Mittlerweile hat die Diskussion über das Geschichtsverständnis Joachim Gaucks, die in der Blogosphäre begann, die wichtigen Printmedien der Republik erreicht. Götz Aly kritisierte in der linksliberalen „Zeit“ die „infamen Vorwürfe“ gegen Gauck, Harry Nutt kritisierte in der linksliberalen „Frankfurter Rundschau“ unter der Überschrift „Starke Meinungen“ (!) den „Furor“, der Gauck-Kritiker wie Yücel, Posener und Hasgall umtreibe.
http://www.zeit.de/2012/10/Gauck-Holocaust
http://www.fr-online.de/meinung/analyse-starke-meinungen,1472602,11762502.html
War es Josef Joffe, der einmal sagte, heute müsse man sich nicht dafür rechtfertigen, den Holocaust zu relativieren, mittlerweile sei es so, dass man sich rechtfertigen müsse, wenn man das kritisiert? Nun, wer auch immer das sagte, da ist was dran. Interessanterweise wurde Götz Alys Kritik der Gauck-Kritiker zustimmend auf der „Achse des Guten“ zitiert.
Dass Gauck, der in seiner Friedenspreis-Laudatio für David Grossmann vor zwei Jahren sagte, der israelische Autor habe den Preis bekommen, weil er sich „unverdrossen weigert, Teil einer Vergeltungsmechanik zu sein“, womit er bewusst ein antisemitisches Klischee der „Israel-Kritik“ bediente (Israel folge der „alttestamentarischen Vergeltungslogik“ des Aug um Auge, Zahn um Zahn) – dass Gauck also bei der nach eigenem Selbstverständnis pro-israelischen „Achse“ so gut wegkommt, kann man sich eigentlich nur damit erklären, dass er in Sachen Hauptwiderspruch (Wir gegen den Islam) mit seinem Lob des „Muts“, den Thilo Sarrazin bewiesen habe, indem er auf eine Minderheit eindrosch, Kurs hält, weshalb man in Sachen Nebenwidersprüche (Holocaustrelativierung, Israelkritik) gnädige Nachsicht walten lässt.
Eine Ausnahme freilich bildet – wie immer – Hannes Stein, dessen fulminante Kritik der Totalitarismus-Theorie sich implizit gegen Gaucks Positionen wendet (und auch einigen Achsen-Mitgliedern zu denken geben müsste, die wie Michael Miersch bis 1989 die DDR für das bessere Deutschland hielten und nun im Kampf gegen den „Klimatotalitarismus“ und den „Ökototalitarismus“ das damals Versäumte tapfer nachholen):
Ich sollte hier vielleicht betonen, dass sich meine Vorwürfe allein gegen bestimmte Positionen Gaucks richten, nicht gegen die Person Gauck. Seine historischen Verdienste sollen ebenso wenig in Abrede gestellt werden wie sein guter Wille. Die Positionen kann er ja, guter Wille vorausgesetzt, als Bundespräsident korrigieren. Wenn nicht, hat Deutschland ein Problem.
Welcher Art dieses Problem ist, habe ich auf „Starke Meinungen“ in einer Reihe von Beiträgen in den letzten Wochen klarzumachen versucht. Mein Freund und Kollege Henryk Broder meint zwar provokativ: „Vergesst Auschwitz!“ – er meint damit, dass die heutigen Juden, von denen sechs Millionen in Israel leben, die wohlfeilen politisch korrekten deutschen Erinnerungsfeiern gern eintauschen würden gegen nicht so wohlfeile, dafür aber wirksame Verhinderungsmaßnahmen gegen den Iran und andere eliminatorische Israel-Feinde wie Hamas und Hisbollah.
Doch bei allem Verständnis für diese Position halte ich es eher mit meinem Freund, dem US-Historiker Jeffrey Herf, der gerade aus der Erinnerung an die deutsche Geschichte, einschließlich des Exports des eliminatorischen Rassenantisemitismus in den arabischen Raum durch die Nazis, eine besondere Verantwortung der Deutschen ableitet, den heutigen Antizionismus, sei er arabisch-nationalistisch oder islamisch begründet, zu bekämpfen. (Was man nicht tut, indem man Israel eine „Vergeltungsmechanik“ unterstellt, wie Gauck es tut, oder ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag das Recht auf Israel-Kritik betont, wie Hans-Gert Pöttering von der Konrad-Adenauer-Stiftung.)
Warum auch der „Anti-Totalitarismus“ in der unreflektierten, ich möchte sagen: unhistorischen Art, wie sie von Gauck vertreten wird, nicht nur theoretisch falsch ist, wie Hannes Stein brillant nachweist, sondern auch politisch problematisch ist, will ich hier nur andeuten. Gauck ist Erstunterzeichner der so genannten „Prager Erklärung“, über deren geschichtspolitische und aktuelle Hintergründe Shimon Samuels vom Simon Wiesenthal Center wie folgt urteilt:
http://www.wiesenthal.com/site/apps/s/content.asp?c=lsKWLbPJLnF&b=4442915&ct=7548759
Man muss Samuels nicht in allem folgen. Aber man sollte sich einmal fragen: Wovon ist Europa heute vor allem bedroht? Gibt es eine reale Bedrohung durch einen wieder erstarkten Kommunismus? So sehr man sich ärgern mag über Sahra Wagenknecht und Co. oder einen eingebildeten „Ökototalitarismus“ oder eine herbeihalluzinierte „Diktatur des Relativismus“: Längst haben wir es in Europa mit einer beängstigenden Renaissance des Nationalismus, der Eugenik, des Rassismus, der Xenophobie und des Antisemitismus zu tun.
Wobei selbstverständlich Islamofaschismus und islamischer Antisemitismus ebenso in diese Reihe gehören wie Islamophobie (oder wie auch immer man das nennen will, OK, ihr Wortklauber?), linker Antizionismus und der antieuropäische Nativismus eines Geert Wilders, der „Wahren Finnen“, FPÖ, Jobbik und Co. Die Massaker Breiviks und der NSU sind ebenso Weckrufe wie die Mordanschläge auf Mohammed-Karikaturisten oder auf die Übersetzer und Verleger der „Satanischen Verse“. Diese antihumanistischen Kräfte sind es, die den Nationalsozialismus hervorbrachten, und wie Bertolt Brecht sagte: Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.
Wie es der Zufall will, erfahre ich heute, dass der jüdische Autor Akos Kertesz in Kanada um Asyl gebeten hat, weil er in seiner Heimat Ungarn, einem Mitglied der Europäischen Union, seines Lebens nicht mehr sicher ist. Ich kann gar nicht sagen, wie beschämt und traurig ich als Europäer bin.
http://www.tagesspiegel.de/kultur/ungarischer-autor-akos-kertesz-bittet-kanada-um-asyl/6285684.html
@Lyoner
„Ich freue mich, dass Ihre Diskussion an Fahrt gewinnt.“
Ich erwähne dass Mooresche Gesetz:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mooresches_Gesetz
als ein analoger Indikator für die zunehmende Geschwindigkeit (und auch Komplexitär) unserer (ökonomischen) Gesellschaft und Sie fordern eine nochhöhere Geschwindigkeit in der Diskussion:
Besser ist doch sicherlich:
In der Ruhe liegt die Kraft
🙂 🙂 🙂
@ Moritz Berger, Katrin Kemmler
Ich freue mich, dass Ihre Diskussion an Fahrt gewinnt.
@Katrin Kemmler
Bei allem Respekt vor den Innovationen von Steve Jobs.
Mit einem Unternehmenswert von über 500 Mrd. US-Dollar ist Apple letztlich ein Oligopol.
Da brauchen Sie sich einmal nur die Gewichtung auf dem US-Aktienmarkt anzuschauen.
Und: Ich sage Ihnen sicherlich nichts Neues:
Großunternehmen wie auch Apple stellen Hemmschuhe dar für neue Innovatoren. Sie brauchen sich nur die Patent-Hybris anzuschauen. welcher Designer traut sich heute noch eine smartphone Ecke zu designen, wo er gleich befürchten muß, dass er eine Patentverletzung riskiert.
So viel zu innovativen Apple Unternehmen.
Das andere Marktteilnehmer auch Adressen sammeln ist nicht neues. Wenn Sie mir Ihre Adresse mit Hausnummer (credit scoring)nennen würden, könnte ich Ihnen sogar sagen wieviel & Zinsen Sie mehr oder weniger für einen Bankkredit zahlen würden. Ich brauchte auch heute noch nicht einmal einen Monat Zugang zu Ihrem Briefkasten, um anhand der Werbeprospekte festzustellen welches Einkommen Sie haben. Dafür reicht mittlerweile die Palette der Zeitungen aus die im Ihrer Wohnung nächstgelegenen Kiosk angeboten wird wird.
20 Exemplare Spiegel, 30 FAZ , dann noch Schöner Wohnen etc und mein Puzzle über Sie und Ihre wirtschaftliche Situation wird über eine einfachen Algorithmus vervollständigt.
Generell bin ich gegen die Riesentanker, sei es nun Apple, Google, Facebook, und auch Springer (der im übrigen zunehmend mehr Gewinne im online Business als im Print Bereich macht, siehe immobilienscout etc.
Da Sie so ruhig dasitzen und nicht nach dem Kartellamt rufen wundert mich schon etwas, aber Sie sagen ja: Auf Dauer wird sich alles regeln….
Das was wir in U.K bei der News Corporation erlebt haben, die “ Ausschnüffelungen “ werden wir in Kürze auch bei Apple, Google und anderen Oligopolen erleben.
Und warum will mir Steve Jobs vorschreiben wo ich Pornos sehen kann.
Diese Tugendwächter, die in Ihrer Jugend gekifft habe und auch häufiger die Betten als andere gewechselt….
Es ist nur zu hoffen, dass diese Tugendwächter wie diese verquere Santorums, Palins, Gringriches nicht auch nach Europa kommen.
Ihre Ausführungen zum BIP/GDP sind leider nicht so klar wie ich Sie von Ihnen mit Ihrem Hintergrund erwartet hätte.
Und warum gehen Sie nicht auf mein Beispiel des Verkehrsunfalls ein, sondern weichen mit Ihrem Beispiel,auf die Emanzen aus.
Was wäre wenn ich fordere dass auch die Arbeit der Hausfrau bei der Erstellung eines Mittagessen in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung konsequenterweise einfließen müßte???
Bin ich dann ein Macho oder ein Frauenversteher??
Mir geht es nicht um die Abbildung einer vollständigen Realität, sondern letztlich darum, dass wir in einer zunehmend ökonomisierten Welt uns schon fragen sollten, ob die Ökonomie in alle unserer Bereiche hineingeht.
Mittlerweile werden in den US auf die Liebesbeziehungen einer cost benefit Analyse unterzogen,
Und auch die Todesstrafe wird unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten untersucht:
http://www.becker-posner-blog......osner.html
Für Ihrer Aussage dass angeblich die ärmere der Bevölkerung mehr Kinder zur Welt bringen, als die Akademiker mangelt es leider an Fakten.
Und Ihr (Bauch) Gefühl dass früher die Leute glücklicher waren und dass das Wochenende erst am Samstagmittag begann in allen Ehren.
Leider haben wir heute keine 35 Stundenwoche mehr und ob der Papa am Samstag seiner Familie gehört mag ich angesichts der geleisteten Überstunden in Deutschland, dem Anstieg der Zweitjobs und der Flexi-Time bezweifeln.
Das niedrige Lohnniveau in Deutschland, siehe:
http://www.spiegel.de/thema/armut_in_deutschland/
ist in meinen Augen auch ein Indikator dafür, dass den Schere zwischen arm und reich immer mehr auseinanderklafft.
Die zunehmende Blindheit und Taubheit vor den Herausforderungen der Zukunft dürfte uns allen noch etwas Kopf zerbrechen machen.
Aber man/frau blickt nicht so gerne über den Tellerrand. Und am gesellschaftlichen Bereich ist ein think out of the box Denken leider nur sehr selten anzutreffen. Da sind die Ingenieure mit Ihren technischen Innovationen oftmals weiter:-)
Was die Entwicklungen der human ressources betrifft und da bewege ich mich einmal wieder im ökonomischen mainstream:
Jeder sollte die Chancen auf eine sehr gute Ausbildung haben.
