild umgehängt wird).

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    Das Übel bei der Wurrzel packen – das hört sich gut an! Das will man. Ein für alle Mal. Und man fängt an zu rupfen. Was aber, wenn sich das Übel nicht bei der Wurzel packen lässt? Dann muss man halt tiefer graben und stärker ziehen. Bzw. wenn es überall ist? Dann rupft, gräbt und hackt man wie ein Berserker. Und wenn es da, wo man es gerade mit Stumpf & Stiel herausgerissen zu haben glaubt, gleich wieder nachwächst? Ich habe eine Garten, ich weiß, wovon ich rede.

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    Eine andere Erklärung, warum die Hams trotz offenbarer Niederlage zum Sieger verklärt wird, findet sich in der Erzählung der Großen Auseinandersetzung des Jahrhunderts, die man in den Feuilletons oft und gerne heraufbeschwört: wir gegen die, die Guten gegen die Bösen, Demokratie gegen Diktatur, der Westen gegen den Islam. „Es kann nur einen geben…“. heißt die Devise. Dann subsumiert man die Niederlage der Hamas gerne unter den Erfolg von Herrn Mursi von der Achse des Bösen. Brasilien, Russland, Indien, China (BRIC) usw. passen leider nicht in dieses Konzept und werden ignoriert bzw. als zwar mächtige, aber letzlich irrelevante Zaungäste behandelt, die auf die zentrale Auseinandersetzung keinen Einfluss nehmen können oder wollen. So erzeugt man eine Self Fulfilling Prophecy.

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    Lieber Lyoner, ich versuche, nicht mit dem Zettelkasten zu schreiben. Inhaltlich hat Henryk allerdings recht. Augstein gibt sich besorgt wegen des Ansteigens des Antisemitismus und schiebt das den Juden – er nennt Anetta Kahana und Henryk Broder – in die Schuhe, die den real existierenden Antisemitismus bekämpfen. Das ist obszön.
    Lieber Serdar, ich glaube, dass Israel nichts lieber will als die teure Besatzung der Westbank loswerden. Nur: Bei der letzten freien (na, „freien“) Wahl dort bekam die Hamas die Mehrheit der Sitze. Wenn man sieht, was Israel dafür bekommen hat, dass es sich restlos aus Gaza abgezogen hat, dann kann man nachvollziehen, dass man zögert, sich aus der Westbank zurückzuziehen, von wo die Raketen in 15 Sekunden die dichtbesiedelten Gebiete von Tel Aviv und Jerusalem treffen können.
    Lieber Mathias, Mahmud Abbas hat in der Tat ein Problem. Aber sein Hauptproblem ist nicht, dass er mit friedlichen Mitteln nichts erreicht. Sein Hauptproblem ist, dass seine Verwaltung korrupt und nicht demokratisch legitimiert ist. Schon deshalb sollte sie nicht beanspruchen, „Palästina“ in der UN zu vertreten.

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    Mir wird es immer schleierhafter, warum man allüberall die Hamas so umstandslos zum Sieger erklärt. Gerade von israelfreundlichen Kommentatoren hätte ich anderes erwartet als die unkritische Übernahme der Hamasposition.

    Wie ist die Bilanz der Auseinandersetzung? Fangen wir bei unserem Sieger an: Die militärische Infrastruktur ist weitestgehend zerstört, alles was aus der Luft an Abschussrampen kaputtzumachen war, ist kaputt. 170 Todesopfer sind zu beklagen (wenn ich richtig erinnere). Israel ist immer noch da und weitestgehend unbeschädigt. Das ist ja eigentlich nicht so gut, nicht so ein Erfolg. Sollte man meinen. Letzte Woche habe ich argumentiert, dass diese Teilzerstörung in die Pläne der Hamas passt, weil das keine Reigierung, sondern eine Mafia ist, die wie zu Zeiten der Prohibition an einer Schattenwirtschaft verdient. Insofern wird mit dem Ergebnis ein gewisses Interesse der Hamas bedient. Aber ein Sieg sieht anders aus.

    Zum vermeintlich Besiegten: Die Raketenangriffe sind beendet, es gibt, glaube ich, 5 Todesopfer, soviel wie bei einem Autounfall. Wie hätte es besser laufen können?

    Wie kommt es dann, dass die Bewertung der Feuilletonisten geradezu auf dem Kopf steht? Möglicherweise betrachtet man die Auseinandersetzung als ein absurdes Theaterstück, bei dem über Gelingen oder Scheitern der Applaus der Zuschauer entscheidet. Wer die größten Cojones hat, bekommt am meisten Beifall. Jedenfalls hat sich die Symbolik der Politik längst von der Realität der Leute verabschiedet.

