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Auch Opa war ein Nazi

Es muss doch mal Schluss sein. Lasst uns endlich nach vorne schauen. Die Vergangenheit ist schon so lange her, da können wir sie doch getrost hinter uns lassen. Und hat die Bundesrepublik, dieser rechtschaffene, demokratische Staat, nicht alles getan, um Licht ins Dunkel der Nazizeit zu bringen? Sind wir nicht die weltbesten Geschichtsaufklärer und Geschichtsaufarbeiter? Wohl wahr. Aber auch, wenn es vielen reicht – es reicht noch lange nicht.

Der ehemalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat vor kurzem den amerikanischen Schriftsteller William Faulkner mit einem prägnanten Satz zitiert: »Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen.« Der heutige SPD-Fraktionschef hätte mit Blick auf die Studie über das Auswärtige Amt im Dritten Reich auch Fritz Bauer erwähnen können. Ein Großteil seines Lebens verbrachte der Staatsanwalt damit, NS-Verbrecher dingfest zu machen. Und sein Credo lautete: »Nichts gehört der Vergangenheit an. Alles ist Gegenwart und kann wieder Zukunft werden.«

Ja, diese Vergangenheit, unsere Vergangenheit, die Schoa und die vielen anderen Verbrechen der Nazizeit reichen bis in unsere Tage. Und sie werden es weiter tun. Die Aufregung, das Erstaunen und die Enttäuschung über die diplomatische Elite und ihre aktive Teilhabe am Völkermord zeigen, dass wir mit Holocaust und Drittem Reich noch lange nicht fertig sind. Wie auch? Bis in den letzten ideologischen, politischen und geografischen Winkel hinein reichte dieses Projekt der Vernichtung. Da half und hilft alles Verdrängen, Verschweigen und Vertuschen nichts. Auch Opa war ein Nazi. Das Volk der Denker und Dichter – ein barbarisches Volk. Nichts Entlastendes, nirgends.

Aber wissen wir, die doch immer vorgaben, von allem nichts gewusst zu haben, das nicht längst? Großteils schon, man mag es jedoch nicht wahrhaben, sich vorstellen, sich eingestehen. Wer kann eine solche Last, kann so viel Verantwortung schon tragen und ertragen? Also geben wir uns lieber der Illusion hin, dass es auch ein bisschen Gutes im großen Bösen gab. Widerstand! Aufrechte Menschen, die Juden halfen! Sicherlich, die gab es auch. Aber die Wenigen reichen eben nicht aus, um der Mär vom verführten, verirrten Volk irgendeine Grundlage zu verschaffen. Dennoch ist diese Legende zählebig. Und so wird das heutige Deutschland noch oft überrascht sein, wenn »Neues« über Kooperation und Kollaboration in Sachen Judenmord aus den dunklen Tiefen bislang unzugänglicher Archive zutage gefördert wird.

65 Jahre sind seit der Schoa vergangen. Klingt nach verdammt viel Zeit. Aber gemessen an der Monstrosität des Menschheitsverbrechens sind 65 Jahre kaum mehr als ein Wimpernschlag.

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22 Gedanken zu “Auch Opa war ein Nazi;”

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    „Den Linken“ gibt es sehr wohl. Er hat nur eine Meinung. Sie sind ein Teil davon, Winter, und Ihre Sprüche sind nur Allgemeinplätze, die jeder Linksdreher absondert, weil es nicht der Realität entspricht.

    Dazu gehört auch Ihr Mist von mir als „Bildungshasser“ – auch typisch links. Was der Linke selber ist, dumm wie Sch…, unterstellt er allen anderen. Frauen sind außerdem dem Mann nachweislich in Intelligenz und Allgemeinbildung unterlegen, was jeder Mann und jede halbintelligente Frau wissen dürfte.

    Wenn aber die ölaugengezierte antideutsche Drecksau Böhme uns Deutsche „ein barbarisches Volk“ nennt, ist das Volksverhetzung. Aber weil dieser Staat links ist, wird er diese Hetze von links nie verfolgen. Eine Krähe hackt der anderen nicht die Augen aus.