Ob Kinder von Akademiker nun per se intelligenter sind als die von Hartz IV Empfänger mag ich aufgrund der pro bono Jobs an Schulen von mir und meinen Kollegen bezweifeln. Ist vielleicht nicht repräsentativ.
Aber mit der Dummheit verhält es sich wie mit der Gausschen Normalverteilung.
Einen Unterschied gibt es:
Der Sohn eines Hartz IV Empfängers hat generell nur geringe Chancen im Vergleich zum Sohn eines CEO in Havard, Yale zu studieren….
P.S.
„Aus moralischer Sicht sind diese Indikatoren dennoch unschuldig“
Seid wann gibt es eine Moral in der Ökonomie??
Und seit der Vertreibung aus dem Paradies sind wir doch alle nicht mehr unschuldig oder ??
Trotz meiner Kritik an Ihren Anmerkungen, Es schärft den Blick auf die Dinge und die Entwicklungen, die derzeit bei uns ablaufen.
Wir nähern uns analog dem Mooresche Gesetz im IT Bereich:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mooresches_Gesetz
auch einer Verdoppelung der Komplexität in der gesellschaftlichen Entwicklung.
Das bereitet mir persönlich ein wenig Schwierigkeiten, weil ich nicht weiß ob der menschliche Geist sich tatsächlich so schnell an sich verändernde Konstellationen anpasen kann.
Wenn bereits die Dreißigjährigen Angst vor den 25jährigen haben, weil Sie mit z.B. den neuen Medien besser und schneller umgehen, ist dies auch für mich ein Indikator, dass wir zukünftig mehr konservative, wenn nicht gar rechtslastige gesellschaftliche Veränderungen zu erwarten haben.
Auf einer Diskussion mit Geschäftspartnern waren wir am überlegen wann eigentlich das i-phone auf den Markt gelangte von uns fünfen in der Runde hatte alle auf 2003/2004 getippt. Ein blickt auf die i-phone 4S und wiki hat uns eines besseren gelehrt Ende Juni 2007 . Daran merkt man, dass das Gefühl für die Zeit immer unzuverlässiger wird.
Und zu allerletzt zu Gauck:
Geben wir ihm doch eine Chance, wie wir auch den Hartz IV Kindern eine (oder mehrere) Chancen geben sollten 🙂
Wie schreibt Herr Posener so treffend:
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.
Vielleicht bemerkt er auch dass occupy the wallstreet nicht ein paar verrückte Youngsters sind.
Wenn ich den C.V. von Alan Posener noch in Erinnerung habe wechselte er von außen links nach neoliberal mit der Tendenz zum Keynes im Falle des Versagens der Monetaristen,
Schaunmermal wo er in 5 Jahren steht:
Vielleicht bei den Postökonomen und Verfechter von „Think global but act local „
…Elterngeld außerdem als Mittel, „Freiheit von Mangel“ zu gewährleisten. Ein sehr liberaler Standpunkt: Die Reichen sollen nicht aufgrund ihrer Kinder unter Geldmangel leiden.
Zur Kinderförderung: Kinderförderung besteht darin, Kinder zu fördern. Welche Kinder sollte man fördern? Doch wohl die Kinder, die Förderung benötigen. Dies sind eher weniger die Kinder der Besserverdiener.
Man kann unabhängig von der Kinderförderung versuchen, die Geburten zu steuern, so dass die Reichen mehr Kinder bekommen. Dies tut man, indem man die Reichen anregt, weniger Geld zu verdienen und stattdessen mehr Kinder in die Welt zu setzen. Damit die Reichen die Einbuße an Geld als nicht so schmerzlich empfinden, zahlt Frau v.d.Leyen einen Teil des Geldes in Form des Elterngeldes vom Staat.
So weit so gut, nur sollte man dies nicht als Kinderförderung bezeichnen, sondern z.B. als staatliche Geburtensteuerung. Dann wissen die Wähler besser, was sich dahinter verbirgt, und können treffsicherer abstimmen. So wie es jetzt ist, besteht die Gefahr, dass einige, die Kinderförderung wollen, aufgrund eines Missverständnisses Geburtensteuerung wählen.
Einen Beitrag will ich zum Thema Gauck und seinem Geschichtsverständnis und zum Thema seines Vortrages: Welche Erinnerung braucht Europa? schreiben. Er hat als Leiter der Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde sicher einiges geleistet. Sein Schwerpunkt lag dort auf der Aufarbeitung des DDR-Unrechtes. Für mich ist Geschichte und die Motivation für menschliches Handeln immer besonders gut zu verstehen, wenn ich sie mit realen Personen verknüpfen kann. Dieses hatte ich schon vor einiger Zeit im Internet gefunden:
Der Onkel erlebt die Grauen des Krieges hautnah
Eine der zentralen Figuren in Gaucks Leben wird lediglich an fünf Stellen en passant erwähnt, zum Beispiel als „Onkel Gerhard“. In der Gauck-Biografie von Norbert Robers aus dem Jahr 2000 findet sich überhaupt kein Hinweis auf diese zentrale Person in Gaucks Leben.
Gaucks Zurückhaltung überrascht nicht nur, weil er keinen offensichtlichen Grund hat, seinen Onkel zu verschweigen. Sie überrascht auch, weil sie gerade Ausdruck jener „selektiven Erinnerung“ ist, die er selbst in vielen seiner Reden thematisiert. (Quelle: Das Geheimnis um den Onkel: http://www.focus.de/politik/de.....24185.html )
Wie will ich glaubhaft sein, wenn ich selbst nur „selektiv erinnere“?
Und das ist die nähere Zukunft, denn die Verlage wollen ihren Journalismus nicht quer finanzieren. Aus welchen Gewinnen eigentlich, sind sie an ebay beteiligt? Jeder darf freiwillig mitmachen:
http://www.bdzv.de/recht-und-p.....ht-fakten/
Mal sehen, wie das konkret aussehen wird. Man stelle sich vor, Google News ohne Deutschland.
http://www.fr-online.de/medien.....69040.html
Guten Morgen,
@Moritz Berger: Apple und die Zeitungsverlage, ich hatte es bereits angedeutet. In Steve Jobs Biografie wird beschrieben, was der Knackpunkt zwischen den Verlagen und Apple war. Die Verlage wollten von Apple die Kundendaten der Abonnenten übermittelt bekommen. Das hat Jobs verweigert. Nach zäher Verhandlung hat er zugelassen, dass die App nach der Mail fragt und der Abonnent seine Daten freiwillig an die Verlage übermitteln darf.
Spannend an Ihrem Handelsblatt-Link ist nicht die Monopol-Unterstellung, sondern was verschwiegen wird, Stichwort ‚Listenprivileg‘:
http://gutjahr.biz/2012/03/adressenhandel/
Google, Facebook und Apple sind die bösen Gefahren. Nicht für uns Verbraucher, sondern für den Datenhandel der Verlage. Weiteres zu den wahren Hütern unserer Daten und Interessen:
http://gutjahr.biz/2011/01/dop.....r-spiegel/
Es gibt eine Mail-Diskussion mit Jobs (Sonntag nachts um 2:00 Uhr), die auch in der Biographie erwähnt wird. Darin erklärt Jobs, worum es ihm bei den Stores geht. „Yep, freedom from programs that steal your private data. Freedom from programs that trash your battery. Freedom from porn.“
http://gawker.com/5539717/
Dass es Jobs und Apple um die ‚user experience‘ geht und nicht um ein Monopol, wurde diese Woche wieder bewiesen. Denn jetzt ist Spotify in Deutschland angekommen, ein Musik-Streaming-Dienst, der nicht nur iTunes Konkurrenz machen könnte, sondern es auch noch einbindet.
Dennoch danke für den Hinweis, ich habe endlich begriffen, warum fast alle Zeitungs-Apps nicht über den iTunes-Kiosk laufen. Man kann nur dort über das iTunes-Konto abonnieren und damit seine Daten bei Apple behalten. Ich habe mir bewusst von Anfang an eine eigene Mailadresse für Apple angelegt und über diese in drei Jahren keine einzige Spam oder unbekannte Werbung erhalten.
Zum BSP/GPT: das ist ein Indikator, von dem man wissen muss, wie er zusammengesetzt ist, wenn man ihn interpretieren will. Emanzen könnten sich darüber empören, dass industriell gefertigtes Fast-Food das BSP erhöht, während die Leistung einer zu Hause kochenden Hausfrau ergebnisneutral bleibt. Ähnlich verhält es sich mit der Inflationsrate, der Warenkorb wird auch nie einer vollständigen Realität gerecht.
Aus moralischer Sicht sind diese Indikatoren dennoch unschuldig. Sie erklären nur, beispielsweise dass Rentner und Pflegebedürftige eine eigene Industrie begründet haben. Ich finde das eher hilfreich.
@Lyoner
Ich und Sarazzin? Das ist putzig. Für mich ist er Vertreter eines Beamten-Berlins. Die Unternehmen im Schwabenländle wären ohne Migranten nicht existenzfähig. Nicht umsonst hat man sich hier dafür eingesetzt, dass Flüchtlinge des Kosovo-Konfliktes bleiben können. Ich weiß, dass die Aussage eines Unternehmers nicht ganz politisch korrekt ist, aber sie trifft den Kern: „Die Kinder unserer Gastarbeiter sind die Deutschen der 50er Jahre.“
Mir bereitet der deutsche Jura-Student, der mit Ende 20 zum dritten Mal durch das Examen gerasselt ist, größere Bauchschmerzen. Was ich damit andeuten möchte: wir können dreistufige oder einstufige Systeme rauf- und runter diskutieren. Solange dahinter die unausgesprochene Vorstellung steckt, jedes deutsche Kind müsse möglichst langwierig und kostenlos zum Akademiker ausgebildet werden, wird die Politik ihrer Verantwortung nicht gerecht. Denn sie kann weder finanziell noch von der Qualifikation her ausreichend Jobs garantieren.
@Parisien: ob deutsche Politiker bewusst so handeln, weiß ich nicht. Lassen wir sie mal beiseite. Wie soll der Bürger mündig werden ohne unabhängige Medien? In Frankreich findet derzeit eine interessante Debatte um die Hypersexualisierung von Mädchen statt, während Deutschland feiert, dass die Bild-Zeitung ihr Busenwunder nicht mehr auf der Titelseite abdruckt.
@ Katrin Kemmler
„Die Wohlsstands-Schere sehe ich in Europa nicht so dramatisch, wer ist Ihnen zu reich und wer zu arm? Als ich zur Schule ging, begann das Wochenende am Samstag mittag. Ich weiß nicht, ob es an meiner Wahrnehmung liegt, aber damals erschienen mir die Mitmenschen zufriedener. Sorgen bereitet mir speziell in Deutschland der Umgang mit den Kindern. Gesellschaftlich wegen der Scheidungsschlachten und emotionalen Vernachlässigung. Politisch wegen der Kinderarmut, PISA und mangelnden Chancengleichheit.
Wir leisten uns ein Ehegattensplitting, das nur zum Tragen kommt, wenn ein Partner wenig oder nichts verdient. Unabhängig davon, ob Kinder vorhanden sind. Frankreich hat ein Kindersplitting – das macht in meinen Augen viel mehr Sinn,“
Sehr interessant, damit muss ich mich mal beschäftigen.
Die deutschen Politiker haben Angst vor gut gestellten Leuten mit Kindern. Das wäre dann der unabhängige, mündige Bürger. Vor dem haben sie Angst. Außerdem könnten sie dann weniger verwalten. Deutsche Politiker scheinen genügend kaputte aus kaputten Strukturen zum Rumschubsen zu brauchen. Und sehr Fremde, die sie fremdsteuern können. Funktioniert nur nicht so recht.
@ Roland Ziegler
Sie schrieben „Das Links/Rechts-Schema dient der schnellen Orientierung auf Kosten starker Vereinfachung. Wenn wir statt einer Skala eine ganze Matrix anlegen, geht dieser Vorteil verloren“
„auf Kosten starker Vereinfachung“ – meinen Sie das so? Würden wir uns mit einem mehrdimensionalerer Denken nicht die eine oder andere Fehldiagnose ersparen, auch auf diesem Blog?
