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Elite – wenn von besonderer Klasse nur schlapper Joghurt bleibt

Fragt man die Menschen in diesem Land, was ihnen zu Elite einfällt, so ist das mehrheitlich nur noch eine Joghurt-Marke. Nicht von ungefähr. Die allgemeine Verantwortungslosigkeit hat inzwischen jene erreicht, die für das Gegenteil bezahlt werden.

Wenn es irgendeinen Sinn macht, aus dem Heer der einfachen Soldaten Offiziere herauszuheben, so liegt der doch darin, dass diese klüger und mutiger sind als der sprichwörtliche Schütze A. Und so war es mal selbstverständlich zu Preußens Gloria, dass die Anführer in der ersten Reihe standen, wenn die feindlichen Einschläge näher kamen. „Mir nach!“ lautete der Schlachtruf.

Heute erklingt zumeist: „Ihr voran!“ Führung ist aus der Mode gekommen, weil Verantwortung nichts mehr zählt. Die Klassengesellschaft löst sich auf, weil die Herrschenden der Gefallsucht anheim fallen und mehr geliebt werden wollen, als dass sie das Volk antreiben.

Der Öko-Hedonismus hat die Oberen Zehntausend erreicht. Westerwelle hatte mit der spätrömischen Dekadenz so Unrecht nicht. Der Irrtum lag in der Verortung: Nicht die Hartz-IV-Empfänger suhlen in Dekadenz, die Klientel der FDP, Partei der Besserverdiener laut Eigenbeschreibung,  scheint weit anfälliger.

Wo sind die Eliten, die kühne Ideen haben und bereit sind, sich dafür verbrennen zu lassen? Einst waren wir die Nation der Titanen vom Format des Martin Luther: „Hier stehe ich und kann nicht anders!“ Aus den Protest-Titanen sind heute Abstimmungsfanatiker, Konsensbüttel und Verhandlungszwerge geworden. Schlichten wollen sie, die Schlichten! Der einst diskrete Charme der Bourgeoisie hat sich bis zur Unsichtbarkeit verdiskreditiert.

Es gibt niemanden mehr, der in kontroversen Fragen wagemutig Verantwortung übernimmt und dazu steht. In dieser Heiner-Geißler-Republik geht es zu wie in der legendären Wohngemeinschaft: Wir sitzen alle um einen runden Tisch und jeder darf mal sagen, was er so findet. Und am Ende ist es schön, dass wir mal darüber geredet haben. Das Protokoll schreibt die Demoskopie.

Mediation heißt das Stichwort der Stunde. Mediation ist das Medium der Mediokren. Dabei werden die Frösche befragt, welche Ansichten sie zur Trockenlegung des Sumpfes haben.

Genug des Zeitgeistigen. Jetzt  mal konkret: Immer mehr Arbeitnehmer, insbesondere Arbeiter und kleine Angestellte, äußern sich frustiert über ihre Arbeitssituation. Schaut man sich die Umfragen und Studien gründlich an, so findet sich schnell das Hauptmonitum. Der Job erscheint sinnlos, die Arbeit macht keine Freude. Es fehlt an Motivation.

Dabei fällt das Urteil: Mein Chef interessiert sich nicht wirklich für mich. Das muss man richtig lesen können. Es geht nicht, wie in einem blöden Witz von Mario Barth, darum, dass die Sekretärin zum Abendessen eingeladen werden möchte. Der Satz meint: An meiner Arbeit findet mein Chef kein Interesse, außer es geht was schief.

Frustrierende Arbeitssituationen erzeugen Chefs, die nicht in der Lage sind, Ziele zu setzen, für Ziele zu begeistern, aus ihren Mitarbeitern Teamgeist zu entwickeln, zu motivieren. Denn dazu gehören Mut und Entschlusskraft. Ein guter Boss fördert die Spitze, küsst das Mittelfeld wach, setzt die Überforderten um und schmeißt die Unwilligen raus.

