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Neu: Beschneidungen sind nicht (mehr) kriminell

Ich habe meine Meinung geändert. Ich hatte unrecht. Vor einer Woche stand hier: Beschneidungen sind kriminell. Klare Kante, aber es wurde auch zu einem bedachten Umgang damit aufgefordert. Nun: Heute steht hier das Gegenteil. Warum?

Vertreter meiner jüdischen Mitbürger haben sich empört. Muslime in Deutschland haben sich empört. Ich habe zugehört und meine Meinung geändert. Es ist dem deutschen Nationalcharakter eigentlich ein Gräuel zuzugeben, dass er falsch lag. Aber es ist so.

Vieles, was die deutschen Juden vorgetragen haben, halte ich für unangemessen. Insbesondere die Vergleiche des Kölner Urteils gegen die Zwangsbeschneidung von Kleinstkindern mit dem Holocaust gefallen mir nicht. Sie machen einen monströsen Völkermord in politischer Rhetorik zu kleiner Münze. Das geht gar nicht.

Dass die christlichen Kirchen in den Protest der Beschneidungswilligen eingestimmt haben, verwundert mich. Der Messias Jesus von Nazareth ist angetreten mit einer Revision des jüdischen Glaubens und der daraus abgeleiteten Sitten und Gebräuche. Christen taufen ihre Kinder, aber sie respektieren deren Anspruch auf körperliche Unversehrtheit und die Religionsfreiheit.

Ich habe als Christ (und als Protestant, der ich immer mehr bin) meine Amtskirche mit 14 verlassen, aber so viel weiß ich noch: Der christliche Religionsstifter, ein gewisser Jesus von Nazareth, ist als Messias angetreten und hat eine Revision des jüdischen Glaubens gefordert. Einschließlich der Sitten und Gebräuche. Seine Rede war: „Euch ist dies und das gesagt. Ich aber sage Euch, tut das Gegenteil.“

Wir richten nicht mehr Auge um Auge und Zahn um Zahn, wir halten die andere Wange hin, wenn uns auf die eine geschlagen wird. Nächstenliebe, so hat Luther das eingedeutscht. Jedenfalls ist das Alte Testament nicht verbindlich für den Rest der Menschheit. Vielleicht war Jesus auch gar nicht der Messias. Vielleicht hat sogar der Koran recht. Das alles ist in einem Säkularstaat nicht von Belang.

Religionsfreiheit heißt nicht, dass die Religionen jede Freiheit haben. Da dürften sich sonst auch die neuen Religionen, etwa die aus USA stammende Kirche Scientology, einschließen. Haben das die sich jetzt frisch empörenden christlichen Amtskirchen zu Ende gedacht? Religionsfreiheit heißt: Freiheit vom Machtanspruch aller Religionen. Den Staat begründen Recht und Gesetz, sonst nichts.

Nach Recht und Gesetz gehören Kinder und Frauen nicht ins Sachrecht. Kinder sind nicht Besitz ihrer Eltern. Frauen nicht Besitz ihrer Männer. Deshalb dürfen sich Männer wie Frauen beschneiden lassen, wenn dies auf einer freien Willensentscheidung beruht. Grundlade ist ihre eigene freie Willensentscheidung, nicht die ihrer Eltern oder die ihrer Religionsgemeinschaft. Oder einer Sektenzentrale.

An Beschneidungen wurde hier kritisiert, dass sie für die Betroffenen Zwangsbeschneidungen sind, die für die Unmündigen aber eine irreversible Entscheidung bedeuten. Wer das als Staat bestimmten Religionen zubilligt, muss es allen zubilligen. Weil der aufgeklärte Staat nicht zwischen legitimen und illegitimen Religionen unterscheidet.

Damit sei, sagt mir ein jüdischer Freund, in Deutschland jüdisches Leben nicht mehr möglich. Das hat Gewicht, nicht nur aus historischen Gründen. Für muslimisches gilt  wohl ähnliches. Die meisten Muslime, die ich kenne, tun sich schwerer mit öffentlichen Diskursen über religiöse Praktiken, jedenfalls mit argumentativen Diskursen, als meine jüdischen Freunde. Jedenfalls sage ich heute, der Einwand hat Gewicht.

