Ach herrje! Nur noch wenige Tage. Dann heißt es: Wir waren Papst. Vorbei die schöne, historisch betrachtet allerdings leider ziemlich kurze Zeit, in der ein Deutscher frei von allen weltlichen Zwängen die Geschicke von 1,2 Milliarden Katholiken lenkte. Und dann auch noch dieser Abgang!
Zurückgetreten, einfach hingeschmissen den edlenKirchenjob. Wie ein schnöder Politiker, der über eine abgeschriebene Doktorarbeit stolpert oder ein gierigerWirtschaftsboss, dem beim Geldmachen das Maß abhanden kam. Ein bisschen mehr Durchhaltevermögen hätte man schon erwarten können von einem, der im Dienst Jesu Christi tätig ist.
Okay, das ist jetzt vielleicht etwas respektlos. Aber Fakt bleibt: Das Papstamt hat deutlich an Zauber verloren. Das geben nach Benedikts angekündigten Abschied selbst höchste Würdenträger wie Berlins Kardinal Rainer MariaWoelki zu. Insofern, so formuliert es ein anderer Theologe, entspreche dieser Rücktritt in seiner Dimension dem Fall der Berliner Mauer. Da bricht also zusammen, wird geradezu eingerissen, worüber die Zeit ohnehin hinweggegangen ist. Nun muss Neues her – und das ist eine riesige Chance. Die Grundfesten könnten nun endlich anders ausgerichtet werden. Und das hat die katholische Amtskirche, hat der Vatikan, hat die Kurie mit Blick auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bitter nötig. Der neue Papst müsste ein weltläufiger, weltgewandter, ja weltlicher Seelsorger sein. Das wäre ein Segen nicht nur für gläubige Katholiken.
Denn Benedikt, von dem man allerdings auch nichts anderes erwarten konnte, gehörte zu den wirklichkeitsfremden und –fernen Verfechtern eines stockkonservativen Papsttums.Zurück zu den vergeistigten Wurzeln des Christentums, lautete sein reaktionär anmutendes Motto. Aber kann es ein Wert an sich sein, bedingungslos dem Alten zu huldigen? Nicht wenn draußen die Welt völlig anders tickt. Nur eine Institution, die sich öffnet für das, was um sie geschieht, kannauf Dauer Bestand haben. Sie muss etwas anbieten. Und die katholische Kirche hat prinzipiell das Rüstzeug dafür, sich um die Sorgen und Nöte der Menschen zu kümmern. Nah sein, da sein – darauf kommt es heutzutage an. Das Geistige braucht dabei nicht vernachlässigt werden. Als Grundlage für den Glauben an sich, fürs mildtätige Tun, für den seelischen Halt des Einzelnen ist es unerlässlich. Allein: Tradition darf kein Selbstzweck sein. Sie muss aufs Engste mit dem Hier und Jetzt verknüpft werden.
Für die katholische Kirche im allgemeinen und das Amt eines Papstes im besonderen bedeutet dies: Es gilt, das politische Bewusstsein zu schärfen und dementsprechend zu handeln. Der Bedarf ist immens, die Bedürfnisse sind riesig. Der schreiende Hunger in der Welt, die abgrundtiefe Kluft zwischen Armen und Reichen, ein entfesselter, zügel- wie regelloser Kapitalismus, religiöse Unterdrückung – es gibtwahrlich genug Unrecht anzuprangern. Glaubhaft kann dies jedoch nur derjenige tun, der mitten im Leben steht. Einer, der Konflikte nicht scheut, sondern sie zu lösen versucht. Einer, der sich einmischt und vermittelt. Der Papst, ein Bürger von Welt? Warum denn nicht! Die reine Lehre, das warvorvorgestern.