    Im übrigen sind wir Deutschen den Ausländern sehr wohl überlegen, und wir haben das Recht, unser kleines Land vor (nicht offiziel so genannten) Invasoren und Besatzern wie ihnen (und Ihnen) zu schützen!

    Kapiert, Winter und Böhme? Hauen Sie doch einfach in Ihr ach so schönes Ausland ab, wenn es Ihnen hier nicht gefällt!
    Oder warten Sie es ab, bis sich Galgenstricke um Ihre verdächtig scheißefarbenen Gurgeln zuziehen. Eine antideutsche Hexe, die am Galgen zuckt, ist etwas Wunderbares.

    An dem Tag, an dem die internationale Linke die Quittung für ihre unzähligen Verbrechen gegen Deutschland und die Welt bekommt, wird es sie nicht mehr geben.

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    @Linkenhasser

    Schön dass Sie wissen, was ich will und was nicht. Und wenn Sie Beleidigungen in meinem Beitrag finden bitte ich, diese deutlich zu machen. Eine Beleidigung von Rhetorik und sinnvoller Streitkultur scheint hier wohl mehr Ihr Resort. „Den Linken“ gibt es nicht. Schade, dass ihre Scheuklappen Ihnen eine Weitsicht dieser Art nicht möglich machen. „minderwertig wie sie selbst“… na, schließen Sie mal nicht von sich auf andere.

    Und @Linkenhasser und Frau Heckel: Dass die letzte Aufforderung hier unkommentiert offen stehen darf, nämlich eine Selbstmordaufforderung (damit ja auch gegen mich, schließlich hat der Herr Linken- und Bildungshasser auch vorhergehend mich als klar „links“ identifiziert) halte ich für einen Blog dieser Art äußerst unangemessen. Ansonsten empfehle ich Ihnen, Herr Linkenhasser, nicht von den seltsamen Dingen, die in Ihrem Kopf vorgehen, auf die Dinge in anderer Leute Köpfe zu schließen.

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    Linke sind Rassistenschweine und planen den Völkermord an allen „Deutschen“ (einschließlich Personen mit Migrationshintergrund oder nicht?). Punkt.

    Leute wie Broder, Posener, Benz, Feuerherdt, Heni,der Autor dieses Artikels und andere antideutsche Rassisten bis zu den Fiebersümpfen der sog. Antifa (die Tonton Macoutes der Linken) bereiten in der Welt schon mal das für den geplanten Völkermord nötige Klima vor. Ilja Ehrenburg feiert fröhliche Urständ.

    Übrigens, Frau Winter und den Anti-Kriegsleugner kann man cum grano salis ebenfalls dazuzählen („Leidkultur“).

    Im übrigen, wo bitte würde der ordinäre Rassismus von Linken wie Ihnen noch so toleriert wie in diesem Land?

    Sie alle sind die Nazis von heute – sittlich und geistig.
    Aber: es wird vielleicht eines Tages die Zeit für eine Neauflage des zweiten Nürnberger Tribunals kommen, mit den Antideutschen auf der Anklagebank 🙂

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    Man muss den Tatsachen in die Auge blicken und darf Sie heute nicht weiter verleugnen. Auch mein Opa wurde 1925 geboren und war bei der NSDAP als Sodat beschäftigt. Somit sehe ich mein Opa als Kriegsverbrecher an, der zu mindestens die Depotation von Juden und anderen Ausländern mit unterstützt hat. Die Entschuldigung unter Zwang gehandelt zu haben entschuldigt nichts !!!

    Wenn man in die Zeit zurück blickt kann man zynisch sagen: Deutschland deine Kriegsverbrecher

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    @Winter

    Rassismus kann sich auch gegen Deutsche richten, das scheinen Sie und viele andere zu vergessen und zu übersehen.

    Gerade in den jüngeren Generationen können Deutsche, die überhaupt Vorfahren im Dritten Reich benennen können, schon vielfach lokal gegenüber Migranten in die Minderheit geraten, werden als Nazi beschimpft und gemobbt, nur weil sie als Deutsche identifiziert werden.

