Man dachte, er wäre abgetaucht. Umstellt von seinen Beratern, Redenschreibern und Beratern, die dafür sorgen sollten, dass Joachim Gauck seine Drohung nicht wahrmacht, sich als „Politiklehrer der Nation“ zu inszenieren.
Doch dann war er wieder da. Gleich zweimal in einer Woche hat der Bundespräsident von sich reden gemacht. Einmal, als er in Israel der Bundeskanzlerin widersprach: Das Existenzrecht Israels gehöre nicht zur Staatsräson der Bundesrepublik. Und dann, als er in der „Zeit“ seinem Vorgänger widersprach: Der Islam gehöre nicht zu Deutschland.
Beginnen wir mit dem Islam.
Besserossi Gauck meinte in einem Interview (bei dem er übrigens sagte, der Satz Merkels von der Staatsraison Komme „aus dem Herzen meiner Generation“, und – von der Schönheit der eigenen Formulierung tief berührt – in Tränen ausbrach) Christian Wulffs Aussage erklären zu müssen: „Die Absicht war die zu sagen: Leute, bitte einmaltief durchatmen und sich der Wirklichkeit öffnen. Und die Wirklichkeit ist, dass in diesem Lande viele Muslime leben.“
Bullshit.
Gauck kann die Rede nicht gelesen haben. Dafür spricht, dass er sagt, „Ein-Satz-Formulierungen über Zugehörigkeit sind immer problematisch.“ Wulff hat weit mehr als einen Satz gesagt, und er hat mehr gesagt, als dass „in diesem Lande viele Muslime lesen“. Hier ist die Rede zum Nachlesen:
Und hier für Klickfaule die entscheidende Passage:
„Zuallererst brauchen wir eine klare Haltung: Ein Verständnis von Deutschland, das Zugehörigkeit nicht auf einen Pass, eine Familiengeschichte oder einen Glauben verengt. Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“
Genau. Dies ist die Haltung der Moderne, die Vielfalt annimmt und begrüßt, statt „das Andere“ auszugrenzen und zu bekämpfen. Das war gesprochen auf dem Höhepunkt der damaligen Sarrazin-Debatte, und das war mutig, weil das gerade in derPartei des politischen Christentums, die Christian Wulff eher widerwillig nominiert hatte, Bedenken gegen dieses klare Bekenntnis zu Multikulturalität gab und gibt.
Und nun Gauck: „Ich habe in meiner Antrittsrede von der Gemeinsamkeit der Verschiedenen gesprochen. Dahinter steckt eine Vorstellung von Beheimatung“ – was für ein entsetzliches Wort, gebildet in Analogie zu „Besamung“! – nicht durch Geburt, sondern der (sic) Bejahung des Ortes und der Normen , die an diesem Ort gelten. Jeder, der hierhergekommen ist und nicht nur Steuern bezahlt, sondern auch hier gerne ist, auch weil er hier Rechte und Freiheiten hat, die er dort, wo er herkommt, nicht hat, der gehört zu uns, solange er diese Grundlagen nicht negiert.“
Mann kann, wenn man es gut mit Gauck meint, sagen: Das ist eben das, was Habermas mit „Verfassungspatriotismus“ meinte. Und der ist gut und wichtig. Aber Wulff meinte eben mehr, weil er weiß, dass Verfassungspatriotismus allein eben nicht Heimat schafft. Die drittgrößte Religionsgemeinschaft in Deutschland, so Wulffs Überlegung, muss auch wissen, dass ihr Glaube hier einen Platz hat – „inzwischen“ einen Platz hat, weshalb der Einwand, der Islam gehöre „geschichtlich nicht zu Deutschland“, die Wulff- Rede gar nicht tangiert. Dabei kommt es nicht darauf an, ob mir der Islam sympathisch ist oder nicht. (Er ist mir nicht sympathisch. Er ist mir, anders als das Christentum, fremd. Ich habe überdies, und hier stimme ich Monika Maron zu, wenig Lust, mich intensiv mit ihm zu beschäftigen. Ich stimme der Forderung nicht zu, ich müsse den Islam „respektieren“. Aber er gehört zweifellos „inzwischen zu Deutschland“.)
Allerdings fällt Gauck in der Frage der „Beheimatung“ nicht nur hinter Wulff zurück; er geht auch über Habermas hinaus. Denn er stellt Bedingungen für die Zugehörigkeit zu Deutschland. Man soll „gern“ hier sein und die „Grundlagen“ – gemeint sind vermutlich die „Rechte und Freiheiten“ des Grundgesetzes – nicht negieren. Was ist aber
– mit einem ostdeutschen Kommunisten, der nicht gern im wiedervereinigten Deutschland lebt und davon träumt, die Diktatur des Proletariats wieder zu errichten?
– mit einem katholischen Fundamentalisten, der die Gesellschaft der Bundesrepublik, wie Joseph Ratzinger, als „Kultur des Todes“ erlebt und – wie es die –Pius-Brüder tun – von einer Theokratie träumt, in der Abtreibung, Homosexualität, Blasphemie und Verhütung verboten sind?
– mit Sarrazins türkischem Gemüsehändler, der hier hängengeblieben ist, obwohl er immer von der Rückkehr träumte, und nun „lauter Kopftuchmädchen“ produziert?
– mit der Tochter einer integrierten Muslima, die das Kopftuch anzieht, in die Moschee geht und von der Errichtung der Umma träumt, so wie der Piusbruder von der Errichtung eines gottgefälligen Staats? Wenn der Piusbruder zu uns gehört, das Kopftuchmädchen aber nicht, dann ist das einzige Unterscheidungsmerkmal die Religion – oder die Rasse.
Die Sache ist ja die: man kann eben nicht als Liberaler und Demokrat verlangen, dass der Staatsbürger die Rechte und Freiheiten unserer Grundordnung gut findet, dass er positiv zu unserer Verfassung steht und dass er gern in diesem Lande lebt. Um es überspitzt zu formulieren: Auch ein depressiver Neonazi gehört zu uns. So lange einer die Gesetze achtet, gibt es keinen Grund, weiter in seinen Kopf zu schauen. Die Gedanken sind nicht nur in der Diktatur frei, sie sind es auch in der Demokratie. Die Freiheit ist eben auch in der Demokratie die Freiheit des Andersdenkenden.
Deshalb ist Gaucks Korrektur an Christian Wulffs Satz so bedenklich. Sie entspringt einer Vorstellung von Gesellschaft, die bei aller oberflächlichen Liberalität ihre Herkunft aus dem totalitären System des Ostens verrät, in der sich der Staat anmaßte, die Gesellschaft nach ihrem bilde zu formen.
Nun zu Israel und der deutschen Staatsräson.
Natürlich war man von offizieller Seite bemüht, den Eklat herunterzuspielen. Der Bundespräsident meine ja das Gleiche, er wähle dafür nur andere Worte, was doch sein gutes Recht sei. Aber das ist Unsinn. Wenn er das Gleiche meinte, bestand doch kein Grund, sich von den benutzten Formulierungen zu distanzieren. Worte sind doch nichts Willkürliches. Sie meinen Sachverhalte. Natürlich kann man den gleichen Sachverhalt mit verschiedenen Worten – oder Wörtern – ausdrücken. Auch Angela Merkel – etwa – wiederholt nicht ständig die Formel, „das Existenzrecht Israels ist Teil der deutschen Staatsräson“, wenn sie über das Verhältnis der beiden Nationen redet. Aber sie distanziert sich doch nicht davon.