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    @Lyoner

    Es gibt auch Israelis, die denken, das Israel eigentlich an einem Frieden kein Interesse hat:

    Angesichts der Umwälzungen in den direkten Nachbarländern und auch der Tatsache, dass Iran die Hamas weiter aufrüstet, ist das von Ihnen skizzierte totale Beharren auf der militärischen Eskalationslogik schwer vorstellbar.

    Das ist ein typischer Blick aus Berlin. Rational betrachtet, müsste Israel natürlich Interesse an einem Frieden mit den Palästinensern haben, hat es aber nicht. Das ist das, was man in Deutschland nie begreifen will. Israel will sich aus den besetzten Gebieten nicht zurückziehen und fordert, dass die Okkupierten das einfach hinnehmen. Das ist aber nicht zu haben.

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    Alan Posener unterschätzt die „Weisheit“ Netanjahus und seiner Administration. Ich will nicht soweit gehen, die Hamas als einzigwahren Freund Israels zu definieren, aber sie ist ein verläßlicher partner in crime. Nach Professor Michael Stürmer, ganz gewiß nicht ein antiisraelischer Analytiker, ist die Hamas aus einer Organisationshilfe Israels entstanden, um gegen die säkulare Fatah eine Konkurrenz zu schaffen und beide gegeneinander auszuspielen (http://www.welt.de/videos/vide.....-Gaza.html). Diese Politik des divide et impera klappt bisher vorzüglich; die Hamas mit ihren „Nadelstichen“ eignet sich bestens, das Mantra der israelischen Popaganda zu illustrieren, dass der Friede im Heiligen Land schon längst seine Heimstatt gefunden hätte, wenn nicht die bösen und böswilligen Palis dagegen arbeiten würden.

    Alan Posener kann man nur zustimmen, wenn er schreibt

    „In der Westbank sieht man, dass der ohnehin nicht demokratisch legitimierte Präsident Abu Masen (Mahmud Abbas) von der Fatah mit seinen diplomatischen Manövern nichts erreicht. Der Krieg in Gaza hat das Ansehen der Hamas gestärkt und das der Fatah geschwächt.“

    In der Tat, es liegt im Interesse Israels, die Hamas aufzuwerten, dagegen Abbas und die Seinen, die PLO, die Fatah wie einen Bären an der Nase durch den Ring zu ziehen und als impotent zu präsentieren. Die eigentlichen Gegner Israels sind nicht die militanten Fundamentalisten, sondern diejenigen, die zu politischen Lösungen kommen wollen. Dadurch kann man (stillschweigend) die nationalreligiöse Agenda Israels weiterführen, die Siedlungen ausbauen und das Land, das vom Herrn versprochen wurde, befreien.

    Nicht ausgeschlossen ist jedoch, dass die israelischen Zauberlehrlinge noch eine Quittung für ihre famose „Friedenspolitik“ bekommen. Nicht umsonst überfällt einen Friedenspolitiker wie Posener eine mittelschwere Panik; nur zu gerne würde der Schwanz den Hund Obama zum Beissen bringen, bomb, bomb, bomb – bomb Iran (http://www.youtube.com/watch?v=o-zoPgv_nYg, http://www.youtube.com/watch?v.....ure=fvwrel)

  34. avatar

    Lieber Herr Posener,

    Ich war nicht ironisch, ich war entsetzt – über Sie

    und ich schwinge keine Antisemitiskeulen – nie! – ich bin viel zu ungebildet für „ismus“-Behauptungen und denke drum nie in diesen Kategorien.

    ich schwinge allerdings immer Keulen wider Leute, die sich nonchalant über Soldaten äußern.

    Netanyahu hätte in den Augen der Araber immer schlecht dagestanden. Wollen Sie mir ernsthaft das Ernstnehmen der Weltinterpretation der Produzenten von Pallywood empfehlen?

    Erklärtes Kriegsziel war Ende des Beschusses und Reduzierung des Raketenarsenals. FALLS nötig incl. Bodenoffensive. Häuserkampf in Gaza Stadt war nicht Kriegsziel. Damit wurde gedroht. Es erwies sich derzeit als zum Glück nicht notwendig. FALLS ist ein Wort, mit dem sich sehr viele Leute schwer tun, aber das ist ja wohl deren Fehler.