    Und die Einordnung als „Deutscher“ hängt nicht nur von mir selbst ab, sondern auch von der Einordnung durch Rassisten, Nationalisten und weitere Angehörige anderer Kulturen und Nationalitäten.

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    @scrutograph

    „Aber solche differenzierten Betrachtungsweisen stören das Schüren von Kollektivhass gegen Deutsche und das Vermitteln des Erbsündegedankens…“ Es geht nicht um Erbsünde, sondern darum vor Vergessen zu bewahren. Das dies längst gescheitert ist sieht man an Menschen wie Ihnen, die sich durch Artikel wie diesem in ihrem Deutsch-sein-dürfen gestört fühlen. Und natürlich am Rassismus, der gerade wieder neu blüht und gedeiht und unzählige Anhänger findet, die ebenfalls der Meinung sind, Deutschland hätte genug „gebüßt“ und könne doch nun etwas Leitkultur (oder eben wieder Leidkultur) bieten. Sie müssen sich gar nicht konfrontieren, wenn Ihnen diese Verantwortung zu viel scheint. Wie wäre es denn, Sie würden heute aufstehen gegen die Sarrazins dieser Gesellschaft, gegen die Verkappten und offenen Rassisten? Auch die Antifaschisten von damals sind gescheitert, weil die Ignoranten in der Überzahl waren. Und glaubten sie hätten ein Recht auf ihre Ruhe vor unbequemen Tatsachen

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    Die ZEIT thematisiert mitterweile die Urenkel.

    Richtig müsste die Frage lauten: „War einer meiner (Ur-)Opas ein Nazi?“

    Man hat zwei Opas und vier Ur-Opas. Sogar Omas gibt es. Bei den Ur-Enkeln wird es nochmal wahrscheinlicher, dass sich sowohl Nazis UND Nicht-Nazis UND sogar Antifaschisten unter den Vorfahren befinden.

    Aber solche differenzierten Betrachtungsweisen stören das Schüren von Kollektivhass gegen Deutsche und das Vermitteln des Erbsündegedankens, ich weiß.

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    Ich darf dieser Zeit schockiert beobachten, wie ein Langweiler vom Schlage Sarrazins herausgefunden hat, wie man mit hanebüchenen Theorien und ein paar an den Haaren herbeigezogenen Fakten, mit biologischem Halbwissen gespickt, ein ganzes Land zu erneuten Hetzreden veranlasst. Einige von Ihnen hier wollen die Vergangenheit vergessen und glauben, Sie hätten mit dem, was damals geschehen ist nichts zu tun? Dann handeln Sie heute anders. Stellen Sie sich gegen derart rassistisches Geschwätz und machen Sie es besser als Ihre Großeltern. Tatsächlich aber sehe ich überall eine Menge Leute, die sich, wie Herr Völker hier, gerne befreien würden von „der Nazikeule“, dem Argument, man dürfe nicht vergessen. Und weil Ihnen ja ach so bewusst ist, wie damals alles angefangen hat, stimmen Sie lauthals in den Chor der Überfremdungstheoretiker mit ein. Das Ausmaß, dass die Diskussionen der letzten Wochen angenommen hat zeigt mir ganz klar: Es hat sich nichts geändert. Deutschland hat nichts gelernt. Zur Schau gestellter Philosemitismus soll verdecken, dass Fremdenfeindlichkeit noch immer Gang und Gäbe sind. Wieder wird, wie damals, klug argumentiert, warum eine bestimmte Art von Menschen nicht in unser Land gehört. Es werden vermeintliche Belege herangezogen, einige wissenschaftlich, andere „gefühlt“, die nächsten fußen auf Statistiken. Wieder stehen die wenigsten auf, um dagegen anzugehen. Und noch dürfen wir aufstehen und uns zur Wehr setzen, selbst wenn unserer Kanzlerin nichts besseres einfällt, als die ganze Diskussion bloß als „nicht sehr hilfreich“ abzutun. Ich sehe die gleichen Rassisten, die gleiche Deutschtümelei, das gleiche Bedüfnis nach kultureller Überlegenheit, nach leidiger „Leitkultur“. Nichts hat sich geändert, auch wenn einige von Ihnen hier lieber nicht mehr auf ihre Verantwortung aufmerksam gemacht werden, alte Schuld nicht neu entstehen zu lassen. Es lebt sich immer bequemer mit Wegsehen. Wie schon damals gedacht: Wer nichts sieht trägt auch keine Verantwortung. Falsch. Wer nichts sieht will nur nichts sehen. Ignoranz ist mir neben Dummheit die widerlichste menschliche Eigenschaft. Und sie ist neben Dummheit auch die, die am häufigsten anzutreffen ist.

