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Helmut Schmidt und das deutsche Nazi-Gen

Helmut Schmidt war ein zufälliger Kanzler und ein Kanzler des Übergangs. Er wurde 1974 Regierungschef, nachdem sein visionärer, aber willensschwacher Vorgänger das Amt in einem Anfall von Depressionen hingeschmissen hatte; und er musste 1982 den Posten zugunsten eines anderen Visionärs, Helmut Kohl, räumen.

Der als Architekt der „Neuen Ostpolitik“ damals vielerorts als Verräter verdächtigte Brandt wird heute allseits aus dem gleichen Grund verehrt. Man begreift, dass Gesten wie sein „Kniefall“ in Warschau den moralischen Status der Bundesrepublik aufwerteten, und dass die Ergebnisse seiner Ostpolitik – etwa die Vereinbarungen der „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ – zum Rosten des Eisernen Vorhangs beitrugen. Kohl wird, wenn auch die von ihm geforderte „geistig-moralische Wende“ bis heute ausgeblieben ist, allseits als Architekt der deutschen Einheit und der Europäischen Union anerkannt. Aber unter Schmidt passierte nichts Weltbewegendes, und er hinterlässt kein politisch-geistiges Erbe.

Es gab, gewiss, die blutige Farce des RAF-Terrors, den Schmidt als nationalen Notstand behandelte, obwohl weder Staat noch Gesellschaft durch den Amoklauf einiger Bürgerkinder je ernsthaft gefährdet waren. Aber das war’s auch schon.

Merkwürdigerweise ist jedoch Schmidts Ansehen seit dem Ende seiner Kanzlerschaft stetig gewachsen, was nur bedingt damit zu tun hat, dass er einer der Herausgeber der „Zeit“ ist, dem Pflichtblatt des liberalen Bildungsbürgertums. Seine gesammelten Gespräche mit dem Chefredakteur jener Zeitung wurden ebenso zum Bestseller wie Schmidts Memoiren und das Buch „Unser Jahrhundert”, das Protokoll einer Unterhaltung mit dem amerikanischen Historiker Fritz Stern, das ich neulich mit wachsendem Entsetzen gelesen habe.

Was die Deutschen an Helmut Schmidt bewundern, ist schwer zu sagen. Die Nostalgie spielt vielleicht eine Rolle. Als Schmidt Kanzler war, schien die Welt zwar nicht in Ordnung, aber doch geordnet und überschaubar zu sein. Der Ost-West-Konflikt dominierte die Politik. Westdeutschland saß sicher und relativ bedeutungslos unter dem Atomschirm der USA; es wurde an der Elbe verteidigt, nicht am Hindukusch. Der Zusammenbruch des Ostblocks lag ebenso jenseits des Horizonts wie die Globalisierung. Hinzu kam eine Politik der umfassenden sozialen Alimentierung. Obwohl Schmidt nach der Ölkrise von 1973 immer wieder die Unhaltbarkeit des üppigen westdeutschen Sozialstaats verkündete, erhöhte er immer wieder die Staatsausgaben, getreu seinem Diktum, fünf Prozent Inflation seien besser als fünf Prozent Arbeitslosigkeit. Gegen Ende seiner Kanzlerschaft strebten beide Indikatoren der Zehn-Prozent-Marke zu. Und trotzdem gilt Schmidt vielen Deutschen, wenn auch kaum sonst jemandem, als praeceptor mundi in Sachen Wirtschaft. Die Deutschen haben sich nie mit dem Wirtschaftsliberalismus anfreunden können, der seit Reagan und Thatcher den Keynesianismus als Schulweisheit abgelöst hat, und es kann sein, dass es Schmidts unverblümter Etatismus ist, der ihn als Symbol einer vermeintlich goldenen Ära den Deutschen so sympathisch macht. Hinzu kommt seine realpolitische, an Kissinger geschulte Skepsis gegen jeden Versuch, die Welt zu ändern und sich in die Angelegenheiten anderer Länder einzumischen, was einer aus der Historie heraus verständlichen, ja fast sympathischen, wenn auch unhaltbaren deutschen Neigung entgegenkommt, sich als etwas groß geratene Schweiz zu empfinden.

Doch nun zu „Unser Jahrhundert“. Bei einer Unterhaltung zwischen einem jüdisch-amerikanischen Historiker, der als Kind aus Deutschland fliehen musste, und einem deutschen Politiker, der acht Jahre in Hitlers Armee diente, spielen naturgemäß der Nationalsozialismus und der Holocaust eine große Rolle. Schmidt bekennt, ihm sei „der ganze Prozess“ immer noch „ein völliges Rätsel“. Er misstraue immer noch seinen deutschen Mitbürgern, weil er – Sarrazin-Freunde aufgepasst! – davon ausgehe, dass „es irgendwelche Gene geben muss, die hier eine Rolle spielen“. Stern ist über diese „biologistische, fast rassistische“ Herangehensweise an geschichtliche Ereignisse zu Recht entsetzt, aber Schmidt bleibt ungerührt: „Nennen Sie es eine ererbte Eigenschaft … Wenn Sie die mit dem Wort Gen verbundenen Konnotationen vermeiden wollen, nennen Sie es eine Prädisposition.“

Schmidts „biologistische, fast rassistische“ Erklärung der deutschen Anfälligkeit für Biologismus und Rassismus ist natürlich genauso absurd wie Sarrazins biologistische und rassistische Erklärung für das Versagen des deutschen Schulsystems. Aber wie Sarrazins Provokation den großen Vorteil hat, jede konkrete Diskussion über Verbesserungen im Keim zu ersticken, so hat auch Schmidts scheinbar radikale Kritik am deutschen Nazi-Gen den Vorteil, jede konkrete Untersuchung deutscher Geschichte und individueller Verantwortung im Grunde genommen überflüssig zu machen.

So kann Schmidt, der 14 Jahre alt war, als die deutschen Eliten Hitler die Macht übergaben, und der einen jüdischen Großvater hatte, dem er beim Fälschen des Ariernachweises half, dennoch im Gespräch mit Stern behaupten, er und seine Familie hätten „als Beamte aus der unteren Mittelschicht“ schlicht und einfach „keine Ahnung gehabt, was das Wort Jude bedeutete“. „Das bezweifle ich“, sagt Stern mit bewundernswerter Zurückhaltung. Wenn man die Rolle des Antisemitismus in der Nazi-Propaganda bedenkt, wenn man bedenkt, dass gerade jüdische Beamte als erste von den Diskriminierungen der Nazis betroffen wurden, so muss man Schmidts Mär von der Ahnungslosigkeit seiner Familie als offenkundige Schutzbehauptung einstufen, ebenso wie seine Behauptung, seine Familie habe vom Pogrom der Reichskristallnacht „einfach nichts mitbekommen“, oder seine Behauptung, er habe nicht gewusst, dass die Nazis die Konzentrationslager einsetzten, um aktuelle und potenzielle politische Gegner durch Terror „umzuerziehen“ – obwohl die Nazis, wie Stern zu Recht erklärt, dafür sorgten, dass die Existenz und Funktion der KZ bekannt wurden, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Schmidt hingegen sagt, ihm sei klar geworden, dass die Nazis „verrückt“ waren, als sie die „entartete“ moderne Kunst angriffen, die er schätzte; dass sie „kriminell“ waren, habe er erst 1944 erkannt, als er vom Reichsluftfahrtministerium abkommandiert wurde, den Schauprozessen gegen die Verschwörer des 20. Juli an Freislers Volksgerichtshof als Claqueur beizuwohnen.

