In einem „offenen Brief“ an meinen Chefredakteur hat der Intendant des Hamburger Thalia-Theaters Joachim Lux mir – unter anderem – vorgeworfen, einer neuen „Kristallnacht“ das Wort zu reden. Außerdem hat mir Lux „Volksverhetzung“ und die „Verunglimpfung anderer Religionen“ vorgeworfen, was er in Verkennung unserer Rechtsordnung für einen „Straftatbestand“ hält; über mich persönlich schreibt er, ich hätte mich „an einer Überdosis Sarrazin verschluckt“; agiere wie „ein islamistischer Hassprediger“; sei „ein geistiger Brandstifter“; verzapfe „islamophoben Unsinn“ und sei „völlig durchgeknallt“. Und das alles in einem Text von kaum einer Seite Länge! Chapeau.
Den Erguss des Intendanten kann man hier nachlesen:
Worum geht es? Um den Verriss eines Theaterstücks. Davon möchte Herr Lux mit seiner Suada über Islamophobie, Volksverhetzung, Islamismus, Reichskristallnächte und so weiter ablenken. Indem er „Skandal!“ ruft, möchte er von der skandalös schlechten Aufführung ablenken, die meinen Zorn erregt hatte. Hier zunächst meine Rezension:
http://www.welt.de/die-welt/kultur/article9748545/Hamlet-fuer-Bloede.html
Wie jeder, der diesen Text mit wachem Verstand liest, sofort bemerken wird, geht es hier um drei Dinge: um die Kritik einer Übersetzung, die Kritik einer Inszenierung, und die Kritik eines Theaterpublikums, das offenbar zur Kritik nicht mehr fähig ist. Worum es nicht geht, ist der Islam. Aber zur Koran-Connection komme ich noch. Zunächst zur Übersetzung.
Der extra für diese Inszenierung in Auftrag gegebenen Übersetzung von Günter Senkel und Feridun Zaimoglu werfe ich vor, sie „lasse von Shakespeares Sprache gar nichts übrig“; sie sei von „comicblasenhafter Dürftigkeit“; alle Personen redeten im „gleichen, abgehackten Ton“; der „hechelnde Text“ gebe ihnen gar nichts zu sagen; er habe dem Urtext „alles Widersprüchliche ausgetrieben und mit ihm auch alle Poesie, alle Tiefe.“ Übrig bleibe „Plattheit“. Außerdem nehme ich daran Anstoß, dass Senkel und Zaimoglu im Auftrag des Regisseurs einen eigenen Schlussmonolog für Hamlet geschrieben haben, damit das Stück jene buddhistische Weltsicht verkünde, die vom Regisseur – Luk Perceval – Besitz ergriffen hat und die er erwartungsgemäß nun auch in „Hamlet“ als heimliche Botschaft entdeckt.
Gehen wir Schritt für Schritt vor. Beginnen wir mit der „comicblasenhaften Dürftigkeit“ der Sprache. Hiefür gäbe es buchstäblich Hunderte von Beispielen. Ich begnüge mich mit einer. Es geht um jene Stelle am Ende des Vierten Akts, wo die Königin von Ophelias Tod berichtet. Und damit mir nicht vorgeworfen wird, ich hinge in bildungsbürgerlicher „Philologendusseligkeit“ (so eine Nachricht an mich via Facebook) an der Schlegel-Tieck’schen Übersetzung, zitiere ich aus der bei Wagenbach erschienenen Übersetzung von Erich Fried:
Königin: … Laertes: Eure Schwester ist ertrunken.
Laertes: Oh – Ertrunken?! – Wo?
Königin: Es neigt sich eine Weide überm Bach,
Der zeigt im glasigen Strom ihr graues Laub;
Dort kam sie mit phantastischen Girlanden
Aus Nesseln, Hahnenfuß, Maßliebchen, Knabenkraut,
Dem purpurnen, das Hirten gröber nennen,
Doch unsere Mädchen nennens Totenfinger…
Dort hielt sie sich an Äste, ihre Kränze
Zu hängen dran. – Da brach ein tückischer Zweig,
Und nieder fiel ihr Unkrautschmuck und sie
Ins weinende Wasser. Ihr Gewand, gebreitet,
Hielt sie noch oben, Wasserjungfraun gleich,
Ein Weilchen, und sie sang aus alten Liedern,
Wie ohne Ahnung ihrer eignen Not,
Wie ein Geschöpf, geboren und geborgen
In diesem Element; doch lange konnts nicht sein;
Dann zogen ihre Kleider, schwergetrunken,
Das arme Ding von ihren Melodien fort
Zum schlammigen Tod.
Wie übersetzen nun Senkel und Zaimoglu diese Szene?
Laertes: Königin.
Gertrude: Deine Schwester.
Laertes: Ja, Herrin?
Gertrude: Sie ist ertrunken.
Und das war’s. Kann man sagen, dass Senkel und Zaimoglu jedes denkbare Quäntchen Poesie aus der Szene geschöpft haben? Oder kann man wenigstens verstehen, warum der „völlig durchgeknallte“ Rezensent von „comicblasenhafter Dürftigkeit“ spricht?
Wer allerdings bei Feridun Zaimoglu nur an „Kanaksprak“ denkt und vermutet, er habe hier eine Art „Hamlet-Rap“ vorgelegt, liegt völlig falsch. Das wäre übrigens möglicherweise interessant – auf jeden Fall amüsant – geworden: Sein oder Nichtsein, Alter, darum geht’s, kapiert? Alles einstecken, Opfer sein? Ist das dein Ding? Oder sich nichts gefallen lassen, sich wehren, auch wenn man dabei draufgeht? Und so weiter.
Aber Zaimoglu wollte sich nicht auf die Rolle des Türken vom Dienst festlegen lassen, was ihn ehrt, und versucht sich teilweise – weil Regisseur Perceval das Stück für ein „Märchen“ hält – in einer altdeutschen Kunstsprache, die bei aller Knappheit vor peinlicher Gestelztheit nicht zurückschreckt: So sagt Ophelia über Hamlets Briefe: Eurer Minne Siegel nanntet ihr Kleinode. Als Hamlet davor zurückschrickt, seinen Onkel beim Gebet zu ermorden, sagt er: Lohnte der Himmel deine Buße mit dem Gnadenstand, dass Aufnahme du fändest? Was soll diese Fraktur?
Am Ärmel wischt sich die Nas der König, sagt Hamlet an anderer Stelle. Und warum nicht (auch wenn davon nichts bei Shakespeare steht): „Der König wischt sich die Nase am Ärmel“? Spätestens seit Bertolt Brecht – eigentlich schon seit Heinrich Heine – wissen wir, dass die Sprache der Dichtung den Regeln der Alltagssprache nicht Gewalt antun darf.
Das hat Shakespeare auch nie getan. Aber an der Stelle, als Hamlet, zum Duell aufgefordert, über den Tod reflektiert und sagt, entweder komme er jetzt, dann müsse man die Zukunft nicht fürchten, oder er komme in der Zukunft, dann sei das Jetzt nicht zu fürchten, man müsse eben immer bereit sein zu sterben – da schreiben Senkel und Zaimoglu, als hätten sie gerade ein Proseminar bei Adorno verlassen: Aufgehoben ist im Jetzt das Kommende. Kommt es noch, so ists nicht im Jetzt enthalten. Vom Baldigen und Künftigen bin ich im Jetzt entfernt.