    Warum man unter diesen Bedingungen nicht einfach die Bombardierung einstellt mit dem Hinweis, man werde sie wieder aufnehmen, wenn es wieder zu Raketenbeschüssen kommt, verstehe ich nicht.

    weil die Hamas dann hätte ungehemmt weiterballern können. Wenn sie es jetzt tut, riskiert sie wenigstens Gesichtsverlust für den lieben Bruder Mursi. Ich erinnere mich an sehr ähnliches Gemurmel nach dem Libanon-Krieg und was ist? Nasrallah gibt den Sieger aber bis jetzt ist immer noch Ruhe.

    Was ist nu mit der Meldung, daß Davutoglu willig ist? War’s ne Falschmeldung oder ist was dran?

  35. avatar

    @Alan Posener: Danke für die Klarstellungen, ich hatte einiges Ihrer Äußerungen anders verstanden.

    Niemand der etablierten Mächte will einen atomar bewaffneten Iran, das stimmt, auch China und Russland nicht. Man muss – oder sollte versuchen – sich mit diesen beiden Mächten abstimmen. Deshalb wird es so schnell zu keinem militärischen Angriff kommen. Ein solcher wäre nur im Alleingang möglich und hätte fatale Konsequenzen, nicht nur in Iran und Israel, sondern für das eigentliche Anliegen, das wir alle teilen: die Bekämpfung der Islamisten. In jedem Fall ist diese Problematik von der aktuellen Hamas-Israel-Konfrontation zu trennen (allein schon aufgrund der Zeit, die vergeht).

    Zur Androhung der Bodenoffensive: Niemand zweifelt daran, dass Israel fähig und, wenn es das für nötig hält, auch willens ist, eine Bodenoffensiv ein Gaza durchzuführen. Hier muss kein Exempel der Willenskraft o.ä. statuiert werden. Wenn es wieder zu systematischen Raketenbeschüssen kommt, wird die israelische Offensive wieder aufgenommen, das ist doch ganz klar, für alle Beteiligten klar. Hier müssen keine Zeichen gesetzt werden. Was ich gut finde an Netanyahu, ist, dass der offenbar nicht mehr für solch sinnlos-symbolischen Militäraktionismus zu haben, sondern an pragmatischeren, ergebnisorientierten Wegen interessiert ist.

    Zur Israelkritik: kein übler Scherz. Israel dafür zu kritisieren, dass es nicht aggressiv genug auftritt, wird sicherlich Zustimmung sogar bei Gutachslern finden. Was man nicht machen darf, ist von Israel eine solche Friedenspolitik fordern, wie es gerade praktiziert. Seltsam.

  36. avatar

    Liebe Silke,
    Ihre Ironie in Ehren, aber man muss auch Tacheles reden können. Ich finde, man darf nicht mit einem Bodenkrieg drohen, wenn man nicht die Cojones hat, ihn auch zu führen. Netanjahu steht in den Augen der Araber als Papiertiger da, weil er nicht klar gesagt hat, was Israels Ziele sind und wie sie erreicht werden.
    Lieber Roland Ziegler,
    was ich will, habe ich letzte Woche geschrieben:
    In Syrien eine Pufferzone für Flüchtline an der türkischen Grenze, vielleicht auch eine Flugverbotszone über ganz Syrien, um überhaupt die Bedingungen zu schaffen, unter denen das Regime gezwungen werden könnte, mit den Rebellen zu verhandeln.
    Gegenüber dem Iran eine Forderungsliste mit Zeitplan und aufgelisteten Sanktionen für den Fall der Nichteinhaltung, bis hin zu militärischen Maßnahmen. Am besten mit chinesischer und russischer Unterstützung, aber gegebenenfalls ohne. Die werden im zweifelsfalle laut aufjaulen und sich insgeheim freuen. Weder China noch Russland wollen eine nuklear bewaffnete revolutionär-islamische Macht vor der Tür haben.
    In Sachen Hamas ist es in der Tat so, dass sie sich in einer Win-Win-Situation so lange befinden, wie sie sich der Unterstützung mächtiger Förderer sicher sein sich militärisch-politisch halten können. Deshalb hätte man eine Bodenoffensive nicht androhen dürfen, weil dann der Waffenstillstand wie ein Rückzug aussieht. Israel hatte zum Schluss keine Ziele mehr, die es aus der Luft treffen konnte. Ein Großteil der Raketenanlagen war zerstört. Warum man unter diesen Bedingungen nicht einfach die Bombardierung einstellt mit dem Hinweis, man werde sie wieder aufnehmen, wenn es wieder zu Raketenbeschüssen kommt, verstehe ich nicht. Stattdessen wurden durch einen „Waffenstillstand“ die Hamas und Mursis Muslimbruderschaft aufgewertet. Erdogans antiisraelische Ausfälle sind kaum entschuldbar (obwohl man auch in Europa den Begriff „Terrorstaat“ zuweilen zu hören bekommt), genau deshalb hätte ich es für extrem wichtig gehalten, die Türkei als Garantiemacht des Waffenstillstands einzubeziehen. Stattdessen hat Obama einseitig den Mursi aufgebaut, mit den Folgen, die wir jetzt sehen.
    Übrigens beantwortet mein Stück die oft gestellte Frage: Darf man Israel kritisieren? Ich kritisiere hier die israelische Politik als großmäulig und halbherzig, und – bisher – hat niemand die Antisemitismuskeule gegen mich gezwungen, sieht man von einigen Andeutungen bei Silke ab.

