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Ein Nachtrag: Jakob Augstein kann sich gar nicht richtig freuen

 Man gestatte mir einen kleinen Nachtrag in Sachen Michael Chodorkowski. Jakob Augstein hat nämlich seine Kolumne bei „Spiegel online“ benutzt, um  den soeben frei gelassenen auf gehässige Art zu diffamieren:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/augstein-kolumne-zur-freilassung-des-oligarchen-chodorkowski-a-940606.html 

Chodorkowski, schreibt Augstein, sei „kein russischer Mandela“ (der bekanntlich verhaftet wurde, weil er Chef des bewaffneten Flügels des ANC war), sondern „nur ein Ex-Oligarch, der im postrevolutionären Russland mit zwielichtigen Manövern ein Milliardenvermögen machte.“

Offensichtlich ist es in den Augen Augsteins schlimmer, Geld zu machen, als zum bewaffneten Kampf aufzurufen. In dem Zusammenhang ist es – nicht nur bei Augstein übrigens – bezeichnend, wie oft im Westen der von Putin und den staatsmonopolistischen Kapitalisten erfundene Kampfbegriff „Oligarch“ benutzt wird, um Unternehmer zu bezeichnen, die sich nicht dem Putin-Kartell angeschlossen haben – also um jene Kapitalisten zu bezeichnen, die gerade nicht zur Gazprom-Oligarchie gehören, sondern selbständig zu bleiben versucht haben.

 

Chodorkowski habe sich „nur für die Freiheit eingesetzt, Geld zu verdienen“, meint Augstein, womit er brav die Linie der Putinisten nachbetet. Dass erstens die Freiheit, außerhalb der Zugehörigkeit zur staatsmonopolistischen Oligarchie Geld zu verdienen, eine wichtige Voraussetzung für jede Freiheit ist; dass zweitens Chodorkowski sich offen für eine politische Alternative zum Putinismus eingesetzt hat und deshalb – nicht wegen der „zwielichtigen Manöver“ beim Geldverdienen, die ihm Putin und Augstein unterstellen – ins Lager kam: Das verschweigt Augstein vornehm. Stattdessen jubelt er: „Wladimir Putin hat diese Leute in die Schranken gewiesen.“

 

Diese Feststellung ist skandalös. Putin hat nur jene „in die Schranken gewiesen“, sprich ihrer elementaren Rechte beraubt (und zum Teil töten lassen, wie wir wissen), die sich seinem System der Bereicherung und der Machtausübung widersetzt haben. Kapitalisten, Journalisten, Politiker, Mitglieder einer Punkband. „Aber solche politischen Prozesse sind keine russische Spezialität. Jedes System verfolgt die, von denen es sich bedroht sieht.“

 

Klar: Rechtsstaat, Schmechtsstaat, was ist der Unterschied? Jedes System verfolgt halt seine Feinde. Und an Chodorkowski, an dessen „Nationalität“ (um die russische Bezeichnung zu wählen) Augstein mit einem dezenten Hinweis auf den Talmud erinnert, hätte „Marx seine Freude gehabt“, so der halbgebildete Autor.

 

Halbbildung ist zwar auch eine Bildung, aber man sollte nicht damit angeben. In der Tat hätten Karl Marx und Friedrich Engels (dessen von Josef Stalin kritisierte Schrift über „Die auswärtige Politik des russischen Zarentums“ man jedem heutigen Beobachter der Weltpolitik nur empfehlen kann) ihre Freude an der Entstehung des Kapitalismus in Russland gehabt; freilich anders, als es Augstein meint. Denn wie Marx nicht müde wurde zu erklären, insbesondere gegenüber den linken Reaktionären (den Augsteins) seiner Zeit: „Im Kommunistischen Manifest haben wir die Bourgeoisie als revolutionäre Klasse beschrieben“ – revolutionär gegenüber Adel und Monarchie etwa; revolutionär in der Forderung nach Freihandel und parlamentarischer Demokratie gegenüber den Kräften der Reaktion.