@ Katrin Kemmler
Wenn Sie die Graphik anklicken, wird sie in einem gesonderten Fenster scharf gezeigt.
Sie schreiben „Und ich werde Ihnen nicht vorenthalten, was der Knackpunkt am Kindersplitting ist: Kinder werden besonders dort gefördert, wo Geld verdient wird. In Deutschland hält man moralisch für vorrangig, dass auch Arme Kinder kriegen dürfen. Wenn man das Interesse der Kinder statt das der Eltern in den Vordergrund stellt, warum sollen sie nicht bevorzugt dort geboren werden, wo schon einmal die materielle Voraussetzung für eine sichere Zukunft vorhanden ist?“
Das klingt nicht unvernünftig, aber befinden Sie sich da nicht in Sarrazins Fahrwasser? Beliebt werden Sie damit hier nicht.
@ Moritz Berger
Danke erstmal! Vergelt´s Gott (ich meine damit die höhere Ökonomie)
Lieber Frau Kemmler,
auf dem Weg zu meinem Brot und meiner Butter, hier noch ein paar Krumen für Sie 🙂
Sie traten doch so für das Kartellrecht ein:
Was haben Nordkorea und Apple gemeinsam:
Hier nachzulesen:
http://blog.handelsblatt.com/m.....m-monopol/
http://blog.handelsblatt.com/m.....m-monopol/
Liebe Frau Kemmler,
wie Sie muß ich auch meinen bread and butter Geschäften nachgehen, daher nur ganz kurz, der Rest folgt am Mittwoch:
„Ich denke, wir unterscheiden uns in einem ganz grundlegend: Sie lasten Missstände dem Markt an“
Der Markt ist für mich nicht invisible, sondern sehr menschlich, d.h. keine Lara Crofts oder Wesen aus Matrix, soll heißen Humanoide wie Sie und ich.
„Die Mineralölkonzerne, da funktioniert der Preis-Wettbewerb immer besser, da die Verbraucher sehr sensibel reagieren.“
Da die Montags regel sprich billigeres Benzin nicht mehr gilt.. wo sehen Sie da eine Sensibilisierung der Verbraucher…
Außer Sie nutzen stärker Ihr Fahrrad für die 3km Wege zum Discounter, soll heißen Sie verringern Ihren Energiekosten 🙂
Über die wachsende Kluft zwischen arm und reich am Mittwoch mehr und auch zu den faulenden apple 🙂
Ich hoffe, dass die Kursivschrift auch verschwindet.Da war wieder jemand mit dem Schraubenzieher von Adam Smith am justieren 🙂
@Lyoner: Das Links/Rechts-Schema dient der schnellen Orientierung auf Kosten starker Vereinfachung. Wenn wir statt einer Skala eine ganze Matrix anlegen, geht dieser Vorteil verloren, wodurch der Sinn der schematischen Einordnung infrage gestellt wird. Mag sein, dass wir mit solchen Skalen für die Erstellung von Statistiken und Umfragen eine Methode gewinnen(bzw. eigentlich sind solche Skalen ja längst im Einsatz u. von Sloterdijk lediglich von den empirischen Sozialwissenschaften „ausgeborgt“ worden).
Zu Ihrem Double-Bind–Vorwurf: Ihre Kritik impliziert, dass jede Diskursethik einen relativistischen Wahrheitsbegriff voraussetzen würde, was nicht der Fall ist. Schon deshalb ist Ihr Vorwurf unzutreffend (hinzu kommen die Besonderheiten des Journalimus). Recht haben und Zustimmung finden sind eben zwei paar Schuhe (bzw. der linke und der rechte Schuh desselben Paares).
@Lyoner
1. Ich bin kein Wirtschaftsweise… ob Alan Posener als Anglist auch einer ist Fragezeichen, Fragezeichen, Und das Beispiel vom Sonderangebot bei Saturn ist mir (leider) im Gedächtnis geblieben.
Und leider bewegt er sich noch immer auf dem Niveau von Adam Smith und glaubt wie Alice pardon wie Alan im Wunderland die invisible hand regelt alles und vergißt dabei, dass die Welt der Ökonomie mittlerweile so komplex geworden ist, dass selbst AAA+ Banker nicht mehr durchblicken.
Konkret zu Ihrer Frage:
Kurzfristig mußten die Billionen auf den Markt geworfen werden. Früher oder später werden wir alle (sprich die Steuerzahler, nicht die offshore Banker) die Zeche zahlen.
Weidmann ist letztlich auch einer der “ Schuldigen “ in unserem komplexen Wirtschaftssystem, ob er nun für oder gegen die Kreditausweitung ist.
Weil:
Er hat wie Asmussen, Steinbrück und all die anderen Deregulierer angefangen von Reagan und Thatcher nicht ein Veto gegen die “ innovativen Finanzprodukte “ erhoben.
Wenn wie mehrmals wiederholt nur noch weniger als
10 % der täglichen Finanztransaktionen auf Realgütern beruhen, der Rest auf Finanzgütern dann kommt es automatisch zu den Blasen.
Wer so naiv ist und dann noch behauptet, der Markt regelt alles, soll doch bitte auch zur Verantwortung gezogen werden, soll konkret heißen einen Malus herunter bis auf Hartz IV. Niveau entrichten.
Casinokapitalismus ist der einzige vernünftige Ausdruck für diese Handlungen.
Am Beispiel von Herrn Posener läßt sich sehr gut verdeutlichen auf welchem Niveau heute Roulette gespielt wird.
Da wird die Fahne des Neoliberalismus die Befreiunng von allen staatlichen Zwängen, siehe seine Lobhymnen auf Reagan und Thatcher als das allein uns selig machende hingestellt.
Angesichts der Krise wird dann wieder der keynesianische Rohrstock hervorgeholt.
Symptomatisch ist es auch bei Herrn Posener, dass er sicherlich in seinem eigenen “ Finanzanlageverhalten “ keine Dervivate “ und sonstiges “ Teufelszeug “ kauft, sondern noch wie zu Zeiten seines Vaters sehr konservative (sprich bewahrende) Geldanlagen tätig:
Ein bißchen Immobilien, etwas Gold, ausreichend Bargeld zu Termineinlagen und dann noch vielleicht ein paar konservative Fonds und dann für die kleinen Extras im Leben auch ein paar Aktien.
Ich frage mich schon, wie man in solchen Parallelwelten leben kann und kein Gespür dafür hat, dass z.B. Reagan eine Verschuldung des US Staates herbeigeführt hat, die einmalig war (bis auf die folgenden von Bush jun.)
Das Beispiel von Herrn Posener, sein mangelndes Gefühl, dass die Deregulierung so wie sie die Grenzen nieder gerissen hat und letztlich uns in das Deasaster gestürzt hat dass wir heute vorfinden, ist für mich ein Zeichen, dass wir leider nicht mehr in unserer komplexen Wirtschaftswelt abschätzen können, was passiert wenn.
Solche amateurhaften Methoden würden im Technologiebereich immer zu Expolsionen führen. Darum auch mein Beispiel vom Schraubenzieher von Adam Smith, der wohl heute nach über 200 Jahren nicht mehr das geeignete Instrument ist um unsere Wirtschaftsysteme zu justieren.
Un Ihnen wenigstens noch eine pragmatische Antwort auf Ihre Frage zu geben:
Die Kriegsschulden der US nach 1945 wurden kontinuierlich durch die jeweiligen Inflationsraten abgebaut.
Vielleicht brauchen wir heute „etwas höhere Inflationsraten“ um die “ Weltschulden “ zu verringern.
Zu pervers es klingt:
Statt Ihr Vermögen noch in irgendeiner Weise in Rohstoffe, Immobilien anzulegen, sollten Sie vielleicht einmal daran denken noch mehr Schulden zu machen und damit Realgüter zu kaufen, Firmenanteile etc. Die hedgefonds praktizieren es bereits.
Warum ist wohl ein Herr Stinnes in den 20iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu seinem Vermögen gekommen. Stichwort : Aggressive Fremdfinanzierung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Stinnes
@Lyoner – Hilfe! Das ist viel Stoff, der will gelesen und verdaut werden, bevor man sich eine Meinung bildet. Meine alten Augen haben Mühe, Ihre Liste zu entziffern. Dann steht in diesem Blog vieles zu Themen, denen ich kaum widerstehen kann. Der Nahe Osten und die Deutschen ist ein never-ending Faszinosum für mich, das war gemein von Ihnen. Denn Michelangelo ruft, ich habe keine Zeit.
Sehr geehrter Herr Berger,
gemach. Wir sind zwar beide offensichtlich Schnellschreiber, aber gestern ging mir die komplette erste Antwort flöten, weil ich versehentlich auf einen Link geklickt habe. Es wäre schön, wenn die hier in einem neuen Fenster öffnen. Außerdem bin ich noch etwas angeschlagen und kann auch wenn dem nicht so wäre unmöglich die ganze Welt retten. Wozu auch?
Eine New Economy ist für mich kein Unfall und keine Naturkatastrophe. Sie sehen nur die negativen Auswirkungen, aber es waren auch Chancen enthalten. Venture Capital eben, man weiß, dass nur ein paar übrig bleiben, deshalb streut man das Kapital. Natürlich war manch ein Goldrausch-Cowboy darunter, aber wie wollen Sie das verhindern? Man weiß im Vornherein nie, was nachher bestehen bleibt. Sollen wir auf FB oder Apple verzichten, weil ein paar andere nicht überlebt haben?
Niemand war gezwungen, sein Geld in solchen Aktien oder Fonds anzulegen. Freunde von mir haben mir Jahre lang vorgerechnet, was ich am Aktienmarkt verpasse, weil ich eine stockkonservative Lebensversicherung habe. Aktuell bin ich immerhin soweit, dass ich nicht besser gefahren wäre, hätte ich das angelegte Geld unter die Matratze gelegt. Aber: wenn mir etwas passiert, ist die Ausbildung meines Kindes in vollem Umfang jederzeit abgesichert. Das ist übrigens eine Wette auf den Tod. Ich halte sie für sinnvoll. Trotz mickriger Rendite, wenn ich weiterlebe.
Das Facebook-Business halte ich für überbewertet. Aktuell erlebe ich, wie die Washington Post sich dort in’s Aus geschossen hat, die wären lieber gar nicht dort aufgetaucht. Der New York Times wird ein Marsch geblasen, dass Social Media auf Dialog aufbauen und nicht auf plumpes Marketing. Manche schlagen vor, für FB zu zahlen, wenn sie dadurch keine Werbung mehr erleben müssten.
Ich denke, wir unterscheiden uns in einem ganz grundlegend: Sie lasten Missstände dem Markt an. Ich sehe die daran beteiligten Menschen, unter denen es immer Träumer, Betrüger oder Realisten – die ganze Palette eben – geben wird. Die Grenze vom Träumer zum Betrüger ist nicht immer sauber definiert, das macht das Leben spannend.
Versuchen wir, das Kartellthema zu bündeln.
Apple und die Closed Shops. Zunächst steht Apple als Unternehmen in einem knallharten Wettbewerb, begleitet vom Argusauge der Medien. Leider nur ein Auge, denn die Konkurrenz darf unkritisiert dieselben Fehler machen wie Apple. Dann sind die Shops für mich als Enduser nicht closed. Auf meinem iPad liegen Kindle-Bücher, ich kann Musik bei Amazon kaufen, Apps aus dem Internet runterladen. Für mich sind die Shops dennoch erste Wahl, denn Apple stellt sicher dass gewisse Standards gewährleistet sind. Das betrachte ich als Verbraucherservice.
Und aus Dankbarkeit – Jobs hat das Diktat der Musikindustrie aufgebrochen, nur vollständige Alben zu verkaufen. Das Kartell um den Adresshandel der Zeitungen ist noch nicht gebrochen, aber warten wir ab. Ich werde keine Zeitungsapp laden, die nicht auch im Zeitungsshop auftaucht.
Die Mineralölkonzerne, da funktioniert der Preis-Wettbewerb immer besser, da die Verbraucher sehr sensibel reagieren. Hauptursache des teuren Benzins sind die Steuern, zweite Ursache ist der Roh-Öl-Weltmarkt. Am leichtesten und deutlichsten könnte uns die Politik hier das Leben erleichtern. Aber wer gibt schon gerne eine Cash-Cow auf, zumal die Wähler lieber auf die Konzerne schimpfen.
