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Berlusconi und Benedikt

Jetzt, da die Ära Berlusconi zu Ende geht und das völlig abgewirtschaftete und vor allem demoralisierte Land faktisch von einem europäischen Kommissar regiert werden muss, sollte man daran erinnern, wer dem Bunga-Bunga-Mann die Möglichkeit des politischen Comebacks gegeben hat.

Um es vorweg zu sagen: es war die katholische Kirche, der Berlusconi die Erhaltung ihrer steuerlichen Privilegien versprochen hatte. Maßgeblichen Anteil daran hatte Papst Benedikt XVI. Aus aktuellem Anlass habe ich die entsprechenden Passagen  aus meinem Buch „Der gefährliche Papst“ zusammengefasst:

Rom, am 17. Januar 2008. Die Universität La Sapienza wird von Carabinieri und Polizisten in Kampfausrüstung geschützt. Wen die Ordnungskräfte schützen sollen, und vor wem, ist nicht ersichtlich. Zur Eröffnungsveranstaltung des akademischen Jahres sind nur einige hundert Gäste erschienen, im Auditorium Maximum bleiben viele Plätze unbesetzt. Denn der Hauptredner des Abends hat sein Kommen „aus Sicherheitsgründen“ abgesagt. Benedikt XVI wird aus Angst vor Protesten der Studenten und Professoren nicht erscheinen.

„Italien empört sich über Proteste gegen den Papst“, titelt die „Welt“ in Deutschland. Und es sieht in der Tat so aus, als wäre sich ganz Italien von links bis rechts einig in der Empörung gegen die Universität. Der Staatspräsident und frühere Kommunist Giorgio Napolitano schreibt dem Papst einen Brief des Bedauerns. Der linksliberale Premierminister Romano Prodi nimmt die Nachricht „mit Verbitterung“ auf und verurteilt das „inakzeptable Klima“, das den Papst zu diesem Schritt gezwungen habe. Roms grüner Bürgermeister Walter Veltroni, auch er ein ehemaliger Kommunist, bedauert eine „Niederlage der liberalen Kultur“ des Landes. Oppositionschef Silvio Berlusconi spricht von einer „Wunde“, die Europas größte Universität ebenso wie ganz Italien beschäme.

Warum es für eine liberale Demokratie „beschämend“, „inakzeptabel“ oder gar eine „Niederlage“ sein soll, wenn Studenten und Dozenten an ihrer Universität von der verfassungsmäßig garantierten Freiheit des Wortes Gebrauch machen wollen, scheint sich niemand zu fragen.

Ebenso wenig wird öffentlich darüber nachgedacht, ob der Vatikan mit der Absage des Papst-Auftritts in der Sapienza eigene Ziele verfolge. Schließlich liegt die Kirche seit langem mit der Regierung Prodi im Streit. Es geht zum einen um die 100.000 Immobilien, die die Kirche in Italien besitzt. Von der von der ersten Regierung Berlusconi sind sie 2005 von der Pflicht befreit worden, die Immobiliensteuer ICI zu zahlen. Von kirchlichen Orden verwaltete Hotels, Souvenirgeschäfte, Kinos und private katholische Schulen zahlen keine Immobiliensteuer, obwohl die Kirche mit ihnen lukrative Geschäfte macht. Dies bedeute für den italienischen Staat fehlende Steuereinnahmen im Wert von zwei Milliarden Euro, verlautete es aus der EU-Kommission. Ein Jahr später hatte die Regierung unter dem ehemaligen EU-Kommissar Prodi ein Gesetz verabschiedet, dem zufolge nur jene Kirchenimmobilien nicht besteuert werden sollen, die keinen Umsatz generieren. Neben der Aussicht, bald wie alle anderen Unternehmen des Landes einen Teil ihrer Profite der Allgemeinheit zur Verfügung stellen zu müssen, empört die Kirche vor allem wegen die von der Regierung Prodi geplante Liberalisierung der Ehegesetze, die unverheirateten und homosexuellen Paaren mehr Rechte einräumen soll. Im November 2007 hat der Benedikt-Vertraute Kardinal Camillo Ruini die Katholiken zu Kundgebungen gegen die Gesetzesinitiative aufgerufen. „Family Day“ nennt die Kirche ihren Kampftag. Es ist das erste Mal in der Geschichte Italiens, dass die Kirche gegen die Regierung auf die Straße geht. Mit Mussolini wurde kooperiert; gegen Prodi wird mobilisiert.

Darum ging es aber bei den Protesten an der Sapienza nicht, sondern um die Frage des Selbstverständnisses der Wissenschaft. Der Übergangsrektor der Universität, Renato Guarini, hatte ohne Absprache mit dem Akademischen Senat Benedikt eingeladen, eine lectio magistralis zu halten. Dabei wird der Eröffnungsvortrag des akademischen Jahres seit der Gründung der Sapienza vor über 700 Jahren immer von einem Mitglied des Lehrkörpers gehalten. Gegen diesen Traditionsbruch protestiert zwei Tage nach dem „Family Day“ der 84-jährige Physikprofessor Marcello Cini – auch er ein früherer Kommunist, worauf seine Kritiker nicht müde werden hinzuweisen – in einem offenen Brief. Man könne, so Cini, das akademische Jahr an der staatlichen Universität Sapienza nicht mit einer Vorlesung aus dem Fach Theologie eröffnen, die ja „seit langer zeit aus dem Fächerkanon der modernen Universität verschwunden ist“. (Diese Feststellung ruft im Konkordatsland Deutschland vielleicht einige Verwunderung hervor, beschreibt aber in Italien wie in den meisten westlichen Demokratien schlicht und einfach die akademische Wirklichkeit.) Gegen einen Besuch Benedikts bei anderer Gelegenheit hat Cini nichts einzuwenden; schließlich hat auch Benedikts Vorgänger Johannes Paul II die Universität besucht. Dagegen hat es ebenfalls Proteste gegeben, die Wojtyla jedoch mit einer ironischen Bemerkung abtat. Aber der Pole, der den kommunistischen Machthabern in seiner Heimat die Stirn bot, ist aus anderem Holz als der Deutsche, der vierzig Jahre nach seiner Flucht vor den 68ern aus Tübingen nun erneut der Auseinandersetzung an einer Universität aus dem Weg geht.

