Wenn Deutschland an außenpolitischem Gewicht gewinnen möchte, sollte es bei Miroslav Klose in die Lehre gehen. Der weiß, worauf es ankommt: Man muss für jede Chance dankbar sein und sie nutzen. Beim Spiel Deutschland-Türkei zum Beispiel war Keeper Volkan Demirel so freundlich, den Ball direkt vor die Füße des Bayern-Spielers zu befördern. Und Klose ergriff die günstige Gelegenheit, um der ihm gestellten Aufgabe – Tore schießen – gerecht zu werden.
Das allerdings konnte dem 32-Jährigen überhaupt erst gelingen, weil er sich der besonderen Gunst Jogi Löws erfreut. Denn der Bundestrainer hielt trotz vielfacher Kritik an seinem Stürmer fest und gewährte somit eine Art Vertrauensvorschuss auf künftig zu erbringende Leistungen. Und Klose erfüllte die in ihn gesetzten Hoffnungen. Genau das wird jetzt auch von Deutschland als neuem Mitglied des Weltsicherheitsrates erwartet.
Gleich im ersten Wahlgang haben die Mitglieder der UN-Vollversammlung die Bundesrepublik für zwei Jahre in dieses höchste völkerrechtliche Gremium gewählt. Ein Ausweis von Respekt und eine Ehre, der sich Berlin nun würdig erweisen muss.
Denn Deutschland verdankt seinen diplomatischen Erfolg nur zum Teil der Tatsache, dass es der drittgrößte Beitragszahler und in Sachen Klimaschutz ein Vorreiter ist. Vielmehr gibt es eine Erwartungshaltung: Deutschland möge doch endlich mal Politik machen. Dazu gehört eben auch, eigene Positionen zu formulieren und, wenn möglich, in konkretes Handeln umzusetzen.
Berlin kann, darf und muss sich mehr zutrauen – auch auf die Gefahr hin, mal anzuecken. Mut tut gut. Wir sind geradezu gefordert, mehr Verantwortung zu übernehmen.
Das hat nichts mit selbstherrlichem Auftrumpfen zu tun. Dafür umso mehr mit konstruktiver Arbeit beim Lösen von Konflikten, an denen weltweit kein Mangel herrscht. Und es gibt Krisenherde, bei denen gerade Deutschland gefordert ist: der Nahe Osten im Allgemeinen und das Atomprogramm des Iran im Besonderen. Kann man Teheran von seinem hoch gefährlichen Kurs noch abbringen? Was ist mit verschärften Sanktionen? Muss mehr als bisher über militärische Optionen nachgedacht werden? Wie können Israelis und Palästinenser zu weitreichenden Konzessionen gebracht werden? Ist eine Blauhelm-Mission wünschenswert oder gar erforderlich, um Frieden zwischen den verfeindeten Völkern zu schaffen? Und wird sich Deutschland als ehrlicher Makler an einem solchen Einsatz beteiligen?
Fragen über Fragen. Es ist an der Zeit, dass sie von unseren Politikern beantwortet werden. Denn ein Vertrauensbonus kann schnell aufgebracht sein. Den hehren Worten müssen Taten folgen. Wer frei vor dem Tor steht und dann den Ball über die Latte drischt, wird ausgewechselt. Derjenige, der trifft, darf weitermachen. So einfach ist das. Nicht nur im Fußball.
@Dr.Strebel: Wache auf holder Michel – der „Kalte Krieg“ ist schon seit 1978 vorueber – als der polnische Pabst aus dem Warschaupaktimperum hoch in den Himmel – ich meine in den Vatikan fuhr. Danach hat CIA&Co. die USSR noch solange gestuetz bis man mit „Dessert Storm“ eine neue Goldmiene fuer den „Military-Industrial-Intelligence-Complex“ geschaffen hatte. Jetzt wird das „Wuestenstuermen“ aber nicht mehr gewinnbringend. So haben wir inzwischen schon den „Soft War“ gegen Russland, China, Brasilien, und eine Anzahl anderer Nationen welche sich zu viel „Unabhaengigkeit“ leisten gegenueber den „Verantwortungtraegern“ der Natoweltfuehrung, welche jetzt neben dem „Soft War“ auch noch „Einsaetze in nicht-tradionellen Regionen“ in das neue Menu eintraegt. Wer nur die Meinung der USA und Deutschland kennt – liest dann in der Meinung der „Unabhaengigen“ immer noch das Echo einer vergangenen Epoche. Aber heute hoeren die „Unabhaengigen“ sehr angenehme Meinungen von Deutschland („Die starke Stimme in Europa“): „Multi-Kulti“ ist tot!“ Jetzt koennen die „Unabhaengigen“ das auch in ihren Nationen fordern: In Russland sei Russe, im China sei Chinese, in Brasilien sei Brasilianer – und nicht mehr ein vom „Westen“ finanzierter „Ethnienrechtler“ mit Autonomieforderungen und Medienzirkus als „Preistraeger“…
@Jan Z. Volens: Danke für den Hinweis auf den Valdai Discussion Club. Da scheint die Denkweise des kalten Krieges gepflegt zu werden.
