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Der Verschlimmbesserer – Gauck, Israel und der Islam

Man dachte, er wäre abgetaucht. Umstellt von seinen Beratern, Redenschreibern und Beratern, die dafür sorgen sollten, dass Joachim Gauck seine Drohung nicht wahrmacht, sich als  „Politiklehrer der Nation“ zu inszenieren.

Doch dann war er wieder da. Gleich zweimal in einer Woche hat der Bundespräsident von sich reden gemacht. Einmal, als er in Israel der Bundeskanzlerin widersprach: Das Existenzrecht Israels gehöre nicht zur Staatsräson der Bundesrepublik. Und dann, als er in der „Zeit“ seinem Vorgänger widersprach: Der Islam gehöre nicht zu Deutschland.

 

Beginnen wir mit dem Islam.

 

Besserossi Gauck meinte in einem Interview (bei dem er übrigens sagte, der Satz Merkels von der Staatsraison Komme „aus dem Herzen meiner Generation“, und von der Schönheit der eigenen Formulierung tief berührt in Tränen ausbrach) Christian Wulffs Aussage erklären zu müssen: „Die Absicht war die zu sagen: Leute, bitte einmaltief durchatmen und sich der Wirklichkeit öffnen. Und die Wirklichkeit ist, dass in diesem Lande viele Muslime leben.“

 

Bullshit.

 

Gauck kann die Rede nicht gelesen haben. Dafür spricht, dass er sagt, „Ein-Satz-Formulierungen über Zugehörigkeit sind immer problematisch.“ Wulff hat weit mehr als einen Satz gesagt, und er hat mehr gesagt, als dass „in diesem Lande viele Muslime lesen“. Hier ist die Rede zum Nachlesen:

 

 

 

 

 

 

Und hier für Klickfaule die entscheidende Passage:

 

„Zuallererst brauchen wir eine klare Haltung: Ein Verständnis von Deutschland, das Zugehörigkeit nicht auf einen Pass, eine Familiengeschichte oder einen Glauben verengt. Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“

 

Genau. Dies ist die Haltung der Moderne, die Vielfalt annimmt und begrüßt, statt „das Andere“ auszugrenzen und zu bekämpfen. Das war gesprochen auf dem Höhepunkt der damaligen Sarrazin-Debatte, und das war mutig, weil das gerade in derPartei des politischen Christentums, die Christian Wulff eher widerwillig nominiert hatte, Bedenken gegen dieses klare Bekenntnis zu Multikulturalität gab und gibt.

 

Und nun Gauck: „Ich habe in meiner Antrittsrede von der Gemeinsamkeit der Verschiedenen gesprochen. Dahinter steckt eine Vorstellung von Beheimatung“ – was für ein entsetzliches Wort, gebildet in Analogie zu „Besamung“! – nicht durch Geburt, sondern der (sic) Bejahung des Ortes und der Normen , die an diesem Ort gelten. Jeder, der hierhergekommen ist und nicht nur Steuern bezahlt, sondern auch hier gerne ist, auch weil er hier Rechte und Freiheiten hat, die er dort, wo er herkommt, nicht hat, der gehört zu uns, solange er diese Grundlagen nicht negiert.“

 

Mann kann, wenn man es gut mit Gauck meint, sagen: Das ist eben das, was Habermas mit „Verfassungspatriotismus“ meinte. Und der ist gut und wichtig. Aber Wulff meinte eben mehr, weil er weiß, dass Verfassungspatriotismus allein eben nicht Heimat schafft. Die drittgrößte Religionsgemeinschaft in Deutschland, so Wulffs Überlegung, muss auch wissen, dass ihr Glaube hier einen Platz hat – „inzwischen“ einen Platz hat, weshalb der Einwand, der Islam gehöre „geschichtlich nicht zu Deutschland“, die Wulff- Rede gar nicht tangiert. Dabei kommt es nicht darauf an, ob mir der Islam sympathisch ist oder nicht. (Er ist mir nicht sympathisch. Er ist mir, anders als das Christentum, fremd. Ich habe überdies, und hier stimme ich Monika Maron zu, wenig Lust, mich intensiv mit ihm zu beschäftigen. Ich stimme der Forderung nicht zu, ich müsse den Islam „respektieren“. Aber er gehört zweifellos „inzwischen zu Deutschland“.)

 

Allerdings fällt Gauck in der Frage der „Beheimatung“ nicht nur hinter Wulff zurück; er geht auch über Habermas hinaus. Denn er stellt Bedingungen für die Zugehörigkeit zu Deutschland. Man soll „gern“ hier sein und die „Grundlagen“ – gemeint sind vermutlich die „Rechte und Freiheiten“ des Grundgesetzes – nicht negieren. Was ist aber

mit einem ostdeutschen Kommunisten, der nicht gern im wiedervereinigten Deutschland lebt und davon träumt, die Diktatur des Proletariats  wieder zu errichten?

mit einem katholischen Fundamentalisten, der die Gesellschaft der Bundesrepublik, wie Joseph Ratzinger, als „Kultur des Todes“ erlebt und – wie es die Pius-Brüder tun – von einer Theokratie träumt, in der Abtreibung, Homosexualität, Blasphemie und Verhütung verboten sind?

mit Sarrazins türkischem Gemüsehändler, der hier hängengeblieben ist, obwohl er immer von der Rückkehr träumte, und nun „lauter Kopftuchmädchen“ produziert?

mit der Tochter einer integrierten Muslima, die das Kopftuch anzieht, in die Moschee geht und von der Errichtung der Umma träumt, so wie der Piusbruder von der Errichtung eines gottgefälligen Staats? Wenn der Piusbruder zu uns gehört, das Kopftuchmädchen aber nicht, dann ist das einzige Unterscheidungsmerkmal die Religion – oder die Rasse.

 

Die Sache ist ja die: man kann eben nicht als Liberaler und Demokrat verlangen, dass der Staatsbürger die Rechte und Freiheiten unserer Grundordnung gut findet, dass er positiv zu unserer Verfassung steht und dass er gern in diesem Lande lebt. Um es überspitzt zu formulieren: Auch ein depressiver Neonazi gehört zu uns. So lange einer die Gesetze achtet, gibt es keinen Grund, weiter in seinen Kopf zu schauen. Die Gedanken sind nicht nur in der Diktatur frei, sie sind es auch in der Demokratie. Die Freiheit ist eben auch in der Demokratie die Freiheit des Andersdenkenden.