Gaucks Absetzbewegung in Sachen Israel habe ich auf „Welt online“ kommentiert, und obwohl Gauck und sein Stab laut und deutlich ihr Missfallen über diesen Artikel geäußert haben gegenüber Leuten, von denen sie wohl annahmen, sie würden es mir auch sagen (was denn auch geschehen ist, schönen Gruß nach Bellevue), sehe keinen Anlass, irgendetwas zurückzunehmen:
Bevor sie diesen Begriff als Bundeskanzlerin erstmalig benutzte (2007 in einer Rede vor der UN-Vollversammlung – eine Kritik aus dem Munde des Bürgers Gauck ist aus dieser Zeit nicht überliefert), hatte Merkel als Oppositionsführern 2002 klar gemacht, was damit gemeint ist: „Wenn wir die Lehre von Auschwitz ernst nehmen und aus der Vernichtung der Juden in Deutschland und der Welt eine Lehrer ziehen, dann müssen wir dies mit Blick auf die Zukunft, auf verantwortliche Politik heute tun. Ich möchtees niemals erleben, dass sich eine deutsche Bundesregierung fragen lassen muss: Habt ihr alles getan, um zu verhindern, dass der Diktator im Irak die Juden in Israel in Lebensgefahr bringen könnte?“
Damals ging es um Saddam Hussein, der ja bereits Raketen auf Israel abgefeuert hatte, heute geht es um Khamenei und Co. Das ist mit „Staatsräson“ gemeint: dass man „alles tut“, um zu verhindern, dass die Juden in Israel in Lebensgefahr gebracht werden; so wie die Regierung aufgrund der Staatsräson „alles“ tun darf, um die Bürger des eigenen Landes vor Gefahren zu schützen. Und gerade davon distanziert sich Gauck: „Wir haben uns entschlossen, aber wir sehen – etwa in Afghanistan mit dem UN-Mandat –, wie schwer das umzusetzen ist in der Öffentlichkeit. Und ich will mir nicht jedes Szenario ausdenken, welches die Bundeskanzlerin in enorme Schwierigkeiten bringt, ihren Satz, dass die Sicherheit deutsche Staatsräson ist, politisch umzusetzen.“
Ja, natürlich kann diese Festlegung die Kanzlerin in „enorme Schwierigkeiten“ bringen; populär ist die Vorstellung, etwa Israel in Stand zu setzen, mit der iranischen Bedrohung fertig zu werden, bei den Deutschen nicht. Davon hat Grass in seinem „Gedicht“ gesprochen. Aber das zeichnet eine Politikerin gegenüber einem Schwätzer aus, dass sie in bestimmten Fragen von grundsätzlicher Bedeutung Mut zum Unpopulären hat.
Gauck hat in dieser Woche mehr getan als bloß zwei Sätze ein wenig anders formuliert. Er hat zwei Grundsätze deutscher Politik, formuliert durch die Christdemokratin Angela Merkel und den Christdemokraten Chrisian Wulff, erschüttert. Ohne Not. Aus Daffke. Aus Lust daran, anderen Leuten klar zu machen, wie viel klüger er ist als sie. Zum Schaden der Republik.
Lyoner
nu ham Se aber EJ was die Treffsicherheit von Ferndiagnosen anlangt , bis auf eine kleine Abweichung, endgültig deklassiert. Zu meinen Dienstpflichten gehörte gelegentlich auch Brötchen schmieren, niemals Brote. Brote schmiere ich nur privat. Und bei beiden Gelegenheit ist das Ergebnis von exzellenter Qualität.
—-
KJN
Daß Benedikt das Populär-Werden der Religion bei den Muslimen gern als Trittbrett nutzen wollte, hat er mir jedenfalls schon in seiner Regensburger Rede mitgeteilt. Wo ein günstiger Wind weht, muß man doch die Segel hinhalten, nich wahr?
Und was das Zoffen anlangt, ich bin bekennende Zoff-Süchtige, doch es muß auch Zoff von der Art sein, die mir konveniert.
Während sich die Damen und Herren hier künstlich und akademisch über Nichtigkeiten zoffen, dreht sich das Irrenhaus Europa unbeachtet weiter.
Herr Hollande hat das Rentenalter, für eine bestimmte Gruppe wieder auf 60 herabgesetzt, was auch den bekloppten Deutschen Steuerzahler sehr freuen wird, der demnächst bis 67 arbeiten muß.
Ein wahrhafter Beitrag zu Solidarität in Europa!!
An den Europäischen Grenzen soll, trotz Schengener Abkommen, bei Bedarf, wieder kontrolliert werden.
Auch, Europa wie es singt und lacht!!
Spanien wird nächste Woche unter den Europäischen Rettungsschirm kriechen; es benötigt mehr als 100 Milliarden -na, wir haben es doch (wir Deutschen, selbstverständlich).
Und weil es jetzt wirklich brennt, soll es jetzt eine Europäische Transaktionssteuer geben.
Und unsere Bundestrulla hat „Zwangseuropa“ ausgerufen.
Das alles, idealerweise, während der EM.
Fällt Ihnen da nichts auf?
Vielleicht haben wir nach der EM plötzlich einen Europäischen Wirtschaftsminister, ohne daß wir was davon gemerkt haben, und wir haben dann auch, wie von Merkel heute ausgerufen, ein „langsames“ und ein „schnelles“ Europa; ich bin äußerst neugierig, wer zum“langsamen“ Europa zählen wird. Und, so habe ich Merkel ebenfalls verstanden, womöglich zwei Währungen, eine“langsame“ und eine „schnelle“.
Das hatte übrigens der olle Henkel, in klügerer Formulierung, schon lange angedacht. Merkel ist halt nicht ganz so schnell. Hoffentlich verwechselt sie bei den beiden Europen auch nicht brutto und netto.
Und last not least will die Schufa jetzt ins Internet?
Und Sie regen sich über ………… auf?
Eigentlich sollten wir uns schnellsten aus der virtuellen Welt verdrücken (bevor unsere Kreditwürdigkeit von jedem öffentlich einsehbar ist) und auf die Straße. Denn was hier, über den Kopf des Volkes hinweg beschlossen und verkündet wird, ist mehr als ein Skandal.
Wir sehen uns (hoffentlich) bei der nächsten Demo gegen „Zwangseuropa“?
in die Angelegenheiten der Kirche lassen muss ->
in die Angelegenheiten der Kirche hineinreden lassen muss
@EJ und Silke (die mal langsam machen soll mit i.d. Sack hauen, bisschen Zoff gehört auch dazu)
Ja ich meinte die islamische Stimme, die sich auf das Abendland / die Aufklärung einlässt, auch die soll es geben. Apropos Judentum/Christentum in D und anderswo:
Ich habe das „Mitteilungsblatt der Piusbruderschaft St. Pius X.“ Nr. 400 vom Mai 2012 vor mir liegen; in einem „Die Meinungen zur Piusbruderschaft“ betitelten Artikel auf S. 39, der unter dem Motto „Die Bekehrung des auserwählten Volkes“ steht, werden Dieter Graumann und ein Reuven Cabelmann, orthodoxer Jude und strenggläubiger Chasside zitiert. Es geht, wie meistens, um die Karfreitagsfürbitte, Benedikts Position dazu und Graumanns Kritik daran und an den Piusbrüdern. Cabelmann: „Dass der höchste religiöse Amts- und Würdenträger der katholischen Kirche sich jedoch von so jemandem beleidigen und in die Angelegenheiten der Kirche lassen muss, ist ein Skandal, eine Provokation und muss mit Nachdruck verurteilt und zurückgewiesen werden.“
Schulterschluss unter Fundamentalisten gegen die Freiheiten und Werte der Aufklärung – daher weht der Wind.
@ Parisien
„Es funktioniert auch nicht in Israel (1% illegale Afrikaner).“
Meinten Sie das?
http://www.welt.de/politik/aus.....-Aviv.html
http://www.welt.de/politik/aus.....raels.html
Was würde Posener den Israelis sagen? Dass die Immigranten dazugehören?