Dieses Bekenntnis, obzwar schockierend, ist immerhin ehrlich; aber es ist eben die Tatsache, dass so viele individuelle Deutsche es vorzogen, so viel so lange nicht zu bemerken und nicht zu wissen, dass so viele individuelle Deutsche lieber nicht fragten, was mit Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten und kritischen Christen passierte,  dass so viele individuelle Deutsche offenbar keinen besonderen Widerwillen gegen die Diktatur, gegen den Militarismus und gegen den Rassismus empfunden, der jenes „Rätsel“ wenigstens teilweise löst, von dem Schmidt spricht. Hier gilt es, nach Ideologien und Institutionen, nach kulturellen und politischen Prägungen, nach der Verantwortung und dem Versagen von Eliten und Parteien, Militärs und Kirchen, Schulen und Verbänden, ja und eben auch von Familien und Individuen zu fragen, statt von einer genetischen Prädisposition zu schwafeln.

Wie wenig der biologistische Ansatz hilft, zeigt sich daran, dass Schmidt sich selbst offenkundig – vielleicht dank seines nichtarischen Großvaters – als frei vom verhängnisvollen deutschen Gen empfindet und trotz seiner acht Jahre in der Wehrmacht und seiner selbst eingestandenen Blindheit gegenüber dem verbrecherischen Charakter des Regimes ein erstaunlich reines Gewissen hat. Deshalb kann er kategorisch behaupten: „Deutschland hat keine Verantwortung für Israel.“ Man müsse „sich vor Augen führen, dass es höchstens 15 Millionen Juden weltweit gibt“, und dass Israel „nur ein kleiner Staat ist, der durch seine Siedlungspolitik in der Westbank und länger noch in Gaza (sic!) eine friedliche Lösung fast unmöglich macht.“ Man könnte meinen, die Tatsache, dass es nur 15 Millionen Juden gibt, von denen sechs bis sieben Millionen in jenem von Feinden umgebenen „kleinen Staat“ leben, gerade eine gewisse Verantwortung bei jenen begründet, die unter dem Schutz der Wehrmacht, in der Schmidt diente, Europas Juden erfolgreich ausrotteten. Aber nein, für Schmidt bedeutet die Tatsache jüdischer Schwäche, dass es leichtsinnig wäre, die historisch guten Beziehungen Deutschlands zur bevölkerungs- und ölreichen arabischen Welt durch das Herausstellen einer besonderen Verantwortung für Israel zu gefährden, wie es Kanzlerin Angela Merkel 2008 bei ihrem Staatsbesuch getan hat. Leider, klagt Schmidt, „traut sich kaum jemand, Israel zu kritisieren, aus Angst vor dem Vorwurf des Antisemitismus“ – eine ebenso falsche wie weit verbreitete Behauptung aus dem Handbuch des sekundären Antisemitismus.

Gerade angesichts solcher Kaltschnäuzigkeit ist man fast geneigt, Schmidt Recht zu geben und anzunehmen, die Deutschen hätten tatsächlich eine genetische Prädisposition zur Judenfeindschaft. Jedenfalls sollten diejenigen, die heute Sarrazin bejubeln, sich vor Augen führen, dass eine solche Mutation dem Rest der Welt erheblich einsichtiger erscheint als die von Sarrazin behauptete genetische Minderwertigkeit derjenigen, die in dieses Land einwandern oder in seinem Schulsystem versagen. Die Überlegung, die Deutschen seien – sei es kulturell, sei es eben biologisch – in besonderem Maß für den Militarismus anfällig, lag ja auch hinter dem Morgenthau-Plan, der tatsächlich darauf hinauslief, aus Deutschland eine größere Schweiz zu machen, in der Hoffnung, seinen Bewohnern im Lauf einiger Generationen „das Marschieren auszutreiben“, wie Franklin D. Roosevelt es formulierte.

Erstaunlicherweise hat in der Diskussion über Sarrazin, das Türken-, Unterschichten-, Basken- und Juden-Gen, so weit ich weiß niemand auf Schmidts Auslassungen zum deutschen Nazi-Gen verwiesen. Das macht Mut. Es beweist, denke ich, dass die Leute zwar Politiker-Bücher kaufen, sie aber nicht lesen. Und das ist gut so. Mit dem Kauf helfen sie den Verlagen, wirklich gute Bücher querzufinanzieren, mit dem Nichtlesen beweisen sie einen sicheren Instinkt für das, was sich lohnt. Hoffen wir, dass sich dieser Instinkt auch bei der Bewertung von Sarrazins Bestseller durchsetzt. Denn wie sagte FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher richtig: Der Biologismus ist das Dümmste, was sich eine demokratische Gesellschaft leisten kann.

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55 Gedanken zu “Helmut Schmidt und das deutsche Nazi-Gen;”

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    @ Jens Reichert: jedenfalls danke ich Ihnen dafür, dass Sie diesem Artikel einen so langen Thread beschert haben.
    @ Dieter Wallentin: Das Wort „Farce“ zur Bezeichnung des RAF-Terrors habe ich Anlehnung an Karl Marx verwendet, der wiederum damit Hegels Diktum qualifizierte, alle geschichtlichen Ereignisse wiederholten sich. Zweifellos war EIN Aspekt dieses Terrors im Wahn der RAF-Leute begründet, sich in einer historischen Situation zu befinden, die sich vergleichen ließe mit der Endphase der Weimarer Republik. Darüber kann man nur lachen, wenn einem auch das Lachen im Hals steckenbleibt. Und natürlich wurde dieser Wahn durch die polizeiliche Generalmobilmachung und das Bürgerkriegsvokabular Helmut Schmidts und seiner Leute verstärkt. Davon konnte etwa Heinrich Böll ein Lied singen. Als sich hingegen 1972 der Terror nicht gegen deutsche „Politiker und Manager“ und andere wichtige Leute redete, sondern nur gegen israelische Sportler, da gingen die Olympischen Spiele in München seelenruhig weiter.

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    @Jens Reichert: „Ich empfehle Ihnen dringend, sich erst einmal basale Kenntnisse der jüngeren deutschen Geschichte anzueignen, bevor Sie hier den Oberschlauen spielen.

    MfG
    Jens Reichert“

    Wenn ein Gesprächspartner Höflichkeit vermissen lässt, ist zu erwarten, dass aus dem Wald eine ähnliche Antwort zurückschallt.

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    @Dieter Wellentin
    „Konnte dem Versuch, Herr Reichert, wirklich nicht widerstanden werden, einer an sich konstruktiven Text-Kritik eine beleidigende Pointe nachzuschieben?“

    Welche „beleidigende Pointe“ meinen Sie denn? Und finden Sie die auf mich gemünzte Bemerkung Alan Poseners: „Dafür besitzen Sie vielleicht jenes ominöse Gen, von dem Schmidt spricht.“ (i.e. das Nazi-Gen) nicht auch beleidigend? Oder halten Sie das nur für den Ausdruck einer unverbesserlichen, aber ansonsten harmlosen, Alt68er-Folklore?