Hier – in der Feier des ewigen Jetzt – haben wir dann jene buddhistische Weltsicht, die Perceval im Programmheft bekennt. In einem Zen-Kloster habe er zudem erfahren, „dass Shakespeare als Reinkarnation Buddhas gesehen wird.“ Buddhismus aber bedeute „die Akzeptanz des Leidens“. Nur hat Shakespeare – wahrscheinlich ein heimlicher Katholik im protestantisch regierten England – leider trotz aller Reinkarnation keine buddhistischen Texte geschrieben, und von der Akzeptanz des Leidens wird man bei ihm – obwohl das auch ein zutiefst christlicher Gedanke ist – nichts finden. Also lässt sich Perceval von Senkel und Zaimoglu ein Schlusswort Hamlets schreiben, sage und schreibe 130 Zeilen, mit Abstand der längste Monolog im Stück, in dem sich der sterbende Prinz dazu bekennt, es sei völlig gleichgültig, was man tut oder eben lässt.
Weglassen, was Shakespeare schrieb, hinzudichten, was er nicht schrieb: das habe ich eine „Vergewaltigung“ genannt, und ich bleibe dabei. Ich bleibe auch dabei, dass das „verboten“ gehört. Einen Champagner darf man nicht Champagner nennen, wenn er nicht bestimmte Bedingungen erfüllt; wieso darf ein Theater eine solche Plörre als „Shakespeare“ verkaufen?
Die Inszenierung selbst fügte dem Stück weitere Gewalt zu. Eigentlich sagte Kollege Gerhard Stadelmaier von der FAZ darüber alles Nötige, als er mit der ihm eigenen feinen Ironie anmerkte, es habe dabei „ein toter Hirsch eine tragende Rolle gespielt“. Ich muss ihn dennoch korrigieren. Zwar lag während der ganzen zweistündigen Inszenierung ein toter Hirsch auf der Bühne. Eine Rolle spielte das arme Tier aber nur einmal, nämlich als es im vierten Akt von Rosencrantz und Guildenstern sodomisiert wurde. Dazu klopfte sich das bürgerliche Premierenpublikum auf die Schenkel und grölte. Nun habe ich nichts gegen das Sodomisieren toter Tiere auf der Bühne, wenn es denn der Handlungsführung dient. Im Gegenteil. Aber was sagte mir diese Episode über Rosencrantz und Guildenstern? Dass sie Schweine sind, die ihren angeblichen Freund, den todgeweihten Prinzen, diesen edlen Hirsch, ficken? Das merkt doch jeder, der nicht schon im ersten Akt eingeschlafen ist.
Apropos erster Akt: Über die vielen merkwürdigen Einfälle dieser Inszenierung – „Hamlet für Dummies“ – habe ich in meiner Rezension schon geschrieben, besonders über den zentralen Einfall, Hamlet in ein siamesisches Zwillingspaar aufzuspalten, um seine Gespaltenheit auch dem blödesten Zuschauer klar zu machen. Aus Platzmangel musste ich jedoch auf eine Bemerkung verzichten, die mir den Geist – oder vielmehr die Geistlosigkeit – dieser Regiearbeit auf den Punkt zu bringen scheint. Seinem Zwillingspaar „Hamlet & Hamlet“ gibt Perceval nämlich nicht nur die Zeilen Horatios zu sprechen, sondern auch jene des Gespensts. Denn Horatio ist Hamlets „alter Ego“, und das Gespenst ist für Perceval nur „der Geist des Vaters“, der „in Hamlet gefahren“ ist.
Nun ja. Kann man so sehen. Aber nur, wenn man das Stück nicht gelesen hat. Denn Shakespeare, der auch nicht blöd war, lässt uns die Wirklichkeit jener Erscheinung aus einer anderen Welt, die zunächst nur „das Ding“ heißt, von drei unabhängigen Zeugen bescheinigen, bevor Hamlet überhaupt das erste Mal auftritt.
Der Dramatiker will, dass wir das Ding genauso ernst nehmen, wie es Hamlet tut. Perceval lässt aber diese Szenen einfach weg, weil sie eben nicht in sein Konzept passen, Hamlet als eine Art Psycho-Monster darzustellen. Wie er am Schluss auch die Fechtszenen weglässt zugunsten jenes Buddha-Monologs von Feridun Zaimoglu, von dem einige Zen-Meister sagen, er sei der reinkarnierte Shakespeare, und von dem Regisseur Perceval im Programmheft sagt, er könne zwar kein Deutsch, aber „ausgerechnet das finde ich schön“.
Sprache, so habe Perceval auf der Schauspielschule gelernt, sei ohnehin nur „Geräusch“. Na denn. Das nächste Mal nehme ich mein iPod mit ins Theater.
Genug. Nun – wie versprochen – zur Islam-Connection. Sie haben die Worte des empörten Intendanten vielleicht noch im Ohr. Ich muss kurz ausholen. Zur Einstimmung in die Aufführung hatte ich nicht nur den Text von Senkel und Zaimoglu gelesen, sondern auch in einem meiner Lieblingsbücher geblättert, Heinrich Heines Schrift über „Shakespeares Mädchen und Frauen“. Sie beginnt mit einer Bemerkung, aus der hervorgeht, dass die Borniertheit des Hamburger Bürgertums keineswegs eine moderne Erscheinung ist: „Ich kenne einen guten Hamburger Christen“, so Heine, „der sich nie darüber zufrieden geben konnte, dass unser Heiland von Geburt ein Jude war.
Ein tiefer Unmut ergriff ihn jedes Mal, wenn er sich eingestehen musste, dass der Mann, der, ein Muster der Vollkommenheit, die höchste Verehrung verdient, dennoch zur Sippschaft jener ungeschneuzten Langnasen gehörte, die er auf der Straße als Trödler herumhausieren sieht“ – Sarrazin, ick hör dir trapsen! – „und die ihm noch fataler sind, wenn sie gar, wie er selber, sich dem Großhandel mit Gewürzen und Farbestoffen zuwenden, und seine eigenen Interessen beeinträchtigen.“
Herrlich. Man mag sich aber fragen, was Kritik am christlichen Antisemitismus mit Hamlet zu tun hat. Gemach. „Wie es diesem vortrefflichen Sohne Hammonias mit Jesus Christus geht, so geht es mir mit William Shakespeare“, bekennt Heine. „Es wird mir flau zumute, wenn ich bedenke, dass er am Ende doch ein Engländer ist, und dem widerwärtigsten Volke angehört, das Gott in seinem Zorn erschaffen hat.“
Tja, wäre ich ein ungebildeter, dafür politisch korrekter Intendant, würde ich nun brüllen: „Volksverhetzung! Verunglimpfung anderer Völker!“ und so weiter. Wie kann man eine ganze „Ethnie“ – die Engländer – als „widerwärtig“ – „ein graues, gähnendes Ungeheuer“ – hinstellen? Doch nun zur Pointe: „Und in einem solchen Lande, und unter einem solchen Volke, hat William Shakespeare im April 1564 das Licht der Welt erblickt, … der Mann …, dem wir das weltliche Evangelium, wie man die Shakespeareschen Dramen nennen möchte, verdanken…“
Das „weltliche Evangelium“. Das war mein Stichwort. Und nun im Thalia-Theater die Karikatur dieses Evangeliums. In einem Stück, das – wie es der Zufall will – in Dänemark spielt. Die Assoziation zu den Mohammed-Karikaturen stellt sich beinahe von selbst ein und mit ihm die Empörung über die Nachkommen jenes christlichen Hamburger Gewürzhändlers, die brav jener Karikatur Beifall klatschen, entweder weil sie nicht als Spießer gelten wollen oder weil sie Philister sind, die Shakespeare und das Ohnsorg-Theater ohnehin nicht auseinander halten können, oder beides.
Dass ich, der ich ansonsten gern auch Hiebe in Richtung Christentum austeile, hier auf jene andere große Konfession Europas verfiel, für deren Gleichberechtigung und Einbeziehung in den öffentlichen Diskurs (inklusive Schmähung) ich unermüdlich eintrete, hat zwei weitere Gründe.
