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Darkroom Beichtstuhl – Roma im Koma

Es wäre wohl auch zu schön, um wahr zu sein. Man stelle sich vor: Der Stellvertreter Gottes auf Erden, der Papst „verteufelt“ die Sünder seiner Kirche.

Ostern wäre eine einmalige Chance gewesen: Zum Segen für Stadt und Welt zusätzlich von oben ein „mea culpa“ für die unsäglichen Schweinereien vor allem in der katholischen Kirche und ihr zugeordneten Einrichtungen von Amtsbrüdern gegen die ihnen Schutzbefohlenen.

Doch was stattdessen? Gerade so, als habe der Teufel dem Vatikan ein faules Osterei ins Nest gelegt, tut ein leibhaftiger Kardinal im Vatikan die Kritik als „Geschwätz“ ab. Vor Zehntausenden von Gläubigen entblödete sich der Vorsitzende des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano nicht, die weltweite Kritik an Missbrauch und Gewalt als unbedeutend und belanglos zurückzuweisen. Ein unglaublicher Skandal, wie er in der Kirchen-Geschichte einmalig sein dürfte.

Und der heilige Vater? Er schweigt zu alledem beredt. Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Dementsprechend harsch die Kritik der Betroffenen in vielen Ländern. Eine Sprecherin des US-Opferverbandes prangert Sodanos Rede als beleidigend an, britische Anwälte erwägen eine Klage gegen das Kirchenoberhaupt, der geplante Papstbesuch auf der Insel wird von zehntausenden abgelehnt, der Bürgermeister von Bethlehem fordert klare Worte der Kritik vom Vatikan.

Kein Frage, es knistert im Gebälk des Petersdoms. Der Hausherr kann sich nicht länger wie der Vorsteher eines Schweigeklosters gerieren. Es reicht nicht, wie am Ostersonntag geschehen, ganz allgemein eine „geistig und moralische Umkehr“ zu fordern. Das hat schon der Politik unter der Kanzlerschaft Helmut Kohls nicht funktioniert.

In diesen Tagen, da sinnbildlich gesprochen, unter dem Schutz der Kirche vielerorts von perversen Sexualstraftätern in Sutanen der Beichtstuhl, sinnbildlich gesprochen, zum Darkroom umfunktioniert wurde, bedeutet das „Schweigen der Belämmerten“ zu Rom eine faktische Mitverantwortung, ja Mitschuld.

Das kann, das darf nicht toleriert werden. Wenn selbst ein derartiger Sturkopf wie der Augsburger Bischof Mixa, der den ihm gemachten Vorwurf von Gewaltanwendung bestreitet, die Missbrauchsvorfälle von der Kanzel herab verurteilt, dann darf Benedikt nicht länger den Kopf in den heiligen Sand des Vatikan stecken. Dies umso mehr, als er ja auch persönlich sich dem Vorwurf ausgesetzt sieht, in seinem ehemaligen bayerischen Kirchenamtsbereich auf einen sexuellen Missbrauch eines Paters unangemessen reagiert zu haben.

Schluss mit dem Koma in Roma! Wie heißt es doch so schön in einem Kirchenlied: „Wachet auf, ruft uns die Stimme….“ Also, bitte, worauf wartet ihr noch?!

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4 Gedanken zu “Darkroom Beichtstuhl – Roma im Koma;”

  1. avatar

    Nicht nur für Katholiken ist der derzeit vorherrschende Zustand in Rom unerträglich.
    Die unreflektierte Verteidigungsstrategie einiger Romloyaler, die sich auch noch in peinlichem Zynismus äußert, ist noch unerträglicher und nicht hinzunehmen.

    Wer nicht vermag dies zu erkennen dem sei deutlich gesagt. Die Chefstrategen in Rom haben genau dieselbe Angst, wie alle Politiker dieser Welt – die Angst ihre Macht und ihren Einfluß zu verlieren. Und die gläubige Basis, wo die Institution Kirche einen womöglich nicht reparablen Vertrauensverlust erlitten hat, scheint sich gar nicht darüber im Klaren zu sein, wie die derzeit vorherrschenden Strukturen zu durchbrechen sind.

    Seit Wochen gehen katholische Christen auf die Straße, tun Buße für ihre „Vorgesetzten“, bitten um Verzeihung.
    Das ist eigentlich unerhört!! Die Verantwortlichen für die ganzen Misstände flüchten sich unter ihre Sutanen und den Rock des Papstes und Rom schweigt.

    Auf diese Art „Gewalt“, und es ist die „Gewalt des Schweigens“, kann man ebenfalls nur mit Gewalt antworten, von Seiten der Katholiken. Kirchenaustritte in allen Deutschen Bistümern häufen sich – das wird aber wenig nützen. Kirchenboykott, viele Monate, das wäre eine mögliche Antwort. Es reicht vermutlich jedem Deutschen Katholiken, sich immer wieder im Ausland für die Nazis rechtfertigen zu müssen, jetzt auch noch für die katholische Kirche – das ist einfach zu viel.

    Ein Beispiel für Courage an der Basis in der Kirche, könnten sich einige an meiner Mutter nehmen.
    Als das Glockenläuten für „das ungeborene Leben“ vor vielen Jahren, in den Städten erdröhnte, beschwerte sie sich lautstark beim Bischof und meinte: „Die Kirche hätte nur dann ein Recht für das ungeborene leben zu läuten, wenn sie sich verpflichten würde auch nachher für das geborene Leben zu sorgen“. Ganz schnell hörte das Gebimmel auf!

    Ohne Druck der Gläubigen wird gar nichts passieren, nicht in Rom und nicht in Deutschland.

  2. avatar

    Sie schrieben: Vor Zehntausenden von Gläubigen entblödete sich der Vorsitzende des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano nicht, die weltweite Kritik an Missbrauch und Gewalt als unbedeutend und belanglos zurückzuweisen.

    In vielen europäischen Ländern verjährt Mord nach 20/30 Jahren. Eidesstattliche Versicherungen wegen Backpfeifen von Mixa aus den 70’ern stinken wirklich nach faulem Osterei und primitiv inszeniertem Skandal.

  3. avatar

    Manchmal kommt eine Organisation in große Schwierigkeiten, entweder durch Umstände oder durch Schuld von Mitgliedern oder Funktionären, meistens durch eine Verquickung mehrerer Verursachungen. Wenn durch diese Schwierigkeiten das Selbstwertgefühl der Mitglieder beschädigt und die Organisation die Gefahr der Destabilisierung erkennt, hat sie nur zwei Möglichkeiten. Das gilt vor allem dann, wenn die Organisation eine lange Geschichte hat und nach eigenem Selbstverständnis eine überzeugende Botschaft vermitteln will.

    Möglichkeit 1: Das Visier herablassen, eine Wagenburg aufbauen und den Hass derjenigen ertragen, die sich abwenden.

    Möglichkeit 2: Entschuldigend auf gemachte Fehler eingehen und dabei Gefahr laufen, sich der Verachtung der verbleibenden Mitglieder auszusetzen und an Autorität zu verlieren.

    Eine Organisation wählt notwendigerweise die erste Möglichkeit und räumt nur aspekt- und formelhaft Elemente der zweiten Möglichkeit ein. Alles andere wäre ihr Untergang.

    Verlangen Sie daher nicht zuviel vom Papst und von Sigmar Gabriel.

  4. avatar

    Dass Herr Mixa sich derart äußert mag auch damit zusammenhängen, dass es die Flucht nach vorne antritt. Nach dem Motto: Wenn ich wehement auf der Seite der Opfer stehe, kann ich ja nicht gut ein Täter gewesen sein.

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