@ EJ
„Kreuzen Sie meinen Weg …“ Vastehe Gevatter. Deswegen kamen Sie auch so nahe ran an meine „schnöden privaten Enttäuschungen“ oder an anderen Kreuzungen an „problematischen Alterssex“ von anderen hier. Das wird Ihnen geradezu aufgedrängt, vor die Nase gehalten.
http://www.youtube.com/watch?v=J3DsLPq884M
Sagen Sie mal, wo haben Sie Ihre erstklassige Aufklärungstaktik, mit der Sie Silke auf die Sprünge helfen, ihre Motive zu begreifen und zu lernen, nichts gemeinschädliches zu äußern, gelernt?
„Es geht darum, welche unausgesprochenen Gedanken [sic!] Ihnen den Vergleich […] nahelegt haben könnten.
Wollten Sie mit Ihrem Vergleich einem (moderaten) [sic!] Antisemitismus Ausdruck geben? […] Wollten Sie das sagen? – Wenn Sie nicht so verstanden werden wollten, hätten Sie das ausdrücklich [sic!] sagen müssen.
Ich unterstelle Ihnen, nach den paar Tagen, die ich Sie lese, (inhaltlich) nichts – nur Naivität: Sie ziehen Ihren Vergleich in Deutschland in einem historischen und rezenten gesellschaftlichen und politischen Kontext, der Ihre Äußerungen (noch immer!) einschlägig interpretiert – wenn Sie dem nicht ausdrücklich (durch entsprechende Erläuterungen beispielsweise) widersprechen. […] Und ich habe darauf hingewiesen, dass das, ohne nähere Erläuterung, sehr bzw. allzu vielsagend [sic!] sein kann. Wenn Sie meinen, darauf empfindlich reagieren zu müssen, werden Sie Ihre Gründe dafür haben.“
Schöner Schwitzkasten. Silke streicht wohl die Butterbrote der einschlägigen gesellschaftlichen Kräfte.
Was Herrn Gauck, das Deutsche Verhältnis zu Israel angeht, so hat der modeste Henryk(Broder) hier einen Satz absorbiert, den ich höchst zutreffend finde und der den Gemütszustand der Deutschen zutreffend charakterisiert.
„Die Israelis haben den Deutschen ihre Sünden längst vergeben, die Deutschen aber nehmen den Juden noch immer übel, was sie ihnen angetan haben. “
Erschienen in der Weltwoche vom 31.5.12
Die ganze Anti-Gauck Stimmung dürfte darauf zurückzuführen sei.
@Silke: Unser selbsternannter Blogwart – von eigenen Gnaden – hat uns einmal berichtet, er hätte für den Verfassungsschutz ein“Stilerkennungsprogramm“ angefertigt.
Seit Bestehen des Blogs vermutet er hinter „Jedem“ einen „Anderen“ und veröffentlicht das dann auch noch.
Sie haben ja richtiges Glück, daß er hinter Ihnen nicht mich, oder sonst einen vermutet.
Machen Sie weiter und lassen Sie sich doch nicht von
– wie Sie irrtümlich annehmen – sog. besseren Kreisen beeindrucken.
Der Männerüberschuss hier hebt nicht unbedingt die Qualität;keep cool.
@ Parisien: Sie haben nach Wachstum gefragt. Off topic, würde ich sagen, aber ich kann mal bei Gelegenheit was drüber schreiben, zumal ich neulich Interessantes von Julian Nida-Rümelin (SPD-Grundwertekommission und -Vorstand) dazu hörte, als wir uns in Frankfurt trafen.
Ich werde übrigens die schändliche Behandlung von Arbeitsmigranten und Flüchtlingen in Israel weder verteidigen noch – wie Sie und Lyoner – als „Beweis“ dafür nehmen, dass Zuwanderung eben nicht klappt. Umgekehrt wird ein Schuh daraus, und man kann das ganz besonders im kleinen Land Israel sehen: Ohne Zuwanderer funktioniert gar nichts. Mir sagte neulich der Besitzer einer Londoner Retaurantkette: Ich habe 200 angestellte, davon höchstens eine Handvoll „echte“ Briten. Die anderen kommen von überallher, Israel, Palästina, Österreich, Indien, Pakistan, Afrika: die halten den Laden am Laufen, die halten London am Laufen.“ So ist es. Das war jetzt auch off topic, fällt mir ein. Musste aber gesagt werden.
@ Silke: das “Judentum” die einzige nicht-christliche Religion, die bis jetzt eine die IMHO Ungleichbehandlung durch die Kirchensteuer per Vertrag offiziell ausgeglichen bekommt.
Ich will Ihnen keine Gespräch aufzwingen, Silke. Aber was Sie schreiben, klingt nach etwas wie einem Sonderrecht für jüdische Kultusgemeinden. Darum handelt es sich aber keinesfalls. Damit sich dergleichen nicht verbreitet, nur kurz zur Klarstellung:
Beispielsweise die jüdischen Kultusgemeinden von Nordrhein-Westfalen ziehen über das Finanzamt Kultussteuern von Ihrem Mitgliedern ein. Damit beanspruchen sie jedoch kein Sonderrecht. Sie tun das auf derselben rechtlichen Basis, auf der das die Religionsgemeinschaften X und Y tun. Da wird nichts „ausgeglichen“. Es handelt sich, ob für Katholiken, Protestanten oder Juden, um denselben Vorgang.
Dass ansonsten (abgesehen von der Unitarischen Religionsgemeinschaft vielleicht) nur noch christliche Religionsgemeinschaften Steuern über den Staat einziehen lassen, ist purer Zufall.
Nicht nur Religionsgemeinschaften, sondern auch alle sonstigen (etwa atheistischen) Weltanschauungsgemeinschaften könn(t)en über den Staat von ihren Mitgliedern Steuern einziehen lassen, sofern sie als Körperschaften öffentlichen Rechts anerkannt sind. Die von mir bereits genannten Zeugen Jehovas oder der Bund für Geistesfreiheit oder die Heilsarmee oder Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland usw. usf. könn(t)en ebenfalls den Staat Steuern für sie einziehen lassen. Aus diversen Gründen verzichten sie aber darauf.
Also nochmal: Die jüdischen Kultusgemeinden nutzen ein Recht, das alle Weltanschauungs- und Religionsgemeinschaften haben, die als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt sind.
(Und was unser Thema im engeren Sinne betrifft: Die Muslime in Deutschland versuchen seit Jahren, den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts zu erlangen. Weil sie aber untereinander so zerstritten sind, gelingt ihnen das nicht. Was wiederum eine Fatwa, wie die oben, von Johannes Kandel, der den Islam als einen monolithischen Block unabschätzbaren Gewichts beschreibt, ziemlich ad absurdum führt.)
EJ
Meines Wissens ist das „Judentum“ die einzige nicht-christliche Religion, die bis jetzt eine die IMHO Ungleichbehandlung durch die Kirchensteuer per Vertrag offiziell ausgeglichen bekommt.
Ebenfalls IMHO streben Muslime so etwas oder etwas Besseres an. Also mit wem hätte ich vergleichen sollen? Mit extra-Galatikern?
So und nu iss es aber wirklich gut – dem Blog bzw. der Alan Posener Lektüre bleibe ich treu, doch für die Kommentargemeinde bin ich irgendwie falsch gepolt.
@ Lyoner: Antisemitenschnüffler
Das, aus Ihrem Munde, ist ja nun völliger Quark. Kreuzen Sie meinen Weg, hat sich ganz und gar nix mit Schnüffeln. Da muss ich mir die Nase zuhalten.
@ Lyoner
Ich habe den Spiegel immer noch nicht gelesen. Vielleicht am WE. Wir sind mit der Tatsache konfrontiert, dass Chruschtschow im Endeffekt auf Kennedy hörte, was immer Kennedy damals darlegte.
