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Noch einmal: Joachim Gauck, der Holocaust, Israel und Europa

Mittlerweile hat die Diskussion über das Geschichtsverständnis Joachim Gaucks, die in der Blogosphäre begann, die wichtigen Printmedien der Republik erreicht. Götz Aly kritisierte in der linksliberalen „Zeit“ die „infamen Vorwürfe“ gegen Gauck, Harry Nutt kritisierte in der linksliberalen „Frankfurter Rundschau“ unter der Überschrift „Starke Meinungen“ (!) den „Furor“, der Gauck-Kritiker wie Yücel, Posener und Hasgall umtreibe.

http://www.zeit.de/2012/10/Gauck-Holocaust

http://www.fr-online.de/meinung/analyse-starke-meinungen,1472602,11762502.html

War es Josef Joffe, der einmal sagte, heute müsse man sich nicht dafür rechtfertigen, den Holocaust zu relativieren, mittlerweile sei es so, dass man sich rechtfertigen müsse, wenn man das kritisiert? Nun, wer auch immer das sagte, da ist was dran. Interessanterweise wurde Götz Alys Kritik der Gauck-Kritiker zustimmend auf der „Achse des Guten“ zitiert.

Dass Gauck, der in seiner Friedenspreis-Laudatio für David Grossmann vor zwei Jahren sagte, der israelische Autor habe den Preis bekommen, weil er sich „unverdrossen weigert, Teil einer Vergeltungsmechanik zu sein“, womit er bewusst ein antisemitisches Klischee der „Israel-Kritik“ bediente (Israel folge der „alttestamentarischen Vergeltungslogik“ des Aug um Auge, Zahn um Zahn) – dass Gauck also bei der nach eigenem Selbstverständnis pro-israelischen „Achse“ so gut wegkommt, kann man sich eigentlich nur damit erklären, dass er in Sachen Hauptwiderspruch (Wir gegen den Islam) mit seinem Lob des „Muts“, den Thilo Sarrazin bewiesen habe, indem er auf eine Minderheit eindrosch, Kurs hält, weshalb man in Sachen Nebenwidersprüche (Holocaustrelativierung, Israelkritik) gnädige Nachsicht walten lässt.

Eine Ausnahme freilich bildet – wie immer – Hannes Stein, dessen fulminante Kritik der Totalitarismus-Theorie sich implizit gegen Gaucks Positionen wendet (und auch einigen Achsen-Mitgliedern zu denken geben müsste, die wie Michael Miersch bis 1989 die DDR für das bessere Deutschland hielten und nun im Kampf gegen den „Klimatotalitarismus“ und den „Ökototalitarismus“ das damals Versäumte tapfer nachholen):

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/verspaetete_anmerkungen_zur_totalitarismustheorie/

Ich sollte hier vielleicht betonen, dass sich meine Vorwürfe allein gegen bestimmte Positionen Gaucks richten, nicht gegen die Person Gauck. Seine historischen Verdienste sollen ebenso wenig in Abrede gestellt werden wie sein guter Wille. Die Positionen kann er ja, guter Wille vorausgesetzt, als Bundespräsident korrigieren. Wenn nicht, hat Deutschland ein Problem.

Welcher Art dieses Problem ist, habe ich auf „Starke Meinungen“ in einer Reihe von Beiträgen in den letzten Wochen klarzumachen versucht. Mein Freund und Kollege Henryk Broder meint zwar provokativ: „Vergesst Auschwitz!“ – er meint damit, dass die heutigen Juden, von denen sechs Millionen in Israel leben, die wohlfeilen politisch korrekten deutschen Erinnerungsfeiern gern eintauschen würden gegen nicht so wohlfeile, dafür aber wirksame Verhinderungsmaßnahmen gegen den Iran und andere eliminatorische Israel-Feinde wie Hamas und Hisbollah.

Doch bei allem Verständnis für diese Position halte ich es eher mit meinem Freund, dem US-Historiker Jeffrey Herf, der gerade aus der Erinnerung an die deutsche Geschichte, einschließlich des Exports des eliminatorischen Rassenantisemitismus in den arabischen Raum durch die Nazis, eine besondere Verantwortung der Deutschen ableitet, den heutigen Antizionismus, sei er arabisch-nationalistisch oder islamisch begründet, zu bekämpfen. (Was man nicht tut, indem man Israel eine „Vergeltungsmechanik“ unterstellt, wie Gauck es tut, oder ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag das Recht auf Israel-Kritik betont, wie Hans-Gert Pöttering von der Konrad-Adenauer-Stiftung.)

Warum auch der „Anti-Totalitarismus“ in der unreflektierten, ich möchte sagen: unhistorischen Art, wie sie von Gauck vertreten wird, nicht nur theoretisch falsch ist, wie Hannes Stein brillant nachweist, sondern auch politisch problematisch ist, will ich hier nur andeuten. Gauck ist Erstunterzeichner der so genannten „Prager Erklärung“, über deren geschichtspolitische und aktuelle Hintergründe Shimon Samuels vom Simon Wiesenthal Center wie folgt urteilt:

http://www.wiesenthal.com/site/apps/s/content.asp?c=lsKWLbPJLnF&b=4442915&ct=7548759

Man muss Samuels nicht in allem folgen. Aber man sollte sich einmal fragen: Wovon ist Europa heute vor allem bedroht? Gibt es eine reale Bedrohung durch einen wieder erstarkten Kommunismus? So sehr man sich ärgern mag über Sahra Wagenknecht und Co. oder einen eingebildeten „Ökototalitarismus“ oder eine herbeihalluzinierte „Diktatur des Relativismus“: Längst haben wir es in Europa mit einer beängstigenden Renaissance des Nationalismus, der Eugenik, des Rassismus, der Xenophobie und des Antisemitismus zu tun.

Wobei selbstverständlich Islamofaschismus und islamischer Antisemitismus ebenso in diese Reihe gehören wie Islamophobie (oder wie auch immer man das nennen will, OK, ihr Wortklauber?), linker Antizionismus und der antieuropäische Nativismus eines Geert Wilders, der „Wahren Finnen“, FPÖ, Jobbik und Co. Die Massaker Breiviks und der NSU sind ebenso Weckrufe wie die Mordanschläge auf Mohammed-Karikaturisten oder auf die Übersetzer und Verleger der „Satanischen Verse“. Diese antihumanistischen Kräfte sind es, die den Nationalsozialismus hervorbrachten, und wie Bertolt Brecht sagte: Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

Wie es der Zufall will, erfahre ich heute, dass der jüdische Autor Akos Kertesz in Kanada um Asyl gebeten hat, weil er in seiner Heimat Ungarn, einem Mitglied der Europäischen Union, seines Lebens nicht mehr sicher ist. Ich kann gar nicht sagen, wie beschämt und traurig ich als Europäer bin.

http://www.tagesspiegel.de/kultur/ungarischer-autor-akos-kertesz-bittet-kanada-um-asyl/6285684.html

 

 

 

 

 

 

 

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235 Gedanken zu “Noch einmal: Joachim Gauck, der Holocaust, Israel und Europa;”

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    Sehr geehrter Herr Berger,

    nein, ich bin nicht der Auffassung, dass Wiki als Beleg für die historische Entwicklung des Neoliberalismus genügt. Ich habe es als Beleg dafür genannt, was in Deutschland an Propaganda im Sinne von Geschichtsverdrehung stattfindet. Und ja, ich habe schwerpunktmäßig VWL studiert, im Rahmen eines BWL-Studiums.

    Die Lehmann-Krise passt exakt zu dem, was unser VWL-Prof über das Blumentopf-Kartell in Frankfurt beobachtete. Hätte unter den Banken echter Wettbewerb stattgefunden, wären die Verbraucher nicht so schonungslos in die Falle gelaufen. Das war ein Offenbarungseid der Politik, nicht der Ökonomen. Und leider auch der Medien, ich kann es nicht sein lassen.

    Und mit der Privatisierung machen Sie den Schwenker, den ich nicht leiden kann. Woraus lesen Sie, dass ich den Gedanken des Laisser-Faire vertrete? Mein Begriff von Liberalität sieht die Freiheit immer und nur gekoppelt mit Verantwortung. Übrigens ein wichtiger Punkt, warum mir Gauck gefällt.

    Wenn ich den Ordoliberalismus nenne, dann bin ich nicht, und schon gar nicht zwingend, für eine Ökonomie ohne staatliche Eingriffe. Ordnungspolitische Eingriffe müssen sein. Es geht mir auch nicht vorrangig um Effizienz (wo zum Himmel soll ich all das geschrieben haben?), sondern um Gerechtigkeit. Chancengleichheit, nicht Ergebnisgleichheit. Wer wirklich schwach ist, aus nicht selbst bestimmten Gründen, sondern vom Schicksal getroffen, soll im vollen Umfang aufgefangen werden. Bzw. die Chance haben, sich weiter zu entwickeln. Dafür kann nur ein Staat sorgen.

    Das Heranziehen von dauerhafter Bedürftigkeit mittels Subventionen halte ich für eine Fehlsteuerung. Stichworte Agrarwirtschaft, Speditionen, Entwicklungshilfe, Erneuerbare Energien. Ich bin immer wieder fasziniert, wie zuverlässig die Marktmechanismen funktionieren. Nicht, weil ich sie liebe oder mag. Sondern weil ich sie respektiere und keine andere Möglichkeit sehe, etwas zu bewirken, als sie genau zu kennen.

    Unser Bildungssystem geht nicht vor die Hunde, weil es staatlich ist. Sondern weil es von Lehrern bestimmt wird, über alle Parteien hinweg. Ich bin für keine Privatisierung, es würde viel mehr helfen, wenn Stimmen in Ausschüssen ungültig sind, sobald der Abgeordnete selbst beruflich von der Frage betroffen ist. Das sollte für alle gelten, auch Juristen oder Pfarrer.

