Frauen, die im Jahr 1947 geboren wurden, können sich über 22,17 Jahre Rentenbezug freuen, Männer über immerhin noch 18,81 Jahre. Das ist keine akademische Frage: In wenigen Monate wird die Generation der 1947 geborenen komplett in Rente sein.
Ihre Kinder, die 1970 geboren wurden, müssen zwei Jahre länger arbeiten als die Generation der Väter und Mütter. Und dennoch ist heute schon klar, dass auch sie noch einmal länger Rente beziehen werden als ihre Mütter und Väter: 22,37 Jahre für Frauen und 19,02 Jahre für Männer.
Diese Zahlen des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden zeigen, dass Deutschland immer mehr zu einem Land des langen Lebens wird: Wer im 21. Jahrhundert geboren ist, hat eine mindestens 50-prozentige Chance, seinen 100. Geburtstag zu erreichen.
Diese sensationelle Verlängerung der Lebenszeit wird zu den größten gesellschaftlichen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte führen. Wie sieht ein glückliches 100-jähriges Leben aus?
Klar ist, dass wir schon in Kürze über die Rente mit 67 nur lachen werden. Wo immer mehr Menschen 100 Jahre alt werden, werden immer weniger Menschen mit 67 aufhören wollen zu arbeiten. Warum auch? Um sich 33 Jahre ums Rasenmähen zu kümmern?
Länger arbeiten können wir aber nur, wenn wir künftig anders arbeiten als heute. Teilzeiten und Auszeiten müssen zum Normalfall eines 50- oder 60-jährigen Arbeitslebens werden. Jobwechsel in ganz andere Felder im vierten oder fünften Lebensjahrzehnt werden zunehmen: Auch wer seine Arbeit wirklich liebt, will sie wahrscheinlich nicht 50 Jahre am Stück machen. Wer aber weiß, dass er bis 70 arbeiten wird, kann getrost mit 50 noch mal was ganz neues anfangen. Das macht Spaß, stimuliert die Gehirnzellen und wirkt gegen Verkalkung.
Deshalb ist der größte Reiz eines 100-jährigen Lebens, dass es so viele neue Möglichkeiten schafft. Wer 50 ist, ist keinesfalls alt, sondern hat die Hälfte seines Lebens noch vor sich! Und wer 20 ist, muss keinesfalls ein Turbostudium durchziehen, sondern kann sich immer wieder seine Auszeiten nehmen.
Denn das ist das Versprechen des langen Lebens: Wenn es gelingen soll, brauchen wir Zeitsouveranität über unsere Arbeit. Wir müssen bestimmen können, wann wir wieviel arbeiten. Kann gut sein, dass wir Ende 30 einen Gang runterschalten, wenn die Kinder klein sind und dann mit 52 wieder 120 Prozent bringen. Das wird jeder für sich selbst entscheiden müssen – und auch können.
Noch hört sich das alles utopisch an. Doch der sich schon jetzt abzeichnende Fachkräftemangel wird die Gewichte unabänderlich zu den Arbeitnehmern hin verschieben. Nicht nur Deutschland, die gesamte Welt altern. Manche Nationen schneller, andere langsamer. Doch alle altern. Und ab 2050 gehen die meisten Bevölkerungsexperten auch davon aus, dass die Welt insgesamt wieder schrumpfen wird.
In Deutschland ist der demografische Wandel bereits da. Und er ist die größte Chance, die Arbeitnehmer seit langem hatten, ihre Wünsche durchzusetzen. Natürlich wird auch diese Bewegung wie so viele als Elite-Projekt starten: Die sehr gebildeten, sehr nachgefragten Fachkräfte werden anfangen, von ihren Arbeitgebern flexible Einsatzregeln zu fordern. Wer vier Monate zum Motorradfahren nach Mexiko will, wird dies genehmigt bekommen.
Nach und nach werden sich Sabbbaticals, Teil- und Vollzeitregeln, Auszeiten, und weitestgehend flexible Zeitschemata durchsetzen. Wer sie nicht anbietet, wird keine Fachkräfte mehr finden.
