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Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun?

Politik als Beruf? Beruf aus Berufung? Tugend der Pflichterfüllung? Unterbezahlt, aber unbeugsam? Was für ein idiotisches Deutschtum.

Da lobe ich mir die angloamerikanische Ansage: We are in it for the money. Wenn es das Amt nicht bringt, so doch die Geschäfte, die man anschließend mit dem Amtsbonus machen kann. In God we trust, the rest pays cash! Es gibt nur zwei „ehrliche“ Motive, die die Triebe der Menschen bestimmen: Sex und Macht. Geld ist das Mittel zu beidem. Alles andere ist protestantische  Staatsethik, sprich Doppelmoral. Punkt. Trotzdem redet die Nation von Skandal, wenn sich Politiker mal selbst belohnen. Am lautesten tönen jene kleinen Geister, die für sich selbst eine „work-life-balance“ fordern, sprich Müßiggang.

 

Der mögliche Aufstieg von Herrn Pofalla irritiert die Öffentlichkeit. Nach seinem Dienst als Kanzleramtsminister will er nun angeblich Vorstand der Bahn AG werden. Und eine Familie gründen. Ich verstehe das. Herr Pofalla wohnt in Berlin über meiner Stammkneipe. Während ich in tiefer Nacht schon beim zweiten oder dritten Glas Wein bin, kommt der junge Mann nach Hause, schwer bewacht und sicher todmüde. An Samstagen sehe ich ihn manchmal Plastiktüten schleppend vom Einkaufen kommen, begleitet von einer sehr jungen Frau. Jetzt also Beruf und Familie. So geht eine bürgerliche Existenz.

 

Der mögliche Abstieg von Herrn Asmussen irritiert die Leute auch. Der Mann war immerhin EZB-Direktor und soll jetzt bei Arbeitsministerin Andrea Nahles als Staatssekretär dienen. Das beruhigt die Nation, weil  man dann sicher ist, dass das Haus von Frau Nahles nicht ohne Sachverstand bleibt. Beunruhigend scheint vielen seine Begründung. Er wolle sich stärker seiner Familie widmen. Ich verstehe das. Verglichen mit der Belastung von Spitzenjobs in Industrie und bei Banken sind Beamtenjobs ab der zweiten Reihe eher so, dass man Arbeit und Leben ausbalancieren kann. So kommt man wieder zu einer bürgerlichen Existenz.

 

Die allgemeine Befindlichkeit ist von dem Phänomen geprägt, dass die Wehleidigkeit der Faulen mit Neid gepaart ist. Niemand von den Durchschnittsverdienern, die einen Siebenstundentag durch eine einstündige Mittagspause mit anschließendem Spaziergang in zwei Hälften teilen, die wiederum durch Kaffee am Morgen und Nachmittagskäffchen geviertelt werden, hat auch nur halbwegs eine Ahnung davon, wie hoch die Belastung an der Spitze von Staat oder Industrie ist. Ja, man kommt nicht mal mehr zum Kinderzeugen.

 

Ein zweites Phänomen ist die Erwartung, die die „nine-to-fiver“ an Politiker richten. Politiker sollen sich pflichterfüllend für das Amt verzehren.  Pflicht, Du erhabener Name! So ruft der Preuße gen Himmel und ergeht sich in Sekundärtugenden. Angela Merkel hat ihren Erfolg zu einem guten Teil der Tatsache zu verdanken, dass sie genau diese Erwartung zu bedienen weiß. Es geht ihr um Deutschland. Dem entsprechen ihre protestantisch karge Erscheinung und die bitteren Falten um den verkniffenen Mund. Kein Bunga-Bunga, das die Berlusconis dieser Welt auszeichnet, jene Milliardäre, die sich zwischen ihren Geschäften vor Gericht um die Volljährigkeit ihrer Mätressen kümmern müssen. Bei uns werden die Wulffs gerichtet, die selbst in ihren angeblich Sünden so klein sind, dass es beschämt.