  4. avatar

    Sehr geehrter Herr Posener, sehr geehrter Herr Reichert,

    mir hat Ihr nicht immer freundlich klingendes Kommentar-Pingpong Freude bereitet. Konnte dem Versuch, Herr Reichert, wirklich nicht widerstanden werden, einer an sich konstruktiven Text-Kritik eine beleidigende Pointe nachzuschieben? Dennoch machte mir dies Spaß, weil Argumente ausgetauscht wurden, die zumindest mir Neues brachten.

    Dass Herr Posener Leser-Kommentare beantwortet, gefällt mir an diesem Blog besonders. Ich schätze dies sehr.

    Ob ich Helmut Schmidts „Unser Jahrhundert“ nach den dort zitierten Äußerungen wirklich lesen möchte, wurde zunehmend unwahrscheinlicher, aber es passte erschreckend gut.

    Bei Polemiken lege ich höchstens bei Tucholsky jedes Wort auf die Goldwaage und der ließ die rationalen Zügel nicht schleifen und saß fest im Sattel seiner polemischen Prosa.

    „Es gab, gewiss, die blutige Farce des RAF-Terrors, den Schmidt als nationalen Notstand behandelte, obwohl weder Staat noch Gesellschaft durch den Amoklauf einiger Bürgerkinder je ernsthaft gefährdet waren. Aber das war’s auch schon.“

    Wikipedia definiert eine Farce folgendermaßen: „Eine Farce [f?rs] ist eine Komödie, die das Ziel hat, die Zuschauer durch die Darstellung von unwahrscheinlichen oder extravaganten, aber häufig denkbaren Situationen, Verkleidungen und Verwechslungen zu unterhalten. Sprachlicher Humor inklusive Wortspielen und sexueller Anspielungen und ein schnelles Tempo, das im Verlaufe des Stückes noch schneller wird, und bewusste Absurdität oder Unsinn sind ebenfalls häufig in einer Farce zu finden.“

    Humor fehlt Fanatikern. Daher kann ich nicht einmal beim Zusatz „blutig“ etwas Humoristisches am Terror de RAF entdecken. Diesem Terror fehlte die heitere Note. Gibt es heitere Terroristen?

    Man kann Schmidt mögen oder nicht. Seine Arbeit als Bundeskanzler schätzen oder eher weniger. Ihn als Buchautor gern lesen oder mit Abscheu. In meinen Augen völlig zweifellos hinterlässt er in Form von Büchern den wenigen Lesern einen reichen Schatz von Erfahrungen und Erinnerungen.

    Was DIE Deutschen an Schmidt schätzen, kann ich nicht beurteilen, aber ich schätze ihn als Autor und Politiker einer Zeit, in der Politiker noch arrogant und cholerisch sein durften. Für mich ist Schmidt der Inbegriff eines patriarchalischen Norddeutschen, dem ich abnehme, dass er Verantwortung aktiv wahrnahm. Wie alle solchen norddeutschen Männer strahlt er einerseits Wärme und Stärke aus, er hat etwas Beschützendes, das angeblich Frauen bei Männern besonders schätzen, andererseits neigt er manchmal zu verbalen Keulen, für die ich mich schäme. Warum eigentlich? Weil dieser Mann sicher auch durch Die Zeit zu einer moralischen Institution wurde, ihr aber nicht durchgehend gerecht wird.

    Herzliche Grüße
    Dieter Wallentin

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    Lieber KJN: Wow, da hat es (uns?) der Broder aber mal wieder gegeben!!
    „Das sind gekränkte Autisten und Narzisten, die ihr Hobby, das Gutmenschentum, zum Beruf gemacht haben. Das sind Wirklichkeitsverweigerer, die mit der allergrößten Gewissheit das Klima in 50 Jahren vorhersagen, aber ausrasten, wenn einer die Vorhersage wagt, dass es in 50 Jahren mehr Moscheen als Kirchen in Deutschland geben könnte. Und es sind vor allem späte Widerstandskämpfer, die irgendetwas nachzuholen versuchen, das ihre Vorfahren versäumt haben.“
    Jetzt bin ich aber etwas verwirrt. Jetz zählte ich mich doch tatsächlich zu den gefühlten Gutmenschen, entspreche aber in keinster Weise dem „Menschenbild von Broder. Eine Vorfahre meinerseits befand sich schon im Widerstand gegen die Feudalherrschaft mit dem Dichter Schubart auf der Feste Hohenasperg, weil er auf auf einen großadeligen geschossen hat, der viele Jahre hindurch mit seinen Hofgesellschaften seine Felder zuschanden ritt und somit die Existenz der Familie gefährdete – und stellen Sie sich vor, zu einer Zeit, als der Faschismus in Deutschland noch nicht erfunden war und es Anti-Semiten nicht nur heimlich gab, sondern kirchlich gefördert.
    Ich amüsiere mich bestens.

    Lieber EJ. Schön, daß Sie aus dem Urlaub zurück sind- und offensichtlich so gut erholt, daß Sie uns hier wieder aufmischen können. Auch ich brauch es nicht unbedingt ruhig.
    LG Rita E. Groda

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    Wo wir gerade beim Thema Musik sind:
    Dann möchte ich den Sarrazin-Fanboys (@jens) noch den Artikel vom H.M.Broder
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....te_setzen/
    ans Herz legen, denn offensichtlich spielt sie hier – die Musik.
    Gefällt Ihnen, kommen Sie!
    Ein allzu glattes Parkett (political correctness) frustriert halt, kann ich verstehen..
    Deswegen aber den unreflektierten Mist von Sarrazin gutheißen?

  7. avatar

    @ David Berger

    Schon besser. Aber ich wollte es gar nicht unbedingt ruhiger haben.

    And he was, and he is,
    And he will be in glory.

    Da sollte man nicht (deutscher) Romantik kommen, nicht mit Sehnsucht im doppelten Konjuktiv: ‚ich wünschte, es wäre‘.

    And he was, and he is … ist eine Tatsachenfeststellung. Die muss rocken. Wenn Sie verstehen, was ich meine.

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    @ KJN & Frau Groda

    das ist kein Ivrit

    Enrico Macias

    He toured France and went twice to Israel in 1976 and 1978. He was invited to Egypt by the Egyptian President Anwar El Sadat to sing for peace. This came after Enrico Macias having been banned from Arab countries for many years, despite keeping his popularity with Arab and ethnic audiences in the Middle East and North Africa. In Egypt he sang in front of 20,000 people at the foot of the Pyramids. After Sadat’s assassination, he wrote a song dedicated to the late president entitled „Un berger vient de tomber“.

    http://www.youtube.com/watch?v=adDKpVTW7II

  9. avatar

    Lieber David Berger: Ein Kommentar von mir scheint verloren gegangen zu sein.
    Ich schrieb heute: Ihr Video hat mir konveniert, die Bilder sprechen für sich. Leider dürfte den Nicht-Israelis einige Feinheiten entgangen sein. Der Titel des Videos bezog sich doch sicher auf das „Schema Jisrael“?
    Zu meinem Leidwesen beherrsche ich nur wenige Hebräische Redeweisen.

    Es ist doch hochinteressant, daß viele Europäer und in den verschiedensten Sprachen, das christliche Glaubensbekenntnis kennen, während das Glaubensbekenntnis der Juden, das Schema Jisrael, sowie das Glaubensbekenntnis der Muslime nahezu unbekannt ist.
    Das muß wohl an den Genen liegen! Womit wir wieder beim Thema wären.