    All die Gefahren, die Herr Posener von rechts nennt, nehme ich wahr und ernst. Leider muss ich darauf bestehen, dass sich die Welt nicht so leicht in links und rechts aufteilen lässt. Diese merkwürdige Kapitalismuskritik, die übrigens auch von den Nazis vertreten wurde, nennt kein Alternativsystem. Das einzig mir bekannte ist der Sozialismus bzw. ein als solches Getarntes. Das Ergebnis ist immer dasselbe, egal wie wir es nennen. Ein paar wenige Mächtige bedienen sich, das Gefälle zwischen Arm und Reich ist eklatant. Das sehen wir im heutigen Russland ebenso wie in den arabischen Ländern. Und das sahen wir im Dritten Reich und der DDR. Wie wollen wir es nennen oder gar auf einer eindimensionalen Rechts-Links-Achse verorten?

    Zurück zu Gauck und der Totalidingsbums-Theorie. Es ist mir egal, ob es Widerstandskämpferische als ihn in der DDR gab. Nach der Wiedervereinigung wurde ich im Rahmen einer betrieblichen Kooperation bestens von den Stasi-Herrschaften an der Nase herumgeführt. So viel Chuzpe habe ich selten erlebt, deshalb bin ich sehr skeptisch gegenüber denen, die ihn heute denunzieren. Ich schaue lieber auf das, was er sagt. Und das gefällt mir. Er hat keine Angst, dass die Medien ihn aus dem Zusammenhang reißen und das bis jetzt auch gut überstanden. Er wägt ab, er differenziert, ist streitbar und bereit, dazu zu lernen. Ich weiß, ich klinge wie eine Märchentante. Aber wer einmal aktiv politisch unterwegs war, weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist.

    In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Sonntag.

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    @ Alan Posener
    „Das ist nur ein Beispiel für die im Grunde linke Einstellung der Amerikaner, über die schon Toqueville schrieb, ihnen sei die Gleichheit wichtiger als die Freiheit. Ein anderes ist die Tatsache, dass dort jede High School eine Gesamtschule ist, und zwar schon immer, und zwar mit der Begründung, die gleiche Erziehung aller Bürger sei wichtig.“

    Ja, aber mit Verlaub, jetzt bringe ich seine buddies doch. Wirklich: Das merkt man. Alle, die dort etwas sind, waren auf Privatschulen und Eliteuniversitäten.
    Der avarage American mit lediglich einem bachelor ist doch nicht besonders gebildet, hat einen recht hohen Fernsehkonsum und findet alles great oder terrific, während sich seine Sätze mit „you know“s schmücken. Der average American fragte mich mal vor `89 auf meine Angabe,ich sei aus Munich, ob das in West- oder Ostdeutschland sei.
    Entschuldigung, aber Sie überhöhen das Land. Es ist ein großartiges Land, keine Frage, aber nur wenn man dort intelligent ist und alle Chancen nutzen kann. Es hat wunderbare Taten vollbracht und Opfer gebracht ab Juni 1944 – mein ganzer Dank – und macht herausragende Filme. Aber seine Bevölkerung ist in Teilen geistig minderbemittelt. Das kann man keineswegs auf arme Schwarze reduzieren. Das betrifft weite Kreise der Mittelschicht. Um das Land ist ein hoher Sichtschutz, so scheint’s. Jedenfalls müssten Sie dort den meisten aufmalen, wo, sagen wir Aserbeidschan liegt.
    Als wir unsere ersten PISA-Ergebnisse mit Finnland verglichen, zogen die Politiker den billigsten Schluss daraus: Dass wir Ganztagsschulen bräuchten. Finnland hat aber außerdem kleine Klassen mit zwei Lehrern. Zu teuer für Deutschland. Und daran lag logischerweise die gute Leistung.
    Amerikas Mentalität, auf die Spitze getrieben, ist herausragend beschrieben in „Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury. Und dort sieht man, dass dort alle gleich sind, bis auf die, die man jagt, in diesem Fall die „Brillenträger“. Dieses faschistische Gleichsein fühlt sich möglicherweise deswegen so links an, weil Hitler nicht mehr dahin kam.

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    @ Lyoner
    Mir ist noch etwas eingefallen zu Ihrer Auseinandersetzung mit dewFI bzw. hb. Eine Auseinandersetzung, Kritik oder Diskussionen müssen, finde ich, wenigstens den Hauch einer Chance haben, dass man etwas erreicht. Das werden Sie aber nicht, nicht weil Sie Sie sind, also das hat nichts Persönliches. Sie können ablesen und ausrechnen, dass niemand gegen hb gewinnt, und dass er ein hochsensitives Frühwarnsystem für Antisemitismus besitzt, Folge nicht nur des Holocaust, sondern vor allem von deutschen Reaktionen von links auf Munich, Entebbe und weitere Dinge, wo Untaten gegen Israelis entschuldigt werden. Daher macht es überhaupt keinen Sinn, dass Sie sich mit ihm anlegen. Man kann nicht die ganze Zeit frustriert mit seinen Händen auf einen Felsen schlagen. Diese ganze Frustration sehe ich bei anderen, wenn sie Gelegenheit haben, hb einen Kübel Jauche über den Kopf zu schütten. Dann gehen sie gleich so weit, dass sie ihn für Breivik verantwortlich machen. Der ganze Frust akkumuliert in solchen überzogenen Schuldzuweisungen, Frust von Jahren oder alte Rechnungen. Marode, oder? Linke gehen oft zu weit. So machte Jebsen Edward Bernays indirekt für den Holocaust verantwortlich, weil Goebbels dessen Buch im Regal hatte. Man kann nicht Schriftsteller dafür zur Rechenschaft ziehen, wenn Leute ihre Bücher und Ideen und Gedanken nicht dialektisch betrachten, sondern zur Untermauerung ihrer eigenen bösen Phantasien und Taten benutzen und uminterpretieren. Israel darf nicht im Mittelpunkt der Gedanken stehen, das wird sehr schnell obsessiv. Und wirkt sich obsessiv auf andere aus. Israel, wenn man es betrachtet wie die Pleiaden, also am Rande, sieht es nicht mehr so aus, als wäre es der Nabel der Welt. Es gibt gravierendere Probleme auf der Welt. Die Konflikte zwischen Indien und Pakistan/Afghanistan z.B. sind m.E. viel gefährlicher.

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    @Kerstin

    Sie bringen es auf den Punkt:

    „Oft wird der Mut des Herrn Sarrazin hervorgehoben, da fällt mir nur seine eigene Aussage „meine Beamtenpflicht zur öffentlichen Zurückhaltung“ ein. Was nur hat ihn in den Jahren davor gehindert seine Meinung zu sagen? Gab es keine Arbeitsangebote aus der Wirtschaft?“

    wenn man sich anschaut, wie Herr Sarrazin, dass Tafelsilber der Stadt Berlin, sprich mehrere Wohnungsbaugesellschaften zu Preisen von < 200 €/m2
    verscherbelt hat, damit die Stadt Berlin jetzt wieder 30.000 Wohnungen errichten muß um die Mietsituation zu verbessern, dann frage ich mich schon ob dies auch " öffentliche Zurückhaltung " war??

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    @Katrin Kemmler

    Sehr geehrte Frau Kemmler,

    sind Sie tatsächlich der Auffassung, dass es ausreicht wenn Sie statt der dewutsche Wiki-Version die englische Wikiversion heranziehen, um eine Definition des Neoliberalismus zu finden.

    Der Neoliberalismus umfassst eine sehr weites Spektrum dass weit über den Ordoliberalismus hinausgeht und ist heutzutage leider mehr von der Chicagoer Schule geprägt, als von Ludwig Erhards Modell der sozialen Marktwirtschaft.

    „Heutige marktwirtschaftliche Schwächen liegen nicht an zu viel Liberalismus, sondern an zu wenig“

    Wenn ich diesen Satz von Ihnen lese, dann muß ich mich schon fragen, ob Sie Volkswirtschaft studiert haben, analog wie Sie den Journalisten volkswirtschaftliche Defizite vorwerfen.

    Dann schreiben Sie weiter:

    „Denn aus Angst vor Globalisierung hat man das Kartellrecht vernachlässigt.“

    Ist es nicht vielmehr so, dass die ordoliberale Ausrichtung nach Eucken, Müller-Armack, Erhard etc das Kartellrecht fordert und die Chicagoer Schule gerade dies als einen staatlichen Eingriff ansieht und eine Einschränkung des laissez-faire bedeutet ?

    Der “ Offenbarungseid “ der Ökonomen angesichts der Lehmann Krise und auch der Eurokrise ist doch ein Indikator dafür , dass die „Laissez-faire “ Konzepte nicht mehr funktioniere.

    Wenn ich Ihre Gedanken zum Thema Laissaz-faire fortführe, heißt dies doch auch konkret, Privatisierung aller restlichen staatlichen Einrichtungen vom Bildungssektor bis hin zur Armee (letzteres wird wurde bereits in den US mit dem Irakkrieg begonnen)

    Sind Sie tatsächlich der Auffassung, dass die Steuerung unserer Ökonomie zwingend ohne staatliche Kontrollmechanismen und Eingreife effizienter ist???

    Ich stimme Ihnen zu, dass auch die keynesianische Politik Schwächen aufweist.

    Ob allerdings die Monetaristen oder die Keyesianer heute noch pragmatische Rezepte zur Steuerung unserer Ökonomie haben, mag ich bezweifeln.

    Einen Ausweg sehe ich eher in einer verstärkten Dezentralisierung unserer Ökonomie, um schneller auf Krisen zu reagieren und die Risiken von “ Megacrashs“
    zu vermeiden.

    In der Technologie spricht man zunehmend von “ smart energy “ , „smart technology“ etc.

    Warum nicht auch einmal von “ smart economy “ sprechen.

    Die economy of scales Philosophie hat m.E. mehr und mehr abgewirtschaftet.