Nun liegt es an den Arbeitnehmern, sich diese Flexibiltät auch zu nehmen. Es ist gut, dass wir länger leben. Die Rente mit 67 ist kein Problem, sondern ein Zwischenstadium auf dem Weg in eine Arbeitswelt ohne jegliche starren Altersgrenzen.
Die Autorin hat vor kurzem „Die Midlife-Boomer: Warum es nie spannender war, älter zu werden“ in der Edition Körber-Stiftung veröffentlicht. http://www.amazon.de/Die-Midlife-Boomer-Warum-spannender-werden/dp/3896840916
Zunächst einmal finde ich den Optimismus von Frau Heckel bewundernswert, diese ständige negative Einstellung von etwa 90% der deutschen Bevölkerung geht mir langsam gehörig auf die Nerven.
Natürlich gibt es genügend Argumente die gegen einen zu hohen Renteneintrittsalter sprechen. Doch um Frau Heckel einmal zu unterstützen: Ist Ihnen noch nie aufgefallen, wieviele Rentner, vor allem Akademiker, nach Ihrem Ausstieg aus dem Berufsleben gesundheitlich und psychisch in sich zusammenfallen?
Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch jene körperlichen Berufe, bei denen es rein technisch garnicht mehr möglich ist, das Renteneintrittsalter noch weiter nach hinten zu verschieben, denn mal ganz ehrlich ein 70jähriger Polizist wird nicht mehr in der Lage sein aktiv Verbrecher zu jagen. Doch warum sie nicht in der Ausbildung der nachfolgenden Generationen einsetzen? Niemand wird sie besser ausbilden können, als die Erfahrenen, die so schnell nichts mehr schocken kann.
Es bedarf in der Gesamtheit gesehen ein konsequentes,drastisches Umdenken in der Alters- und Arbeitspoltik. Der demografische Wandel funktionierte vielleicht vor 20 Jahren, heute ist er längst überholt und eher eine Last..
Oldenburg Holstein. Nie gehört. Ca. 10 000 Einwohner. Liegt bei Lübeck. Darauf einen Pastis!
@ JL
„Ich hoere nur immer wieder vom deutschen Neffen, der Krankenpfleger ist, von der Arroganz der deutschen Aerzte gegenueber den Krankenschwester und – pflegern, sprechen.“
BS
Die meisten Kollgen sind kameradschaftlich und nett zu nurses. In der Medizin ist man auf Teamarbeit angewiesen.
BS
Wenn’s nicht weiter geht, wird der Sarrazin wie ein kleines Männchenan einer Spirale aus dem Hirnkasterl geschnellt. Der Arme kriegt noch ein Wirbelsäulenleiden, Vorsicht. So oft, wie er schon argumentativ eingesetzt wurde, kann er ja nur rechthaben.
Cher Parisien:
So wie sie schreiben:
…..zu grob ausgedrückt.
Personen mit Hochschulstudium habe im uebrigen oftmals ein hoeheres Einkommen und damit auch eine hoehere retraite….
Ist es auch mit ihrer Stellungnahme zu meinem Beitrag
…Alles schön und gut (“Meine deutschen Verwandten waeren nicht auf die Universitaet gekommen wenn nicht ein Mr. Picht sozialdemocratic Bildungsreformen durchgefuehrt hat.”) Aber was bringt das ganze Studieren, wenn die Akademiker danach nicht genug Arbeit finden, wenn haufenweise junge Akademiker z.B.in Spanien arbeitslos sind und man andererseits so wenig Leute für einfachere Arbeiten hat, dass man sie importieren muss?
Sie leben leider immer noch eim 19 Jahrhundert des Bildingsbuergertums, wie man in der deutschen Sprache sagt.
Und was sie hier schreiben:
Die Sozialdemokraten haben auf Masse in der Bildung geachtet, die Qualität der Bildung aber vernachlässigt
ist pardon absoluter bullshit
Und was die Stadt Oldenburg betrifft in dieserr Region und noerdlich davon wohnen meine deutschen Verwandten
Ihnen ist leider bei ihren guten geograhischen Kenntnisse entgegen, dass es noch ein zweites Oldenburg in Holstein gibt.
