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Davos: Da, wo’s wirklich kracht

So ist Kapitalismus heute: Philanthropisch gesinnte Menschen aus den Spitzen der Weltwirtschaft treffen sich in einem Bergdorf und tragen keine Krawatten. Die Welt ist zu retten, da will man sich moralisch nicht lumpen lassen und ist dabei. Das World Economic Forum (WEF) tagt, die Elite der Welt ist in dem Schweizer Örtchen Davos versammelt. Aus alter Gewohnheit lungere ich hier herum und starre auf die Klinik, in der Thomas Mann den „Zauberberg“ geschrieben hat und Susanne Klatten sich verführen ließ oder so ähnlich. Von zwei meiner Begegnungen in Davos ist dem Rest der Menschheit zu berichten, weil sie vom Zustand der Welt künden.

Bevor die Großkopfeten ins Bett gehen, nehmen sie als letzten Termin des Abends einen sogenannten „Nightcap“ wahr, also einen Umtrunk, bei dem ein Absacker angeboten wird. Und gepflegte Konversation mit Bill Gates und Joe Kaeser, jedenfalls mit Joe Kaeser, der noch immer nicht anständig rasiert ist. Ich verlaufe mich im Belvedere, dem Bums der Steigenbergers in Davos, und scheitere auf dem Weg von der Bar zu „Herren“ an einer jungen Dame, die mein rotes Bändchen sehen will. Ich habe kein rotes Bändchen, weil ich zu diesem Nightcap nicht geladen bin. Also muss ich woanders für kleine Jungs gehen.

 

Geladen sind aber Herr Doktor Philipp Rösler und Ehefrau Wiebke. Herr Rösler, vormals „Fipps“ und bundesdeutscher Wirtschaftsminister sowie FDP-Vorsitzender, gehört hier hin, denn Herr Rösler ist designierter Geschäftsführer des WEF. Er hat sein Leben als Politiker für beendet erklärt und wird nun die Beratungsfirma des calvinistischen Veranstalters weltweit vermarkten. „Fipps is the upcoming Host of Davos“, heißt es. Er dürfte für viele Asiaten so aussehen, wie einer, der es geschafft hat, selbst wenn er für deutsche Augen aussieht wie einer, der rein gar nichts geregelt gekriegt hat. Na ja, dann kann er den Freunden des Reises  ja das mit dem Fröschekochen und seinem unglaublich schlauen Trick noch mal erzählen. Neben dem FDP-Granden im Bonsai-Format stehen der Multimillionär Carsten Maschmeyer, Ex-AWD-Chef, und seine Begleiterin Veronica Ferres. So geht heute Elite.

Die Motti der Veranstaltung beschwören in einem rührend schlechten Schwyzerdütsch-Englisch die globale Verantwortung der Eliten für die Zukunft der Welt. In diesem Jahr ist man ganz besonders für sauberes Wasser. Der Genfer Calvinismus, dort vor über 450 Jahren geboren,erlebt hier fröhliche Urstände. Rückenwind kommt aus der amerikanischen Weltmacht, die ja in diesem Geist groß geworden ist. Der Liberalismus dieser Prägung will nicht nur unser Geld, sondern auch noch den Eindruck erzeugen, dass er zu den Auserwählten gehört, denen das Himmelreich sicher ist. Sie nehmen uns die Knete und die Moral. Die Rutenläufer der Weltwirtschaft geben sich hier für eine Woche wie die Schulbuben im Kindergottesdienst. Es wabert ein Ausmaß an bigotter Doppelmoral durch das Örtchen, dass der Brechreiz zum ständigen Begleiter wird.

 

Zweite Begegnung. An der Bar, von der ich kurz zur Toilette strebte, sitzt neben mir, echt steil anzusehen, eine Italienerin namens Monica, die in Florenz einen Catering-Service betreibt und hier in Davos zum WEF als Escort tätig ist. Sie wissen schon… Ich hatte den Mut, sie gleich anzusprechen, da ich am Vortag im Schweizer BLICK, der örtlichen BILD, eine nette Story über sie gelesen hatte, einschließlich einschlägiger Nobelfotos. In der Preisklasse gibt es keine Pornobilder, die Damen wollen aussehen wie Damen. Nach einem eher steifen Martini beklagte sie, dass die Herren in Davos trotz des strammen Fallhonorars von 2500 Franken meist „nur reden“ wollten, über Kunst und so…, sprich „einen Freund suchen und keine Geliebte“. Und dass das Gelabere  eben länger dauere als die ursprünglichen horizontalen Handlungen ihres Gewerbes. Das senke die Frequenz. Sie macht, zugegeben von mir nachdrücklich befragt, Bemerkungen über „die Männer“ in der Elite, die ich hier nicht wiederholen möchte.