    Neue innovative Technologie wie rapid prototyping werden in erheblichen Maße in den nächsten 15 bis 20 Jahren die Globalisierung verändern, da der “ Lohnfaktor “ nur noch eine sehr geringe Rolle spielen wird.

    Selbst unter den technologischen Standards heute, werden mittlerweile wieder Produktionen aus Niedriglohnländern in Hochlohnländern verlagert, siehe Steiff, siehe Stiebel Eltron..

    siehe auch Artikel aus 2007 !!!

    Der zunehmende Automatisierungsgrad (Robotik)unserer Produktion verbunden mit kleineren Losgrößen die auf die zunehmende Volatilität der Märkte und auch der zukünftig steigende Transportkosten werden
    “ Heimatmärkte “ wieder stärker.
    Daher beginnen auch die Bric-Staaten z.B. in Deutschland zu investieren, sei es dass deutsche Unternehmen übernommen werden, sei es dass neue Produktionsstätten in Deutschland errichtet werden.

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    @Parisien: Ihr Link vom 9. März zur AdG war wirklich gut, den hatte ich noch nicht entdeckt. Das Leben schreibt wohl die besten (schrecklichsten) Geschichten.

    @Alan Posener: Inzwischen habe ich auch etwas mehr von HMB gelesen und kann seine Artikel besser einordnen. An vielen Stellen teile ich seine Sorgen, auch wegen meiner früheren Erfahrungen.

    Jetzt erst mal schöne Wochenendgrüße!

  7. avatar

    @ Jean-Luc,
    sorry, vier Länder auf einmal, davon zwei im Wahlkampf, ist mir im Moment zuviel. Ihre „buddies“, damit meinen Sie die von der GOP?
    Sarkozy und was Sie da anführen, Sarkozy und die Affäre Karachi, Sarkozy und „Fassen Sie mich nicht an“, Sarkozy und „wenn man kein Geld für öffentlcien Transport hat, soll man doch Rad fahren“ oder so ähnlich. Und fraglich in der Luft „in piège peut-être, un complot on verra“ (DSK im Fernsehen mit Claire Chazal). Deswegen sieht es ja so aus, als wenn er abgewählt wird.
    Es scheint ihm menschliche Größe zu fehlen, die beinhalten muss, dass man jeden Menschen sieht, nicht nur den Industriellen, mit dem man befreundet ist. Strauss-Kahn bei allen seinen Fehlern hat trotzdem mehr davon, mehr générosité. Hollande wirkt etwas blass. Sie wirken wie besessen von Marine LePen. Sie gewinnt das doch nicht, und Sarkozys Polemik ist doch nur Populismus, um ihr Wähler wegzunehmen. Sie polarisiert. Ich bin sehr für Polarisierung, wie Sie vielleicht bemerkt haben. Demokratie braucht Polarisierung. Unsere Politik seit einigen Jahren: „Alternativlos“. Das fühlt sich an wie Diktatur light mit Reisefreiheit.
    T.G.I.S.

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    @ Parisien / Alle:
    1. Thilo Sarrazin hat sich nicht tapfer gegen den linken Mainstream gestellt und bis dahin verschwiegene Probleme der Zuwanderung offen ausgesprochen. Das sagen nur Leute, die sein Buch nicht gelesen haben. Sarrazin hat die Thesen des Eugenikers Francis Galton wiederbelebt, die einst durchaus unter Linken Ansehen genossen, die aber wissenschaftlich schlicht und einfach nicht haltbar sind.
    2. Ja, Westeuropa hat – nicht zuletzt aufgrund guter Erfahrungen mit dem Wohlfahrtsstaat! – eine Tendenz nach links. Freilich überschätzen die Kritiker des Wohlfahrtssatts oft den robusten Indidvidualismus der Amerikaner. Wer dort 65 und älter ist, genießt völlig unabhängig vom Einkommen und ohne je einen Cent in irgendeine Kasse eingezahlt zu haben, kostenlose Gesundheitsfürsorge. Und das ist nicht „Obamacare“. Obama will ja im Gegenteil die Bürger zwingen, für ihre Gesundheit etwas zu zahlen, was die Republikaner als Zumutung empfinden. Nein, das ist „Medicare“, und auch die lautesten Gegner von Obama wollen an dieser sozialistischen Einrichtung nicht rütteln. Das ist nur ein Beispiel für die im Grunde linke Einstellung der Amerikaner, über die schon Toqueville schrieb, ihnen sei die Gleichheit wichtiger als die Freiheit. Ein anderes ist die Tatsache, dass dort jede High School eine Gesamtschule ist, und zwar schon immer, und zwar mit der Begründung, die gleiche Erziehung aller Bürger sei wichtig. Die Liste ließe sich fortsetzen und würde ein interessantes Buch ergeben.
    3. Aber ich schweife ab. In jeder konkreten Situation muss man sich als Liberaler entscheiden, wo die Hauptgefahr für den Liberalismus liegt. Dass diese Frage in den 1930er Jahren falsch beantwortet wurde, hat Millionen Meschen das Leben gekostet. natürlich leben wir heute in ganz anderen Zeiten. Doch in Zeiten des Fiskalpakts und der verordneten Austerität, der wachsenden Europaskepsis, der sich immer offener gebärenden Fremdenfeindlichkeit, der Rückkehr der Religion, der Rechtswendung des Katholizismus, in Zeiten des Islamofaschismus und der Islamophobie, des Rechtsextremismus und des rechtsextremen Terrors muss man, glaube ich, eine andere Antwort auf diese Frage geben als, sagen wir, im Jahr 2000, ohne die Dummheiten von links zu vergessen oder von Kritik auszunehmen. Dummheiten, zu denen der linke Antisemitismus gehört, der nicht besser ist als der rechte. Und – um auf das Thema Gauck zurückzukommen: Wie die Totalitarismustheorie instrumentalisiert wird, um etwa in Ungarn und den baltischen Staaten – und hier und da eben auch in Deutschland – ein Volk der Täter und Mittäter zum Volk der Opfger umzustilisieren und die Anti-Hitler-Koalition zu diffamieren: das alles muss bedenken, wer zwanzig Jahre nach dem friedlichen Ende des Sowjetimperiums diese Theorie sozusagen ohne Fußnoten wiederbelebt.

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    @Parisien: “Eine klare Position ist immer besser als eine verschwommene. Und Sarrazins recht klare Position machte auch Konturen.” (Ihr Zitat)

    Oft wird der Mut des Herrn Sarrazin hervorgehoben, da fällt mir nur seine eigene Aussage „meine Beamtenpflicht zur öffentlichen Zurückhaltung“ ein. Was nur hat ihn in den Jahren davor gehindert seine Meinung zu sagen? Gab es keine Arbeitsangebote aus der Wirtschaft?

    Um Sarrazins recht klare Positionen zu finden, muss ich mich durch 450 Seiten „es denkt in mir“ arbeiten. Einiges, was er übers Bildungssystem schreibt, kann ich sogar bestätigen, nur finde ich die Schuldzuweisung schwierig. Eventuell liegt es auch daran, dass ich aus dem Osten komme und nicht jede Entwicklung in der „alten“ BRD erlebt habe. Und die Wortwahl.

    Und seine „Ein Traum und ein Alptraum“-Geschichten machen mich einfach nur sprachlos. Gehört so etwas in ein Sachbuch?

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    @Alan Posender
    „Wenn die Leute von der Achse mitbekommen, dass Wolfgang Benz Gauck verteidigt, dürfte es mit ihrer Begeisterung für den Großen Rhetor vorbei sein.“

    Ob „die Leute von der Achse“ so denken, bezweifle ich. Leider scheinen Sie so zu denken, das finde ich bedauerlich. Es erinnert mich an Klassenkameradinnen aus der Grundschule, die gemeinsam auf die Toilette gingen, um sich große Neuigkeiten mitzuteilen.

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    @ Jean-Luc
    Ich verwechsle das wohl nicht. Ich sagte nur, dass ich es gut finde, wenn er seine Linie beibehält, denn dann können die Franzosen sich entscheiden.
    Über Uncle Sam habe ich gerade überhaupt keine Lust nachzudenken.

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    Zu Parisiens
    „Eine klare Position ist immer besser als eine verschwommene. Und Sarrazins recht klare Position machte auch Konturen.“
    vom 9. März 2012 um 13:17:

    Das finde ich mittlerweile auch gut, allerdings dauert es (zugegebenermaßen auch bei mir) leider ziemlich lange, bis man in der Lage ist, zu formulieren, was einen wirklich an solchen Positionen stört: Klar, durch mangelnde Integration von Immigrantenkindern (und nicht nur derer) werden dem „Arbeitsmarkt“ weniger gut ausgebildete Kräfte zur Verfügung stehen. Und da, wir ahnten es eigentlich alle, wenn wir ehrlich sind, sich Intelligenz, sogar erworbene, vererbt, leidet die gesamtdeutsche Erbmasse (was dann wohl wieder mal Thema wäre..). Aber wieso eigentlich „leidet“ sie?? Auch Bundesbankmanager, Verwaltungsjuristen, Ingenieure und Professoren sollten Gemüse und 3 mal im Jahr zuhause Selbstgekochtes essen. Bei den ganzen Bildungs- und Excellenzinitiativen gibt’s doch bald keinen mehr der Gemüse verkauft oder (ganz böse!!) Kinder zuhause! erzieht. Die Gesellschaft, die Sarrazin (und viele in der SPD und anderswo wollen), ist m.E. zum Scheitern verurteilt, wie Griechenland, wenn sie ihren Binnenmarkt nicht durch Zuwanderung belebt. Wir haben exzellente Studenten, die mit 30 ins Berufsleben eintreten (Berufsleben heißt Geld verdienen), es wird ihnen schwer fallen, zur Vermeidung eines Antrages auf Harz4 beim Gemüsehandel mit türkischen Familienunternehmern zu konkurrieren.

    Ich wünsche mir den – offensichtlich rückwärtsgewandten – Bundespräsidenten Gauck, damit solche Diskussionen aufkommen.