 

Deshalb ist Gaucks  Korrektur an Christian Wulffs Satz so bedenklich. Sie entspringt einer Vorstellung von Gesellschaft, die bei aller oberflächlichen Liberalität ihre Herkunft aus dem totalitären System des Ostens verrät, in der sich der Staat anmaßte, die Gesellschaft nach ihrem bilde zu formen.

 

Nun zu Israel und der deutschen Staatsräson.

 

Natürlich war man von offizieller Seite bemüht, den Eklat herunterzuspielen. Der Bundespräsident meine ja das Gleiche, er wähle dafür nur andere Worte, was doch sein gutes Recht sei. Aber das ist Unsinn. Wenn er das Gleiche meinte, bestand doch kein Grund, sich von den benutzten Formulierungen zu distanzieren. Worte sind doch nichts Willkürliches. Sie meinen Sachverhalte. Natürlich kann man den gleichen Sachverhalt mit verschiedenen Worten – oder Wörtern – ausdrücken. Auch Angela Merkel – etwa – wiederholt nicht ständig die Formel, „das Existenzrecht Israels ist Teil der deutschen Staatsräson“, wenn sie über das Verhältnis der beiden Nationen redet. Aber sie distanziert sich doch nicht davon.

 

Gaucks Absetzbewegung in Sachen Israel habe ich auf „Welt online“ kommentiert, und obwohl Gauck und sein Stab laut und deutlich ihr Missfallen über diesen Artikel geäußert haben gegenüber Leuten, von denen sie wohl annahmen, sie würden es mir auch sagen (was denn auch geschehen ist, schönen Gruß nach Bellevue), sehe keinen Anlass, irgendetwas zurückzunehmen:

 

 

 

 

 

 

Bevor sie diesen Begriff als Bundeskanzlerin  erstmalig benutzte (2007 in einer Rede vor der UN-Vollversammlung – eine Kritik aus dem Munde des Bürgers Gauck ist aus dieser Zeit nicht überliefert), hatte Merkel als Oppositionsführern 2002 klar gemacht, was damit gemeint ist: „Wenn wir die Lehre von Auschwitz ernst nehmen und aus der Vernichtung der Juden in Deutschland und der Welt eine Lehrer ziehen, dann müssen wir dies mit Blick auf die Zukunft, auf verantwortliche Politik heute tun. Ich möchtees niemals erleben, dass sich eine deutsche Bundesregierung fragen lassen muss: Habt ihr alles getan, um zu verhindern, dass der Diktator im Irak die Juden in Israel in Lebensgefahr bringen könnte?“

 

Damals ging es um Saddam Hussein, der ja bereits Raketen auf Israel abgefeuert hatte, heute geht es um Khamenei und Co. Das ist mit „Staatsräson“ gemeint: dass man „alles tut“, um zu verhindern, dass die Juden in Israel in Lebensgefahr gebracht werden; so wie die Regierung aufgrund der Staatsräson „alles“ tun darf, um die Bürger des eigenen Landes vor Gefahren zu schützen. Und gerade davon distanziert sich Gauck: Wir haben uns entschlossen, aber wir sehen – etwa in Afghanistan mit dem UN-Mandat –, wie schwer das umzusetzen ist in der Öffentlichkeit. Und ich will mir nicht jedes Szenario ausdenken, welches die Bundeskanzlerin in enorme Schwierigkeiten bringt, ihren Satz, dass die Sicherheit deutsche Staatsräson ist, politisch umzusetzen.“

 

Ja, natürlich kann diese Festlegung die Kanzlerin in „enorme Schwierigkeiten“ bringen; populär ist die Vorstellung, etwa Israel in Stand zu setzen, mit der iranischen Bedrohung fertig zu werden, bei den Deutschen nicht. Davon hat Grass in seinem „Gedicht“ gesprochen. Aber das zeichnet eine Politikerin gegenüber einem Schwätzer aus, dass sie in bestimmten Fragen von grundsätzlicher Bedeutung Mut zum Unpopulären hat.

 

Gauck hat in dieser Woche mehr getan als bloß zwei Sätze ein wenig anders formuliert. Er hat zwei Grundsätze deutscher Politik, formuliert durch die Christdemokratin Angela Merkel und den Christdemokraten Chrisian Wulff, erschüttert. Ohne Not. Aus Daffke. Aus Lust daran, anderen Leuten klar zu machen, wie viel klüger er ist als sie. Zum Schaden der Republik.

 

 

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130 Gedanken zu “Der Verschlimmbesserer – Gauck, Israel und der Islam;”

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    Selbst Germany verdient einentliche etwas besseres als einen Pfarrer als Staatsoberhaupt (ein Klempner weare nuechterner…) – aber ist doch besser als diese obzoene Kostuemparade der Sachsen-Gotha-Coburg in „Great Britain“ mit mir ihren „Commonwealth“, oder der bourbonische Elefantenjaeger in Madrid…

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    also daß das Heil in der Vereinheitlichung der Moslems liegen soll kann ich nicht nachvollziehen, denn ich habe nicht den Eindruck, daß sich das Judentum irgendwie vereinheitlicht hat. Wann immer ich da was mitkriege, habe ich den Eindruck von größter Vielfältigkeit und sehr viel auf mich herzerfrischend wirkendes Gezoffe.

    Ich vermute aber mal, daß bei aller Verschiedenheit Juden sich auf einen Gesprächspartner für die Regierung einigen konnten und viel viel wichtiger, vermutlich haben sie wenn überhaupt nur so vereinzelt den Staat bedrohen Wollendes geäußert, daß es niemandem aufgefallen ist.

    Gab es seit Gründung der Bundesrepublik schon einmal eine jüdische Terrorzelle?

    Nein? Ach dachte ich mir’s doch – kann es sein, daß da der Hase im Pfeffer liegt?

