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Warum der Postkolonialismus mir so bekannt vorkommt

In seinem Nachruf für meinen verstorbenen Kollegen Richard Herzinger schreibt der amerikanische Politologe Jeffrey Herf, die Linke habe seit Lenins Zeiten als „zentrale Dichotomie“ die Auseinandersetzung zwischen Imperialismus und Anti-Imperialismus gesehen. Für Herzinger sei aber die Dichotomie zwischen Freiheit und Unfreiheit zentral gewesen.

Das Wort „zentrale Dichotomie“ finde ich etwas hochtrabend. Gemeint ist letztlich das, was Mao Tse-tung den „Hauptwiderspruch“ nannte, dem gegenüber alle anderen „Widersprüche“ sekundär seien. Ich habe das als Mitglied der maoistischen KPD in den 1970er Jahren jahrelang so gelernt und als Kader gelehrt.

Auch darum kommt mir alles an der so genannten postkolonialen Theorie so bekannt vor. Im Kern ist sie nichts weiter als die Wiederbelebung der alten Idee Lenins und Mao Tse-tungs von jener „zentralen Dichotomie“ zwischen dem Imperialismus und den antiimperialistischen Kräften.

Diese Theorie – man müsste eigentlich von einer „Theorie“ in Anführungszeichen sprechen – entstand, wie so vieles bei Lenin, als Antwort auf eine praktische und theoretische Krise. Denn die von Marx und Lenin selbst vorausgesagte internationale proletarische Revolution in den entwickelten kapitalistischen Ländern war ausgeblieben. Die von den Bolschewiki geschaffene Sowjetunion, gedacht als Stütz- und Ausgangspunkt jener proletarischen Revolution, brauchte nun neue Verbündete gegen die kapitalistischen Mächte des Westens. 1920 riefen die Bolschewisten also auf dem „Kongress der Völker des Ostens“ in Baku die kolonisierten Völker zum Dschihad, zum „Heiligen Krieg“ gegen die Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich auf.

Diese Idee wurde in den 1960er Jahren von Mao Tse-tung und Lin Biao wieder belebt. Das kommunistische China brauchte Verbündete nicht nur im Kampf gegen die USA, sondern auch gegen die „sozialimperialistische“ Sowjetunion und rief sich zum Führer der „unterdrückten Völker und Nationen“ aus. Bis heute kleidet Peking seine imperialen Ambitionen in das Gewand einer antiimperialistischen Front, wie es auch die japanischen Imperialisten im Zweiten Weltkrieg taten.

In West-Berlin, Paris und Berkeley begeisterten sich die „68er“ für China und den „Kampf der Dritten Welt“, nicht zuletzt, weil sie – zuhause eine isolierte Minderheit von Akademikern und Kulturrevolutionären  – sich dadurch als Teil einer mächtigen weltweiten Bewegung empfinden konnten. Dabei hätte man sie wegen ihrer antiautoritären Ansichten und libertären Lebensweise in Peking, Hanoi oder Havanna ins Gefängnis gesteckt oder liquidiert.

Aber da kommt der „Hauptwiderspruch“ ins Spiel. Schon Lenin erklärte nach der Konferenz in Baku, der feudale Emir von Afghanistan sei „objektiv revolutionär“, weil er gegen die Briten kämpfe. Und so waren für die Post-68er, die RAF und die diversen K-Gruppen die katholisch-nationalistische IRA in Irland ebenso „objektiv revolutionär“ wie diverse rassistische, schwulen- und frauenfeindliche Rebellenführer und Staatenlenker in Afrika oder Lateinamerika.

Statt „Völker des Ostens“ sagte man damals „Dritte Welt“, heute sagt man „globaler Süden“, aber gemeint ist immer in etwa die gleiche Klientel. Der Postkolonialismus ist im Kern nichts weiter als eine Variante des Leninismus, wie ihn Mao weiterentwickelte: „Welt-Dorf umzingelt Welt-Stadt“.

Die Begeisterung vieler Intellektueller für die postkoloniale Theorie hat auch ähnliche psychische Ursachen wie die Begeisterung der 68er für die Theorien Maos: Eine theoretische Sinnkrise nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989ff und der Wunsch, sich als Avantgarde einer mächtigen internationalen Bewegung zu stilisieren: „Wir sind der Zukunft getreue Kämpfer …“