Michelangelo ist mir in der Tat lieber als Adam Smith, deshalb werde ich keine Offshore-Regulationen durch deklinieren, bevor mir nicht klar ist, wer hier wovor gerettet werden soll. Die Telekommunikationsanbieter – ich telefoniere seit Wochen und bin noch nicht ganz durchgestiegen. Das ist alles so kompliziert, dass die Mitarbeiter selbst hilflos sind. Auf jeden Fall existiert hier eine Art Zoll, die sich nicht einmal Bismarck hätte einfallen lassen. Man könnte es auch Abzocke nennen.
Die Wohlsstands-Schere sehe ich in Europa nicht so dramatisch, wer ist Ihnen zu reich und wer zu arm? Als ich zur Schule ging, begann das Wochenende am Samstag mittag. Ich weiß nicht, ob es an meiner Wahrnehmung liegt, aber damals erschienen mir die Mitmenschen zufriedener. Sorgen bereitet mir speziell in Deutschland der Umgang mit den Kindern. Gesellschaftlich wegen der Scheidungsschlachten und emotionalen Vernachlässigung. Politisch wegen der Kinderarmut, PISA und mangelnden Chancengleichheit.
Wir leisten uns ein Ehegattensplitting, das nur zum Tragen kommt, wenn ein Partner wenig oder nichts verdient. Unabhängig davon, ob Kinder vorhanden sind. Frankreich hat ein Kindersplitting – das macht in meinen Augen viel mehr Sinn, schauen Sie mal:
http://www.welt.de/politik/deu.....Platz.html
Und ich werde Ihnen nicht vorenthalten, was der Knackpunkt am Kindersplitting ist: Kinder werden besonders dort gefördert, wo Geld verdient wird. In Deutschland hält man moralisch für vorrangig, dass auch Arme Kinder kriegen dürfen. Wenn man das Interesse der Kinder statt das der Eltern in den Vordergrund stellt, warum sollen sie nicht bevorzugt dort geboren werden, wo schon einmal die materielle Voraussetzung für eine sichere Zukunft vorhanden ist?
Bitte entschuldigen Sie, dass ich nicht alle Fragen beantworte – es gibt noch ein reales Leben mit seinen Herausforderungen. Das Kindersplitting ist ein Beispiel, was mich bewegt und wie ich es angehen würde. Den Finanzmarkt und Offshore werde ich nicht durch deklinieren, solange ich keine ernsthafte Bedrohung darin sehe. Pandora hin oder her, ich habe schon zu viele Weltuntergangsszenarien er- und überlebt. Das gefällt mir auch an Gauck: man sollte keine Politik aus der Angst heraus machen. Das wird den Medien mit ihren Krisen-Schlagzeilen nicht behagen, aber ich finde, er hat völlig Recht. In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Dienstag und hoffe, dass dieser Beitrag nicht mehr in Dauer-Kursiv erscheint.
P.S. Wo bleiben die Starken Meinungen?
@ Moritz Berger & alle
Ein Zitat aus Thomás Sedláceks „Die Ökonomie von GUT und BÖSE“:
„Es scheint, dass die zeitgenössische Ökonomie (und auch ein Teil der auf ihr basierenden Wirtschaftspolitik) einige neue Ideen aufgeben und zu vielen alten zurückkehren sollte. Sie sollte die ständige Unzufriedenheit aufgeben, den künstlich erzeugten sozio-ökonomischen Mangel, und die Zufriedenheit, die Ruhe und die Dankbarkeit für das, was wir haben, wiederentdecken. …
Dieses Umdenken ist nötig, weil eine Wirtschaftpolitik, die nur materielle Ziele verfolgt, immer zu Schulden führen wird. Jede Wirtschaftskrise wird viel schlimmer werden, wenn wir ständig die Last dieser Schulden stemmen müssen. Wenn die nächste größere Wirtschaftskrise unser System trifft, müssen wir vorbereitet sein, wir müssen unsere Lektion gelernt haben und dürfen nicht mehr so verwöhnt sein.“
Dies schreibe ich an meinem ersten Fastentag. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob die Lehren noch gezogen werden; ich beziehe mich auf den Link, den derblondehans dankbarerweise eingestellt hat: Der Gelduntergang (http://www.tagesspiegel.de/mei.....730-2.html), über den einsamen Kampf des Bundesbankpräsidenten Weidmann; können mir die Wirtschaftsweisen hier auf dem Blog, Moritz Berger, Katrin Kemmler, Alan Posener erklären, warum die Mainstreamwirtschaftpolitik an die Konzepte der „großen Bazooka“, der „dicken Berta“, der „Silberkugel“ in der Geldpolitik glaubt (oder schieben die nur den Tag der Wahrheit auf?).
@ Roland Ziegler
Sie schreiben: „Möglicherweise aber müssen wir uns von der Links-Rechts-Metapher verabschieden, soweit kann ich zustimmen, weil wir darunter offenbar sehr unterschiedliche Dinge verstehen.“
Dieser überkommene Dualismus ist m.E. unfruchtbar. Ich denke, wenn man verorten will, muss man dieses Schema um andere Achsen und Skalen erweitern, Individualismus vs. Kollektivismus, Liberalismus vs. Etatismus, Progressiv (Revolutionär) vs. Konservativ (Evolutionär), oder die von Sloterdijk in die Diskussion gebrachte Achse Lokalismus vs. Universalismus. Ich habe mir die Mühe gemacht, die Sloterdijk´schen Listen in einer Skala zusammenzufassen und habe diese auf meinem Alten Blog vorübergehend eingestellt (http://von-den-einzigwahren-fr.....gspot.com/). Ich denke, es könnte interessant sein, Ihr politisches Konzept (bzw. die Konzepte Alan Poseners und der Ko-Kommentatoren) mit Hilfe dieser Skala zu überprüfen.
Ceterum censeo: will oder kann hier keiner meine Annahmen zu Alan Poseners „Diskursethik“ falsifizieren?
@Katrin Kemmler
Sehr geehrte Frau Kemmler,
leider picken Sie sich nur meine Hinweis auf Ludwig Poullain heraus und letztlich nur das Zitat was beweisen soll dass der Markt alles regelt….bzw.
Der Markt hat zuverlässig reagiert und eine Spekulationsblase bereinigt. Das macht er immer wieder,“
Ich weiß nicht was Sie unter Zuverlässigkeit verstehen.
Gerade die Zuverlässigkeit hätte doch dazu geführt, das solche Blasen wie die der New Economy Hype wenn nicht zukünftig vollkommen beseitigt, dann doch eingedämmt werden sollten.
Oder vergleichen Sie diese ökonomischen Unfälle mit Naturkatastrophen wie Erdbeben und Tornado gegen die es nur begrenzte Vorsuchtsmaßnahmen gibt?
Was die Einschätzung von facebook betrifft:
Da unterliegen Sie einer Fehleinschätzung:
Man/frau spricht mittlerweile vom F- commerce der immer mehr Umsätze auf den jeweiligen business facebook Seite agregiert.
Das ist leider kein veraltetes Konzept, sondern zunehmend eine sehr innovative An´bsatzplattform im Netz dass sicherlich bald amazon den Rang ablaufen wird.
Und was Apple betrifft:
Sie setzen sich doch sehr dafür ein dass das Kartellrecht wiedere stärker in den Vordergrund kommt.
Da wäre der “ closed shop “ von Apple mit den sehr beschränkten Marktzugängen doch ein exemplarisches Beispiel wie Marktmacht ausgeübt wird.
Schade dass Sie auf meine Frage wie der offshore Kapitalmarkt unter Aufsicht gebracht werden soll nicht eingehen.
Schade auch, dass Sie zwar von ordoliberalen Mechanismen sprechen, denen ich per se zustimme, es aber vermeiden darauf einzugehen, wie Sie die Instrumente einsetzen wollen.
Schauen Sie sich doch einmal das Paradebeispiel der Erdölkonzernen in Deutschland an.
Jeder weiß dass es Preisabsprachen an den Tankstellengibt.
Nur das Kartellamt ist nicht in der Lage diese Absprachen nachzuweisen
(Vielleicht liegt es auch daran, dass die Algorithmen der Erdölkonzerne besser funktionieren, als die Algorithmen des Kartellamtes. 🙂 )
Schade dass Sie nicht auf der “ Perversität “ unserer BIP Rechnung eingehen, siehe mein Beispiel mit dem Verkehrunfall.
Schade auch, das Sie meine Ansätze zu alternativen Wirtschaftsformen (weder Kapitalismus noch Sozialismus) nicht beachten. Waren Sie es nicht die Alternativen zum Kapitalismus einforderten??
Und was das Wünschen betrifft:
„Was ich wünschte, wäre noch ein echter europäischer Binnenmarkt mit echtem Wettbewerb. Da gibt es zu viele European Players, die die Märkte künstlich aufteilen. Erst wenn der Verbraucher freie europäische Wahl hat, ist der Wettbewerb gewährleistet“
Dann sagen Sie mir doch einmal ganz konkret, wie Sie den Wettbewerb bei den von Ihnen definierten europäischen künstlichen Märkten erreichen wollen??
Und was verstehen Sie unter freie europäische Wahl ?
Wir beziehen doch mittlerweile auch sehr viele Produkte aus nichteuropäischen Ländern? Haben wir dort keine freie Wahl?
Was mich immer wieder überrascht ist dieser
“ Glaube “ an die invisible hand von Adam Smith (Vielleicht ist es auch die Hand Gottes von Michelangelo 🙂
Sind Sie nicht der Auffassung dass der Schraubzieher von Adam Smith heute nicht mehr ausreicht, um Justierungen an unserem zunehmend komplexen Wirtschaftssystem vorzunehmen, sondern dass es mehr oder weniger intelligenter apps bedarf?
Zu Ihrem Argument dass es uns volkswirtschaftlich gut geht. Ich habe auch Schwierigkeiten Handwerker zu bekommen!
Leider hat sich aber in Deutschland die Schere zwischen arm und reich seit dem Beginn der Deregulierung Anfang der 80iger Jahre erheblich erweitert. Dies gilt im Grunde für alle westlichen Industrieländer.
Und da wären wir auch wieder beim Neoliberalismus dessen Facette der Chicagoer Schule Sie hier völlig übergehen.
Nicht zuletzt Straubhaar weist auch auf die negativen Konsequenzen dieses angloamerikanischen mainstreams hin.
Noch zu Ihrem letzten Satz:
„Dauerhaft kann keine seriöse Regierung Interesse am Spekulations-Auf-Und-Ab haben, auch wenn die Briten noch bocken.“
Was verstehen Sie unter seriöse Regierung?
Glauben Sie tatsächlich, dass die Nationalstaaten noch einen großen Einfluß auf das Wirtschaftsgeschehen haben.
Warum weigert sich die US Regierung Kontrollmaßnahmen gegenüber den offshore Banken zuzustimmen?
Ist die ein Mangel an Seriosität? Oder ist es nicht vielmehr die Marktmacht des Finanzsektors die dies verhindert?
Um ehrlich zu sein, ich habe derzeit kein Rezept zur Lösung.
Das einzige was ich allerdings aus meinen täglichen beruflichen Erfahrungen her weiß ist, dass es nicht so weiter gehen kann.
Der Finanzsektor hat die Dose der Pandora geöffnet und kann den Dschinni nicht wieder in die Flasche zurückdrängen.
Auf alles kann (konnte)man jetzt am Finanzmarkt wetten. So gar auf den Tod:
http://www.handelsblatt.com/fi.....41062.html
@EJ
… ganz schön schräge was Sie schreiben. Doppelt. Nur weil hier Terror-Beispiele ‚im Orkus verschwinden‘ und mutmaßlicher [sic!] Terror von ‚rechts‘ wiederholt, wiederholt, wiederholt wird – gibt es Gefahr oder Bedrohungen neben rechts nicht? Echt. Ich glaub‘ mein Hamster bohnert. Diese Art der Diskussion gab ’s übrigens im vergangenen Jahrhundert auf deutschen Boden sowohl von ‚links‘, als von ‚rechts‘, nämlich: Es nicht sein kann, was nicht sein darf. Das ist ‚Botox-Historie‘ – EJ.