 

Also sagen wir der Nation: Hört auf mit dieser verlogenen Doppelmoral, ihr Kleingeister! Die Helden haben eine Auszeichnung und ein Ausruhen verdient. Die Jungs wollen jetzt Familienglück und Knete auf dem Konto. Was ist daran falsch? Das ist seit den Buddenbrooks das bürgerliche Glück. Das sei ihnen nun wirklich gegönnt. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt! Es war doch klar, dass die Rolle des preußischen Staatsdieners nur vorgespielt war, eine politische Inszenierung, weil der Wähler in deutschen Landen die Wahrheit nicht verträgt. Warum sollte der teutonische Wähler nun seine Naivität gegen jene wenden dürfen, von deren Posen er sich zuvor hat begeistern lassen?

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13 Gedanken zu “Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun?;”

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    @Peter Klein
    „Ich vermute, daß Sie überhaupt kein Publikum mehr haben werden“
    ..ich denke das sollte nicht Ihre Sorge sein – Sie können ja der (m.E. begründbaren) Meinung sein,daß Pofalla und vor allem Asmussen typische Apparatschiks sind, aber sich mit der eigenen
    Meinung / Auffassung dazu aufzuschwingen, für das „Publikum“ zu sprechen, ist vielleicht Ihre Hoffnung, aber auch nicht mehr.

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    „Der mögliche Abstieg von Herrn Asmussen irritiert die Leute.“
    „…dass die Wehleidigkeit der Faulen mit Neid gepaart ist.“

    Ich habe mich schon bei Ihren Auftritten in Talkrunden gefragt, „was meint der Mann eigentlich?“ – Ihre Texte sind nicht besser. Ich vermute, daß Sie überhaupt kein Publikum mehr haben werden. Schade für diese Seite, denn sie anderen Autoren sind gar nicht so schlecht.

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    @den Namensvetter mit C
    ..nein, leider nicht ironisch, sondern Sozialprogramm für die β-Riege. Nehmen Sie also ohne schlechtes Gewissen Harz-4, aber bleiben Sie bitte senkrecht dabei.

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    @all
    Also der Beitrag von KK war doch lustig.War der etwa nicht ironisch gemeint? Vielleicht überliest man mit fast 50 auch mal das eine oder andere. Ich habe jedenfalls keine Lust mehr mich an den Unsäglichkeiten dieser Republik abzuarbeiten, abzuärgern oder sonst etwas zu abben. Pofalla sei Dank werde ich nach langen Arbeitsjahren, einer Phase der Selbständigkeit, einem gelungenen Alkoholentzug und noch durchzustehender Scheidung u.s.w. guten Gewissens zum Hartz4 Bezieher und ich freue mich drauf.Ich bin auch Norddeutscher aber ich kenne Erschöpfung

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    Bertolt Brecht

    Der Zweckdiener

    Herr K. stellte die folgenden Fragen:“Jeden Morgen macht mein Nachbar Musik auf einem Grammophonkasten. Warum macht er Musik? Ich höre, weil er turnt. Warum turnt er? Weil er Kraft benötigt, höre ich. Wozu benötigt er Kraft? Weil er seine Feinde in der Stadt besiegen muß, sagt er. Warum muß er Feinde besiegen? Weil er essen will, höre ich.“ Nachdem Herr K. dies gehört hatte, daß sein Nachbar Musik machte, um zu turnen, turnte, um kräftig zu sein, kräftig sein wollte, um seine Feinde zu erschlagen, seine Feinde erschlug, um zu essen, stellte er seine Frage: „Warum ißt er?“

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    Lieber Klaus Kocks,
    dass man als Spitzenpolitiker „nicht mal zum Kinderzeugen“ kommt, hat Horst Seehofer widerlegt. Die drei Minuten kriegt jeder hin.
    Zur vermeintlichen Überbelastung der Spitzen von Wirtschaft und Politik empfehle ich den Klassiker „Parkinson’s Law“. Dazu die Beobachtung der Kanzlerin, die nun nach ihrem Skiunfall drei Wochen Ruhe verordnet bekommen hat. Wetten, davon geht die Bundesrepublik nicht unter?
    Das Problem bei Pofalla ist nicht, dass er endlich richtiges Geld verdienen und seine hündische Abhängigkeit von der Domina Merkel gegen eine bürgerliche Ehe eintauschen will. Das sei ihm herzlich gegönnt. Das Problem ist das Prinzip Schröder / Koch: Der Wechsel zu einer Firma, mit der man es bereits als Politiker zu tun hatte – im Falle der Bahn eine Firma, die sich zu 100 Prozent in Staatsbesitz befindet – und die damit verbundene Beschädigung des Amts. Das hat mit Protestantismus wenig zu tun.
    Da lobt man sich Friedrich Merz oder Joschka Fischer, die sich nach dem Aussscheiden aus dem Amt selbstständig machten, Merz als Partner einer Anwaltskanzlei, Fischer als Politikberater, Redner und Lobbyist.