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    @Katrin Kemmler: Weder habe ich die ehemalige DDR verteidigt, noch möchte ich dies noch einmal erleben. Vergleiche sind immer schwierig, weil viele Sachverhalte oberflächlich betrachtet, gleich aussehen können, es aber nicht immer sind. Außerdem wechselten sich in der ehemaligen DDR auch immer Phasen der Lockerung und Verschärfung ab. Ein Sicherheitsgefühl ist auch sehr relativ, viele fühlten sich früher sicherer, auch wenn es häufig eine Illusion war, sicher auch weil die Medien nicht alles berichteten.

    Bezeichnungen sollten dazu dienen, Inhalte möglichst präzise zu transportieren. Welchen Inhalt transportiert denn das Wort Sowjetmenschen für Sie?
    Es gibt noch zwei andere Wortverbindung, die mein Unbehagen vielleicht besser erklären.

    Untermensch war ein Begriff aus dem Sprachgebrauch der Nationalsozialisten und der Eugeniker. … Aber auch andere „Fremdrassige“ wie „Slawen“, „Schwarze“ oder „Zigeuner“, ferner als „minderwertig“ geltende Minderheiten der deutschen Mehrheitsbevölkerung wie „deutschblütige“ „Asoziale“ wurden als „Untermenschen“ angesehen, wurden verfolgt und waren von „Ausmerzung“ bedroht.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Untermensch)

    Dann gab es auch noch das Konzept des Übermenschen von Nietzsche.

    Als ich 1986 in Kiew war, stellte ich erstaunt fest, dass vielen die Nationalität Ukrainer sehr wichtig war. Ob denen die Wortschöpfung Sowjetmenschen gefallen würde, ich glaube nicht. Selbst kann man sich ja nennen, wie man will, wenn jemand es mag auch ´Jugo´.

  14. avatar

    @Katrin Kemmler

    //In Frankreich gibt es eine politische Streitkultur vom Abendtisch bis in alle Medien.//

    Nur zu ihrer Information:

    Wir verschieben die politische Streitkultur nicht auf das dîner 🙂

    Auch wenn das franzoesische petit déjeuner nicht so reichhaltig wie in Deutschland ist, so diskutiert man in Frankreich auch am fruehen Morgen schon ueber M. Bling-Bling

    🙂

  15. avatar

    @Parisien

    Vielleicht sollten sie einmal die oesterreichische Zeitung lesen:

    . Ein Vorwurf lautet ja gerade, dass er sich mehr um sein eigenes Schicksal kümmere als um die Nöte der vormals Grande Nation. So ist Frankreichs Staatsschuld seit Sarkozys Amtsantritt um 500 Milliarden Euro gestiegen, wovon nach Schätzung von Ökonomen nur etwa ein Fünftel auf Kosten der Eurokrise geht.

    Schuld daran seien aber, man höre und staune, weder Sarkozy noch die Finanzmärkte, sondern die Einwanderer aus Nordafrika. Das insinuiert jedenfalls der wankende Präsident, indem er das alte Immigrationsthema aus dem Hut zieht: Ohne äußeren Anlass verkündete er, die Aufenthaltsbewilligungen um die Hälfte reduzieren zu wollen. Das ist billige Sündenbockpolitik, Stimmenfang nach Fasson des Front National. Aber eben: Jetzt interessiert nicht das Schicksal von Millionen von Ausländern in Banlieue-Vierteln, an denen der Wahlkampf völlig vorbeigeht, sondern das Schicksal von Monsieur le Président.

    http://derstandard.at/13312069.....ockpolitik

    Vielleicht verwechseln sie links mit rechts….

    fuer mich als franzoesischer Waehler ist dies allerdings rechts 🙂

    und dass ist in meinen Augen eine rechte
    “ Mittelmaessigkeit“

  16. avatar

    @ Lyoner
    Ihre Aussage
    -„Ich halte ihn weiterhin für einen Hanswurst, während er mich weiterhin für einen Antisemiten hält.“
    Ein Antisemit ist für mich jemand, der Juden oder alternativ Israel schaden will. Das ergibt sich bei Ihnen,glaube ich, nicht. Sie haben sich in diese Richtung verbissen (Antizionismus), aber man liest nirgends heraus, dass Sie Israel Schlechtes wünschen. Allerdings habe ich nicht alles gelesen.

    -„Ich bin da ganz entspannt, setze auf die “unsichtbare Hand”: er ist ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will (Etikettieren, Denunzieren, Diffamieren),“
    da stimme ich nicht überein. Er ist gutmütig. Erstens ist es eine Arbeitsmethodik, zweitens (ausführlicher): Manche Leute verabscheuen Pornographie, dass es sie gibt, die Protagonisten, pimps, Entführer etc. Aber das ist da wegen der Kundschaft. Und so ist das hier: Das ist reißerisch und wird wahrgenommen. Der heutige westliche Mensch nimmt oft nur das Reißerische wahr. Ein Tsunami mit 1000 Opfern wäre ihm heute zu klein. Vergessen Sie nicht, dass er beim guten alten reißerischen Augstein-Spiegel „aufgewachsen“ ist.

    „und doch das Gute schafft, wenn alle nur noch mit der Schulter zucken, wenn immer wieder mal, gestern, heute und morgen ein “Israelkritiker” oder “Holocaust-Relativierer” als “Antisemit” geoutet wird. Diese Geschichte müßte eigentlich Alan Posener gefallen.“
    Okay, manchmal ist das wirklich so, manchmal ist das überzogen, die Grenzen sind fließend. Eindeutig ist aber, dass über den Antizionismus der Antisemitismus zugenommen zu haben scheint, und dass man hierzulande, wenn man Antizionismus betreibt, muslimischen Antisemitismus und Israelhass stark fördert. Und das ist gefährlich.

    Das klingt gekränkt, übrigens. ich war auch gekränkt, als Posener mit Henning Mankell ankam. Wenn Juden einen kränken, das ist der Punkt, wo man zurück muss zum Holocaust und zu der daraus entstandenen persönlichen und kollektiven Neurose auf beiden Seiten. Man muss sich zwar wehren, aber während ich hier Posener anschoss, dachte ich darüber nach, was wohl mit seiner Großmutter passiert sein mag und was wohl mit dem schönen Haus, das Moritz Posener gebaut hat. Und bei Broder denke ich an seine traumatisierten Eltern.
    Vielleicht habe ich da jetzt einen Charakter euphemisiert und vielleicht auch Ihren. Aber ich bin grundsätzlich eher geneigt, Menschen Chancen zu geben. Sie können ziemlich sicher sein, dass Posener zumindest darüber nachdenkt. Schönes WE

  17. avatar

    @Parisien

    ich sprach nicht nur von Frankreich….

    sondern auch von meinen buddies over the ocean 🙂

    daher noch einmal gefragt:

    //Von links kommt auf jeden Fall die Mittelmäßigkeit//

    Wo bleiben die Fakten fuer ihre Argumentation??

  18. avatar

    Laut Wikipedia hat Kertesz seine Aussagen über das ungarische Untertanen-Gen mittlerweile richtiggestellt. Scheint also doch ein Fehler gewesen zu sein.

    Und es ist richtig: Die Ungarn sind nicht mehr gut drauf und prominente Juden werden auf offener Straße angepöbelt. Ich sehe eher wirtschaftliche Gründe und eine in der Demontage Ungarns nach Weltkrieg I und II wurzelnden Irredentismus.

    Europa entwickelt sich zu einem Kontinent der Unruhe.
    Aber es gibt auch linke und antinationale Tendenzen. In Frankreich löst wohl Hollande Sarkozy ab. Bei den zurückliegenden Wahlen in Deutschland hatten alle nicht-linken Parteien (FDP, CDU, NPD) Stimmeneinbußen. Auch die Neonazis operieren mit antikapitalistischen Parolen. In Griechenland und Italien gibt es keine demokratisch legitimierten nationalen Regierungen mehr. Neben den Kriegen der Vergangenheit können die europäischen Einiger jetzt der nationalstaatlich verfassten Demokratie auch vorhalten, sie könne nicht mit Geld umgehen.

  19. avatar

    @ Lyoner
    „Ihren Hinweis an Roland Ziegler, dass zwischen einer “durchdachten Liberalität” und “Liberalismus” unterschieden werden sollte, finde ich wesentlich; ihren Katalog des “Liberalismus” (alles ist erlaubt, alles ist gleich gut) will ich ergänzen: alles ist austauschbar, ersetzbar, Geld durch Geld, Job durch Job, Praktikant durch Praktikant, Partner durch Partner, ansässige Bevölkerung durch eine x-beliebige Bevölkerung ante portas (ich glaube, Posener kann Bevölkerungsgruppen nur als Sammlung von Individuen oder als “Massen” wahrnehmen) etc. Nun ja, dadurch hat dann keiner mehr ein “Privileg”; alle sind gleich, ein paar sind gleicher.“

    Nicht schlecht. Ja, so fühlt sich das an. Und nebenbei, durch so was sinkt natürlich auch das Leistungsniveau. Quote übrigens: Die fehlgeleitete Neuemanze, die übrigens ziemlich selten ist, ist sich nicht darüber im Klaren, dass sie von der Quote u.U. nichts hat, denn wo sie nicht qualifiziert ist, wird man auf der Topetage eine Amerikanerin, Französin, Inderin oder sonst was einstellen. So wie die Quote für Migranten nicht bedeutet, dass der Sohn vom Ali nach oben rückt, sondern eben jemand wie Anshu Jain, der jetzt schon Nostalgie nach Ackermann macht.

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    …Lyoner: Aber Ihre Kritik, dass zwischen Idee und Durchführung der europäischen Einigung eine große Kluft besteht, meinetwegen im Sinn von Parisiens Unterscheidung zwischen durchdachter Liberalität und Liberalismus, nehme ich an. M.E. beruht diese Kluft auf der Verwechslung von politischem Liberalismus mit Neoliberalismus (Frau Kemmler wird mich jetzt sicher wieder der Begriffsverunklärung bezichtigen und auf der historisch-genealogischen Einheit dieser Begriffe bestehen). Allerdings sollte man diese Kluft kritisieren, statt die Vereinigung als solche. Das hieße, das Kind mit dem Bade auskippen.