Die Ursünde der deutschen Sozialdemokratie unter dem Einfluss Ferdinand Lassalles war es, sich mit dem Autokraten Bismarck gegen die noch schwache deutsche Bourgeoisie zu verbünden; eine Sünde, die offensichtlich als Erbsünde fort und fort wirkt bis zu den heutigen linken Reaktionären vom Schlage Jakob Augsteins, die den Unterschied zwischen Autokratie und Demokratie nicht kennen, die das Kapital und die Bourgeoisie verteufeln (nicht jeder kann sein unverdientes Vermögen erben) und die Staatsmonopolisten bejubeln.

Russland, sagte Friedrich Engels, sei „die Bastion der Reaktion in Europa“; es werde keinen Frieden in Europa geben ohne den Sturz des Zaren. Wie Recht er hatte!

 

 

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17 Gedanken zu “Ein Nachtrag: Jakob Augstein kann sich gar nicht richtig freuen;”

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    Dass der ehemalige Komsomolsk-Apparatschik Chodorkowski von Putin nicht aus dem Verkehr gezogen wurde, weil er sich mit vorsichtig ausgedrückt zwielichtigen Methoden am „Volkseigentum“ bereichert hat, ist offensichtlich. Das haben auch die neurussischen Oligarchen getan, die mit Putin im selben Boot sitzen. Das heißt aber noch nicht automatisch, dass die Vorwürfe gegen Chodorkowski unbegründet wären. Wenn sie aber begründet sind, dann sollte man doch einen deutlichen Unterschied machen zwischen Mandela, der die durch Rassismus, politische und ökonomische Unterdrückung geknebelte schwarze (und auch „farbige“) Mehrheit der Bevölkerung Südafrikas mit allen Mitteln von dieser Unterdrückung befreien wollte, und einem Herrn Chodorkowski, der sich persönlich bereichern und zu diesem Zweck u.a. russische Bodenschätze an einen ausländischen (US-amerikanischen)-Konzern ausliefern wollte.

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    “Die Ursünde der deutschen Sozialdemokratie unter dem Einfluss Ferdinand Lassalles war es, sich mit dem Autokraten Bismarck gegen die noch schwache deutsche Bourgeoisie zu verbünden;”

    Wie muss man jetzt das verstehen, Herr Posener?

    Ist ihnen bekannt, dass es soetwas wie ein „Gesetz wider die Gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ gab, erlassen unter der Ägide des Anti-Sozialdemokraten Bismarck?
    Und dass Bismarcks Sozialstaatspolitik nicht nur der Sympathie für die Arbeiterklasse geschuldet war, sondern seinem Ziel, die Sozialdemokraten zu schwächen und die Arbeiterschaft ans 2. Reich zu binden?

    Offensichtlich nicht. Wie gewöhnlich machen sie sich die Welt, wie sie ihnen und ihrem Weltbild gefällt.

    korrigierte Version

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    „Die Ursünde der deutschen Sozialdemokratie unter dem Einfluss Ferdinand Lassalles war es, sich mit dem Autokraten Bismarck gegen die noch schwache deutsche Bourgeoisie zu verbünden;“

    Wie muss man jetzt das verstehen, Herr Posener?

    Ist ihnen bekannt, dass es soetwas wie ein Gesetz wider die Gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie gab, erlassen unter der Ägide des Anti-Sozialdemokraten Bismarck?
    Und dass Bismarck Sozialstaatspolitik nicht nur der Sympathie für die Arbeiterklasse geschuldet war, sondern seinem Ziel, die Sozialdemokraten zu schwächen und ans 2. Reich zu binden?

    Offensichtlich nicht. Wie gewöhnlich machen sie sich die Welt, wie sie ihnen und ihrem Weltbild entspricht.