  37. avatar

    Wie schon mal geschrieben: glaubt jemand, dass nur ein von den Mohammedanern beherrschtes Land in der Lage ist, auch nur eine einzige Gewehrpatrone herzustellen? … oder ein Auto? … oder ein Küchenstuhl? …

    Operation Kochtopf. Einfach den Deckel drauf lassen.

    Wer Frieden will … sollte Waffenexporte, einschl. deren Finanzierung und den Export technischen Know-hows in mohammedanische Staaten sofort einstellen. Keine Entwicklungshilfe. Keine Transfers. Keine Flüchtlingsaufnahme. Sollen die mohamed. Ölstaaten für Bürgerkriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge aufkommen.
    Einwanderungsstopp für Menschen aus mohamed. Länder, gültig für Europa und Amerika.

    Öl aus mohamed. Staaten nur gegen politische Forderungen importieren. (Allein Amerika verfügt über mehr Ölreserven, als wie in den Letzten 100 Jahren aus den mohamed. Ländern importiert.)

    Die Türkiye Cumhuriyeti raus, Israel hinein in die Nato. Mit allen Konsequenzen.

    … nach einem halben Jahr guckt Erdolf nur noch frech unter dem Küchentisch seiner Frau hervor;
    nach einem Jahr sind Israels Grenzen mit Ägypten, Jordanien, Syrien und dem Libanon fest und friedlich.

    Dazu braucht man nicht mal eine EU, es genügt eine NATO mit entsprechender Strategie. Und Mut natürlich. Raus aus Afghanistan. Zum Beispiel.

    Und wenn die Mohammedaner, wo auch immer, meinen sich gegenseitig den Schädel einzudreschen, tragen allein sie dafür die Verantwortung. Niemand sonst.

    Geht doch. Oder?

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    „In der Westbank sieht man, dass der ohnehin nicht demokratisch legitimierte Präsident Abu Masen (Mahmud Abbas) von der Fatah mit seinen diplomatischen Manövern nichts erreicht. Der Krieg in Gaza hat das Ansehen der Hamas gestärkt und das der Fatah geschwächt.“

    Da liegt auch das Problem. Die weitgehend friedliche Westbank erreicht nichts. Kein Rückbau der Siedlungen, keine Verhandlungen zu Ostjerusalem und irre Störmanöver gegen die Aufnahme der Palästinenser in internationale Gremien. Was soll da die Botschaft sein? Wer keine Gewalt als Drohpotential hat, erreicht genau nichts?

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    Ägypten als weiterer Gottesstaat? möglich, doch bei Sunnis gibt es wohl mehr Konkurrenz – Iran hatte es da vielleicht leichter mit seinem Shia-LeuchtturmImage.

    Ich habe Wikipedia zu Qatar durchgelesen – die behaupten, der Streit mit den Saudis sei beigelegt und Qatar sei der einzige andere wahabitische Staat.

    Vermutlich ist Ägypten der Preis, nach dem es MBs und Wahabiten (und Iran) gelüstet – doch wie gut können die beiden miteinander? So gut wie Christen untereinander bevor sie es fürs Erste gut sein ließen?

    Werden die ein „Fundamentalisten aller Länder vereinigt Euch“ hinkriegen?

    In der Zwischenzeit sollte unseren landeseigenen muslimischen Talking Heads jedes mal energisch widersprochen werden, wenn sie „unseren“ Türken Neuauslegungen des Grundgesetzes predigen. Da ich das mehrfach in Radio-Interviews gehört habe, wäre die dringend der Schulung bedürftige Kaste die der Journalisten, die ja z.B. einfach mal fragen könnten, wo denn das geschrieben steht/entschieden wurde.