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    Roland Ziegler

    Und wenn einer die Bombe schmeißt und der Beschmissene nützt seine Zweitschlagskapazität, dann ist das keine Durchführung eines Atomkriegs?

    Sind Sie Jurist?

    Was die U-Boote für Israel anlangt, ich bin aus einer Menge höchst eigensüchtiger Gründe sehr sehr froh, daß wir das machen.

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    Hier schreibt der Autor, man solle sich das Video eher nicht ansehen. Glaube ich auch. Warum verlinkt er es dann eigentlich? Reicht die Sprache oder seine Glaubwürdigkeit nicht aus? Abgesehen davon ist es für Spezialisten (Lucas, Gamehersteller) kein Problem, so ein Video herzustellen. Also sollte die Sprache und die Glaubwürdigkeit reichen. Wir sind nicht in Pakistan, wo man den Mord an Daniel Pearl sadistisch auf Film festhält, weil er ein jüdischer Amerikaner ist (war):
    http://www.spectator.co.uk/cof.....-continued

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    @ EJ
    „Klassische Induktion, die Parsien da betreibt:

    Bodo ist ein Dackel.
    Bodo ist ein Hund.
    Alle Hunde sind Dackel.“

    68er dagegen nicht, denn es steht nirgends, dass der Handwerker aus Hennef in die Kirch‘ ging. Das ist lediglich eine Attacke gegen Christen.
    Trotzdem will nicht mehr auf den Fall zurückkommen. Laut Tagesspiegel ist der Mann als schizophren bekannt. Wie vermutlich auch der andere. Vielleicht auch der in Buffalo. Vielleicht sollte man die youtube-videos sperren, die Enthauptungen zeigen. Ich glaube, die erste war die von Daniel Pearl.

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    EJ: Wohl bekomms! (Was is’ es denn? Vorpommersche Pflaume?)

    … nix da. Ich mach mir nix aus Alkohol. Dafür sind die Zeiten zu ernst.

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    @ derblondehans

    Schön. Danke für das Broder-Zitat! (Geht doch, wenn Sie sich erstmal richtig inspiriert haben!)

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    @ derblondehans

    Wohl bekomms! (Was is‘ es denn? Vorpommersche Pflaume?)

    @ Roland Ziegler: weder bei den Muslimen, noch bei den Christen und auch nicht bei den Juden ist es erlaubt, seine Frau zu töten, wenn Sie es nicht akzeptiert, dass man “fremd geht”

    Klassische Induktion, die Parsien da betreibt:

    Bodo ist ein Dackel.
    Bodo ist ein Hund.
    Alle Hunde sind Dackel.

    Fachleute sprechen auch von BILD-Logik.

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    @EJ

    … Tipp von HMB.

    Wenn du über „Ehrenmorde“, Selbstmord- oder Mordanschläge islamischer Fundamentalisten schreibst, dann vergiss nicht zu erwähnen, dass 99,9 Prozent aller Muslime friedlich sind und Gewalt verabscheuen. Und falls du dann die Frage stellst, warum 99,9 Prozent mit den 0,1 Prozent, die ein wenig gewalttätig sind, nicht selber fertig werden, dann wundere dich nicht, wenn du als „islamophob“ bezeichnet wirst.

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    KJN&EJ: wenn der Islam zu Deutschland gehören will oder soll, dann muss er sich eine hörbare Stimme einigen, die jenseits des islamistischen Mobs liegt.

    Sie sagen es. Könnten sich die mehr als 4 Millionen Muslime in Deutschland auch nur zu einem gemeinschaftlich öffentlich geäußerten “Piep” entschließen, wären die extremistischen Fundis marginalisert. (Auch deshalb wäre eine entsprechende staatsoberhäuptliche Ermutigung wichtig.)

    Dann wäre da noch das Thema “Aufklärung”

    Die Einbindung in den demokratisch-politischen Prozess wäre nichts anderes als der Beginn eines Aufklärungsprozesses, denke ich. (Hat im Laufe der Jahrzehnte sogar bei der CDU – einigermaßen – funktioniert.)

    … hört, hört … EJott hat einen Plan. EJ + KJN als Propheten der Mohammedaner … *rofl* … Sie beide diskreditieren jeden Verstand fundamental. Dilettantismus allein kann das nicht sein – oder?

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    Werter Parisien, weder bei den Muslimen, noch bei den Christen und auch nicht bei den Juden ist es erlaubt, seine Frau zu töten, wenn Sie es nicht akzeptiert, dass man „fremd geht“.

    Und nur weil einige Muslime die Vielweiberei religiös erlauben, wie auch die Mormonen, führt das doch nicht dazu, dass Menschen die Köpfe ihrer nächsten Angehörigen abschneiden. Und auch in unserer westlichen Gesellschaft ist doch das, was der Herr da vor seiner Tat getrieben hat, gang und gäbe. DSK, die Don Juans aus Stockholm und Madrid sind bekannte Beispiele…

    Beiden Fällen ist doch gemeinsam, dass der Täter in den Beziehungen die Kontrolle verloren hat und daher zum Mörder geworden ist. Die Frau in Honnef hat sich ja auch von ihrem Mann getrennt, so dass der ausflippte. Es ging hier wie da um Treue und Kontrolle.

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    @EJ: Auch ich stimme zu. Der Prozess der Integration müsste müsste als Erstes die bislang stimmlose bzw. mehrstimmige Religion (die Wulff angesprochen hat) zu einer demokratischen, auf die Verfassung bezogenen Institution machen. Dann bestehen wesentlich bessere Chancen, auch die einzelnen Muslime (die Gauck anspricht) als liberale Demokraten zu betrachten.

    Dabei würde der Islam sich verändern und nicht nur als mehr oder weniger berechenbare Bedrohung zu Deutschland gehören; wir könnten ihn als demokratische, verfassungskonforme Stimme hören und Vertrauen fassen.

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    Mist!

    es KJN muss heißen: „es ging KJN“

    Manchmal habe ich die Wort- und/oder Buchstaben-Auslasseritis! Alterserscheinung wahrscheinlich.