Bereits 1995 hatte ich in meiner Schrift „William Shakespeare“, die in der auch deutschen Intendanten nicht völlig unbekannten Reihe „Rowohlts Monographien“ erschien, mit blick auf die blutigen Religionskriege der Epoche darauf hingewiesen, dass wir „die geistige Situation des 16. und 17. Jahrhunderts … eher mit der islamischen Welt an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert vergleichen“ müsse als mit unserer – ich war damals optimistisch – „fast völlig säkularisierten westlichen Welt“ (S.14).
Und schließlich erinnerte mich der Versuch Percevals, jenes „weltliche Evangelium“ auf ein für das Hamburger Unbildungsbürgertum verträgliches Maß widerspruchsfrei zurechtzustutzen, an das Vorgehen eines Mannes, der dem anerkannten Islam-Wissenschaftler und Koran-Übersetzer Claus Schedl zufolge „sich als Bringer des neuen, des ‚wahren Christentums’ Verstand“: die Rede ist von Mohammed, in dem andere Wissenschaftler ein Kompositum sehen wollen, ein Autorenteam – was aber hier zu weit führen würde.
Das Verhältnis von Bibel und Koran habe ich im Rahmen der Arbeit an meiner – ebenfalls in bei Rowohlt 1999 veröffentlichten – Monographie über Maria studiert, in der Katholiken die Mutter Gottes und Himmelskönigin, Muslime aber als gute Monotheisten die Mutter des – allerdings jungfräulich empfangenen – Propheten Isa erblicken.
Ihr ist im Koran eine ganze Sure gewidmet. Ich fordere Herrn Lux auf, diese Sure zu lesen und dann öffentlich zu sagen, ob sie nicht tatsächlich an „Poesie und Tiefe“ gegenüber dem Original – den vier Evangelien und dem „Protoevangelium des Jakobus“ – ein wenig, wie ich in meiner Rezension schrieb, zu wünschen übrig lässt.
Man muss sich nicht unbedingt dem Urteil des großen britischen Schriftstellers, Historikers und Sozialisten Herbert George Wells anschließen, der in seiner „Short History of the World“ 1922 schrieb (ich übersetze aus meiner Ausgabe von 1953): „Als Literatur oder Philosophie betrachtet, ist der Koran ganz gewiss seines angeblich göttlichen Autors unwürdig.“
Aber auch diese Meinung über das Werk muss gesagt und gedruckt werden dürfen, ohne dass ein deutscher Intendant loszetert: „Der Koran als Verplattung der Bibel! Das macht wahrhaft sprachlos, unglaublich.“ Inzwischen hat sich auch Zaimoglu in der „taz“ zu Wort gemeldet und gemeint, „mit Religionskritik zu kommen, wenn es um Hamlet geht, sei eine „Unverschämtheit“, das müsse „geahndet“ werden:
http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/ich-werde-als-onkel-horst-verhoehnt/
Und damit soll es gut sein. Herr Lux, der in der öffentlichen Verhandlung der Affäre nicht sehr gut weggekommen ist, hat inzwischen auch Friedensfühler ausgestreckt und möchte, wie er sagt, „das Kriegsbeil begraben“. Gut. Aber eine Vorbedingung muss der Mann erfüllen. Er muss sich für seine Kristallnacht-Anspielung entschuldigen. Nicht bei mir.
Ich bin weit davon entfernt, mich irgendwie als „Opfer der zweiten Generation“ zu empfinden, im Gegenteil: hätten die Nazis meinen Vater nicht aus Deutschland verjagt, hätte er nie meine Mutter getroffen und nie mich gezeugt. Ich verdanke Hitler gewissermaßen mein Leben. Nein, es geht nicht um mich.
Es geht um die tatsächlichen Opfer der Nazis. Eine Rezension mit einem Pogrom zu vergleichen – das trivialisiert die Verfolgung der Juden damals verhöhnt nachträglich die Opfer. Es reicht ein „Tut mir leid, war nicht so gemeint“, und wir können, um in der Indianer-Metapher zu bleiben, eine Friedenspfeife miteinander rauchen. Oder meinetwegen auch eine Shisha.
He David, nach Sonnenuntergang wird nicht mehr geabeitet – mit dem Bulldozer.
Das machen die Schabbesgoys in Stuttgart, zusammen mit den Grünen, und unverdrossen für unsere alten Bäume;gegen die Regierung.
In Deutsch Wildwest sind die Grünen grüner als bei euch in Hamburg.
Schabbath Schalom
Alan Posener schrieb:“Hier wären SPD, Gewerkschaften und Grüne gefordert, etwas MIT den Leuten zu tun, statt sich wählen zu lassen und dann per ordre de mufti etwas – angeblich – FÜR sie zu tun.“
Goebbels (der Erfinder der modernen PR)pflegte zu sagen:“Wenn ich das Wort Kultur höre, hole ich meine Pistole“.
Ich sage:“Wenn ich das Wort Die Grünen höre, hole ich meinen Bulldozer, Narcisse Caméléon“
http://hiram7.wordpress.com/20.....ern-obama/
Noch hinzuzufügen: Wie ich kürzlich mitbekam, gibt es jetzt bereits christliche Arbeitsagenturen. Priester, mit ihrem doch größeren Netzwerk, fungieren als chrisliche Arbeitsagentur – offensichtlich außerordentlich erfolgreich.
Glänzende Idee, Bundestagsabgeornete, ausgestattet mit einem komfortablen Mitarbeiterstab, könnten sich da ebenfalls profilieren. Und jeder von uns, eigentlich.
Wer schon einmal die glänzenden Augen der Kinder gesehen hat, wenn ihnen bei der Hausaufgabenhilfe ein „Mensch“ ein freundliches Wort gibt, ein wenig Anerkennung für ihre Leisung, verzichtet gerne auf jede Aufwandsentschädigung. Der sog. Staat nützt Ehrenamtliche leider gnadenlos aus – das sollte aber keinen davon abhalten sich zu engagieren, kulturell, oder sozial!
@Alan Posener: Hartz IV-Theater AG; guter Gedanke, kam auch uns schon.
Aber wir „Schattenweltigen“ die wir nicht nur „versuchen“ etwas für die genannte Gruppe zu tun, hatten schon wesentlich weiterführende Gedanken.
Die Industrie hat da eine Marktlücke übersehen, in der irrigen Annahme, die Käuferschicht „Hartz“ lohne die monetäre und werbemaßige Mühe nicht.
Da wir aber auf absehbare Zeit eine Hartz-Käuferschicht haben werden, mit ganz eigenen Bedürfnissen, könnte man da, wäre man klug und weitsichtig, für diese Käuferschicht eine eigene Infrastruktur schaffen.
Denken Sie mal nur an Aldi, heute ist Aldi bei der sog. Mittel- und Oberschicht Kult. Vor den Aldis, in meiner Stadt, stehen nur die protzigsten Daimler und andere Nobelkarossen. Den Hartz-Empfänger mit Fahrrad sieht man eher seltener – schon dieser Discounter ist zum Luxus für diesen geworden.
Würde der Handel hier ein eigenes, sehr selbstbewußtes Marktsegment schaffen, würde auch
ebenso der Hartz-Empfänger sein eigenes Image anders sehen. 1-Euro-Läden reichen da nicht.
Sorry, der Ökonom kommt halt immer wieder bei mir durch: eine deformation professionelle eben. Sollte Industrie und Handel meine Auslassungen für ein neues Marktkonzept übernehmen, bitte ich selbstverständlich um entsprechende Tantiemen.
@Alan Posener
ich habe den Link in meinem letzten Kommentar als Anschauungsmaterial für Ihre These, dass uns dies zwar nicht bei Shakespeare, aber in von Ihnen definierten Ausnahmefällen weiterbringen könnte. M.E.trägt dies zur besseren Charakterisierung der „Schurken“ nicht bei, eher zu ihrer Verharmlosung (aha, ein Fall sexueller Devianz, oder naja porno), vielleicht aber zu unserer Erleichterung, Katharsis. Was meinen Sie?