Diesem Brief Cinis, der sich im übrigen vor allem gegen Ratzingers Umdeutung des Begriffs Vernunft als „trojanisches Pferd“, um die Theologie in den wissenschaftlichen Diskurs einzuschmuggeln, und gegen die „expliziten“ Angriffe Ratzingers gegen Darwins Theorie der Evolution richtet, schließen sich tags darauf 67 Physikdozenten der Sapienza in einem – wohlgemerkt privaten – Brief an Guarini an, in dem sie außerdem Benedikts Verteidigung des Prozesses gegen Galileo Galilei bei einer früheren Rede an der „Sapienza“ kritisieren. Diesen Brief leitet Guarini vier Tage vor dem geplanten Papst-Besuch an die Medien weiter. Dadurch wird die Stimmung angeheizt: Während die Kirche in Gestalt des Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz Angelo Bagnasco nun gegen den „laizistischen Obskurantismus“ poltert, wird für die liberale Universitätsöffentlichkeit der Fall Benedikt zu einem Testfall für die Freiheit der Wissenschaft und des Wortes.

Was der Prozess der Inquisition gegen Galileo Galilei für das Selbstverständnis der Moderne bedeutet, hat Benedikt selbst in der inkriminierten Rede von 1990 an der „Sapienza“ ausgeführt: „Das im 17. Jahrhundert noch wenig beachtete Ereignis war im Jahrhundert darauf geradezu zum Mythos der Aufklärung überhöht worden: Galilei erscheint als das Opfer des in der Kirche festgehaltenen mittelalterlichen Obskurantismus.“ Gegen diesen „Mythos der Aufklärung“ polemisiert Ratzinger 1990. Und glaubt, den Zeitgeist einer wissenschaftsskeptischen Ära auf seiner Seite zu haben: „Der Widerstand der Schöpfung gegen ihre Manipulation durch den Menschen ist im letzten Jahrzehnt zu einem neuen Faktor der geistigen Situation geworden. Die Frage nach den Grenzen der Wissenschaft und nach den Maßen, denen sie zu folgen hat, stellt sich unausweichlich.“ Wer das als Drohung versteht, die Kirche wolle der Forschung Fesseln anlegen, geht nicht fehlt. „Bezeichnend für die Änderung des Klimas erscheint mir die Änderung in der Art und Weise, wie man den Fall Galilei beurteilt“, so Ratzinger weiter. So habe man ihn „in einem Interview über den Fall Galilei nicht etwa gefragt, wieso die Kirche sich angemaßt habe, naturwissenschaftliche Erkenntnis zu behindern, sondern ganz im Gegenteil, warum sie eigentlich nicht klarer gegen die Verhängnisse Stellung genommen habe, die sich ergeben mussten, als Galilei die Büchse der Pandora öffnete.“

Zwar hat Benedikt 1990 nicht mit eigenen Worten den Prozess gegen Galilei verteidigt. Das wäre auch unklug gewesen, denn zur gleichen Zeit hatte Papst Johannes Paul II. gerade die Rehabilitierung Galileis betrieben und sich im Namen der Kirche für die Verfolgung des Wissenschaftlers entschuldigt. Doch die Rede an der „Sapienza“ war als klares Signal an diejenigen in die Kirche gerichtet, die mit dieser Entschuldigung nicht einverstanden waren. Die Rechtfertigung des Galilei-Prozesses überlässt Ratzinger also dem Philosophen Paul Feyerabend. Es hat freilich etwas unfreiwillig Komisches, wenn der Kämpfer gegen die „Diktatur des Relativismus“ zur Entzauberung des Mythos der Aufklärung ausgerechnet den Hauptvertreter des philosophischen Relativismus zitiert: „Die Kirche zur Zeit Galileis hielt sich viel enger an die Vernunft als Galilei selber, und sie zog auch die ethischen und sozialen Folgen der Galileischen Lehre in Betracht“, so Feyerabend. „Ihr Urteil gegen Galilei war rational und gerecht…“. Das ist allerdings eine merkwürdige Vernunft, die mit Folterwerkzeugen ihre Beweise führt. Und was die „ethischen und sozialen Folgen“ angeht, so haben zwar autoritäre Systeme immer schon behauptet, mit ihrer Zensur nur das Beste für die Menschen zu wollen, nie aber die Menschen entscheiden lassen, was dieses Beste sei. Andererseits war der Vertreter einer „anarchistischen Erkenntnistheorie“  – so der Titel von Feyerabends Hauptwerk – durchaus imstande, um des Krawalls und der Provokation Willen einer im Kern totalitären Haltung das Wort zu reden: Feyerabends Hauptlosung hieß ja „Anything goes!“ Und wenn es gegen die Aufklärung geht, scheint Ratzinger ähnlich zu denken. Keine Frage, die Proteste der Professoren dagegen, dass ausgerechnet er das akademische Jahr eröffnen sollte, waren durchaus berechtigt.