Unsere rechte Schutzwehr:
Die Zwickauer Nazis haben ihre Opfer […] erschossen, […] weil sie schlechterdings andere waren. Auch dies nimmt ein Muster der Pogrome und Morde nach dem Mauerfall auf, die auf alle zielten, die anders waren, Türken, Asylbewerber, Vietnamesen, Schwarze, Behinderte, Obdachlose.
http://www.juedische-allgemein.....w/id/12481
Und bevor ich es schon wieder vergesse (sehr viel Lese- und Denkmaterial hier): ich schätze den Diskussionsstil auf diesem Blog, was natürlich den Teilnehmern zu verdanken ist. Und – bei aller Kritik – den Betreibern und Schreibern.
Es kann nur noch komplizierter werden:
http://www.welt.de/print/die_w.....ndern.html
Teilen der Interpretation und Aussagen stimme ich ja zu, aber was soll die Führungsrolle Deutschlands am Ende? Deutschland und Europa sind föderalistisch, wer braucht da eine Führung?
Und nein, Herr Posener, daraus können wir nicht auf Gauck schließen. Unsere Welt ist komplex und darf es auch bleiben.
@Parisien
Sie kritisieren hier meinen colleague wegen falscher Zitate.
Und was unterstellen Sie mir:
„Nun sagen Sie vielleicht, dass der Nationalsozialismus auch eine Antwort auf linke Kräfte war“
Ich haette nicht vermutet, dass sie her Kaffeesatzlesen bei meinen Ausfuehrungen praktizieren.
„Ich finde, dass Sie es sich zu einfach machen und Posener auch, weil Sie außer Acht lassen, dass ein Rechtsruck eine Antwort ist.“
Und was mache ich es mir zu einfach??
Wenn ich diesen Satz (original) noch einmal wiederhole,
„“Von links kommt auf jeden Fall die Mittelmäßigkeit..“
Was kommt den von rechts??
Diese Frage lassen Sie unbeantwortet oder wollen sie behaupten dass Geerts Wilders und die andere intellektuelle Crew in Europa ein hohes Niveau hat.
Das beginnt in Budapest wo man die Europafahne verbrennt, und die Sinti und Roma verfolgt und hört bei Geerts Wilders auf der in den Niederlanden zur Denunzierung von Osteuropäern auffordert.
Ihre bouillabaisse ist leider nicht geniessbar:
Zitate von ihnen:
Parisien sagt:
9. März 2012 um 13:17
Wir haben hier zu wenig Ecken und Kanten in diesem Land, und Sarrazin hat uns die Möglichkeit eröffnet, Kante zu zeigen.
Eine klare Position ist immer besser als eine verschwommene.
Parisien sagt:
11. März 2012 um 23:09
Ich bin mir ziemlich sicher, dass man, wenn man Immigration aus christlichen Ländern wie Georgien oder auch Lateinamerika gefördert hätte, bedeutend weniger Antwort von rechts hätte, weil sich diese Leute integriert hätten.
Pennende reaktionäre Wohltäter mit Rotweinkenntnis und Toscanaurlaub, häufiger kinderlos, was alles erklärt.
Dann wuensche ich ihnen zukuenftig viel Glueck mit ihren Ecken und Kanten.
@ Parisien: dass die Reaktion auf Rechts (muslimischer Terror) von Rechts kommt
Genau. In Deutschland und Europa erleben wir täglich muslimischen Terror. Und es ist – von dumpfer Islamophobie bis zu den Zwickauern und Breivik – allein die Rechte, die uns davor schützt oder jedenfalls zu schützen versucht.
Man muss Sie nur plappern lassen, Parisien. Das fördert (unübertrefflich!) die wahrsten Wahrheiten zutage. Und der greise Ernst Nolte protokolliert mit und macht daraus „Der europäische Bürgerkrieg“, Band 2. – Aus deutscher wird europäische Kontinuität und Identität. derblondehans mit Pariser. Das ist doch was!
(Das Blog wird zunehmend unlesbar.)
@Parisien
mea culpa, mea culpa maxima:
@ Morith Berger
Ihr an mich gerichtetes Zitat
“Natürlich, auch wenn wir hier Kapitalismuskritik üben, wir wollen alle eine Marktwirtschaft, keine Planwirtschaft.”
ist nicht von mir. Ich unterschreibedas aber gern mit. Sie sollten genauer hinschauen, denn Sie zitieren öfter fehl.
Bei den vielen Franzosen hier und da Paris nicht weit von Lyon entfernt ist. 🙂 🙂
Ob ich hier öfters fehlerhaft zitiere, lassen wir einmal dahin gestellt 🙂
Mit Oberlehrer habe ich immer noch Schwierigkeiten 🙂
@Roland Ziegler
„..dass viele Linke verpennt haben, wie erzkonservativ-strammrechts die muslimische Tradition in Wahrheit ist, dann teile ich das.“
Das mein‘ ich doch.. Natürlich kommt die Bedrohng der Freiheit von links und rechts, von rechts der unbedingte Segregationswille, religiös, ethnisch, wirtschaftlich etc. und von links die Organisationsfanatiker, die jedem seine Ration zuteilen, leider nicht nur beim Einkommen, sondern auch bei der individuellen Freiheit.
Sowieso sind „rechts“ und „links“ keine brauchbaren Kategorien mehr, sind Linke etwa „progressiv“ und Rechte „konservativ“?
Ich befürchte, daß wir /der Westen unser Menschenbild des individuellen Menschen (mit zumindest einer Idee von Willensfreiheit) allzuleicht auf’s Spiel setzen, wenn z.B. allerorten davon gesprochen wird, daß China Wohlstand auch ohne Demokratie verwirklichen kann. Die Leute sind mittlerweile so weich in der Birne, daß sie alles akzeptieren, auch die Relativierung der eigenen Freiheit.
@derblondehans
„Kirchhoffsche Steuermodell“
Hören Sie mir auf mit dem, der schreibt gegen Gebühr doch auch alles, was verlangt wird.
@Parisien: Mein Hauptpunkt war, dass man es sich durchaus sehr einfach machen kann, ohne falsch zu liegen, wenn man sagt, das unser „linksliberaler Mainstream“ von rechts, nicht von links bedroht wird. Von links werden allenfalls die Eigentumsverhältnisse bedroht.
Aber ich hab Sie bei der Verortung des muslimischen Glaubens in einen falschen Zusammenhang gerückt, das muss ich zugeben. Wenn Sie meinen, dass viele Linke verpennt haben, wie erzkonservativ-strammrechts die muslimische Tradition in Wahrheit ist, dann teile ich das.
@ Morith Berger
Ihr an mich gerichtetes Zitat
“Natürlich, auch wenn wir hier Kapitalismuskritik üben, wir wollen alle eine Marktwirtschaft, keine Planwirtschaft.”
ist nicht von mir. Ich unterschreibedas aber gern mit. Sie sollten genauer hinschauen, denn Sie zitieren öfter fehl.
@ Roland Ziegler
Sie lesen auch nicht richtig. Ich habe nichts anderes geschrieben, als dass die Reaktion auf Rechts (muslimischer Terror) von Rechts kommt. Ich habe mich über die Verleugnungshaltung Linker echauffiert, ihre Vogel Strauß-Haltung, ihre Apologetik, die den Bürgern, die Sie zu verachten scheinen, auf den Keks ging:
„So einfach ist das nicht, jedenfalls nicht in Deutschland. Wenn man mal fundamentalmuslimischen Terrorismus als RECHTS ansieht und betrachtet, dass es aber linke Kräfte sind, die ihn gut reden, ignorieren oder ihm gar eine helfende Hand reichen (z.B. der Deutsche Wilfried Böse, der die israelischen Geiseln in Entebbe selektierte), kann man, zumindest in Deutschland, nicht sagen, dass von Rechts die Hauptgefahr kommt. Man kann auch nicht einfach “der unsägliche Geert Wilders” sagen, wenn die Regierungen in den NL jahrzehntelang nichts gegen ihre einschlägige Kriminalität getan haben. Sie (Jean-Luc) machen es sich damit zu einfach. Ungarn ist etwas particular. Es ist auch vollkommen klar, dass in Frankreich rechte Kräfte wachsen, wenn man im 18.-20. Arrondissement nachts nicht mehr gefahrlos von der métro nach Hause gehen kann.“
Ich ergänze: Links pennt schon lange. Es ist sicher keine Gefahr zu sehen von Pennenden, außer wenn sie verantwortlich sind. Wie dbh sagt – suizidal. Pennende reaktionäre Wohltäter mit Rotweinkenntnis und Toscanaurlaub, häufiger kinderlos, was alles erklärt.
Summa summarum: Nein, wir müssen nicht das Rad der Ökonomie neu erfinden, was ja auch Ihr erster Link bestätigt. Ich wäre schon dankbar, wenn man das Grundhandwerk solide und aufmerksam anwenden würde. So staune ich über diese Transaktionssteuer-Diskussion, wenn wir gleichzeitig eine Kapitalertragssteuer von nur 25% haben. Dennoch würde ich mich für eine internationale Transaktionssteuer einsetzen. Dauerhaft kann keine seriöse Regierung Interesse am Spekulations-Auf-Und-Ab haben, auch wenn die Briten noch bocken.
… noch mehr Sozialismus. O Gott, o Gott. Als wenn es ein Einnahmeproblem gäbe. Ich plädiere für das Kirchhoffsche Steuermodell.
@ Torsten Zeiß: Vielen Dank für den von Ihnen eingestellten Artikel Jenninger und die Schriftgelehrten http://www.dasrettende.de , den ich sehr aufschlussreich fand, auch bei der Beantwortung meiner Frage: Warum hat das Buch Thilo Sarrazin so eine Reaktion hervorgerufen?
Für mich haben beide Fälle, der Fall Jenninger und der Fall Sarrazin, Gemeinsamkeiten, wenn sie auch nicht gleich sind. In beiden Fällen erfolgte ein Rückgriff vor bzw. in die Zeit des Nationalsozialismus.
Im Artikel stand: Jenninger hat versucht mit der erlebten Rede, das Verhalten und Denken der Deutschen während der Zeit des Nationalsozialismus und der Judenverfolgungen aus der Sicht der Deutschen zu schildern.
Sarrazin knüpfte an die Zeit vor dem Nationalsozialismus und die dort vertretenen Theorien (Thesen des Eugenikers Francis Galton) an, dabei ist nach meiner Meinung nicht einmal wichtig, ob diese Theorien richtig oder falsch sind.
Er hat uns auf eine Zeitreise mitgenommen. In einem früheren Thread habe ich geschrieben: Und dies auch noch in einer Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise.
Diese Zeitreise beinhaltete Wortwahl, Thesen, Kulturkritik und auch noch die Kritik an einer Religion, dem Islam. Auch hier gilt für mich: Es ist nicht wichtig, ob die Kritiken am Islam und der Kultur richtig oder falsch sind.
Wichtig ist nur der Bezug in die Zeit vor den Nationalsozialismus für die Reaktionen. Wir wissen um die viel Millionen Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden und distanzieren uns von diesen Tätern, die ja unsere Vorfahren waren, wir denken nicht wie sie. Wir wollen auch nicht erinnert werden. Dabei hat Sarrazin völlig andere Lösungsvorschläge gemacht, über die man diskutieren könnte.
Gleichzeitig hat er auch noch die politische Elite im hohen Maße in der Bildungspolitik und Integrationspolitik angegriffen. Er war einer aus ihrer Mitte.
Zugleich enthüllt dieses Buch aber doch, dass eine nicht unwesentliche Gruppe von Bürgern in Deutschland, wie er bzw. sogar radikaler denkt. 20% würden Sarrazin wählen, hieß es nach Erscheinen des Buches. Dabei blieb unklar, welche Lösungsvorschläge diese Gruppe favorisiert, und wie groß der Anteil ist, der radikalere Lösungen anstrebt. Darin sehe ich auch das Problem, wenn eine Diskussion über diese Thesen in der Politik nicht durchgeführt wird und nur ein Ausschluss gefordert wird bzw. erfolgt. Dies sendet auch falsche Signale an die 20%, die ihre Einstellungen und Sorgen nicht ernst genommen fühlen.