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    @Lyoner: Der „demokratische Prozess“ ist derzeit im wesentlichen bei der EU-Kommission verortet, einer sehr indirekt legitimierten und bürokratischen demokratischen Institution. Die Entscheidungskompetenz sollte dann, im Lauf des Prozesses, auf das EU-Parlament übertragen werden. Irgendwann wählt man als EU-Bürger eine EU-Regierung, ähnlich wie man heute in Deutschland eine Bundesregierung wählt. Die EU-Regierung würde jedenfalls die Außen- und Wirtschaftspolitik bestimmen; die Bundesregierung würde weiterhin für „lokale Strukturen“ Deutschlands zuständig bleiben, so wie die Bundesländer und die Kommunen heute für die lokalen Strukturen ihrer jeweiligen Gebiete zuständig sind. Aber das wissen Sie ja alles selbst.

    @Katrin Kemmler: Sie schreiben: „Heutige marktwirtschaftliche Schwächen liegen nicht an zu viel Liberalismus, sondern an zu wenig. Denn aus Angst vor Globalisierung hat man das Kartellrecht vernachlässigt.“

    Diese Deutung des Wirtschaftsliberalismus als Philosophie des Kartellrechts und anderer Marktregulierungen ist für mich ungewohnt. Ich habe den ihn bislang im Gegenteil als Instanz wahrgenommen, die die Einschränkungen des freien Marktes so weit wie möglich abbauen will, für den planwirtschaftliche Elemente grundsätzlich Teufelszeug ist und der davon ausgeht, dass es allen desto besser geht, je besser es der Wirtschaft geht. Aber offenbar tue ich damit dem inzwischen vielgeschmähten und daher bedauernswerten Neoliberalismus unrecht.

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    Herr Ziegler, bitte lassen Sie uns in den Begrifflichkeiten sauber bleiben. Der Neoliberalismus entstammt der Freiburger Schule und bekannte sich dazu, dass das Laissez- Faire eingeschränkt werden muss. Siehe auch Ordoliberalismus. Für mich ist die Umdeutung des Begriffes ein klassisches Beispiel für Propaganda, denn man müsste entweder die Geschichte (History) ignorieren oder umschreiben.

    Wie deutsche Journalisten eine solche Umdeutung zulassen konnten, ist mir ein Rätsel. Vermutlich gibt es nur wenige, die VWL studiert haben. Das englische Wikipedia ist glücklicherweise noch korrekt unterwegs. Heutige marktwirtschaftliche Schwächen liegen nicht an zu viel Liberalismus, sondern an zu wenig. Denn aus Angst vor Globalisierung hat man das Kartellrecht vernachlässigt. Zudem hat die Politik immer nur einen Halbsatz von Keynes angewendet, nähmlich die Erhöhung der Staatsausgaben in konjunkturschwachen Zeiten. Den Schuldenrückgang in konjunkturstarken Zeiten hat die Politik nie eingehalten.

    Was mich an dem Feindleitbild ‚Neoliberalismus‘ auch noch irritiert, ist der fehlende Gegenentwurf jener, die ihn so intensiv beklagen. Wie genau wollen Sie denn das Thema Wirtschaft angehen?

    @Kerstin, Bezeichnungen sollten dazu dienen, Inhalte möglichst präzise zu transportieren. Wie sich etwas anhört, ist zweitrangig. Ein Bekannter bezeichnet sich als ‚Jugo‘, er erwartet, dass man es mit Respekt ausspricht.

    Nachfahren des Blockwarts gibt es auch im Westen, nur nicht institutionalisiert. Und bei allem, was die DDR nicht gemacht hat, möchte ich nie in diesen Verhältnissen leben. Frankreich hat zwar schon Kriege geführt, aber dort würde ich mich sicherer fühlen.

    @Parisien, wir haben eine deutsche Demokratie. In Frankreich gibt es eine politische Streitkultur vom Abendtisch bis in alle Medien. Michel Friedman erinnert mich sehr daran, und man sieht ja, wie schwer sich Der Durchschnitts-Deutsche mit ihm tut.

  23. avatar

    Als Zugabe ein aktuelles drittes Beispiel aus einem sozialistischen Land: Wie komfortabel Massenmörder Breivik im Gefängnis lebt (Drei-Zimmer-Wohnung mit allem, was er braucht). Er lebt besser als ein Arbeiter. Auf dadg unf fpm (Bruce Bawer).
    Schwer Schlagseite nach links.

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    @ Roland Ziegler, Parisien

    Lieber Roland Ziegler, Sie wissen, dass ich die einfache logische Struktur Ihrer Argmentation schätze, ich finde darin eine lateinische clarté, Durchsichtigkeit. Gegen Ihre Einwände gegen meine Argumentation, dass es um das Enbetten der „lokalen“ Strukturen in höhere Stufen der Organisation, um diese zu retten, dass wir von ausgebauten europäischen Föderalismus profitieren können, ist nichts anderes zu entgegnen als: dass sie einen Idealtypus, ein Desiderat zeichnen, ein gewissermaßen platonisches Argument sind (ich gebe zu, dass meine bzw. Sloterdijks Ausführungen zu „Lokalismus“ auch idealtypisch sind). Wir können sicherlich noch den heuristischen Nutzen unserer Idealtypen austesten. Ich möchte Sie jedoch gerne fragen, wo Sie den demokratischen Prozess auf diesen höheren Organisationsstufen verorten wollen?

    Sie, Parisienne (das haben Sie ja inzwischen eingeräumt), reflektieren hier dagegen das wachsende Unbehagen an dem real stattfindenden Europa-Prozess. Die Ironie der Geschichte ist ja, Posener hat das Verdienst, uns das sehr deutlich gemacht zu haben, dass durch eine „Elite“, die sich als Avantgarde dünkt, durch Regulierungen einer demokratisch nicht legitimierten Bürokratie die wirtschafts-„liberalen“ Modernisierungsschübe durchgesetzt werden. Kein Wunder, dass sich daran ein abstrakt-progressiver Intellektueller wie Alan Posener seine arme Seele wärmt; der Hauptaffekt solcher Konzeptideologen liegt in der Destruktion, der Nivellierung gewachsener lokaler Strukturen, die jetzt nationalstaatlich organisiert sind, die Ziele sind eher sekundär, irgend einen Fortschritt wird es schon geben, statt des kommunistischen Friedensreichs dann eben ein „wohlwollendes Imperium“. Kommt noch einer, der behauptet, dass der erbärmliche Zustand der europäischen Integration den „Rechten“ geschuldet ist, weil diese am lautesten den Verlust von Souveränität beklagen? Europa ist doch nicht durch die „Reaktion“ in diesem erbärmlichen Zustand, sondern durch die technokratische Elite, unterstützt durch politische und publizistische Handlanger, oder sehe ich das falsch? – Ich hoffe, dass „Europa“ dadurch noch nicht ruiniert ist, sondern als „Europa der Vaterländer“, wie es der große Charles de Gaulle gewollt hätte, seine Chance bekommt.

    Ihren Hinweis an Roland Ziegler, dass zwischen einer „durchdachten Liberalität“ und „Liberalismus“ unterschieden werden sollte, finde ich wesentlich; ihren Katalog des „Liberalismus“ (alles ist erlaubt, alles ist gleich gut) will ich ergänzen: alles ist austauschbar, ersetzbar, Geld durch Geld, Job durch Job, Praktikant durch Praktikant, Partner durch Partner, ansässige Bevölkerung durch eine x-beliebige Bevölkerung ante portas (ich glaube, Posener kann Bevölkerungsgruppen nur als Sammlung von Individuen oder als „Massen“ wahrnehmen) etc. Nun ja, dadurch hat dann keiner mehr ein „Privileg“; alle sind gleich, ein paar sind gleicher.

    Ist dieses real existierende Europa-Projekt nun ein „linkes“ oder, wie Sie einwenden, ein „faschistoid-reaktionäres“ Projekt? Hier kann man sicherlich ausgiebig Pro und Contra diskutieren; ich möchte jedoch daran erinnern, dass in der Totalitarismustheorie große Schnittmengen, Parallelen zwischen „totalitär“ denkenden Angehörigen der beiden großen totalitären Ideologien, die alles aus dem Wege räumen, was den sog. „Gesetzen der geschichtlichen Höherentwicklung“ im Wege steht, gesehen werden, dass der „Faschismus“ in Köpfen entstand, die vom Bolschewismus sozialisiert wurden. Letztendlich wurden aus diesen „Revolutionären“ sklerotische Bürokraten und unterwürfige Öffentlichkeitsarbeiter, die die „Massen“ darauf kontrollierten, ob sie die Prawda nicht relativierten.

    @ Parisien

    Sie werden gemerkt haben, dass ich schon seit geraumer Zeit Broder hier nicht zum Thema gemacht habe, noch nicht mal auf Erwähnungen eingegangen bin. Das soll auch so bleiben. Ich halte ihn weiterhin für einen Hanswurst, während er mich weiterhin für einen Antisemiten hält. Ich bin da ganz entspannt, setze auf die „unsichtbare Hand“: er ist ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will (Etikettieren, Denunzieren, Diffamieren), und doch das Gute schafft, wenn alle nur noch mit der Schulter zucken, wenn immer wieder mal, gestern, heute und morgen ein „Israelkritiker“ oder „Holocaust-Relativierer“ als „Antisemit“ geoutet wird. Diese Geschichte müßte eigentlich Alan Posener gefallen.

    @ Alan Posener

    Ich will mal ein allgemeines Unbehagen äußern und die Kombattanten fragen, ob sie das ähnlich oder anders sehen.