Und wie die Lehre vom Hauptwiderspruch, so ermöglicht der Postkolonialismus das Aushalten kognitiver Dissonanz: Rassismus ist abzulehnen, aber der Hass auf Menschen, die als Weiße gelesen werden, darunter auch israelische Juden jeder Hautfarbe, ist nicht Rassismus, sondern Ausdruck der Emanzipation der „people of color“. Der ethnisch begründete Nationalismus ist in Europa rückschrittlich, aber im globalen Süden antikolonial, also fortschrittlich. Religion ist Opium fürs Volk und Aberglaube im Dienst der Herrschenden, außer wenn es sich um Schamanen oder andere kulturelle Äußerungen angeblich „indigener“ Völker handelt. Der Islam ist zu respektieren, auch wo er intolerant ist, die Unterordnung der Frau und die Unterdrückung von Schwulen propagiert, weil Muslime zu den rassistisch unterdrückten Gruppen zählen. Frauen sollen sexuell und beruflich emanzipiert sein, aber etwa in Gaza zuhause bleiben Kopftuch tragen und möglichst viele Kinder als künftige Kämpfer gegen den Zionismus großziehen. Darauf hinzuweisen, dass im jüdischen Staat Frauen und LGBTQ+-Personen mehr Freiheiten genießen als in jedem muslimisch geprägten Staat, wäre „Pinkwashing“ des „Siedler-Kolonialismus“. Der Antisemitismus ist nämlich in seiner klassisch europäischen Gestalt als Rassismus abzulehnen, aber das Ansinnen, Palästina „from the River to the Sea“ judenrein zu machen, ist korrekt und  Kernpunkt des postkolonialen Bekenntnisses.

Dass dieses Ansinnen zuerst vom Großmufti von Jerusalem Amin Al-Husseini formuliert wurde, der mit Hitler verbündet war, nach Berlin floh und auf dem Balkan Muslime für die SS anwarb, wird ebenso ausgeblendet wie die Tatsache, dass es die in den Augen der Linken „fortschrittliche“ Sowjetunion unter Stalin war, die Israel als einer der ersten Staaten anerkannte und dafür sorgte, dass der jüdische Staat von der Tschechoslowakei die Waffen bekam, die er 1947/8 brauchte, um sich gegen den Vernichtungsfeldzug der Araber zu wehren.

Denn völlig zu Recht sahen die Linken damals in Israel einen Staat, der sich von der britischen Mandats- und Kolonialmacht befreit hatte, sich gegen rückschrittliche arabische Feudalkräfte wehrte und in dem – mit den Kibbuzim und den vielen Staatsunternehmen – eine Art demokratischer Sozialismus praktiziert wurde.

Erst als der paranoide Stalin im Inneren einen neuen Feind suchte und in den Juden fand, gleichzeitig im Kalten Krieg Verbündete gegen die Westmächte suchte und sich auf die Konferenz von Baku, den fortschrittlichen Emir von Afghanistan und die anderen Emire berief, wurde Israel zum Zentrum einer mit den USA liierten „zionistischen Verschwörung“ gegen die Sowjetunion und die angeblich um ihre Befreiung kämpfenden Araber erklärt.

Die westeuropäische und amerikanische Linke folgte diesem Linienschwenk zuerst nur zögernd, noch 1968 war sie etwa in den USA in großen Teilen pro-israelisch; bezeichnenderweise allerdings richtete sich der Hass der 68er gerade in Deutschland nicht zuletzt deshalb gegen Axel Springer, weil er im Sechstagekrieg 1967 so plakativ für Israel Partei ergriffen hatte.

Der Postkolonialismus hat allerdings der alten leninistischen Ideologie einiges voraus, etwa den Verzicht auf ein klar umrissenes Endziel, auf strenge Organisationsprinzipien, hierarchische Strukturen und bindende Dogmen. Er folgt dem evolutionären Imperativ, der jede Ideologie zwingt, sich gegen Anfechtungen und Widerlegungen abzusichern, gegen das, was Karl Popper Falsifikation nennt. Der Zusammenbruch der Sowjetunion war eine Falsifikation des Leninismus, und eine Zeitlang war die akademische Linke ein wenig ratlos. Die Rettung kam aus einer unerwarteten Ecke.

Nämlich vom Poststrukturalismus Michel Foucaults und seiner Adepten. Es komme nicht darauf an, die Welt zu verändern, so der Poststrukturalismus in Verkehrung des bekannten Marx-Bonmots, sondern darauf, sie anders zu interpretieren. Erst wenn man anders über die Welt spreche, sie gar nicht anders denken könne, denn als unendliche Verschachtelung von Diskursen, die alle Äußerungen der Kultur durchdringen und Herrschaft zementieren, könne sie sich vielleicht verändern.

Was bei Foucault nach dem Scheitern der 68er Revolte ein Programm unabschließbarer Selbstkritik war, wird in der Verflachung der postkolonialen Aktivisten als Waffe gegen die vermeintliche Allgegenwart kolonialer Denk-, Fühl-, Ausdrucks- und Verschweigensweisen in der westlichen Welt eingesetzt.

In dieser Lesart ist alles, was der Westen hervorgebracht hat, von der Erbsünde des Kolonialismus und Rassismus affiziert. Auch und gerade jene Bewegungen, die sich universalistisch gerierten und gerieren, von der Aufklärung und den amerikanischen und französischen Revolutionen über den Liberalismus und die Arbeiteremanzipation, ja bis hin zum Feminismus und den LGBTQ+-Aktivisten, sofern sie sich nicht dem antikolonialen Imperativ – der Konzentration auf den Hauptwiderspruch – unterordnen. Jede weiße Person, besonders aber jeder weiße Mann, der nicht wenigstens aufgrund seiner Sexualität, also, weil er nicht als Cis-Hetero „gelesen wird“ und deshalb einen gewissen Opferstatus beanspruchen kann, ist von vorn herein verdächtig.