Bossing heißt Führung zeigen, nicht als intrigantes Weichei Schwelbrände des Mobbing zu entfesseln. Die quälende Entfremdung in einer frustrierenden Arbeitssituation beruht nie auf Über-, sondern immer auf Unterforderung der Mitarbeiter. Gegen Überforderung wehrt sich eine Belegschaft durch eine schlagkräftige Arbeitnehmervertretung.

Dagegen ist nichts zu sagen: Das industrielle Erfolgsmodell Deutschland beruht auch auf der Säule eines ordentlichen Betriebsverfassungsgesetzes und selbstbewusster Gewerkschaften.

Man wird oft finden, dass Mobbing-Opfer eben nicht in Kontakt zu den Vertrauensleuten und Betriebsräten stehen, eben nicht der Gewerkschaft angehören, sondern sich vereinzelt fühlen. Dass die Betriebsräte unser Problem sind, das ist eine These des reaktionären Mittelstandes, die auf industriellem Niveau niemand ernsthaft erhebt. Das sollte man sich auch nicht von gewerkschaftsfressenden  Winkeladvokaten einreden lassen.

Wo aber sind die Bosse, die mit offenem Visier und auf Augenhöhe ihren Belegschaften entgegentreten? Oder ihren Kunden? Oder ihren Aktionären? Unsere Managementkulturen werden immer stärker von weichgespülten Intriganten bevölkert. Es ist zum Heulen. Man sehe sich das Bild an, dass die Deutsche Bahn am Labertisch des Jesuiten Geißler abgibt.

Nächstes Beispiel: Erziehung, Ausbildung und Bildung. In die Kinderzimmer hat ein permissiver Erziehungsstil Einzug gehalten. Das mag Elternrecht oder eine Privatangelegenheit oder Folge der Patchworkerei sein. Aber an den Schulen und Hochschulen setzt sich diese Schwachmaten-Politik fort. Leistungsnachweise werden vorzugweise in Gruppenarbeit erbracht, eine Organisationsform der kollektivierten Verantwortungslosigkeit.  Der Bildung wird an den Unis der Bologna-Prozess gemacht, der professorale Voten durch kleinteiliges Abfragen und Notengewusel ersetzt.

Die Herren Hochschullehrer selbst haben mit der Beamtung das Recht auf nachhaltige Faulheit erworben. Die Selbstverwaltung der Hochschulen und Schulen durch diese chronisch unterqualifizierten Ordinarien und Oberlehrer pflegt ein Chaos, an dem Kafka seine bittere Freude gehabt hätte. Wenn dieses System noch Nobelpreisträger hervorbringt, so kann man getrost von einem Betriebsunfall ausgehen.

Und, last but not least, die Politik. Der Politiker der Zukunft ist, erlauben Sie mir die steile These, so wie Philipp Rösler. Nicht dumm, aber auch nicht gebildet, vielleicht intelligent, jedenfalls nicht intellektuell. Gefallsüchtig, aber tief ins Operative verstrickt, aus dem heraus er mutig mal Abweichungen im Detail wagt. Scheinriesen mit Sachbearbeitermentalität. Rösler ist ein Kasper, wie sein Parteivorsitzender, und ein wenig bunt, wie der Baron im Verteidigungsressort, und so bodenständig wie die Kanzlerin, die nur selten auftaucht aus dem Ungefähren.

Wenn irgendjemand das Fehlen alles Elitären in dieser Republik auf den Punkt zu bringen weiß, dann ist es Christian Wulff, unser Bundespräsident. Ich bin sicher, er wäre über diese Feststellung nicht einmal erbost; nein, sie gefiele ihm. Er war der erste, der seine mangelnde Führungskraft offen aussprach, noch als Bewerber um das höchste Amt im Staat: Er wolle gar nicht Leitwolf sein.

So zum selbsterklärten Schoßhündchen mutiert, hob die Kanzlerin ihn ins Amt. Wie geht das? Das Rudel führen zu sollen und nicht Leitwolf sein zu wollen? Was ist das für eine Ansage? Die Meriten hätte ich gern, aber nicht so gern die Verantwortung, ist es das, was er sagt? Grüßaugust aller Deutschen.