    Ich sehe in Ihrer „Diskursethik“ eine klassische Double-Bind. Sie scheinen einerseits eine Wahrheitsfindung durch den Dialog anzubieten, d.h. dass die „Wahrheit“ durch den Austausch von Argumenten hin- und hergewendet, geprüft wird i.S. des Diktums von Claude Lévi-Strauss „Die wunderbarste und zugleich schwierigste Tatsache ist, dass die Wissenschaft nicht vorgibt – und auch nicht vorgeben kann – in einem absoluten Sinn >wahr< zu sein. … Sie ist eine Zusammenstellung von Arbeitshypothesen auf Probe." – Also: nun seid so frei, zu diskutieren; Eure Hypothesen sind wichtig und bedeutsam.

    Andererseits ist immer wieder spürbar, dass es bei Ihnen ein Set von Dogmen ("Absoluth Holocaust", "Absoluth Israel", "Absoluth Liberalismus", "Absoluth Der Westen", "Absoluth Rechts ist Scheisse" etc.) gibt, die nicht zur Diskussion stehen. Wer dies diskutieren, in Frage stellen will, ist ein "Relativierer", ein Abweichler, ein Häretiker. Sie suggerieren gerne, dass man Sympathisant von Mordbuben ist, wenn man nicht mit Ihren "Entscheidungshilfen" richtig antwortet.

    Sie würden nun uns allen das Leben leichter machen, wenn Sie sich dazu bekennen, dass Sie hier nicht als sokratisch Suchender (Ich weiss, dass ich nichts weiss), sondern als Kirchenlehrer oder Sektenführer im Vollbesitz der geoffenbarten Wahrheit unterwegs sind. Damit würden Sie die Gläubigen inkludieren und die Ungläubigen excludieren. Wäre doch einfacher?

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    @ APo
    Ich habe Ihnen jetzt mindestens ein Beispiel genannt dafür, dass das Schiff Schlagseite nach links hat (Frau Merkels Zickzack-Kurs immer weiter nach links). Aber ich nenne Ihnen noch eins: Nehmen Sie mal de Winter. Ich ziehe seine humorvollen Bücher Zionoco und Supertex vor, aber er müsste an sich den Nobelpreis bekommen für Hoffmanns Hunger. Hoffmanns Hunger tut weh, der trostlose Hoffmann, seine versterbende Tochter, seine abdriftende zweite Tochter, dieses unstete Leben. Außerdem hätte er ihn verdient für die Darstellung der Schwierikeiten der Nachkommen der holocaustgeschädigten Familien. Sie glauben doch nicht, dass diese sozialistische Akademie in Schweden einem Zionisten den Literaturnobelpreis geben würde? Sie gibt ihn gar keinem Juden, auch nicht Philip Roth, denn der ist Amerikaner. Pinter hat ihn, weil er selbst Sozialist war. Ich finde, wenn man den Literaturnobelpreis nicht vergibt, weil jemand brillant schreiben und etwas Wesentliches darstellen kann wie zum Beispiel in Hoffmann Schmerz und abgrundtiefe Leere, sondern danach verteilt, wie sozialistisch der Autor ist, hat das Schiff Europa Schlagseite nach links, und das Anwachsen Rechter oder auch vermeintlicher Rechter (Konservative werden auch in die Ecke gedrückt) ist eine Antwort darauf. Sagen wir mal so: Mit zuviel Rechts kann man natürliche auf Eisberge auflaufen, mit zu viel Links aber geht man sang- und klanglos unter, „not with a bang, but with a whimper“ (Dalrymple). Und deswegen ist Polarisierung wichtig, auch jemand wie Sarrazin. Und jemand, der „spaltet“ (Zitat Hilde Scheidt) wie Broder oder das sagt, was er denkt wie Gauck. Aber Linksmerkel von der Einheitspartei fand Sarrazin natürlich nicht „hilfreich“, während der Erzengel, der uns diese grellweiße Weihnachtsbeleuchtung gegeben hat, ihn zunächst ausschließen wollte. Dieser Einheitsbrei ist bedrückend.

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    @ RZ
    Sie sagen „Die Gutachsler betreiben Politik und verkaufen das als Journalismus.“
    So muss das aber sein. Politjournalismus muss Politik sein und nicht eine Reihe von Beruhigungspillen. Wenn Politjournalismus klar erkennbare Politik ist, kann man dazu im Einzelfall ja oder nein oder abwarten sagen. Posener ist auch Politik, deswegen löst er ja Diskussionen aus. Eine klare Position ist immer besser als eine verschwommene. Und Sarrazins recht klare Position machte auch Konturen. Ich schrieb vorher, er würde sich mit jüdischen Bolschewiken herumschlagen. Ja, er ist konservativ und in einzelnen Positionen rechts. Ich finde, man braucht das in einem Land, in dem die CDU nach links rutscht und Positionen von den Grünen und der SPD übernimmt, Merkels größter Fehler. In Frankreich scheint mir mehr Diversität vorzuherrschen. Sarkozy hat der Versuchung widerstanden, nach links zu rutschen. Er könnte das auch machen nach dem Motto: Runter von der Atomkraft (zuerst den Strom nach Deutschland abschalten), Versprechungen an Mindestlohnempfänger. Hat er nicht gemacht, dafür Hut ab! Das bedeutet, wenn Hollande gewinnt, hat er eine Opposition und umgekehrt. Sarkozy ist kein Schleimer und geht über den Verlust seiner Position. Er schlingert nicht so herum, um sich an der Macht festzuklammern. Im Moment sieht das aus wie ein CDU-Problem, wenn man an Wulff denkt. Thomas Mann, den Sie erwähnen, hatte klare Positionen, aber sie wechselten auch. Wir haben hier zu wenig Ecken und Kanten in diesem Land, und Sarrazin hat uns die Möglichkeit eröffnet, Kante zu zeigen. Goethe, den er stellenweise ja auswendig kann, hatte auch Kanten. Und heute natürlich Broder. Das ist ihm hoch anzurechnen.

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    @Katrin Kemmler: Was stört mich an dem Begriff Sowjetmenschen? Würden sie den Begriff Jugoslawienmenschen benutzen, nur um nicht alle einzelnen neu entstandene Staaten aufzählen zu müssen? Ich würde eventuell sagen Bürger der ehemaligen Sowjetunion. Außerdem kenne ich eine solche Wortverbindung nur als Marsmenschen, da regt sich bei mir ein Unbehagen, vor allem da ich ja aus der DDR komme und die Ressentiments gegenüber den Bürgern der ehemaligen Sowjetunion kennengelernt habe. Auch hier hat sicher die Ideologie der Nationalsozialisten (Herrenmenschen) und das Besiegtsein beigetragen, darüber konnte auch eine Fast-Pflichtmitgliedschaft in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische-Freundschaft nicht hinwegtäuschen.

    Ich will ihm da nichts unterstellen, doch gebe ich zu bedenken, es war eine politische Rede.

    So konnte beispielsweise ein Element des Nationalsozialismus – der Blockwart – mit neuem Namen und altem Inhalt ungeniert weiter existieren. (Ihr Zitat)

    Darin sehe ich in der Tat ein Problem, man kann nur vergleichen, was man kennt. Ich bin in einer Stadt aufgewachsen, die hatte keine Straßennamen nur Wohnkomplex-, Block-, Hauseingangs- und Wohnungsnummern. Heute sage ich schrecklich, ist mir als Kind nie aufgefallen.

    Bei der Frage des Blockwartes will ich aber folgendes bemerken. Hausbücher wurden in Preußen auch sehr ausführlich geführt. Da musste man sich sogar für einen Urlaub abmelden, da habe ich vor kurzem gestaunt, als mir meine Mutter so einen Ausschnitt eines Hausbuches vor 1933 (Ich glaube aus Breslau.) gezeigt hat. Die Frage ist: Woher wurden diese Dinge übernommen?

    Kann man das aufarbeiten? Nein, denn der Vergleich mit dem Nazi-Regime ist ungeheuerlich und nicht zulässig. (Ihr Zitat)

    Die Frage ist doch: Welches Ziel verfolge ich mit der Aufarbeitung? Wer macht diese Aufarbeitung? Welche Konsequenzen ziehe ich daraus?
    Gleichzeitig gebe ich zu bedenken, wie auf die DDR-Bürger mit dem Finger gezeigt wurde und das man selbst die Persilscheine nach dem Krieg geschenkt bekam. Dies steht meines Erachtens in keinem Verhältnis zu den begangen Taten. Die DDR hat keinen Krieg entfesselt, man hat keine fremden Völker versklavt und keinen Völkermord begangen. Das Ausmaß der Gewaltanwendung war im Nationalsozialismus ungleich höher. Ich will hier nichts beschönigen. Am Ende ist die DDR implodiert.

    Und da ich gerade etwas über die Verwendung von Begriffen geschrieben habe: Ich weiß, um die Probleme mit den Wörtern Holocaust bzw. Shoah. Ich benutze es, weil es allgemein so üblich ist. Das Wort Auschwitz zu benutzen, finde ich erst Recht falsch, da es nicht das ganze Ausmaß der Shoah zeigt. Selbst bei den jüdischen Opfern, so schätzt Daniel Goldhagen, wurden „40 bis 50 Prozent … anders als durch Gas“ getötet „und an diesen Morden waren insgesamt mehr Deutsche beteiligt als an den Vergasungen“ (Quelle: Richard Rhodes Die deutschen Mörder)

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    APo.: Vielleicht ist es Zeit, einige Dinge, die 2001 richtig waren, neu zu bewerten. Nur wer sich ändert, bleibt sich treu (Wolf Biermann).

    … viel früher. Bis 1989 zurück. Da war selbst ich noch von der Demokratie beeindruckt.

    Die Amis, die mir beim Joggen an der Mauer im Jeep auf Patrouille aufrecht hinter dem Maschinengewehr standen entgegen kamen, ’sagten‘ mir: bis hier her Genossen. Und keinen Schritt weiter.