Zugegeben. Das sind mit Blick auf die derzeitige Verfasstheit des Vatikans kaum mehr als arg naiv anmutende, die Realität förmlich verleugnende Wünsche. Aber vielleicht schafft es ja doch ein Lateinamerikaner oder ein Afrikaner auf den Stuhl Petri, die aufgrund tagtäglicher Erfahrungen per se der Welt zugewandter sind als irgendein Funktionär in beschaulichen Rom. Doch letztendlich werden wohl die alten Beharrungskräfte auch bei der nächsten Papstwahl wieder den Ausschlag geben. Schade. Denn dass die katholische Kirche in absehbarer Zeit noch einmal eine derartige Chance auf Erneuerung bekommt, ist mehr als fraglich. Deshalb an dieser Stelle rasch noch ein Stoßgebet: Himmel hilf!
… ooops? Korrektur
@JLL
no comment.
@JLL
<a href="http://www.t-online.de/compute....."… no comment.
„Vatican residency will give Pope Benedict legal protection against prosecution for sexual abuses“ – HUFFINTON POST mit einem „Reuters“ Artikel. Nach der Abdankung hat er nicht mehr den Schutz als Staatsoberhaupt auseralb des Vatikans (oder Italien wegem dem Lateral-Vertrag).
@Mekulis Singa
… Sie schreiben Firlefanz. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass JLLs Hinweis auf die so genannte ‚Rattenlinie‘ und Hudals mit den angeführten Zitaten aus Wiki [sic!] als Vorhalt eine ‚konstruierte‘ Verbindung zum Vatikan darstellt. Wenn Sie mehr wissen, sollten Sie das belegen.
Hier gern noch mehr:
…
Zitat: Richtig ist: Nach 1945 haben einige prominente sowie eine Reihe weitgehend unbekannter NS-Kriegsverbrecher vor allem der mittleren Ebene Deutschland verlassen. Eine argentinische Expertenkommission hat 1999 eine Liste mit 23 Namen von NS-Flüchtlingen vorgelegt, die Schneppen modifiziert und ausführlich kommentiert in den Mittelpunkt seines Buches stellt.
Wie viele NS-Verbrecher tatsächlich unter den fast 600 000 Einwanderern waren, die sich zwischen 1947 und 1951 dauerhaft in Argentinien niederließen, weiß niemand.
…
Was bleibt? In Argentinien sind eine Handvoll Nazis untergetaucht. Sie hatten auf ihrem Weg Unterstützung kommerzieller Schlepperbanden in Tirol, wurden außerdem von einzelnen Geistlichen im Umfeld des Vatikan unterstützt. Zitat Ende.
Quelle.
Blonderhans, in dem Artikel aus der SZ, den Sie zitieren, steht lediglich, dass der Mythos um die sog. Akte Odessa so nicht stimmt, was man sich fast denken kann, wenn ein Roman daraus wurde. Es steht aber da auch, dass 45.000 deutsche Fluechtlinge nach Argentinien gelangt sind. Also gab es in irgendeiner Form Fluchthilfe, wenn auch nicht in der vorgestellten. Ich stimme JLL zu, dass Sie hier in Ihrer Wahrnehmung sehr selektiv sind, waehrend JLL das gerade nicht ist, gibt er doch Mitschuld seiner Abstammungslaender offen zu.
Dieses Selektive in Ihren comments oben zerstoert das eindeutig Positive, das Sie ueber die Katholische Kirche sagen koennen. Man muss daraus den Schluss ziehen, dass Sie zu emotional werden, wenn es um Schuld geht, und das ist unsinnig. Jeder Christ weiss, dass es schuldlos nicht gibt ausser bei Heiligen, aber sicher nicht innerhalb von Riesenapparaten.
Dieser Hudal gehoert an sich zu einer anderen Debatte, und zwar der Frage, ob das Christentum schief gewickelt ist, wenn es auch Verbrechern hilft. Diese unbedingte Hilfe fuer jeden ist symbolisiert im Kreuzestod, wo Jesus zwei Verbrechern vergibt.