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    Ich „sehe“ hier nicht die totale Unfähigkeit zu differenzieren, aber ich“spüre“ die selbe Unfähigkeit zu trauern, wie Herr Böhme.

    Selber gehöre ich zu der „glücklichen“ Nachkriegsgeneration, die all das Leid nicht in persona erleben mußte. Trotzdem bin ich mit diesem ganzen Leid, diesen ganzen Gräueltaten des Völkermordes aufgewachsen und erwachsen geworden. Bis heute bin ich gezwungen, bei beinahe jedem Auslandsaufenthalt den anständigen Deutschen zu repräsentieren, und immer noch Fragen nach dieser unseligen Vergangenheit zu beantworten, obwohl es gar nicht meine Vergangenheit ist!!!

    Ja, auch ich habe manchmal genug davon, immer noch mit der Vergangenheit mich beschäftigen zu müssen – die Erkenntnis, daß Zukunft erleben ohne Reflektion der Vergangenheit eine gefährliche Angelegenheit ist, stammt nicht von mir, sondern einem Klügeren.
    Beinahe 2 Jahrzehnte lief unser Land Gefahr wieder ein Land der Jasager und Mitläufer zu werden, was bekanntermaßen ein besonders fruchtbarer Nährboden für jede Art von Radikalismus ist. Nicht erst seit Sarrazin, schon seit ein katholischer Bischoff den Holocaust leugnete ist wieder Bewegung in der Demokratie, es wird wieder geredet und gestritten, in allen Bereichen.
    Wir haben nicht nur gerade erst angefangen unsere Nazivergangenheit ehrlich zu betrachten, die Vergangenheit der ehemaligen DDR haben wir bisher ganz bewußt verdrängt, um ja keinem Ost-Bürger auf die Füße zu treten. Auch das war eine Diktatur und ein Unrechtsstaat, auch wenn man das in unserem lande ja nicht sagen darf – ich tue es hiermit.

    Wir haben gerade erst angefangen auch um die vielen Opfer der Vertreibung zu trauern, haben uns erst kürzlich angefangen zu trauen, zu sagen, daß es auch hier viel Unrecht und Leid auf der anderen Seite gab. Und müßen uns, und total zu Recht, dann von den betroffenen Staaten, wie Polen, Tschechien und Russland sagen lassen, daß ja Deutschland vorher diese Länder überfallen hat und daß dieses sozusagen die gerechte Strafe war. Das haben wir jetzt 65 Jahre auch so gesehen, trotzdem sollten wir endlich anfangen auch um uns zu trauern, das ist das Recht auch der anständigen Deutschen, zu denen ich mich zähle.

    Persönlich habe ich jetzt großes Glück mit meinem zumindest Deutschen Opa. Der saß im Gefängnis, nicht KZ, weil er kein Nazi war.
    Was die amerikanischen Besatzer furchtbar irritiert hat. Denn ihrer Meinung nach mußte ein Staatsfeind, also Nichtnazi im KZ umgekommen sein. Wenn einer „nur“ im Gefängnis saß, dann war er wohl ein anderer Verbrecher.
    Mein Opa war aber nur ein Provinz-Geschäftsmann, der sich schon vor 38 standhaft weigerte seine Jüdischen Lieferanten aufzugeben, zugunsten von Deutschen.
    Das den damals und in dieser Beziehung etwas minderbemittelten Amis zu erklären, hat ein weiteres halbes Jahr Gefängnis gekostet. Ein guter Deutscher zu sein, hat sich also noch nie ausgezahlt, weder bei den Nazis noch in der Nachfolgedemokratie.