Mit der Absage des Papst-Besuchs in der Universität nimmt die Kampagne gegen die linksliberale Regierung schärfere Formen an. Nun ruft Kardinal Ruini Italiens Katholiken auf, das sonntägliche Angelusgebet des Papstes zu einer Solidaritätskundgebung für Benedikt umzufunktionieren. Politische Parteien der Rechten und katholische Organisationen wie „Communione e Liberazione“ und „Sant’Egidio“ machen mobil: mindestens 150.000 Demonstranten strömen am 20. Januar auf den Platz vor dem Petersdom. In der ersten Reihe stehen führende Vertreter der Opposition, von Berlusconis rechtspopulistischer Forza Italia über die ehedem neofaschistische Alleanza Nazionale bis hin zur separatistischen Lega Nord, mitsamt ihren lautstarken Anhängern. Ebenfalls anwesend ist der Führer der kleinen christdemokratischen UDEUR-Partei, Clemente Mastella. Trotz seiner Mafia-Verbindungen ist Mastella Justizminister in Prodis Kabinett gewesen. Just am Tag des geplanten Benedikt-Auftritts in La Sapienza hat er allerdings wegen der Verwicklung seiner Frau in die so genannte „Why not?“-Korruptionsaffäre zurücktreten müssen, ist aber in der Regierungskoalition geblieben. Nun rufen ihm die Rechten zu: „Stürze ihn, Clemente! Stürze Prodi!“ Am nächsten Tag tut Mastella genau das. Der Christdemokrat tritt aus der Koalition aus und spricht dabei von der „Erleuchtung, die ihm in der Menge vor Sankt Peter gekommen“ sei. Die Kirche hat bald mit Berlusconi wieder einen Regierungschef in Rom, der die Familienwerte und – was vielleicht wichtiger ist – die Immobilienwerte der Kirche verteidigt. Das Land bezahlt in mehrfacher Hinsicht die Rechnung.
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95 Gedanken zu “Berlusconi und Benedikt;”

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    Parisien schreibt: ‚Mit Wissen und Chancen bleiben den Religionen lediglich die Religiösen, und die reichen ihnen nicht.‘

    Ich meine, dass Neugier (eine) Voraussetzung für ‚Wissen‘ ist. Also ‚Wissensdurst‘ sozusagen. Damit wären Sie auch selber auf die
    Päpstliche Akademie der Wissenschaften
    gekommen. Oder worum geht ’s?

    Übrigens ist Stephen Hawking Mitglied auf Lebenszeit bei der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Beispielsweise.

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    Was spricht dagegen, das Zwiebelkuchenrezept von Frau Groda direkt hier auf dem Blog zu veröffentlichen? Das wäre doch vielleicht auch was zum Lesen für Michael Mink.

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    Sie haben ja an sich Recht, Herr Posener. Ich glaube nur, dass der Papst auch ein Realist ist, und dass er abstrakt denkt. Galilei damals hatte auch keine andere Wirkung als der Papst selbst heute mit seiner Rede in Regensburg, wofür er dann als Puppe brannte. Die missionierenden Religionen haben Angst vor Wissen, weil Ihnen mit Wissen die Leute abhanden kommen, wie schon im Sündenfall beschrieben ist. Mit Wissen und Chancen bleiben den Religionen lediglich die Religiösen, und die reichen ihnen nicht.;-)

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    Diesen Artikel werde ich nicht lesen. Bereits nach wenigen Zeilen schlägt mir der geballte Hass des Autors gegen die Katholische Kirche entgegen. Den Rest kann man sich denken, muss es aber nicht!

    Was ist danur falsch gelaufen, Herr Posener?

  5. avatar

    Zum Zitat von Engels: ‚Sie ziehen umher und wollen sich überall einschleichen, sie predigen ihre satanischen Lehren auf den Märkten und tragen das Panier des Teufels von einer Stadt zur anderen, die arme Jugend hinter sich herlockend, um sie in den tiefsten Schlund der Hölle und des Todes zu stürzen. Es ist eine offene und erklärte Feindschaft und anstelle aller Sekten und Parteien haben wir jetzt nur noch zwei: Christen und Antichristen.‘

    … *rofl* … ein blindes Huhn findet eben auch mal ein Korn.

  6. avatar

    Ne, lieber Posener, im Alter werden Sie alle fromm, ob Brecht, Mao und sogar Stalin. Vor ihrer letzten Reise erinnern sich alle brav an Gott.

    Da Sie noch immer dem Athismus treu sind scheinen Sie sich bester Gesundheit zu erfreuen – was nicht nur mich außerordentlich freut!!!

    Ihre Landplage

  7. avatar

    Lieber Berger: Interessante „Adresse“, cool – gefällt mir sehr.
    Hoffentlich meinten Sie das mit dem Rezept nicht so vieldeutig …. ich habe tatsächlich nur Rezepte für Zwiebelkuchen, und bei globalisierten Insolvenzen arbeite ich nur noch mit dem gesunden Menschenverstand. Da halte ich es wie die Oma von Ihnen?, oder Don Camillo, weiß ich nicht mehr.

    Melde mich mit dem Rezept.

    LG die Landplage

  8. avatar

    Parisien: Über Weizsäcker, Galilei und die Bombe habe ich in meinem Papstbuch geschrieben. Ratzinger war nicht gut beraten, ausgerechnet Weizsäcker, der selbst Patente für die Atombombe anmeldete, als Kronzeugen wider Galilei zu zitieren. Übrigens empfehle ich zur Beantwortung der Frage Roland Zieglers, wohin „der andere Weg“ führt, die Stellungnahme Joseph Ratzingers zu AIDS 1985.
    Danach liest man seine Bundestagsrede mit dem Lob des Naturrechts mit anderen Augen.
    Liebe Rita Groda: Ich denke, Friedrich Engels bedient sich hier einer etwas schwerfälligen Ironie.

  9. avatar

    Liebe Frau Groda,

    es hat nichts mit Antichristen und Christen zu tun.