Wenn derblondehans Recht hat, dass Hudal Juden vor der Deportation gerettet hat, ist Hudal mit dieser Aussage (wikipedia) aus dem Schneider:
1962 schrieb Hudal über seine Tätigkeiten: „Alle diese Erfahrungen haben mich veranlaßt, nach 1945 meine ganze karitative Arbeit in erster Linie den früheren Angehörigen des Nationalsozialismus und Faschismus, besonders den sogenannten Kriegsverbrechern zu weihen, die von Kommunisten und ‚christlichen‘ Demokraten verfolgt wurden. … Hier zu helfen, manchen zu retten, ohne opportunistische und berechnende Rücksichten, selbstlos und tapfer, war in diesen Zeiten die selbstverständliche Forderung eines wahren Christentums, das keinen Talmudhaß, sondern nur Liebe, Güte und Verzeihung kennt …“
Politisch ist seine Nachkriegshandlung unverzeihlich. Christlich ist es dagegen korrekt, dem zu helfen, der gerade verfolgt wird, ganz gleich, wer das ist.
Ich selbst kann mit dieser undifferenzierten Caritas des Christentums nichts anfangen.
Symbolisiert werden solche Fragestellungen auch in der „Fastnachtsbeichte“ von Zuckmayer oder „I confess“ von Hitchcock. Das Beichtgeheimnis schuetzt Moerder, was dazu fuehren kann, dass ein Wiederholungstaeter vorher seinem Priester bekannt war. An Personen wie Hudal scheiden sich die Geister. Mir waere es lieber, er haette nur Juden vor der Deportation gerettet.
Talmudhass, sagt er. Das ist in meinen Augen antisemitisch, da das Judentum ebenfalls caritativ ist, aber vielleicht differenzierter. Ich glaube, dass der Mann ein Antisemit war – schliesslich unterstuetzte er den NS in Teilen – und dass er sich mit der Caritas des Christentums herausredet. Das Christentum hat hier eine gravierende Schwaeche, die auch palaestinensischen Attentaetern indirekt zugute kommt, wenn z.B. Bischoefe nach Israel reisen und dort den Sicherheitszaun beklagen. Das Christentum kann nur mit Schwachen, daher muss ein starker Judenstaat ihm fremd sein.
Diese grundsaetzliche Schwaeche des Christentums, nur mit den gerade Schwachen zu sein, hat in einer wirtschaftlich starken Epoche vielleicht am meisten zu seinem Schwund beigetragen. Das Christentum bewegt sich jenseits von Vernunft, wenn es jeden Verbrecher schuetzt, ueber „Pogromstimmung“ gegenueber Kirche klagt, seinerseits aber gern bestehende „Pogromstimmungen“ gegen Manager anheizt. Aber diese Debatte ist eine tiefere, diese Frage: Vertreibt das Christentum Staerkere zu seinem eigenen Schaden? Ist es daher nicht vereinbar mit einer Welt, in der nach zunehmendem Wohlstand gestrebt wird?
Andererseits duerfte die Hilfeleistung im Rahmen der „Rattenlinie“ selbst zu finanziellem Gewinn fuer dieselbe Kirche gefuehrt haben. Das ist die alte Geschichte mit dem Wasser predigen und Wein saufen.
Jedenfalls sieht derblondehans den Mann wohl zu positiv, wodurch einige wirklich gute Aussagen, die er zur Kirche bringt, leiden.
@JLL
… das ist nicht mein Alois!
@blonderHans
Sie lesen meine Beitraege nicht:
„Dass meine buddies die Nazis nach dem WW2 aufgenommen haben ist eine Tatsache.“
Und noch einmal zur Wiederholung:
„Und um Frau Groda zu zitieren:
“mich stört es nur fürchterlich, wenn man sich ein passendes Stück aus einem Kuchen herausnimmt – um die eigene Argumentation zu erhärten – und den Rest des Kuchens in den Müll wirft, bzw. ignoriert.”“
Zu ihrer Information: ich habe die doppelte Staatsbuergerschaft.