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    Putins gelenkte Demokratie ist Neo-Zarismus, die historisierenden Kostümspiele und die Rolle der russisch-orthodoxen Kirche passen dazu. Oft spricht man von russischer Seele, die ihre Eigenheiten hätte, übersieht aber, dass die Eigenheiten oft erst vom Staat eingeprügelt werden und sich aus der täglichen Erfahrung speisen, dass die zivilisatorische Schicht nicht erst in einem „Herr der Fliegen“ Szenario zerbricht, sondern schon beim täglichen Einkauf. Der Grad der Verrohung, der in der SU schon weit über dem europäischem Durchschnitt lag (nach 3 Generationen Massenmord, willkürlichem Terror und täglicher Lügen), wurde in den 90ern bis kurz vor Mad Max gesteigert. Die Protagonisten waren eben jene Oligarchen. Oligarchen sind keine Unternehmer im westlichen Sinne, es sind organisierte Kriminelle, die als das öffentliche Gesicht einer staatlich/mafiösen Seilschaft fungieren. Chodorkowski mag sein zivilgesellschaftliches Erweckungserlebnis gehabt haben, nur, selbst die Mafia vergibt Stipendien und bleibt doch die Mafia. Die Frage ist nicht, warum gerade er (er war in der falschen Seilschaft), die Frage ist, warum nur er. Es gibt keine Trennung Wirtschaft/Staat in Russland, nach den Maßstäben, die an ihn angelegt wurden, dürfte es gar keine Funktionäre/Manager in Freiheit geben. Das System ist kriminell und der Prozess gegen ihn, war ein Schauprozess. Wenn wir von ewig-kosmischer Gerechtigkeit sprechen, hat er ihn verdient, ohne dass dies zu einem rechtstaatlichen Akt wird. Mich freut es jedes Mal, wenn es einen von „denen“ erwischt, warum auch immer. Das Ganze aus einem sehr persönlichem/ kleinkariertem Impuls heraus. Es war jedoch kein Staat, der seine Macht verteidigt, es war ein Shoot-Out innerhalb der Cosa Nostra und Putin ist nicht ein Präsident, er ist ein Pate. Er hat nicht diese Leute in die Schranken gewiesen, er ist diese Leute. Chodorkowski ist nur ein Unternehmer, wenn Lucky Luciano einer war. Mich irritiert es, wenn diesen Figuren eine legitim-staatliche Ebene zugesprochen werden (Augstein: Wladimir Putin hat diese Leute in die Schranken gewiesen) oder wenn ein zivilgesellschaftlich/bürgerlicher Kontext konstruiert wird (Posener: …die sich seinem System der Bereicherung und der Machtausübung widersetzt haben).
    Das klingt jetzt nach: Alles Verbrecher! Und genau das sind sie. Wie alle Verbrecher, die der Pistole entwachsen sind, lechzen sie nach gesellschaftlicher Legitimität. Chodorkowski hat es mal mit Zivilgesellschaft versucht. Das ist die alte Schule der russischen Desinformation, ich finde Augstein und Posener sind den russischen Seilschaften auf den Leim gegangen, jede aus seinem Winkel heraus.

    Russland ist ein Zustand und kein Staat, und Unternehmertum in Russland hat auch nichts mit „Markt“ zu tun. Streitereien, ob Staatskapitalismus oder Bourgeoisie in Russland richtige Strategien sind, sind Projektionen unserer Hoffnungen und unserer Streitstände. Wir versuchen, die Akteure in Russland in unser Schema zu pressen, weil wir uns jemanden wünschen, dem wir und an den wir glauben können. Das führt aus meiner Sicht immer wieder zu Missverständnissen.

    Wer will es den Ukrainern verübeln (sofern sie nicht Kryptofaschisten sind), dass ihnen auch die beschießendste EU dieser Welt im Vergleich dazu wie das gelobte Land erscheint.

    Apropos gelobtes Land: Den Talmud zu zitieren ist nicht antisemitisch. Natürlich ist es kein Zufall, dass viele Oligarchen Juden sind. Es sind eben keine Unternehmer, es sind installierte Figuren der Seilschaften und wenn man in Russland ein unsympathisches Aushängeschild für hemmungslosen Diebstahl braucht, eine Figur, vor der alle Angst haben und der man alles Zutraut – welcher Figur würde man sich da bedienen? Die hohe Zahl der jüdischen Oligarchen ist doch der Beweis, dass diese erstens keine Unternehmer sondern Aushängeschilder sind und zweitens Antisemitismus von den staatlich/mafiösen/geheimdienstlichen Seilschaften immer noch als ein legitimes Mittel der Desinformation gesehen wird. In dem Zusammenhang den Talmud zu zitieren ist geschmackloser Zynismus (alter russischer Schule).