Der Kern der Wulffschen Außenpolitik ist, lese ich gerade, dass er seine minderjährige Tochter aus erster Ehe mit auf eine Reise nach Israel nimmt. Erstens riecht das nach Kindesmissbrauch für politische Zwecke. Zweitens: Was ist damit gesagt, außer dass sich diese Patchwork-Zusammenkunft im Schloss Bellevue als Royal Familiy empfindet?

Nun gut, wenn wir nach Homestories urteilen sollen, urteilen wir nach Homestories.  Ich werde sein von fröhlicher Anstrengung gezeichnetes Gesicht, dieses gemeißelte Lächeln und die gleichzeitige körperliche Erleichterung an der Hand seiner (zweiten) Frau, zu der er aufblickt, nicht vergessen, weil er auf dem Bundespresseball  den Eröffnungswalzer hingekriegt hatte. Laut Verfassung ist Wulff der Vortänzer!

Ich lebe in einem Land, in dem man Elite zurecht nicht mehr mit besonderer Klasse verbindet. Magerquark all überall.

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20 Gedanken zu “Elite – wenn von besonderer Klasse nur schlapper Joghurt bleibt;”

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    Recht einfältiger Artikel der anfangs gut und provokant daher kommt , aber dann doch beachtlich schnell nach unten rechts oder in den elitären-mainstreamigen Populismus absinkt, (ebenso gut an den Kommentaren zu erkennen derer ,die ihn „richtig“ verstehen und ihm zu applaudieren) sollte das Satire sein oder werden?

    Es gibt angeblich keine bekannte und nennenswerten Elite in D-Land aber die 38,5 Mio Erwerbstätigen, die zumeist weisungsgebundene Jobs und „Positionen“ ausfüllen, halten sich erbärmlich devot und schweigsam an die Gebote dieser Herren (und Damen) , denen sie untertänig zuarbeiten. Sie beachten deren Regeln, murren kaum und akzeptieren extreme Arbeitszeiten, Mobbing, erhöhte Stressfaktoren, sind effizient und leistungsorientiert, freuen sich leidenschaftlich auf jegliche Herausforderungen bis zum Umfallen, haben Burnout, schaffen und schuften als gäbe es kein Morgen, etc.

    Das wissend (?) zu behaupten, das es keine Eliten geben würde, ist angesichts der tausendfach zu beobachtenden Tatsache, das sie es sind, die anderen Menschen immer noch brachial ihre rückständigen Verwertungs-affinen Haltungen und Ansprüche aufzwingen, .. ist schlichtweg Non-sense. Denn wie man die HERRen und Damen der hegemonial ausgerichteten Oberschicht auch nennen mag, die den einseitig verqueren Konsens des Verwertungskapitalismus gepachtet haben und andere Mitläufer und Abnicker dazu bringen, ebenso in ihren Interessen das Leben zu verbringen, es bleibt ein äusserst brutaler Gesellschafttzustand bestehen, der immer noch pyramidal strukturiert und streng hierarchisch aufgebaut ist, und wie nennt man die an dessen Spitze noch, Pharaoen?

    Es bleibt Fakt, das sie es sind, (die elitären Super -.Pharaoen) die über das Leben der anderen Menschen „elitär“ bestimmen und von denen trotzdem weder massiv kritisiert werden, noch aufgefordert, etwa in Partizipation an den Produktionsmitteln und Produktionszielen, basis demokratisch auf zu begehren, ..etc.
    Es mag keine Eliten (mehr) geben (doch wer glaubt das?) das klingt als Aussage ebenso verächtlich falsch und einseitg un-überlegt(?) ideologisch, wie das oft wiederholte Statement einiger, das wir „die Klassengesellschaft“ überwunden hätten, aber komischerweise extrem ausdifferenzierte Automobilklassen beibehalten haben, so wie die Zielgruppen der Werbeindustrie höchst penibel den Menschen = Konsumenten, Klassen spezifische Raster überstülpen und sie benützen, um diese in entsprechende Verwertungsklassen ein zu sortieren.