Wir sind aber auch damit konfrontiert, dass Iran (wie auch Syrien) auf niemanden hört. Fischer, de Villepin und Straw haben es oft genug versucht. Daher ist in der Frage der Atomsprengköpfe eher interessant, was die Saudis dazu sagen. Die Saudis mögen sie als Protektion empfinden. Iran – das sollte man nicht vergessen – bedroht nicht nur Israel. Iran strebt schiitische Hegemonie an und arbeitet daran. Besser, Israel rüstet atomar auf und schützt die anderen mit, als das die Saudis sich auch noch eine Atombombe zulegen. Israel strebt keine Hegemonie an, es will nur endlich seine Ruhe haben, und zwar keine Friedhofsruhe.
Das letzte klingt nicht obsessiv.
@ Lyoner, @ Alan Posener
„Nun egal, ob gut oder schlecht, wir sollten nicht übersehen, dass uns Posener jedes Kuckucksei ins Nest legen würde, das die Position der deutschen Ureinwohner, der grusligen Nativisten, schwächt.“
Das beschäftigt mich. Stimmt das?
Wir wissen, dass nichts mehr funktioniert mit einem Übermaß an unqualifizierter und/oder illegaler Immigration. Es funktioniert auch nicht in Israel (1% illegale Afrikaner). Wir brauchen das auch nicht. Es gibt genug arbeitslose und dabei qualifizierte Europäer, alle jung.
@Silke
„Zeit daß ich die Flatter mache, es war interessant zu sehen, wie “gehobene Kreise” im Netz parlieren, aber nu iss et auch genug.“
Schade dass Sie weiter flattern 🙂
Wenn Sie den blog hier etwas länger verfolgen würden, dürften Sie feststellen, das hier oftmals sehr bodenständig diskutiert wird.
Aber mit Nachhaltigkeit und etwas dickere Bohlen haben Sie wohl etwas Schwierigkeiten.
Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut 🙂
Es ist schade dass Sie den blog verlassen.
@Lyoner, Parisiene, Roland Ziegler:Seit Bestehen des Blogs habe ich mich nicht so gut amüsiert, wie bei Ihren letzten Beiträgen!!!
Bei Alan Posener „humoristischen Einlagen“ bin ich beinahe vom Stuhl gefallen. Ich fasse es einfach nicht ……….
@ Lyoner
Ich muss erst den Spiegel lesen. Er ist vermutlich zu jung, RZ. Vielleicht weiß er nicht, dass er nicht existieren würde, wenn Jack Kennedy nicht den Brief an Kruschtschov geschrieben hätte, wie diverse Atomforscher vor und nach ihm, u.a. Leo Szilárd. Ich weiß nicht, was in Jack Kennedy’s Brief stand, aber vielleicht rührte es bei dem Kommunisten einen Rest von christlich-orthodoxem Glauben an. Die beiden I’s wissen, dass sie einen Weltkrieg auslösen können, und deswegen wird nichts passieren. Hoffen wir mal. Die apokalyptische Mentalität der 12er Schiiten ist sehr bedenklich. Und ihre Mißwirtschaft.
Pastor Gauck hat recht. Ich hatte den Eindruck, dass die Israelis ihn schätzten, es kam so an. Das vernünftigste, was ich darüber las, war von Herzinger in der Welt. Realistisch. Die Israelis wissen, dass wir Grenzen haben. Sie verlassen sich – gut so – nur auf sich selbst.
@ Silke
Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen. Der gute Mann EJ ist ein in der Wolle gefärbter Opportunist und Blockwart, der in jedem System seine Karriere gemacht hätte, in der Heiligen Inquisition, bei Metternich, in der Tscheka, der Gestapo, der Stasi, in seiner jetzigen Inkarnation als Antisemitenschnüffler. Natürlich ist er etwas feiner, er hat eine elaborierte Sprache.
@Parisien
To be honest:
100 anatolische Frauen auf dem bike sind mir lieber als ein “ Held “
Aber sie haben schon immer ein Problem mit Frauen gehabt cher Parisien 🙂
Lesen sie vielleicht einmal Aragon!!
Louis Aragan war uebrigens auch ein macho , wenn man die story von ihm und Elsa Triolet liest 🙂
Aber das war auch bei anderen starken Frauen so
deshalb noch einmal
La femme est l´avenir de l´homme
@ Silke hier als Abschiedsbonbon noch mal, was mich vermutlich “inspiriert” hatte [folgt Zitat]
Sicher. Die zitierten Zusammenhänge sind mir leidlich bekannt. Deshalb weiß ich auch, dass Sie neben den Großkirchen etwa auch Christian Science, die Zeugen Jehovas oder den Bund für Geistesfreiheit in Bayern zum Vergleich hätten heranziehen können. Zum Vergleich mit den Muslimen in Deutschland tatsächlich herangezogen haben Sie aber das „Judentum“. Und ich habe darauf hingewiesen, dass das, ohne nähere Erläuterung, sehr bzw. allzu vielsagend sein kann. Wenn Sie meinen, darauf empfindlich reagieren zu müssen, werden Sie Ihre Gründe dafür haben.
@Silke: Dann haben wir ja bis „irgendwann“ noch etwas Gnadenfrist für weitere liebliche Abrüstungsträumereien. Machen wir das Beste draus, aber schauen wir erstmal Fußball.
@Lyoner: Da haben Sie letztes Wochenende im Wald wohl eine gehörige Überportion deutscher Schlager abbekommen? Das ist natürlich unangenehm; ich wünsche gute Genesung.
Besser als Fahrradfahren:
Sympathieträger Kadir, Karl-Marx-Str., Neukölln:
http://www.welt.de/incoming/ar.....-Held.html
Posener schreibt „Die Sicherheit Israels gehöre zur deutschen Staatsräson, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert, und fügte hinzu: ‘Ausdruck dieser Verantwortung ist auch die Leferung von U-Booten.’ Genau. Ansonsten würde ja das Verbot des Waffenexports in Krisengebiete greifen. Diesen Grundpfeiler deutscher Politik, der eben weit darüber hinaus geht, dass wir bedrohte Demokratien unterstützen (sollten), stellte Gauck in Frage.“
Nun, wir alle wissen, dass Posener ein erzdoktrinärer Kader, seis weiland als Maoist, seis als Neocon, Neoliberaler oder Hedonist, ist, er weiß, was ein Papst in Auschwitz und ein BP in Israel zu sagen hat – und was indiskutabel ist. Wenn er über Gauck schreibt, dass dieser seine Drohung wahrmache, „Politiklehrer der Nation“ zu sein, dann weiß man, dass da einer Steine aus dem Glaushaus wirft und seinen Konkurrenten gefressen hat. Witzig auch, dass dieser strukturell doktrinäre Charakter Posener(unabhängig von seinem jeweiligen belief system) Gauck seine Herkunft „aus dem totalitären System des Ostens, in dem der Staat sich anmaßte, die Gesellschaft nach ihrem Bild zu formen“ vorwirft und dabei unterschlägt, dass seine Rädelsführerin, Frau Merkel, dortselbst tüchtiger FDJ-Kader war und dann stante pede ohne Erwachsentaufe zu einer tüchtigen Kraft im siegreichen System wurde (blonderhans: Ihr Part!) – und dass er selbst hochgradig ideologisch ist.
Lieber Roland Ziegler, Sie verstehen es vortrefflich, sine ira et studio, mit gesundem Menschenverstand, besser noch als ich, Parisien die „Israel-Ansichten Lyoners“ klar zu machen, hier: http://starke-meinungen.de/blo.....ment-14256 und hier: http://starke-meinungen.de/blo.....ment-14259. Bitte, werte Parisienne, lesen Sie nochmals Roland Zieglers Kommentare.