Und sehe ebenfalls die http://fr.wikipedia.org/wiki/C....._en_France meiner concitoyen sehr kritisch
Was ihren Alois betrifft:
Hier eine etwas andere Darstellung als in ihrer Quelle:
Hudal during World War II
His exile within Rome continued during the years of World War II. Bishop Hudal continued as pastoral head of the Anima Church and College but had no position in the Vatican State Department and no access to Pope Pius XII, and his senior staff. The French Jesuit historian, Fr. Pierre Blet, a co-editor of the Acts and Documents, mentioned Hudal only once, stating that the pope’s nephew Carlo Pacelli saw Hudal and after this meeting, Hudal wrote to the military governor of Rome, General Stahel, and urged him to suspend all actions against the Jews. The Germans suspended the actions „out of the consideration for the special character of Rome“.[33] According to another author, however, the idea of Hudal’s intervention came from the German ambassador himself, who asked the rector of the Anima to sign a letter to the military commander of Rome, General Reiner Stahel, requesting that the arrests be halted, otherwise the pope would take a position in public as being against the razzias and the German occupiers.[34] Ambassador Weizsäcker argued that he opted for this ruse because Hitler might have reacted against the Vatican and the pope if it had been the German embassy to convey the warning, instead of the Nazi friendly bishop.[35]
According to several sources, Hudal may at the same time have been a Vatican-based informer of German intelligence under the Nazi regime, for either Abwehr of Wilhelm Canaris or for the RSHA. Vatican historian Fr. Robert Graham SJ held that view more categorically in his book Nothing Sacred.[36][37] Several other authors mention his contacts in Rome with SS intelligence chief Walter Rauff. In September 1943, Rauff was sent to Milan, where he took charge of all Gestapo and SD operations throughout northwest Italy.[38] Hudal is said to have met Rauff then and to have begun some cooperation with him that was useful afterwards in the setting up of an escape network for Nazis, including for Rauff himself. After the war Rauff escaped from a prisoner camp in Rimini and „hid in a number of Italian convents, apparently under the protection of Bishop Alois Hudal“,[39] eventually finding safe haven in Syria, Egypt and later in Chile.
http://en.wikipedia.org/wiki/A.....rld_War_II
Der dreiste Humor ueber die Katholische Kirche erscheint im Fernsehen Mexikos. Siehe die Video-Serien unter CHABELITA PADRE, und LONJE MOCO . „Chabelita“ ist eine einsame Witwe, Ende 50, welche jeden Nachmittag zum Beichten erscheint. Jedesmal fuerchtet sie dass sie eine Suende begangen hat durch eigentlich alltaegliche Kontakte zu anderen Menschen. Aber sie beschreibt die Umstaende immer mit sexuellen Vermutungen welche den Priester immer in Bestuerzung versetzt, bis sich dann am Ende alles als vollkommen harmloses Misverstaendnis erklaert. Dann kuesst sie die Hand das Priesters und schweppt dabei triefenden Schleim auf die Hand des sich ekelnden Priesters. Die andere Serie „LONJE MOCO“ = „Der verueckte Moench“ uebermittelt den Humor auch ohne Kenntnis der spanischen Sprache. Besonders wenn er sich nicht an ein Wort erinnern kann, und dann von dem steinernen Gargoyle an der Klostermauer erinnert oder belehrt wird…
@Frau Goda: Das ist höchst bewundernswert, was Ihre Mutter für ihre Familie leistet. Der Papst in seiner aktuellen Eigenschaft als Herr Ratzinger hat soviel ich weiß als Familie noch einen Bruder, mit dem er einige Zeit verbringen will. Ich finde es gut, wenn Herr Ratzinger sich jetzt in aller Ruhe mit seinem Bruder treffen kann und die riesige Herde sich um einen anderen Oberhirten schart.
Da kann einem auch übel werden:
http://www.americannaziparty.com/news/index.php
Die nur am Rande.
@blonder Hans: Es ist vielleicht noch schlimmer, als Sie denken.
Im Jahre 1959 wurde in USA die“Amerikan Nazi Party“ gegründet, die – meines Wissens – bis heute besteht.
http://de.wikipedia.org/wiki/American_Nazi_Party
Die Angst vor dem „Bolschewismus“ hat alles „entschuldigt“-
Hover und die Kommunisten_Hatz und die Entnazifizierung auf die Schnelle in Deutschland, als in der CSSR die Probleme begannen.