  10. avatar

    @ Jokus

    Ja, da ist was dran. (Habe ich überlesen.)

    Aber wenn der ahnungslos gutgläubige Schmidt nicht „gedient“ hat, was hat er dann gemacht? Wollen Sie sagen, dass er doch mehr wusste?

  11. avatar

    @ David Berger

    In der Version von:

    [ ]Heinrich Schütz
    [ ]Felix Mendelssohn Bartholdy
    [ ]Johannes Brahms
    [ ]Anton Bruckner
    [ ]Luigi Cherubini
    [ ]Marcel Dupré
    [ ]Antonín Dvo?ák
    [ ]Sergei Rachmaninow
    [ ]Igor Strawinski
    [ ]Cesar Franck
    [ ][Franz Liszt
    [ ]Camille Saint-Saens
    [ ]Ferruccio Busoni
    [X]Heintje

  12. avatar

    @EJ!Danke für den Hinweis auf meine angebliche Leseschwäche. Ich meinerseits möchte nun – obwohl Sie es einem leicht machen – nicht kontern. Stattdessen, Sie bitten den einen APO-Satz genau zu lesen: „der (Schmidt) acht Jahre in Hitlers Armee diente“, das ist deshalb so infam bzw. unwissend, weil mit der Vokabel „dienen“ sofort sich eine Unterstützung für Hitler einstellt, etc. Das ist genauso infam, als ob ich beispielsweise formulierte „Heinrich Böll diente in Hitlers Armee“. Klar?

  13. avatar

    @EJ
    Daß wir beide emotional und in Geschmacksfragen unterschiedlich ticken, ist ja bisher schon klar geworden. Noch ’ne Gendiskussion gefällig?

  14. avatar

    q Jens: Erstaunlich ist immerhin, wie weit die Un- und Halbbildung reicht, wenn es um diese Themen geht.

    Na, nicht jeder kann, wie Ihr voll gebildeter Gesinnunggenosse Patriot, die „Rezession von Poser“ lesen und verstehen.

    @ Jokus, auch Sie lesen nicht richtig.
    Posener hat Schmidt nicht vorgeworfen, dass er nicht verweigert hat. Er hat ihm nicht mal vorgeworfen, dass Schmidt – „Offizier der Wehrmacht“ (Patriot, oben) – erst 1944 gemerkt habe, dass das Regime „kriminell“ gewesen sei. Posener wirft Schmidt vor, dass er auch nachträglich noch gegenüber den Juden und Israel ein völlig gutes Gewissen hat.

  15. avatar

    @Jokus
    Sie brauchen den Begriff Held nicht in Anführungszeichen zu setzen, Stauffenberg war nämlich einer. Was hier sonst von den Fanboys Alan Poseners in die Luft geblasen wird, ist bestenfalls noch belustigend und lohnt die Mühe einer Antwort jedenfalls nicht. Erstaunlich ist immerhin, wie weit die Un- und Halbbildung reicht, wenn es um diese Themen geht. Diese offengelegt zu haben, ist Alan Poseners unfreiwilliges Verdienst.

  16. avatar

    Selten so geschickt formulierte Halbwahrheiten gelesen wie diesmal bei Posener. Dazu meine „beileidige“ Gratulation. Mir ist es – offen gestanden – zu mühsam da Punkt für Punkt gegenzuhalten. Nur ein von APO nachgetragenes Argument ärgert mich mehr als andere:
    Posener nennt es ein „Totschlagargument“, wenn er, der nicht dabei gewesen, sich trotzdem ein Urteil erlaube. Richtig so, entgegne ich, doch wenn schon nicht dabei gewesen, dann doch bitte genauesten nachempfinden bzw. nachlesen, was damals passierte. Als das deutsche Volk
    im Mehrheit dem Herrn Hitler zujubelte. (Dazu immer wieder lesenswert: J.P. Stern: Hitler – der Führer und sein Volk“.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein ansonsten intelligenter Mensch wie Posener dann eine so widerliche Formulierung über H. Schmidt „der Acht Jahre in Hitlers Armee diente“…noch benutzt hätte. Als ob die Menschen jener Zeit so viele Möglichkeiten hatten den „Dienst an der Waffe“ zu verweigern. Grässlich in diesem Zusammenhang auch der Hinweis von ‚D. Berger über den „Opportunisten“ Stauffenberg, der Hitler erst umbringen wollte, als der Krieg verloren war („Der Krieg war für die NS-Regime ohnehin verloren, und er hat versucht, die Opportunität zu benutzen, die Macht an sich zu reißen.) Ja Herr rückwärts gewandter Schlaumeier und dann hat dieser „Opportunist“ Stauffenberg mit dem Leben dafür bezahlt. Auch Sie bitte ich mal nachzulesen, wie das wirklich war, bevor sie über einen der wenigen tragischen „Helden“ der deutschen Geschichte so kaltschnäuzig urteilen.

  17. avatar

    Lieber David Berger,

    Schanah towah umetukah!Ein frohes und süßes Neues Jahr 5771, den Juden und uns allen.
    LG Rita E. Groda

  18. avatar

    Cher Apo,

    was sind “ viele individuelle Deutsche “ im Gegensatz zu „viele Deutsche “ ??
    Ich habe trotz meiner deutschen Grossmutter immer noch Schwierigkeiten mit der deutsch Sprache.

    Oder um es mit Johann Peter Hebel zu sagen:

    Kannitverstan 🙂

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    Auch auf die Gefahr hin, dass ich der Ignoranz der vorstehenden Diskussion geziehen werde (dem ich präventiv entgegnen möchte, dass man meinen Beitrag ja ebenfalls gerne ignorieren darf), möchte ich eine offene Frage beantworten, die in dem (guten) Artikel von Alan Posener auftaucht. Nämlich die, warum die Deutschen Helmut Schmidt so gut finden.

    Nach meiner Meinung ist die Antwort viel weniger im politischen Ertrag der Ära Schmidt als im Stil des Menschen Helmut Schmidt zu finden.
    Alan Posener konstatiert zu Recht, dass unter Schmidt „nichts Weltbewegendes“ passiert ist. Ich persönlich erinnere mich v.a.D. an den NATO-Doppelbeschluss. Mein Eindruck dazu ist: Die Geschichte hat Schmidt glücklicherweise Recht gegeben, und alle hauen nun im Rückblick etwas unfair und sozusagen abermals auf die damaligen Demonstranten ein (ich selber war nicht dabei; ich war zu jung). Ich dagegen danke weniger der Konsequenz der Westmächte als einem gnädigen Schicksal, dass wir uns hier noch über den Sinn solcher Strategien austauschen können. Denn nichts weniger als die Existenz der Welt stand damals auf dem Spiel, und der Westen hatte vielleicht die Wahrscheinlichkeit auf seiner Seite, das sich auch durchgesetzt hat, aber irgendwann siegt eben auch mal das Unwahrscheinliche.