  40. avatar

    Ihre Argumentation geht so: Die Hamas legt alles darauf an, zerstört zu werden (1). Sie wird aber nicht zerstört (2). Dies ist ein Sieg für die Hamas (Conclusio).

    Kommt Ihnen das evt. genauso unsinnig vor wie mir? Logischerweise hätte die Hamas genau dann gesiegt, wenn sie ihr Ziel erreicht hätte. So wie Sie es drehen, kann sie gar nicht anders als siegen. Wird sie zerstört, siegt sie, weil sie sich für die Bruderschaft bzw. Iran erfolgreich aufgeopfert hat (vgl. Ihr Beitrag letzte Woche). Bleibt der Status Quo erhalten, siegt sie auch, wie wir heute von Ihnen lesen. Das nennt man wohl eine win-win-Situation der besonderen Art: Zahl, ich gewinne, Kopf, du verlierst.

    Egal. Sie wollen offenbar, dass man die Atomanlagen des Iran bombardiert, und Damaskus gleich dazu. Wie siehts mit Kairo aus? Auch bombardieren?

    Letzte Woche haben wir erfahren, dass die einzig interessanten Mächte neben den USA Russland und China seien. Was würden die wohl dazu sagen? Oder ist das dann irrelevant? Was würde die arabische Bevölkerung dazu sagen? Auch irrelevant?

    Einleuchtend ist die Analyse der Türkei und der Fatah. Aber warum fordern Sie dann nicht, dass man dem diplomatischen Weg der Fatah mehr Beachtung schenkt?

  41. avatar

    „Man hat das Gefühl, als agiere der Westen unter Führung Obamas ohne strategisches Konzept – oder schlimmer, mit einem Kissinger’schen Konzept des Mächtegleichgewichts, dem Fragen der Moral und der Demokratie unwichtig sind.“

    Ganz genau, Alan Posener. Endlich checken Sie es. Oder sprechen es aus.

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    da hier aber Profi-Journalisten zugange sind, würde ich doch gern mal erklärt haben, warum bei israelischen Luftangriffen nur KINDER ums Leben kommen, während bei den Unruhen in Ägypten ein 15-jähriger Jugendlicher getötet wurde.

    Gibt es in Gaza keine Jugendlichen?

  43. avatar

    PS:
    ich habe nie, keine Sekunde lang während des ganzen arabischen Frühlings-Hypes geglaubt, daß die Facebooker es an die Macht schaffen. Zusammen im Gefängnis gesessen zu haben, schafft Gruppen und massenweise Vitamin B (B = Beziehungen). Und gegen eine solche Konkurrenz haben untereinander Befriendete keine Chance.

  44. avatar

    Ich bin immer voll begeistert, wenn aus kuscheligen deutschen Armsesseln heraus Israelis Angst hatte vor einem Häuserkampf in Gaza bescheinigt wird.

    lt. Michael Totten heute, sieht Hamas vieles lockerer als die ägyptische MB.
    http://www.worldaffairsjournal.....lf-pharaoh

    In den DLF-Sonntagsnachrichten von 18 Uhr stand, daß die Türkei freundliche Geräusche macht und natürlich hat Erdogan seine Äußerungen nicht so gemeint gehabt, der weiß ja nich , was er sagt, gelle, der wollte ja nur spielen oder nur mal seiner Wut freien Lauf lassen. Also werklisch wie der Hesse sagen würde.

    Und überhaupt, wünschenswert ist die Osmanische Union à la Götz Aly ;-( (hat er übrigens abgesondert während seiner Zeit bei Yad Vashem) http://www.berliner-zeitung.de.....18726.html Das was da abgeht wäre ja alles ganz anders, wenn die EU freundlicher wäre – bei Claire Berlinski findet sich da einiges Interessante z.B. zu der Gerichtsbarkeit.

    und hier ist das abschließende Posting Yaacov Lozowick’s – derzeit im Hauptberuf Israel’s Staatsarchivar.

    http://yaacovlozowick.blogspot.....iving.html

    aber was weiß der schon, der lebt ja bloß da und hat kids in the game und offenbar viel zu viel Angst, daß denen was passieren könnte – sarc intended.
    Einer von Yaacov’s Söhnen war mal viel zu nah an nem Selbstmordanschlag, dazu hat er einen beeindruckenden Text geschrieben (muß irgendwo noch auf der Website sein), einen starken Beleg dafür wie Angst-getrieben Israelis sind.

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