Über den Ex-Pastor Joachim Gauck nörgelte Pastor Friedrich Schorlemmer, der künftige Bundespräsident verfüge nur über das „Pathos der Freiheit“, nicht über das „Pathos der Gerechtigkeit“. Aus dem Umfeld der Bundeskanzlerin verlautete zuvor als Grund, Gauck abzulehnen, er „könne nur Freiheit“, sei also monothematisch. Völlig zu Recht schrieb Mathias Döpfner dazu in einem Kommentar für die Bild-Zeitung, immerhin habe Gauck ein Thema, und es gebe wahrlich schlechtere.
Die Frage ist, was man unter Freiheit versteht.
Joachim Gauck hat ein kleines Buch mit dem Titel „Freiheit“ geschrieben. Das Buch hätte aber eigentlich „Ich, Gauck“ heißen müssen, denn man erfährt darin erheblich mehr über seinen Gemütszustand als über den Zustand der Freiheit in der Welt.
Nun versuchen einige Vertreter der früheren kirchlichen Opposition in der DDR, zu denen wiederum auch Schorlemmer gehört, unter der Überschrift „Freiheit, die wir meinen“, eine Antwort darauf zu geben und den Freiheitsbegriff für sich zu reklamieren.
http://www.pnn.de/politik/629904/
Dieses Manifest verdient es, neben Martin Luthers „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ als Beispiel dafür gelesen zu werden, wie evangelische Theologen es schaffen, den Freiheitsbegriff in sein Gegenteil zu verwandeln. Luther bekanntlich schloss aus der inneren Freiheit des Christenmenschen, dass er es nicht nötig habe, für die äußere Freiheit zu kämpfen und begründete damit die verhängnisvolle Autoritätshörigkeit einer Kirche, die als antiautoritäres Bewegung begann.
Hier nun die Luther-Nachfolger aus Ostdeutschland:
„Wir sind wie Joachim Gauck durch diese Diktaturerfahrung gegangen. Uns hat, anders als ihn, nicht der Mangel an Freiheit am stärksten geprägt, sondern unser Kampf, unser Bemühen um ihre Durchsetzung in der DDR. Unser Freiheitsbegriff ist mehr als eine persönliche Selbstbehauptung, die am Ende nur zu einer Freiheit für Privilegierte führt. Wenn wir in der DDR in unseren Freiheits-Texten von Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung sprachen, haben wir damit auch eine grundsätzliche Kritik an der modernen Industriegesellschaft verbunden.“
Neben der unterschwelligen Diffamierung des DDR-Bürgers Gauck, er habe die Diktatur erfahren, andere hätten aber gekämpft, ein Urteil, über dessen Stichhaltigkeit andere urteilen sollen, nicht ich, der ich die Gnade der westlichen Geburt genoss, enthält diese Passage eine Diffamierung der individuellen Freiheit des Citoyen, wie sie Gauck in der Tradition der Aufklärung und der Unabhängigkeitserklärung der USA versteht, als bloße „persönliche Selbstbehauptung, die am Ende nur zu einer Freiheit für Privilegierte führt“. Darüber kann ich mir sehr wohl ein urteil erlauben. Zunächst ist sie direkt der Rechtfertigung aller sozialistischen Diktaturen entnommen, die angeblich für „mehr“ als die persönliche Freiheit kämpften und dafür, leider, leider, die persönliche Freiheit abschaffen mussten. Diese verlogene Position wird aber mit einer „grundsätzlichen Kritik an der modernen Industriegesellschaft“ verbunden. Kapitalismuskritik, die – anders als bei Karl Marx etwa – nicht die Errungenschaften der Industrie, des Kapitalismus und der Moderne anerkennt, sondern sich nach einem vorindustriellen, vormodernen Zustand sehnt, ist – wie Teile der Umweltbewegung und der „antiimperialistischen“ – in Wirklichkeit antimodernen – Blut-und-Boden-Linken – schlicht und einfach reaktionär.
Weiter im Manifest:
„Gaucks Denken über Freiheit ist von dem Begriff individueller ‚Selbstermächtigung’ bestimmt. Uns geht es um die aktive gesellschaftliche Öffnung und um die Freiheit aller. Es kommt nicht nur auf eine Haltung der Freiheit an, sondern auf eine Verfassung der Freiheit. Anpassung war für uns in der DDR keine Option. Wir haben Bevormundungen widersprochen, Freiräume mit anderen und für andere geschaffen und gesellschaftliche Veränderungen eingefordert. Diese Erfahrungen aus der DDR ermutigen uns, kritische Bürger im vereinten, demokratischen Deutschland zu bleiben.“
Die Freiheit aller gegen die Freiheit des Individuums auszuspielen ist erstens ein rhetorischer Trick, zweitens unlogisch, und drittens selbst für Sozialisten unannehmbar. Insofern fallen diese Kirchenleute ganz im Sinne Luthers weit hinter die theoretischen Voraussetzungen jenes Staates zurück, den sie – zu Recht – bekämpften. Im „Kommunistischen Manifest“ beschrieb Karl Marx das ersehnte Ziel der Revolution als „eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“. Und nur so kann Freiheit funktionieren Aus diesem liberalen, antiautoritären Geist heraus schrieb Marx in der „Kritik des Gothaer Programms“ zur Rolle des Staats: „… auch heutig sind die Staatsformen frier oder unfreier im Maß, worin sie die ‚Freiheit des Staats’ beschränken.“ Natürlich war Marx unterm Strich trotz solcher Anwandlungen kein Liberaler, aber ich zitiere ihn hier, um zu zeigen, dass es nicht besonders „links“ ist, das Kollektiv gegen den Einzelnen auszuspielen. Es geht übrigens bei den von der Amerikanischen und der Französischen Revolution verkündeten Freiheitsrechten nicht um „Freiräume“, sondern um unveräußerliche Bürgerrechte, die jedem Individuum zustehen. Das bedeutet in der Tat die „Ermächtigung“ (so übersetzt Gauck das Wort „empowerment“) des Individuums und natürlich der Zusammenschlüsse von Individuen zur Durchsetzung gemeinsamer Interessen. In seinem Buch schreib Gauck, Bedenkenträger (schreckliches Wort!) hätten ihm vom Gebrauch des Wortes „Ermächtigung“ abgeraten. In Deutschland hat das ja auch einen üblen Klang; aber die Ermächtigung, die Freiheit bedeutet, ist ja eben das genaue Gegenteil jener Ermächtigung des Staates, gegen die 1933 nur die SPD stimmte.