Ich glaube, was in tausend Jahren noch von den 68ern erinnert wird, ist Fritz Teufels unsterblicher Satz: Wenn es der Wahrheitsfindung dient. Meinen Sie nicht auch?
@ Alan Posener
Bäh! Ihre Schule!
@ Silvia Berger: Vielen Dank für den Tipp.
@ EJ: Meine Güte, Sie werden richtig antiautoritär!
@ KJN Mitschnippen?
🙂
Nein. Machen! APO hat dazu ja schon einiges gesagt – in altlinker Manier, er kann’s nicht verbergen.
Nur das Machen ist zu subventioneiren, nicht das Zuschauen. Das schließt das professionelle Schauspiel- und das Opernhaus und das professionelle Orchester nicht aus, schleißt aber vor allem alle möglichen einschlägigen „Laien“-Unternehmungen in diesem Bereich ein. Das Erarbeiten eines Stücks ist Kultur.
Unsere subventionierten („großen“) Theater- und Opernhäuser entstammen dem Feudalismus. Unser Rezeptionsgewohnheiten ebenfalls. Wir gehen da hin wie die tumben Fürsten, die sich während der Oper, mit der sie Staat machten, in ihrer Loge – Musik ist schließlich Musik – einen blasen ließen, weil’s so langweilig war.
Gemacht, geschreiben, studiert, eingeübt, wurde Theater, Oper, Musik (ab irgendwann) in Bürgerhäusern. Diese bürgerliche Kulturtradition haben wir längst verloren. Geblieben ist uns die dümmliche Fürsteneitelkeit des Theaterbesuchers. (Und wie viel davon, bemerken Sie, wenn Sie ab und an mal Premieren besuchen.)
@EJ: Ja, das finde ich auch: Kultur- und Bildungshaushalt gehören eigentlich zusammen. Der aktuelle Kulturhaushalt ist im Vergleich bereits sehr klein. Da noch groß herumzukürzen hat keinen Sinn; man macht nur alles kaputt und spart nicht mal was.
@Alan Posener: Ja, leider sind die Eintrittspreise nicht (mehr?) der entscheidende Grund, warum nur die Bildungsbürger in die (übrigens in Berlin immer ausverkaufte!) Oper gehen. Die üblichen Verdächtigen haben dazu leider keine Lust. Vielleicht schaltet mal jemand aus Versehen in eine langweilige Fernsehübertragung auf 3Sat rein und dann aber so schnell wie möglich weiter. Ihre Überlegungen, etwas MIT den Leuten zu tun, sind genau richtig. Viele Opern sind so gehaltvoll, erlebnisreich, wuchtig und im Prinzip auch für jedermann zugänglich, dass es einfach jammerschade ist, solche Gesamtkunstwerke aus Kostengründen zu Kulturhistorie zu machen.
@ EJ: Manche Opernhäuser gehen dazu über, Untertitel auf eine Leinwand über der Bühne zu projizieren, damit man der Handlung folgen kann. Das finde ich eine gute Idee.
@ Roland Ziegler: Mein Problem mit der Opern-subvention ist: damit wird dem Bürgertum sein Vergnügen subventioniert. Natürlich sagt der Bürger, es gehe ums einfache Volk, aber ich habe bei meinen Ausflügen in die Theater, Opern und Konzerthallen dieser Republik nur einmal offensichtliche Obdachlose gesehen, das waren Leute, die der große Gunter Gabriel in sein Hamburger Konzert geladen hatte – sehr zum Unwillen mancher feinen Dame im Publikum, denn ein wenig rochen die Leute doch. Ich finde, dass Besserverdienende wie ich den vollen Preis zahlen können. Und dann sollte man überlegen, wie man – siehe „Theater der Schulen“ und diverse Theaterclubs – gezielt die so genannten bildungsfernen Schichten an die Kultur heranführt: ein „Hartz IV Theaterclub“? Hier wären SPD, Gewerkschaften und Grüne gefordert, etwas MIT den Leuten zu tun, statt sich wählen zu lassen und dann per ordre de mufti etwas – angeblich – FÜR sie zu tun. Aber diese Gedanken führen sehr weit.
@Alan Posener
Im Sinne des Forenthemas „starke-meinungen“ bin ich nach Durchsicht aller Für und Wider zu der Ansicht gelangt, daß wenn Sie ihre Kritik mehr sachlich-konstruktiv und weniger in selbstverliebter Selbstdarstellung abgefaßt hätten, der ganze entbehrliche, öffentliche Zwist vermeidbar gewesen wäre und Sie hätten darüber hinaus dem Theater sicher einen größeren Dienst erwiesen.
MfG S.B.
@EJ
„Das ausschließlich passiv zu rezipierende Kulturangebot in Deutschland ist, sofern subventioniert, eine der großen Fehlinvestitionen der öffentlichen Hand.“
Nur zum Verständnis meine Frage: Wie soll denn eine Oper aktiv rezipiert werden? Mitschnippen?
Ich kann Ihren Einwand ja verstehen, ich kann auch nicht dauernd stillsitzen.
Alternative interaktive Kulturangebote wären Disco, Karaoke. Nichts dagegen – ich will nur wissen, was Sie meinen..
@EJ
Ohne Bildung keine Kultur!
Welche Bildung meinen sie cher EJ??
@ Roland Ziegler Ich bitte Sie.
Nein. Da bin ich stur. (Und natürlich weiß ich, wie weit ich damit ab vom Schuss bin.) Nur die aktive Auseinandersetzung mit Literatur und Musik und bildender Kunst ist förderungswürdig. Meine Formel: Ohne Bildung keine Kultur!
(Eigentlich kann man sich nur an den Kopf fassen:) Standardmäßig sind bei uns Kultur- und Bildungshaushalt getrennt. Und das Ergebnis ist genau danach.
…Korrektur, ich meinte: Hören Sie sich Figaros Hochzeit (Le nozze di figaro) an – Don Giovanni ist für den Anfang zu kompliziert und zu dunkel.
@EJ: Ich bitte Sie. Opern lassen sich aufgrund ihres Aufwandes nur mithilfe von Subventionen aufführen. Und hören Sie sich mal Don Giovanni an; das werden auch Sie verstehen. Kaufen Sie sich vorher eine CD, damit Sie sich darauf vorbereiten und die Musik nicht nur an Ihnen vorbeirauscht. Das ist zeitlose, allerschönste Popmusik. Jeder, selbst aus bildungsfernsten Schichten, kann an sie herangeführt werden.
Aber dazu bedarf es billigster Eintrittspreise. Solche Ereignisse sind genauso wie öffentliche Verkehrsmittel zu betrachten und vom Steuerzahler üppigst zu bezahlen.
@ Roland Ziegler: Stimmt. Vielleicht sollte ich sagen: ohne Not darf die Sprache das nicht; also zum Beispiel nicht bloß, damit Reim oder Versmaß stimmen, denn ein guter Dichter kriegt das immer hin, ohne dass er die Sprache vergewaltigt. Und nicht bloß, wie bei Zaimoglu, damit das irgendwie altertümelt oder sich bedeutend anhört.
@ KJN: So dachte ich NACH DEM Besuch eines “modern” inszenierten “König Lear” …
Nach meiner Erfahrung ist das Nicht-Verstehen im Theater (und in der Oper) der Normalfall – und völlig gleichgültig, ob es sich um eine moderne Inszenierung handelt oder nicht.
Selbst Bildungsbürgern können sie über Goethes Iphigenie oder Kleists Zerbrochenen Krug nicht mehr entlocken als: „Hach, dieses Sprache! Diese wunderbare Sprache!“
Das ausschließlich passiv zu rezipierende Kulturangebot in Deutschland ist, sofern subventioniert, eine der großen Fehlinvestitionen der öffentlichen Hand.