    Aber zur Beantwortung der Frage. Schmidt hat aus der Tödlichkeit der Ideologien seines Jahrtausends auf radikale Weise den Schluss gezogen, sich weiteren Ideologien und Visionen konsequent zu verweigern, zugunsten einer pragmatischen, ja geradezu pragmatistischen Politik. Sein Diktum „Wenn ich Visionen habe, gehe ich zum Arzt)“ (o.ä.) ist nicht nur lustig, sondern als bewusste Abwendung zu verstehen.
    Diese Abwendung ist, so glaube ich, aus einem echten, erschütternden Erlebnis in Nazideutschland gespeist und ist so grundsätzlich, dass Schmidt sich darüber hinaus auch jedem öffentlichen Bekenntnis zu Emotionen, aus denen sich die Visionen ja speisen, verweigert. Er ist knochentrockener Rationalist. Damit fällt er nach meinem Empfinden völlig aus der heutigen Zeit, in deren TV-Darstellung zumindest die Präsentation von Emotionen das hövchste Gut darstellt.
    Um einen unbedeutenden, aber amüsanten Nebenaspekt zu ergänzen: Sein ungerührtes öffentliches Zigarettengequarze (ich glaub, seit kurzer Zeit hat er sich eigener Erkenntnis und öffentlichem Druck gebeugt und dies eingestellt) ist bzw. war genauso zeit-ungemäß. Und das Seltsame ist nun: Genau diese Haltung rechnen ihm die Leute hoch an.

    In dieser Hinsicht lassen sich auch seine verqueren Nazi-Gen-Äußerungen interpretieren, die Alan Posener anführt. Besagte Erfahrungen aus Nazideutschland haben ihm seine deutschen Mitbürger grundsätzlich entfremdet. Er misstraut seinen Deutschen, die ihm im Gegenzug vollstes Vertrauen entgegenbringen. Weil er aber ein solch emotional verankertes Misstrauen nicht öffentlich zugeben mag, muss er es irgendwie objektiv ummänteln – verwissenschaftlichen. Ich glaube, so ist seine ansonsten sinnlose Rede von dem deutschen Nazi-Gen zu verstehen. (Vielleicht objektiviert auch Sarrazin seine Angst zu einer pseudowissenschaftliche Theorie.)
    Schließlich lässt sich auch seine heute kritische Beurteilung der kriegerischen Beteiligung der bundeswehr so einordnen. Für ihn gilt das Primat des Machbaren vor dem Wünscheswerten in besonderem Maße. Er schätzt die Lage in Afghanistan so ein, dass die Installation von Menschenrechten per Kriegseinsatz dort nicht möglich ist, und also muss der Versuch dazu unterbleiben bzw. abgebrochen werden. Konjunktivische Konstruktionen à la „Wenn alle an einem Strang zögen“ o.ä. lehnt er ab.

    Soweit diese Spekulationen. Mir ist es etwas unangenehm dabei, jemandem, den ich gar nicht persönlich kenne, dergleichen in den Mund bzw. Geist zu legen. Es ist eben nicht mehr als nur meine Spekulation zu H. Schmidt.

  20. avatar

    David Berger: In Ihrem Sinne, nochmals Nietzsche:

    „Der Irrsinn ist bei einzelnen etwas seltenes – aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.“

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    Sollte Schmidt sich wirklich derartig differenziert den Problemen genähert haben, steigt er noch weiter in meiner Hochachtung, obwohl ich von ihm als Offizier der Wehrmacht auch nichts anderes erwartet habe.

    Die Rezession von Poser sollte man trotzdem nicht überbewerten.

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    Liebster KJN: Ich rege mich in keinster Weise auf, wir haben doch Meinungsfreiheit und ich respektiere Ihre, und nicht nur Ihre, Meinung.

    Rechtfertigung, bzw. Erklärung ist dann angebracht, wenn man darauf angesprochen wird. Und das wurde ich immer wieder, im Laufe meines nicht so kurzen Lebens. Vielleicht wurde ich auch nur deshalb darauf angesprochen, weil ich niemals den Eindruck des sog. typischen Deutschen vermittelt habe und man mir daher eine differnziertere Sicht der Dinge zugetraut hat.
    Ich hatte beim Thema Rechtfertigung schon in jungen Jahren meine Ermüdungserscheinungen, ich verstehe daher die Menschen ganz gut, die nichts mehr über diese Geschichten hören wollen.
    Ich bitte wiedeholt um Verständnis für ein persönliches Erlebnis. Vor ungefähr 30 Jahren gab es in Prag, neben der Alt-Neu Synagoge, eine Ausstellung von Kinderzeichnungen aus dem Konzentrationslager Dachau. In Deutschland hatte ich diese Ausstellung bereits gesehen.
    Prag war immer so etwas, wie eine zewite Heimat für mich, obwohl ich nicht von daher stamme. Bei jedem Besuch in Prag, besuchte ich, als eine Art persönliches Ritual den Jüdischen Friedhof und das Grab des Rabbi Löw, genau so, wie ich immer den alten Charly Marx in Highgate besuchte, eine persönliche Marotte eben.
    Beim Eingang zum Friedhof wollte mich eine ältere Dame, Deutsch-Jüdin, offenbar, geradezu nötigen die Ausstellung zu besuchen. Sie wurde geradezu massiv, meinte:“Die Deutschen Nazis sollen immer wieder sehen, was sie angerichtet haben, damit sie es nie vergessen.“
    Ja, ich habe sie gut verstanden, diese alte Dame, aber da ist auch mir kurzfristig der Kragen geplatzt und ich konnte mich überhaupt nicht mehr schämen. Sondern ich habe sie sehr energisch zurecht gewiesen. Ich sagte ihr, man müße mir meine Jugend doch ansehen, und daß ich mich schäme für die Täter, aber ich persönlich keine Schuld trage. Ihr Verhalten könne junge Menschen, die alles dafür tun, daß in diesem Lande keiner mehr diskriminiert würde, ob Jude, oder Muslim (wie witzig angesichts Sarrazins heute) nicht besonders motivieren – im Gegenteil, es könnte zu neuen Ressentiments führen, wenn junge Menschen immer nur an ihren Nazi-Vorfahren gemessen werden. Die Dame war klug – und hatte Herz. Sie nahm mich in den Arm und entschuldigte sich.

    Es ist mir außerdem sehr unangenehm, daß Sie mich offenbar für dünnheutig und womöglich nicht kritikfähig halten. Ich streite gern – wie meine Mutter meint, ich gehe freiwillig keinem Streit aus dem Wege. Also, machen Sie nur, ich kann mich wehren.

    Ganz herzlich Ihre Rita E.

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    @jens: Für die gestige Beschränktheit eines Teils der Aristokratie, dürfte auch die Affinität der britischen Aristokratie sprechen, wenn man z.B. den Kreis um Lord Londonderry und Lady Astor sich anschaut. Das sollten Sie sich mal anschauen, dann sind sie bald geheilt.

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    Das sollte die Maxime eines freien Geistes und Publizisten sein, also das Privileg keiner Partei dienen zu müssen, und sich leisten können, sich zu widersprechen (deshalb mal pro-Kapitalist, mal Libertär, mal pro-Bush, mal pro-Clinton); das war eine Antwort auf KJN, von wegen ich messe mit zweilerei Maß:

    „Ich verderbe Jedermann den Geschmack an seiner Partei: das verzeiht mir keine Partei.“ (Friedrich Nietzsche)

    „Ich misstraue allen Systematikern und gehe ihnen aus dem Weg. Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit.“ (Friedrich Nietzsche)

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    @Rita E.
    Ihre Zustimmung freut mich wirklich, auch wenn ich das nicht immer schreibe.