Weiter im Manifest:
„Joachim Gauck hat die Erwartungen derjenigen beflügelt, die durch die Beschwörung des Antikommunismus die Freiheit verteidigen wollen. Die dringend erforderliche Kompetenz des künftigen Bundespräsidenten kommt aber nicht aus der Beschwörung der Vergangenheit, sondern aus der Fähigkeit, drängende Fragen der Zukunft zu thematisieren: Wie schaffen wir es, den Angriff der Finanzmärkte auf die Demokratie, unsere Lebensform der Freiheit, abzuwehren, den Skandal wachsender Verarmung vieler bei explodierendem Reichtum weniger nicht länger hinzunehmen, den Raubbau an den natürlichen Lebensgrundlagen zu beenden, das Zusammenleben der Menschen in kultureller und religiöser Vielfalt zu ermöglichen und neue Konflikte friedlich zu lösen?“
Dass Gauck seinen Freiheitsbegriff fast ausschließlich negativ aus dem Antikommunismus ableitet, ist richtig. Überzogen zwar, aber richtig. Und es stimmt auch, dass er dadurch manche unguten Erwartungen beflügelt „Wir sind Präsident!“ jubelt schon die „Junge Freiheit“. Es stimmt auch, dass Gaucks fast reflexiver Antikommunismus ihn zu manchen unrichtigen Urteilen verleitet. Über die Irrtümer der Totalitarismustheorie hat Hannes Stein das Nötige gesagt. Über den Irrtum der Gleichsetzung der DDR-Diktatur mit der Stalin’schen Terrorherrschaft, wie sie Gauck in einem Beitrag zur deutschen Ausgabe des „Schwarzbuchs des Kommunismus“ explizit vornimmt (wodurch er über den Umweg über die Totalitarismustheorie implizit zur Gleichsetzung von DDR-Regime und Nazi-Diktatur gelangt), hat Micha Brumlik unter Rekurs auf Hannah Arendt Richtiges geschrieben. Wenn Gauck der „Occupy Wall Street“-Bewegung unterstellt, deren Anhänger wollten eine Staatsbank schaffen wie in der DDR, dann ist nicht die Occupy-Bewegung „unsäglich albern“, sondern Gaucks Kritik.
Wie aber die Gauck-Kritiker einen angeblichen „Angriff der Finanzmärkte“ (wer, bitteschön sind „die Märkte“? und wie können diese Abstrakta einen „Angriff“ organisieren?) auf „unsere Lebensform der Freiheit“ abwehren wollen, nachdem sie gerade geschrieben haben, dass ihnen die Freiheit des Individuums nicht so wichtig sei; wie sie den Wohlstand der Vielen garantieren wollen, wenn die „die moderne Industriegesellschaft“ grundsätzlich ablehnen; wie der Multikulturalismus der Falle der Rechtfertigung reaktionärer Sitten entgehen will ohne die individuelle „Selbstermächtigung“, aus einem als unfrei erlebten kulturellen und religiösen Milieu auszubrechen; wie der Einsatz für den „Frieden“ der vergleichbaren Falle entgehen soll, reaktionären Herrschern carte blanche zur Unterdrückung ihrer Völker zu erteilen, wie gegenwärtig in Syrien – Antworten auf diese Fragen bleiben uns Gaucks reaktionäre Kritiker schuldig.
Freilich hat sich Gauck – der sich gelegentlich als „links, liberal und konservativ“ – also everybody’s darling – bezeichnet hat – ein Hintertürchen offen gelassen, das es ihm ermöglicht, die Sache mit der Freiheit nicht so ernst zu nehmen. Zitieren wir den Präsidenten-Macher Jürgen Trittin, der vermutlich als linker Grüner inhaltlich eher auf der Linie der oben zitierten Gauck-Kritiker aus dem Osten liegt als auf der Linie Gaucks:
„Wir haben uns deswegen bereits vor 20 Monaten für einen wertegeleiteten Konservativen entschieden, der in seinem politischen Leben immer für Freiheit und Verantwortung gestanden hat. Sein Freiheitsbegriff ist ein anderer als der der Neoliberalen.“ Und: „Gauck definiert Freiheit als Freiheit zu Verantwortung. Das trifft sich mit unseren Vorstellungen von Freiheit in der Verantwortung.“
Sofern die Begriffe „Freiheit zu Verantwortung“ oder „Freiheit in der Verantwortung“ überhaupt etwas bedeuten, sind sie Euphemismen für die Einschränkung der Freiheit im Namen der „Verantwortung“ – der Verantwortung für die Umwelt etwa, für künftige Generationen, für „kulturelle und religiöse Vielfalt“, für die religiösen Empfindungen von Fanatikern, für den Frieden, für „Werte“, für den „gesellschaftlichen Zusammenhalt“, was weiß ich.