  14. avatar

    @brandenfels – „Wenn wir Ernst machen wollen mit dem Grundsatz, dass Religion Privatsache ist, dann gehört keine einzige Religion zu Deutschland und Deutschland gehört auch keiner Religion.“
    Als bekennder Atheist stimme ich da voll und ganz zu!
    Gibt es eigentlich bei diesen stark frisierenden Eingriffen im monotheistischen Sammelsurium aller drei Religionen überhaupt etwas, an das man sich mit Gewissheit halten kann? Nein! Deren Mythologie lässt mich nur einen kriegerisch-blutrünstigen aggressiven Gott erkennen. Jeder schöpft aus den Texten eine Rechtfertigung seines handelns: Der Antisemit findet eine Textstelle womit er seinen hysterischen Hass rechtfertigt- Ein Frauenfeind die Stellen womit er die Minderwertigkeit der Frauen beweisen kann. Jeder findet in den Texten, was er sucht, und zwar reichlich.Wer zur Erleichterung für seinen Hass oder für ein geplantes Massaker sucht, findet in den Texten genügend Material, um seine Niedertracht zu legitimieren. Er findet aber auch ebensoviele Punkte die seine unerschütterliche Nächstenliebe verteidigen würde.
    Wo denn sonst als aus den sogenannten „Heiligen Büchern“entspringen Terrorismus,Kriege und Hass?
    Mein Nachbar kann von mir aus an einen Stein glauben, nur erschlagen damit darf er mich nicht.

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    @ Silke

    Ich glaube, es KJN, mir jedenfalls nicht im wörtlichen Sinne um eine Stimme, sondern um eine oder mehrere muslimische Stimmen vor allem, wie KJN sagt: jenseits des islamistischen Mobs. (Ich dachte, mit der Aufforderung zu demokratisch-politischer Teilnahme sei das klar. Aber nochmalige Betonung, obwohl sie die Millionen „Normal-Muslime“ vielleicht auch immer „verdächtigt“ und wahrscheinlich verletzt, schadet vielleicht nicht.)

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    @ KJN: wenn der Islam zu Deutschland gehören will oder soll, dann muss er sich eine hörbare Stimme einigen, die jenseits des islamistischen Mobs liegt.

    Sie sagen es. Könnten sich die mehr als 4 Millionen Muslime in Deutschland auch nur zu einem gemeinschaftlich öffentlich geäußerten „Piep“ entschließen, wären die extremistischen Fundis marginalisert. (Auch deshalb wäre eine entsprechende staatsoberhäuptliche Ermutigung wichtig.)

    Dann wäre da noch das Thema “Aufklärung”

    Die Einbindung in den demokratisch-politischen Prozess wäre nichts anderes als der Beginn eines Aufklärungsprozesses, denke ich. (Hat im Laufe der Jahrzehnte sogar bei der CDU – einigermaßen – funktioniert.)

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    KJN
    Christen haben sich auf EINE Stimme geeinigt?

    und für alle

    Vielleicht sollte man mal lesen, was uns der Bundesinnenminister zum Thema zur Verfügung stellt, z.B. das hier und dann habe ich noch gefunden, daß wir Gott in der Präambel haben. http://www.documentarchiv.de/b.....esetz.html

    Verfassungsrechtlich garantiert ist der Status derjenigen Religionsgemeinschaften, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Verfassung als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt waren (sog. altkorporierte Religionsgemeinschaften); anderen Religionsgemeinschaften ist dieser Status unter bestimmten Voraussetzungen auf ihren Antrag hin zu gewähren (Artikel 140 GG in Verbindung mit Artikel 137 Abs. 5 WRV).

    http://www.bmi.bund.de/DE/Them....._node.html

  18. avatar

    Naja, wenn der Islam zu Deutschland gehören will oder soll, dann muss er sich eine hörbare Stimme einigen, die jenseits des islamistischen Mobs liegt. Dann wäre da noch das Thema „Aufklärung“..

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    @ brandenfels: Hätte Wulff eine flammende Rede über die Zugehörigkeit der moslemischen Menschen zur Gesellschaft in Deutschland gehalten, ich hätte ihn verehrt dafür. Aber es ist der umgekehrte Weg zu dem, den ich für den richtigen halte, jetzt auf einmal sprachlich und semantisch völlig fragwürdig irgendeine Religion als zu Deutschland zugehörig zu betiteln.

    Ach, das ist eine interessante Standpunkt. Sie glauben nicht, dass es zivilgesellschaftliche Vereinigungen geben kann, die zu Deutschland gehören? NGOs oder – deutsch – Verbände gehören nicht zu Deutschland? Zu Deutschland gehören allenfalls deren Mitglieder?

    Zweck des Deutschen Arbeitgeberverbands ist seiner Selbstbeschreibung nach zwar: „Die Wahrnehmung der gemeinschaftlichen wirtschaftlichen Interessen aller Mitglieder gegenüber Behörden und Dienststellen öffentlich-rechtlichen Charakters sowie anderen Verbänden und Korporationen.“ Aber Deutschland wäre er, Ihrer Meinung nach, gar nicht „zugehörig“. So wenig wie der Verband deutscher Mennonitengemeinden etwa Deutschland „zugehörig“ ist?

    Das weiß Deutschland aber noch gar nicht, dass der Deutsche Arbeitgeberverband Deutschland nicht zugehörig ist. Oder?

  20. avatar

    @EJ

    … interessant … Die ‚Demokratieformel‘ dort hat aber was – oder? und … immerhin wird die Piusbruderschaft, anders als linke Sozialisten, nicht vom Verfassungsschutz ‚beobachtet‘.

    (KJN: die ‚Junge Freiheit‘ auch nicht.)

    Ich bin da ganz Demokrat. Sie auch?

  21. avatar

    @ Sike: Mohammed Karikaturen sind beleidigend. Beleidigungen verletzen die per Grundgesetz garantierte Würde des Menschen. Somit ist das Zeigen der Karikaturen strafbar.