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    ..Nachtrag: Soll die preußische Politik / Wirtschaftselite doch „Pöstchen“ und „Einflusssphären“ usw. schaffen und durchsetzen wo sie will, wenn denn dann die Züge, die ich nicht mehr benutze weil ich keine Lust mehr dazu habe, ständig bei Terminen zu spät zu kommen, wieder pünktlich kommen würden und ich nicht mit der „Bahncard“ ein „Abo“ aufgenötigt bekäme. Nachdem ich 2 Jahre konsequent versucht habe, die Bahn zu regelmäßig benutzen, habe ich die Hoffnung allerdings aufgegeben. Die Bahn ist ein Beispiel für fehlende Marktwirtschaft in diesem Lande (wie in der Energie- und Exportwirtschaft). Ich empfehle daher die preiswerten Städtebusse oder das eigene Auto (auch wenn ich lieber Bahn fahren würde). Der arme Ronald ich-kann-deine-Fresse-nicht-mehr-sehen Pofalla ist nur ein Symptom für eine eine Louis-XIV oder spätrömische (naja..) Hofhaltung. Wie lange lassen wir uns das noch gefallen???
    Warum soll mein Nachwuchs Maschinenbau, Chemie oder ähnliche Harakiri-Fächer studieren, wenn dann im Vorstand Pofalla sitzt?

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    Ein ungewohnt nobler Zug von Ihnen Herr kocks, daß Sie Ihren Nachbarn meinen verteidigen zu müssen.

    Allerdings ist dieser Herr ein absolut ungeeignetes Objekt für eine Grundsatzdebatte über den Neid des faulen Pöbels. So ähnlich muß es auch bei der unseligen Königin geklungen haben, als die faulen Bauern über fehlendes Brot jammerten anstatt einfach Kuchen zu essen.

    Pofalla ist alles andere als ein Sympatieträger, aber das war Roland Koch auch nicht. Allerdings haben selbst seine Gegner niemals Kochs Kompetenz in Frage gestellt. Bei Pofalla kann sich einfach keiner vorstellen, daß dieser Typ einen hochdotierten Job in der echten Wirtschaft bekommen könnte.

    Muß er auch nicht.

    Die Bahn ist letztlich immer noch eine staatliche Institution, nur die Gehälter an der Spitze haben das Niveau von international tätigen Industriekonzernen.

    Sie werden doch wohl selbst nicht bezweifeln, daß ein Vorstand für politische Beziehungen vollkommen unnötig ist. Ich glaube nicht daß der Bahnchef bisher Probleme hatte, einen Termin mit dem Verkehrsminister oder im Kanzleramt zu bekommen.

    Wieviele Lokführer oder Stellwerker (war da nicht letztes Jahr was in Mainz ?) könnte man für ein Vorstandsgehalt bezahlen ?

    Andererseits, Lokführer und Stellwerker benötigen eine fundierte Ausbildung.
    Ich könnte das nicht.

    Den zukünftigen Job von Pofalle dagegen kann jeder Idiot machen, also auch Sie und ich.

  9. avatar

    „Es gibt nur zwei „ehrliche“ Motive, die die Triebe der Menschen bestimmen: Sex und Macht. Geld ist das Mittel zu beidem. Alles andere ist protestantische Staatsethik, sprich Doppelmoral. Punkt. Trotzdem redet die Nation von Skandal, wenn sich Politiker mal selbst belohnen. Am lautesten tönen jene kleinen Geister, die für sich selbst eine „work-life-balance“ fordern, sprich Müßiggang.“

    Uj, uj, etwas Zyniker ist ja ok, dieser ganze Idealismus nervt natürlich, nur das hier klingt wirklich nach Burn Out, fundamentalen Vertrauensverlust und fehlender Anerkennung. Das macht das Gesagte nicht falsch, gibt dem ganzen aber doch eine sehr bittere Note, auch wenn sie nach harter Ehrlichkeit klingen soll.