    Besteht die Möglichkeit Ihr Zwiebelkuchenrezept via Mail zu erhalten??

    Es wäre super!!

    Hier meine temporäre Mailadresse:

    Hier meine temporäre Mailadresse:

    berger.mo@nervmich.net

    um keine Spamfluten zu bekommen.

    Vielen Dank im voraus.

    Moritz Berger

    In und unseren nächsten ” Camp ” (Hallo Frau Groda wir sind im Januar wieder in BW, aber dieses Mal im Land der Gelbfüßler, und auch bei Zwiebelkuchen und Spätzle und Vino ), sprich eine adhoc Gruppe von Kollegen, die an einem Wochenende einmal durchspielen, was wäre wenn….., sprich neue Formen des Wirtschaftsleben anzudecken.

  10. avatar

    Lieber Posener,

    der Wahrheitsgehalt Ihres Kommentars ist nicht marginal.
    Trotzdem – nicht böse sein – neigt mein Bauchgefühl ein wenig zu den Bemerkungen von Friedrich Engels, immerhin einem der Verfasser des Kommunistischen Manifests, über die Atheisten.

    „“Sie ziehen umher und wollen sich überall einschleichen, sie predigen ihre satanischen Lehren auf den Märkten und tragen das Panier des Teufels von einer Stadt zur anderen, die arme Jugend hinter sich herlockend, um sie in den tiefsten Schlund der Hölle und des Todes zu stürzen. Es ist eine offene und erklärte Feindschaft und anstelle aller Sekten und Parteien haben wir jetzt nur noch zwei: Christen und Antichristen.“

    Wüßte man nicht, daß dieses Zitat von Engels stammt, könnte man es als Presseerklärung unseres Papstes durchgehen lassen.

    Verzeihen Sie mir diese Entspannungsübung, aber hier geht es mir etwas zu ernst zu.
    LG Ihre Landplage

  11. avatar

    Das Portugiesisch wird wichtiger als Spanisch. Heute sprechen 300 Millionen Menschen das Portugiesisch in Brasilien, Angola, Mozambique, Portugal, Guinea-Bissau, Sao Tome e Principe, Kapverdische Republik, Timor do Este (Asia-Pacific) – und Macau/China (immer noch Tageszeitungen in Portugiesisch!). Guinea Equatorial wird das Spanisch mit dem Portugiesisch ersetzen. Die Lusophonie ist natuerlich nicht bedeutsam in der Wissenschaft oder Technik (obwohl die Lufthansa von Frankfurt nach Berlin mit brasilianischen Embaer fliegt), sondern geo-diplomatisch – weil die Lusophonen mit Brasilien ihre Richtung orientieren in den internationalen Institutionen. Und die Lusophonen sind bedeutungvoll als kommende Produzenten von Oel, Gas, Mineralien, und besonders durch die klimatischen Vorteile und grossen Anbauflaechen und Wasservorkommen fuer Lebensmittel in Brasilien, Angola, Mozambique. Auch der demographische Wachstum gegenueber den sich veraelternden hochentwickelnden Nationen in Europa, Japan, Korea.

  12. avatar

    „Schnurgerader Weg“: Nicht nur zur Atombombe, auch zum Antibiotikum führt ein solch „schnurgerader Weg“. Offenbar zweigen von Galilei mehrere schnurgerade Wege in diametral entgegengesetzte Richtunen ab. Was nun? Und wohin führen eigentlich die schnurgeraden Wege, die seinem Gegenspieler, der Inquisition, ausgehen? Auch C.F. von Weizsäcker wandelt auf einem wie auch immer geformten Weg; vielleicht sollte er, wenn die Zuschreibung zutrifft, noch einen Schritt weitergehen.

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    @APo: Hmm. Danke, aber es gibt verschiedene Auffassungen und Auslegungen dazu. Z.B. C.F. von Weizsäcker:
    „geht zum Beispiel C.F. von Weizsäcker noch einen Schritt weiter, wenn er einen „schnurgeraden Weg“ von Galilei zur Atombombe sieht.“
    http://www.domradio.de/benedikt/artikel_37583.html

    Und die Atombombe des Iran kann zu einer Apokalypse führen. Und wenn die Russen und die Amerikaner ihren kalten Krieg über Deutschland hätten heiß werden lassen, würden wir das hier wohl nicht schreiben.

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    @Moritz Berger: Ja genau: Wenn sehr viele sehr verschiedene Menschen eine Sprache zu sprechen versuchen, wird das nicht ohne Folgen bleiben für die Sprache. Das Spanische würde abgeschliffen werden.

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    Warum ist es wichtig, dass der Vatikan etwas mit der Genese der zweiten Regierung Berlusconi zu tun hatte? Nicht, weil es mir ins Feindbild passt. Wen interessiert mein angebliches Feindbild? Sondern erstens weil der Papst ständig predigt, die Kirche mische sich nicht in die Politik ein, zuletzt vor dem Deutschen Bundestag. Und zweitens weil an dieser Einmischung wieder einmal die Doppelmoral der katholischen Kirchenführung sichtbar wird. Außerdem finde ich es – drittens – auch nachträglich interessant, dass sich die Krise an der Sapienza daran entzündete, dass Benedikt – zu Recht – vorgeworfen wurde, die Verurteilung des Prozesses gegen Galilei durch seinen Vorgänger zu relativieren, ja das Vorgehen der Inquisition als gerechtgertigt zu verteidigen, weil Galilei die „Büchse der Pandora“ geöffnet habe. So weit ist Italien gekommen, dass die Verteidigung des „Mythos der Aufklärung“ (Ratzinger) gegen die Zumutungen der ecclesia militans schon als Zeichen der Illiberalität gewertet wurde. Das ist es, unter anderem, was ich mit „demoralisiert“ meine.