    Also was bleibt: ein weiterer zynischer, gewollter und wenig spassiger Versuch das Denken auszubremsen und Menschen auf dem Niveau zu halten, auf dem man sie am besten vernützen kann, auf dem der entpolitisierten, freudig affirmative Konsumzombies, wie es die Elten immer noch gerne hätten und haben und tag-täglich in Nachtrichten und jeglichen Diskussionen und Werbeformaten einfordern, ungebremst, ohne Widerspruch ohne Aufbegehren und nennenswerten Widerstand dagegen, business as usual und Eliten bleiben halt einfach was sie sind generell, Bosse und Chefs und Ausbeuter.

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    Lieber Herr Kocks,

    wenn Sie von einem kleinen dummen Angestellte sprechen..(bei Anne Will /wikileaks)
    dann brauchen wir uns nicht mehr zu wundern dass die großen dummen Angestellten nur noch mit dem Elite Joghurt assoziiert werden.

    wie hieß es bei Danone:

    Wir kriegen Euch alle.

  3. avatar

    Die Grünen Ratten verlassen das sinkende Schiff. Wundert mich als Hamburger nicht. Rot-Grün? No Pasaran. Es wird Schwarz-Gelb in meiner Stadt. Die FDP wird gute Werte erzielen, damit man den Rot-Grünen Albtraum verhindert.

  4. avatar

    Zu lange haben die Grünen an einer für die Hansestadt schlechten Koalition festgehalten, nur um sich woanders machtpolitische Optionen offenzuhalten. Und erst als sie in Gefahr gerieten, selbst mit in den von der CDU produzierten Abwärtsstrudel gerissen zu werden, da haben die Ratten das Schiff verlassen…

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    „Vielleicht kommt sie ja, die Diskursrepublik. Der Diskurs als Ort der Selbstreflexion einer Gesellschaft“, so Nikolaus von Festenberg jüngst in einem „Spiegel“-Essay. Vielleicht muß man aristokratischer fühlen, sie gegebenenfalls bis zur tödlichen Wunde verkörpern, um die Demokratie zu revitalisieren.

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    @ Roland Ziegler

    Die von den Grünen geforderte Abschaffung der Gymnasien ist in Hamburg Dank engagierter Eltern verhindert worden. Noch ein Grund die Gleichmacherei-Partei die Grünen nicht zu wählen. Die Wähler werden nicht vergessen, was grün heisst: machtgeil, besserwisserisch und opportunistisch.

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    Roland Ziegler schrieb: Willkommen in der Elite.

    Weil Sie mich in dem Zusammenhang erwähnt haben: Da gehöre ich nicht dazu! Mit Elite will ich nichts zu tun haben, die sind doch so oberpeinlich die Eliteschwätzer mit ihrer überheblich-eingebildeten Attitüde! Jetzt hatten wir schon Typen mit abgebrochener Fotografenlehre an der Regierung, da brauchen wir nicht auch noch selbsternannte Eliteschwätzer, die vor eingebildeter Wichtigkeit beinahe platzen. Vielmehr brauchen wir mehr Leute in verantwortlichen Positionen, die mehr sind als sie scheinen, was man von den selbsternannten Eliten nicht behaupten kann.

  8. avatar

    Hoffen wir also, meine Herren Milchmädchen, Rosenkrantz & Guildenstern, dass die verbleibende 80%-Minderheit sich dem alles überbordenden grünen Mainstream weiterhin tapfer entgegenstemmt! Denn was wir heute am dringlichsten brauchen, sind Leute mit Studienabschluss. Und bei den Grünen sind ja nur Arbeiter und Bauern vertreten, und wenige Studienabbrecher und Steineschmeißer. Abgesehen von den paar mit Abschluss, die sich dann auch noch für die Elite halten. Arrogant.
    Ich nehme an, man darf Ihnen dazu gratulieren, dass Sie es geschafft haben, Ihr Studium ordnungsgemäß abzuschließen? Und darüber hinaus können Sie brutto und netto auseinander halten? Das ist großartig, solche Leute braucht Deutschland. Willkommen in der Elite.