Bescheiden möchte noch noch anfügen: Das Existenzrecht Israels und seine Sicherung ist israelische Staatsräson. An uns liegt es, zu überlegen, wieweit und in welchem Umfang (unter allen Umständen?) wir Israel unterstützen. Mir erschließt sich nicht, mit welchen Gründen außer der Holocaust-Recodierung dies ein „Grundpfeiler deutscher Politik, der eben weit darüber hinausgeht, dass wir bedrohte Demokratrien helfen (sollten)“ zu sein hat. Indem wir Israels Staatsraison zu unserer Staatraison definieren, setzen wir uns einen Kuckuck in unser Nest, anerkennen den Vorrang dieses Staatsinteresses vor allen anderen Interessen, etablieren in freiwilliger Unterwerfung eine fremde „Pastoralmacht“ (Foucault) als einen „sowohl auf die gesamte Gemeinschaft und dem „Seelenheil“ der Einzelnen bezogenen Machttyp, der die Individuen anleitet, Wahrheiten über sich selbst [sind wir Mensch oder Antisemit] zu produzieren.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/G.....lit%C3%A4t) Wir haben bezüglich dieses Teils der Staatsraion nichts über die in Anschlag gebrachten Sicherheitsdipositive mitzuträllern, mitzupiepsen, mitzukrähen; das zeigt sich bis zur Lächerlichkeit, wenn von Merkel glauben gemacht wurde, sie habe Netanyahu bei dem Deal „Bedingungen“, z.B. hinsichtlich des Siedlungsbaus, gestellt und geglaubt, Gehör zu finden. Jetzt gibt sie vor, dass man „zu Netanjahu keinen Ton mehr sagen müsse, weil er ohnehin nicht zuhöre.“ Aber mit Befriedigung Posener: „Die Sicherheit Israels gehöre zur deutschen Staatsräson, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert, und fügte hinzu: ‘Ausdruck dieser Verantwortung ist auch die Leferung von U-Booten.“
Die Begeisterung der Deutschen, insbesondere der wachen deutschen Schüler, für die zu tragende „Verantwortung“ wird noch mehr steigen.
Als Symptom meiner „Israel-Obsession“ (Parisien) berufe ich mich auf den „Israelkritiker“ (Antisemit?) Helmut Schmidt:
„Hier wagt kaum einer, Kritik an Israel zu üben, aus Angst vor dem Vorwurf des Antisemitismus“, sagte der Altkanzler […] Dabei sei Israel ein Staat, „der durch seine Siedlungspolitik auf der Westbank und länger schon im Gaza-Streifen eine friedliche Lösung praktisch unmöglich macht.“ Schmidt prangert an, dass sich die Bundeskanzlerin de facto in Geiselhaft begeben habe. „Ich frage mich, ob es aus Nähe zur amerikanischen Politik geschah oder aus unklaren moralischen Motiven, dass Frau Merkel als Kanzlerin 2008 öffentlich gesagt hat, das Deutschland Verantwortung trage für die Sicherheit des Staates Israel. In meinen Augen eine schwere Übertreibung […]
Für Schmidt ist klar, dass Berlin eine Politik der Abenteuer nicht mittragen darf. Er zieht dabei klare Grenzen: „Deutschland hat eine besondere Verantwortung dafür, dass solche Verbrechen wie der Holocaust sich niemals wiederholen. Deutschland hat keine Verantwortung für Israel.“ (DER SPIEGEL 23/2012, S. 32)
Posener kann nun die Deutschen, sei es Gauck, sei es Schmidt, für doof erklären, aber er darf sich sicher sein, dass das deutsche Volk in seiner großen Mehrheit diese „Staatsraison“, die er zusammen mit der FDJ-Kanzlerin par ordre du mufti predigt, nicht akzeptiert. Der Avantgardist wird sich wieder dem Volke weit voraus fühlen.
Was Israels berechtigte Sorge um eine atomare Proliferation im Nahen Osten angeht, würde es m.E. der zukünftigen Sicherheit Israel am besten dienen, wenn es sein eigenes Arsenal als Verhandlungsmasse für eine Friedensregelung in dieser Region, einen atomwaffenfreien Nahen Osten, einbringen würde.
Der begnadete Humorist Roland Ziegler schrieb auch wegweisendes zur Zugehörigkeit des Islams zu Deutschland, dass er zu Deutschland gehöre wie die Plattfüße als etwas schlicht vorhanden seiendes, für das es eine Kur geben könnte. Das ist zwar nicht ganz die Richtung, wie Posener es hier andachte, als er postulierte, dass dem Islam über die Gebote des Verfassungspatriotismus hinaus hier eine „Heimat“ [sic!] geschaffen werden müßte. Marianne Rosenberg hat 1975 gesungen:
„Er gehört zu mir, wie der Plattfuß vor der Tür,
Und ich weiß, er bleibt hier,
Alles fangen wir gemeinsam an,
Naaa naa naa na, na na na
Doch vergeß ich nie, wie man allein sein kann,
Naaa naa naa na, na na na.“
M.E. sollte man vor einer verhängnisvollen ernsten Affäre schon noch nach Wahlverwandtschaft fragen dürfen oder danach, ob er über den schon vorhandenen West-Östlichen Diwan hinaus eine Kulturbereicherung sein könnte. Nach Posener eher nicht, der Islam geht ihm doch ziemlich am Arsch vorbei.
Nun egal, ob gut oder schlecht, wir sollten nicht übersehen, dass uns Posener jedes Kuckucksei ins Nest legen würde, das die Position der deutschen Ureinwohner, der grusligen Nativisten, schwächt. Posener hat immer wieder hinlänglich deutlich gemacht, dass er unsere nationalen Interessen auf den verschiedenen Altären des Fortschritts opfern würde – unser letzter Wille kann dann nur noch sein, dass die israelische Staatsraison unsere Staatraison ist.
EJ
viel Spaß mit der weiteren Analyse meiner „unausgesprochenen Gedanken“.
Wenn ich verstehen könnte, was Sie mir „eigentlich“ sagen wollten, hätte ich ja die Chance in mich zu gehen und in mir nach meinem kleinen Nazi zu suchen.
watt sin datt hier nur für Quatschköppe, Zeit daß ich die Flatter mache, es war interessant zu sehen, wie „gehobene Kreise“ im Netz parlieren, aber nu iss et auch genug.
und hier als Abschiedsbonbon noch mal, was mich vermutlich „inspiriert“ hatte:
Verfassungsrechtlich garantiert ist der Status derjenigen Religionsgemeinschaften, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Verfassung als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt waren (sog. altkorporierte Religionsgemeinschaften); anderen Religionsgemeinschaften ist dieser Status unter bestimmten Voraussetzungen auf ihren Antrag hin zu gewähren (Artikel 140 GG in Verbindung mit Artikel 137 Abs. 5 WRV).
http://www.bmi.bund.de/DE/Them.....0bodyText6
Bei Ihrem Talent bin ich sicher, daß Sie auch in dem Text Antisemitismus werden erschnüffeln können.
Und noch was RZ
nichts auf dieser Welt ist von Dauer
Der Traum von der Möglichkeit Dauer zu erreichen ist ein ganz ganz gefährlicher und in meiner Vorstellungswelt der eigentliche Grund, warum Gedankengebilde die solches versprechen immer wieder solch ungeheure Anziehungskraft entwickeln und zwar egal ob’s ewige Leben ist und die Mitgliedschaft bei Supermenschens wobei’s gleich ist ob die dem Pazifismus oder der permanenten Revolution oder dem totalen Krieg predigen.
@ Alan Posener
„Wenn sie sich nicht von allem distanzieren, was den Tugendblockwarten nicht gefällt, von Antisemitismus bis Salafismus, Schwulenfeindlichkeit bis Terrorismus, werden sie pauschalverdächtigt, “nicht zu uns zu gehören”. Jede Tugenddiktatur ist von Übel, auch eine, die im Namen der Freiheit daherkommt.“
Tugendblockwart ist ja haarsträubend. Diffamierend.