Ne, ich bin überhaupt kein ANTI-Amerikaner.
Die kontinentalen Kathastrophen sind mir geug, auf eine Erweiterung dieser mit amerkanischen Verhältnissen kann ich aber gut verzichten.
Trotzdem, die Rattenlinie war real. Da ich davon ausgehe, daß auch Päpste ein Gewissen haben und sich vor Gott verantworten müßen, überlasse ein Urteil dem Allmächtigen.
@Lieber Herr Ziegler: Nachdenkendwerter Beitrag – Ihr letzter.
Mein personalisiertes Beispiel: Meine, flott auf die 90 zugehende Mutter, ist geistig super-topfit.
Körperlich kann sie kaum noch quaddeln, wie man bei uns so sagt. Trotzdem kümmert sie sich bis heute und jetzt täglich um die Familie und deren Probleme. Körperlich sehr aktiv tätig und beratend.Kinder und Enkel melden sich seit Jahrzehnten tätlich bei ihr; und wo es brennt packt sie immer noch tätig mit an.
Und wenn ich versuche sie zu bremsen und ihr erkläre, daß sie sich doch endlich mal ausruhen und das Leben genießen sollte, dann höre ich seit ca. 20 Jahren die selbe Antwort:
Ich tue meine Pflicht und das bis zum Ende!.
Jetzt ist meine Mutter aber gar keine Preußin, sie stammt eher aus mediteranen Gefilden. Und eine Emanze ist sie ebenfalls.
Von mir können Sie kaum verlangen – bei dieser Herkunft -daß ich dem heiligen „Vater“ mehr Verständnis entgegen bringe, als meiner Mutter.
@JLL
… es bleibt, dass die ‚Rattenlinie‘ eine Fiktion ist.
… zu Hudal: eine tragische Figur … derart, dass Papst und Staatssekretariat sich deutlich von dem „braunen Bischof“ distanzierten und ihn seiner vatikanischen Funktionen enthoben. [sic!]
So ließ er (Hudal) zu, dass sich während der deutschen Besetzung Roms 1943/1944 Flüchtlinge und Angehörige des Widerstands in der Anima vor dem Zugriff der Besatzer versteckten. Bei der Großrazzia der SS im jüdischen Getto war es Hudal, der mit einem Brandbrief an den deutschen Kommandanten und die SS-Führung einen Abbruch der Aktion erwirkte und damit etwa 4.000 von 5.000 zur Deportation vorgesehenen Juden das Leben rettete.
Quelle.
Die Kumpanei der US mit der SS nach ’45 wiegt schwerer. Bemerkenswert, dass Sie darauf nicht eingehen. Sie sind doch Amerikaner?
„Ein bisschen mehr Durchhaltevermögen“? Diese Floskel klingt hier irgendwie absurd, als wäre da überhaupt kein Durchhaltevermögen. Der Mann ist 85; was soll da „ein bisschen mehr“ bedeuten? Bis 90? Bis zum Tod? Ist lebenslänglich wirklich nur „ein bisschen“?
Mich beschleicht das Gefühl, dass bei solcher Kritik die Bezeichung „Vater“ etwas arg wörtlich genommen wird. Für einen Vater von Kindern gibt es nicht „Dienst oder Dienstmerkmale“ und auch keine Rente; man bleibt Vater seiner Kinder. Aber beim „heiligen Vater“ ist das anders, er ist doch viel mehr ein Symbol und man sollte ihn nicht verwechseln mit einem „pater familias“. Wenn der Träger des Symbols sich nicht mehr fähig fühlt angemessen zu symbolisieren/repräsentieren, sprichts nichts (für mich Erkennbares) dagegen, den Täger einvernehmlich auszutauschen.