  9. avatar

    Früher hätte man gesagt :

    „Der Kandidat hat hundert Punkte.“

    Nachteil, vermutlich halten Sie nun die tragenden Schichten für völlig durchgeknallt. Sie sprechen mir aus der Seele. Danke.

  10. avatar

    Erst Moral, dann Stil! Langsam werden die Ansprüche tragikomisch.

    Abgesehen davon, haben wir den nicht K.T., der stilmäßig
    das Bedürfnis von Yellow und Boulevard bedient? Also, nur keine Panik, die Durchschnittlichkeit der Elite hat durchaus ihre natürlichen Vorzüge.

    Gesetzt den Fall, unsere Elite, vorwiegend die politische, wäre tatsächlich intelligent und mächtig, während die derzeitige lediglich mittelmäßig und machtgierig ist. Ein buchstäblich erschreckender Gedanke! Die Manipulationsversuche wären wesentlich subtiler, die Täuschungen wesentlich unauffälliger und die Machtbefugnisse ungleich größer.

    Als gemeines Volk, sähe ich da die Demokratie da in Gefahr, während momentan unsere Politiker, sowie sogar Herr Jörges vom Stern, das Volk als Gefahr für die Demokratie sehen.

    Es kommt eben immer auf die Perspektive an, auch bei Moral und Stil.

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    Ackermann ist in Ordnung. Dieses Bashing auf Manager kann ich nicht mehr hören. Es kotzt mich an. Bitte jetzt Fussballer bashen, die eine Menge Geld verdienen, überflüssig sind und keine Verantwortung übernehmen. Manager tragen Verantwortung, deswegen sind deren Gehälter in Ordnung.

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    Herr Kocks schrieb: „Der einst diskrete Charme der Bourgeoisie hat sich bis zur Unsichtbarkeit verdiskreditiert.“
    Es fehlt an Stil, sowas lernt man nicht. Heute haben wir dagegen Lifestyle…sprich vulgärer Stil für die Massen.

    Charles Bukowski erklärt was echter Stil ist:
    http://www.youtube.com/watch?v=upL99XQ5_jQ

  13. avatar

    Noch etwas hierzu: Warum schreit niemand, diese 20% der Deutschen sind gefährlich, weil sie mitten in einer globalen Finanzkatastrophe Typen wählen, die erwiesenermassen Netto von Brutto nicht unterscheiden können. Da könnte doch mal das Ausland alarmiert sein.

  14. avatar

    @ Milchmädchen

    Umfragen sind lange keine Wahlergebnisse. Heute so, morgen so.

    Davon mal abgesehen: auf dem freien Arbeitsmarkt stellt man keine ungelernte Kräfte sprich ohne Abschlüsse ein, und das ist gut so. Warum sollte es in der Politik anders sein?

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    Rosenkranz und Guoldenstern schrieb: Kein Wunder, dass die Polit-Elite in Deutschland verkommen ist, wenn Studienabbrecher und Straßenkämpfer Politik machen dürfen.

    Sie greifen zu kurz: mehr als 20% der Wähler wollen Studienabbrecher und Typen wählen, die nachgewiesenermassen nicht Brutto von Netto unterscheiden können. Und das mitten in einer globalen Finanzkatastrophe, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Politik dürfen die Tunixe nämlich machen, weil sie gewählt sind ;).