Sehr geehrter Herr Berger,
Sie unterschreiben Poullain und wollen gleichzeitig von mir wissen, warum der Markt versagt hat? Zitat aus Ihrem Link:
„Ludwig Poullain: Marktversagen? Das ist das schlimmste Wort. Der Markt funktioniert. Es gibt allenfalls Leute, die auf der Freiheit des Marktes herumgetanzt und so seine Freiheit missbraucht haben.“
Ich bin derselben Auffassung und gehe einen Schritt weiter: der Markt hat zuverlässig reagiert und eine Spekulationsblase bereinigt. Das macht er immer wieder, siehe New Economy. Wie Poullain ganz richtig beobachtet: „Und die Süchtigen wurden für ihre Gier bestraft.“ Gier ist immer mit Risiko gekoppelt, wer das nicht verstehen will, den muss keine Politik schützen.
Ich teile auch Poullains Meinung, dass man die IKB hätte vor die Wand fahren lassen sollen. Da wäre die Verantwortung gelegen, die Sie vermissen. Verantwortung hieße auch, die Rolle der an der Schlecker-Pleite beteiligten Banken kritisch zu hinterfragen. Warum findet man über ein so großes Unternehmen mit so vielen Mitarbeitern keine transparenten Zahlen beim e-Bundesanzeiger? Sollten, wie ich befürchte, die Banken an diesem intransparenten Verhalten partizipiert haben, bekämen sie nicht nur nichts aus der Konkursmasse, sie sollten auch noch Forderungen der Lieferanten übernehmen.
Meine Diplomarbeit habe ich zwar seinerzeit auf dem Computer geschrieben, aber das war ein Novum. Von Computerhandel konnte nicht die Rede sein. Die Arbeit handelte von der Neuen Heimat – interessanterweise eine Parallele zum Auslöser der von Ihnen genannten Finanzkrise. In beiden Fällen wollte man günstigen Wohnraum für die Massen schaffen. Eine so soziale Idee, dass niemand es wagte, sie kritisch zu begleiten. Oder gar im Nachhinein aufzuarbeiten, um daraus für die Zukunft zu lernen.
Wir sollten jetzt nicht in die Fukushima-Wahrnehmungsfalle tapsen und einen Tsunami mit Zig-Tausend Toten mit einem vermeintlichen Super-GAU vermischen. Es gab eine Krise, ausgelöst durch gut gemeinte, halbseidene amerikanische Immobilienfinanzierungen. Die hatte 2009 einen Höhepunkt erreicht, der unsere Realwirtschaft heftig bedrohte. Heute haben wir in dieser Hinsicht beste Bedingungen, die Politik hat mit Konjunkturprogrammen richtig reagiert – Keynes. Es tut mir leid, Ihnen das so sagen zu müssen, aber es geht uns volkswirtschaftlich derzeit gut. Versuchen Sie dieser Tage mal, einen Handwerker zu bekommen.
Die Frage nach Griechenland und dem Euro ist eine Neue und anders Gelagerte, ich habe keine Lust, Dauerkrisen zu konstruieren. Eine richtig fiese, lang anhaltende Krise kenne ich nach 9/11 in der Schweiz. Die Swiss Air machte pleite, Exporte und Tourismus brachen über Jahre hinweg ein. Wegen des starken Franken, deshalb erstaunt es mich nicht, wenn die Schweizer angesichts der Griechenlandfrage ernsthaft diskutieren, dem Euro beizutreten. Das rückt Griechenland für mich in die richtige Perspektive. Zu Zeiten der D-Mark haben wir auch mit dem Saarland gelebt, sogar unter Lafontaine. Mir ist der Euro allemal lieber, er hat gerade für Mittelständler die europäischen Märkte stabilisiert.
Was ich wünschte, wäre noch ein echter europäischer Binnenmarkt mit echtem Wettbewerb. Da gibt es zu viele European Players, die die Märkte künstlich aufteilen. Erst wenn der Verbraucher freie europäische Wahl hat, ist der Wettbewerb gewährleistet. Ein Beispiel sind die Telekommunikationsanbieter – es gibt keine Zweiländerflat für Privatkunden. Facetime sei Dank bin ich noch nicht im Roaming-Sumpf untergegangen. Was mich vermuten lässt, dass die albernen nationalen iTunes-Stores nicht Bill Gates Idee waren.
Dazu braucht es nicht unbedingt politische Entscheidungen, es würde schon ausreichen, wenn sich die Medien der Themen annehmen würden. Ja, ich kann es nicht lassen, aber diese national beschränkte Medienberichterstattung ist auch nicht im liberalen Sinne. Denn wir haben eine politisch wichtige Instanz, die mit ebensolchem Gewicht begleitet werden sollte. Mit anderen Worten: einer europäischen Kommission sollte man mit europäischen Medien begegnen. Warum schließen sich Die Welt, The Times, Le Figaro und entsprechenden anderen nationalen Partnern nicht zusammen und gestalten eine europäische Berichterstattung? Ansätze dazu macht Die Welt gelegentlich mit internationalen Korrespondenten. Aber das ist eher kümmerlich, in Wahrheit haben wir in der internationalen Berichterstattung auch ein Oligopol ohne echten Wettbewerb: die Nachrichtenagenturen. Darum mache ich mir keine großen Sorgen, das Internet und der Markt werden diesen Missstand auf Dauer bereinigen.
Womit wir bei Facebook wären, dessen Unternehmenswert Sie erwähnen. Ich weigere mich, diesen ‚Wert‘ zur Kenntnis zu nehmen, denn er basiert auf ein veraltetes Konzept: Werbung. Der Beweis dafür ist in der Tat Apple, da stehen echte Produkte und Konzepte dahinter, die der Konsument konkret erfahren kann. Der Verbraucher hat sich so emanzipiert, dass sogar die deutsche Fachpresse jüngst bei der Vorstellung des neuen iPad kapitulieren musste. Auch wenn wir nicht sagen können, wie es mit FB und Apple weitergehen wird, Apple hat Substanz, FB herzlich wenig. Ich würde nie in ein Unternehmen wie FB investieren.
Summa summarum: Nein, wir müssen nicht das Rad der Ökonomie neu erfinden, was ja auch Ihr erster Link bestätigt. Ich wäre schon dankbar, wenn man das Grundhandwerk solide und aufmerksam anwenden würde. So staune ich über diese Transaktionssteuer-Diskussion, wenn wir gleichzeitig eine Kapitalertragssteuer von nur 25% haben. Dennoch würde ich mich für eine internationale Transaktionssteuer einsetzen. Dauerhaft kann keine seriöse Regierung Interesse am Spekulations-Auf-Und-Ab haben, auch wenn die Briten noch bocken.
@Parisien: Ihr Standpunkt ist für das deutsche Bürgertum bezeichnend. Als Ursache steht vermutlich die Verlustangst im Hintergund, dass die Linken einem seinen wohlverdienten Besitzstand wegnehmen und unter den Armen aufteilen. Mit Gründen lässt sich diese Angst vor der linken Gefahr ansonsten nicht rechtfertigen.
Es geht aber nicht um Steuerpolitik, sondern um Liberalismus, um Freiheit. Die Terrorakte unserer Zeit in Europa wurden von rechts verübt. Die Parteien in Europa, die sich gegen den „multikulti-Mainstream“ richten, sind rechte Parteien. Die Einschränkungen der Bürgerrechte werden von rechten Kräften propagiert. Und muslimischer Terror kommt nicht von links, d.h. eine Reaktion darauf ist keine Reaktion auf linke Hegemonie. Die muslimische Weltsicht ist nicht „sozialistischer“ als z.B. die nationalsozialistische Weltsicht. Die Stellung der Frau, die Bewertung der Ungläubigen bzw. Andersgläubigen, die Rolle der Religion als Leitbild, die archaische „Ehre“ als Wert an sich, die Familie mit dem Patriachen in der Mitte und den Kindern, die seine Hand halten und „ehrfürchtig“ zu ihm hinaufschauen – alldas ist viel eher traditionell-rechtsonservativ als „links“.
Möglicherweise aber müssen wir uns von der Links-Rechts-Metapher verabschieden, soweit kann ich zustimmen, weil wir darunter offenbar sehr unterschiedliche Dinge verstehen.
@ Lyoner
„Was meinen Sie, wäre denn die Diskussion zu diesen Themen nicht sehr einseitig, affirmativ, zahm, möglicherweise lahm, wenn ich hier nicht meine Positionen einbringen würde?“
Sagte ich eigentlich schon einmal. Keine Frage. Verschiedene Ansichten sind besser als eine. So auch Katrin Kemmler, bereichernd, wie Sie sagen.
@Parisien
„Natürlich, auch wenn wir hier Kapitalismuskritik üben, wir wollen alle eine Marktwirtschaft, keine Planwirtschaft.“
Wo fängt die Marktwirtschaft an?
Wo fängt die Planwirtschaft an?
Wenn wir wie Sedláczek uns ein paar Gedanken über Wachstum machen, siehe auch GDP Berechnung wird doch der vermeintliche “ Effizienzbegriff “ auf den Kopd gestellt..siehe Verkehrsunfall 🙂
Ist “ Gier “ nach mehr tatsächlich nur der Motor für Wachstum??
Ganz nebenbei:
Die Durchschnittsgeschwindigkeit in der Londoner City liegt im Jahr 2012 auf dem gleichen Level wie 1912!!
Effizienzverbesserung????
Und warum nehmen wir das Auto zum 3km entfernten Supermarkt, wo doch das Fahrrad viel effizienter ist, neben den life-cycle Kosten auch für die Gesundheit!!!
Vielleicht sollten wir von Zeit zu Zeit von den makro- und mikromathematischen Gleichungen, die uns vorgeblich die Ökonomie der Welt erklären auf die Ebene des kleinen Einmaleins hinabsteigen 🙂
Ein Beispiel aus der Betriebswirtschaft;
Warum gibt es Abschreibungen auf Maschinen?
Warum kann ich hingegen die Kosten für meine persönlichen Lebensmittel zur Aufrechterhaltung des Lebens nicht in meiner Steuererklärung gelten machen?
@Lyoner
Herzlichen Dank für den Hinweis auf Thomás Sedlácek:
Hier zur Ergänzung ein Interview mit ihm:
http://www.berliner-zeitung.de.....tem,2.html
… den Selbstmord als Hauptgefahr für den Liberalismus gibt’s natürlich auch noch …
@ Moritz Berger und alle
Thomás Sedláceks „Die Ökonomie von GUT und BÖSE“ ist zwar zuweilen etwas hözern geschrieben, aber eine sehr gute Abhandlung über die meta-ökonomischen Grundlagen der Ökonomie und den Versuch einer Ethik der Ökonomie
Ich will noch einmal nachhaken; ist an meiner Fragestellung
„@ Alan Posener
Ich will mal ein allgemeines Unbehagen äußern und die Kombattanten fragen, ob sie das ähnlich oder anders sehen.
Ich sehe in Ihrer “Diskursethik” eine klassische Double-Bind….“ (in Kommentar: http://starke-meinungen.de/blo.....ment-12754; Double-Bind siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Doppelbindungstheorie)
etwas dran oder ist sie daneben? Oder ist sie gar ungehörig, damit Anathema auf einem Autorenblog, der sich „Starke Meinungen“ nennt?
@ Katrin Kemmler
Ich freue mich, dass Sie sich in die Diskussion eingeschaltet haben und dadurch differenzierte und präzisere Sichtweisen über „Liberalismus“ in unseren Diskussionen möglich werden. Die Diskussion darüber auf diesem Blog krankt daran, dass oft und gerade auch durch unseren Leitartikler Differenzierungen verwischt werden. Wir müssen daran arbeiten, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen „freiheitlicher Demokratie“, „Neoliberalismus“, „Ordoliberalismus“, „Laissez faire“, „Individualismus“, „Liberalität“ klarer zu machen. Dann kann man auch fragen, ob gewisse Tendenzen des „Liberalismus“ kompatibel mit der „freiheitlichen Demokratie“ vereinbar sind oder diese gefährden oder ob gewisse Ausprägungen des Individualismus Kräfte sind, die geleitet durch die „unsichtbare Hand“ das Gute bewirken. Natürlich, auch wenn wir hier Kapitalismuskritik üben, wir wollen alle eine Marktwirtschaft, keine Planwirtschaft. Der „Liberalismus“ á la Posener scheint mir jedoch eine totalisierende Ideologie zu sein, die Fiktion der besten aller Welten.
