Von 14,6 Prozent Wählerzustimmung runter auf gerade mal noch vier. Aus der ersten Liga der Beliebtheit kläglich abgestiegen in die unwirtlichen Niederungen der Nichtbeachtung. Und das alles in gerade mal einem Jahr.
Eine einst geachtete Partei demontiert sich selbst, und womöglich ihren Über-Leitwolf bei der Gelegenheit gleich mit. Das macht der FDP so schnell keiner nach. Spätrömische Dekadenz mit all ihren einhergehenden Zerfallserscheinungen – Übersättigung, Trägheit, Klientelismus und Führungslosigkeit – hat sich der Liberalen bemächtigt. Kein programmatischer Ansatz, nirgends. Eine schlaffe Hülle ohne Inhalt. Das für die Freidemokraten nicht unübliche Auf und Ab kennt nur noch ein ganz unten.
Braucht da noch irgendwer die FDP? Und wenn doch, wozu eigentlich? Früher wäre das keine Frage gewesen. In den goldenen Zeiten der Liberalen und des Liberalismus, den 60er- und 70er-Jahren, stand die Partei für das, was sie im Namen trägt: Freiheit. Bürgerrechte, Demokratie, Individualität, Marktwirtschaft – Errungenschaften, die es galt, gegen zum Teil heftigen, konservativen Widerstand zu verteidigen. So wurde die FDP stark und ein notwendiges Korrektiv im Parteiengefüge der Bundesrepublik. CDU und SPD haben davon nicht nur bei Wahlen, sondern sogar inhaltlich profitiert. Selbst die Grünen atmen den freiheitlichen Geist, auch wenn es ansonsten wenig verbindende Schnittmengen gibt.
Doch der Erfolg erweist sich im Nachhinein als Fluch. Denn während die anderen Parteien programmatisch aufgerüstet haben, ist den Liberalen über die Jahre die Profilschärfe abhandengekommen. Und damit die Mittelschicht, der Mittelstand, der immer ihre Stamm-Wählerklientel ausmachte.
So mutierte die FDP irrlichternd zu einer Partei der Besserverdienenden, die sich vom gesellschaftlichen Darunter abgrenzte. Auf Distanz ging folgerichtig auch ihre moderat gesinnte Basis. Nur einer besonderen politischen Gemengelage – der Neuauflage der großen Koalition – verdankten die Liberalen ihre kurzzeitige Auferstehung.
Die Traumkonstellation Schwarz-Gelb hat sich allerdings zum Albtraum entwickelt. Gegen die Kanzlerin und ihre Union hat der Juniorpartner so gut wie nichts zu bestellen. Nie ist das so deutlich geworden, wie in den vergangenen Monaten: Die FDP hat abgewirtschaftet.
Und nun? Wie raus aus der Misere? Da hilft nur eines: Rundumerneuerung. Die Freie Demokratische Partei muss sich auf der Oppositionsbank (wenn die Wähler überhaupt noch bereit sein sollten, der Partei dorthin zu verhelfen) neu erfinden. Das wird ein weiter, mühsamer Weg. Auf die spätrömische Dekadenz folgte einst das ewig lang anmutende düstere Mittelalter. Erst danach kam die Renaissance, die Platz für Liberalismus schuf.
Und es ist keinesfalls ausgemacht, dass sich Geschichte tatsächlich wiederholt. Manchmal geht sie einfach über Vergangenes hinweg, ohne Spuren zu hinterlassen.
Natürlich braucht die FDP als solche niemand.
Die Wähler wollten eine nichtlinke Alternative zu CDU/SPD und sind enttäuscht worden. Dringend benötigt wird die Alternative.
Ob das die FDP, eine neue oder überhaupt keine Partei sein wird, werden wir sehen.
Die FDP needs a third way, either right nor left, that means a charismatic leader like Bill Clinton, check out his brilliant speech at Yale:
http://www.youtube.com/watch?v=3PWTW79H1CI
In den 70ern wurde der Leistungssstaat ausgebaut. Das hat mit den Errungenschaften der Verfassung von 1918 und 1949 nichts zu tun. Was soll denn diese Polemik, diese Formel der „spätrömischen Dekadenz“ auf die FDP selbst zu münzen? Viele Deutsche haben die FDP gewählt, weil die keine SPD (und auch keine GRÜNEN) in der Regierung und keine große Koalition wollten. Das ist zu respektieren.