Schon mal vorgetragen, aber passt auch hier:
Ich glaube, dass es mit dem “Autoritätsknacks” der verunsicherten modernen Zeitgenossen zu tun hat, wenn z.B. unser guter Herr Böhme postuliert “Weltlicher Seelsorger gesucht!” und verlangt, dass sie ihre Tradition ” aufs Engste mit dem Hier und Jetzt verknüpft … Für die katholische Kirche im allgemeinen und das Amt eines Papstes im besonderen bedeutet dies: Es gilt, das politische Bewusstsein zu schärfen und dementsprechend zu handeln.” – “Weltlicher Seelsorger” ist gut. Man hat bei diesen frommen Wünschen den Eindruck, dass alles Mißliche auf Erden gut würde, wenn nur die Catholica und der Papst endlich auf der Höhe unseres geschärften politischen Bewußtseines wären. Erwarten unsere symbolisch schwächelnden Zeitgenossen doch noch ein “Im Namen des Vaters”? Nachdem auf allen Ebenen die Autorität des Vaters in Frage gestellt, beschnitten wurde, warum soll da noch ein Heiliger Vater den Segen geben, etwa weil er einen schönen Rock anhat? Das offene Geheimnis der Moderne ist, dass man eine Autorität vermisst, weil man keinen Kompass mehr hat, und wenn man sie hat, will man sie, sobald sie nicht dem idealistischen Wunschbild der Perfektion entspricht, klein machen, zum Würstchen: “Wie ein schnöder Politiker, der über eine abgeschriebene Doktorarbeit stolpert oder ein gierigerWirtschaftsboss, dem beim Geldmachen das Maß abhanden kam. Ein bisschen mehr Durchhaltevermögen hätte man schon erwarten können von einem, der im Dienst Jesu Christi tätig ist.” (Christian Böhme)
Mit Verlaub, ich halte es nicht für die vordringlichste Aufgabe der Catholica, Nachhut und Vorder- oder Hinterlader der Moderne zu sein (als solche können wir auf sie verzichten). Ich halte sie für ein lebendes Fossil aus einer (prä-)historischen evolutionären Epoche (wie eine Echse, ein Haifisch oder einblonderhans), die ein vorweltliches Ei ausbrütet. Das geht unglaublich langsam. Wer an das Apostolische Glaubensbekenntnis glaubt, ist kein Moderner; aber wie armselig wäre die Welt, wenn sie nur von Modernen und unserer Eile heimgesucht wäre. Für uns Modernen gilt, dass wir ohne Papst unsere Holzwege gehen und Lichtungen finden, ein büschen klüger werden. Vielleicht hilft dabei, das neue Buch von Frank Schirrmacher zu lesen „Ego – Das Spiel des Lebens“
@Blonder Hans
Es ist immer wieder ueberraschend, wie sie es verstehen sich gerade die Punkte in einer Diskussion herauszusuchen, die in ihre W a h r h e i t passen.
Neben der ratline habe ich auch Alois Hudal erwaehnt, gehoeren seine Aktionen auch zu ihrer Wahrheit??
Und um Frau Groda zu zitieren:
„mich stört es nur fürchterlich, wenn man sich ein passendes Stück aus einem Kuchen herausnimmt – um die eigene Argumentation zu erhärten – und den Rest des Kuchens in den Müll wirft, bzw. ignoriert.“
Dass meine buddies die Nazis nach dem WW2 aufgenommen haben ist eine Tatsache.
Dass Westgermany sehr lange Nazis auch in Managementfunktionen in der Regierung hatte ist auch Tatsache.
Soviel zu ihrer W a h r h e i t und ihrer Diskussionsebene
@Wahrscheinlich erscheint Ihnen die Rattenlinie deshalb nur als Fiktion, weil Sie Sie vielleicht unter der amerikanischen Geheimdienstversion nur als“Klosterroute“ kennen.
Allerdings muß man sagen, daß Rotes Kreuz und Vatikan gleichermaßen daran beteiligt waren.
Vielleicht war die Fluchtorganisation nicht groß, die größten Nazi-Verbrecher aber gehörten zu den Nutznießern. Eichmann, Mengele, Barbi ………….
Glauben Sie vielleicht ich finde es prickelnd, daß“meine Kirche“ an so etwas beteiligt war??
Es genügt schon sich eine großen Teil des Lebens für die Nazis geschämt zu haben.