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    Helma übrigens, Herr P. – vielen Dank dafür, dass Sie meine schwache Meinung nicht abgeblockt haben, bin ja nur eben anderer Meinung gewesen.

    Warum reagieren Sie so betroffen?! Getroffen? Weshalb muss ich „recherchieren“ (Polizei-Deutsch übrigens, unterstelle ich hier mal, genauso böswillig wie Sie), wo und wozu? Reicht ein Blick auf wikipedia.de nicht aus (um zu erfahren, wer Sie waren, wer Sie sind), wenn man das ungute Gefühl hat, in Ihrer übereifrigen Giftmischer-Historie stimmt was nicht? Wenn über Sie auf Wikipedia etwas Falsches stünde, wären Sie der Letzte, der das so stehen ließe… Diesen Eindruck vermitteln Sie hier plastisch, ja drastisch.

    Aufrichtigen Dank – allen Ernstes – für die erhellende Selbstdarstellung/Selbstverteidigung – ich hatte Sie gar nicht angeklagt. Aber warum schwingt da so viel Groll und Neid mit (nicht verbeamtet, die Ostlehrer)… Oder wurden Sie vom dt. Staat wegen der K-Vergangenheit nicht entschädigt für das Exil Ihrer Eltern? Das wäre in der Tat interessant und indeed not OK. Ansonsten machen Sie sich frei, Sie sind doch inzwischen Rentner! D. h. an Ihren (mat.) Bezügen ist nichts mehr zu ändern, na, und Stefan Aust wird Sie auch nicht mehr zurückbefördern…

    BTW, nur Oberlehrer und also Studiendirektoren nennen andere Leute „dumm“, Professoren schon nicht mehr – aber so weit haben Sie es nicht gebracht, eben mehr an das andere Ende der Dutschke-Straße… Wollten Sie als Steinewerfer wirklich verbeamtet werden? Sie scherzen…

    „Westberlin“ ist übrigens bei weitem nicht SED-Sprachgebrauch. Wenn Sie ein bissel wacher durchs Leben gehen/fahren würden, sähen Sie so manche Aufschrift an z. B. Handwerkerfahrzeugen, die sich absichtlich in der Adressierung vom „Pöbel“ im Ostteil abzusetzen suchen; ähnlich verstrampelt wirkt Ihr Gebaren… Ansonsten weiter so mit dem Zensieren des Rests der Welt. Auf einen Irrtum allerdings möchte ich Sie abschließend noch hinweisen: warum glauben Sie, Augstein wiederholt einen Antisemiten nennen zu dürfen und selbst für immer über diesen dämlichen Vorwurf erhaben sein zu können? (Biografische Belehrung unnötig – habe ja wikipedia gelesen.) – Hier irren Sie genauso fatal wie HMB. Das allein ist noch keine starke Meinung. Und dieses Vorwurfsrecht kann man genauso wenig pachten, wie man sich gegen den Vorwurf selbst per Abo versiegelt wähnen sollte. Sonst leben wir nämlich in einer verkehrten Welt. Ich meine, Faust haben Sie gewiss gelesen, und Woody Allens Filme bestimmt auch alle gesehen. Sie verstehen mich jetzt, ja?

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    @Schikora

    … ooops? Schikora hieß ‚mein‘ Lehrer für Staatsbürgerkunde/Marxismus/Leninismus in Rostock … sind, waren Sie verwandt? Es ging in unserer Lehrgruppe das Gerücht, er hätte sich tot gesoffen.