Diese erwünschte Distanzierung von AS, dem 8. Jahrhundert, Hostilität gegen Homosexuelle und vor allem Terrorismus als Mittel, um das Vorige durchzusetzen, ist ja wohl mehr als notwendig und dabei sehr schwierig. Stellen Sie sich mal eine Muslima vor, die ein Fahrrad fährt, auf dem stünde ‚Pro schwuler Jude‘. Die hätte Probleme, vor allem mit Salafisten.
RZ
natürlich wird irgendwann was schief gehen. Nehmen Sie allen Verrückten dieser Welt ihre Spielzeuge weg. Wenn Sie das geschafft haben, können wir das Gespräch weiterführen. Bis dahin sind Ihre Vorstellungen wirklichkeitsferne liebliche Träumereien.
@EJ
Ich meinte die Maenner…….
Aber wie heisst es schon bei Aragon:
La femme est l´avenir de l´homme
und hier von Jean Ferrat:
http://www.youtube.com/watch?v=qbphJHiAfdU
Le poète a toujours raison
Vielleicht sind die muslimischen radfahrenden Frauen auch die Zukunft des Mannes oder der Menschheit?
Alan Posener, ich weiß nicht, ob Sie hier noch ‚reinschauen. Ich hätte da mal eine simple Frage, die vielleicht naiv ist. Wieso muss es in D ständig Wachstum um jeden Preis sein? Warum baut die deutsche Industrie nicht Kapazitäten in Spanien oder Griechenland auf, wo es massenweise gut ausgebildete Arbeitslose gibt? Das kann doch nicht funktionieren. Die Nachfrage aus dem Süden bricht weg, wenn dort zu viele Arbeitslose ‚rumlaufen. Oder übersehe ich da etwas?
http://www.welt.de/wirtschaft/.....rueck.html
@ Silke
Es geht nicht um Jahreszahlen. Es geht darum, welche unausgesprochenen Gedanken Ihnen den Vergleich der muslimischen Zuwanderer mit Juden nahelegt haben könnten.
Wollten Sie mit Ihrem Vergleich einem (moderaten) Antisemitismus Ausdruck geben?: ‚Zwar „gehören“ Juden auch nur in einem zweifelhaften Sinne zu Deutschland, aber sie machen es viel besser als die Muslime.‘ Wollten Sie das sagen? – Wenn Sie nicht so verstanden werden wollten, hätten Sie das ausdrücklich sagen müssen.
Ich unterstelle Ihnen, nach den paar Tagen, die ich Sie lese, (inhaltlich) nichts – nur Naivität: Sie ziehen Ihren Vergleich in Deutschland in einem historischen und rezenten gesellschaftlichen und politischen Kontext, der Ihre Äußerungen (noch immer!) einschlägig interpretiert – wenn Sie dem nicht ausdrücklich (durch entsprechende Erläuterungen beispielsweise) widersprechen. (Und auch dann kann es noch schwierig genug sein.)
Aber das sind Überlegungen allgemeiner Art zur Abschreckungsphilosophie, der sich alle Länder gemeinsam stellen sollten (was sie nicht mehr tun). Im Fall des bedrohten und außerordentlich beschützenswerten Landes Israel sage selbst ich, der ansonsten das Zähnefletschen blöd findet, dass diese israelischen Atomwaffen ihre Berechtigung haben – solange sie nicht zweckentfremdet werden, um einen konventionellen Präventivangriff Israels zu flankieren.
Wie sollte man sonst mit zähnefletschenden Gegnern umgehen, wenn Zähnefletschen blöd ist? So wie die Welt mit Nordkorea umgeht: isolieren, ignorieren und abwarten. Keinerlei Handel betreiben – das machen die zivilisierten Länder unter sich. Damit könnte man im Fall von Iran ja mal anfangen.
Zu Gaucks Wunschstaatsbürger: Der Mensch darf „vernünftig oder unvernünftig, gebildet oder ungebildet, gut oder böse sein, das geht den Staat nichts an.“ Richtig. Zitiert aus Harald Martensteins lesenswerter Suada gegen die Tugendrepublik in der „Zeit“ heute. Die Diktatur der Gutmenschen richtet sich heute – siehe die Kommentare von Johannes Kandel und Rainer Franke oben – hauptsächlich gegen Muslime. Wenn sie sich nicht von allem distanzieren, was den Tugenblockwarten nicht gefällt, von Antisemitismus bis Salafismus, Schwulenfeindlichkeit bis Terrorismus, werden sie pauschalverdächtigt, „nicht zu uns zu gehören“. Jede Tugenddiktatur ist von übel, auch eine, die im Namen der Freiheit daherkommt.
@Silke: Mal ne Gegenfrage: Glauben Sie im Ernst, dass die Existenz von Waffen uns dauerhaft vor ihrem Einsatz schützten kann? Wenn nicht, welche Folgerungen ziehen Sie daraus im Fall der Atomwaffen?
Den Kalten Krieg haben wir (unsere Erde) mit Glück überlebt; auf dieses Glück will ich mich nicht verlassen. Zwischen einem Hammer und einer Atomrakete besteht ein wichtiger Unterschied, den Sie nicht beachtet haben, aber selbst einen Hammer kann ich mit mir führen und sagen, ich werde ihn nicht einsetzen, und er wäre trotzdem abschreckend.
Aber Sie haben recht, die Abschreckung funktioniert am besten, wenn „der andere“ von der wilden Entschlossenheit, einem Angriff zur Not auch eine allesvernichtende Sintflut folgen zu lassen, überzeugt ist. Also immer schön die Zähne fletschen, das hilft. Sie funktioniert aber leider nicht sicher; irgendwann passieren Dinge, die eigentlich keiner wollte und die man SO gar nicht vorausgesehen hat…Ist das nun ein RestRISIKO oder – über die Zeit gerechnet – eine fatale SICHERHEIT?
“seit Gründung der Bundesrepublik”
Der Zentralrat der Juden, von dem ich vermute, daß er als Ansprechpartner für die Regierung funktioniert, wurde wann gegründet?
Wikipedia sagt 1950.
Ich kann das Zitat in diesem thread nicht finden, aber falls ich nicht klar gemacht habe, daß ich von Institutionen geredet habe und nicht vom Judentum in Deutschland allgemein, dann tut es mir leid.
R.Z.
ich geb’s auf
aber was soll’s – zum letzten Mal, es geht darum, daß man glaubhaft machen kann, daß man wenn einer ne Bombe schmeißt zurückschlagen kann und wird und zwar wenn es konventionell nicht mehr gehen sollte, weil die eigene Luftwaffe und was weiß ich sonst noch im Eimer ist, dann eben auch atomar.
Das war während des gesamten Kalten Krieges das Szenario – sobald die Technik so weit war sind ständig U-Boote bestückt mit eventuell für den Gegenschlag benötigten Atomwaffen durch die Meere gegondelt.
Ein russisches ist glaube ich sogar vor Norwegen gesunken, ob freiwillig oder nicht, weiß ich nicht.
Wenn Sie nen Hammer in der Tasche haben und einer haut Ihnen mit’m Hammer auf’n Kopf, holen Sie Ihr’n Hammer raus und hauen zurück oder warten Sie, bis der andere nochmal haut?
Alle Waffen sind für den Fall eines Falles zum Gebrauch bestimmt.
und wie Schiller in Wilhelm Tell so wahr bemerkt: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“
Aus Ihrem Kommentar in der „Welt“:
„… ein Atomprogramm, das sich explizit auch gegen Israel richtet; …“
Sagt wer?
„…Verhandlungen, die nicht zustande gekommen wären, wenn Israel nicht klar gemacht hätte, dass es die Existenz einer iranischen Atombombe nicht dulden wird…“
So kann man es auch ausdrücken. Im Klartext würde man das als Appeasement bezeichnen.