@Alan Posener
Hitler war doch z.B. Vegetarier? Nicht jeder Schurke in der Weltgeschichte hatte auch delikate Laster, bei denen man sie hätte erwischen können, die meisten sind hier nicht verhaltensauffällig. Ich wage auch zu bezweifeln, ob es weiterführend wäre, wenn man erschüttert wäre, meine Güte, was für ein böser Bube, der f… ja Tiere! http://3.bp.blogspot.com/_PmRD.....t-Fuck.jpg
Errate wg. Legasthenie:
Es muß natürlich heißen:
So dachte ich NACH DEM Besuch eines “modern” inszenierten “König Lear”
Als nicht unbedingt mit Wissen und Feinempfinden bezüglich schöngeistiger und literarischer Dinge barock ausgestatteter „nüchterner Naturwissenschftler“ freue ich mich natürlich über jede Öffnung meines Horizontes!
So sagt mir Shakespeare sicher sehr viel mehr, wenn die Inhalte, Poesie auf der Bühne auch dargestellt werden und ‚rüberkommen.
Von daher profitiere ich auf jeden Fall von Ihrer (@Alan Posener) Richtung der Kritik.
So dachte ich Besuch eines „modern“ inszenierten „König Lear“ (einnicken, anstupsen, böse Blicke in meine Richtung, wg. Schnarchen?), daß das „normal“ wäre, sowas nicht zu verstehen, wenn man das Stück „im Original“ nicht schon 100 mal gesehen hat und mal Variiertes, Verfremdetes „mit aktuellen politischen Bezügen aufgeladenes“ gouttieren möchte.
Daß ein ausgewiesener Shakespeare-Kenner und Liebhaber wie Alan Posener mich da entlastet freut mich natürlich.
Was das jetzt für Musik heißt, wo ich z.B. mit „Modern Jazz“ bis Freejazz durchaus was anfangen kann – weiß nicht recht, wahrscheinlich hängt die Qualität der Kunst an der Intensität, der Emotion oder so..
@Alan Posener: Sie schreiben: „Spätestens seit Bertolt Brecht – eigentlich schon seit Heinrich Heine – wissen wir, dass die Sprache der Dichtung den Regeln der Alltagssprache nicht Gewalt antun darf.“
Die Sprache der Dichtung darf alles; ich bin sicher, dass Sie das im Grunde auch akzeptieren. Sie muss sich nur ästhetisch rechtfertigen können. Finnegans Wake von James Joyce: Hier ist die englische Umgangssprache mit ihrer Rotzigkeit in eine hyperkomplexe gesamteuropäische Kunstsprache überführt worden. Das Ergebnis erinnert an Mandelbrotsche Mengen: eine Strukturverwirbelung vom Feinsten. Auch das darf Kunst; und Joyce darf als legitimer moderner Nachfolger Shakespeares bezeichnet werden.
@ Franz Rabe. Klar, man muss Herrn Lux eigentlich dankbar sein. Nun zu Ihrer Frage bezüglich Sodomie toter Tiere auf der Bühne. Nehmen wir an, man spielte ein Stück über einen islamophoben Politiker, nehmen wir an, er hieße Bernd Wilder oder Kurt Heiden (Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten holländischen oder österreichischen Politikern wären rein zufällig), und man würde ihn im vierten Akt beim Sodomisieren eines toten Tiers erwischen – das würde die Handlung vorantreiben, no? Ditto, wenn das Stück vom Staatschef eines ungenannt bleibenden Landes im mittleren Osten handeln würde, der eine islamische Atombombe bauen will. Oder … but you get my idea. Bei „Hamlet“ allerdings kann ich mir trotz angestrengten Nachdenkens keine Stelle vorstellen, an dem der tote Hirsch wirklich unabweisbar nötig wäre.
Calma amigo Alan! Calma!
@ Alan Posener
„Ich verdanke Hitler gewissermaßen mein Leben.“
Passen Sie auf, dass dieser Satz nicht demnächst von Herrn Prof. Dr. Konrad Löw für seine kruden Thesen herangezogen wird.
http://www.welt.de/politik/art.....ulden.html
Ich finde es schade, dass die Welt-Online-Redaktion die Kommentarfunktion abgeschaltet hat. Was man dort lesen könnte, kann man daher nur erahnen, wenn man sieht, dass derzeit 94 Prozent der Leser dem Artikel nicht zustimmen.
Immerhin hat Ihnen Lux Gelegenheit zu einer schönen Erwiderung und Erläuterung gegeben, Herr Posener! Nicht ganz verstehe ich
„Nun habe ich nichts gegen das Sodomisieren toter Tiere auf der Bühne, wenn es denn der Handlungsführung dient. Im Gegenteil. “
Was meinen Sie mit „Im Gegenteil“? Wo dient das der Handlungsführung?
„So long as men can breathe, or eyes can see,
So long lives this………..
Ich bin begeistert, Posener läßt den Muezzin jodeln, und Herr Wallentin schmuggelt den Koran unter die Sonette.
Vielleicht war Herr Shaekespeare doch kein heimlicher Katholik.
Alan Posener: „@ Alle: Ist es nicht viel schöner, über Shakespeare zu diskutieren als über Sarrazin?“
Yes, Sir!
Shall I compare thee to a Curan’s book?
Thou art more lovely and more temperate.
Rough winds blow much more better than I look,
And summer’s lease hath all too short a date…
@David Berger: Hoffentlich für heute at last.
Diese Stelle ist übrigens die raffinierteste beim Kaufmann von Venedig.
Sheakespeare dreht die herrschenden Vorurteile um.
Dem Juden Shylock ist das Weib, die Tochter das Wertvollste im Leben, während der „Christenmann“ das Weib mehr oder weniger nur als Mittel zum Zweck sieht, nicht als das Wertvollste und Teuerste. Reichtum kommt da vermutlich vor Zuneigung. Verdrehte Welt, eben.
Wie es euch gefällt, oder Irrungen Wirrungen? Sheakespeare eben, genial.
Chère Madame Groda,
Es war keine Wertung von mir, sondern eine historische Feststellung, mehr nicht. Wenn man die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts(inkl. Voltaire)nimmt, stellt man fest, dass zu jener Zeit ein vom Christentum vererbten Antijudaismus ganz normal war (siehe Luther).
Das Gleiche galt für Kinder und Frauen, sie hatten keine Rechte, und daher als minderwertig betrachtet (sie werden aber weiterhin in islamistischen Ländern als solche wahrgenommen).
Lieber David: So ist es, darauf wies ich auch gestern hin.
Was hat der arme Shylock doch über die Christenmänner gesagt und seine Tochter:
………………hätte ich sie einem aus dem Geschlecht des Barabas gegeben………..
Egal, wissen Sie was? Langsam habe ich, glaube ich, die „Broderitis“, überall sehe ich Antisemitismus.
Da bin ich tatsächlich erbgeschädigt!
Heine schrieb schon: „Wo man Bücher verbrennt, wird man auch einmal Menschen verbrennen“. Und wo man die Meinungsfreiheit einschränken will, fällt mir nicht nur Antisemitismus ein, ebenso Islamophobie!!!!!
Lieben Gruß nach Hamburg
Shakespeare hat aber auch den „Kaufmann von Venedig“ geschrieben, ein Stück das antisemitische Stellen beinhaltet und das Judentum in ein schlechtes Licht stellt….ein Vorläufer von „Die Stadt, der Müll und der Tod“, von Fassbinder
Nachtrag der angegebenen Quelle:
http://www.literatur-kommentar.....amlet.html
@Alan Posener: Es ist wirklich schöner über Shakespeae zu diskutieren, als über Narrazin!