Anstatt abstrakt über Freiheit, Selbstermächtigung und Verantwortung, Freiheit für alle oder Freiheit des Individuums zu schwafeln, schlage ich vor, die Freiheit, die wir meinen, konkret zu definieren. Ich kenne keine bessere Definition als die vier Freiheiten, deren Verwirklichung als Kriegsziel der USA und Großbritanniens von Franklin Delano Roosevelt und Winston Spencer Churchill im „Atlantikcharta“ festgelegt wurden, die als Grundlage der Vereinten Nationen dienen, und die Norman Rockwell so wunderbar illustriert hat:
http://en.wikipedia.org/wiki/Four_Freedoms_(Norman_Rockwell)
1. Freiheit der Rede
2. Freiheit der Religion.
3. Freiheit von Mangel
4. Freiheit von Furcht
Es sind zwei „positive“ Freiheiten – Freiheiten „zu“ etwas, und zwei „negative“ Freiheiten – Freiheiten „von“ etwas. Wer in diesem Sinn freiheitlich denkt und handelt, wird nicht Freiheit und Gerechtigkeit, Freiheit und Verantwortung, Freiheit und Sicherheit, die Freiheit des einzelnen und die Freiheit aller, liberal und sozial gegeneinander auszuspielen versuchen. Es sind nicht alle frei, solange einer in Furcht vor staatlicher Verfolgung, Terrorismus oder Kriminalität lebt, Hunger leidet, wegen seiner Religion verfolgt wird – und gegen all das nicht seine Stimme erheben kann. Das sind die Freiheiten, die ich meine.
Andere Freiheiten, die man fordern kann und sollte, etwa die unternehmerische Freiheit, rechtfertigen sich dadurch, dass sie diese Freiheiten stärken. Oder sie sind nicht zu rechtfertigen. Auch die Demokratie steht nicht über diesen Freiheiten. Sie ist ein Mittel, sie zu schützen. Ihre Einschränkung darf nicht mit dem Argument gerechtfertigt werden, die Mehrheit habe das demokratisch beschlossen.
Joachim Gauck und erst recht seine Kritiker aus der ehemaligen DDR mögen aber die Worte aus Lessings „Nathan“ bedenken:
Der Aberglaub‘, in dem wir aufgewachsen,
Verliert, auch wenn wir ihn erkennen, darum
Doch seine Macht nicht über uns. – Es sind
Nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten.
herr posner, alle achtung, das ist eine sehr gute analyse!
Nach einer Fastenwoche und drei Aufbautagen (eine solche Kur und Besinnung kann ich jedem nur empfehlen – und sei es alleine wegen der Verfeinerung des Geschmacks) habe ich das Gefühl, mehr innere und äußere Freiheit gewonnen zu haben; wir haben Freiheitsspielräume (ungeachtet des Determinismus der Hirnforschung oder anderer Präsestinationslehren), können Konditionierungen beeinflussen und neue Muster einüben. Die Grundentscheidung ist, ohne das absolut setzen zu wollen, Erich Fromms „Haben oder Sein“. Damit wird man resitenter gegen die Verführungen und Versprechungen von Zwangs- und Beglückungssystemen systemen aller Art(@ APo: auch gegen die sogenannte „Diktatur des Relativismus“ (Benedikt XVI.), die auch auf diesem Blog west).
Gut, das sind Freiheiten und Unabhängigkeiten, die sowohl in einem autoritären als auch liberalen, sowohl in einer Diktatur als auch in einem demokratischen System errungen und gelebt werden können. Darüber hinaus leben wir natürlich besser (eudaimonischer) in einem System, das sich Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit verpflichtet fühlt.
Chapeau für die vielen interessanten Kommentare!
«Toulouse n’est pas épargnée par la montée générale de l’antisémitisme dans le pays depuis une dizaine d’années, poursuit Marc Sztulman. Il y a eu des actes sporadiques, qui ont monté en gravité à chaque fois. Cela a d’abord commencé par des insultes, puis des agressions physiques, jusqu’à des tirs à la carabine sur la vitrine d’un boucher cacher, mais à chaque fois on nous disait qu’il s’agissait de délits courants. Ce n’est que quand il y a eu une attaque à la voiture-bélier contre une synagogue à Toulouse en 2009 qu’on a enfin reconnu qu’il pouvait y avoir des mobiles antisémites. Et maintenant on s’attaque à une école et à des enfants, jusqu’où cela va-t-il aller?»
