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Gute Fragen

„Warum sind die türkischen Jugendlichen heute so friedlich?“ fragt ein Schwimmhallengast den Bademeister in Til Mettes neuester Karikatur für den „Stern“. Die Antwort: „Ich habe 5000 Liter Baldrian ins Becken gekippt.“

Man will ja in der Ära Sarrazin kein politisch korrekte Miesepeter sein, also beschließen wir, das ebenso wenig rassistisch zu finden wie die Kritik von Mettes weniger begabtem Kollegen Bernd Zeller auf der „Achse des Guten“, Baldrian würde es nicht tun, „es müsste schon eine Ladung Östrogen sein“. Sexualneid ist schon etwas Peinliches.

Egal. Außerdem sind wir Vollblut-Germanen selbst Opfer rassistischer Vorurteile. Einer Umfrage der Verbraucher-Community „ciao“ zufolge sind Deutsche das unbeliebteste Volk an Europas Stränden, noch vor den Briten. Angeblich würden wir übermäßig Alkohol konsumieren, herumgrölen, Zigarettenstummel im Sand liegen lassen, den Müll liegen lassen und Liegestühle mit Handtüchern besetzen. Müll liegen lassen? Lächerlich! Wir sind doch keine Türken.

Man muss aber nicht Badegast in einer peinlichen Karikatur sein, um dumme Fragen zu stellen. In der FAZ von Mittwoch berichtet Frank Schirrmacher auf gefühlten zwanzig Seiten, wie er den ersten Mann im Mond, Neil Armstrong, für einen obskuren österreichischen Privatsender interviewte. Und was fragte als erstes der Mitherausgeber des Blattes, hinter dem immer ein kluger Kopf steckt? „Mal ehrlich: waren Sie wirklich auf dem Mond?“ Worauf der Astronaut leider nicht antwortete: „Unter uns, Frank: Nein. Wir haben alles in den Universal Studios in Hollywood gedreht, und ich ärgere mich noch heute über die schlechte Bildqualität. Aber das kommt dabei heraus, wenn man Woody Allen Regie führen lässt.“ Stattdessen sagte Armstrong: „Definitely.“ Aber erst nach einer langen Pause. Jeder darf sich ausmalen, was dabei in seinem Kopf vorging. Oder was im Kopf eines türkischen Jugendlichen vorgeht, der diese Woche den „Stern“ liest.

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11 Gedanken zu “Gute Fragen;”

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    sorry Alan, aber ich mag persönlich Kurden, hier in Hamburg sind Türken ätzend, und ich bin kein Rassist. Ein Freund von mir Anwalt in der Türkei sagte zu mir als ich bei ihm zum Besuch in Istanbul war: „Die Türken? die Deutschen des Islams, bieder wie die Deutschen, aber diese Deutsch-Türken die würde man hier durch den Dorf jagen“.

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    Ein Mann geht in eine Disco und hat ein T-Shirt an, auf dem steht: „Türken haben 3 Probleme“

    Ein Türke kommt auf ihn zu und fragt: „Ey alder, was is das fürn Scheiß?!“ Der Mann antwortet: „Siehst Du, das ist euer erstes Problem, ihr seid viel zu
    neugierig.

    Der Türke geht wieder und kommt nach ein paar Minuten mit einem Kollegen wieder und die beiden schubsen den Mann herum. Der Mann antwortet: „Siehst
    Du, das ist euer zweites Problem, ihr seid viel zu aggressiv.“

    Die Türken ziehen ab und der Mann trinkt sein Bier aus, tanzt noch eine Stunde und geht dann aus der Disco raus. Draußen warten die Türken mit fünf
    Mann, alle ziehen Messer. Er: „Seht ihr, das ist euer drittes Problem, ihr kommt mit Messern zu einer Schiesserei“

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    @Alan Posener

    No joa – obskur klingt ziemlich vorverurteilend, denn „Servus-TV“ ist ein junger Sender vom Red Bull-Produzenten Hr. Mateschitz ins Leben gerufen und ist auf dem Privatsendersektor nicht der schlechteste, sprich, es gibt niveaulosere Privatprogramme, daher finde ich die Klassifizierung „obskur“ – mit Verlaub – fast schon ein bißchen bösartig!
    LG Silvia Berger