    Deutlicher: Genau das wäre eine wünschenswerte – weil im Rahmen unserer Verfassung diskutierbare – Position gewesen. Es war, ziemlich genau, die Position des deutschen Episkopats im Karikaturenstreit. Und völlig legtim. Genau diese Position z.B. hätte ich gern – laut und vernehmbar, mindestens so laut wie das Geschrei unserer Karikaturen-Exhibitionisten – von Muslimen und gern auch in öffentlichen Groß-Demonstrationen gehört. War aber nicht.

    Und jeder Bundespräsident müsste genau darauf hinweisen: ‚Machen Sie Ihre (tatsächlichen oder vermeintlichen) Rechte geltend! Bringen Sie sich ein! Gründen Sie die MPD! Gründen Sie die Muslimische Partei Deutschlands!“

  22. avatar

    @ Silke: Habe ich und die geht ungefähr so …

    Haben Sie nicht. Denn ich habe nicht nach den Äußerungen irgendwelcher fundamentalistischen blonden Hänse gefragt. (Eher habe ich das Schweigen der 99 Prozent anderen Muslime beklagt.)

  23. avatar

    @ Silke: “entlaufene” Priester, die Benedikt XVI mit Hilfe großzügiger Zugeständnisse wieder umarmen will

    Ja. Richtig. Aber leider auch etwas Posenerisch einäugig.

    Warum gehen die Piusbrüder auf die freundlichen Einladungen des Papstes denn nicht ein? Weil sie, bei allen Umarmungen, am Ende eben doch dicke Kröten schlucken, demütig zu Kreuze kriechen müssten!

  24. avatar

    @ Alan Posener
    Arbeiten Sie bitte nicht mit falschen Zahlen.
    Europa insgesamt hat ca. 8% Muslime, davon die meisten in Russland und Bosnien-Herzigowina sowie Frankreich (ca.5,5 Mio entspr.etwa 10%). In D soll es ca. 10% Zuwanderer geben, davon etwa die Hälfte Muslime, in Zahlen 4 Mio, entspricht 5%.
    Die größte Gruppe in Deutschland sind die Atheisten.

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    „Der Islam gehört zu Deutschland“ ist die nebulös möglichste Aussage, weswegen hier ja auch alle diesen Satz erst interpretieren müssen, bevor sie ihn benutzen können. „Das Christentum gehört zu Deutschland“ – was soll denn das bitteschön bedeuten? Keine Religion gehört zu Deutschland, weil Deutschland kein Religionsstaat ist. Und das ist auch verdammt gut so.

    Mir geht es um die Stoßrichtung. Hätte Wulff eine flammende Rede über die Zugehörigkeit der moslemischen Menschen zur Gesellschaft in Deutschland gehalten, ich hätte ihn verehrt dafür. Aber es ist der umgekehrte Weg zu dem, den ich für den richtigen halte, jetzt auf einmal sprachlich und semantisch völlig fragwürdig irgendeine Religion als zu Deutschland zugehörig zu betiteln. zudem ist es erkenntnistheoretisch höchst unplausibel, dass es eine Religion an sich gibt, die von den Menschen abgelöst wäre.

    Womit ich Dir Recht gebe, Alan, ist die Bevorteiligung der christlichen Kirchen in Deutschland. Nur statt jetzt irgendeiner Religion die gleichen blödsinnigen (und zudem aus historischen Gründen entstandenen) Privilegien einzuräumen, sollte man vielmehr diese retardierten Privilegien abbauen. Das sollte das Interesse jedes liberalem Geistes sein. Stattdessen will man einer „neuen“ Religion die gleichen Privilegien einräumen? Nein Danke. Bitte nicht! Deswegen halte ich die Richtung des Denkens, die in dem Wulffschen Satz steckt, für zutiefst falsch und rückwartsgewandt.

    Wenn wir Ernst machen wollen mit dem Grundsatz, dass Religion Privatsache ist, dann gehört keine einzige Religion zu Deutschland und Deutschland gehört auch keiner einzigen Religion.

  26. avatar

    Status “entlaufener” Priester.

    aber sie sind doch „entlaufene“ Priester, die Benedikt XVI mit Hilfe großzügiger Zugeständnisse wieder umarmen will oder bin ich da auch falsch informiert und all diese Änderungen ins Vorige geschehen nur aus reinen Herzensgründen des Papstes?

  27. avatar

    Hat jemand schon mal die Äußerung einer islamischen Autorität in Deutschland gehört, die irgendwie den – legitimen, @APO – Äußerungen des Papstes oder Kardinal Meisners oder Manfred Kocks oder Margot Käßmanns auch nur annähernd vergleichbar wäre?

    Habe ich und die geht ungefähr so: Die Mohammed Karikaturen sind beleidigend. Beleidigungen verletzen die per Grundgesetz garantierte Würde des Menschen. Somit ist das Zeigen der Karikaturen strafbar.

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    @ 68er:
    „Was hat das mit dem Islam zu tun?“

    Viel. Er hatte eine Zweitfrau und weitere zwei Kinder, und seine Erstfrau, die Ermordete, wollte sich das nicht mehr gefallen lassen.

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    @ derblondehans

    Sie ist ein Orden der römisch-katholischen Kirche.

    Wie kommen Sie darauf? Weil’s so auf deren Webseite steht? – Davon, ein Orden der rkK zu sein, können die Kerls nur träumen.

    Die Piusbrüder „als solche“ haben innerkirchlich/ kirchenrechtlich eben gerade überhaupt keinen (positiven) Rechtsstatus/ Status, auch nicht als „Orden“. Bestenfalls, nämlich im Hinblick auf ihre gültige – heißt: (ähnlich wie die Taufe) nicht ungültig zu machende – Weihe, haben sie (je individuell) den (negativen) Status „entlaufener“ Priester.

    Wie so oft, verbreiten Sie auch in diesem Falle Mist. Sie haben überhaupt nicht verstanden, worum es in dem innerkirchlichen/ kirchenrechtlichen Streit mit den Piusbrüdern geht. – Mit Ihrer Leidenschaft, jeden, auch noch den allerletzten Mist und Scheiß aufzusammeln und als Gold unter die Menschen bringen zu wollen, diskreditieren Sie alle Autodidakten. Hören Sie auf damit! Dafür sind Sie gar nicht dumm genug!