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    @Roland Ziegler

    Englisch ist eine lingua franca geworden, verstärkt auch durch unsere Cyberwelt

    Ob Englisch als Verhandlungssprache primitiv ist sei dahin gestellt.

    Wenn Sie diese Artikel durchlesen, müssten Sie eigentlich zum Ergebnis kommen, dass, falls Spanisch sich als lingua franca durchsetzen soll, Spanisch folglich auch eine primitive Sprache werden wird:-)

    http://www.heise.de/tp/artikel/32/32061/1.html

    http://www.heise.de/tp/artikel/1/1157/1.html

    Die englische Grammatik ist mehr oder weniger sehr einfach. Wenn Sie sich aber einmal die Vielzahl der englischen Synonyme anschauen, dann entdecken Sie eine sehr großen sorachlichen Reichtum. Nicht zuletzt auch auf den Einfluß der “ Invasoren “ des Kontinents zurückzuführen:

    http://www.english-munich.de/34.html

    Die Einfachheit der englische Sprache macht sich m.E. auch in den jokes von Helmut Kohls Englisch deutlich:

    You can say you to me

    You are heavy on the wire

    Und als Maggie ein ale drinkt und Helmut ein lager:

    To your helth Helmut!!

    To your dunkelth Maggie

    Daher

    Dear Roland,

    Come in and find out

    P.S. Überlassen wir die Einschätzung doch unserem Anglisten 🙂

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    @Alt 68 er

    Die 400 Mrd. € die nicht im GDO auftauen setzen sich aus hinterzogenen Steuern Korruptionsgeldern und Umsätze der Schattenwirtschaft zusammen. Es handelöt sich um Schätzungen abgeleitet von anderen Indikatoren.
    Eine Aufschlüsselung ist gerade wg des “ Schattens “ nicht möglich.

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    Amerikanisch kann sehr vereinfachend sein, Amerikanismen, die meist sonnig falsch sind – Hannes Stein hat sich mal in einem Buch dazu geäußert – sowieso. Aber Shakespeare ist ein ganz anderes Kapitel. Den muss man erstmal verstehen. Überhaupt die litararische Sprache. Ich empfehle: Englische und Amerikanische Dichtung, 4 Bände, zweisprachig, Beck-Verlag. Großartig.
    Ich meinte das anders: Lateinamerika ist ein wachsender Raum, sowohl in Bezug auf Wirtschaft als auch auf Menschen. Wir dagegen schrumpfen, sowohl wirtschaftlich als auch demographisch. Gabriel Garcia Marquez ist mein Lieblingsautor. Ich finde, dass niemand jemals eine so großartige Liebesgeschichte geschrieben hat wie „El Amor En Los Tiempos del Cólera“.

  19. avatar

    @ Moritz Berger

    Sind die 400 Mio € tatsächlich die hinterzogenen Steuern oder der Anteil der „Schwarzwirtschaft“, auf den keine Steuern bezahlt wird?

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    Jan Z. Volens/Moritz Berger: M.E. ist es nicht falsch zu sagen, Englisch sei „primitiver“ als Spanisch (und alle anderen Sprachen), wenn damit die Komplexität der Strukturen gemeint ist, die von der Sprache bereitgestellt werden. Englsich hat vermutlich die geringste Komplexität. Dies ist sicher auch ein wichtiger Grund, warum Englisch zur Weltsprache geworden ist: Es ist eben am einfachsten zu lernen.
    Daraus aber zu folgern, Englisch wäre in irgendeinem Sinn „schlechter“, wäre ein Fehlschluss. Was man nicht durch eine Strukturmodifikation (z.B. das zitierte mesa – mesita) zum Ausdruck bringen kann, bringt man eben anders, durch eine Aneinanderreihung innerhalb der Syntax, zum Ausdruck. Irgendwann ist es auch auf Englisch klar, was gemeint ist. Allenfalls kann man sagen, Englisch wäre als Sprache nicht so „schön“, weil es so wenig Modulationsmöglichkeiten mitbringt. Das heißt aber nicht, dass englische Texte nicht „schön“ sein können, oder dass sie irgendeinen Nachteil mit sich bringen. Es kommt eben darauf an, was man beim Anwenden aus den Möglichkeiten der Sprache macht.

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    @jan z. volens

    „primitiven Englisch“

    Seit wann ist Englisch primitiv??

    Und was sagen wohl die Katalanen zur kastilischen Sprache?

    Dieses Schubladendenken sollten wir doch wohl über Bord werfen!!

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    @Alan Posener

    Trotz Ihrer Bemühungen haben Sie noch immer Schwierigkeiten mit den tables over ten:-)und der Prozentrechnung 🙂

    400 Mrd. entfallen in Italien jährlich auf Steuerhinterziehung, Korruption und Schattenwirtschaft!!(Bei einem GDP von ca. 2 Bill. € entspricht dies einem Anteil von ca. 25 % !!!)

    Dem steht ein jährlicher Steuerentgang durch die katholische Kirche von 2 Mrd.€ gegenüber!!

    Aber klar, Moritz Berger, die zwei Milliarden (jährlich: das summiert sich schnell)

    Einfacher Dreisatz:

    Wenn in einem Jahr die katholische Kirche 2 Mrd Steuer nicht zahlt,

    Dann werden x Jahre benötigt um den gesamten jährlichen Steuerentzug von 400 Mrd.€ zu kompensieren

    P.S. Meine Güte, sind Sie früh wach!
    Während Sie Nachtarbeiter sind und den Dow Jones/Nasdaq verfolgen schaue ich mir den Nikkei an 🙂

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    Die „CIA“(BND)des Vatikans: SANTA ALIANCA, und der „Verfassungsschutz“ des Vatikans: SOLIDATIUM PIANUM – wurden in der Ausgabe No.6, April 2011 in der Zeitschrift der „Bundes-Abwehr“ Brasiliens – Agencia Brasileira de Inteligencia – beschrieben. Quellen in Englisch, welche von dem Author dafuer genutzt wurden sind: Alvarez, David: „Spies in the Vatikan – Intrigue vom Napoleon to the holocaust“, Kansas University Press, 2002. — Budiansky, Stephan: „Her majesty’s spy masters“York Penguin Press 2005, — Hogge, Alice: „God’s Secret Agents“ Harper Collins. Und drei Buecher von drei Authoren welche in Spanish publiziert wurden: Lopes, Antonio, — Lebec, Eric,—Fratinni, Eric .