Herr Posner,
Ihre niveaulose Unsachlichkeit – „Politiklehrer der Nation“ isw. – ist aber nicht hilfreich, behindert sie doch eine sachliche Auseinandersetzung.
Abgesehen davon – den Nazi, den Kommunisten und den Islamisten als zu uns gehörend zu bezeichnen und damit sinngemäß meinen „muss man halt akzeptieren, tolerieren, beschweigen gar“ erspart den lauten auch kämpferischen Disput. Diese 3 extremen Ideologien dulden, wenn man sie denn gewähren ließe, niemanden neben sich. Dies als fremd und nicht zu einer Demokratie gehörend zu bezeichnen ist sogar nötig – im Sinne „keine Toleranz der Intoleranz“.
hier wird in eine irreführende richtung diskutiert
netanjahu braucht die orthodoxen als koalitionspartner
die sind genauso reaktionär und menschenfeindlich wie die dschihadisten und die piusbrüder
er muß ihnen was bieten
und hat obama schon viel zu weit in seine kriegsvorbereitungen reingezogen
ahmadinejat ist ein unverbesserlicher brandstifter und steht für dieselbe unmenschlichkeit wie die piusbruderschaft oder die orthodoxie der militanten siedler in israel
er hat hanebüchenen antisemitischen unsinn geredet und großmäulig gedroht
die reale bedrohungslage ist eine andere
nichtmal die cia glaubt daß der wirklich israel angreift
genauso hatte nasser mal geredet
nur geredet – wohlgemerkt
und 195 israelische bomber stiegen auf
ohne kriegserklärung
damals hat israel sein staatsgebiet verdoppelt und hält an den eroberungen bis heute fest
ich verstehe die paranoia in israel sehr gut
sie werden ständig bedroht beattentatet und mit raketen angegriffen
vor dem hintergrund von 2000 jahren odyssee
alles was ein guter antisemit wissen muss steht im Neuen Testament
für klickfaule im johannesevangelium
auch das „gemäßigte“ „aufgeklärte“ christentum ist antisemitisch
ratzinger ist in seinen anordnungen klar antijüdisch
ein witz der keiner ist:
hitlerjunge ratzinger und fdj-zusche merkel träumen vom heiligen römischen reich deutscher nation – das historische problem europa
ahmadinejat muß in die schranken gewiesen werden
netanjahu auch
da hatte grass völlig recht
daß gauck – wie merkel – an den grundfesten unserer demokratischen kultur sägt
das hat inzwischen schon keinen nachrichtenwert mehr
armes deutschland
wieder weimar
@ Silke: Wann immer ich da was mitkriege, habe ich den Eindruck von größter Vielfältigkeit und sehr viel auf mich herzerfrischend wirkendes Gezoffe.
Genau um eine solche Politisierung der Muslime sollte es gehen. Sie sollen ihre (unterschiedlichen) Interessen öffentlich artikulieren und geltend machen.
Ansonsten: Dass Sie das „Judentum“ in Deutschland „seit Gründung der Bundesrepublik“ zur Referenz machen, ist jeder Beziehung so was von ahistorisch und naiv, dass es mir ziemlich die Sprache verschlägt.
@ Jean Luc: Wenn die Muslims erst einmal Fahrrad fahren dann……
In der hiesigen Volkshochschule sind entsprechende Kurse mit großem Erfolg angeboten worden. Gruppen lachender, bei Gelingen sogar jubelnder bekopftuchter und unbekopftuchter Frauen, meist jenseits der 30 Jahre. (Unterrichtet von einem nicht-muslimischen Mann.) Die Frauen kann man jetzt durch die (Klein-)Stadt flitzen sehen. Besonders in „anatolischer Kleidung“ – ein Bild für Allah!
@Silke: Fragen Sie das die Architekten der Kalten Kriege. Der Sinn von Atombomben ist es jedenfalls, Angriffskriege zu verhindern, nicht zu flankieren. Bisher hat die Verhinderungsstrategie ganz gut geklappt, nicht perfekt allerdings, denn z.B. die Scharmützel zwischen Indien und Pakistan oder Nord- und Südkorea könnten jederzeit eskalieren. Das sind wirklich ernstzunehmende gegenwärtige Gefahren, aber stattdessen wird über die Gefahr eines Angriffskrieges aus dem Iran in der Zukunft diskutiert. Die israelischen Atombomben dienen seit Jahrzehnten dazu, solche Angriffe auf Israel zu verhindern. Dies hat auch hervorragend geklappt, viel besser als im Fall Indien vs. Pakistan bzw. Nordkorea vs. Südkorea.
Hieraus ergibt sich, das man seine Zweitschlagskapazitäten gerne weiter ausbauen kann, wenn man das unbedingt will – nach dem Motto: viel hilft viel – , aber jedenfalls gibt es keinen Grund, seinerseits zum Angriffskrieg zu blasen, wo es doch gerade darum geht, Angriffskriege zu VERHINDERN.
Der unsinnige Begriff „Islamophobie“
Zu dem von einem User verwendeten Begriff „Islamaphobie“ folgende Anmerkung:
Der Begriff „Islamophie“, ein Neogolismus, der oftmals analog zum Antisemitismus als Spezialfall sogenannter gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit im Kontext des Rassismus verwendet wird. Wird nun der Antisemitismus als Ausdruck einer Religionsfeindschaft betrachtet, mit „Islamophobie“ in Bezug gesetzt oder als Rassismus verstanden,so wird er nicht begriffen.
Religionskritik ist ein Teil der Aufklärung und sollte mit Religionsfeindschaft nicht gleichgesetzt werden.
„Islamophobie“ ist ein Kampfbegriff des Islamismus oder Nebelkerze des Kulturrelativismus.
Antisemitismus hingegen ist ein Wahn, der die Vernichtung der Juden zum Ziel hat.
Übrigens wurde der Begriff „Islamophobie“ in den siebziger Jahren von iranischen Fundamentalisten erfunden, den die sich von der „Xenophobie“ abgepaust haben.Deren Ziel ist, den Islam zu etwas UNANTASTBAREN zu erklären – wer diese Grenze überschreitet, gilt als Rassist.
Bis zum Beweis des Gegenteils hat jedermann in einer Demokratie das Recht, Religionen als rückständiges Lügenwerk zu betrachten.
Daher ist es legitim, dass manche den Islam – so wie einst dem Katholizismus – misstrauen und seinen aggressiven Proselytismus und totalen Wahrheitsanspruch ablehnen – das ist aber kein Ausdruck von Rassismus.
So wie die Freiheit der Religion gewährleistet ist, so ist es die Freiheit der Kritik an der Religion ebenfalls.
Die Tatsache, dass Islamisten verschiedener Coleur sogar verhältnismässig liberale oder reformerisch engagierte Moslems als „islamophob“ charakterisieren, veranschaulicht ganz deutlich die beispiellose Aggressivität dieses Begriffs.
In England kann der Zweitschlag nur vom amtierenden Premierminister befohlen werden. Die haben dazu ein super-ausgebufftes Befehlsszenario ausgetüftelt.
Da ich annehme, daß Israelis mindestens so clever wie Briten sind, nehme ich an, daß sie ebenfalls dafür gesorgt haben, daß die Entscheidung mit entsprechender Sorgfalt getroffen wird.
Auch wenn Sarrazin behauptet, daß es denen im Süden allgemein an „linearem Effizienzdenken“ mangelt (siehe Zitate im Stern), so würde ich die Israelis da ausdrücklich ausnehmen. Aber vielleicht sagen ja Sarrazin’s Statistiken was Anderes.
R.Z.
Wozu ist dann bitte die Zweitschlagskapazität nütze, wenn von vornherein klar ist, daß sie nicht genutzt werden darf und wird?
Sehr seltsame Logik bringen Sie da.