    Bitte regen Sie sich daher jetzt nicht auf, wenn ich mich jetzt traue was zu äußern (es ist mit aller Sympathie gemeint):
    Warum Sie sich genötigt fühlen, sich für Massenmord und Greueltaten anderer zu rechtfertigen, ist Ihre Sache.
    Ich denke (und das ist auch meine Erfahrung als Deutscher im Ausland), daß das niemand von einem erwartet (und erwarten darf). Und daß man sich damit nur überfordern kann. Auch sind wir ja nicht Bundeskanzler, haben also nicht den Auftrag, für andere zu sprechen.
    Die von mir sonst nicht so verehrte Frau Bundeskanzlerin macht wohl genau diese Sache im Ausland anscheinend exzellent.

    Was Brünn angeht: Ja, auch die Tschechen u.v.a. haben dicke Probleme mit ihrer Geschichte was „die Mauer des Schweigens“ dort und anderswo genauso deutlich zeigt.

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    @Jens: Ihre Geschichtskenntnisse scheinen marginal zu sein. Die Bedingungen des Vertrags von Versailles scheinen Sie nicht zu kennen, und die daraus resultierende nicht mehr Daseinsberechtigung des Elite-Militärs, das sich hauptsächlich rekrutierte aus den Reihen der Aristokratie.
    Falls es Ihnen nicht bekannt sein sollte, bis zum 1. WK mußten Offiziere selbst für ihren Unterhalt und Personal, sowie Fortbewegung (sprich Pferd) sorgen. Das konnten sich bis dato nur Aristokraten aus noch vermögendem Hause leisten, was den Zugang Bürgerlicher zu höheren Diensträngen betraf, bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Zugangsvoraussetzungen diese überhaupt zuließen.
    Die Damen und Herren waren nicht besonders unglücklich über die Jogagebote von Herrn Schickelhuber, die ihre Arbeitslosigkeit schlagartig beendete, ebenso ihnen ein wieder höheres Sozialprestige verschaffte.

    Interessanterweise schreiben Sie nur von den vielen angeblichen Putschversuchen der Aristokraten. Den Arbeiter und Handwerker, sowie Kommunisten E. haben Sie wohlweislich unterschlagen, der, lange, vor dem elitären Gesindel (mit Verlaub) gesehen hat, daß ein Krieg bevorsteht. Er ließ sich nicht korrumpieren, wie …….
    Die Wahrheit darüber, warum ihn Hitler, und wie und wielange inhaftiert und isoliert hat, kennen wir leider bis heute nicht. Im demokratischen Westen der Republik, aber auch bei unseren sozialistischen Brüdern im Osten, wurde er manisch totgeschwiegen, warum wohl kann sich vernunftbegabter Mensch gut vorstellen.

    Ich persönlich bin (leider) kein Ideologe, lediglich aufrecht bemühter Demokrat.Daher ist meine Vorliebe für Preußens Glanz und Gloria nur begrenzt.

    Weiterhin, was ist sonderlich neu an Sarrazins Forderungen? Sogar schon unter der Regierung Kohl hat man von diesen gesprochen, leider hat bis heute keiner z.B. die Forderung nach Sprachunterrricht richtig umgesetzt.Alter Wein in neuen Schläuchen, als Ablenkung von den gravierenden Problemen unserer Republik?

    Eine wirklich interessante Frage, wäre die, nach der Motivation von Herrn Sarrazin. Ist es seine grundsätzkiche geistige Disposition, die ihn solche Erkenntnisse von sich geben läßt, ist es das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, hat er eine masochistische Ader, geht es nur um Geld, oder etwar um Rache, waren ihm muslimische Ausländer beruflich mal im Weg, oder was steckt hinter diesen Ausführungen von Herrn Sarrazin.
    Versehentlich konservativ kann er auch nicht geworden sein, den auch Frau Merkel findet sein Buch wenig hilfreich. Es „hilft“ ihm lediglich „reich“ zu werden.

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    @ Jens

    Auch wenn ich wenig Hoffnung habe, Sie zu überzeugen, möchte ich doch darauf hinweisen, dass die Nazis anfangs lediglich von den Kommunisten, Gewerkschaftern und Sozialdemokraten Widerstand zu spüren bekommen haben und dass der später so gefeierte bürgerliche Widerstand allzulange geschwiegen und mitgemacht hat, als die vorgenannten verhaftet, gefoltert und ermordet wurden.

    Man erinnere sich nur an die Gleichschaltung der Gewerkschaften:

    http://www.welt.de/kultur/hist.....aften.html

    Nur exemplarisch möchte ich Sie bitten, die beiden nachfolgenden Biografien zu vergleichen:

    http://de.wikipedia.org/wiki/F.....t_Husemann

    http://de.wikipedia.org/wiki/W.....n_Helldorf

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    Jens: Sarrazin nennt sehr wohl konkrete Vorschläge

    … die aber – wegen genetischer (In-)Disposition der Adressaten, von Sarrazin diagnostiziert – nichts ändern werden. Deshalb Wiederbelebung der Freicorps, für den Anfang jedenfalls schon mal?

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    @ Jens

    Lesen Sie dazu das (vergriffene) Buch des Historikers Veit Valentin: Geschichte der Deutschen.
    http://openlibrary.org/books/O....._Deutschen.

    Um sachlich zu bleiben und ohne Wertung: Stauffenberg war ein militaristischer Opportunist, im guten Sinne, sprich im Sinne von Niccolò Machiavelli, der kein Machiavellist war. Der Krieg war für die NS-Regime ohnehin verloren, und er hat versucht, die Opportunität zu benutzen, die Macht an sich zu reißen. Ist ja klar, dass Deutschland Helden braucht, aber er war keiner, genauso wenig wie die „Helden“ des Mauerfalls 1989. Wäre der Attentat gegen Hitler gelungen, hätte er womöglich das Kaisertum wieder eingeführt.

    Dazu:

    http://www.blaetter.de/archiv/.....uffenbergs

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    1. „Allein beim Niederschlagen der Münchener Räterepublik wurden von Freikorps-Soldaten Hunderte getötet.“ Hunderte Politiker, Richter und Unternehmer? Der Terror der Freikorps sollte die Revolution in Deutschland in niederschlagen, was auch gelang (übrigens unter ausdrücklicher Billigung der SPD-Politiker Scheidemann, Ebert und Noske). Der Terror der RAF richtete sich gezielt gegen alle Repräsentanten der Nachkriegsdemokratie Bundesrepublik Deutschland. Da von einer „Farce“ zu sprechen ist, gelinde gesagt, Unfug.

    2. Ihre persönliche Biographie interessiert mich nur insoweit, als Sie ehedem Funktionär der maoistischen KPD waren. Vermutlich halten Sie sich noch für eine Art Widerstandskämpfer in den Reihen der GEW. Herzlichen Glückwunsch!

    3. Ihr Artikel ist im Unterschied zu Sarrazins Buch nicht sachbezogen. Leuten, die Passanten hinterherrufen: „Isch fick Deine Muddä!“ ist nicht mit einem Lächeln geholfen. Integrationsunwilligkeit läßt sich nicht weglächeln. Und Sarrazin nennt sehr wohl konkrete Vorschläge: Verbindliche Sprachkurse, Kürzung von Hartz IV bei Verweigerung, restriktivere Zuwanderungspolitik, zuziehende Ehegatten haben zehn Jahre keinen Anspruch auf Grundsicherung, Kindergartenpflicht ab 3 Jahren, usf. Alles sehr etatistisch, sehr sozialdemokratisch gedacht. Dafür kann man ihn kritisieren, aber er _macht_ Vorschläge.