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    Einverstanden: Spanisch waere fuer ALL die praktischste, und vor allen die schoenste aller Sprachen. Eigentlich „Castellano“ -denn in Spanien werden mehrere Sprachen gesprochen! „Wer das Spanisch und das Por(tugiesisch spricht, bekommt das ‚Gallego‘ Galicias – gratis extra!“ Der Vorteil: Auserhalb Castillas, wird das Spanisch genau so geschrieben wie es gesprochen wird. Im Gegensatz zum primitiven Englisch, gibt es wie im Deutsch die „intime Form“ TU(du) – damit man „richtig“ mit Frauen und Katzen sprechen kann. Und man kann im Gegensatz zum primitiven Englisch auch Verkleinern: Tisch-Tischlein: Mesa – Mesita. Auch der grammatische Subjunktiv im Spanisch kann viele Moeglichkeiten und Gefuehlsformen und Vorbehalte ausdruecken welche nicht im primitiven Englisch vorhanden sind. Und dann der Klang: Placido Domingo und Julio Iglesias versus Elvis Presley oder Beatles! Der Goldstandard der spanischen Aussprache ist das kolumbianische Spanisch – trotz dem was man in BRD ueber Colombianos denkt. Gabriel Garcia Marquez hat bewiesen dass die Colombianos auch schreiben koennen… Aber fuer auswanderungstrebende Italianer waere das aehnliche Portugiesisch interessant: Brasilien sucht 2 Millionen Wissenschaftler, Ingenieure, IT Techniker, Aerzte. Vor 100 Jahren wanderten fast 2 Millionen Italianer nach Brasilien …

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    Mario Monti macht jedenfalls den Eindruck, Italien seriös repräsentieren zu können – ein Albtraum geht zuende – und in Mailand regiert ein sehr guter neuer Erzbischof (der am 7.11. seinen 70. hatte)

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    @Parisien: Den Artikel kenne ich noch nicht, wohl aber, dank meiner bedauernswerten Nichte, die kürzlich das Abi fertiggestellt hat, die aktuelle Situation an den Unis, an denen gerade zwei Jahrgänge gleichzeitig neu unterzubringen sind. Eine plötzliche, einmalige Verdoppelung der Erstsemester ist eine besonders problematische Situation. Evt. steht dem in ein paar Jahren ein entsprechender Output an Akademikern gegenüber, den man vielleicht sogar gebrauchen kann.

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    Lieber APo, und nun zu Ihrem eigentlichen Thema: Ihr beständiges Rauspicken der Katholischen Kirche als Haupt-Sündenbock erinnert mehr als vage an Antisemitismus vom Stil der UNO: Was der UNO ihr „Israel did it“, ist Ihr „The Catholic Church did it.“ Hauptsache, der Sündenbock passt ins eigene Konzept.

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    PS: Ich fände es ohnehin sinnvoller, wenn Spanisch Lingua Franca würde. Das können viele Amerikaner auch, und die Romanen hätten damit nicht das geringste Problem.

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    @APo: Mit Lingua Franca meinen Sie Englisch. Die Romanen tun sich alle schwer mit Englisch. Und die Amerikaner übrigens mit allen anderen Sprachen. ich könnte Ihnen eine junge Italienerin vorstellen, die perfekt deutsch und sehr gut Englisch und Französisch spricht. Sie ist gerade arbeitslos. Sie wissen genau, was ich meine. Und ich bin keine Linke. Ich habe CDU/FDP gewählt. Nächstes Mal wähle ich wohl gar nicht. Rot kann ich nicht wählen wegen der Antisemiten in der Partei (Hello, wake up, Mr. Gysi), rechts ist undenkbar, die Piraten entsprechen mir nicht, und der Rest ist alles dasselbe. Schreiben Sie doch mal über Fischers Interview. In der französischen Presse las ich kürzlich ein Universitätenranking (ohne französische). In Naturwissenschaften wurden 45 Unis aufgelistet, darunter als einzige deutsche die LMU. Warum in die Ferne schweifen, sieh-Versagen liegt so nah. Auch mit nur 50% RKK und ohne Bunga-Bunga-Kanzler.

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    @ Parisien: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann geben Sie zwar jetzt zu, dass Italien abgewirtschaftet ist, wie ich es festgestellt habe, halten aber alles Mögliche, von der italienischen Bürokratie bis zu Hedge-Funds dafür verantwortlich, nur nicht derjenige, der – dank der Unterstützung durch die Kirche und seiner eigenen Medienmacht – viermal gewählt wurde mit dem Versprechen, Italien in die Moderne zu holen. Und Sie geben zu, dass Italiens Schulsystem marode ist, finden aber, dass ohnehin zu viele Leute „Käse“ studieren. Dann doch lieber arbeitslos? Wer als Deutscher nach Italien kommt, erschrickt zum Beispiel über die schlechten Englischkenntnisse vieler selbst gebildeter junger Menschen, die offensichtlich nie darüber nachgedacht haben, dass man in einer globalen Welt auch deren lingua france sprechen können muss. Sicher ist Berlusconi allein nicht dafür verantwortlich. Aber er hat genug Zeit gehabt, etwas dagegen zu unternehmen, und hat nichts getan. Nur deshalb ist Bunga-bunga interessant – und weil die Kirche ihn unterstützt hat, weil er die „Werte der Familie“ hoch hält.
    @ Herr Kaufmann: Sie können „Telecaster Cowboys“ auf YouTube abhören. So undeutlich singe ich nun auch wieder nicht. Allerdings gehört der Text nicht zu meinen besten.

