SOS die SPD geht unter. Rettet unsere Seelen, aber wie sieht es darin aus, in den verwirrten Seelen der SPD-Spitze nach der Wahlschlappe? Hin-und hergerissen ist die Partei, zwischen den Warnungen vor einem Linksruck und dem Anspruch die Linkspartei nicht länger zu tabuisieren. Der Absturz bei der Wahl war tief und der Aufprall leider hart. Durch die Druckverbände über den blauen Flecken schimmert am Horizont schon wieder die Landtagswahl in NRW im Mai 2010. Jedes Blinzeln durch die Wunden schmerzt und die SPD droht mit dem niedrigsten Wählerzuspruch aller Zeiten hoffnungslos im aufgewühlten Wellenbad der Politik zu ertrinken. Zehn Tage nach der verlorenen Bundestagswahl hat das SPD-Präsidium nun einen neuen Kapitän nominiert: Sigmar Gabriel.
Ahoi, jetzt geht’s auf große Fahrt mit dem Neuen, wenn er es denn tatsächlich wird. Ob Gabriel endgültig ans Ruder darf, entscheidet sich erst Mitte November auf dem Dresdner Parteitag. Erfahrung mit dem wildem Wasser, dem Hochwasser, kennt man ja in dieser Stadt an der Elbe. Eine Handbreit Wasser hat Gabriel dort allemal unter dem Kiel.
Was spricht also für Kapitän- Siegmar Gabriel? Er gilt mit seinen fünfzig Jahren und im Verhältnis zu Franz Müntefering, als jung und könnte demnach noch lange Wache an Deck schieben. Aber besitzt er auch die Fähigkeit, das Ruder herumzureißen und die gute alte SPD in ruhigeres Fahrwasser zu leiten? Seine persönlichen Rettungsringe hat Gabriel schon umgeschnallt und steht nun auf der Brücke des sinkenden Schiffes mit Namen SPD. Kapitän muss er sein, als Rettungsschwimmer der Partei hat auch er keine Chance.
Die Partei braucht Selbstbewusstsein, um sich ihrem härtesten Konkurrenten, den Linken, endlich zu stellen. Sie brauchen klare inhaltliche Positionierungen, um sich für den Wähler deutlich abzugrenzen und Mut, um zu den eigenen Reformen zu stehen. Ai, Ai, Capitain!
Gabriels Opportunismus und seine Fähigkeit, oftmals das Fähnchen in den Wind zu halten, kann in dieser Situation nur nutzvoll sein, wenn man weiß, woher der Wind weht. Alle Kapitäne wissen, den Wind muss man effektiv nutzen, ihn bündeln, damit das Schiff volle Fahrt aufnimmt. Was aber tun, wenn der, wie momentan in der Partei, aus so vielen Richtungen kommt? Sein Vorteil flexible zu sein, kann schnell sein Nachteil werden, wenn er als Kapitän nur eine Hülle, ohne Struktur, Konzept und Zielvorgaben bleibt. Kapitäne brauchen innerhalb der Mannschaft eine klare Identität und müssen den aktuellen Standort jederzeit bestimmen können.
Wie sieht der neue Kurs wohl aus, wir dürfen gespannt sein.
Als Umweltminister hat er einen soliden, glaubwürdigen Job erledigt, weil die Kanzlerin ihn auch frei wirken ließ. Als Pop-Beauftragter wurde er auf das Abstellgleis abgeschoben und hat seine persönliche politische Karriere-Flaute ausgesessen, vielleicht ist das ein Zeichen, der hält vieles aus.
Also lieber Sigmar Gabriel, schon mal auf eine steife Brise einstellen, ran ans Ruder und bloß nicht vom Strudel der politischen Ereignisse in die Tiefen gezogen werden, sonst geht es ihnen wie Kapitän Beck, der war auch schnell wieder weg. Ahoi.