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Der Mensch ist, was er isst

Die ukrainische Zopftrulla gibt eine Pressekonferenz in der Berliner Charité und kommt auf Krücken wegen ihres unter Haftbedingungen in ukrainischen Kerkern verschlimmerten Bandscheibenvorfalls. Sie trägt dabei hochhackige schwarze Pumps.

Aber vergessen wir mal für einen Moment die große Politik. Reden wir vom Essen. Drei Vorfälle sind zu berichten. Der erste fand letzte Woche statt im Museum Tavern in Bloomsbury, London. Ich lunche mit der Redenschreiberin des Bürgermeisters, einer jungen Konservativen des modernen Schlages, die ihren Chef immer Boris nennt, manchmal auch Boris the Beast. Herr Johnson, so heißt Boris hinten, ist ein Genie der politischen PR und wird als künftiger Premierminister im Vereinigten Königreich gehandelt. Ich will der jungen Dame über die Schulter blicken, denn sie macht einen wirklich guten Job. Was bestellt sich die Mittzwanzigerin? Ein „Fishfinger Sandwich on brown bread“. Dabei handelt es sich um diagonal aufgeschnittenes Butterbrot aus geschrotetem Mehl und als Belag des Butterbrotes in reichlich Remoulade drei panierte Fischstäbchen. Ich werde nicht mehr.

In Heathrow („Thieve Row“) auf meinen Flieger wartend, gehe ich auf facebook und entdecke ein Foto, das jemand von seinem Abendessen gemacht hat. Das ist ein echtes Phänomen. Menschen fotografieren ihr Essen und stellen das dann stolz ins Netz. Es handelt sich um eine klebrige Masse, die aussieht, als habe sie schon mal jemand zu sich genommen. Es sind, so erfahren wir, Spaghetti mit Garnelen und einer Ziegenkäse-Weißweinsauce. Ekelhaft. Nie würde ein Italiener Meeresfrüchte mit Milchprodukten mischen. Man kocht das Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter. Ich entfache eine wilde Diskussion auf facebook, indem ich meine Verachtung formuliere. Dabei fällt auch die Nudelvariante Carbonara, in der man auch nicht Speck und Sahne mischt. Nein, schreibt  der inkriminierte Meisterkoch, für Carbonara nehme er Dosenmilch. Ich werde nicht mehr.

Jetzt nach Frankreich. Der chinesische Präsident Xi Jinping war zu Gast beim Premierminister und es gab im Elysée-Palast zu einem elend süßen  97er Chateau d‘Yquem Stopfleber, Huhn mit Kartoffeln und Schoko-Dessert von einer so leidlichen Qualität, dass die Ministerin für Außenhandel hinterher ihrem Ekel („dégueulasse“) Worte verlieh, die eine Kamera aufnahm. Nun, Nicole Bricq, so heißt die Hochgewachsene, wird damit wohl aus dem Kabinett fliegen. Ihr Chef ist zwar Sozi, aber wir sind im Land der Haute Cuisine. Da würden sie für Ziegenkäsesauce an Garnelen oder Fischstäbchen als Brotbelag die Guillotine rausholen. Gut so.

Wenn wir über Europa reden, handeln wir von europäischer Geschichte und Kultur. Die Kulinaristik ist ein wesentlicher Pfeiler dessen. Dazu gehört der mediterrane Kult um Getreide („pasta“), um Wein und Öl und auch die Frage, warum man das Zicklein nicht in der Milch der Mutter kocht. Und dieses Europa reicht, ungeachtet der jeweils herrschenden Regime, bis an den Ural. Da hat der Herr von Siemens einfach Recht; man darf sich diesen Blick nicht durch kurzfristige Turbulenzen verstellen. Primat der Ökonomie. Damit sind wir dann doch wieder auf dem Weg in die große Politik. Das wollten wir für heute eigentlich lassen.

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6 Gedanken zu “Der Mensch ist, was er isst;”

  1. avatar

    „Zopftrulla“ klingt nach verfrühtem Aprilscherz.

    Die große Politik sollte man heute eigentlich lassen, da haben sie recht.

  2. avatar

    K.K.: Der Mensch ist, was er isst

    … ich esse, regelmäßig, zum Frühstück zwei 8-Minuten-XL-Eier, hälftig mit ’ner Prise Salz und kleingehacktem, frisch geschnittenen Weizengras bestreut. Eine Banane. Ein Pott Kaffee. Das genügt.

    Was bin ich? Oder wie Precht meint: ‚Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?‘

  3. avatar

    ..ich verstehe zwar jetzt nicht genau worauf SIE hinaus wollen, Herr Prof. Kocks, aber, in der Tat, den Gedanken, daß ‚Europa‘ keine Idee von gar nichts mehr hat, hatte ich auch schon. Nur so wird verständlich, daß eine Zopftrulla mit Mordgelüsten hierzulande hofiert wird nachdem eine Großindustrie-Lobbykanzlerin mit Hilfe eines Angst-Tickets die deutsche Großindustrie (Siemens) mit der ‚Energiewende‘ massenhaft Inlandsaufträge beschert hat, NACHDEM ein Auto-Kanzler einen All-Incusive-Energie-Service bei Putin bestellte. Mit der ESM wurde dann auch noch der steuergeldfinanzierte Bezahlservice für diesen ganzen, sowie dem anderen Irrsinn installiert. Nicht schlecht die Truppe. Mit Politik bzw.’Volksvertretung‘ hat das allerdings nichts zu tun, sondern eher mit spätrömischer Dekadenz spätrömischer Kaiser. Und spätrömischem bestochenem Wahlvolk, das sich von ‚in Milch gekochtem Zicklein‘ bzw. käseüberbackenen Schinken-Nudelaufläufen ernährt. Man wendet sich angeekelt ab bleibt zuhause und kocht selber. Vor allem am Wahltag.

  4. avatar

    Was will uns der Autor mit seinem Beitrag eigentlich sagen ?

    Das Zicklein ist ja wohl keine Meeresfrucht, Lachs (zweifelsohne eine Meeresfrucht) mit Sahne gibt es sehr wohl in der italienischen Küche.
    Abgesehen davon verwechseln Sie möglicherweise die italienische mit der koscheren Küche.

  5. avatar

    Zum Zicklein gibt es einen jüdischen Witz:
    Moses redet mit Gott:
    „Ich verstehe. Wenn du sagst, man soll nicht das Zicklein in der Milch der Mutter kochen, dann meinst du, man soll Milchiges und Fleischiges nicht vermengen, richtig?“
    „Nein. Ich meine,man soll nicht das Zicklein in der Milch der Mutter kochen.“
    „Ja, aber damit willst du doch eigentlich auch etwas gegen Käsesaucen zu Kalbskoteletts sagen, oder?“
    „Nein. Ich meine,man soll nicht das Zicklein in der Milch der Mutter kochen.“
    „Ja, aber das hat doch auch einen Bezug zu zerlassener Butter auf Kartoffeln, wenn auf demselben Teller ein Rinderhüftsteak …“
    „Ach, vergiss es. Mach daraus, was du willst.“
    Wurde mir von einem Juden erzählt, der dennoch glatt koscher aß.

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