    Er war allerdings beliebt, bohrte bei Klausuren auffällig einen Finger durch die aufgeschlagene Zeitung um uns zu beobachten. Meckerte nie. Wir hatten alle gute Noten bei ihm. 😉

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    Ich weiß, man wird dumme Anwürfe nicht los, indem man sie argumentativ entkräftet; dennoch (und zum x-ten Mal) hier eine kurze Erwiderung auf den 08/15-Anti-Posener-Kommentar von Herrn (Frauen beleidigen in der Regel klüger) Kowa:
    1. „Der Oberlehrer und Möchtegern-Altrocker aus dem ehem. Westberlin …“ Schuldig wie angeklagt. Wobei mir nicht klar ist, was an „Oberlehrern“ (genauer: ich war zuletzt Studiendirektor) und „Altrockern“ (zuletzt nur hobbymäßig) sowie dem ehemaligen „Westberlin“ (Achtung! SED-Sprachgebrauch) abstoßend sein soll.
    2. „… weiß wie immer alles besser und im Grunde gar nichts. Bekräftigt hier einmal mehr alle Vorurteile gegen ihn.“ Ja. Gegen Vorurteile kann man nix machen. Die werden immer bestätigt, das gehört zu ihrem Wesen.
    3. „Warum können die Steinewerfer von gestern nicht einfach mal eine Weile den Mund halten oder sich darüber freuen, dass sie unerkannt und wie geschmiert die Fronten wechseln durften – von den K-Gruppen in die “Welt Gruppe”..?“ Gute Frage, zumindest die erste Hälfte. Und weil ich das ebenso empfunden habe, enthielt ich mich nach meinem Ausscheiden aus der KPD (zur Erinnerung: Das war Anfang 1977, vor nunmehr 36 Jahren) für mehr als zwanzig Jahre jeglicher publizistischer oder gar politischer Tätigkeit, mit Ausnahme der Mitgliedschaft in der Gewerkschaft und der von mir verfassten Biographien, die meisten relativ unpolitischer Natur (Lennon, Presley, Shakespeare, Maria); anders übrigens als viele andere ehemalige Genossen.
    Erst ein Vierteljahrhundert später habe ich (in der „Welt“, wo ich zunächst als Feuilletonredakteur arbeitete) begonnen, politische Kommentare zu schreiben.
    Was aber „unerkannt und wie geschmiert“ angeht, so muss ich diesen Vorwurf, der auf mangelnder Recherche beruht, entschieden zurückweisen.
    Meine KPD-Tätigkeit war dem Verfassungsschutz bekannt und bildete die Grundlage eines Berufsverbotsverfahrens und der Ablehnung meiner Einbürgerung. Beides wurde damals – 1977 bis 79 – etwa im West-Berliner „Tagesspiegel“, aber auch im „Spiegel“ berichtet und kommentiert. Mein Referendariat absolvierte ich – nicht verbeamtet, weil nicht eingebürgert – unter den wachsamen Augen von Ausbildern, die daraf achten sollten, dass ich die Schüler nicht indoktriniere.
    Kurzum, die „Fronten“ (verräterischer Sprachgebrauch) habe ich weder unerkannt noch wie geschmiert gewechselt. Ich habe mir seitdem oft darüber Gedanken gemacht, wie entschlossen man damals die paar radikale Studenten aus dem Schuldienst herauszuhalten versuchte, während man zehn Jahre später Tausende DDR-Lehrer ohne eine ähnliche, wie soll ich es sagen, hochtnotpeinliche Bewährungsfrist einfach weitermachen ließ, ihnen einfach eine positive Einstellung zur FdGO unterstellend. Und in diesem Sinne:
    4. „Posener wirft „Scheinheiligkeit“ nur anderen vor und glaubt, allein die anderen (BILD z.B.) würden „niedrigsten Instinkte bedienen“. Wie einfältig und bequem?“ Unsinn. Keineswegs glaube ich, dass nur die BILD niedrigste Instinkte bedient. Da gäbe es so manche, „links“ wie rechts. Jakob Augstein zum Beispiel bedient niedrige antisemitsche und antikapitalistische Instinkte. Sollte ich selbst „scheinheilig“ sein, was ja vorkommen kann, so soll man mir die konkreten Äußerungen und Taten unter die Nase reiben, statt mir die unbestrittene Tatsache vorzuwerfen, dass ich gelebt, geirrt und gelernt habe. Die regelmäßigen LeserInnen dieses Blogs wissen, dass ich zur Selbstkritik nicht völlig unfähig bin.