„Toulouse ist vom generellen Anstieg des Antisemitismus im Land seit ca. 10 Jahren nicht ausgespart, sagt Marc Sztulman. Es gab sporadische Taten, die an Schwere jedes Mal zugenommen haben. Das begann zunächst mit Beleidigungen, dann folgten physische Attacken bis zu einem Karabinerangriff auf die Vitrine eines koscheren Metzgers, doch jedes Mal sagte man uns, es handele sich um vorübergehende Delikte. Erst nach einer Attacke mit einem Rammbock gegen eine Synagoge in Toulouse 2009 wurde eingeräumt, dass es hier mobile Antisemiten geben mag. Und jetzt greift man eine Schule und Kinder an, wie weit wird das noch gehen?“
http://www.lefigaro.fr/actuali.....tuerie.php
Breaking:
Angriff auf jüdische Schule in Toulouse:
„Gegen 08.00 Uhr morgens hatte der unbekannte Täter vor der jüdischen Schule Ozar Hatorah in Toulouse das Feuer eröffnet: Er erschoss zunächst einen Religionslehrer vor der Schule, ging dann auf das Gelände und feuerte dort wahllos auf Erwachsene und Schüler, wie die Staatsanwaltschaft Toulouse mitteilte. Dabei starben die beiden Kinder des Lehrers im Alter von drei und sechs Jahren sowie ein zehnjähriges Mädchen. Ein 17-jähriger Jugendlicher wurde schwer verletzt.“
http://www.welt.de/politik/aus.....t-ein.html
O-Ton Gauk: ‚Das weltweite Internet bietet alle Voraussetzungen, um die in den ersten zehn Artikeln unserer Verfassung verankerten Grundrechte aller Bürger in diesem Land auszuhöhlen.‘
… no comment …
@derblondehans: Und daraus die Frage, warum England und Frankreich nicht auch Stalin, nach ‘seinem Einmarsch’ in Polen, den Krieg erklärt haben. (Ihr Zitat)
Ich denke, da England und Frankreich in Hitler die größere Gefahr gesehen haben, Sie können mich gerne korrigieren.
Als Deutschland am 15. März 1939 unter Bruch des Münchner Abkommens von 1938 die sogenannte „Rest-Tschechei“ besetzte, wurde offenkundig, dass die anglo-französische Politik des Appeasements gescheitert war. Adolf Hitler hatte die Duldung seiner Revisionen des Versailler Vertrages als Schwäche ausgelegt, nicht als Versuch, Deutschland friedlich in die europäische Staatengemeinschaft einzugliedern. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/D.....griffspakt)
Gerade der Hitler-Stalin-Pakt spielt noch heute in der osteuropäischen Geschichtsschreibung eine große Rolle. Ignoriert und verdrängt: Der Historiker Stefan Troebst erklärt, was die Deutschen vergessen, wieso das Abkommen der Diktatoren bis heute politisch brisant und Erinnern in Europa so schwierig ist. (Quelle: *)
Der Vertrag stand im Widerspruch zu Adolf Hitlers antibolschewistischer Haltung und seiner bisherigen Außenpolitik, ermöglichte ihm jedoch den Überfall auf Polen am 1. September 1939, mit dem er den Zweiten Weltkrieg entfesselte. An seiner Entschlossenheit, möglichst bald einen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion zu führen, änderte der auf zehn Jahre geschlossene Nichtangriffspakt nichts. (Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/na.....index.html)
Der Historiker Stefan Troebst sagt in dem Interview zur Diskussion, ob der Völkermord an den Juden als der zentrale europäische Erinnerungsort gelten kann:
Aus Tschechien etwa war zu hören: Mit dem Holocaust haben wir nichts zu tun, das waren Besatzungsverbrechen der Deutschen, die tragischerweise auf unserem Territorium stattfanden. Auch in Ungarn oder Rumänien spielt dieses Thema kaum eine Rolle in staatlicher Geschichtspolitik oder zivilgesellschaftlicher Erinnerungskultur. (Quelle: * 70 Jahre Hitler-Stalin-Pakt Eine schmerzhafte Wunde http://www.sueddeutsche.de/pol.....e-1.169255)
Hier noch einmal der Artikel aus dem Spiegel: Der dunkle Kontinent (http://wissen.spiegel.de/wisse.....humb=false).
Im Zusammhang mit den staatlichen Institutionen hier noch eine zusätzliche Information:
„In der Schweiz besteht das nationale Parlament aus einem Zweikammersystem mit Nationalrat (Volksvertretung) und Ständerat (Kantonsvertretung) als untereinander gleichrangige und gleichberechtigte Parlamentskammern, die zusammen als Vereinigte Bundesversammlung die Bundesräte (Regierung) daraus jedes Jahr den Bundespräsidenten und den Vizepräsidenten des Bundesrates, den Bundeskanzler, den General (nur im Kriegsfall) und die Bundesrichter wählen sowie über Begnadigungen entscheiden. Die Gesetzgebung erfolgt bei Differenzen zwischen den Kammern in einem sogenannten Differenzbereinigungs-Verfahren.“
Hier noch ein link:
http://de.wikipedia.org/wiki/P.....er_Schweiz
Bei uns herrscht das Konsensprinzip vor, auch wenn es manchmal schwerfällt.