Was die beiden Guildenstern und Rosenkrantz betrifft, beuge ichmich einfach mal Ihrer Kulturhoheit; Sie sind schließlich der Pädagoge. Meine Weisheit habe ich, u.a. von dieser Quelle:
Etwas anderes -Sie haben mich heute mal wieder „um den Schlaf gebracht“mit Ihrer Erwähnung von Heine. Offenbar haben wir da beide, verständlicherweise, eine gemeinsame Vorliebe. Den von Ihnen erwähnten Band über die Mädchen und Frauen von Shakespeare hatte ich tatsächlich noch nicht gelesen.
Ich fand darin nachfolgende Zeilen, die mir erwähnenswert scheinen.
„Es ist in der Tat auffallend, welche innige Wahlverwandtschaft zwischen den beiden Völkern der Sittlichkeit, den Juden und Germanen, herrscht. Diese Wahlverwandtschaft entstand nicht auf historischem Wege, weil etwa die große Familienchronik der Juden, die Bibel, der ganzen germanischen Welt als Erziehungsbuch diente, auch nicht, weil Juden und Germanen von früh an die unerbittlichsten Feinde der Römer und also natürliche Bundesgenossen waren: sie hat einen tiefern Grund, und beide Völker sind sich ursprünglich so ähnlich, daß man das ehemalige Palästina für ein orientalisches Deutschland ansehen könnte, wie man das heutige Deutschland für die Heimat des heiligen Wortes, für den Mutterboden des Prophetentums, für die Burg der reinen Geistheit halten sollte.
Aber nicht bloß Deutschland trägt die Physiognomie Palästinas, sondern auch das übrige Europa erhebt sich zu den Juden. Ich sage erhebt sich, denn die Juden trugen schon im Beginne das moderne Prinzip in sich, welches sich heute erst bei den europäischen Völkern sichtbar entfaltet.
[551] Griechen und Römer hingen begeistert an dem Boden, an dem Vaterlande. Die spätern nordischen Einwanderer in die Römer- und Griechenwelt hingen an der Person ihrer Häuptlinge, und an die Stelle des antiken Patriotismus trat im Mittelalter die Vasallentreue, die Anhänglichkeit an die Fürsten. Die Juden aber, von jeher, hingen nur an dem Gesetz, an dem abstrakten Gedanken, wie unsere neueren kosmopolitischen Republikaner, die weder das Geburtsland noch die Person des Fürsten, sondern die Gesetze als das Höchste achten. Ja, der Kosmopolitismus ist ganz eigentlich dem Boden Judäas entsprossen, und Christus, der, trotz dem Mißmute des früher erwähnten Hamburger Spezereihändlers, ein wirklicher Jude war, hat ganz eigentlich eine Propaganda des Weltbürgertums gestiftet. Was den Republikanismus der Juden betrifft, so erinnere ich mich, im Josephus gelesen zu haben, daß es zu Jerusalem Republikaner gab, die sich den königlich gesinnten Herodianern entgegensetzten, am mutigsten fochten, niemanden den Namen »Herr« gaben und den römischen Absolutismus aufs ingrimmigste haßten; Freiheit und Gleichheit war ihre Religion. Welcher Wahn!“
Mein Rest ist Schweigen!
„Ist es nicht viel schöner, über Shakespeare zu diskutieren als über Sarrazin?“
Das ist es in der Tat, auch wenn ich zugeben muss, von dieser Materie keine Ahnung zu haben, ich bin halt ein Theatermuffel. Deshalb nehme ich solche Beiträge interessiert zur Kenntnis, ich kann halt noch eine Menge dazulernen. Bisher kannte ich Shakespeare-Stücke nur aus den Filmen von Kenneth Branagh oder Roman Polanski (die fand ich allerdings teilweise sehr gut, ich habe selten so viel gelacht wie bei „Viel Lärm um Nichts“).
Allerdings wird uns die causa Sarrazin sicherlich noch eine Weile beschäftigen. Es gibt nun mal einige „Publizisten“, die diese Flamme am Köcheln halten müssen, um die Frequenz ihrer eigenen Medienpräsenz und somit den eigenen Marktwert und die Buchverkaufszahlen hochzuhalten. Sarrazin war ein gefundenes Fressen für all die, die schon befürchtet haben, dass die Diskussion rund um muslimische Mitbürger und den Islam abebbt, weil es die Bürger zunehmend gelangweilt hat. Man wirft sich ja eh nur die immer gleichen Statements und Provokationen um die Ohren (Ich hab Recht, nein ich, ätsch!).
@ Susannah Winter: Ich werde mir Ihre Mahnung zur Gelassenheit zu Herzen nehmen. Om! Was Ihre Frage betrifft, so sagt Perceval im Programmheft zu „Hamlet“, dem dieses Zitat entnommen ist, leider nicht, welche Schauspielschule das war.
@ Dr. Strebel: Sie irren sich, wie meistens. Ich stimme etwa der Aussage Richard Dawkins‘ zu, dass „der Gott des Alten Testaments eine der unangenehmsten Gestalten der Weltliteratur ist.“ Und das Zweite Buch Mose (um nur ein Beispiel zu nennen) halte ich für ein langweiliges und brutales Machwerk. Andererseits enthält der Koran, man kann es drehen und wenden wie man will, nichts, was mit dem Buch Hiob oder mit der Weihnachtsgeschichte des Lukas mithalten könnte.
@ Dieter Wallentin. Womit ich bei Ihnen wäre. Und in der Tat müsste man ein Philister und Rassist sein, um die zivilisatorische Leistung des Islam zu negieren. Dazu hätten wir Europäer am allerwenigsten ein Recht. Niemand, der ein fühlendes Herz hat, kann die Blaue Moschee in Istanbul ohne ein Gefühl der Ehrfurcht betreten. Wie sagt H.G. Wells: (Man findet das alles in kapitel 43, „Muhammad and Islam“, und ich zitiere hier im Original): „Yet when the manifest defects of Muhammad’s life and writings habe been allowed for, there remains in Islam, this faith he imposed upon the Arabs, much power and inspiration.“ In der Tat.
@ Jens. Wow. Es ist schlimmer, als ich dachte.
@ Rita Groda: Ja, „Hamlet“ ist ein wunderbares Stück zum Schökern. Aber was die „jüdischen“ Namen Rosencrantz und Guildenstern angeht, so muss ich Ihnen widersprechen. In meiner „Arden Edition“ von 1982 schreibt Harold Jenkins: „These splendidly resounding names… are clearly chosen as particularly Danish. Both were common among the most influential Danish families, and they are often found together. Frederick II (d. 1588) had nine Guildensterns and three Rosenkrantzes at his court.“ Das waren Adelige, keine Hofjuden. Hier braucht Shakespeare keine Verteidigung; er benutzte die Namen, um seinem Drama Lokalkolorit zu geben, im Gegensatz zu den klassischen Namen Horatio, Polonius, Laertes, Ophelia, Claudius.
@ Alle: Ist es nicht viel schöner, über Shakespeare zu diskutieren als über Sarrazin?
Um auch noch hierzu meinen Senf abzugeben: Ich glaube, der Lux hat den Riesenwirbel nur gemacht, um Wasser auf seine Mühle zu lenken.
Die ursprüngliche Kritik von Herrn Posener finde ich sehr schön. Allerdings finde ich auch die Kürzung des (entschuldigung) poetisch schwafelnden Shakespeare schön, jedenfalls legitim, und ich meine nicht, dass der zitierten Passage sämtliche Poesie ausgetrieben wurde:
Laertes: Königin.
Gertrude: Deine Schwester.
Laertes: Ja, Herrin?
Gertrude: Sie ist ertrunken.
Eine ernüchterte Kürzung, nichts weiter. Die Sprache tritt hinter das Ereignis zurück. Weiter gibt es nichts zu sagen. So hört sich das womöglich heutzutage an. Mit dem sprachgewaltigen Shakespeare hat das nicht mehr viel zu tun. Aber muss es denn das unbedingt?