Und ich kenne auf die Frage wo liegt Oldenburg in derr Regel nur die Antwort Oldenburg bei Bremen.
Und hier einen Masszab für die qualitaet des Bildungswesens in Deutschland abzuleiten, c`est ridícule
Bildung heisst nich per se geograhische Kenntnisse nachzuweisen.
Was wäre wohl wenn ich sie nach Java frage…?
Ihre Kenntnisse in Java beschraenken sich vermutlich auf die Insel Java oder den dort angebauten Café
wenn ich Gymnasiasten danach frage bekomme ich andere antworten 🙂
Bildungsinhalte wandeln sich, sie sollten sich vielleicht einmal von ihren bildungsbuergerlichen Idealen verabschieden.
Das Grundkompetenzen immer zum Standard von Bildung gehoeren, darueber sind wir sicherlich d`accord, aber auch in den Bildung heisst es
panta rhei
Und die heutige Vermittlung von Bildung ist meiner persoenlichen Meinung nach besser als vor 50 Jahren
L´exception confirme la règle
Wass ihre Kritik an der “ Massenbildung “ betrifft, da befinden sie sicher sehr gut auf den Spuren von M. Sarrazin
In dem Zusammenhang empfehle ich ihnen diese Veroeffentlichung:
http://www.von-galton-zu-sarra.....ehrung.htm
http://dastandard.at/134294791.....ntelligenz
Und was ihre immerwaehrende Geschichten von den Krankenschwester betrifft.
Ich hoere nur immer wieder vom deutschen Neffen, der Krankenpfleger ist, von der Arroganz der deutschen Aerzte gegenueber den Krankenschwester und – pflegern, sprechen.
Weil: die Aerzte habe eine akademische Ausbildung, die Krankenpfleger nicht…..
Und was den Ausbildungsstandard in Deutschland betrifft:
Seien sie gluecklich, dass sie neben den Akademikern so einen hohen Standard bei ihren Facharbeitern haben, der oftmals sem standard eines American engineers entspricht.
Wo waere wohl heute die deutsche Wirtschaft ohne diesen backbone!!!
Daher seien sie froh, dass sie einen Herrn Picht und einen Herrn Friedeburg hatten, die die skandinavische sozialdemokratische Bildungspolitik als Vorbild ansahen.
Cher Jean-Luc,
„Wo sehen sie einen Unterschied zwischen Akademikern und Arbeitern?“
Hier: „et disposant de 41 annuités de cotisation pour la génération née en 1952“
Akademiker: ca. 24+41=65
Arbeiter war allerdings zu grob ausgedrückt. Pardon, wollte es mir da wohl einfach machen. Es gibt in der Tat andere Beruf, die mit 19 den boulot anfangen. Aber Leute mit Hochschulstudium doch wohl nicht.
sorry:
Cher Parisien
Cher Paisien
zu ihrer Information:
Bénéficiaires : les salariés ayant commencé à travailler à 18 ou 19 ans (cinq trimestres cotisés à la fin de l’année civile de leurs 20 ans) et disposant de 41 annuités de cotisation pour la génération née en 1952 (pour les personnes plus jeunes, voir ci-dessous dans ce même article). Tous les régimes de retraite sont pris en compte : salariés du secteur privé, agents de la fonction publique, professions libérales, agriculteurs, commerçants et artisans. Par rapport au dispositif mis en place en 2010, ces bénéficiaires pourront faire valoir leurs droits à la retraite neuf plus tôt pour ceux nés en 1952, deux ans plus tôt pour ceux nés en 1955… Le dispositif „carrières longues“ concernait jusqu’à présent seulement les personnes ayant commencé à travailler à 17 ans et avant.
aus:http://www.gauchemip.org/spip.php?article16237
http://www.lemonde.fr/politiqu.....23448.html
Wo sehen sie einen Unterschied zwischen Akademikern und Arbeitern?