Aber vielleicht liegt es gerade daran dass wir als Bergbewohner schon früh auf die Solidarität aller angewiesen waren siehe auch Artikel von Roger Köppel:
„Popper stellte sich die Frage: Warum eigentlich haben es die Urschweizer auf sich genommen, in der Unwirtlichkeit der Berge zu leben, wo das Dasein hart und der Boden karg war? Es wäre viel weniger anstrengend gewesen, auf den üppigeren Weiden des Tals eine luxuriösere Existenz aufzubauen. Trotzdem gingen die Schweizer in die Berge. Warum? Die Antwort des Philosophen fiel einleuchtend aus: Sie nahmen die Strapazen der Berge auf sich, weil sie zwar arm, aber frei nach ihren eigenen Gesetzen leben konnten. Die Urschweizer zogen ein anstrengendes Leben im Gebirge in Freiheit dem angenehmeren Dasein im Tal vor, für das sie die Herrschaft mächtigerer Sippen oder Clans hätten in Kauf nehmen müssen.“
http://www.welt.de/die-welt/de.....iheit.html
Was Gauck betrifft: Vielleicht sollten die Deutschen ihm eine Chance einräumen.
Sicherlich wird jede Äußerung von ihm zukünftig unter die Lupe genommen.
Angesichts der vielen Diskussionen in Deutschland Beibehaltung, Abschaffung des Bundespräsidenten, hier das schweizerische Modell:
http://de.wikipedia.org/wiki/B.....Schweiz%29
Koennte vielleicht als Modell fuer kuenftige Reformen dienen.
@ Alan Posener
Sie haben Recht mit Ungarn. Wenn Sie sich aber so völlig auf einen einzelnen jüdischen Schriftssteller konzentrieren, kommt das nicht so `rüber. Hier vier Seiten Beispiele über Roma:
Spon: Bea Balázs gehört zu den Entlassenen. Seit April vergangenen Jahres ahnte sie, dass es sie treffen würde. Seit der Gyöngyöspata-Geschichte. In dem Dorf marschierten rechtsradikale Milizen auf. Die Polizei hielt sich zurück, bis die Lage eskalierte. Bea Balázs nicht, sie berichtete darüber, was geschah. Das war ein Grund für das Ende ihrer Karriere, vermutet sie. Aus der Chefredaktion erhielt sie folgende Mail: „Ihre Reportage stellt das Thema – das im Mittelpunkt ausländischer Angriffe steht – nicht passend dar.“
Im Mittelpunkt ausländischer Angriffe? „Nicht die Rechtsradikalen, die durch Gyöngyöspata marschierten, diskreditieren Ungarn. Sondern ich als Journalistin, die davon erzählt, wie Kinder, Frauen und Männer in Angst leben“, sagt die Journalistin. Da war sie wieder, die Denkweise eines autoritären Regimes.
Ihre Reportagen gingen nicht mehr auf Sendung.
Ein gutes Vierteljahr später bekam sie ihre Kündigung: ohne Begründung. Wie so viele andere Kollegen. Bereits fertig gestellte Reportagen von ihr gingen nicht auf Sendung. Seit Januar erhält sie für drei Monate Arbeitslosengeld, dann geht es an die Abfindung. „Wissen Sie, ich bin nicht traurig. Ich glaube, viele und vor allem junge Menschen werden jetzt aufwachen und sich für eine echte Demokratie einsetzen. Das wäre sonst nie passiert“, sagt Bea Balázs.
http://www.spiegel.de/politik/.....-2,00.html
Nachtrag zum TAZ- Artikel (In vino veritas. Oder?)
… abgesehen davon übrigens, dass der Hitler-Stalin-Pakt im Artikel nicht mal erwähnt wird. Und daraus die Frage, warum England und Frankreich nicht auch Stalin, nach ’seinem Einmarsch‘ in Polen, den Krieg erklärt haben.
Für Herrn Posener
Wie die Freiheit aus Schweizer Sicht betrachtet wird:
http://www.welt.de/die-welt/de.....iheit.html
Von Roger Köppel damals noch Chefredakteur bei der Welt
@Katrin Kemmler
Hallo Frau Kemmler,
ein paar Informationen aus der Schweiz:
einige rechtsliberale Intellektuelle finden Sie in der Schweiz unter:
http://www.libinst.ch/?i=organisation
http://www.progress-foundation.ch/organisation.asp
http://www.avenir-suisse.ch/category/team/
Was die Schweizer Medien betrifft fällt mir nur Roger Köppel von der Weltwoche ein:
http://www.weltwoche.ch/
Er war früher auch wohl Chefredakteur bei der Welt.
@ Alan Posener:
Ja, er war singulär.
Inzwischen ist er es nicht mehr. Er war ein singulärer Massenmord in seiner Art und Durchführung. Heute aber entwickelt er sich zu einem banalen Geschäft, einem von vielen.
„Auschwitz ist zu einer Art Markenzeichen geworden, für das Böse an sich und für einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit. Also dafür, wie man erst maßlos sündigen und gleich darauf gewinnbringend büßen kann. „In anderen Ländern beneiden manche die Deutschen um dieses Denkmal“ sagte Eberhard Jäckel als Festredner bei dem „Bürgerfest“ zum fünften Jahrestag der Inauguration des Berliner Holocaustmerkmals. Obwohl der Eintritt frei ist, hat es seine Baukosten hat es seine Baukosten von 25 Millionen Euro längst eingespielt, denn es zählt neben dem Jüdischen Museum, der Reichtagskuppel, der Museumsinsel und dem Checkpoint Charlie zu den wichtigsten Touristenattraktionen der Hauptstadt.“
Henryk M.Broder, Vergesst Auschwitz, KNAUS
@ Alan Posener:
Heute ist meine Heimat stärker als Ihre.
6:0
Bis jetzt.
Allen Berliner Fußballfans empfehle ich zum Frühstück ein Weißbier mit Weißwürsten und saurer Gurke. Hilft gegen den Kater.