Lieber Herr Posener,
Wie ich Ihnen ja schon an anderer Stelle geschrieben habe, war der Weg von einer wunderbar pointierten Kritik, über erste Gegenkritik bis hin zu feindseligem Ton, in dem einzelne kleine Aussagen des Textes aus ihrem Zusammenhang gerissen wurden für die Presse und die Kritiker der Kritik hier äußerst kurz. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Eklat hier nicht sogar gewünscht war und Ihre Kritik dankbarer Stichwortgeber. Es ist nicht neu, dass das Theater ums Theater mehr Aussagekraft hat als diverse Neuinszenierungen, die vom Eklat profitieren. Und doppelt hält besser. Sodomie mit einem Hirsch, Geschrei um religiöse Befindlichkeiten. Was auch immer es sein mag, es gibt nichts Heiliges mehr, auch nicht Shakespeare, wenn es um Publicity geht. Sie wissen doch: There s no such thing as bad publicity. Dass Ihre Kritik hier (aus)genutzt und die Islamfeindlichkeitskeule geschwungen wird sollte Sie nicht so sehr bewegen, wie es dies scheinbar tut. Jeder der Ihre ursprüngliche Kritik vollständig gelesen hat, weiß es besser. Und das Publikum hat dieses Stück, wie auch Ihre Kritik, schnell wieder vergessen. Kunst hat schon lange nicht mehr den Anspruch an sich, Dauerhaftes zu schaffen. Unsere Gesellschaft hat sich daran gewöhnt, im Sekundentakt bespaßt zu werden, alle Nase lang einen neuen Kick zu brauchen.
Moritz Berger bringt dieses allgemeine Bedürfnis hier schön auf den Punkt: Weniger ist mehr… und wenn nicht, dann macht es zumindest weniger Mühe. Darauf sind bis zur Unkenntlichkeit gekürzte Shakespeareverse zugeschnitten. Künstlerischer Anspruch? Wohl kaum. Aber wohl der berechtigte Versuch des Theaters, die Häuser voll zu bekommen, in einer Gesellschaft in der es Neues, Spannendes an jeder Ecke gibt und kaum jemand die Ruhe hat, über Stunden seine Aufmerksamkeit auf ein einziges Stück zu richten. Nehmen Sie es mit Humor, wenden Sie sich einem guten Buch zu, einer Shakespeareadaption, die Sie für angemessen halten. Wenn Sie jedoch den Anspruch hegen, die Masse zu bekehren halte ich dies für kaum machbare Zeitvergeudung. Am besten Sie halten es hier mit dem Buddhismus und der Akzeptanz des Leidens 🙂
Allerdings wüsste ich gerne, welche Schauspielschule angehenden Schülern so einen Müll erzählt: „Sprache, so habe Perceval auf der Schauspielschule gelernt, sei ohnehin nur „Geräusch“.“
Jeder Schauspieler weiß, dass Stimme und Sprache für jede Interpretation eines Stückes essentiell sind. Nicht umsonst wird Schauspielschülern klares Sprechen und Singen beigebracht. Mimik, Sprache und Gestik sind die Hauptwerkzeuge eines Schauspielers. Wer nur auf Eines davon verzichtet ist hier im falschen Beruf. Vielleicht wurde aber auch an dieser Stelle nur die Aussage der Schauspielschule gekürzt und interpretiert? Unterschiedliche Akzente und Dialekte, poetische Lyrik oder direkte Aussage, es gibt viele Formen der Sprache, die Sprache Kunst werden lassen, wenn man sie angemessen beherrscht. Als Theaterregisseur nicht viel Wert darauf zu legen sagt schon genug über Perceval aus, unabhängig von Ihrer Kritik an seiner Inszenierung.
Streich Koran aus „Dieser Text verhält sich zum Original wie der Koran zur Bibel. Er hat dem Urtext alles Widersprüchliche ausgetrieben und mit ihm auch alle Poesie, alle Tiefe. Der Rest ist Plattheit.“
und setzte irgendetwas Jüdisches. Die Folge: Posener wird seitenweise kollern *weglach*.
@Apo
„Eine Rezension mit einem Pogrom zu vergleichen – das trivialisiert die Verfolgung der Juden damals verhöhnt nachträglich die Opfer. “
Wehret den Anfaengen:
„Angeblich im Interesse der Meinungsfreiheit fällen die Karlsruher Richter ein hanebüchenes Urteil: 65 Jahre nach dem Holocaust darf wieder geschrieben werden, dass die Juden selbst schuld sind an ihrer Verfolgung.“
aus:http://tinyurl.com/2wl8auq
„Man muss sich nicht unbedingt dem Urteil des großen britischen Schriftstellers, Historikers und Sozialisten Herbert George Wells anschließen, der in seiner „Short History of the World“ 1922 schrieb (ich übersetze aus meiner Ausgabe von 1953): „Als Literatur oder Philosophie betrachtet, ist der Koran ganz gewiss seines angeblich göttlichen Autors unwürdig.“
Sehr geehrter Herr Posener,
dass Sie H.W. Wells Universalgeschichte zitieren, freut mich, denn ich schätze diesen Autor sehr und bin besonders von seinen SF-Romanen begeistert. Seine ‚Geschichte unserer Welt‘ (Szolnay 1926) kenne ich leider nur in deutscher Übersetzung und konnte darin Ihr Zitat nicht entdecken.
Als ich die Frage der Poetik des Korans anderenorts ansatzweise zu diskutieren begann, stieß ich auf das Vorwort einer thematischen Sammlung von Koranversen. Seine Schlusspassage: „Ein Buch von kaum tausend Seiten war der Grundriss einer Kultur, die zu den Wundern unserer Erde zählt. Mohammed hat mit seinen Suren Werke der Kunst und Wissenschaft inspiriert, denen nicht allzu viele aus anderen Ländern an die Seite gestellt werden können. Ordnung, Zufriedenheit und Sitte herrschten lange Zeit im Reich seines Glaubens. Der Koran gehört mit den Werken Homers, den Schriften Buddhas und den beiden Testamenten der Bibel zu den wichtigsten Büchern der Menschheit.“ Wolfgang Kraus, Mohammed Die Stimmes des Propheten Aus dem Koran, Diogenes, S. 22. Außerdem las ich dazu in Kindlers Literatur Lexikon Band 7 Rudi Parets Aufsatz über Die Arabische Literatur (S. 37-47). Rudi Paret ist für seine Koran-Übersetzung und seinen Koran-Kommentar bekannt und (nicht nur unter Orientalisten) hochgeachtet (http://de.wikipedia.org/wiki/Rudi_Paret). Das Besondere an dieser Übersetzung ist nicht allein ihre Genauigkeit, sondern dass er in Klammern für deutsche Leser sonst unverständlich gebliebene Einschübe bringt, die sämtlich anderen Stellen des Korans entnommen sind. Einen vergleichbaren Ansatz verfolgte der lutheranisch-pietistische Theologe Johann Albrecht Bengel des 18. Jahrhunderts in seinem unter dem Titel „Gnomon“ 1742 herausgegebenen Neuen Testament, nur ohne Klammerneinschübe, dafür mit in den Text jeweils unter jeden Vers in Blocksatz gesetzten Fußnoten. Dadurch wurden die Verse jeweils durch andere Belegstellen bedeutet. Ein wie ich finde bemerkenswerter Herausgeberansatz. (http://de.wikipedia.org/wiki/J.....cht_Bengel) In besagtem Literatur-Lexikon schrieb Paret: „Der Koran stellt in der Tat schon rein sprachlich eine beachtliche schöpferische Leistung dar. In gewissem Sinn könnte man sogar von einer creatio es nihilo sprechen.“ Es handelt sich bei dem Koran wie bei Luthers Bibel-Übersetzung um eine Sprachschöpfung ersten Ranges, die erst die jeweilige Sprache etablierte. Da Hocharabisch auf den Koran zurückgeführt wird und im arabischen Sprachraum kein Literat ohne Korankenntnisse Bestand haben kann, da ihm sonst die „Mutter seiner Sprache“ entgeht, ist ein hervorragender deutscher Literat ohne Bibelkenntnisse kaum vorstellbar. Idealerweise unabhängig der persönlichen Religion oder Konfession des Autors durch die Luther-Übersetzung. Das alles ändert nichts an Ihrer berechtigten Kritik. Nicht alle Stellen im Koran mögen literarisch gesehen überwältigende Literatur darstellen. Entsprechend verhält es sich mit anderen heiligen Büchern in literarischer Hinsicht. Natürlich sollen Europäer öffentlich über solche Fragen diskutieren können, ohne mit einer Fatwa a la Salman Rushdie rechnen zu müssen, die 1989 vom iranischen Staatschef Khomeini ausgesprochen wurde immer noch nicht aufgehoben ist, obwohl der schiitische Ajatollah noch im selben Jahr starb.