Cara mia, sage ich, warum bist Du hier? Sie will nicht so richtig raus mit der Sprache. Als ich nachfasse, rhetorisch versteht sich, deutet sie auf einen Zeitungsartikel in „La Repubblica“, den sie umkringelt hat. Der 77-jährige Silvio Berlusconi hat das Abonnement gekündigt, das er bisher mit 14 jungen Damen hatte, die regelmäßig seine Parties bevölkerten oder sonst irgendwie bei ihm nach dem Rechten sahen. Die Damen hatten eine Bereitstellungspauschale von 2500 Euro pro Monat bezogen, alles andere gab es on top im sogenannten Arbeitspreis. Er sei großzügig gewesen, wird mir versichert. Nach der Scheidung von seiner Ehefrau Veronica Lario könne er sich den Hofstaat nicht mehr leisten. Monica seufzt über die guten alten Zeiten. Das ist der Niedergang des mediterranen Katholizismus und der Einzug amerikanischer Verhältnisse, findet Monica. Man muss ihr Entsetzen über die Weltherrschaft des Calvinismus teilen. Selbst in Italien geht der rheinische Kapitalismus zu Ende und der brandenburgische zieht ein. Gruß in die Heimat!

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6 Gedanken zu “Davos: Da, wo’s wirklich kracht;”

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    @KJN

    „der Neid des Kommentariats ist Ihnen sicher“

    Unser Grzimek und seine Beobachtung der Großwildtiere. Die werde ich weder in Davos noch in der Serengeti sehen.Deswegen, yep, neidisch, aber mit viel Sympathie.

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    Jaa, genauso habe ich mir Kapitalisten vorgestellt: Ambitionierte Leistungsmenschen, die auf allen Gebieten etwas “bewegen” wollen, weil sie – ganz calvinistisch – von Gott dazu auserwählt wurden. Man will ja schließlich was zurückgeben. Warum? Weil man es kann und einem nichts besseres einfällt. Noch nicht mal die rassige Monica wird richtig gewürdigt, wie phantasielos.. Und Maschmaiers Neue.. der Teufel sch.. halt nie auf einen kleinen Haufen. Tss, tss, mein Gott, wie bigott. Und unser werter Prof., der sich “aus alter Gewohnheit” in Davos rumtreibt (der Neid des Kommentariats ist Ihnen sicher) darf da noch nicht einmal auf’s Klo, dafür aber mit der “steilen” Monica plaudern. (Auch hier nicht minder Neid..)
    Hm.. was muss denn da stutzen?
    Ich glaub’ die Geschichte ist so erfunden, wie die Gutenachtgeschichten für meinen Sohnemann. Aber immerhin gut erfunden: Weil sie nämlich darstellt, daß es immer und überall so ist, wie’s auf Belderbergers (?) Skipiste eben sein könnte: Da, wo Leute zusammenkommen, die über lange Zeit in ihrem Leben Prioritäten setzen oder gesetzt haben (hier: Knete, Zaster, Kohle – woanders: Wissenschaft, Eitelkeit, Macht), wird es oft etwas einsilbig. Ein Prost auf gutes Wasser.

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    Jaa, genauso habe ich mir Kapitalisten vorgestellt: Ambitionierte Leistungsmenschen, die auf allen Gebieten etwas „bewegen“ wollen, weil sie – ganz calvinistisch – von Gott dazu auserwählt wurden. Man will ja schließlich was zurückgeben. Warum? Weil man es kann und einem nichts besseres einfällt. Noch nicht mal die rassige Monica wird richtig gewürdigt, wie phantasielos.. Und Maschmaiers, ja Maschmaiers Neue, die TV- und filmgeförderte Wuchtbrumme mittendrin. Tss, tss, mein Gott, wie bigott. Und unser werter Prof., der sich „aus alter Gewohnheit“ in Davos rumtreibt (der Neid des Kommentariats ist Ihnen sicher) darf da noch nicht einmal auf’s Klo, dafür aber mit der „steilen“ Monica plaudern. (Auch hier nicht minder Neid..)
    Hm.. was muss denn da stutzen?
    Ich glaub‘ die Geschichte ist so erfunden, wie die Gutenachtgeschichten für meinen Sohnemann. Aber immerhin gut erfunden: Weil sie nämlich darstellt, daß es immer und überall so ist, wie’s auf Belderbergers (?) Skipiste eben sein könnte: Da, wo Leute zusammenkommen, die über lange Zeit in ihrem Leben Prioritäten setzen oder gesetzt haben (hier: Knete, Zaster, Kohle – woanders: Wissenschaft, Eitelkeit, Macht), wird es oft etwas einsilbig. Ein Prost auf gutes Wasser.

  4. avatar

    Exzellent.
    Sobald ich Maschmeyer und Ferres las, wusste ich, dass auch Davos verkommt. Unsere Super-Class (Rothkopf).
    Dann kriegt man heimlich Sehnsucht nach Monarchen, wenigstens echter Glanz.

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