Wir sind alle nicht unfehlbar, auch nicht die Katholiken, und damit sollten wir einfach mal leben können!
JLL: Cher Alan,
wie war das noch mit der katholischen Kirche und den Nazis nach dem WW2 mit den ratlines:
… wie schon mal geschrieben, bewegen wir uns auf verschiedenen Ebenen. Auf Ihre möchte ich nicht und auf meine werden Sie nie kommen. Sie sind nicht aus der Wahrheit. Daher.
Die Gerüchte um ehemalige Nazigrößen, die nach dem Zweiten Weltkrieg über eine „Rattenlinie“ nach Argentinien gelangten, ist im Wesentlichen eine Fiktion. Wie ein Buch zeigt, hat es eine großangelegte Fluchtorganisation wohl nie gegeben.
Aber … ich finde es beschämend und im besonderen Maße niederträchtig, dass die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg bewusst Nazis aufgenommen und mit ihnen kooperiert haben.
@Lieber Herr Böhme, Sie wollen tatsächlich einen sog. weltlichen Papst – etwar so wie Clemens
Am besten zieht der Vatikan dann um nach Avignon und läßt sich zerreiben zwiischen den weltlichen Fürsten.
Die Päpste bis nach dem Mittelalter waren alles andere als unweltlich, sie waren – je nach dem – kluge Politiker und weniger geistige Kirchenführer.
Kürzlich las ich – dieses – was ich sehr witzig fand.
„Mit Avignon war der kritische Geist der Vormoderne in die Kirche gefahren. Er sollte sie nicht wieder verlassen.“
Ich glaube nicht, daß wir einen sog. weltlichen Papst brauchen. Auch die Christen sollten sich überlegen, wo der Schwerpunkt bei einem Papst hete liegen sollte.
Soll er ein“Konservator“ sein, der lediglich unbeirrt das christliche Gedankengut bewahrt. Oder sollte er ein geistiger Führer sein, der Antworten auf alle Fragen des hier und heute gibt.
So ein Typ Heiner Geißler mit Attak im Vatikan wäre mein Wunschkandidat. Einer mit dem Mut zum Glauben und der Kraft zum Zweifel. Ein aufmüpfiger Jesuit vielleicht?
Ne, weltlich muß der gar nicht sein, eher mutig.
Jetzt dachte ichschon, ich sei der einziger Bilderstürmer hier, Sie sind ja noch schlimmer.
@Don Camillo: mit den Ausmistern wäre ich ein wenig vorsichtiger. Denken Sie doch an Luther, der das vorgeblich auch wollte, dann aber aus Rücksicht auf seinen Landesherren und Lebensretter doch die Bauern, wie die Hunde totschlagen wollte.
Der Nachfolger von Dr. Ratzinger wird eher schlimmer, als besser werden als dieser, das garantiere ich Ihnen!
Es wird keinen großen Reformer als Nachfolger geben, zumindest nicht solange Dr. Ratzinger noch lebt.
Die nächsten 10 Jahre wird überhaupt nichts passieren; bis sich die Aufregung über die letzten Skandale gelegt hat. Solange wird man die Gläubigen in hoffnungsvoller Erwartung verharren lassen.
Bis dahin schmoren dann schon die letzten Relikte der 68er in der Hölle.
Und mit der windschnittigen Generation unserer Enkel und Urenkel, läßt sich dann problemlos ein noch zurückgewandterer, aber smarter Katholizismus generieren, nur in des Kaisers neuen Kleidern.
Den neuen Kandidaten stelle ich mir als Typ Phipsi Rösler vor. Cool,mediengewandt.
Da unsere neue katholische Mediengeneration mehr visuell orientert ist, als inhaltlich, könnte ich mir gut vorstellen, ein Papst in Bermudas und mit Tatoo – analog der Siegerin des songs von Malmö gestern, mit kürzestem Rock und großen Dingern –
würde bestimmt gut ankommen und vollinhaltlich ablenken.
Ähem, Frau Schwarzer könnte ich mir als Päpstin und Frau Villar als Gegenpäpstin vorstellen.