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    @ Parisien

    Was soll das mit dem Türken in Kreuzberg?

    Was hat das mit dem Islam zu tun?

    Was hat das Christentum mit dem Vater zu tun, der letztes Jahr in Honnef seinen Sohn mit einer Kettensäge enthauptet hat? Auch da wird es den Polizisten schlecht geworden sein.

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    @ Alan Posener: dem Islam eine Rolle zuzuweisen

    Ich glaube, da liegt der Hase im Pfeffer. Und insofern das zutrifft, sind beide(!) Präsidenten ziemlich schief gewickelt und abseitige Theoretiker. Es geht um die Frage, welche Rolle der Islam praktisch – heißt: politisch! – in Deutschland spielt.

    Er spielt selbst überhaupt keine politische Rolle in Deutschland. (Eine Rolle spielt er nur in unsere PI-Phantsatie.) Der Islam selbst schweigt in Deutschland. (Und das macht ihn unheimlich, in wörtlichem Sinne unberechenbar und öffnet allen idiotischen PI-Phantasien Tür und Tor).

    Hat jemand schon mal die Äußerung einer islamischen Autorität in Deutschland gehört, die irgendwie den – legitimen, @APO – Äußerungen des Papstes oder Kardinal Meisners oder Manfred Kocks oder Margot Käßmanns auch nur annähernd vergleichbar wäre?

    Vorläufig müsste der Bundespräsident so formulieren: Der Islam gehörte – im Konjunktiv! – gehörte zu Deutschland, wenn er sich endlich das Recht nähme, sich wie jede andere gesellschaftliche Organisation oder Religionsgemeinschaft öffentlich (kritisch und normativ) zu äußern. Gefragt und ungefragt. Und zu welchem Problem oder „Problem“ auch immer.

    Jeder Bundespräsident, der etwas taugt, müsste die Muslime dazu auffordern, endlich ihre politische Rolle zu spielen, sich endlich politisch einzubringen. (Und ein cleverer Bundespräsident würde dabei auch noch ironisch ein bisschen mit dem politischen Anspruch des Islam spielen.) Nur so – politisch! – kann der Bundespräsident, können wir alle, jenseits unseres individuellen muslimischen Nachbarn, die Muslime als Muslime überhaupt wahrnehmen – vorläufig leider nur ganz und gar als Desiderat.

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    @Silke: Das würde es nicht bedeuten, denn zwischen einer Zweitschlagskapazität zu Friedenszeiten und dem Durchführen eines Atomkriegs besteht ein nennenswerter Unterschied. (Gegen die U-Boot-Lieferung, welches ich als eher friedenssichernd wahrnehme, habe ich übrigens nichts einzuwenden, falls das meinen Standpunkt etwas griffiger macht.)

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    Ich finde beide Verbesserungen Gaucks gelungen. Mit „Staatsräson“ hat sich Merkel verrannt.

    Und der Islam ist nicht Staatsreligion in Deutschland, auch kann diese Religion abseits des privaten Glaubens nicht umgesetzt werden, ohne in Konlikt mit dem Grundgesetz zu geraten.

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    nie einen Atomkrieg durchführen

    ist mir zu schwabbelig, denn das würde bedeuten, daß man keine Zweitschlagskapazität haben darf.

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    @ Alle: „Die Bundesregierung hat Kritik an der Lieferung eines weiteren U-Boots an Israel zurückgewiesen“, lese ich heute in der „welt“, und weiter: „Die Sicherheit Israels gehöre zur deutschen Staatsräson, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert, und fügte hinzu: ‚Ausdruck dieser Verantwortung ist auch die Leferung von U-Booten.'“ Genau. Ansonsten würde ja das Verbot des Waffenexports in Krisengebiete greifen. Diesen Grundpfeiler deutscher Politik, der eben weit darüber hinaus geht, dass wir bedrohte Demokratien unterstützen (sollten), stellte Gauck in Frage.
    @ Brandenfels: Ich habe zu erklären versucht, weshalb ich den Streit um Wulffs Satz eben nicht für „semantischen Bullshit“ halte. Vielleicht unzureichend. Damit ist letztendlich gemeint, dass die Zuwanderung nicht nur die Zuwanderer verändert, sondern auch das Einwanderungsland. Zwar würde ich einen rein laizistischen Staat wohl abstrakt befürworten, aber der ist weder mit der Verfassungstheorie noch der Verfassungswirklichkeit der Bundesrepublik vereinbar. Und hätte außer vielleicht in Berlin und einigen ostdeutschen Ländern auch keine ausreichende Unterstützung. In einem Land, wo bestimmte Religionsgemeinschaften eine privilegierte Stellung besitzen (man denke an die Kirchensteuer, das Recht, Religionsunterricht zu erteilen, Sitze in Rundfunkanstalten, das Recht, öffentlich subventionierte Tendenzunternehmen zu führen usw. usf.), dafür aber eine gewisse Staatstreue an den Tag legen müssen, ist es bei einem Bevölkerungsanteil von etwa 10 Prozent Muslime notwendig, nicht nur die Muslime hier zu dulden, was sich von selbst verstehen sollte, sondern dem Islam eine Rolle zuzuweisen. Das meinte der Christdemokrat Wulff, der womöglich eher etwas verwsteht von der komplizierten Verflechtung von Staast und Religion in der bundesrepublik als der immer etwas abstrakt argumentierende 68er Gauck.

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    @Parisien

    Der mittelalterliche Islam gehört nicht nach Deutschland (wie auch kein katholischer Fundamentalismus).

    Gibt es nicht auch protestantischen und Öko und jede Menge andere Fundamentalismen?

    Ich mag sie nicht, keinen von ihnen, aber ein Kuchen ohne eine Prise Salz schmeckt labbrig.

    Woran sollten wir uns ausreichend erregen und Kanten entwickeln, wenn nicht an den Ansichten, die uns wider die Natur gehen? Wichtig ist also, beim Eindämmen erfolgreich zu sein und dazu gehört, jenseits einer nicht zu definierenden Grenze willkommen zu sagen.