  4. avatar

    @ Moritz Berger: Habe übrigens das einzig Vernünftige getan und keinen neuen Fernseher gekauft.
    @ Silvia Berger: „Obskur“ nenne ich den Sender „Servus-TV“, weil er obskur ist.
    @ Ricardo Borghese: Na?
    @ Uniquolol: Von Schwerstkriminalität ist weder bei Mette noch beim Islamophoben Zeller noch bei mir die Rede. Sondern hier ist die Rede von einem generellen Vorurteil gegen türkische Jugendliche. Übrigens galt das Vorurteil einer gewissen hormonell bedingten Unbändigkeit früher gegen männliche Jugendliche allgemein. In meinem reformpädagogisch geprägten Internat waren wir davon überzeugt, man würde uns „Antigeilan“ und „Antischwulin“ in den Muckefuck tun – und ebenso entschlossen, uns davon nicht kleinkriegen zu lassen.

  5. avatar

    Ich mach es wieder die Pferde und erlaube mir im Nachsatz einmal nachzutreten…

    Unsere Diskussion zu ihrem Kauf bei Saturn hat mir auch gezeigt, dass Sie letztlich auch dumme Fragen stellen können 🙂

    Was nennen die Menschen am liebsten dumm? Das Gescheite, das sie nicht verstehen.

    (Ebner-Eschenbach)

  6. avatar

    Sehr geehrter Herr Posener,

    die Frage von Schirrmacher war doch nur ironisch gemeint.

    Und was heißt hier obskurer österreichischer Privatsender?

    Wenn es die Welt und Sie nicht geschafft haben Armstrong zu interviewen….

    Dann sind alle anderen Interviews natürlich nur sehr obskur und auf einem niedrigen Niveau !!

    Es ist herrlich zu sehen, auf welchem Niveau die papierenen Leithengste sich gegenseitig verbeissen 🙂

  7. avatar

    Wenn ich heute Deutsch hoere, drehe ich sofort ab und gehe in eine andere Richtung: Ich lass mir meine gute Laune nicht durch Deutsche stoeren. Im letzten halben Jahrhundert bin ich auf Reisen nach Europa, nur zweimal, fuer kurze Tage, durch D. gereist: Aus Neugierde. Das letzte Mal 2004 – dann schnell weiter zu Erholung nach Wien und Zuerich. Der D. von heute, scheint mir humorlos, oberflaechlich wegen wichtigtuerischen Zeitmangel, hat Furcht vor entspannten Gespraechen, und er „weiss“ alles schon, denn „alles“ hat er von USA Filmen schon gelernt. Aber grausam wird es wenn man den D. an tropischen Straenden in der Karibik bemerkt: Sie sitzen stur in ihren Stuehlen, „konzentriert“ auf ihre Zeitschriften (neues Model BMW, U-Boot 1943, rock news). Der froehliche Laerm von Kindern stoert sie, die karibische Musik ist ihnen zu exotisch, das Rascheln der Palmen hoeren sie nicht, sie sehen nicht die dramatischen Wolkenburgen am Horizont, und der Farbwechsel des Meeres. Dagegen – der Belgier befragt den Strandverkaeufer ueber die soziale Lage der Bevoelkerung, der Italiano hat sich schon mit einer schoenen einheimischen Nixe „verlobt“, das junge paar von Spanien falten ihre Decke und bei jeder Faltung treffen sich ihre Lippen, der junge Franzose fotographiert zwei elegante Caribenas in charmanten Posen und stuerzt sich danach mit ihnen in das Wasser. Kein „German“ hat die Karibik wirkliche gesehen oder erlebt. Der Schweizer und Weltmann Max Frisch erlebte sie nur kurz 1952: „Wenn man nur noch einmal leben koennte! (Homo Faber). Aber ganz ehrlich unter uns – diese Karibik gibt es leider auch nicht mehr, das Maerchen wird nur noch von grossen Kuenstlern beschrieben: Sehe youtube Videos „Freres Dejean Naide“ und „Tabou Combo New York City“…also dann mal nach der Ostsee – ohne exotische Stoerungen!

  8. avatar

    Aha, interessant und welcher österreichischer Privatsender hat sich von Ihnen die Bezeichnung „obskur“ verdient? *staun*

  9. avatar

    Sie fragen, was einem türkischen Jugendlichen angesichts einer derartigen Veröffentlichung durch den Kopf geht?
    Wahrscheinlich das, was einem Deutschen einfällt,wenn er einen Ihrer generalisierenden Kommentare zu den Deutschen liest.
    Manchmal muss der abenteuerlichste Blödsinn herhalten, um die eigene politische Korrektkeit zu demonstrieren.

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