  16. avatar

    Woher soll der Willen zu Verantwortung kommen wenn

    1. sich in der entwickelten Wirtschaft mit der zum größten Teil ausverkauften Industrie ausschließlich taktisches Verhalten innerhalb eines Verteilungskampfes lohnt
    2. z.B. Fördergelder für Forschung und Innovation nur an Forschungsverbünde etablierter Institute und an Unternehmen mit mindestens 1 Mio Jahresumsatz gehen (ich erinnere mal an A. Einstein: Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind). Deutschland, das Land der Erfinder? Lippenbekenntnisse der etablierten Politik. Wollen Sie verarmen? – dann erfinden Sie doch was..
    3. die wahrnehmbare etablierte Philosophie Religion als ein evolutionsbedingtes „Über-Wir“ (P. Sloterdijk im „Philosophischen Quartett“) einsortiert?

    Ja, wie immer stinkt der Fisch vom Kopf, der liegt aber sicher nicht bei den „kleinen Chefs“, da kann man soviel Blut Schweiß und Tränen predigen, wie man will..

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    Bravo, Herr Kocks, das ist ein fulminanter Rundumschlag.

    Was mir, bei aller Freude über Ihren Artikel fehlt, ist eine kritische Einbeziehung des deutschen Journalismus‘. Ihr Verdikt über mediokre Eliten gilt m.M. nach ebenso für die politisch korrekte Journaille, die alles von Ihnen kritisierte medial verstärkt bzw. unkritisch verbreitet.

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    @Lieber Herr Kocks, wenn man liest „Das industrielle Erfolgsmodell Deutschland beruht auch auf der Säule eines ordentlichen Betriebsverfassungsgesetzes und selbstbewusster Gewerkschaften“ würde ich vermuten, daß ich ich Sie nicht zu Unrecht bis zu diesem Satz zur Deutschen Elite zählte.

    In Ihren weiteren Sätzen werde ich da schon wieder wankelmütig. Wir haben doch Politiker die vorpreschen, laut“mir nach“ rufen – wenn es um Sozialabbau und Partei- und Eigennutz geht. Hier sind diese vorzüglich preußisch diszipliniert!

    Der letzte Boss, der mit aufgeklapptem Visier und in Augenhöhe Belegschaften entgegentrat, war Herr Schleyer.
    Tragischerweise wurde dessen Mut wohl in der brauen Vergangenheit trainiert, während der Mut, z.B. eines Herrn Zetsche, was finanzielle jüngste Transaktionen betrifft, wohl eher an grasse Unverschämtheit erinnert.

    Die Geißler-Mediator-Tätigkeit als Jesuitisch zu diskreditieren, erinnert an andere Versuche, anderer, geistig wesentlich weniger bemittelter Journalisten, die die Wiederentdeckung der Demokratie beim Volk als sozusagen existensbedrohend empfinden.
    Einige Ihrer Erkenntnisse scheinen nicht a priori zu sein.

    Wenn man Ihre Zeilen genau analysiert, wirken Sie doch etwas verwirrend. Sie reklamieren nämlich genau das, was momentaner Zustand ist und Sie eigentlich auch wollen, wie ich das interpretiere.

    Sie wollen eine starke Elite (sprich mächtigere Elite) und ein schwaches, nicht mehr selbstbestimmtes Volk.
    Daß die Elite, zumindest die politische, partiell so bescheuert agiert, ist eine Chance für ein wiefes Volk, wie die Deutschen.

    Nachdem Sie die Zahlen für die demografische Entwicklung so gut kennen sollten, wie ich, ebenso die Zahlen über den anstehenden Fachkräftemangel, durch diese Entwicklung, sollten Sie so optimistisch in die Zukunft sehen, wie ich.
    Nicht nur starke Gewerkschaften werden dann hoffentlich dafür sorgen, daß auch Deutschland nicht mehr auf dem Lohn-Niveau von 1990 sich bewegt, sondern sich an der Europäischen Entwicklung orientiert.

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    Kein Wunder, dass die Polit-Elite in Deutschland verkommen ist, wenn Studienabbrecher und Straßenkämpfer Politik machen dürfen. Würde in anderen Ländern nie passieren (siehe Frankreich, wo mindestens der Abschluss der ENA oder Polytechnique erforderlich ist). Kein akademischer Laufbahn, keine Ahnung, aber Politik dürfen sie.

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