    Wir sollten unsere Geschichte so nehmen, wie sie ist. Mit ihr leben, wie es andere Völker auch tun, aber immer sensibler und hellhöriger sein, als andere Europäer.

  10. avatar

    sehr geehrter herr nosio,
    danke für die klarstellung. selbstredend handelt es sich hier um ein stilistisches mittel. eine anspielung auf die lesenswerte untersuchung von harald welzer „Opa war kein nazi“.
    mit freundlichem gruß
    christian böhme

  11. avatar

    „…Das Volk der Denker und Dichter – ein barbarisches Volk. Nichts Entlastendes, nirgends…“

    Die totale Unfähigkeit zu differenzieren. Aber zumindest schreiben Sie, was Sie wirklich denken…

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    „So so, mal wieder die völkischen Pauschalurteile des Herrn Böhme. Daß Sie meinen Urgroßvater beleidigen, der im KZ saß, stört sie in íhrem neudeutsch-völkischen Wertesystem sicher gar nicht.

    Völkisches Pauschldenken gehört geächtet, für immer!“

    Ihren Großvater in allen Ehren und wenn Herr Böhme „Auch Opa war ein Nazi.“ schreibt, so meint er gewiss Ihren Ur-Großvater – und nur den!
    Völkisches Pauschaldenken, wie Sie es nennen, ist bei Weitem besser als die „Mär vom verführten, verirrten Volk“!
    Vielleicht sollten Sie Ihre Prinzipien überdenken, wenn Sie noch immer auf der Suche nach dem Fitzel Unschuld im Braunen Sumpf der NS-Zeit sind. Wenn Ihr einziges Problem darin besteht, dass eventuell zu viele (arme) Deutsche beschuldigt werden, von der Schoa gewusst oder an ihr beteiligt gewesen zu sein, dann haben Sie die Reichweite dieser Tat nicht verstanden. Es geht eben nicht darum, „ein bisschen Gutes im großen Bösen“ zu finden. Es geht darum, das ganz und gar Böse im Gedächtnis zu behalten. Immer.

    „Auch Opa war ein Nazi.“ ist ganz nebenbei ein stilistisches Mittel, keine Pauschalisierung aller deutschen Großväter. Damit Sie beruhigt sind!

    Beste Grüße,
    R. Nosio

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    Herr Böhme, Sie sind ein terrible simplificateur; Sie schaffen mit linker Hand, was die Nazis mit ihrer Gleichschaltungspolitik bewirken wollten: Die Deutschen sind ein einig Volk von Tätern und Barbaren. Was sollen die Kinder lernen? „Opa war Nazi“ „Das Volk der Denker und Dichter – ein barbarisches Volk. Nichts Entlastendes, nirgends“. Sie unterschlagen, dass 1933, als sie schon an der Macht waren, die Nazis lediglich von 44% (immer noch viel zu viel) gewählt wurden, dass die Zustimmung in den Jahren der „Erfolge“, von Sebastian Haffner und Joachim Fest beschrieben, zunahmen, ist nachgewiesen, es gab Mitläufer, viel zu viele, es gab Widerständler, viel zu wenige usw. Von was Sie ausgehen ist ein Geschichtsverständnis, dass die Judenvernichtung von vornherein das Telos einer völkischen Bewegung der Deutschen gewesen sei. Ich lese gerade mit großen Gewinn „Der imperiale Traum“ des Historikers John Darwin, der darstellt, dass der Aufstieg Europas bzw. des Westens zu globaler Vorherrschaft durch den Aufbau von Imperien und wirtschaftlicher Dominanz eben nicht so unvermeidlich und logisch war, wie er in vielen Standardwerken der Geschichtsschreibung erscheint. Ebenso gilt, dass die Judenvernichtung 1933 nicht unausweichlich oder geradezu „vorhersehbar“ war, für Deutsche, Juden, andere. Die Nürnberger Gesetzgebung und Ausgliederung der Juden wäre allein schon ein politisches Schandmal gewesen; da waren viel zu viele gleichgültig. Was das „Wissenwollen“ angeht, wissen wir aus vielen Untersuchungen, dass dies generell bei den Menschen nicht so ausgeprägt ist. Elie Wiesel hat z.B. berichtet, dass sie in Sighet den Erzählungen über Judenvernichtungen nicht geglaubt hätten, den Herold als „Narren“ wegscheuchten.

