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Investigativer Journalismus: Doppelmoral als Beruf

Keine Ehefrauen, keine Handys, keine Hunde, so lauten die Regeln in seinem Club, sagt mir mein englischer Freund noch lachend am Telefon. No spouses, no mobiles, no pets. Das muss man sich erst mal trauen. Ich nehme die U-Bahn bis Covent Garden und stehe vor dem Garrick Club, einem jener Orte, die normale Menschen nur hereinlassen, wenn sie von einem Mitglied des Gentlemen’s Club begleitet werden.

Wir sind mitten im Theaterbezirk Londons, die Boulevardbühnen wirken wie Touristenfallen, die Shaftesbury hat inzwischen etwas von der Reeperbahn. Heruntergekommene Tradition, verblichene Klasse. David Garrick, der Namensgeber, war ein großer Schauspieler des achtzehnten Jahrhunderts, der Club ist aus dem neunzehnten. Im Club ist die alte Welt noch in Ordnung, es treffen sich Galeristen, Impresarios und eben Journalisten, jedenfalls ab einer gewissen Klasse. Wer nach Preisen fragt, gehört hier nicht hin.

Man schreitet über ein monströses Treppenhaus in der ersten Stock. Paul holt Drinks von der Bar, und es bricht schon nach dem ersten Schluck aus ihm heraus. Er lästert über einen englischen Verfassungsrichter namens Leveson, der sich in Australien in Luxushotels herumgetrieben habe. Er sei in Sydney im Shangri-La Hotel gewesen, wo ein Zimmer 620 Pfund koste. Das müsse man sich mal vorstellen, dafür müsse eine alte Frau lange stricken. Und dieser Kerl wolle „Lord Chief Justice“ werden.

Wir gehen zum Essen in den Dining Room, und er überreicht mir das versprochene Dokument. Vor uns liegt ein Bericht mit zweitausend Seiten, den eben jener Leveson über den Zustand der englischen Presse, namentlich das Reich des Rupert Murdoch, nach einer 17-monatigen Untersuchung geschrieben hat. Es war einiges vorgefallen.

Im Rahmen ihres investigativen Journalismus hatten Pauls Kollegen  bei der inzwischen eingestellten „News of the World“ einen Privatdetektiv aufgetan, der aus seiner Butze in Hampshire die Mailboxen von Prominenten abhören konnte. Es ging nicht nur um Liebesgesäusel der Royals. So durften Polizei und Eltern des getöteten Schülerin Milly Dowler lange glauben, das entführte Kind lebe noch, weil man bemerkte, dass es seine Mailbox angewählt hatte. In Wirklichkeit waren das aber die Investigativen, die etwas „Saftiges“ für ihre nächste Story brauchten und sich in das Handy des getöteten Kindes einhäckten. Im deutschen Branchenjargon nennt man solche Recherchen „Witwenschütteln“.

Auch die Eltern der verschwundenen Madeleine McCann gehörten zu den Opfern einer Presse, die ihre Würde mit Füßen trat (sagt der Leveson-Report). Ein Aufschrei ging durch’s Land. Die Untaten sind auf den 1987 Seiten nachzulesen, die vor uns liegen. Paul findet zwar auch, da sei einiges ein wenig aus dem Ruder gelaufen, aber der Boulevard sei so. Er selbst schreibt für etwas, das er Qualitätspapier nennt.

Paul sieht nun die Gefahr, dass eine Kontrollbehörde eingerichtet wird, mit der der Staat die freie Presse in den Griff kriegen wolle. Regulierte Presse in einer Demokratie? Russische Verhältnisse in Westminster? Der konservative Premierminister stellt sich noch gegen einen solchen gesetzlichen Rahmen, wie der Leveson-Report ihn vorschlägt. Paul weiß nicht, ob die Dämme halten, wie er sagt; er ist wirklich aufgebracht. Er fürchtet, dann seine Informanten benennen zu müssen.

Jedenfalls seien die Methoden, mit denen man sich geheime Unterlagen beschaffen könne, dann so eingeschränkt, dass man nicht mehr arbeiten könne. Seine Wut lässt ihn Klartext reden. War zunächst nur von „empfindlichem Material“ aus „Quellen“ die Rede, so sagt er jetzt bitter, dann könne er sich ja künftig das Schmiergeld für Beamte und Bullen sparen. Ups.

Und dann wieder das Luxus-Hotelzimmer von Lord Justice Leveson in Sydney. Und die Honorare: Der Staatswalt Robert Jay habe 120 Pfund in der Stunde gekriegt. Dafür müsse eine alte Frau lange …(jetzt sagt er nicht mehr stricken, sondern etwas, das wiederzugeben mein Schulenglisch nicht erlaubt). Der ganze Scheiß-Report habe den Steuerzahler vier Millionen Pfund Sterling gekostet. Während er diese Klage führt, dinieren wir im gediegensten englischen Luxus.

Das Garrick ist vom Allerfeinsten. Ich bin zu höflich, um zu fragen, was ein Zimmer im Garrick kostet; billiger als das Shangri-La in Sydney ist es garantiert nicht. Wir zerschneiden butterzartes Beef, nippen Minzsauce und trinken alten Port, während wir die Welt da draußen daran messen, was eine alte Frau für’s Stricken oder für’s …(na ja, Sie wissen schon) kriegt. Journalisten haben sich den Sinn für Doppelmoral operativ entfernen lassen. Das nennt man „deformation professionelle“, Berufskrankheit.

Darf eine zivilisierte Gesellschaft einen unzivilisierten Journalismus zulassen? Das ist die Kernfrage. Paul sagt: sie muss oder sie verkommt zu einem totalitären Scheißland. Ich kann mich nicht entschließen, ihm Recht zu geben. Dazu ist der Machtmissbrauch der Murdoch-Presse zu offensichtlich.