Doch hier gleich die nächste Frage: Was aber wenn sie dazu dient, den vermuteten erwarteten gefürchteten Abwurf einer Zweitatombombe zu verhindern.
jan z. volens
Mary Beard hat ihren Zwiespalt in Sachen Monarchie klug beschrieben:
http://timesonline.typepad.com.....ought.html
But then I see the self-contradictoriness of my own position. If I prefer a monarchy to a politicised presidency, then it’s only sycophancy that will keep it going.That’s what hereditary power is all about; there’s nothing other to it than imagined, fictional charisma.
.. zu den U-Booten
In der Bedrohungslage in der sich Israel befindet, hätte ich genau so gehandelt. Im Übrigen ist die Verantwortung Israels nicht geringer geworden. Im Gegenteil.
Als Deutscher schreibe ich aber hinzu: … die Finanzierung sollten die in Deutschland ansässigen SOZIALISTEN – freiwillig und zusätzlich eines Kniefalls vor der gesamten Menschheit – für die in der Historie von ihnen begangenen Verbrechen übernehmen. Sofort.
Denn Vergebung setzt Beichte und Buße voraus.
…ich habe mich widersprüchlich ausgedrückt; Ihr Szenario – ein Feind schmeißt die Bombe und ein paar Offiziere setzen die Zweitschlagskapazität in Gang – wäre keine Notwehr, wie ich anfangs schrieb, sondern Rache.
@Silke: Das wäre eine Notwehrsituation, die etwas anderes ist als das von mir problematisierte „alles tun, um Gefahren abzuwenden“. Denn das wäre keine abzuwendende Gefahr mehr – die Gefahr wäre in Ihrem Szenario nicht erfolgreich abgewendet worden – , sondern schlicht Rache.
Das Szenario setzt voraus, dass „einer die Bombe schmeißt“ und danach die Frage, ob die Zweitschlagskapazität genutzt wird, positiv entschieden wird. Ich habe mich dazu geäußert, ob alles getan werden darf, um eine Gefahr abzuwenden. Und hier sage ich: nein, es darf nicht alles getan werden. Es darf nicht mal ein begrenzter Präventivschlag geführt werden. Jurist bin ich nicht.
Der Islam als ein religiös-politisches ideologisches System ist der „realdominante“ Islam. Daneben gibt es Reform-Varianten, die, obwohl in absoluter Minderheit, durchaus zu den aufklärerisch-demokratischen Traditionen Deutschlands „gehören“ könnten. Doch der, wie ich es nenne, „realdominante“ Islam mit folgenden Charakteristika gehört nicht dazu:
Der „realdominante Islam“
• leitet aus der göttlichen Offenbarung im Koran, der als unerschaffen, widerspruchsfrei und absolut zeitlos geltend verstanden wird, einen umfassenden monopolistischen religiös-politischen Herrschaftsanspruch ab. Die „Religion bei Gott ist der Islam“ (Sure 3,85) und die Muslime bilden die „beste Gemeinschaft, die je unter den Menschen hervorgebracht worden ist. Ihr gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche und glaubt an Gott“ (Sure 3,110). Friede auf Erden und harmonisches Zusammenleben werden erst dann erreicht, wenn die ganze Welt sich zu diesem Islam bekennt.
• bleibt im Blick auf die Scharia unklar und ambivalent. Das Verhältnis von unveränderlichem „Gottesrecht“ und flexiblem „Menschenrecht“ bleibt letztlich unaufgeklärt und bietet somit fundamentalistischen und extremistischen Auslegungen breiten Raum. Solche Auslegungen sind im Blick auf das Strafrecht, Erb-, Ehe- und Familienrecht nicht mit den universalen Menschenrechten kompatibel.
• nimmt eine scharfe Trennung von „Gläubigen“ und „Ungläubigen“ vor und verweigert anderen Religionen und Weltanschauungen die gleichberechtigte Anerkennung im Sinne menschenrechtlich definierter Religionsfreiheit. Auch Juden und Christen werden, obgleich gelegentlich positiv gesehen (in der Frühzeit Mohammeds) letztlich als „Ungläubige“ stigmatisiert, weil sie die „wahre Religion“ bei Gott (Sure 3,85) in ihren heiligen Schriften verfälscht und verzerrt haben („tahrif“). Gleichwohl wird ihnen als „Schriftbesitzer“ („ahl-al-kitab“) die (höchst eingeschränkte, weitgehend nicht-öffentliche) Pflege ihrer Religion zugestanden. Jahrhunderte mussten Juden und Christen für diese „Duldung“ (euphemistisch als „Schutz“ gedeutet) eine demütigende „Kopfsteuer“ („djizya“) bezahlen. Gegenwärtig ist die Lage insbesondere von Christen in manchen islamischen Staaten mehr als prekär. Sie reicht von Belästigungen und Diskriminierungen bis zu offener Verfolgung (z.B. im Iran, Irak, Ägypten, Saudi-Arabien, Sudan, Somalia, Eritrea, Pakistan, Afghanistan, Malediven, Jemen).
• ahndet daher konsequent die Abwendung vom Islam als verabscheuungswürdigen „Abfall“ („Apostasie“), der sowohl eine schwere Strafe im Jenseits nach sich zieht (z.B. Suren 3, 86-91; 88, 23-24; 16,106-107; 109; ) als auch – nach einhelliger Auffassung aller vier Rechtsschulen – im Diesseits mit dem Tode bestraft werden soll, da der „Apostat“ („murtadd“) nicht nur Gott beleidigt, sondern gegenüber der muslimischen Gemeinschaft („umma“) Hochverrat begangen habe (z.B. Sure 2,217; 4,88-89; 9,11-12; Im Hadith: Bukhari, Band 9, Buch 84, Nr. 57; Bukhari, Band 9, Buch 83, Nr. 17 u.a.).
• versteht den Kampf für die Dominanz des Islam als „Dschihad“, der als verdienstliches Werk auf „dem Wege Gottes“ bezeichnet wird und erst aufhören darf, wenn die Weltgemeinschaft sich zum Islam bekennt. Trotz einer spiritualistischen Tradition, die „Dschihad“ vornehmlich als Ringen um individuelle Nähe zu Gott und Bekämpfung persönlicher Verfehlungen und Laster darstellt („großer Dschihad“), bleibt in Geschichte und Gegenwart die militante Version des Dschihad, verstanden als physischer „Kampf gegen die Ungläubigen“, eine herausragende und letztlich dominante Interpretation („kleiner Dschihad“).
• weigert sich, entweder gänzlich die Säkularität des neuzeitlichen Staates (Trennung von Staat und Religion) als das friedensbürgende Grundprinzip für das Zusammenleben im religiös-kulturellen Pluralismus anzuerkennen oder akzeptiert lediglich pragmatisch den säkularen Rechtsstaat ohne eine theologisch plausible Begründung anzubieten. Eine solche Haltung steht dem vom Bundesverfassungsgericht mehrfach unterstrichenen fundamentalen Verfassungsprinzip der unbedingten „Rechtstreue“ entgegen.
• verweigert Frauen in Familie und Gesellschaft die Gleichberechtigung unter Verweis auf gottgegebene biologische und wesensmäßige Unterschiedlichkeit und errichtet ein Regime der Geschlechterapartheid: Im Koran seien unterschiedliche Rechte und Pflichten von Frauen und Männern sowie die Vorrangstellung des Mannes fixiert. Dies verhindert individuelle (vor allem auch sexuelle) Selbstbestimmung der Frauen und zementiert die Unterordnung unter die gottgesetzte Autorität des Mannes, die auch ein Züchtigungsrecht einschließt (Sure 4,34). Das Kopftuch ist symbolischer Ausdruck dieser Unterordnung. Dass es Musliminnen gibt, die das Kopftuch auch freiwillig tragen, ist kein Argument gegen seine repressive Deutung und die mit ihm verbundene frauenfeindliche Körperpolitik.