@ Torsten Zeiß
Daher ist es folgerichtig, dass Posener nach der „Hauptgefahr für Liberalismus“ fragt, nicht nach einer „Hauptgefahr für die freiheitliche Demokratie. Darüber hinaus haben Sie das Wesentliche zu Poseners Punkt 3 gesagt. Ich will noch ergänzen; Posener schreibt:
„Wie die Totalitarismustheorie instrumentalisiert wird, um etwa in Ungarn und den baltischen Staaten – und hier und da eben auch in Deutschland – ein Volk der Täter und Mittäter zum Volk der Opfger umzustilisieren und die Anti-Hitler-Koalition zu diffamieren: das alles muss bedenken, wer zwanzig Jahre nach dem friedlichen Ende des Sowjetimperiums diese Theorie sozusagen ohne Fußnoten wiederbelebt.“
Die Totalitarimustheorie mag falsch interpretiert und instrumentaliseirt werden, deswegen ist sie nicht „widerlegt“, i.S. dass sie heuristisch nach wie vor fruchtbar ist. Mal davon abgesehen, dass entgegen der Doktrin Poseners empirisch aus Tätern Opfer (das relativiert nicht, dass sie Täter waren) und aus Opfern Täter (das negiert nicht, dass sie Opfer waren) werden können, ist es geradezu eulogistisch, dass aus dem „friedlichen Ende des Sowjetimperiums“ ein Argument gemacht wird; das wäre so, als ob man einen Gewalttäter, der nur lang genug lebt und in einem Schwächeanfall das Zeitliche segnet, für „besser“ hält als einen, der auf dem Höhepunkt seines Schaffens den Long Goodbye macht. In der FAS von heute (11.3., S. 59) rezensiert Harals Welzer das neuerschienene Buch von Jörg Baberowski „Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt“ und schreibt:
„Gewalt war nicht etwas, das die Bolschewisten ausübten, um etwas zu erreichen, sie war eine Ressource der Politik. … Hier, auf dem Land, kam von den Glücksversprechen des Bolschewismus zu keinem Zeitpunkt etwas an, und genau deshalb wütete die unterschiedlose Gewalt der Geheimpolizei unter der Landbevölkerung am heftigsten und führte zu bis heute kaum vorstellbaren Opferzahlen.
Von daher war es kein Wunder, dass die vorrückende Wehrmacht an nicht wenigen Orten begeistert begrüßt wurde, und nach den Gewaltexzessen der Tscheka erschien es den meisten Dorfbevölkerungen auch nicht weiter beklagenwert, dass nun vor allem die Juden Opfer von Massenerschießungen wurden. Das Kapitel über den Zweiten Weltkrieg ist eines der interessantesten Abschnitte in Baberowskis Buch, arbeitet es doch heraus, dass Gewalt, auch kriegerische Gewalt nur zu verstehen ist, wenn man sie als Interaktion begreift, die eine innere Dynamik zu entfalten vermag, die keiner der Akteure vorauszusehen und exakt zu steuern versteht.“ Wären denn die Exzesse des Nationalsozialismus vom Himmel gefallen, wenn es nicht das Prius des Roten Terrors gegeben hätte?
@ Parisien
Ich laufe nicht von morgen früh bis spät in die Nacht mit einer Fixierung auf Israel umher. Da ich mich an diesem Blog beteilige, ist hier das Objektiv schärfer eingestellt. Auf welche zionistische Formel würden Sie mich denn gerne verpflichten, auf die der Gush Emunim oder auf die Jeshayahu Leibowitz oder auf die von Alan Posener? Je nachdem bin ich Antizionist oder Zionist. Was meinen Sie, wäre denn die Diskussion zu diesen Themen nicht sehr einseitig, affirmativ, zahm, möglicherweise lahm, wenn ich hier nicht meine Positionen einbringen würde?
@ Jean-Luc
„so sehr bin ich enttaeuscht von ihnen, dass sie nicht sehen, dass die Gefahr von rechts kommt, sei es in den US, sei es in Europa mit den Ungarn, dem unsaeglichen Geerts Wilders und den anderen die uns das Heil versprechen“
So einfach ist das nicht, jedenfalls nicht in Deutschland. Wenn man mal fundamentalmuslimischen Terrorismus mit Rechts ansieht und betrachtet, dass es aber linke Kräfte sind, die ihn gut reden, ignorieren oder ihm gar eine helfende Hand reichen (z.B. der Deutsche Wilfried Böse, der die israelischen Geiseln in Entebbe selektierte), kann man, zumindest in Deutschland, nicht sagen, dass von Rechts die Hauptgefahr kommt. Man kann auch nicht einfach „der unsägliche Geert Wilders“ sagen, wenn die Regierungen in den NL jahrzehntelang nichts gegen ihre einschlägige Kriminalität getan haben. Sie machen es sich damit zu einfach. Ungarn ist etwas particular. Es ist auch vollkommen klar, dass in Frankreich rechte Kräfte wachsen, wenn man im 18.-20. Arrondissement nachts nicht mehr gefahrlos von der métro nach Hause gehen kann. Es gibt so ein berühmtes Zitat, ich glaube von Hölderlin: „Wo Gefahr droht, wächst das Rettende auch.“ Er hat nicht geschrieben, dass „das Rettende“ ebenfalls eine Gefahr sein kann. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man, wenn man Immigration aus christlichen Ländern wie Georgien oder auch Lateinamerika gefördert hätte, bedeutend weniger Antwort von rechts hätte, weil sich diese Leute integriert hätten.
Ich finde, dass Sie es sich zu einfach machen und Posener auch, weil Sie außer Acht lassen, dass ein Rechtsruck eine Antwort ist.
Nun sagen Sie vielleicht, dass der Nationalsozialismus auch eine Antwort auf linke Kräfte war. Kann ja sein. Aber der Nationalsozialismus verschmolz mit dem schon zuvor bestehenden Antisemitismus, auch mit dem kirchlichen. Und Gewalt gegen Juden war schon vorher an der Tagesordnung, während Gewalt gegen Muslime die Ausnahme ist. Und die Juden hatten kein Land, in das sie flüchten konnten.
Wenn Sie also den Punkt Gewalt nehmen. Wer ist denn gewalttätig, wer hat die Kollegen in Fort Hood erschossen? Und wenn sie jetzt mal nicht nach links oder rechts starren (ich weiß auch nicht, wie nützlich solche Definitionen heute sind), sondern fragen, woher kommt die meiste Gewalt gegen Zivilbevölkerung, in arabischen Ländern oder Pakistan/Afghanistan auch gegen muslimische Zivilbevölkerung, und wenn Sie sagen, dass Gewalt und Kriminalität die größten Gefahren sind, was dann? Und welche Gefahr ist jetzt größer? Die Gewalt, die in dem kleinen Ungarn gegen wenige Juden ausgeübt wird oder die, die Muslime weltweit schon gegen Juden ausgeübt haben? Und wenn Sie beobachten, wie in Deutschland, dass Linke wegschauen, sobald es um muslimische Gewalt geht, womit sie normalen Muslimen, vor allem weiblichen, keinen Gefallen erweisen, dann müssen Sie zu dem Schluss kommen, dass die Gefahr von links größer ist, selbst wenn es sich nur um Ignoranz handelt. Und wenn man dazu rechnet, dass echte Linke in Muslimen bezüglich Kommunismus oder auch Sozialismus Seelenverwandschaft entdecken oder diese als useful idiots betrachten, kann man nicht übersehen, dass Links eine starke Gefahrenquelle ist. Alan Poseners Frage macht also keinen Sinn. Warum „Entscheidungshilfe“, wenn das nur ein Focus ist? Beides ist zweifelsohne gefährlich und eins vom anderen abhängig.
Erratum:
Soll heißen (Deutsche versus Türken; Steuerzahler vs. Griechen; Steuerzahler vs. Arbeitslose; niedrigverdienende vs. Angestellte Selbständige usw.) – hier werden auch nicht alle Zeichen genommen..
Was links und rechts und die Gefahr für die Freiheit betrifft: „Divide et impera!“
Wer versucht das wohl am ehesten? (Deutsche Türken; Steuerzahler Griechen; Steuerzahler Arbeitslose; niedrigverdienende Angestellte Selbständige usw.)
Ich hörte heute abend einen Vortrag von Avi Primor in einer ev. Kirche: Es ging um Jesaja und die universelle Wende zum Frieden und daß wir erstmals global die Chance haben, den durch Verständigung nicht der Regierenden, sondern der „einfachen Leute“ zu erreichen. Und darum, daß Ahmadinedshad Israel als Feindbild aufbaut (warum funktioniert das wohl so gut?), aber eigentlich den Irak und Saudi Arabien „will“. Wer nutzt Emotionen nun skrupelloser aus – „links“ oder „rechts“??
@Katrin Kemmler
es sollte heißen:
Und Frage:
Wenn Sie auf der einen Seite sagen, Zitat:
“Ich bin immer wieder fasziniert, wie zuverlässig die Marktmechanismen funktionieren”
Wie erklären Sie dann die Tatsache, dass der Marktmechanismus bei den vergangenen Finanzkrisen versagt hat.
Sehr geehrte Frau Kemmler,
etwas zur Klarstellung:
Sie schreiben:
„Der Neoliberalismus entstammt der Freiburger Schule und bekannte sich dazu, dass das Laissez- Faire eingeschränkt werden muss.“
Das mag sicherlich für Eucken, Müller Armack, Erhard etc. gelten, aber wohl doch nicht für die Chicagoer Schule, die sich auch als Neoliberale wie Hayek und Friedman verstehen.
Oder sind Ihrer Definition nach Friedman und Hayek keine Neoliberalen?
Die “ Deregulierungsmaniacs “ haben m.E. dazu geführt, dass wir in d e r Krise stecken!!
Und was die Politiker betrifft:
Sind Sie tatsächlich der Auffassung, dass die nationale Politik noch einen entscheidenden Einfluß auf das Wirtschaftsgeschehen hat ??
Wenn es darum gehr den Karren aus dem Dreck zu ziehen wird “ sozialisiert “ wenn es um Profits geht wird privatisiert.
Was die Kritik an den Ökonomen betrifft, da ist Ihnen leider entgangen, das íntern und speziell von den jüngeren eine intensive “ Infragestellung “ der bisherigen Lehrmeinungen seit jüngster Zeit erfolgt.
Haben Sie während Ihres VWL Studiums einmal etwas vom Computerhandel gehört?Wurde dort jemals über die Auswirkungen von sogenannten “ innovativen Finanzierungsinstrumenten “ auf die Ökonomie gesprochen?
Wenn Sie die Diskussion um Greg Mankiw in Harvard verfolgt hätten, wenn Sie das Interview von Thomas Straubhaar zum mainstream der angloamerikanischen Ökonomen lesen:
http://www.zeit.de/wirtschaft/.....-oekonomie
Dann brauchen Sie doch nur 1 +1 zusammenziehen und kommen wie ich zum Resultat, dass die derzeitigen vorherrschend ökonomischen Lehrmeinungen wohl eher Leermeinungen sind:-)
Um es ein wenig flappsig zu formulieren:
Mit eine bißchen Ordoliberalismus mit ein wenig mehr Kartellrecht können wir leider die Herausforderung unser Weltökonomie zukünftig nicht lösen.
Wenn ich z.B. im Bankenbereich sehe wie der Börsenhandel mittlerweile über “ Highspeed “ Computer abgewickelt wird, wie mehr und mehr Algorithen eingesetzt werden ohne dass der Banker noch eine Transparenz der Geschäftsprozesse hat, dann habe ich schon arge Bedenken, ob traditionelle ordoliberale Werkzeuge noch nicht geeignet sind diese hightech Geschäftsprozesse zu regulieren.
Lassen Sie nur einmal einen “ stuxnet virus “
http://de.wikipedia.org/wiki/Stuxnet
in das Netz der Finanzunternehmen geraten und wir produzieren eine Wirtschaftskrise. Der Lehman crash ist im Vergleich dazu nur peanuts.