Wie kommt der Staat aus der Falle? Es gibt eine Präzedenz beim Thema der sogenannten Schwangerschaftsunterbrechung. Wir wissen, dass damit irreversibel ein Schwangerschaftsabbruch gemeint ist, was viele die Tötung ungeborenen Lebens nennen. Es stehen zwei Rechte im Konflikt: das Selbstbestimmungsrecht der Frau und das Tötungsverbot.

Mit der Fristenlösung hat der Rechtsstaat einen Weg aus dem Konflikt gefunden. Innerhalb bestimmter Fristen und unter bestimmten Bedingungen bleibt die Abtreibung straffrei. Sie ist damit nicht legal, sie ist straffrei, wird als Straftat nicht verfolgt, was nicht das gleiche ist.

Katholische Fundamentalisten, Papst eingeschlossen, sind nach wie vor empört. Sie schmähen den faulen Kompromiss. Jeder Kompromiss ist für Fundis faul. Was in einer freiheitlichen Gesellschaft gegen die Fundis spricht, nicht gegen den Kompromiss.

Der Staat kann, aus Respekt vor seinen jüdischen und muslimischen Bürgern, die Beschneidung

unter bestimmten Konditionen medizinischer Art straffrei stellen. Der ethische Konflikt ist damit nicht aufgehoben, aber ein Zusammenleben von Menschen gänzlich unterschiedlicher Auffassung möglich. Das wär doch was. Die Politik ist gefordert.

Wenn wir über Nacht unsere Energieversorgung zertrümmern konnten und über Nacht die deutsche Finanzhoheit aufgehoben haben, dann sollte es der Regierung Merkel doch gelingen, ein solches Gesetz schnell über die Bühne zu kriegen.

Die Zwangsbeschneidung also dann eine Straftat, auf deren Verfolgung der Staat verzichtet. Ob das alle Seiten befriedigt, weiß ich nicht. Ich persönlich bleibe aus rechtspolitischen und ethischen Gründen ein Gegner der Sachrechtszuweisung von Kindern. Aber es könnte alle Seiten befrieden.

Das ist das Wesen von Kompromissen: niemand ist wirklich voll zufrieden, aber alle leben halbwegs in Frieden. Das verbleibende Unvergnügen ist das Salz demokratischer Politik.

 

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21 Gedanken zu “Neu: Beschneidungen sind nicht (mehr) kriminell;”

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    @EJ: Selbstverständlich: ich meine die Offiziellen. Die Gläubigen sind die, die zahlen müssen 😉 .

    Schöne Ferien!

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    @ Roland Ziegler: Weil die Religiösen absolut kompromissunfähig sind und sich sogar offen zur Kompromisslosigkeit bekennen

    Kompromisslos haben sich bisher vor allem Hauptberufliche und Funktionäre gezeigt. Und die leben (in engerem oder weiterem Sinne) vom Messerwetzen. – Ich bin katholisch, (zahlendes) Kirchenmitglied. Zwischen unserem Oberscharfmacher und meinesgleichen liegen Welten. Ähnliche Binnen-Differenzen dürften (aller Lebenserfahrung nach) auch andere „Denominationen“ aufweisen.

    NRW hat seit letzter Woche Sommerferien … Bis dann!

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    Wie könnte ein Kompromiss aussehen? Zwischen Vorhaut-dran und Vorhaut-ab gibt es ja keine dritte Möglichkeit. Dennoch könnte es ein Entgegenkommen geben, als Gegenleistung für Straffreiheit. Z.B. indem die Religiösen der gegnerischen Seite nicht sofort die übelsten Motive unterstellen (was z.B. mich, den das Ganze zunächst nicht weiter interessiert hat, gegen sie aufgebracht hat); sie könnten das Grundrecht als solches und die daraus entstehende Problematik ernstnehmen; sie könnten Kindern, die nicht beschnitten sind, trotzdem die religiösen Weihen zuerkennen, die ihnen mit Beschneidung zustehen; sie könnten vielleicht sogar einen Prozess ankurbeln oder wenigstens zulassen, durch den die jeweilige Religion sich besser mit den Menschenrechten arrangieren könnte u.ä.