    Nun sitzen die Genossen im Bundestag. Die FDJ-Sekretärin regiert.

    ICH WILL MEINE INSEL WIEDER HABEN!

    o.t.: Wolf Biermann wäre mein Wunschkandidat für das Amt des Bundespräsidenten.

  29. avatar

    @ RZ noch einmal:
    „Wirft Sarrazin dem “Mainstream” tatsächlich zu wenig liberale Demokratie vor? Doch wohl eher umgekehrt: Sarrazin will die Auswüchse der Liberalität zurückstutzen.“

    Er wirft ihm (dem MS) Verblödung vor, kollektive Verdummung und den Willen dazu. Deswegen hat er sich ja so unbedacht über den Verlust der jüdischen Intelligenz geäußert. Das ist ziemlich einseitig, denn wenn sie noch alle da wären, würde er vielleicht die Bolschewiken unter ihnen bekämpfen. Sarrazin hat Phantomschmerzen. Er, der auf einem humanistischen Gymnasium war und (wie ich) einige Gedichte auswendig kann, bemerkt zu Recht, dass wir kulturell und bildungsmäßig auf dem absteigenden Ast sind. Man muss Friedman dazurechnen, der sich mal in irgendeiner Talkshow vor ca. 2-3 J. erstaunt echauffierte, dass kein Geld für Lehrer da ist, aber für Banker aus dem Ärmel geschüttelt wird. Man muss auch Wolfgang Röhl dazunehmen, wenn er unser Fernsehprogramm beschreibt und das Factum, dass wir die Verblödung auch noch selbst finanzieren.

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    Und zum ungleich wichtigeren Thema Mediensteuerung: Entscheidend ist, ob die Fernsteuerung der Wähler durch die Medien eher zu- oder abnimmt. Wie war denn das zu Zeiten der Bonner Republik, als es gerade mal 3 TV-Programme gab – wurde dort stärker oder weniger stark als heute gesteuert? Und welche Rolle spielt heute das Internet?
    Wir sind heute wesentlich besser ud vielfältiger informiert als vor Jahrzehnten. Ich denke, unterm Strich darf man annehmen, dass z.B. Kanzler Kohls ewige Kanzlerschaft wesentlich stärker von Medien gesteuert wurde als die Öffentlichkeit von heute.

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    @ Jean-Luc
    Frankreich ist ganz anders. Frankreich hat eine Opposition. Die französischen Sozialdemokraten haben ihre Zeitungen. Vergleichen Sie bitte nicht unsere Glühbirnen-SPD mit der PS. Früher hätte ich noch hinzugefügt: Wir haben keinen Strauss-Kahn. Hollande kann ich nicht einschätzen.
    Und Marine LePen ist eindimensional.

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    @Parisien: Ich bitte Sie, ich habe Sie nicht fest mit den Gutachslern verbacken. Ich habe lediglich geschrieben: „Das, was Sie (und auch die Gutachsler) hier kritisieren, nennt sich Demokratie.“
    Warum reagieren Sie so empfindlich darauf? Die Gutachsler betreiben Politik und verkaufen das als Journalismus. Das Themen- und Meinungsspektrum dort ist, sagen wir: begrenzt. Was nicht passt (Gauck), wird passend gemacht. Warum auch nicht, es sind gute Autoren darunter, was für mich die Hauptsache ist. Ich bin weit davon entfernt, ihre Existenzberechtigung in der Medienlandschaft in Frage zu stellen, aber ebenso weit entfernt, ihre Ansichten zu übernehmen.

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    @ Alan Posener
    Vielleicht würde ich „dem Posener“ eher zugestehen, dass er auch Recht haben könnte, wenn er die faschistoid erscheinenden Verstrickungen zwischen Banken, globalisierter Wirtschaft und Politikern von links, konservativ, grün und gelb (Ausnahme: Die Linke) etwas kritischer betrachten würde, und wenn mancher diese nicht mit Demokratie verwechseln würde. In diesem post fühle ich mich wie Don Quijote, und Sie sind die Windmühlenflügel. Übrigens, wenn Sie mich in der Schule gehabt hätten, hätten Sie die nicht so langweilig gefunden.

    @ Roland Ziegler
    Sie unterscheiden m.E. zu wenig zwischen echter durchdachter Liberalität und Liberalismus (alles ist erlaubt, alles ist gleich gut). Ich möchte Ihnen ein Buch empfehlen, ein sehr logisches Buch: Paul Berman, Terror und Liberalismus. Es zeigt auf, wie weit die Wurzeln des Terrors zurückgehen und was sie mit falsch verstandener Liberalität zu tun haben.
    Außerdem noch ein anderer Begriff: Beliebigkeit. Was mich betrifft bezüglich Sarrazin: Ich schätze es,zusammen mit einigen modernen Muslimen, dass Sarrazin den Anstoß gegeben hat, dass offener über die Probleme geredet wird. Nichts anderes hat auch Gauck zum Ausdruck gebracht. Diese vergangene Vogel Strauß-Politik kann es nicht sein. Und deswegen kamen die Bürger aus den Löchern. Und diese Bürger, die da erscheinen, sind m.E. ein Schutz gegen rechte Knallköpfe vom Schlage pi-Kommentator. Wenn der Bürger Mundverbot hat, wächst rechts, auch clandestin.

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    Zur „Gefahr von rechts. Ich wundere mich seit langem, wie „der Bürger“ plötzlich die Position des „Künstlers“ im Sinne Thomas Manns einzunehmen versucht und auf den armen Mainstream eindrischt. Andere statten sich mit wilden Tätowierungen und Piercings aus, die den härtesten Punk in die Flucht schlagen. Nach meinem Eindruck ist das alles ein Zeichen, dass die Freiheit unter unserem Mainstream eher gewachsen ist.
    Dieser wildgewordene Bürger findet die Positionen von Herrn Sarrazin oft gut. Herr Sarrazin ist zu einer Ikone einer neuen bürgerlichen Protestkultur geworden, die sich den Mainstream vorknöpft. Wogegen oder wofür wird hier genau protestiert? Für mehr Demokratie, für mehr Liberalismus, für mehr Freiheit? Wirft Sarrazin dem „Mainstream“ tatsächlich zu wenig liberale Demokratie vor? Doch wohl eher umgekehrt: Sarrazin will die Auswüchse der Liberalität zurückstutzen. Dem Mainstream wirft er Multikuluralität vor, d.h. manche Minderheiten, die es gar nicht verdienen, zu sehr zu hegen und zu pflegen. Darunter würde die Mehrheitsgesellschaft leiden. Aber diese Mehrheitsgesellschaft – das ist doch genau der dumme Mainstream, dem er gerade vorwirft, dass… Vertritt Sarrazin also nicht doch eine autoritäre Minderheitenposition, die sich gegen die Mehrheit und gegen den liberalen Minderheitenschutz richtet? Dann wäre hier eine „Gefahr von rechts“.

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    @ Roland Ziegler
    Eine von Werbeträgern abhängige Mainstream-Berichterstattung kann nicht Demokratie sein, wie Sie weiter oben Katrin Kemmler im Prinzip erklären, allerdings mit dem Feindbildbegriff „Neoliberalismus“.
    Wenn mehr als 50 (vermutlich eher 70-80) Prozent der Bürger dasselbe glauben und zwar das, was ihnen im TV verkauft wird, kann das auch nicht Demokratie sein. Die von Ihnen offenbar abgelehnten „Gutachsler“ dagegen sind insofern demokratisch als Blog, als sie alles verlinken, auch das, was ihnen nicht schmeckt. Sie distanzieren sich zwar davon und haben eine Linie, aber man muss der als Leser ja nicht folgen. Auf jeden Fall wird man über beide Seiten der Madaille informiert. Die sog. Gutachsler haben daher einen höheren Anteil an gebildeten Lesern. Da Sie der Kometenschweif von Alan Posener sind, falls wir ihn hier jetzt als Kometen bezeichnen wollen, haben Sie mich jetzt aufgrund von dessen Vorschlag fest verbacken mit der Achse, der ich nur lose, aber achtungsvoll und dabei kritisch verbunden bin. Sie könnten sich das eigentlich selbst ausrechnen. Wenn ich 1:1 dadg wäre, würde ich mich mit Lyoner entweder anlegen oder ihn ignorieren, denn kaum jemand ist über dadg so hergezogen wie er. dadg ist schon daher demokratisch, auch wenn sie energie- und wirtschaftspolitisch eine Linie haben, dass sie ca. 20 Autoren sind und reichlich Gastautoren. Diese Leute sind kein Klon. Es sind alles differenzierte Typen. Und noch etwas: dadg ist nicht islamophob, auch wenn Sie das jetzt erstaunen sollte. dadg richtet sich gegen politische Kräfte, die bei Kriminalität, Unsinn und religiösen Herrschaftsansprüchen wie auch muslimischem Antisemitismus weggucken, sobald das islamisch ist. Es sind nicht die Muslime im Fokus von dadg, sondern die Straußen, die politischen Kräfte, die bei Problemen seit 40 Jahren! den Kopf in den Sand stecken.
    Aber bleiben Sie ruhig Kometenschweif. Selber denken tut ernsthaft weh. Kaufen Sie sich mal „Schöner Denken“ von Joffe, Broder, Maxeiner&Miersch. Wenn Sie sich darin selbst finden sollten, ist alles in Ordnung.

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    Ich denke, Parisien, Sie verrennen sich. Und dabei beleidigen Sie einen Menschen, vor dessen Lebenslauf man den Hut ziehen sollte:

    http://de.wikipedia.org/wiki/%.....rt%C3%A9sz

    Ihn wegen des polemisch gebrauchten Worts „genetisch“ mit Sarrazin zu vergleichen, ist erstens absurd und zweitens beleidigend. Daran, dass Sie ausfallend werden, merkt man aber immerhin, dass Sie ins Schwanken geraten. Sie schreien laut, um die leisere innere Stimme zu übertönen, die sagt: Vielleicht hat der Posener Recht. Vielleicht hat sich die Welt in den letzten zehn Jahren verändert. Vielleicht ist es Zeit, einige Dinge, die 2001 richtig waren, neu zu bewerten. Nur wer sich ändert, bleibt sich treu (Wolf Biermann).