    4. Der Widerstand in Teilen des Adels, des Militärs und des Bürgertums war kein Märchen, sondern real. Dass Sie ihn leugnen, viktimisiert die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung aus den Reihen dieser Schichten noch einmal nachträglich – und das ist schlicht und einfach nur schäbig. Offenbar haben Sie weder eine Ahnung vom geplanten Putsch 1938 noch von den übrigen dokumentierten achtundreißig Attentatsversuchen auf Hitler. Aber gut, Sie sind ein Ideologe, und so jemand passt die Wirklichkeit bekanntlich seiner Ideologie an und nicht umgekehrt.

    PS.: „Basal“ scheint ein neues Wort für Sie zu sein. Seien Sie doch wenigstens ein bisschen dankbar, dass ich Ihren Wortschatz ein wenig auffrischen konnte.

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    @KJN:Ihre Ausführungen, dahingehend, daß eine weitere „Gendiskussion“ in der politischen Diskussion nichts zu suchen hat, findet meinen vollen Beifall.Ihr Hinweis auf Verantwortlichkeiten ebenso(Verantwortung, mein Spezialgebiet) ebenso.
    Auch m.E. verhindert eine solche Diskussion einen freien Blick auf eine Debatte über sich grundsätzlich gegensätzlich gegenüberstehende Grundinteressen unserer modernen, westlichen Gesellschaftsformen – und m.E. in vollster Absicht, nicht etwar versehentlich.
    Seit mindestens 30 Jahren fühle ich mich in der Pflicht, im westlichen Ausland mich für die Verbrechen eines Volkes zu rechtfertigen und zu entschuldigen, das nicht einmal ganz, mein Volk ist, und an dessen Verbrechen ich keinen Anteil hatte. Neuerdings bin ich, durch neue freundschaftliche Bande, gezwungen, dies auch dezidiert Osteuropäern zu tun, was noch wesentlich schwieriger ist, da wir momentan im Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten uns befinden.
    Ich will Sie nicht unnötig ermüden, oder langweilen. Ein Beispiel für Vergangenheitsbewältigung, diemal nicht Deutsche, aber zur besseren Verständigung, sei mir erlaubt.

    Im letzten Jahr begann eine Abiturientin aus Brünn sich mit dem Brünner Todesmarsch zu beschäftigen und sie hat auch ein eindrucksvolles Buch darüber geschrieben. Dieser junge Mensch hatte Jahrzehnte von diesem Vorgang nichts gewusst. Die Alten hatten Jahrzentelang geschwiegen, die Brünner. Keiner hatte je, vor allem nicht vor den Kinder darüber gesprochen. Trotzdem die Tschechen sicher glaubten, zu diesem Vergeltungsakt an den Deutschen berechtigt zu sein, empfanden sie vermutlich auch Schuld, angesichts dieser Aktion, daher wurde geschwiegen.
    Dieses Mädchen klagte laut in die Richtung des eigenen Volkes, daß es eine Mauer des Schweigens gäbe, daß keiner freiwillig darüber redet, und daß es bald keine Zeugen mehr gäbe, für die Wahrheit der Geschichte, bald seien alle Zeitzeugen tot, keiner würde die Wahrheit mehr kennen und die Geschichte schön und bereinigt neu geschrieben werden.

    Ging es uns Nachkriegsgeneration anders? Auch bei uns gab es – gibt es noch heute – eine Mauer des Schweigens.
    Keiner erzählte die Wahrheit – aus Scham und Schuldbewusstsein. Die Zeitzeugen des 1000-jährigen-Reiches werden auch bei uns in Deutschland bald alle verstorben sein. Und die Deutsche Geschichte wird dann garantiert fein säuberlich bereinigt neu geschrieben werden. Und niemand kann widersprechen.

    Zu der Diskussion um Sarrazin gehört auch eine letzte und sehr ehrliche Vergangenheitsbewältigung Diskussion.
    Jeder, der nichts mehr hören will, von unserer jüngsten verbrecherischen Geschichte, ist nicht nur ein Idiot – nein, auch ein bewußter Wegbereiter neuerlicher Pogrome. In nützlicher Idiot einer total antiquierten Kollektivierungsbestrebung!! Das letzte Progrom betraf Juden, Zigeuner und Andersdenkende, wie z.B. Kommunisten. Daß es im erneuten Fall, Katholiken, Protestanten, Ausländer generell, Demokraten, wie mich usw. treffen könnte; daran denken die selbsternannten Hüter der Zwangssozialisierung nicht.

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    @ Wolfgang Schäfer: Wer nicht dabei war, darf sich kein Urteil erlauben. das ist ein Totschlagargument, oder?
    @ Jens:
    1. Ich zähle 33 Opfer der RAF, die eigenen Toten nicht mitgerechnet. Und Sie? Allein beim Niederschlagen der Münchener Räterepublik wurden von Freikorps-Soldaten Hunderte getötet. Wer hat hier keine „basalen“ Kenntnisse der Geschichte?
    2. Als die GEW-Lehrer an meiner Schule gegen den Nato-Nachrüstungsbeschluss streikten, nahm ich mit einem Plakat gegen die SS-20 teil. Könnten Sie ggf. in meiner Personalakte nachlesen. Ihnen fehlen offensichtlich „basale“ Kenntnisse meiner Biographie.
    3. Über die „problematische Integration muslimischer Zuwanderer“ reden jene, denen es um die Sache geht (und
    auch jede Menge Populisten, Scharfmacher und Schwätzer) seit mindestens zehn Jahren. Lesen Sie zum Beispiel meinen Artikel „Ein Lächeln verhindert den Bürgerkrieg“ aus dem Jahr 2001. Die Kanzlerin hat Recht: Sarrazins Machwerk ist hierbei „nicht hilfreich“. Es enthält auch keine konkreten Vorschläge. Offensichtlich fehlen Ihnen „basale“ Kenntnisse des öffentlichen Diskurses der letzten Jahre. Dafür besitzen Sie vielleicht jenes ominöse Gen, von dem Schmidt spricht.
    4. Und was die deutschen Eliten betrifft: Welche Partei stimmte als einzige im Reichstag gegen die Ermächtigungsgesetze? Genau, die SPD. Wann genau schritten einige Offiziere der Reichswehr zur Tat gegen Hitler? Genau, 1944, als alles militärisch verloren war.
    Das Märchen vom verbreiteten bürgerlichen und adeligen Widerstand ist genau das: ein Märchen. Die Eliten aus Militär, Wirtschaft und Kirchen waren die einzigen, die Hitler rechtzeitig hätten stoppen können. Sie zogen es vor, nicht zu handeln. Das ist freilich eine „basale“ Erkenntnis, ohne die man von der deutschen Geschichte nichts vertehen wird.