Ebenso wie Ihre Erwähnung von Wells hat mich Ihr Wort vom Protevangelium des Jakobus begeistert, das Ihnen wohl durch Ihr Buch über Maria begegnet sein dürfte. Ich hatte es noch nie gelesen, obwohl ich an apokrypische Texte längere Zeit sammle und so oft wie möglich lese. Echt lesenswert! (Die Übersetzung Klaus Bergers und Christiane Nords zur Hand aus Das Neue Testament und Frühchristliche Schriften) Danke für den Hinweis.
Herzlich
Dieter Wallentin
Ich liebe Theater.
Danke Herr Posener.
Provinziell nicht, das ist das linke Monopol auf die Kultur, die auch in Hamburg herrscht, auf Kosten der Steuerzahler, die sich so ein Unfug nicht anschauen würden.
Bin der Meinung, dass Kultureinrichtungen privat finanziert werden müssen, etwa wie in den USA, es gibt genug Milliardäre, die sich ein Theater kaufen würden. Kultur ist keine staatspolitische Aufgabe (in der Nazi-Zeit vielleicht). Privat finanziert werden sie auch besser gewirtschaftet…
„Außerdem hat mir Lux „Volksverhetzung“ und die „Verunglimpfung anderer Religionen“ vorgeworfen, was er in Verkennung unserer Rechtsordnung für einen „Straftatbestand“ hält.“
Lux meint wohl die „Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen“, und die ist unserer Rechtsordnung durchaus ein Straftatbestand, vgl. § 166 StGB. Nicht, dass Sie ihn durch Ihre Theaterkritik erfüllt hätten, aber es gibt ihn eben.
Ansonsten leistet Lux doch nur das, was man von subventionierten Theatermachern hierzulande erwarten darf: eine veritable Posse – auf der nach unten offenen Peymannskala.
Much ado about nothing…
Herr Posener hat in seiner „Gegendarstellung“ Sheakespeare und seine Bedeutung in der Literatur so verständlich dargestellt, daß selbst Nichtkenner einen guten Ersteindruck bekamen.
Was er nicht erwähnt hat – und was der „Reichskristallnacht“ eine noch absurdere Bedeutung gibt, ist die Tatsache, daß er auch mit Sheakespeare, wie üblich, Fair umgegangen ist.
Dürfte ich in diesem Zusammenhang Hamlet einmal auf die Namen Guildenstern und Rosenkrantz hinweisen, die garantiert keine urchristlichen Namen waren.
„Ihrem Namen nach könnte es sich bei Rosenkrantz und Guildenstern um Juden handeln. Juden wurden früher häufig für allgemeines Unglück verantwortlich gemacht, und wenn Hamlet sie mit der Begründung, sie seien von „baser natur” (5,2,60) in den Tod schickt, so ist dieser Gedanke naheliegend. Allerdings ist auch der Bezug auf den Manichäismus (Dualität von Gut und Böse, von Licht und Finsternis als Glaubensform) nicht auszuschließen; ihre Anhänger waren aus Sicht der Kirche Ketzer und wurden deshalb verfolgt.“
Diese Informationen aus kompetenter Quelle.
Man hat Sheakespeare, womöglich nicht zu Unrecht, schon unterstellt Antisemit gewesen zu sein. Womöglich beruhte seine vermeintliche Abneigung gegen Juden auch nur auf dem Zeitgeist der damaligen Epoche, in der Katholiken, Anglikaner nicht besonders prosemitisch waren.
Liest man sich einmal den Kaufmann von Venedig durch, so erscheint einem Shylock, zumindest auf den ersten Blick sehr böse und unbarmherzig, während die süße Portia so süße katholisch trillert, daß die Art der Gnade von keinem Zwang weiß und sie wie des Himmels milder Regen herab zur Erde unter ihr fällt.
Wer den Holocaust instrumentalisiert, der wertet die Opfer ab. Hier muß jeder laut schreien nicht nur Herr Posener. Der Holocaust ist zu einer Maßeinheit des Schreckens geworden. Zu verstehen ist, daß uns der Holocaust so erschreckt, daß wir uns kaum noch mehr Grauen vorstellen können. Wenn mit ihm aber trivialisiert wird, verliert er irgend wann einmal sein Grauen und wird zur glatten sprachlichen Attitüde.
„…schreibt er, ich hätte mich „an einer Überdosis Sarrazin verschluckt“; agiere wie „ein islamistischer Hassprediger“; sei „ein geistiger Brandstifter“; verzapfe „islamophoben Unsinn“ und sei „völlig durchgeknallt“…“
Schwätzen lassen, Herr Posener, schwätzen lassen!
Ich frage mich allerdings generell, wenn bestimmte Leute schon alles besser wissen, weshalb veröffentlichen sie ihre geistigen Ergüsse dann nicht unter eigenem Namen? Da fehlt dann wohl doch die Courage! Es ist wirklich unerträglich, wenn Shakespeare, Ibsen etc. für jeden Dreck postum den Kopf hinhalten müssen.
Mano, lieber Posener, jetzt schaffen Sie, was meine Schule sich vergeblich bemüht hat.
In meiner Wiesbadener Löwit/Schlegel Ausgabe fand ich gerade den Satz der Königin, der sich auch auf „die Kritik an der Kritik“ anwenden ließe:
Königin: Mehr Inhalt, wen`ger Kunst.
Polonius: Auf Ehr, ich brauche nicht die mind`ste Kunst.
……
Daß wir den Grund erspähn von dem Effekt,
Nein, richtiger den Grund von dem Deffekt,
Denn dieser defektiv Effekt hat Grund.
Auf den amoklaufenden Regisseur könnte womöglich die vorherige Bemerkung von Polonius zutreffe?
Polonius ………
Faß ich mich kurz, euer edler Sohn ist toll,
toll nenn ich`s;denn worin besteht die Tollheit,
Als daß man gar nicht ist, als toll.
Jetzt schreite ich weiter durch ein Meer von Plagen und amüsiere mich weiter im schweigenden Rest.
Sehr verehrter Herr Posener,
Tod eines Kritiker – sieht fast so aus , bzw., als sähe man den Kritiker gern scheintot, oder kulturunsensibel.
In Deutsch-Wildwest, kulturexperimentell erfahren und ananrchisch erprobt, genießt diese Kritik langsam Kultstatus.
Wir halten uns – gewohnterweise für den Nabel der Welt – Preußen und Hamburg nur für schwäbische Provinzen.
Wie provinziell und kleinlich man dort auf berechtigte Kritik reagiert, siehe oben.
Es mußte natürlich heißen:
Lieber Herr Posener,
Entschuldigung!
Lieber Posner,
da halte ich es doch mit Mies van der Rohe:
Weniger ist mehr 🙂
Und damit soll es gut sein 🙂