Pst! Die Mehrzahl der Nationen auf diesen Planet werden einige der selben Fragen beantworten muessen. Deutschland ist nicht „ueber alles“ – auch nicht in der Rentenfrage, Arbeitskraefte, Pflegepersonal usw. In der New York Times, China Daily, Estado de Sao Paulo – sorgen sich „Denker“ ueber aehnliche Probleme. In Brasilien/Lateinamerika ist jetzt die Zahl der Kinder – glaub’s oder nicht – per Frau – wie in Schweden. (Trotz herdenartige Familien im Hinterland). Auch in Mexiko ist jetzt die Rate 2.2 Kinder per Frau. Die Lebenserwartung steigt in den Entwicklungsnationen. Naturgemaess werden sich die Deutschen „ueber alles“ verueckt machen ueber die Zukunft nach 2050. Schau – unsere Grosseltern am Anfang des vergangenen Jahrhunderts hatten noch ein halbes Dutzend Kinder. Ihre Eltern teilweise ein Dutzend. Dann ist doch alles anders gekommen – der 1914-1918 hat nicht nur die Zahl der Maenner veringert, sondern auch die Zahl der moeglichen Ehemaenner. 1939-1945 hat dann noch einmal fuer eine verkleinerte Bevoelkerung gesorgt. Es koennen und wahrscheinlich werden unerhoffte Ereignise herniederstuerzen in der Zukunft. (Die USA baut ein neues Militaermedizinzentrum in Ramstein fuer $1.2 Millarden! For future operations…) Die Franzosen machen das richtig: Jetzt raus mit 60 und die verbliebenen Jahren „leben“: „Apres moi le deluge!“ Die Leute nach 2050 werden schon ihre eigenen Probleme loesen ohne unsere hektisches Gruebeln. Pflegepersonal, als Beispiel wird sicherlich 2050 schon weitgehen durch viel intelligentere Roboter ersetzt worden sein. Wahrscheinlich auch das Rasenmaehen. In USA glaubte man in den 1970ziger an die kommende 35 Stunden Woche, heute arbeiten sie 50, 60 Stunden, und sind „Service-ready“ 24/7. Wenn ihre weiter unter der Kontrolle der „New Yaaarker“ bleibt – dann wird die Rechnung am Ende sowieso nicht stimmen fuer die Rente.
Diesen Kommentar sehe ich als absolute Verhöhnung vieler Menschen in diesem Land, die täglich unter z. T. unwürdigen Umständen ihren Lebensunterhalt im sprichwörtlichen Sinn verdienen. Ich halte der Verfasserin zugute, dass sie völlig ohne Bezug und Kenntnis der realen Lebenswelt der arbeitenden Bevölkerung sein muss und sie die vielen betreuungs- und pflegebedürftigen Menschen in den Seniorenheimen und den Familien bei ihrer Berechnugn nicht berücksichtigt. Denn mal ganz ehrlich: 100 möchte ich nicht werden bei dem, was mit diesen Menschen so geschieht.
Liebe Frau Heckel!
Mein Einwand ist vor allem, dass wir nicht wissen, ob das Lebensalter weiter ansteigt. Wenn wir weiter Hitzewellen (z.B.) bekommen, wird mancher, der älter ist, an Herz-Kreislaufversagen sterben. Außerdem berücksichtigen Sie nicht, dass der durchschnittliche Anstieg an Lebensalter auch besserer, teilweise übertriebener medizinischer Vorsorge zu „verdanken“ ist. Men kann nicht längere Lebenszeit mit diversen Krankheiten wie Demenz oder Arthrose gleichsetzen mit den Jahren zwischen 65 und 70, wo viele noch gesund sind.
Hinzu kommt, dass es nicht angehen kann, dass Deutsche und Hölländer für südliche Länder schuften, während die Franzosen das Rentenalter gerade wieder auf 60 herabgesetzt haben. Hierzu muss man allerdings anmerken, dass dies nur für Arbeiter gilt, nicht für Akademiker.