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    Die Feststellung der Kölner Richter, dass die Beschneidung nicht grundgesetzkompatibel ist, stößt auf erstaunlich wenig Interesse. Stattdessen werden uns die Religionen erklärt und juristische Zweifel am Urteil aus dem Ärmel geschüttelt, als wäre man der bessere Jurist.

    Nun sind die Religionen aber sekundär und das Grundgesetz primär, wenn es um die Gesetze im Staate geht. Und wenn nun die Beschneidung tatsächlich nicht grundgesetzkompatibel sein sollte – und danach sieht es nach dem Urteil doch aus – soll man da sagen: „Egal, wir pfeifen drauf“? Oder soll man bei den Religionen anklopfen und sie bitten, dass sie sich doch bitte an das Grundgesetz halten mögen, auch wenn das schwer fallen sollte?

    Natürlich wollen die das nicht. Klar sagen sie, unsere Regeln sind ewig und unwandelbar und lassen keine Kompromisse zu, weil sie direkt von Gott stammen. Selbstverständlich sind die sofort beleidigt und drohen mit dem Auswandern. Obwohl die Jahrhunderte doch auch das Gegenteil gezeigt haben. Wo liegt die Philosophie der Liberalität? Im Betonieren der Starrheit aller Religionen? Oder nur einiger, privilegierter Religionen?

    Oder im Dicke-Bretter-Bohren? Weil die Religiösen absolut kompromissunfähig sind und sich sogar offen zur Kompromisslosigkeit bekennen, bleibt nur, die Tat straffrei zu stellen, wenn man sie nicht als Mitbürger vergraulen will.

    Immerhin müssen sie dann zur Kenntnis nehmen, dass sie aus staatsrechtlicher Perspektive ein Unrecht begehen, auch wenn das nicht bestraft wird. Vielleicht ist das ja dem einen oder anderen doch nicht gänzlich wurscht. Die Pro-Vorhautler machen dabei im Gegensatz zu den Contra-Vorhautlern ein echtes Zugeständnis. Ihnen bleibt nur Salbe + Mitgefühl (denn es IST für viele von den Jungs ein Problem). Ein einseitiger „Kompromiss“.

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    @jan. z. volenz
    Naja, ich dachte eher an den 30jährigen Krieg, vielleicht an den Limes aber das mit Römern, Kelten und Germanen ist vielleicht Ursache von allem.
    Interessante für uns Deutsche, auch mal Objekt ethnologischer Betrachtungen aus Übersee zu sein 😉

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    @derblondehans
    „Eine juristische Lösung wird wohl nicht möglich sein. Oder?“
    @Roland Ziegler
    „..aber eine höchstrichterliche Rechtsprechung, damit diese Begründungslinie – so oder so – ein Ende findet, wäre jedenfalls hilfreich.“
    ..die z.B. so aussehen könnte, daß „wider Willen“ Beschnittenen der Rechtsweg offen steht, die früheren Veranlasser solchen Tuns hinsichtlich Körperverletzung zu verklagen. (Ich könnte mir vorstellen, daß es in den USA so ist.)
    In einem solchen Fall würde also (verfassungsgemäß?) das Rechtsgut „körperliche Unversehrtheit“ höher bewertet, als „Schutz religiös bedingter Rituale“. Aber ich bin kein Jurist.
    Die – ich empfinde das so – Belehrung von oben fiele dann weg.

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    „Kompromiss“ ist hier das falsche Wort. Welches Zugeständnis verlangt dieser Kompromiss denn von den Religiösen? Der Vorschlag besteht darin, dass die Religiösen genau das weiterhin tun können, was sie vorher auch getan haben, und der Staat dagegen auch künftig genauso wenig unternehmen wird wie vorher. Weil sonst die Religiösen aus Deutschland auswandern müssten, weil ihre Religion ihnen keinerlei Spielraum bietet.

    Man liest häufig, dass die Kölner Richter das Grundgesetz falsch verstanden hätten. Das klingt ziemlich anmaßend, aber eine höchstrichterliche Rechtsprechung, damit diese Begründungslinie – so oder so – ein Ende findet, wäre jedenfalls hilfreich.