Gott mit dir, du Land der Bayern.
objet trouvé
„Joachim Gauck kann der richtige Präsident sein, wenn er ein lernender Präsident wird. Über sich selbst als jungen Mann hat Gauck geschrieben: „Ich war extrovertiert, frech, oppositionell, häufig lernunwillig und faul.“ Faul. Mancher glaubt, seine Fixiertheit auf das eine Thema Freiheit habe etwas mit dieser Faulheit zu tun. Vielleicht ist es also ganz einfach. Und wir müssen uns nur wünschen, Joachim Gauck, der neue Bundespräsident, möge ein wenig fleißiger werden.“
http://www.berliner-zeitung.de.....tem,2.html
Ach, und eine klitzekleine Frage, Herr Posener. Gibt es in Ihren Augen auch einen rechten Intellektuellen? Meinetwegen einen einen rechts-liberalen Intellektuellen? Das ist keine Wortspielerei, ich wüsste gerne, wo man heute Churchill einordnen würde. Dieses linke Wohlfühl-Intellektentum ist mir suspekt.
Des Poseners Wunsch sei mein Befehl. Der taz-Artikel ist sehr einleuchtend, nur leuchtet mein Fragezeichen noch heller. Ich habe es schon einmal gefragt: Worum geht es eigentlich?
Nach jedem Lesen habe ich das Gefühl, der Kommunismus war doch eigentlich nicht so schlimm. Am harmlosesten war der Kordmützen-Kommunismus von Honecker und Co.
Dürfen Opfer des Stalinismus keine Mahnmale haben, weil die in Zukunft nur den Juden vorbehalten bleiben sollen? Das wäre wahrhaftig ein Persilschein für alle zukünftigen Despoten. Verharmlose ich den Holocaust, wenn ich Mahnmale für alle muslimischen Opfer in den arabischen Diktaturen fordere? Opfer-Rivalitäten haben noch nie etwas gebracht und auch Mahnmale helfen nur, wenn man bereit ist, daraus zu lernen.
Meine Freiheiten, wie viele auch immer es sein mögen, sehe ich derzeit akut von links bedroht. Weil die DDR-Vergangenheit nicht verarbeitet ist. Weil sie sich für die besseren Menschen halten. Weil eine SED in einer Linken weiter existiert und in den Neuen Bundesländern Volkspartei-Gewicht hat. Weil diese nicht verdaute Vergangenheit in den Neuen Bundesländern auch noch eine NPD anwachsen lässt. Weil die Worte eines Gabriel ganz anders rezipiert worden wären, hätte ein CDU- oder FDP-Vorsitzender sie geäußert. Was nicht heißt, dass ich rechts verharmlose. Nur da sind wir noch wach. Verpennt haben alle den Antisemitismus, der blüht von ganz links bis ganz rechts und mittendrin.
Kann man nicht bitte beide Phänomene entkoppeln und in die Zukunft schauen? Ich bin mir sehr sicher, dass ein Herr Gauck als Bundespräsident dem rechten Rand die Leviten lesen wird, wenn die ihn falsch verstehen wollen. Beim linken Rand wird kaum jemand Zweifel haben. Insofern halte ich die Idee, er wolle die Verantwortung nutzen, um Freiheit diffus einzugrenzen, für eher ferne liegend.
Bei Beate Klarsfeld bin ich mir bezüglich des linken Randes, der immerhin im Bundestag sitzt, nicht so sicher. Sie ist in Frankreich sozialisiert und hat keine Ahnung, wie Deutschland heute tickt.
Das ist nicht theoretisch im Kreis intellektualisiert, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass Churchill mich dafür nicht entfreunden würde.
@APo
… ich halte die Begründungen in der TAZ für falsch. Es geht letztendlich um immer Macht. Daher: „Ethnien und Religion sind keine Kriegsursachen“
@ 68er: Ich war ja kurze Zeit Mitglied der FDP, so Mitte der 1990er Jahre. Aber auf Dauer halte ich dieses Herumsitzen in Gremien nicht aus. Die meisten Leute, die in Parteien aktiv sind, halte ich für sozial gestört.
@ Alle: Zurück zu Gauck:
http://www.taz.de/Gaucks-verze.....ld/!89802/
Bei den Ruhrbaronen bin ich gerade über folgende Rede des alten und neuen Hoffnungsträgers der F.D.P., Christian Lindner gestolpert:
http://www.christian-lindner.d.....11__2_.pdf
Da werden alle, die nicht lupenreine neoliberale Marktgläubige sind, als Sozialisten klassifiziert. Freiheit ist der Schlüssel zur Glückseligkeit, und der Staat die Wurzel allen Übels.
Wenn Sie schnell sind, Herr Posener, können Sie in der Partei noch Mitglied werden. Aber Sie müssen sich beeilen, bevor sie sich auflöst oder in Splittergruppen zerfällt. Sie könnten dann ja Vorsitzender der FDP/AO werden- ,-)
Herr Posener,
was soll das denn?
„so lange mein Nachbar die Gesetze achtet, muss er nicht mein Bruder sein wollen“
Den Begriff Brüderlichkeit hatten wir hier schon längst durch Solidarität ersetzt. Es geht ja nicht darum, dass der Nachbar die Gesetzte achtet, es geht darum, dass man bei seinem täglichen Kampf um Freiheit schaut, ob der Nachbar vielleicht etwas Hilfe braucht, ob man ihm bei seinem eigenem Streben nach der oder – wie Sie sagen – den Freiheiten helfen kann. Dabei es hilft oft schon, wenn man sich ein wenig beschränkt.