  10. avatar

    Für unseren all-nighter KK hier ein paar Tipps damit er sein burn-out Syndrom nicht an einer Bar in Zürich bei Whisky ertränken muß

    http://www.welt.de/wirtschaft/.....szeit.html

    Aber ich vermute, dass KK wie auch dieser Norddeutsche hier keine Erschöpfung kennt:

    „Um nichts zu verpassen, räumen Anwälte oft nur für ein oder zwei Monate ihren Schreibtisch. Und selbst diese paar Wochen organisieren manche mit der im Job antrainierten Hocheffizienz. Als ihn der Polarforscher Arved Fuchs fragte, ob er ihn für zwei Monate auf eine Expedition in die Arktis begleiten wollte, zögerte Stefan Lunk keine Sekunde.

    „Mir war sofort klar, dass ich das wollte“, sagt der 53-jährige Anwalt, der sonst bei der Kanzlei Latham & Watkins das Betriebsverfassungsgesetz wälzt und große Konzerne bei Fusionen und Restrukturierungen berät. Familie und Kanzlei gaben ihm frei. Ein großer Traum ging für den Juristen in Erfüllung.

    „Ich hatte in den vergangenen zehn Jahren kaum mehr als 15 Urlaubstage genommen. Doch ich brauchte auch nicht mehr“, erzählt Lunk. Für ihn war das Sabbatical vor allem Abenteuer. Erschöpfung kennt der Norddeutsche nicht.“

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    Bei diesen Sätzen kommen mir die Tränen:

    „Niemand von den Durchschnittsverdienern, die einen Siebenstundentag durch eine einstündige Mittagspause mit anschließendem Spaziergang in zwei Hälften teilen, die wiederum durch Kaffee am Morgen und Nachmittagskäffchen geviertelt werden, hat auch nur halbwegs eine Ahnung davon, wie hoch die Belastung an der Spitze von Staat oder Industrie ist.“

    Unser Himbeertoni, alias Klaus Kock hat leider keine Bodenhaftung mehr (oder hat er sie je gehabt?) Wie war das noch mit den Schleckerfrauen und den Frauen die unserem Klaus Kock in seinen Edelhotels als Zimmermädchen malochen. Siebenstunden Tag.!!!

    Lieber Klaus Kocks,

    wir Krethi und Plethi und Malocher sind ja doof, dass wir Euch überhaupt nicht verdient haben.

    Ich werde zukünftig täglich für Euer Seelenheil beten und mir auch noch den Rosenkranz anschaffen, nicht zu vergessen die tägliche Kerze, die ich für Euch anzünden werden.

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    @KK
    „protestantische Staatsethik, sprich Doppelmoral“

    protestantische Staatsethik #1:
    „Während ich in tiefer Nacht schon beim zweiten oder dritten Glas Wein bin, kommt der junge Mann nach Hause, schwer bewacht und sicher todmüde. An Samstagen sehe ich ihn manchmal Plastiktüten schleppend vom Einkaufen kommen..“

    protestantische Staatsethik #2:
    „..jene kleinen Geister, die für sich selbst eine „work-life-balance“ fordern, sprich Müßiggang“

    protestantische Staatsethik #3:
    „..wie hoch die Belastung an der Spitze von Staat oder Industrie ist.“

    protestantische Staatsethik #4 (diesmal in destillierter Reinform):
    „Ja, man kommt nicht mal mehr zum Kinderzeugen.“

    no comment..

    aber: lieber KK, verarschen kann ich mich alleine.
    Es geht nicht um geschaffene „Pöstchen“, sondern um die unselige Verflechtung von Wirtschaft & Politik – die sog. „Deutschland AG“.
    Sie ersetzen den freien Willen der Akteure durch das, was Sie auf der anderen Seite kritisieren: Die Scheinheiligkeit.

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