@Dr. Oliver Strebel: Die USA welche die Deutschen nach 1945 erfahren haben – was the „Good Cop USA“: 1. Mehr weisse U.S. Americans haben teilweise Abkunft von Deutschen – als von allen anderen europaeischen Nationalitaeten (von den britischen Inseln eingeschlossen). Und diese Mehrzahl von weissen U.S. Americans – stillschweigend sagten: „MEINE Forfahren waren wie diese Leute…“. 2. Weniger als 10% der Nazistreikraefte standen gegen die U.S. Forces – in einem „Gentlemens‘ Duel“ – im Gegensatz zu den Ringen der Berserker an der „Ostfront“ wo 70% der Nazistreitkraefte wueteten. 3. Die Deutschen erfreuten des Schoenheitswettbewerbes zwischen den Gaben des „Westens“ und den Forderungen des oestlischen Systems. 4. Zur gleichen Zeit – von 1945 – waren die USA aber wie vorher „Bad Cop“ dort wo man NIEMALS Ruecksicht auf „farbige“ genommen hatte – schon seit 1776 – in the „South“ und „Texas“ und im blutigen Hinterhof – nur als ein Beispiel – die Massenmorde von 100,000 bis 200,000 Mayas in Guatemala, weil sie zu „kommunal“ waren. (Jetzt die Entdeckung von Syphilisexperimente der USA Forscher in Guatemala -1948). 5. „The German Issue today“ ist eine juristisch-geopolitische Analyse, search: Ria Novosti, and select „Valdai Club Discussion“.
Jan Z. Volens schrieb: Das ewige “Superguantanamo” in der Mitte Europas – … 4+2 Abkommen war kein Friedensvertrag!
Ihre Sichtweise finde ich sehr skurril. Denn wir Deutschen leben in dem, was Sie Guantanamo nennen, seit 60 Jahren kreuzfidel und zufrieden. Und wir werden auch nicht vergessen, wer sich beim Fall der Berliner Mauer, als verlässlichster Freund der Deutschen bewährt hat. Es waren die USA, die sofort und ohne Nachzudenken volle Souveränität für Deutschland inklusive atomarer Bewaffnung gefordert haben.
Die USA besitzt doch schon den groessten Aktienanteil an der UN – und jetzt wird noch eine seiner Kolonien in den Sicherheitsrat hineingefoerdert: Das ewige „Superguantanamo“ in der Mitte Europas – mit einer USA Besatzungarmee von 56,000 in 80 Stuetzpunkten – welche fuer ewig – wie in Guantanamo – dort bleiben, denn juristisch hat Deutschland noch nicht einmal das Recht den Abzug zu fordern. (4+2 Abkommen war kein Friedensvertrag!). Die 12,000 der britischen Besatzung, in 6 Stuetzpunkten (auch schon seit 1945!) – werden zumindest 2035 wieder in ihre Heimat marschieren. Man muss es der USA ankreiden – die verstehen „to innovate“ – sie haben gleich mehrere Stimmen in der UN – mit ihrer Erfindung der „Associated States“ Palau, Marschall Islands, United States of Micronesia. Dabei werden die USA „Besitztuemer“ Puerto Rico, U.S. Virgin Islands, U.S. Samoa, Guam, Northern Marianas – noch in der UN als „Kolonien“ klassifiziert – mit 5 Millionen U.S. Staatsbuergern welchen gar kein nationales Wahlrecht ermoeglicht fuer „President“ oder den U.S. Congress zu waehlen. Und jetzt hat die USA ihr eifriges europaeisches „Superguantanamo“ im Sicherheitsrat… Wie der deutsche „Klimaschutz“ wird, hat man schon gehoert: Maybritt Illner fragte: „Koennte die internationale Gemeinschaft verhindern dass Brasilien und Angola im Suedatlantik tief bohren ?“ Brasilien wird in den naechsten Jahren fuer bis zu $100 Millarden Waffen kaufen, zunaechst ein halbes Dutzend nukleare U-Boote von Frankreich. Es ware nicht das erste Mal das „eifrige“ Deutsche im Suedatlantik mit der brasilianischen Marine zusammenstossen. Deutschland im Weltsicherheitsrat – drausen in der Welt gruselt man sich wieder…
@uniquolol
Helmut Schmidt ist ein weiser Mann, aber er ist nicht mehr im Amt…deswegen kann er sich den Luxus leisten, zu sagen was er denkt. Regieren ist aber die Kunst Kompromisse schliessen zu können. Politiker-Bashing ist aber chic, jeder Bürger glaubt den Job einers Politikers oder Managers machen zu können. Warum kein Fussballer-Bashing? Diese gehirnlosen Typen kassieren Millionen, und was leisten sie? Nichts. Außer Hooligans produzieren und die Massen verblöden.
Was Soldaten angeht: irgendjemand muss den dreckigen Job machen, und die Werte des Westens, schlimmenstenfalls mit Waffen, verteidigen. Diese Pazifisten haben keine Ahnung.
Helmut Schmidt hat immer von einem (ständigen) Sitz im Weltsicherheitsrat abgeraten. Er wies – zu Recht – darauf hin, dass man im Krisenfall dann entweder Soldaten oder Geld schicken müsse. Warum hört auf diesen Herrn nur niemand?