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    @ H. Kowa: Es gibt dumme Leute, die glauben, einen Wikipedia-eintrag abschreiben sei identisch mit Recherche. Es sind die gleichen Leute, die zur inhaltlichen Argumentation unfähig sind.

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    Der Oberlehrer und Möchtegern-Altrocker aus dem ehem. Westberlin weiß wie immer alles besser und im Grunde gar nichts. Bekräftigt hier einmal mehr alle Vorurteile gegen ihn. Warum können die Steinewerfer von gestern nicht einfach mal eine Weile den Mund halten oder sich darüber freuen, dass sie unerkannt und wie geschmiert die Fronten wechseln durften – von den K-Gruppen in die „Welt Gruppe“..? Posener wirft „Scheinheiligkeit“ nur anderen vor und glaubt, allein die anderen (BILD z.B.) würden „niedrigsten Instinkte bedienen“. Wie einfältig und bequem?

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    @ Alle: ich empfehle zur Versachlichung der Diskussion die Lektüre des Artikels in der „Welt“ über Chodorkowski, den ich oben verlinkt habe.

    Der Antideutsche Daniel Leon Schikora ist ein besonderer – und besonders trauriger – Fall. Für diesen Kommentar bin ich besonders dankbar, weil er zeigt, dass Leute wie er und die anderen Mitglieder dieser linksradikalen Sekte bei aller Berufung auf den Demokraten Adorno im Kern schlicht und einfach Stalinisten und Apologeten der UdSSR und des heutigen Putinismus sind – mithin bei der Kommunistischen Plattform der Linkspartei bestens aufgehoben.

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    „[…] wie Marx nicht müde wurde zu erklären, insbesondere gegenüber den linken Reaktionären (den Augsteins) seiner Zeit: „Im Kommunistischen Manifest haben wir die Bourgeoisie als revolutionäre Klasse beschrieben“ – revolutionär gegenüber Adel und Monarchie etwa; revolutionär in der Forderung nach Freihandel und parlamentarischer Demokratie gegenüber den Kräften der Reaktion.“

    Lässt sich der russischen Regierung nicht wenigstens zugute halten, sich etwa in der Ukraine NICHT mit jenen gemein zu machen, denen die Respektierung der Minima von Verfassungsstaatlichkeit und parlamentarischer Demokratie als eine Zumutung erscheint – den antidemokratischen Mobführern Timoschenko, Klitschko und Tjagnibok (letzterer ein fanatischer Antisemit, dessen neofaschistische Pogromagitation gegen eine „Moskau-jüdische Mafia die EU-Europäer selbstverständlich ebenso wenig stört wie die Verherrlichung der SS durch seine Partei*)?

    „Russland, sagte Friedrich Engels, sei „die Bastion der Reaktion in Europa“; es werde keinen Frieden in Europa geben ohne den Sturz des Zaren. Wie Recht er hatte!“

    Klar, ein russophober deutsch-europäischer Verfassungspatriot kann im bürgerlich-republikanischen Russland des Jahres 2013 nichts anderes erkennen, als eine Wiedergeburt der Sowjetunion UND des Zarismus. Die „Staatsmonopolisten“ der Russischen Föderation ließen es ab 1999 ja – zum Leidwesen der „Hooligans mit Abitur, die für ihr ‚Deutschland (Frankreich, England usw.) vor, noch ein Tor!‘ viel zu viele Wörter brauchen“ (Hermann L. Gremliza) – nicht einmal zu, dass im Unstaat der tschetschenischen Djihadisten zur Ausrottung der jüdischen Bevölkerung aufgerufen wurde, sondern bereiteten diesem Treiben, ganz republikanisch-etatistisch, ein Ende.