Ich würde grundsätzlich flexible Grenzen vorziehen. Außerdem würde ich vorziehen, wenn alle Rentenwerke privatisiert würden und eine staatliche Aufsicht lediglich dafür sorgen würde, dass die Einzahlungen weder verspekuliert, noch in windigen Staatsanleihen angelegt werden. Da in Zukunft so gut wie jeder seine Rente erarbeitet haben wird, müsste an sich Geld in den Rentenkassen sein. Der Anteil derer, die nicht genügend Rente einzahlen, dürfte deutlich abnehmen. Das Problem liegt doch wohl weniger im demographischen Wandel, als an der Art, wie mit den Einzahlungen umgegangen wird. Und effektiv sollte genug Rente da sein, wenn 40 Jahre Zeit ist, sie geschickt anzulegen. Im Prinzip würde mancher auf sein Rentengeld besser aufpassen, wenn man ihm selbst die Verantwortung überließe. Die Rente ist also so, wie sie sich darstellt, eine Art Enteignug. Und den Jungen, die man zu früh in die Schulen treibt und surch G8 mit 16/17 in die Universität (ohne Campus!) bürdet man das ganze Versagen auf wie auch den Deutschen allgemein das vollständige Versagen mediterraner Banken und Wirtschaftsstrukturen. Das kann nicht lange gut gehen.
@ Don Camillo:
Genau richtig.
Ihr Kommentar wäre überzeugender, wenn er mehr Voraussetzungen und Nebenbedingungen (NB) nennen würde. Das versuche ich zu übernehmen.
NB 1: Die Zunahme der RentnerInnen
Die Zahl der RentnerInnen ist nicht 2050 auf einen Schlag deutlich höher, sondern von Jahr zu Jahr ein wenig. Fast alle wirtschaftlichen Entwicklungen (Strukturwandel, Konjunkturen usw), aber auch andere demografische Entwicklungen (Wanderung) sind schneller. Was man für 1 bis 2 % mehr Rentner im nächsten Jahr brauchen wird, kann man rechtzeitig sicherstellen, sogar Pflegekräfte – wenn man es will. Daran zweifle ich aber. Andere Entwicklungen, wie z.B. eine Halbe Mio. Asylbewerber in einem Jahr in den 90ern haben nicht dazu geführt, daß Bäcker fehlten, um sie zu ernähren, das einzige, was knapp wurde, waren Unterkünfte.
NB 2: Der Anteil transferabhängiger Personen
Die Beschäftigten ernähren nicht nur die RenterInnen, sondern auch Kinder, Jugendliche, Studierende und Arbeitslose. Deren Anteil an der Bevölkerung wird geringer, so daß die Belastung durch mehr RentnerInnen mehr oder weniger ausgeglichen wird.
NB 3: Fachkräfte
Wenn der angebliche Fachkräftemangel mal kommt – aktuell zeigen die den arbeitslosen Fachkräften angebotenen Löhne und Arbeitsbedingungen das noch nicht – wird man auch dieser Not durch Umschulungen und rechtzeitige Ausbildung begegnen und kann dann auch älteren ArbeitnehmerInnen attraktive Angebote machen, wenn sie länger bleiben. Diese Leistung muß sich aber lohnen (für beide Seiten) Daraus folgt nicht, daß alle länger arbeiten müssen.