    Viel viel mehr als auch das schauderhafteste Verbrechen erregt mich, daß offenbar die Ansicht, Karikaturen verletzten die im Grundgesetz garantierte Würde des Menschen Verbreitung findet. Als einer der Verbandsvorsitzenden das im Radio gebracht hatte, war’s das eine, doch jetzt habe ich es von einem als „gut“ rüberkommenden Comedian gelesen
    http://tapferimnirgendwo.wordp.....ment-15332

    DAS geht gar nicht, „die“ können nicht ihren „einfachen“ Anhängern neue Versionen des Grundgesetzes predigen. Wenn sie da was geändert haben wollen, MÜSSEN sie sich auf den Marsch durch die Gerichte begeben.

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    @Apo: Sie schreiben: „so die Regierung aufgrund der Staatsräson „alles“ tun darf, um die Bürger des eigenen Landes vor Gefahren zu schützen.“ Das ist mir zu schwabbelig. Wann bestehen Gefahren? Welche Gefahren bestehen? Ab welcher Gefahr darf man „alles“ tun? Was heißt „alles“? Nach meiner Ansicht darf man z.B. nie einen Atomkrieg durchführen, egal welche Gefahren bestehen. Also würde „alles“ für mich ganz grundsätzlich bedeuten: „alles minus Atomkrieg“.

    @brandenfels: Was meinen Sie mit semantischen bullshit? Der Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ bedeutet doch – semantisch – nichts anderes als: „In Deutschland gibt es relevant viele Muslime & Moscheen; das Thema ‚Islam‘ ist präsent und wird in den Medien diskutiert“ usw.
    Wenn jemand, der zu Deutschland gehört, eine bestimmte Eigenschaft hat – sagen wir: Plattfüße – , dann gehört doch diese Eigenschaft – Plattfüßigkeit – auch zu Deutschland, oder nicht? Und das bedeutet u.a., dass man sich, wenn die betreffende Eigenschaft zu Problemen führt, über eine Lösung dieser Probleme unterhalten muss.

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    meine muslimischen ex-KollegInnen und/oder Bekannten gehörten mitsamt ihrem Glauben oder Nicht-Glauben zu Deutschland, sofern Deutschland der Ort ist, an den ich gehöre. (Über Religion wird im Job nicht geredet und über Politik weitestgehend nur soweit sie die Arbeit betrifft. Beide Verhaltensweisen sind einem gedeihlichen Miteinander förderlich. (Partei)Politik ist sogar verboten.)

    Danke Alan Posener!

    Nebenbei die meisten Sätze von Gauck, die mir von Journalisten als brillant und wahr angedient werden, erschließen sich mir irgendwie nicht u.a. Freiheit in Verantwortung oder so – alles Hochtöner, die das Abklopfen nicht gut überstehen.

    Hoffentlich kriegt Merkel ihn in den Griff, diesen Präsidenten, der so gern die Richtlinien der deutschen Politik bestimmen möchte, bevor „das Volk“ ihn zu Joachim dem I. salben läßt.

    Gestern hatte er übrigens ein sehr seltsames Foto von sich auf seiner Site – kann es sein, daß er ein paar Unterlingen im Amt auf den Geist geht? Für mich duftet es jedenfalls nach Subalternen-typischer stiller Rache.
    Mein Großvater pflegte von Himmelskomikern zu reden, das Bild passt.

    Hier iss es noch:

    http://www.bundespraesident.de.....litik.html

    http://www.bundespraesident.de.....l&v=3

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    Dem ersten Teil zum Thema Islam kann ich uneingeschränkt zustimmen, beim zweiten habe ich Bedenken. Es ist schon etwas seltsam, wenn der eine souveräne Staat – Deutschland – das Schicksal eines anderen souveränen Staates – Israel – zur eigenen „Staatsräson“ erklärt. Dieses Wort klingt altväterlich-vereinnahmend und ist dann problematisch, wenn es als eine Art Blankounterstützung für alle Handlungen mussverstanden werden sollte, die die Staatsführung Israels plant bzw. durchführt – egal wie man diese Handlungen bewertet. Wenn mit der „Staatsräson“ gemeint ist, dass Deutschland Israel im Fall des Angegriffenwerdens beistehen wird, – so verstehen Sie es – ist alles in Ordnung (und so ähnlich, nur ohne „Staatsräson“, sind ja auch die Beziehungen innerhalb der NATO definiert). Wenn Israel aber z.B. einen Angriff durchführen sollte, sieht der Fall anders aus (das wäre in der NATO auch so), dann gäbe es kein Angegriffenwerden, und ich vermute, auf diesen Fall wollte Gauck hinaus.

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    Mich wundert, wie sehr die Aussage, dass der Islam zu Deutschland gehört, von Dir, Alan, verteidigt wird. Der Islam gehört nicht zu Deutschland, das Christentum gehört nicht zu Deutschland… das sind alles semantische bullshit-Sätze. Warum werden die geprägt? Sie sollen eine Funktion erfüllen, bullshit bleiben sie nichtsdestotrotz.

    Der einzelne Moslem, der einzelne Christ und auch der einzelne depressive Neonazi – ja, die gehören alle zu Deutschland. Von mir aus auch der Kölner Dom und die Neuköllner Moschee. Aber das Judentum? Das Christentum? Der Islam? Was Wulff hier wollte, war nichts geringeres als die Verwischung der Trennung zwischen Staat und Kirche. Ihm als Katholik ging scheinbar diese Trennung zu weit. Mir jedoch kann diese Trennung nicht weit genug gehen.

    Ich verstehe bis heute nicht, wieso der deutsche Staat eine Kirchensteuer einziehen darf. Natürlich verstehe ich es historisch, aber die Entwicklung muss zur Aufhebung dieser historischen Dünnbretter führen, nicht zu ihrer Zementierung. Und die Trennung zwischen Staat und Religion immer weiter zu verwässern, ist eben momentan eine Tendenz, die ich bekämpfe. Warum willst Du, Alan, dass der Staat Aussagen zur Religion trifft? *ichnichtverstehen*

  41. avatar

    Welt-Umfrage:
    „Hat Bundespräsident Joachim Gauck Recht mit seiner Differenzierung, dass nicht der Islam zu Deutschland gehöre, aber die Muslime die hier leben?“
    Ja: 89%
    Nein: 11%

    Präsident aller Deutschen kann man nicht sein, aber Präsident einer satten Mehrheit schon.