    Bereits vor etwa vierzig Jahren verband der Affekt gegen Moskau große Teile der westdeutschen wie der französischen „Neuen Linken“ mit den offenen Neofaschisten ihrer Länder. Als ein wenig lachhaft erschiene jedoch die Vorstellung, der Autokratismus-Kritiker Friedrich Engels würde sich jenen russophoben „linken“ Extremisten etwa der völkischen Sekte „KPD/AO“/“KPD“ angeschlossen haben, die bekanntlich nicht nur für eine Liquidation der deutschen Teilung trommelten, sondern auch dadurch hervortraten, dass sie im Einklang mit der äußersten Rechten der Bundesrepublik die UdSSR als prinzipiell friedensunfähig attackierten – wie Posener und DIE WELT, nunmehr institutionell vereint, es noch heute halten.

    * Das Simon Wiesenthal Center hingegen führte Svoboda zu Recht in seinen Top Ten Anti-Israel/Anti-Semitic Slurs 2012 auf Platz 5 auf (weit vor dem deutschen Antisemiten Jakob Augstein).

  12. avatar

    Lieber Herr Posener,

    damit haben Sie natürlich recht:

    „Dass erstens die Freiheit, außerhalb der Zugehörigkeit zur staatsmonopolistischen Oligarchie Geld zu verdienen, eine wichtige Voraussetzung für jede Freiheit ist;“

    Allerdings paßt dieses Zitat nicht auf Herrn Chodorkowski. Er war natürlich zusammen mit seinen „Nationalitäts“-Genossen einer der Hauptdrahtzieher der „staatsmonopolistischen Oligarchie“ der Jelzin-Ära.
    Dies Leute haben Putin erst an die Macht gebracht. Allerdings war es ein Irrtum, daß sie damit einen Ersatz für ihre Marionette Jelzin haben. Putin hat die Spielregeln geändert und zieht die Strippen lieber selber.
    Mitleid mit Chodorkowski und Co ist vollkommen fehl am Platz, genauso allerdings überschwängliches Lob für Putin und Co.

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    Nachgefragt: Was ist schlimmer, mit zwielichtigen Methoden ein Milliardenvermögen zu machen oder gegen eine rassistische Diktatur den bewaffneten Aufstand zu organisieren?

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    Na, ja, manche muessen doch fuer „berufliche“ Zwecke weiter Alles verteidigen welches den „Hoerern“ im Gebauede quer gegenueber dem Kanzleramt am Tor gefallen koennte ! Aber heute ist schon manches aus der Mode: Lese mal die Leserkommentare in den Zeitungen Deutschlands, Schweiz, Oestreich – nach dem Titelseitebericht ueber den Kauf von 36 schwedischen Gripen Jets fuer die Luftwaffe Brasiliens – da merkt man mit grossen Estaunen wie im deutschsprachigen Europe HEUTE ueber die USA gelaechtert wird: 99% der hunderten Leserkommentare sind begeistert dass die Brasilianer nicht die Boeing F-18 von USA kaufen werden: Wie eine Oestreicherin im „Standard“ meinte: „Das muss ich doch sogar als Frau sagen: ‚Endlich jemand mit Eier‘ gegenueber den USA!“ Alle meinten der Entschluss Brasiliens waere als Gegenschlag gegenueber dem NASA Abhoerskandal. (Wie Merkel wurde auch die Praesidentin Dilma Rousseff „abehoert“.) Sie sollten mal diese Kommentare lesen – man lacht sich einen Krampf. Waere haette gedacht dass in Mitteleuropa so viel Humor entstehen kann, und waere haette geglaubt das HEUTE das Publikum in Mitteleuropa jetzt nicht mehr an das JFK-Elvis USA klebt – sondern ENDLICH versteht – das HEUTE die geopolitische Gefahr fuer BRD von „drueben“ (guck dir mar die FED Banditen an!) kommt – fuer ein Deutschland, eine Schweiz, ein Oestreich – „unabhaengig“ von der FED, Wall Street, und den „Abhoerern“ in USA. –Aber zwischen uns – die Brasilianer hatten auch andere Gruende – nochmals nur zwischen uns: Die USA hat systematisch die Entwicklung von Brasiliens Raumfahrt Racketentechnologie und nukleare Energie sabotiert. Wahrscheinlich sogar mit Terrorismus. Der deutschen Industrie wurde von USA verboten den Brasilianern mit Raumfahrt, Racketen und Nukleratechnoogie zu helfen. Auch den Ukrainern (Cyclone)hat die USA mitgeteilt: „Die USA ist nicht an der Foerderung von brasiliens Racketentechologie interessiert.“ Also – jetzt kommen deshalb die Gripen von Schweden (welche auch die Schweizer kaufen wollen !), und Brasiliens Satelitten werden in China ins All transportiert. Man denkt auch an Luftabwehrsysteme von Russland. Und nach 2020 – wahrscheinlich eine Entwicklung Russland-Indien-Brasilien des T 50 – die „Generation“ nach den 5th „generation fighter“ – den F-35 – der in USA schon $ 200 Millarden verschlungen hat – und trotz vier Jahre Verspaetung immer noch nicht in die Luft kommt! Das kann man aber nicht in der WELT lesen – dort ist the „C“Rummel und die naechste Darbietung von Punkschlampen… What some don’t have to do to make a living !!!