Es geht z. B. um die Frage, ob man sich die Freiheit nimmt auf Kosten anderer zu leben, wenn man Atomkraftwerke betreibt ohne zu wissen, wie spätere Generationen mit dem Müll fertig werden, wenn man Billigprodukte kauft, für die Kinder in Entwicklungsländern ausgebeutet werden etc. pp.
Wie helfen Ihre 4 Freiheiten einem Kind in einem Entwicklungsland das in seiner Familie in Heimarbeit Fussbälle näht, das dadurch keinen Hunger leidet, sich nicht fürchtet, seine Meinung frei äußern und frei beten kann? Siehe da, welch freier Mensch, der von seiner eigener Hände Arbeit leben kann! Ein schlagender Beweis, dass Marx Unrecht hatte, der Kapitalismus gebiert glückliche Menschen. Entfremdung was ist das? Eine weit verbreitete Art seine Freiheit im Kapitalismus zu genießen.
Irgendjemand hier hatte bereits darauf hingewiesen, dass „Gleichheit“ die Gleichheit vor dem Gesetz meint. Da hatten die Amerikaner, wenn ich mich recht erinnere, ja lange eine eher laxe Vorstellung, was man sich darunter vorzustellen hat. Wenn Sie hier das Ideal der „Gleichheit“ mit kultureller Gleichschaltung diffamieren wollen, könnte ich hier auch ein paar Bilder aus Afghanistan oder dem Irak einstellen, um die Auswüchse unseres westlichen Freiheitskampfes zu illustrieren. Das wäre genauso infam und falsch, wie Ihre Konstruktion, „Gleichheit und Brüderlichkeit“ seinen „schon immer der Ausgangspunkt von totalitären Versuchungen und Versuchen gewesen.“
Ich glaube Sie verrennen sich da in einen gut gemeinten Versuch, die Freiheit höher zu halten, als Ihr Arm reicht.
Um mein Problem mit dieser Freiheitsformel mal mit einem Beispiel zu illustrieren: In Amerika gab es lange das Phänomen der Rassentrennung (böse Zungen behaupten, das gibt es noch immer). Wie ist das möglich, wenn man doch eine auf Freiheit gegründete Staatsform hat?
Um dies zu verstehen, schaue ich mir die 4 Freiheitsrechte näher an: „Freiheit der Rede“, der „Religion“, „von Mangel“, „von Furcht“. Ich frage mich: Welches dieser Freiheitsrechte führt eigentlich zur Abschaffung der Rassentrennung? Mit viel gutem Willen vielleicht die letzte Variante: „Freiheit von Furcht“. Aber selbst die ist aus dem Spiel, wenn man sagt, die Schwarzen müssen ja gerade dann keine Furcht haben, wenn sie sich schön an die Spielregeln halten und nicht auf den Parkbänken der Weißen herumlungern.
Umgekehrt betrachtet (Gegenprobe): Mit dem Prinzip der Gleichheit wäre so etwas nicht möglich. Rassentrennung ist ein klarer Verstoß gegen das Prinzip der Gleichheit (im Sinne der Forderung nach „gleiche Rechte für alle“). Wer das nicht will, muss irgendein Prinzip der Gleichheit einführen; Freiheit alleine reicht nicht aus.
@Katrin Kemmler
sorry, ich hoffe dass meine Sätze trotz der grammatikalischen Fehler noch verständlich bleiben.
Soll heißen weiter so im Adam Smithschen Denkschema weil die invisible hand ein Naturgesetz ist ???!!!
Ob die Marktwirtschaft tatsächlich immer so effizient ist, wie es behauptet wird?
Wenn ich mir z.B. einmal die Insolvenzquote der Genossenschaften anschaue:
Insolvenzquote=Insolvenzen je 10.000 Unternehmen
Die eG liegt mit 21 Insolvenzen weit unter den Durchschnitt von 101 je 10.000 Unternehmen
http://library.fes.de/pdf-files/wiso/08964.pdf
http://library.fes.de/pdf-files/wiso/08964.pdf
Da die Börse in Tokio bald schließt werde ich mich auch hier bereits ins sonnige Wochenende verabschieden.
@Katrin Kemmler
Liebe Frau Kemmler,
So leicht fangen Sie mich nicht ein.
Wo will ich Sie einfangen??
Ich verfolge lediglich die Strategie von Danone:
Früher oder später kriegen wir euch alle 🙂
Und den Faden auf zu nehmen (den Herr Posener hier vermißt), nehmen Sie sich doch die Freiheit einmal über den Tellerrand zu blicken.
Wo schreibe ich etwas von Utopien?
Mit meinen Ansätzen, was z.B. alternative Finanzierungsmodelle wie crowdfounding /-financing was alte Gesellschaftformen wie die Allmende, die Genossenschaften betrifft, bin ich sehr konkret und pragmatisch.
Das auf einmal wieder der Begriff “ Eigenkapital “ an Bedeutung gewinnt sind Basel II ist doch auch ein weiterer Indikator dafür, dass sich in unserer gesellschaftlichen-ökonomischen Welt ein Wandel vollzieht.
Nicht die Gier, die Herr Posener mehr oder weniger als d e n Motor für die wirtschaftlichen Wandeln ansieht ist ausschlaggebend für Innovation sondern die Neugier.