    Ihre Novelle ist gerade das, was immer mehr Menschen abstösst; nicht, dass sie nichts über diese Geschichte wissen wollen, sie haben lediglich Ihre Interpretation und Ihr überhebliches Urteil satt. Aus Ihrer Darstellung kann man Null lernen. Nichts über Geschichte, nichts über Möglichkeiten, weitere Inhumanität zu vermeiden. Eine Faustregel dürfte sein: Schaut den Leuten auf die Pfoten, auf ihre Mittel, auf das, was sie machen. Lasst Euch nicht von dem großen Wurf beeindrucken. Und hütet Euch vor den 100prozentigen, den Vereinfachern.

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    Wurde der Hass auf die Nazigreuel nicht mit ganzer Absicht am Leben erhalten als Mahnung?
    Dazu gehörte auch immer wieder nach Täter zu suchen.
    Es liegt wohl im Menschen,
    dass er leichter hassen kann, als vergeben!
    Nach dem Naziregiem bekamen wir die Demokratie,
    aber mit Menschen aus dem Nazilager.
    Keinen störte dies zuerst.
    Es gab wohl nicht so viele
    die das Land politisch führen konnten!
    Als die DDR zusammenbrach geschah das selbe.
    Dass sich diese Menschen in der Demokratie verändern ,will man nicht mehr sehen.
    Man konserviert den Hass
    und überträgt ihn auf die junge Generation.
    Wer Schuld auf sich geladen hat,
    will nicht 20-50 Jahre lang damit konfrontiert werden.
    Niemand will seine Fehlern ständig vorgehalten bekommen.
    Das kennt jeder aus seinem Leben,
    aber bei anderen ist man unbarmherzig.

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    @ Völker, Milchmädchen, Strebel: Sie belegen ja gerade durch Ihre Einlassungen die These Christian Böhmes. Dass inzwischen jeder einen Opa oder Uropa hat, der Reden gegen das Regime schwang, Juden half, im KZ saß usw., versteht sich von selbst. Und dennoch, und dies ist das große Wunder, hielt die große Masse des deutschen Volkes, und insbesondere der Elite, obwohl sie alle damit beschäftigt waren, gegen das Regime zu arbeiten, Juden zu helfen usw., in Treue fest zum Führer, bis es zu spät war.

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    sehr geehrter herr strebel,
    das muss ich doch mal klarstellen: ich habe kein neudeutsch-völkisches wertesystem.
    und: mitnichten wollte ich ihren urgroßvater beleidigen.
    ich habe auch klar daraufhin gewiesen, dass es auch „andere“ gab, es war halt nur leider ganz wenige.

    und an „milchmädchen“: um die gnade der späten geburt (helmut kohl)ging es in meinem beitrag ja nicht.

    einen freundlichen gruß
    christian böhme

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    Christian Böhme schrieb: Das Volk der Denker und Dichter – ein barbarisches Volk. Nichts Entlastendes, nirgends.

    So so, mal wieder die völkischen Pauschalurteile des Herrn Böhme. Daß Sie meinen Urgroßvater beleidigen, der im KZ saß, stört sie in íhrem neudeutsch-völkischen Wertesystem sicher gar nicht.

    Völkisches Pauschldenken gehört geächtet, für immer!

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    Ach, was waren das noch für Zeiten, in denen man sich von der Erbsünde bei Johann Tetzel freikaufen konnte! Die Entwicklung geht weiter, was früher die Verdammnis war, ist heute die Nazikeule.

    Ablaß, Ablaß, Ablaß!

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