Die Demoskopie ist ein tolles Gewerbe. Von ihr erfahren wir regelmäßig, was die Menschen denken, was sie sich wünschen, was sie können, und was nicht. Da erfahren wir in diesen Tagen beispielsweise, dass die Mehrheit der Deutschen sich lockerere Regeln für Bestattungen wünscht. Aus einer anderen Umfrage erfahren wir, dass Ärzte für unterbezahlt gehalten werden. Und nun teilt uns der Vermögensverwalter Axa Investment Managers mit: Von Finanzen haben die meisten Deutschen nach eigener Einschätzung keine Ahnung.
Nun muss man wissen, dass Axa die Studie diese nicht ganz uneigennützig initiiert hat. Der französische Axa-Konzern, zu dem auch große deutsche Versicherungs- und Finanzgesellschaften gehören, zählt zu den größten Vermögensverwaltern der Welt. Dort setzt man offenbar darauf, dass die eigenen Geschäfte besser laufen würden, wenn die Menschen nur mehr darüber wüssten, wie man sein Geld anlegt. Tatsächlich aber sagen 54 Prozent der Deutschen, dass sie sich mit finanziellen Dingen wenig oder gar nicht auskennen. Deshalb regt der Finanzkonzern nun eine die Vermittlung besserer Finanzbildung in Schule und Ausbildung an.
Na klar, sagt sich da der Bürger, Bildung ist immer gut. Doch es gibt ernst zu nehmende Ansichten, dass Bildung nicht immer hilft. Der Philosoph Friedrich Nietzsche beispielsweise hat sich einmal über den Geschichtsunterricht an deutschen Schulen mokiert: „Der junge Mensch wird durch alle Jahrtausende gepeitscht: Jünglinge, die nichts von einem Kriege, einer diplomatischen Action, einer Handelspolitik verstehen, werden der Einführung in die politische Geschichte für würdig befunden.“
So ähnlich müsste man wohl auch einen Finanzunterricht an den Schulen und Berufsschulen einschätzen. Nach einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts der Hans-Böckler-Stiftung besitzen 50 Prozent der Deutschen nichts als ihre Altersversorgungsansprüche. Das ist ihr ganzes Vermögen. Weitere 30 Prozent besitzen ein Netto-Vermögen von weniger als 100.000 Euro. Ein solcher Betrag reicht in den meisten Regionen des Landes noch nicht einmal für eine Eigentumswohnung. Lediglich die reichsten 20 Prozent der Bevölkerung besitzen ein Vermögen, das den Erwerb von Kenntnissen in finanziellen Angelegenheiten wirklich lohnenswert macht.
Man könnte es auch so ausdrücken: Für die meisten Bürger im Lande lohnt es sich einfach nicht, sich groß mit Finanzdingen zu beschäftigen. Sie besitzen ja nichts, das es zu verwalten und anzulegen gilt. Insofern bildet das Ergebnis der Axa-Studie nur eine sehr realistische Selbsteinschätzung der Befragten ab: Die Mehrheit besitzt nichts, kümmert sich nicht um das Nichts und hat deshalb von Finanzen auch keine Ahnung.
Zu einem ähnlichen Schluss ist man bei Axa selbst gelangt: „Wer investiert, kennt sich besser aus und stuft sein eigenes Wissen auch höher ein“, sagt Karin Kleinemas, Leiterin Marketing Nordeuropa bei Axa Investment Managers. Verknüpft mit der Forderung nach besserer Finanzbildung unterstellt man bei Axa allerdings, dass bessere Bildung zu größerem Vermögen führt.
Das ist jedoch ein Trugschluss. Wie sollen denn junge Berufsanfänger, die heute mehrheitlich von einem unbezahlten Praktikum zum nächsten befristeten Projektjob ohne Perspektive stolpern, Geld investieren? Sie können allenfalls einen Notgroschen beiseitelegen, um die nächste Phase der Arbeitslosigkeit finanziell zu überbrücken. Sollen sie da in die von Axa angebotenen Fonds investieren, bei denen sie erst einmal drei oder fünf Prozent Eintrittsgeld bezahlen müssen? Das wäre recht unvernünftig.
Nein, das einzige Mittel, um das Finanzwissen in Deutschland stärker zu verbreiten liegt darin, jungen Menschen mittelfristige Planungssicherheit durch einen festen Job und ein Einkommen zu verschaffen, das ihnen auch den Aufbau eines kleinen Vermögens erlaubt, das angelegt werden will. Dann klappt es wahrscheinlich auch mit dem gewünschten Anstieg der Geburtenrate im Lande.
Die Deutschen werden immer älter.
So eine Vermögenstabelle müßte nach Alter sortiert sein.
Viele, die nichts als ihre Altersversorgung besitzen, erben noch beträchtliche Vermögen.
Sehr oft leben 3 Generationen im Erwachsenenalter gleichzeitig.
Nach Ihrer Meinung, Herr Köhler, genügt einer Schnecke das Wissen um den Weg zum nächsten Salatblatt. Nach meiner Meinung sollte sie auch wissen, was Igel so treiben.
Nu, da ist aber ein Denkfehler. Sie schreiben,- grob vereinfacht- wer nichts hat, braucht auch nicht zu wissen, was man machen könnte, wenn man was hat.
Dabei könnte das Wissen über finanzielle Möglichkeiten doch sehr hilfreich sein und sogar Anreiz werden, sich ein eigenes Vermögen anzulegen. Und selbst wenn man niemals „mitspielen“ kann, nutzt einem das Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge doch auch, andere Vorgänge, z. Bsp. Debatten in der Poitik zu verstehen. Bildung nutzt vielleicht nicht immer konkret was- sie schadet aber eben auch nicht. Man kann nie genug wissen.