Sie schreiben sehr präzise, dass es oftmals die Angst ist die uns von Innovationen abhält.
Versuchen sie doch einmal wieder Ihre (kindliche) Fantasie aus der Schublade hervorzuholen, in die Sie sie wahrscheinlich im Alter von 10/11 Jahren gelegt haben:
Weil ich bin jetzt erwachsen und darf keine dumme Fragen mehr stellen.
Nebenbei, wenn ich in Veranstaltungen (dumme) Fragen stellen, dann bekomme ich oftmals zu hören:
So etwas fragt man/nicht
Soll heißen weiter so im Adam Smithschen Denkschema weil die invisible hand ist ein Naturgesetz!!!
Ob untere wirtschaftlichen Gesichtspunkte der Markt tatsächlich immer so effizient ist, wie es behauptet wird??
Wenn ich mir z.B. einmal die Insolvenzquote mit Genossenschaften anschaue, die nicht zwingend auf eine eindimensionale Profitmaximierung ausgerichtet sind, dann beginnen bei mir schon die Zweifel und kann daher auch Ellinor Ostrom zu stimmen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Elinor_Ostrom
Ostroms Forschung befasst sich mit der Frage, wie sich Menschen organisieren, um gemeinschaftlich komplexe Probleme zu lösen. Sie analysiert, wie institutionelle Regeln sich auf Handlungen von Individuen auswirken, die bestimmten Anreizen ausgesetzt sind, Entscheidungen treffen (müssen), und sich zudem noch gegenseitig beeinflussen, und sie zeigt praktikable, gerechte und effiziente Lösungen für diese Probleme auf.
International bekannt wurde sie vor allem mit ihrem Buch Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective Action (1990), in dem sie sich mit Problemen kollektiven Handelns bei knappen natürlichen Ressourcen, die gemeinschaftlich genutzt werden (Allmenden), beschäftigt. Sie kam zu dem Ergebnis, dass für eine angemessene und nachhaltige Bewirtschaftung von lokalen Allmenderessourcen in vielen Fällen eine institutionalisierte lokale Kooperation der Betroffenen sowohl staatlicher Kontrolle als auch Privatisierungen überlegen sei.
Ob Ostroms Vorschläge tatsächlich die ultima ration für die anstehende Herausforderungen sind ??
Muß einfach einmal offen lassen.
Hier gilt auch panta rhei
Ihren Wunsch nach einer optimalen app die alle Probleme löst respektiere ich.
Aber dass was Sie fordern erinnert mich immer an die Nachfrage nach der eierlegenden Wollmichsau.:-)
Es ist für mich schon aufschlußreich, wenn Sie von mir eine sehr ausgetüfelte app fordern um die Probleme der Welt zu lösen und auf der anderen Seite sich mit dem einfach gestrickten Schraubenzieher von Adam Smith begnügen.
Auf der einen Seite finden Sie es toll dass jetzt auch spotify in Deutschland erhältlich ist und schließen mehr oder weniger eine Weiterentwicklung des Schraubenziehers von Adam Smith aus.
„er hat ganz genau beobachtet wie wir Menschen ticken und uns organisieren können.“
Sein Beobachtungszeitpunkt lag vor 200 Jahren.
In der Zwischenzeit wurde die Relativitätstheorie entdeckt.
Heute im Handelsblatt entdeckt:
http://www.handelsblatt.com/un.....15372.html
Und hier der Beitrag von Biedenkopf:
http://www.handelsblatt.com/me.....94882.html
Da ist es wieder einmal für mich bezeichnet, dass er davon ausgeht, dass die staatlichen Eingriffe die soziale Marktwirtschaft einschränken.
Nirgendwo wird erwähnt dass mittlerweile die Großunternehmen massiven Einfluß auf die Gesetzgebung hat.
Private Public Partnership (nicht direkt bei Biedenkopf formuliert)wird als die Lösung für die finanzielle Notlage der staatlichen Institutionen angepriesen.
Was wäre wohl wenn der aufgeklärte Bürger Einspruch gegen den Derivatehandeln einlegt?
Wird dies wieder als Forderung an den Staat betrachtet?
Oder ist dies nicht auch ein Tel der Freiheit die uns Bürgern zusteht?
Und wenn Ludwig Erhard so oft herangezogen wird.
Herr Biedenkopf scheint diesen Satz von Ludwig Erhard vergessen zu haben:
Wir werden mit Sicherheit dahin gelangen, dass zu Recht die Frage gestellt wird, ob es immer richtig und nützlich ist, mehr Güter, mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder ob es nicht sinnvoller ist , unter Verzicht auf diesen „Fortschritt“ mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Muße und mehr Erholung zu gewinnen.
Und hier noch etwas aus den Tiefen des Netzes:
http://www.spiegel.de/spiegel/.....18071.html
An diese (Neben) Sätze möchte einige von unseren sogenannten Marktwirtschaftlern nicht erinnert werden:
Alzheimer-Effekt ??
Und noch ein Artikel aus dem HB
Die Wirtschaftswissenschaft braucht Werte
http://www.handelsblatt.com/me.....30702.html
@Alan Posener
Da fällt mir spontan ein Zitat von Max Stirner ein:
My concern is neither the divine nor the human, not the true, good, just, free etc., but solely what is mine, and it is not a general one, but is – unique, as I am unique.