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    Grundsätzlich wollte ich mich nicht zu den Beschneidungen äußern, nicht weil ich befangen wäre, sondern weil ich den Umgang (Kriminalisierung der Eltern) mit dem Thema falsch fand. Vor allem da dieses Urteil zunächst auch nicht anfechtbar schien. Jörg Lau hat mir mit seiner Frage: Wie um alles in der Welt sind wir bloß hierhin gekommen? aus dem Herzen gesprochen. (Quelle: http://blog.zeit.de/joerglau/2.....iheit_5625)

    Nachdem zunächst die Eltern durch ein Landgericht kriminalisiert wurden, soll jetzt ein Gesetz zu Legalisierung der Beschneidung her, doch gerade hier sollte das Wohl des Kindes berücksichtigt werden.

    Für mich kann weder diese Meinung:
    Holm Putzke ist Strafrechtprofessor an der Universität Passau und er gilt als einer der geistigen Väter des Kölner Urteils, nach dem die Vorhautbeschneidung kleiner Jungs aus religiösen Gründen künftig strafbar ist.

    Was das Vertreiben in die Hinterhöfe angeht, so muss ich sagen: Wenn wir zu dem Ergebnis kommen, dass es sich um einen rechtswidrigen Eingriff handelt, dann muss man solche Folgen möglicherweise tolerieren. Wir tolerieren und akzeptieren ja auch, dass das Verbot von Drogen, leichten Drogen, dazu führt, dass die Leute sich verschmutzte Spritzen geben und setzen, und wir akzeptieren auch, dass die Abtreibung nach der zwölften Schwangerschaftswoche möglicherweise dazu führt, dass Frauen auch nach der zwölften Schwangerschaftswoche sich in irgendwelche unqualifizierte Hände begeben.

    Immer, wenn wir ein Verbot haben, droht, dass dieses Verbot irgendwo dann in die Illegalität führt. Aber das ist nun mal zwangsläufig bei jedem Verbot so. (Quelle: Holm Putzke http://www.dradio.de/dkultur/s.....a/1796548/ )

    noch eine unreflektierte Übernahme der Beschneidungsrituale richtig sein. Kinder müssen darauf vertrauen können, dass ihre Eltern für sie da sind und ihnen keine unnötigen Schmerzen oder psychisches Leid (Traumatisierungen) zugefügt werden. Dies ist bei einer Beschneidung von Älteren, die dies später erinnern können abzuwägen, jedes KInd reagiert anders. In Schweden z. B. gibt es auch ein entsprechendes Gesetz. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zirkumzision) Im Moment erlebte man eher Abwehrreaktionen, was für mich nach dem Urteil (Kriminalisierung) doch auch verständlich war. Aufklärung geht eben anders.

  9. avatar

    … eigentlich ist es doch zum schreien komisch. Möglicherweise wird die Ex die Vorhaut nun zur Staatsräson erklären.

    Die ‚amerikanische Lösung‘ scheint mir als die beste. Eine juristische Lösung wird wohl nicht möglich sein. Oder?

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    @ Klaus Kocks Kompromiss

    Genau. Lasst Blut fließen, Demokraten! Legalisiert das Messer in der Hand der Religionen! Zurück zur Wörtlichkeit!

    Es gibt so viele hübsche „Stellen“ in den Heiligen Büchern … Ich reserviere mir schon mal die Übertragungsrechte aus dem Münchner Olympiastadion.

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    Wann bin ich denn Fundamentalist?

    Noch besser !

    … fundamental meint: ‚… mein Bauch gehört mir.‘
    … allgemein meint: ‚… mein Kind gehört mir.‘

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    Ich finde es schade, dass hier Gegner des Schwangerschaftsabbruchs als Fundamentalisten bezeichnet oder zumindest mit ihnen über einen Kamm geschert werden.
    Ich bin auch gegen Abtreibung, obwohl ich mich weder als Katholik noch als Fundamentalist sehe.
    Wann bin ich denn Fundamentalist?
    Wenn ich eine Meinung laut vertrete oder fordere, die nicht mit dem Mainstream geht. Doch eher nicht, sonst wäre das hier zumindest ein Fundamentalistenblog. 😉
    Und wenn doch: Was genau wäre dann überhaupt schlimm daran, ein Fundamentalist zu sein?