Cher Alan,
wie war das noch mit der katholischen Kirche und den Nazis nach dem WW2 mit den ratlines:
http://de.wikipedia.org/wiki/R.....s_Vatikans
http://de.wikipedia.org/wiki/Alois_Hudal
Allzu „Weltliches“ fällt mir gerade in den Schoß:
“Die Menschen haben nur eine Schablone, nach der sie alles machen; das geht so glatt, daß sie ihr Hirn gar nicht anzustrengen brauchen, um ein anderes Rezept auszudenken. Man geht nichts lieber als ausgetretene Pfade. Da fühlt man sich so schön sicher. Der Nachahmungstrieb ist schuld daran, daß die Menscheheit innerhalb der letzten sechstausend Jahre keine Fortschritte gemacht hat, sondern trotzt Radio und Fliegerei in derselben Barbarei lebt wie am Anfang der europäischen Periode. So hat es der Vater gemacht, so hat es der Sohn nachzumachen. Schluß. Was für mich, den Vater, gut genug war, wird für dich, du Rotznase, wohl erst reht gut genug sein. …
Allein das, was anders gemacht wurde, als bisher, allein das, was unter Protest der Väter und Heiligen und Verantwortlichen anders gedacht wurde, hat der Menschheit neue Ausblicke verschafft und ihr den Glauben gegeben, daß eines fernen Tages doch ein Fortschreiten wird beobachtet werden können. Dieser ferne Tag wird in Sich sein, wenn die Menschen nicht mehr an Institutionen glauben und nicht an Autoritäten.”
B. Traven – Das Totenschiff anno 1926
http://www.youtube.com/watch?v=aoCbFSPDQww… und die Karawane zieht weiter …
Jan Z. Volens hat Recht. Aus Lateinamerika oder Afrika kommen Kardinäle, die vielleicht weniger gebildet, dafür aber ganz sicher noch reaktionärer sind als Ratzinger. Der übrigens eminent politisch war und all das „angeprangert“ hat, was Sie angeben. Nur hat er nicht aufgedeckt, was es in der Kirche an Dreck gibt. Wie man jetzt z.B. erfährt: dass die Kirchenführung Mitwisserin und Mitverschwörerin bei den Morden der argentinischen Militärjunta an katholischen Priestern. Grad zu der Zeit lieferte Ratzinger zu dieser Praxis die Ideologie mit seinem Dschihad gegen die Befreiungstheologie.
Doch doch, manchmal beschleicht mich schon das Gefühl, daß mal wieder Einer kommen müßte in seinen Quadratlatschen und die Tempel von vorne bis hinten ausräumen müßte. Der hat das Ganze dann zwar mit seinem Leben bezahlt, aber er hat etwas Besonderes bewirkt, das uns offensichtlich bis heute verfolgt.
Wir könnten hingegen Rom auch vollständig verbrüsseln und Herr Barroso wird Hauptverweser der Filiale am Tiber, ein draghischer Adlatus stünde ihm zur seite. Hauptverwaltung ist dann Berlin dort warten zwei christlich Vorbeleckte eh´ auf Höheres, wie wär´s mit einer Päpstin?
Eine Schnaps-Idee: Der „Glaube“ das eine Papst von Lateinamerika oder Afrika moderner denken und handeln wuerde. Zumindest die Anglicans haben schon erfahren das ihre afrikanischen Kirchenfuersten noch viel rueckstaendig-konservativer sind als ihre Kollegen in Britanien und USA. In Mexiko betreibt die katholische Kirche noch ein Kloser in welchen sich die „Glaeubigen“ auspeitschen zur „Reinigung“. In Brasilien kaempfte die Kirche verbissen gegen die Schwangerschaftverhuetung und gegen alle mitte-links Parteien und Bewegungen weil Sozialprogramme „zu Abhaengigkeit leiten“. In Argentinien has ein Bundesgericht jetzt gerade die katholischen Kirchenfuersten beschuldigt die rechte Militaer-Diktatur (1976-84) unterstuetzt zu haben.