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    @Roland Ziegler: Das war von mir etwas überspitzt dargestellt. Mein Ältester hat genau das gemacht, was er wollte, und hat zu kämpfen. Meine Jüngeren werden in England oder den USA studieren, so sie einen Platz bekommen. Machen Sie sich bloß keine Sorgen um mich! Ich habe noch nie jemanden angebunden und mich selbst nicht anbinden lassen. Trotzdem sollten Sie im Spiegel 42 über unsere Unis lesen.

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    @Parisien: du meine Güte. Sie haben Kinder, damit Sie im Alter nicht so verlassen sind? Ihre armen Kinder; hoffentlich befreien sie sich rechtzeitig von Ihnen und studieren den Käse, für den sie sich interessieren.

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    @blonderehans: Zu einer übermenschlichen oder gar göttlichen Sicht konnte ich mich bislang leider noch nicht aufschwingen. Galilei, ja, der Hochstapler, der gesehen, gesagt und gedruckt hat, was man in aller Bescheidenheit nicht sehen, sagen und am wenigsten drucken durfte.

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    R. Ziegler … Sie haben eine ‚menschliche‘ Sicht was ‚Raum und Zeit‘ betrifft. Außerdem ging es um Galilei. 😉

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    @BlonderHans: Wenn Theologen anhand religiöser Texte Aussagen zu physikalischen Theorien treffen, kommt bestenfalls Koinzidenz, meist aber Humbug heraus. Überhaupot sollten sie nicht über die Thesenhaftigkeit der Wissenschaft schwadronieren; das könnte zum Bumerang werden. Erstaunlich genug, wie im Lauf der Jahrhunderte die Aussagen modifiziert wurden, die angeblich unbestreitbar in der Bibel schlummern. Erst musste die Erde als Mittelpunkt der Welt gelten, mittlerweile sind auch Urknall-Varianten problemlos mit dem allwissenden Urtext vereinbar.

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    @ Alan Posener
    Könnten Sie uns die lyrics von „Telecaster Cowboy“ geben? Wir würden sie gerne verstehen und übersetzen.

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    Ich sollte noch hinzufügen, dass es in Italien schier unmöglich ist, ein Haus so zu bauen oder umzubauen wie man will. Hier in D ist das leicht besser, aber auch nicht so ganz. Fast jeder Wintergarten wird abgelehnt, also bauen die Leute ihre Wintergärten illegal, und ob es sinnvoll ist, wenn die Bauunternehmer das versteuern, können Sie selbst beantworten. Aufgrund der italienischen Bürokratie fragen die Leute – wo möglich – gar nicht erst an, ob sie umbauen dürfen. Diese ganze staatliche und europäische Regulierungssucht ist Gift für Wachstum. Diese ausufernde Bürokratie existierte schon lange vor Berlusconi.Die Unterhaltung des Plebs mit „Bunga-Bunga“, an dem sich Ruby rosig verdient hat, ist m.E. nur ein Ablenkungsmanöver, damit auch alle „igitt“ sagen und nicht die wirklichen Missstände, die z.T. aus Brüssel kommen, bemerken. Haben Sie schon das Interview mit uns-Joschka in der „Zeit“ gelesen? Steht auf achgut unter Peiser verlinkt. Sehr interessant.

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    @APo: In Spanien liege die Jugendarbeitslosigkeit bei ca. 40%, in Frankreich etwa bei 20%, las ich. In Spanien gibt es keinen „Bunga-Bunga“, in Frankreich gibt es so was Ähnliches – so sieht’s aus – aber er wurde beim Bunga erwischt und war nicht Staatspräsident. Sie wollen allen Ernstes behaupten, diese Perspektivlosigkeit läge nicht daran, dass immer mehr Jobs überflüssig gemacht worden, Firmen fusioniert oder von Hedgefonds zerstückelt worden sind? Auch manches größere Hotel ist inzwischen in den Besitz größerer Firmen übergegangen und das Personal reduziert worden. Gleichzeitig genießen diese in F und D den ermäßigten Mehrwertsteuersatz, auch große Luxushotels, die im Besitz größerer Ketten sind. Das nennt man erfolreichen Lobbyismus.
    Und zweitens wollen Sie hoffentlich auch nichts dagegen sagen, dass m.E. in allen europäischen Schulen viel zu viele Abitur machen, auch solche, die gar nicht primär das Zeug dazu haben und dann teilweise einen Käse studieren, Studienfächer, die sich nach Absurdistan anhören, und dass die Unis ebenso überfüllt sind wie später die Arbeitsämter, weil natürlich nur die Besten gebraucht werden. Und wenn sie nicht ins Ausland gehen und etwas Eigenes dort auf die Beine stellen, bleiben sie den Arbeitsämtern lange erhalten, zumal immer mehr Firmen Praktikanten beschäftigen. Und was einfacher Ausgebildete betrifft – man sieht schon hie und da Schüler an den Kassen sitzen.
    Das sind verquere Verhältnisse. Broder hat mit ein paar so jungen Leuten, die ausgewandert sind, weil sie hier durch die Röhre schauten, neugier.de Indien gemacht. Aber es will nicht jeder auswandern. Und wenn wir alle gewusst hätten, dass unsere Kinder vielleicht einmal auswandern würden, hätten wir sie möglicherweise lieber nicht bekommen, um uns den desolaten Zustand der Verlassenheit im Alter und des drohenden Altersheims zu ersparen. Oder die Tatsache, dass wir sie mit 30 noch durchfüttern müssen.