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    @KJN: Sehr interessant ihre ethno-kulturelle Teilung zwischen ein „skandinavisches“ und ein „lateinisches“ Deutschland. Das „lateinische“ Deutschland passt auch genau in die ehemalige Siedlungszone der Kelten. Obwohl die Kelten damals wirklich „alle“ abgewandert waren – oder wahrscheinlich doch teilweise vom „Hinterland“ aus die ethno-kulturelle Praegung beeinflusst haben ? Wer die Menschen von keltisch-beeinflussten Ethnien erlebt und kennt (Iren, Irish-American, Nordspanier) – bemerkt bestimmte Verhaltensformen, welches vielleicht auch in der Bevoelkerung des „lateinischen“ Deutschlands bemerkbar erscheinen – im Gegensatz zu den Menschen vom „skadinavischen“ Deutschland. Und in USA bemerkt man gewisse Unterschiede zwischen Nachkommen von Menschen anglo-saechsischer Vorfahren und Menschen der keltischen Regionen Britaniens&Irland. Die Luxemburger und Suedbelgier betrachten sich als Nachkommen von Kelten.

  14. avatar

    Zunächst freue ich mich, dass Sie Ihre Aussage „Beschneidungen sind kriminell“ geändert haben. Leider haben Sie keine Holocaust-Vergleiche aufgelistet, so habe ich ein wenig Probleme darauf einzugehen. Die Feststellung „schwerster Angriff seit dem Holocaust“ (Konferenz Europäischer Rabbiner) ist für mich eine Feststellung und kein Vergleich.

    Als ich unter Ihren Text „Beschneidungen sind kriminell“ bemerkte: „Ich erspare uns jetzt Beispiele, die bei mir aber immer präsent waren.“, wusste ich schon, dass mir die Bilder der Vergangenheit dann doch nicht erspart bleiben würden, so war es wieder eine sehr schwierige Woche und ich brauchte erneut eine Pause. So einfach lassen sich dann Erfahrungen doch nicht aus dem Gedächtnis der Menschen und Völker verbannen. Unsere Entscheidungen sind eben nicht nur von unserem ´Verstand´ (´Vernunft´ und ´Denken´), sondern auch von unseren ´Emotionen´ und ´Körperempfindungen´ abhängig.

    „Seit 1991 haben Emigranten jüdischer Nationalität aus der ehemaligen Sowjetunion die Möglichkeit, als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland einzureisen.“ (Quelle: wikipedia)

    Nachdem ich dies feststellte, habe ich es auch als ein Zeichen gewertet, dass sich in Deutschland vieles geändert hat. Gerade deshalb habe ich das Urteil als sehr unsensibel empfunden.

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    @KJN: „Demut vor der Welt wie sie ist“ – Sie meinen damit die Entfernung der Vorhaut? Die Religion als Bestandteil der Welt wie sie ist: ein Fels in der Brandung, absolut kompromisslos und schnell beleidigt…Vermutlich die größte Prüfung Gottes für seine gläubigen Anhänger.

  16. avatar

    „…Der Staat kann, aus Respekt vor seinen jüdischen und muslimischen Bürgern, die Beschneidung unter bestimmten Konditionen medizinischer Art straffrei stellen. Der ethische Konflikt ist damit nicht aufgehoben, aber ein Zusammenleben von Menschen gänzlich unterschiedlicher Auffassung möglich. Das wär doch was….“

    Ich verrate Ihnen mal was: es ist uns egal. Nicht ein einziger jüdischer oder muslimischer Junge wird wegen eines Urteils eines in verfassungsrechtlichen Fragen inkompetenten Kölner Gerichtes unbeschnitten bleiben. Entweder werden die Beschneidungen im benachbarten Ausland oder der Türkei durchgeführt oder aber die Krankenkassen werden in den nächsten Jahren einen augenfälligen statistischen Anstieg von Vorhautverengungen bei Knaben verzeichnen, die einen chirurgischen Eingriff erforderlich machen. Ich für meine Wenigkeit will allerdings auf unbestimmte Zeit nichts mehr von Integration oder ähnlichem Quatsch hören.