Es dürftr Ihnen auch nicht entgangen sein, dass wir neben dem offiziellen Finanzmarkt, sowohl einen „grauen Finanzmarkt “ z.B. dass Handel von start-up Anteilen siehe Goldman&Sachs/facebook etc und einen “ grauschwarzen Finanzmarkt “ in Form des off-shore bankings haben.
Wie wollen Sie nach Schätzungen 15 Bill. € auf den Caymans, Bermudas, Bahamas, Channel Islands kontrollieren?
Über die Bafin??Über die EBA?Über die ESMA?Über den ESRB? oder vielleicht über den IMF oder die G20 ??
Meine Überlegungen und die auch meiner Kollegen gehen eher dahin, dass die Banken und andere Finanzinstitute wieder stärker regionalisiert werden müssen.
Und wieder zum Dienstleister und nicht zum Produzenten werden.
Auch wenn ich die Rolle von Ludwig Poullain im Rahmen seiner Tätigkeit als Vorstand der Westdeutschen Landesbank sehr stark kritisiere, kann ich dennoch dies voll unterschreiben, was er als
“ elder banker “ von sich gibt:
http://www.handelsblatt.com/un.....90890.html
http://www.handelsblatt.com/un.....33094.html
http://www.spiegel.de/spiegel/.....78240.html
http://www.berliner-zeitung.de.....93960.html
Und nennen Sie mir bitte den Volkswirtschaftsprofessor, der bereits Anfang 2000 kritisch die neuen Finanzmarktinstrumente beleuchtet hat.
Und Frage:
Wenn Sie auf der einen Seite, Zitat:
„Ich bin immer wieder fasziniert, wie zuverlässig die Marktmechanismen funktionieren“
dann die Tatsache, dass der Marktmechanismus bei den vergangenen Finanzkrisen versagt hat.
Wir haben m.E. nicht mit den Adam Smithschen Bäcker, sondern wir haben Bäckermonopole!!
Das heißt auch die herkömmlichen Rezepturen reichen nicht mehr aus, um das Wirtschaftsgeschehen zu steuern.
D a s Rezept was Sie mehr oder weniger als Alternative zum Kapitalismus einfordern existiert noch nicht.
Ich befürtworte ebenfalls Marktmechanismen. Nur stellt sich für mich die Frage ob die Mechanismen, die mehr oder weniger für einen überschaubaren transparenten Markt geeignet waren, heute noch wirksam sind.
Wann hat es jemals wirtschaftliche Entwicklungen, wie zB. facebook gegeben wo innerhalb von 7 Jahren eine “ Unternehmenswert “ von 100 Mrd.€ sich ergeben hat.
Schauen Sie sich die Entwicklung des Unternehmenswertes von Apple an!
Wenn nach Schätzungen von den täglichen Devisentransaktionen weniger als 10% nur noch auf Realgüter entfallen und der Rest mehr oder weniger auf Finanzprodukte, dann fragt man/frau sich schon wohin soll die Entwicklung gehen.
Um zum Schluß etwas pragmatischer zu werden:
Wie hätten Sie als Ökonomin die Bankenkrise gelöst, bzw. es nicht zu einer Bankenkrise kommen lassen?
Zerschlagung der Banken, sprich Schaffung von kleineren Einheiten?
Insolvenz der Banken?
Und wie wollen Sie den grauen und schwarzgrauen Finanzmarkt in den Griff bekommen?
Stärkere Regulierung über den IMF?
Eingriff in die Souveränität der off-shore Staaten?
Wenn Sie die EU-Diskussion um den Transaktionssteuer 8tobin) mit verfolgt haben. Warum hat sich Cameron von UK wohl so gesträubt??
It`s the job in the City of London stupid 🙂
Und was Ihr Zitat:
Ein paar wenige Mächtige bedienen sich, das Gefälle zwischen Arm und Reich ist eklatant
Dies läßt sich mehr oder weniger auch in den westlichen Industriestaaten seit Reagan und Thatcher beobachten.
Diesen Satz von Ihnen unterschreibe ich auch ohne Einschränkung:
Mein Begriff von Liberalität sieht die Freiheit immer und nur gekoppelt mit Verantwortung.
Nur vermisse ich die V e r a n t w o r t u n g !!!in unserem derzeitigen Wirtschaftssystem.
Was mich immer wieder überrascht, ist die Tatsache, das wir zwar im technologischen Bereich bereit sind sehr schnell Innovationen zu akzeptieren. Siehe i-phone knapp 5 Jahre auf dem Markt!!
Aber im gesellschaftlichen Bereich , sprich der Wirtschaft, hängt man/frau immer noch an Adam Smith und seiner invisible hand.
Wie wäre es wenn wir uns einmal den Modellen der Genossenschaften und der Allende zu wenden, die nicht per se Eigenkapitalrenditen von > 30 % als Ziel haben.
Wenn wir uns auch alternative Modelle unter Ausschluß der traditionellen Finanzmarktteilnehmer anschauen:
http://www.kickstarter.vom
Oder zum peer to peer lending übergehen:
https://zip.kiva.org/
Vielleicht sollten wir uns daher auch vermehrt den Gedanken von Elinor Ostrom zu wenden:
„Ostroms Forschung befasst sich mit der Frage, wie sich Menschen organisieren, um gemeinschaftlich komplexe Probleme zu lösen. Sie analysiert, wie institutionelle Regeln sich auf Handlungen von Individuen auswirken, die bestimmten Anreizen ausgesetzt sind, Entscheidungen treffen (müssen), und sich zudem noch gegenseitig beeinflussen, und sie zeigt praktikable, gerechte und effiziente Lösungen für diese Probleme auf.“
aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Elinor_Ostrom
Wir sollten uns auch einmal fragen ob die herkömmliche Bruttosozialrechnung tatsächlich noch ein realistisches Bild unserer Gesellschaft vermittelt.
Ein Vekehrsunfall mit Sachschaden und evtl. Personenschaden trägt zum Wachstum des BIP bei…
Ist dies nicht schon etwas pervers??
Was Gauck betrifft, hoffen wir dass er weiter dazu lernt und nicht einfach die occupy the wallstreet Verfechter in eine Schublade packt und auch zum Thema Internet auch etwas dazulernt.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Noch ein Nachtrag zu APos Frage: ‚Mich würde die Antwort auf die Frage interessieren, die ich zum Schluss stelle: droht die Hauptgefahr für den Liberalismus von links oder von rechts?‘
… hier eine Entscheidungshilfe der WELT:
… der Terror kommt aus dem Herzen des Islam, er kommt direkt aus dem Koran. Er richtet sich gegen alle, die nicht nach den Regeln des Koran leben und handeln, also gegen Demokraten, abendländisch inspirierte Denker und Wissenschaftler, gegen Agnostiker und Atheisten. Und er richtet sich vor allem gegen Frauen…
… Der Totalitarismus der Taliban und der muslimischen Terrorzellen ist wahrscheinlich schlimmer als der Faschismus, denn er ist nicht das Ergebnis eines Zivilisationsprozesses. Er entsteht in einem Raum, in dem nichts mehr an zivilisatorischen Fortschritt erinnert.
Im Übrigen habe ich kein Feindbild Sarrazin. Ich frage mich nur, was ist hier in Deutschland los, dass nach Veröffentlichung seines Buches die Medien und politische Klasse so reagieren. Natürlich war ich auch entsetzt über dieses Buch. Wenn ich aber die Fälle Jenninger und Sarrazin vergleiche, kann ich auch schlussfolgern: Sarrazin, Mitglied der SPD, also politische Mitte, hat gezeigt, dass er noch die Thesen des Eugenikers Francis Galton denken kann, auch diese Thesen wurden von den Nationalsozialisten benutzt, um Millionen Menschen zu ermorden. Sarrazin enthüllte, dass dieses Denken(Thesen) auch noch in der Mitte der Gesellschaft vorhanden ist, deshalb musste er ausgeschlossen werden.
@Parisien
Cher Parisien,
ich habe mich nur an ihrer Aeusserung von linker Mittelmaessigkeit gestoert!!!
Wenn ich derzeit den Wahlkampf in den Us verfolge, dann sehe ich hier nur rechte Mittelmaessigkeit.
Und was Frankreich betrifft:
Ich habe kein “ Verhaeltnis “ mit Marine Le Pen 🙂
Ich stoere mich mehr an dem Rechtsdrall von Sarko.
Fuer mich ist dies leider keine “ Polarisierung “ sondern eher ein Indikator fuer eine zukuenftige negative Entwicklung.
So sehr ich ihr Urteil ueber HB schaetze, dass er Entwicklungen voraussieht, so sehr bin ich enttaeuscht von ihnen, dass sie nicht sehen, dass die Gefahr von rechts kommt, sei es in den US, sei es in Europa mit den Ungarn, dem unsaeglichen Geerts Wilders und den anderen die uns das Heil versprechen.
@ Alan Posener
Zu Ihrem 3. Punkt:
Sie sagen, dass die falsche Beantwortung der Frage, wo die Hauptgefahr für den Liberalismus liegt, in den 1930er Jahren Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Tatsache ist, dass die Machtergreifung der Nationalsozialisten genau dieses traurige Ergebnis hatte. Deshalb darf man die Folgen dieses deutschen Irrwegs auch in keiner Weise relativieren.
Welche Opfer ein Ausschlag des Pendels zur anderen Seite verursacht hätte, kann niemand wissen. Diese andere Seite hat jedoch kein Geheimnis daraus gemacht, dass ihr Vorbild der sowjetische Kommunismus war, dessen konsequente „Säuberungen“ – und das immerhin wissen wir heute – ebenfalls eine unvorstellbare Anzahl von Opfern verursachte, die wohl zwischen 10 und 20 Millionen Menschen liegen dürfte. Und es gibt keine Garantie dafür, dass die deutschen Kommunisten, die ja auch der Lehre von der notwendigen kommunistischen Weltrevolution anhingen und sich deshalb eng mit den sowjetischen Vorreitern verzahnten, humaner mit ihren Feinden umgegangen wären.
Wie René Girards Theorie vom Sündenbock zeigt, bevorzugen die Menschen in Krisenzeiten einfache Lösungen, die meist auf Kosten von Sündenböcken gehen. Für den Roten Terror war dieser Sündenbock das Bürgertum, und dies umfasste einen großen Teil des eigenen Volkes. Für den Nationalsozialismus war der Sündenbock das „Judentum“, das auf irrationale Weise sowohl mit dem Finanzkapitalismus als auch mit dem Bolschewismus gleichgesetzt wurde. In einem perversen Wettstreit versuchten beide Ideologien, sich an Radikalität zu überbieten und scheuten deshalb auch vor brutaler Gewalt nicht zurück.
Ich würde sagen, dass man die Frage nach der Hauptgefahr für die freiheitliche Demokratie nicht besser beantwortet hätte, wenn man sich im spiegelbildlichen Wettstreit der beiden totalitären Rivalen einfach auf die „richtige“ anstatt auf die falsche Seite gestellt hätte, sondern indem man weder der einen noch der anderen Ideologie nachgelaufen wäre.
@APo
… den Deutschen Fremdenfeindlichkeit vorzuhalten, ist schlichtweg Quark. Im Gegenteil, ich habe sogar eine fremde Frau geheiratet. Noch dazu eine aus Berlin; freiwillig und im Erwachsenenalter; das ist in Deutschland so üblich.
Die größte Zuwanderungsgruppe in Deutschland, (warum eigentlich?) die der Mohammedaner, heiraten oftmals, meistens? innerhalb der Familie.
Also? wer ist fremdenfeindlich?
Neben Pöbeleien gegen Juden und Hatz auf Sinti und Roma gibt es noch ganz andere Hinweise wie sehr Ungarn auf den Hund gekommen ist: In Ungarn sind in den letzten Jahren mehrere hundert Fälle von Privatsklaverei aufgetaucht:
http://www.neues-ungarn.de/t19.....ngarn.html
Wenn ein Land immer weiter abrutscht, drängen sich zur Stabilisierung autoritäre und diktatorische Regierungformen auf. Auch in anderen Teilen Europas wird man auf den Geschmack kommen, wenn die Konfrontation zwischen Linken und Rechten, Armen und Rechten, Ausländern und Inländern, Religiösen und Säkularen eskaliert.