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    R. Ziegler schreibt: Die Haltung des Papstes zum Galilei-Prozess ist nicht zu fassen.

    … doch, doch. Eindeutig sogar. Seine, Galileis, Verurteilung war begründet.

    Und Benedikt dazu: ‚Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bedanken; nicht nur für die sorgfältigen Studien, die die historischen Umstände der Verurteilung Galileis geklärt haben, sondern auch für die Bemühungen all derjenigen, die sich diesem Dialog und der Reflexion des Verhältnisses von Glaube und Vernunft gewidmet haben und damit dem Dienst an einem vollständigen Verstehen des Menschen und seiner Rolle im Universum.‘

    Im Original.

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    @Parisien: Nicht abgewirtschaftet: „Zwischen 2001 und 2010 wuchs italiens Wirtschaft weniger als irgendeine andere Volkswirtschaft der Welt außer Haiti und Simbabwe.“ (So The Economist diese Woche.) PISA-Rang 36, weit unterhalb des OECD-Durchschnitts. Jugendarbeitslosigkeit über 28 Prozent. Aber angeblich tolle Hotels, sagen Sie. Na dann ist ja alles in Ordnung. Mann…

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    …mit Erschrecken musste ich feststellen, das Berlusconi viermal vom Volk gewählt wurde (1994, 1996, 2001 und 2006). Der Papst mag vieles bewirken, aber DAS kann er nicht.

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    Die Haltung des Papstes zum Galilei-Prozess ist nicht zu fassen. Das ist zunächst nur das Problem des Papstes und derjenigen, die an ihn glauben. In Italien scheinen das nahezu alle zu sein, weshalb Berlusconi zweimal vom Wahlvolk gewählt wurde. Auch das ist nicht zu fassen und wohl nur in Italien möglich.

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    Waren Sie kürzlich mal in Italien, APO? Also abgewirtschaftet ist das nicht, wenn man mal von Napoli und Umgebung absieht. Dort gibt es ganz tolle Hotels, die besten von Europa. Die Leitplanken sind verrostet. Na und? Bei uns dagegen steckt man seit Hitler ein bisschen viel in den Straßenbau – Beton- und Schilderland. Betonstelen. Und demoralisiert sind die auch noch nicht alle, auch wenn Sie das für die „Kommissare“ des großen Geldes schon mal anschreiben. Und Bunga-Bunga ist seine Sache, solange alle freiwillig mitmachen und gut bezahlt werden. Die Demoralisierten gibt es, die, die keine Arbeit finden z.B. Aber Sie meinen doch nicht, dass uns entgeht, dass eher die Corporations die Arbeit rarefiziert haben als „Bunga-Bunga“? Der hat immerhin ein paar junge Damen in Brot und Arbeit gehalten, und es gibt abgehörte Telefongespräche, wo dieser Punkt kein Klagepunkt ist.
    Aber ja, die RKK sollte ruhig mehr Steuern zahlen und die Regierungen keine Zuschüsse zu Kirchen- und Moscheenbau geben. Find‘ ich auch. Vor allem Letzteres. Bella giornata a Lei!

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    Meine Güte, sind Sie früh wach! Aber klar, Moritz Berger, die zwei Milliarden (jährlich: das summiert sich schnell) sind nur ein Teil des italienischen Problems. Freilich wenn die Kirche mit schlechtem Beispiel vorangeht, darf man sich über andere nicht wundern. Und: die Unterstützung durch die Kirche war nur ein Teil des Berlusconi’schen Erfolgsrezepts. Aber da so weit ich sehe sonst niemand hierzulande auf diese Zusammenhänge hinweist, die freilich in Italien jeder kennt, habe ich es halt getan. Interessante Hinweise, Jan Z. Volens, vielen Dank.

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    Lag es wirklich an den 2 Mrd. € Steuerausfall p.a. die dem Bunga Bunga Mann das Comeback ermöflicht haben??

    Um es mit Ackermann zu sagen, dass sind doch peanuts, um Vergleich mit den 400 Mrd. € die Italien jährlich durch Steuerhinterziehung, Korruption und Schattenwirtschaft entgehen.

    http://tinyurl.com/c9j8pad

    Wer das Buch von Roberto Caviano gelesen hat:

    Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra

    http://www.perlentaucher.de/buch/27529.html

    http://de.wikipedia.org/wiki/Roberto_Saviano

    Sieht die Spitze des italienischen Eisbergs. Dass die katholische Kirche u.U. auch eine kleine Rolle spielte und noch spielt mag sein. Aber die eigentlichen Hintermänner haben den bunga bunga Mann gestützt und dürften auch sicherlich noch heute Einfluß haben.

  46. avatar

    In der Zeitschrift der „Abwehr“ Brasiliens (ABIN), „Revista Brasileira de Inteligencia“ erschien dieses Jahre eine Abhandlung ueber die „Santa Alianca“ – die vom Vatikan 1565 gegruendete Spionage-und-Geheimaktion-Organisation. Benedikt fordert auch ein Konkordat von Brasilien fuer die „Steuerfreiheit“ der katholischen Kirche, Zugang zu den aus der Steinzeit-Isolation erscheinden Indigenen, und die katholische Religionslehre in den oeffentlichen Schulen. Gleichzeitig ist die katholische Kirche ganz unverschaemt aktiv im politischen Kampf gegen die nationalistisch-fortschrittliche Regierungskoalition. Also kein Wunder, dass die „Abwehr“ zumindest mehr ueber die „Santa Alianca“ wissen moechte…

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