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    Klaus Kocks schreibt:
    „Jeder Kompromiss ist für Fundis faul. Was in einer freiheitlichen Gesellschaft gegen die Fundis spricht, nicht gegen den Kompromiss.“
    und
    „Die Zwangsbeschneidung also dann eine Straftat, auf deren Verfolgung der Staat verzichtet.“
    sowie
    „..Protestant, der ich immer mehr bin..“
    womit die heilige Verfassungslogik (Wahrheit?..) unangetastet bliebe.
    Damit könnten, so vermute ich, alle leben.
    Wobei ich mir den Hinweis nicht verkneifen kann, daß eine gewisse Demut vor der Welt, wie sie ist („Schöpfung“), anstelle von Verfassungs- und Rechtsidealismus wohl eher im lateinischen Teil Deutschlands zu Hause ist, als im skandinavischen Teil Deutschlands. Ich werte das aber nicht, sondern möchte nur darauf hinweisen, daß unsere – ach so logischen – Erwägungen kulturell überprägt sind.

  18. avatar

    Es geht auch ohne Holocaust und hingenommene Straftaten: Fragt ganz einfach das Kind!

    Wenn das Kind ein heulend Häuflein Elend ist, das Schiss vor der Beschneidung hat, darf diese Straftat nicht gedultet werde. Das ist archaische Kinderquälerei.

    Wenn das Kind es gar nicht erwarten kann, dieses „Mannbarkeits-Ritual“ mitzumachen und angibt sich auf seine Beschneidung zu freuen, dann sollte man aus diesem Fetzen Vorhaut keine Straftat konstruieren. Das ist lächerlich.

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    „It could not happen to a nicer bunch of people!“ Die Amis haben heute andere Sorgen – aber in normalen Zeiten wuerden sie kichern ueber dieses Problem fuer die „Germans“. Ja, „Germany“ ist immer noch und wird noch lange verbleiben als ein „Sonderfall“ welcher immer etwas leichten Zorn erweckt – vielleicht durch die Jahrzehnte der wiederholten Dokumentation im Fernsehen. Es steht ja auch ein „Holocaust Museum“ an jeder Ecke, zumindest aber in jeder „town“ – auch dort wo die Verfolgten und Vernichteten die hispanischen Mestizen und die eingewanderten deutschen Demokraten waren wie in Texas welche von den Confederates ermordert und verfolgt wurden, oder in Florida – wo die Indianer und Schwarzen verfolgt wurden. Aber das Geld fuer die Erinnerunsstaetten fuer diese einheimischen Verfolgten und Vernichteten – kommt dafuer nicht von New York . —Also zwischen den Zeilen bemerkt man jetzt, dass der Michel langsam entdeckt – dass die Hysterie mit Energielaehmung und das „crazy“ Finanzsystem irgendwie nicht geheuer scheint! Ja, wenn man nicht geopolitisch unabhaengig ist – muss man schlucken was der „Fuehrerpartner“fuer seine langfristigen Projekte hinterlistig einloeffelt und da darf man nicht so genau hinsehen und nur schoen „danke“ sagen vor dem U.S. Congress fuer die schoenen „Levy Strauss Blue Jeans“… It could not happen to nicer people… (In USA wird zuckt man die Schulter – „Beschneidung“ – die Religionsfreiheit gestattet den Glauben, aber die Ausuebung des Glaubens koennte durch Gerichte beschraenkt werden. Soweit scheint das noch nicht durch die Justiz entschieden .)

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    Das scheint mir ein guter Vorschlag. Die Abtreibung ist zwar eine andere Problematik (-> Ab wann ist man Staatsbürger? Im Zustand der befruchteten Eizelle, ab der Geburt oder irgendwann dazwischen?), könnte aber offenbar in ihrer (teilweisen) Straffreiheit einen Ausweg zeigen. Auch ich will die Religiösen hier nicht vergraulen; sie sollten aber (ob mit oder ohne Empörung, ist egal) zur Kenntnis nehmen, dass ihre Praxis der Beschneidung gegen das Grundrecht jedes Staatsbürgers auf Unversehrtheit verstößt.

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