NB 4: Produktivität und Wachstum
Wenn ich mir Silvester vornehme, jede Woche ein Buch zu lesen, kommt nach der ersten Woche eines hinzu (100 % mehr), in der 2. Woche auch (50 % mehr) und zum Jahresende das 52. Buch (2 % mehr). Die dafür nötige Produktion würde aber nicht mal wachsen, wenn ich jedes dieser Bücher neu kaufe, und bliebe konstant bei 1 Buch/Woche (Nullwachstum). Wenn schon alle Fernsehgeräte, Computer, Waschmaschinen usw haben, braucht man hauptsächlich den Ersatz, den man aber dank Produktivitätsfortschritt immer schneller und mit weniger Menschen produziert. Das sollte zumindest gegengerechnet werden – ist aber kein Argument gegen die Erhöhung des Renteneintrittsalters, denn…
NB 5 Die Dauer anderer Phasen
… wie bei einem Gummiband, das sich überall ausdehnt, wenn man daran zieht, sollte man auch bei der Lebensplanung alle Phasen ausdehnen. Dazu paßt nicht, daß Schul- und Studienzeiten verkürzt wurden, schon Fünfjährige eingeschult werden usw. Bald kommt nach G8 (8 Jahre Gymnasium) auch S8 (8 Monate Schwangerschaft) – wenn man so weitermacht. Aber das wird man hoffentlich nicht. Schon jetzt vertrödeln doch viele nach dem Abitur einige Zeit mit Orientierung.
NB 6 Die Jahresarbeitszeit
Die Produktivität wird ermöglichen, kürzer zu arbeiten. Das läßt einige fordern, dafür die Arbeitszeit zu verkürzen und die Leute weiterhin mit 65 in die Rente zu schicken. Möglich ist das, aber ebenso könnte man das eine (wir werden älter) mit steigendem Renteneintrittalter UND das andere (wir werden produktiver) mit sinkender Jahresarbeitszeit (mehr Urlaub oder kürzere Wochenarbeitszeit) abfangen. Würde man z.B. vier Tage in der Woche arbeiten (20% weniger) und nach dieser Umstellung für jedes weitere Jahr einen Monat später (~8% mehr) in die Rente gehen dürfen, hätte man mehr Freizeit, von denen man sicher profitiert (ob man wirklich so alt wird, weiß man ja nicht) und praktisch einen Generationenvertrag mit sich selbst geschlossen. Ihre „Zeitsouveränität“ ist auch eine gute Idee in diese Richtung.
Während Sie die genannten Nebenbedingungen nicht nennen, bringen Sie unglücklicherweise noch die Pro-Kopf-Verschuldung zum Schluß in Ihren Beitrag. Die betrifft aber nicht nur die Neugeborenen, sondern auch die schon-Lebenden, die Arbeitenden, die Ihrer Berechnung nach noch über 20 Jahre von einer vermutlich niedrigen Rente werden leben können (müssen), die Rentner, deren Restlaufzeit natürlich geringer ist, die Arbeitslosen, die Studierenden usw. In den nächsten Jahren wird der Betrag ohnehin noch steigen (ich fürchte, extrem steigen), der Wert dieser Schulden durch Inflation aber vermutlich auch wieder sinken. Aber für die Renteneintrittsgrenze ist das alles unerheblich.
Erlauben Sie, Frau Heckel, dass ich Ihre Träume in frage stelle: Ich habe mir vorgenommen, meine Kinder und jetzigen und künftigen Enkel vor der ´Dicken Bertha` und der ´Bazooka` zu bewahren. So haben alle meine Kinder eine euroausländische Sprache gelernt und haben mehrjährige Auslandsaufenthalte genossen, die sie dazu befähigen, auch an anderen Flecken dieser schönen Welt zurecht zu kommen. Dank Internet, sind sie nämlich überall zuhause. Diese Vorkehrungen treffen zeitlich ziemlich genau mit dem Datum zusammen, als Einer gesagt hat: „Die Renten sind sicher!“
Ich hab´ nicht immer recht, in den seltensten Fällen sogar, weil ich wie Sie, nicht in die Zukunft sehen kann, aber dass Kinder ´ihr Recht` bekommen, dafür fühle ich verantwortlich. … Das Recht, ein freies Leben zu gestalten, wird ihnen u. a. genommen, wenn man auf deren Geburtsurkunde einen Schuldschein über 30.000 € druckt, für Schulden, die eine Gesellschaft im Namen der vorausgegangenen Generation eingegangen ist.
Ihre Träume wollte ich damit aber nicht weiter stören. … zum Einschlafen habe ich mir angewöhnt, die vielen vielen deutschen Schäflein zu zählen, das hilft, bestimmt auch Ihnen…