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    Bitte, bitte mit Nennung von Wulff vorsichtig sein. Sonst kommt er auf die Idee sich noch öffentlich zu äussern. Und das will wirklich niemand. Ihm ist es zuzutrauen, dass er etwas „richtig stellt“, wie üblich es gewesen ist. Nach dem Motto „Schlafende Hunde nicht wecken“ – provozieren wir nicht eine neue Runde mit Wulff. freundliche Grüsse
    Dani Brandt

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    Forts. @ APO
    Sie haben es ja eigentlich mit Daten. So kritisierten Sie kürzlich einen Zusammenhang am Gedenktag der Befreiung von Auschwitz.
    Daher wundert mich, dass Sie nach einer Tat, die belegt, dass Christian Wulff unrecht hatte, Gauck kritisieren. Oder gehört die Enthauptung der Ehefrau neuerdings zu Deutschland oder Amerika (Buffalo)? Arme Kinder, praktisch Waisen, sechs an der Zahl. Was wird aus ihnen werden? Werden sie zur Mutter der Verstorbenen kommen? Werden die Enkelinnen auch zwangsverheiratet werden wie die Tochter? Wird das immer so weitergehen?
    Als zweiter in der Liste hinter dem Weib kommt der Jude. Und deswegen wird Israel nicht anerkannt und bedroht mit Auslöschung, in Zukunft potentiell atomar.
    Kürzlich sagte Renan Demirkan bei Sandra Maischberger zu Matussek, er sei die Kehrseite des Salafisten, der dort anwesend ist. Das war starker Tobak. Aber mir schoss es heute morgen auch durch den Kopf, ob Sie die Kehrseite von Lyoner sind. Der eine lebt seine Obsessionen an Israel aus, der andere an Gauck und dem christlichen Klerus, insbesondere dem katholischen, allgemein. Sorry.
    Und wieso hat Magnotta, der einen Chinesen zerteilt und die Leichenteile per Post verschickt hat, Zuflucht in Neukölln gesucht? Gehört Neukölln noch zu Deutschland?

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    @ Alan Posener
    Machen Sie mal ein Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, die Muslime würden sich null um ihre Religion scheren, und dann fragen Sie sich sekundär nach ihrer Akzeptanz. Vielleicht fehlt ein Adjektiv: Der mittelalterliche Islam gehört nicht nach Deutschland (wie auch kein katholischer Fundamentalismus).
    Und noch ein Gedankenexperiment: Die Bundesregierung würde sagen: Israel zu unterstützen ist notwendig und unverhandelbar, da Israel ein befreundeter Staat ist, der von mehreren Seiten mit Auslöschung bedroht und nicht anerkannt wird. Ohne Bezug zum Holocaust zu erstellen. Factum. Wir unterstützen befreundete Staaten. Fertig. Israel in die NATO.
    Beide Nüchternheiten und die wabernden Diplomatien und Worthülsen kaschieren nordürftig die Hostilität des Islam gegen … fügen Sie eine Liste ein. Fangen Sie mit Weib an. Gestern hat ein Türke in Kreuzberg…Den Polizisten wurde schlecht.

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    Reuters, Papst Benedikt XVI (gut das es ihn gibt, m. Anmerkung): … hat … in der ersten Taufpredigt seines Pontifikats den Zeitgeist kritisiert, der von einer Kultur des Todes geprägt sei.

    Mit der Kultur des Todes griff er einen von seinem Vorgänger häufig formulierten Gedanken auf. Auch Johannes Paul II. hatte wiederholt Abtreibung und Empfängnisverhütung als Auswüchse der modernen Gesellschaft gegeißelt.

    Benedikt XVI. nannte in seiner Predigt die grausame Menschenhatz im Kolosseum während des Römischen Kaiserreichs eine Parallele zum heutigen Umgang mit dem „Körper als Ware und Produkt“. Dass sich Besucher an der Tötung von Christen in der Arena ergötzt hätten, sei eine Perversion der Freude. Wie in der Antike gebe es auch heute diese „Anti-Kultur des Todes“. Sie zeige sich etwa in der Flucht in Drogen oder der Vorstellung von falschem Glück, etwa in der Sexualität. In der heutigen Gesellschaft sei es zur „Verdinglichung des Menschen“ gekommen. Er werde vielfach als Objekt begriffen, mit dem man nach Belieben handeln könne.‘

    Woher wissen Sie was ‚Piusbrüder‘ träumen?

    Die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist weder ein politisches Organ noch eine Partei. Sie ist ein Orden der römisch-katholischen Kirche.

    Als solche ist sie Teil der demokratischen Gesellschaft und bekennt sich voll und ganz zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung.

    Meine Meinung: das ist mehr als das, was die Ex und Kumpane bieten und vor allem tun.

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    @Alan Posener

    He was not amused:

    Gaucks Absetzbewegung in Sachen Israel habe ich auf „Welt online“ kommentiert, und obwohl Gauck und sein Stab laut und deutlich ihr Missfallen über diesen Artikel geäußert haben gegenüber Leuten, von denen sie wohl annahmen, sie würden es mir auch sagen (was denn auch geschehen ist, schönen Gruß nach Bellevue), sehe keinen Anlass, irgendetwas zurückzunehmen

    Wird so bereits Zensur ausgeübt
    Fregaezeichen, Fragezeichen

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    @Alan Posener

    Wird Beheimatung jetzt das Unwort des Jahres??

    „Aus Lust daran, anderen Leuten klar zu machen, wie viel klüger er ist als sie“

    Hier haben Sie im Gensatz zu Ihrer Einschätzung der Kompetenz von Sarrazin doch wieder einmal das Märchen von Andersen :

    Des Kaisers neue Kleider gelesen

    Bravo!!

    Und um in Ihrem Jargon der 68er zu bleiben, Gauck die Charaktermaske heruntergerissen.

    Viele Grüße in die Rudi Dutschke Straße

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