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    Auch wenn ich die Ironie am Ende Ihres Artikel konterkariere: Ich bin ein Deutscher, habe das Buch gekauft und gelesen. In der Tat bin ich beim Lesen auch über diesen Satz gestoßen. Nun ja, habe ich mir gedacht, man kann ja nicht jede Meinung mit dem Autor teilen, und Herr Stern hatte das ihm notwendige dazu gesagt.
    Im übrigen teile ich das ungute Gefühl, das Joachim Fest mit denjenigen hatte, die mit der Gewißheit der Nachgeborenen genau überblicken, was man ein halbes Jahrhundert zuvor hätte wissen, tun oder unterlassen müssen.

  34. avatar

    Selbst wenn es so wäre, daß bestimmte Genkombinationen bestimmte Charaktereigenschaften (Gewaltbereitschaft, Phlegma..) bedingen würden, hätte das in der politischen Diskussion nichts zu suchen, weil es nur dazu dient, die Akteure in Politik und Gesellschaft von Verantwortung zu befreien.
    Es verstellt den Blick auf:
    1. eine hochkomplizierte und teure Sozialbürokratie, die die Volkswirtschaft ruiniert und nicht mehr
    2. zu einer Wirtschaft passt, die gar nicht an der Teilhabe aller Einwohner des Landes interessiert ist (Märchen von sozialer Marktwirtschaft und Vollbeschäftigung)
    3. die Notwendigkeit neuer Allianzen in einer Welt, die sich offensichtlich in „ein Zeitalter der Aufklärung und Säkularisierung durchlaufen“ und „ein Zeitalter der Aufklärung und Säkularisierung NICHT durchlaufen“ scheidet.
    (Bevor das nicht zur Kenntnis genommen wird, braucht man über Lösungen überhaupt nicht nachzudenken..)

    Zum Thema Helmut Schmidt und „Nazi Gen“:
    Die Auseinandersetzung mit der faschistischen und nationalsozialistischen Zeit ist ausschließlich durch Schuldzuweisung und Reinwaschungsversuche gekennzeichnet und deswegen völlig unvollständig. So wie bei Helmut Schmidt, dem „der ganze Prozess ein völliges Rätsel ist“.
    (Klar: Solche Rätsel können ja nur in den Genen liegen, und da ist es gut, wenn man wenigstens eine jüdische Großmutter hat..)
    Die Nazi-Zeit und „der Krieg“ haben mich bis zum Tode meines Vaters (Jhg. ’25) „begleitet“, der die Zeit aus zwei (ich sag’s so, daß muß bitte reichen für einen Blogbeitrag) sehr gegensätzlichen „Perspektiven“ kennen lernte:
    Die Nazi-Protagonisten erschienen damals weder als düstere Gesellen, noch als irgendwie verrückt. Lediglich einige untere SA-Chargen und Fanatiker „kamen so rüber“.
    Nein, da war Begeisterung, allerorten, auch bei vielen „ohne Arierschein“.
    Außerdem war das ganze Spektakel auch noch weitgehend freiwillig. Und die Begeisterung nicht nur in Deutschland. Daß der Zivilisationsbruch bei den späteren Westalliierten überhaupt erkannt wurde, dafür kann man wirklich nur dankbar sein.
    Bücher, wie Margarete Mitscherlichs „Unfähigkeit zu trauern“ oder Goldhagens „willige Vollstrecker“ mögen da immer noch dem Verständnis dienen.

    Vor ein paar Tagen bin ich nachts wach geworden und habe mir auf einem dieser Billigsender den Hollywood-Action-Schinken „Delta-Force“ angesehen, mit einem Abspann, der die halbe jüdische Weltverschwörung enthielt.
    Eine Boeing 707 wird von von einer US-amerikanischen Eliteeinheit aus den Händen von Hisbollah- Terroristen befreit. Die deutsche Stewardess „Ingrid“ (Hanna Schygulla) ist tapfer: Sie weigert sich, die jüdischen Passagiere anhand der Namen in den eingesammelten Pässe für die Terroristen zu identifizieren.
    Ein Film nach meinem Geschmack – völlig „genfrei“.

    @David Berger: Was haben Sie eigentlich gegen die Grünen?

  35. avatar

    mit dem Nichtlesen beweisen sie einen sicheren Instinkt für das, was sich lohnt.

    „Instinkt“ klingt aber auch ziemliche nach Blondie bzw. Biologie. Oder? Die Gene bzw. die De-Generation zum treuen Deutschen Schäferhund – Wuff! [schwanzwedel] – sollten wir wirklich ganz denen überlassen, die ohne die – Knurr![zähnefletsch] – vierfüßig Teppich beißenden Herrchen mit Oberlippenbart nicht leben mögen.

  36. avatar

    Schöner Beitrag, der jeden der ihn liest nachdenklich machen sollte!
    Bei dieser Gelegenheit noch eine Frage. Gibt es eigentlich noch neue Beiträge in Ihrer Blattkritik beim WELT TV? Im Herbst letzten Jahres hatten Sie dort ja auch anläßlich des Interviews von Sarrazin bei Lettre International und der Reaktionen darauf schon alles Notwendige gesagt. Ihre Blattkritik wäre auf jeden Fall eine Fortsetzung wert!

    Beste Grüße
    Jens Christian Heuer

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    „Es gab, gewiss, die blutige Farce des RAF-Terrors, den Schmidt als nationalen Notstand behandelte, obwohl weder Staat noch Gesellschaft durch den Amoklauf einiger Bürgerkinder je ernsthaft gefährdet waren.“ Ganz klar: die „amoklaufenden Bürgerkinder“ brachten locker dreimal mehr Politiker, Richter und Unternehmer um als alle Freikorps der Weimarer Republik zusammen: so eine Farce aber auch!

    „Westdeutschland saß sicher und relativ bedeutungslos unter dem Atomschirm der USA“ So isses! Bis auf die Massendemos gegen die Nato und die Nachrüstung (an denen eventuell auch Sie, Herr Posener, in aller Unschuld und mit klinisch reinem Gewissen teilnahmen?), die schließlich Schmidt das Amt kosteten.

    „Aber wie Sarrazins Provokation den großen Vorteil hat, jede konkrete Diskussion über Verbesserungen im Keim zu ersticken, so hat auch Schmidts scheinbar radikale Kritik am deutschen Nazi-Gen den Vorteil, jede konkrete Untersuchung deutscher Geschichte und individueller Verantwortung im Grunde genommen überflüssig zu machen.“ Stimmt! Schmidt hat sich ja nie mit deutscher Geschichte beschäftigt und seit Sarrazins Buch redet niemand mehr von der problematischen Integration muslimischer Zuwanderer!

    „als die deutschen Eliten Hitler die Macht übergaben“ es waren nicht „die“ Eliten, die Hitler die Macht übergaben, sondern Franz von Papen und Reichspräsident Hindenburg, die Hitler die Macht übergaben. Es war zum Beispiel _nicht_ die reaktionäre Reichswehr, deren Frontmann Kurt von Schleicher von Hitler ja gerade abgelöst (und am 30. Juni ’34 ermordet) wurde und aus deren Umfeld später die einzigen erfolgversprechenden Versuche kamen, Hitlers Regime zu beseitigen.

    Und so geht es weiter: Fehler über Fehler. Ich empfehle Ihnen dringend, sich erst einmal basale Kenntnisse der jüngeren deutschen Geschichte anzueignen, bevor Sie hier den Oberschlauen spielen.

    MfG
    Jens Reichert

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