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    @Parisien

    //Von links kommt auf jeden Fall die Mittelmäßigkeit//

    Enfin cher Parisien wenn ich mir meine buddies anschaue???

    oder wenn ich mitr anschaue was fuer eine “ Mittelmaeßigkeit “ ich bei Marine Le Pen finde

    da ist dieser Gedanke von ihnen nicht sehr zuendend 🙂

    Aber vielleicht gibt es ihrer Logik nach ein ein
    “ links-gen “

    Zu dieser Aeusserung von Ihnen kann ich nur sagen:

    T.G.I.F.

    🙂 🙂 🙂

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    Dieser Thread wird kürzer, falls niemand einesn zündenden Gedanken hat. Die Headline ist ehrlich: „Noch einmal: Joachim Gauck.“ Das ist wie in der Schule: Da einige, ich z.B., nicht verstanden haben, wie gefährlich Gauck ist, müssen wir das noch einmal durchnehmen. Im Fußball nennt man das Nachtreten. Dafür gibt es Rot. Apropos Rot: Sie, die Hellroten, die eigentlich eher rosa gefärbte Reaktionäre sind, die mit den Grünen (die gute deutsche Mülltrennung) wetteifern durch das Auswechseln der Glühbirne, verstehen Theater nicht mehr und lassen unter dem Holocaustmahnmal nächtigen. Das ist das Hotelbett, um das man uns beneidet: Selten so gelacht:
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....mt_kultur/
    Anmerkung: Hedwig Dohm war die Schwiegeroma von Thomas Mann, frühe Frauenrechtlerin. Wenn sie das lesen würde, würde auch in ihr etwas zerbrechen.
    Von links kommt auf jeden Fall die Mittelmäßigkeit, wobei ich die nicht mittelmäßigen Dunkelroten, Gysi und Lafontaine, ausdrücklich davon ausnehmen möchte.
    Man kann seine These, es drohe Gefahr von rechts, schlecht belegen, wenn man einen jüdischen Ungarn anführt, der genauso rechts ist wie die, die sich, „genetisch minderwertig“, in Rachsucht auf ihn stürzten. Nein, man widerlegt sich damit nur selbst. Alan Posener hat es fertiggebracht, einen Ungarn anzuführen, der offenbar – das ist der Umkehrschluss – an die genetische Überlegenheit von Juden glaubt. Dieser ist also eher Sarrazins Kronzeuge und nicht Poseners.

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    @Katrin Kemmler/EJ: Der sog. Wirtschafts- oder Neoliberalismus, der in der Tat von links bedroht wird, ist nicht identisch mit dem politischen Liberalismus. Hier wurde von bestimmten politischen Kräften seierzeitb eine bewusste Begriffsverwirrung inszeniert, der wir nicht auf den Leim gehen sollten. Denken Sie z.B. an Minderheitenschutz, ein elementarer Teil des politischen Liberalismus. Was bedeutet Minderheitenschutz auf der Wirtschaftsebene des Neoliberalismus? Gar nix. Im Neoliberalismus geht man pleite, wenn man eine Minderheit ist. Umgekehrt ist es im Sinne des politischen Liberalismus, für eine gleichmäßige, ausreichende Grundsorgung der Bevölkerung z.B. mit Bildung, Nahrungsmitteln und Medikamenten zu sorgen, d.h. in Teilbereichen Planwirtschaft zu betreiben, wenn auf diese Weise die Vielfalt geschützt wird.

    @Parisien: Vielleicht sollten Sie sich mal überlegen, was der Begriff „Mainstream“ überhaupt aussagt. Dann würden Sie sich nicht wundern, warum die „Mehrheit“ dem „Mainstream“ folgt bzw. der „Mainstream“ sich nach der „Mehrheit“ richtet. Das, was Sie (und auch die Gutachsler) hier kritisieren, nennt sich Demokratie.

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    @Kerstin

    Was genau stört Sie an dem Begriff Sowjetmenschen? Er beschreibt Menschen, die in der ehemaligen Sowjetunion gelebt haben. Diese ist bekanntlich auseinander gefallen. Sie erwarten nicht ernsthaft, dass Gauck alle neu entstandenen Staaten aufzählt?

    Was Sie aus Gaucks These zusammen häkeln, ist nicht haltbar. Ich versuche es Ihnen mit einfachen Worten zu erklären. Die neu gegründete DDR hielt es nie für nötig, den Holocaust aufzuarbeiten. Denn Hitler hatte Kommunisten umgebracht, also war man von Anfang an auf der ‚guten‘, auf der Opferseite. So konnte beispielsweise ein Element des Nationalsozialismus – der Blockwart – mit neuem Namen und altem Inhalt ungeniert weiter existieren. Ähnlich verhielt es sich mit der Propaganda.

    Kann man das aufarbeiten? Nein, denn der Vergleich mit dem Nazi-Regime ist ungeheuerlich und nicht zulässig.

    Das ist als ob ein Gericht den Vergewaltiger freispricht, weil er das Opfer nicht auch noch umgebracht hat.

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    @EJ Welchen Liberalismus meinen Sie? Die FDP?

    Mir fallen auf Anhieb so viele historische Beispiele ein, in denen der Liberalismus eine Demokratie gefährdet oder gar zerstört hat, dass Ihre These richtig schmackhaft wird. Nein, natürlich nicht. Kann Liberalismus ohne Demokratie überhaupt existieren?

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    Ja, ja – die ‚Demokratie‘, die ‚Demokrati‘, die ‚Demokrat‘, die ‚Demokra‘, die ‚Demokr‘, die ‚Demok‘. die ‚Demo‘ …

    Der Wettbewerb der Gauner: Über das Unwesen der Demokratie und den Ausweg in die Privatrechtsgesellschaft

    Kurzbeschreibung

    Der Wettbewerb der Gauner, von Prof. Dr. Hans-Hermann Hoppe, erklärt die unerträgliche Problematik des Politischen. Wer immer noch darauf hofft, dass eines Tages Politiker regieren, welche keine falschen Versprechungen machen, welche die Steuergelder nicht verschwenden, nicht in die eigene Tasche wirtschaften, sollte dieses Buch lesen.

    Die Parteiendemokratie wird sich nicht verändern, so der Autor. Sozialstaaten sind die Quelle gesellschaftlcher Konflikte und sich zunehmend verschäfender Missstände.

    Wettbewerb ist nicht immer ein Vorteil.

    Ein Wettbewerb im Lügen und Abkassieren, im Täuschen und Tarnen, ein Wettbewerb von in der Regel minderwertigen Menschen kann keine guten Ergebnisse hervorbringen. Wenn, wie öfters beklagt wird, der Staat Beute der politischen Klasse sei, wird regelmäßig angeführt, dass sich die Damen und Herren Volksvertreter einen Selbstbedienungsladen eingerichtet hätten: zu hohe, unangemessene Diäten, steuerfrei Aufwandsentschädigungen, vorteilhafte Pensionsansprüche usw..

    Eine derartige Kritik gleicht einem Appell an Eierdiebe, sie möchten nicht ständig das Licht im Hühnerstall brennen lassen, es kostete nur unnötig Strom und die Hühner könnten nicht mehr einschlafen.

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    @Derblondehans: Gut, ich meinte nicht die inneren Widerstände des Herrn Joschka Fischer, sondern die Widerstände innerhalb des Auswertigen Amtes.
    Marga Henseler war letztendlich der Auslösefaktor, vergessen Sie die alte Dame nicht. (Quelle: http://www.faz.net/aktuell/feu.....37511.html)

    Die Rede von Joachim Gauck beschäftigt mich immer noch, immer wieder stolpere ich über diese Stelle und frage mich: Welches Geschichtsbild steckt dahinter?

    Aber stellen wir uns einmal vor, die früheren Sowjetmenschen würden sich entschließen, dem Holocaustgedenken die zentrale Rolle im nationalen Diskurs zuzuweisen. Wäre nicht neben dem Nutzen, über den ich im vorigen Abschnitt gesprochen habe, vor allem eine starke Verdrängung eigener Schuldanteile die Folge? Käme nicht zum dominierenden Erinnerungsgut ´Großer Vaterländischer Krieg´, zu den Opfern, die er forderte, und dem Sieg über den Feind ein Schwerpunkt hinzu, der die so notwendige Bearbeitung der Schuld an 70 Jahren Staatsterror unterminieren würde? (Rede Gauck)

    Wenn ich mir den ganzen Abschnitt ansehe muss ich mich schon fragen: Was meint er hier? Sowjetmenschen (was für ein Wort?) Naja. Wieso soll das Holocaustgedenken an zentraler Stelle, die notwendige Bearbeitung der Schuld an 70 Jahren Staatsterror unterminieren? Dies ginge nach meiner Ansicht nur, wenn man die Opfer des Holocaust für die Täter des Staatsterrors hält, dies wäre dann ein antisemitisches Vorurteil (Antisemitismus) und würde mit Vorstellung der Nationalsozialisten übereinstimmen. Die zweite Möglichkeit ist, dass man annimmt, Hitler hat die Sowjetunion überfallen, um die sowjetischen Bürger vom Staatsterror zu befreien, dass war mit Nichten so.

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    @ Roland Ziegler
    Ich sagte MAINSTREAM-pressehörig. Und der ist latent links und an die Wünsche seiner Werbeträger angepasst. Sie können auch en masse meine Meinung annehmen. Das würde dazu führen, dass ich sofort eine andere hätte. Mein Geist lebt nur vom Widerspruch. Wenn mehr Deutsche so wären, hätte es dann den Holocaust geben können? Die meisten älteren Deutschen lieben ihr Auto, ihr Portemonnaie und sind ziemlich angepasst. Der Michel eben.

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