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    Vielen Dank für den Artikel! 🙂

    „In den USA wurde der Begriff während des wirtschaftlichen Aufschwungs im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert auf Personen angewandt, die in einer Region ihre eigenen Regeln aufstellten, wenn es dort an Vertretern der allgemeinen Rechtsordnung mangelte, etwa in manchen Städten des Westens oder in Alaska. Nach einiger Zeit wurde der Begriff ungebräuchlich.“
    den Begriff gibt es also schon etwas länger.

    Trotzdem stimmts, die Verwendung durch Putin und seine Freunde ist ziemlich peinlich.

    Und widersprechen sie sich nicht auch gewissermaßen? Einerseits bekämpfen sie eine Managerklasse, andererseits verteidigen sie einen Manager der sich Produktionsmittel aneignet? Oder handelt es sich bei der Putinoligarchie um die Manager die sie meinen? Oder ist es komplizierter?

    Hier „Die auswärtige Politik des russischen Zarentums“ von Friedrich Engels:

    http://www.neue-einheit.com/de.....rentum.pdf

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    @Alan Posener
    „Russland, sagte Friedrich Engels, sei „die Bastion der Reaktion in Europa“; es werde keinen Frieden in Europa geben ohne den Sturz des Zaren. Wie Recht er hatte!“
    Wirklich? Und was passiert, wenn der „lupenreine Demokrat“ durch den (die) Oligarchen ersetzt wird, der „bei den durchschnittlichen Russen ungefähr so unbeliebt [ist,] wie jemand, der zum Vergnügen auf dem Gehsteig vor einem Waisenhaus 50-Pfund-Scheine verbrennt“? Wen werden die „durchschnittlichen Russen“ sich dann an seiner Stelle wünschen /ermächtigen? Einen westlichen Neoliberalen mit individualistischem Menschenbild? Ich bin wirklich kein Putin-Freund und kann mir in etwa ausmalen, mit welchen Methoden der ex KGB-Funktionär „durchregiert“, aber ich glaube, er ist (derzeit noch) das kleinere Übel. Auch für den Westen. Wie man an z.B. „Pussy Riot“! sehen kann, versuchen sich die Menschen schon selber zu befreien. Wichtiger wäre m.E., wenn „der Westen“ klarer würde und seine Triebkraft, das Geld-verdienen-wollen nicht ständig als „unsozial“ u.Ä. darstellen würde oder anders ausgedrückt: Steuerhinterziehung hierzulande: wird oft bestraft, wie Totschlag – in Russland reicht das aus westlicher Sicht zum Dissidenten. (Sie wissen ja, ich hab’s nicht so mit der Pädagogik.)
    Nochmal schöne Feiertage Ihnen, den anderen Autoren und den Besserwisser – Kollegen aus dem Kommentariat.

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