Steht die investigative Presse außerhalb der Rechtsordnung? Heiligt im Journalismus der Zweck die Mittel? Sind Persönlichkeitsrechte von Promis oder Opfern „geiler“ Fälle ein Dreck? Wenn eine zivile Gesellschaft das zulässt, entgleitet sie in eine Mediendiktatur, in den Anarchismus von Empörungsmanagern, die ihren Schnitt machen wollen.

Paul findet, das Risiko sollten wir eingehen. Schließlich ginge es um die Wahrheit und um nichts als die Wahrheit. Wir einigen uns darauf, dass wir unterschiedlicher Meinung sind. Darauf spendiert er seinen Geheimtipp, nämlich einen Single Malt Welsh Whisky namens Aur Cymru (walisiches Gold) aus Penderyn, für den eine alte Frau aber nun wirklich sehr sehr lange… Aber das kennen Sie ja schon.

 

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2 Gedanken zu “Investigativer Journalismus: Doppelmoral als Beruf;”

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    London also doch Weltmusik-Metropolis ? Wer haette im 17ten Jahrhundert in London/England geglaubt – der „English Country Dance“ wuerde drei Jahrhunderte spaeter -mit einem leicht afrikanischen Akzent von „New Spanien“ (heute Mexiko ) mit Jungendlichen von Venezuela als „Danzon“ wieder in „besten Kreisen“, wie Royal Albert Hall, bejubelt wuerde? Es war eine lange Weltreise fuer den „English Country Dance“ des 17ten Jahrhunderts. Die Franzosen hatten keine Lust sich mit englischer Aussprache zu bemuehen – aber sie adoptierten den „Olde English Country Dance“ als „contre danse“. Mozart nannte es in seinen Komposition „Contradanza“. Die spanischen Kolonialeliten in Kuba tanzten den Modetanz des 18ten Jahrhunderts. Aber von Anfang an waren die Musiker in den Amerikas von afrikanischer Abstammung: Bernal Diaz del Castillo, berichtet in seiner „Geschichte Eroberung Mexikos“: Als Hernan Cortez 1519 mit seinen 400 Leuten und 15 Pferden am Strand von Veracruz lagerte und die Eroberung des ihm noch unbekannten Aztekenreich vorbereitete – aergerte er sich ueber die naechtliche „Trommelei“ der afrikanischen Sklaven welche er auch von Kuba nach Veracruz mitgebracht hatte . Im 19ten Jahrhundert war die „Contradanza“ zunaechst noch der Tanz fuer anstaendige spanische Kolonialherren in Kuba. Aber nach 1870 verwandelten die „farbigen“ Musiker die „Contradanza“ in den „Danzon“ – mit etwas afrikanischen Rythmus und Trommelei. Bis nach der Mitte des 20sten Jahrhunderts war der „Danzon“ der wuerdige Modetanz in Kuba, Puerto Rico (als „Danza“), – aber besonders in Mexiko! Der „DANZON NO.2“ welchen die Londoner in Royal Albert Hall bejubelt haben, ist von dem mexikanischen Komponisten Arturo Marquez. Die Berliner Philharmoniker haben sich auch mit „Danzon No. 2“ befasst – aber da fehlt der Geruch von Mangos und die Briese vom tropischen Strand, und es fehlt das Wedeln der Kokospalmen – wie im „Danzon No. 2“ dirigiert von Gustavo Dudamel – welcher einer der hunderte tausenden Jugendlichen Venezuelas ist, welcher die Musik entdeckten durch das musikpaedogogische „Sistema“ der Jugend-Gemeinde-Orchester, welches Prof. Jose Antonio Abreu 1975 gruendete. Heute ist Gustavo Dudamel der Dirigent der Los Angeles/California Philharmonics. Kurz: London macht Musikgeschichte – auch wenn es in England liegt!

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    The Tale of the Two Londons ? Gott sei Dank habe ich England nie besuchen brauchen ! Vancouver war das „englischte“ welches ich jemals erlebt habe – da oben am Pazifik, am Polarkreis in Kanada. Nur an einem Nachmittag – denn ich reiste mit einem Pass fuer $ 50 unberschraenkt fuer eine Woche im Greyhoundbus: El Paso -Denver – Seattle – Vancouver – San Francisco – Salt Lake City – Denver ? – El Paso. Also fuer eine Woche „im Bus“ – da braucht man gar kein Hotel. In meiner Zeit – vor Massentourismus – ging es mit dem Bus – drei Tage Lima – Santiago, oder drei Tage New York – Los Angeles. Wo waren wir ? Ach, ja – London! Trotz der „closeness to the good, normal old world with the good old chaps in the club“ – und nach all dem Jammer mit Beatles und Sting – erscheint jetzt das London als erstklassige internationale Kulturmetropole – auch auf meinem Radar – zumindest computer screen. Zum Beispiel durch das LONDON SYMPHONY ORCHESTRA, mit der neuen Welle der philharmonischen Komponisten Lateinamerikas: Sieh die Musikvideos mit den besten klassischen Komponisten der heutigen Karibikin Verbindung mit der Landschaft welche sie inspiriert hat: MOLINA IMAGENES MUSICA CARIBE (die Serie besteht aus mehreren Videos 01-02-03-04). Wahrscheinlich ist die London Symphony angeregt worden durch das Ereignis in der Royal Albert Hall – sieh DANZON NO.2 . ( Die New York Rechtsanwaelte sind nicht so bescheiden wie die in London: Die Verteidigung der britischen Banken welche jetzt Millardenstrafen erwarten wegen dem „Libor-Fixing“ wird von eine Kanzlei ausgefuehrt deren Rechtsanwaelte $ 955 per Stunden berechenen…)

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