Und damit die Widersprüche nicht zu offen ausbrechen, etwa zwischen Schwulen und den Schwulenmördern der Hamas, erfindet man die „Intersektionalität“. Statt sich zu widersprechen, addieren sich so diverse vermeintliche oder echte Benachteiligungen zu einer Opferhierarchie, an deren Spitze aktuell jedenfalls „das palästinensische Volk“ steht, und der sich andere Gruppen unterzuordnen haben.

Freilich ist nicht einmal das besonders neu. Ich kann mich an endlose Kritik- und Selbstkritik-Sitzungen in den KPD- und KSV-Zellen erinnern, bei denen sich Genossen wegen irgendwelcher Abweichungen von der Parteilinie – zu denen, wie ich mit brennender Scham bekenne, auch das offene Ausleben der Homosexualität gehörte – als „kleinbürgerliche Intellektuelle“ bezichtigen mussten. Was wir fast alle waren, so dass die Kritik immer stimmte. „Critical whiteness“ oder „Unlearning whiteness“ ist das postkoloniale Pendant dieses Selbstreinigungs-Rituals. Natürlich sind nicht wenige der Theoretiker dieser Bewegung selbst Weiße, man denke an Judith Butler, den deutschstämmigen Australier Dirk Moses oder den Deutschen Jürgen Zimmerer, aber das hindert sie nicht daran, sich zur Avantgarde des globalen Südens zu erklären, wie wir K-Gruppen ja auch die Avantgarde des Proletariats waren.

Und wie wir die Verbrechen Lenins, Stalins, Maos oder Pol Pots nicht zur Kenntnis nahmen, weil sie nicht in die Erzählung des bösen Imperialismus passten, so nehmen die Postkolonialen weder die Verbrechen von People of Color an People of Color zur Kenntnis, vom arabischen Sklavenhandel über Mao und Pol Pot bis hin zum heutigen Genozid im Sudan, noch die Verbrechen, die Weiße gegen Weiße verübt haben, vom 30-jährigen Krieg über die Schlachten des Ersten Weltkriegs bis hin zum Terrorregime Stalins einschließlich des Holodomor, des Hungerkriegs gegen die Ukraine, oder zum Versklavungs- und Vernichtungskrieg der Nazis gegen die slawischen Völker und zum Holocaust. Sie passen nicht in die Theorie.

Oder sie werden passend gemacht. Das gilt insbesondere für den Holocaust. Bei Jürgen Zimmerer erscheint er nicht als Höhepunkt einer zweitausendjährigen Dämonisierung der Juden, als Verbrechen, bei dem auch der Palästinenserführer Großmufti Armin Al-Husseini williger Mitvollstrecker war; sondern als Sonderfall des kolonialen Rassismus, bei dem Weiße – die als „Semiten“, also Nicht-Weiße „gelesen“ wurden – ausnahmsweise die Opfer waren. Zimmerers Aufsatz „Von Windhoek nach Auschwitz?“ zeichnet die Linie vor: der Völkermord an den Juden als Abklatsch des Völkermords an den Herero.

Hat man einmal die Singularität des Holocaust auf diese Weise entsorgt, ist der Weg auch frei für eine Israelkritik, die im Selbstbehauptungswillen des jüdischen Volkes einen „Siedlerkolonialismus“ analog zum Apartheidregime in Südafrika sieht, und der nicht vor Analogien zwischen dem Agieren Israels und dem Agieren Nazideutschlands zurückschreckt. Hat man aber die Juden als Nazis ausgemacht, erscheint es als moralischer Imperativ, den jüdischen Staat, den Nazi-Staat, auszulöschen und „From the River to the Sea“, vom Jordan bis zum Mittelmeer, einen arabischen Staat zu fordern, der sehr bald so judenrein sein würde wie alle arabischen Staaten zwischen dem Atlantik und dem Euphrat.

Dass die Erhöhung der Juden in Israel zu einem international vernetzten Ungeheuer, der Avantgarde der kolonial-imperialistischen „Nekropolitik“, wie es etwa Achille Mbembe formuliert, genau jene Überhöhung der Juden zur international vernetzten Todesgefahr für die Menschheit nachzeichnet, wie sie die die „Protokolle der Weisen von Zion“ und die Nazis vorzeichneten, kann da kaum verwundern.

Damit sich die Deutschen in die antikoloniale und also antizionistische Abwehrfront einreihen, müssen sie sich von ihrem „Judenknax“ befreien, wie schon der antisemitische Terrorist Dieter Kunzelmann forderte. Fast 60 Jahre nach Kunzelmanns Aktivitäten skandierten junge Deutsche „Free Palestine from German Guilt!“ nach dem 7. Oktober vor dem Auswärtigen Amt, und waren damit, ob sie es wussten oder nicht, auf einer Linie mit der extremen Rechten und ihrer Forderung, mit dem deutschen „Schuldkult“ Schluss zu machen.

Und so kommt es, dass Juden in linken Kneipen nicht bedient, auf linken Kulturfestivals ausgeladen, bei der Dokumenta als Schweine und Blutsauger dargestellt und auf der Straße bespuckt und geschlagen werden. Es ist wieder so weit, und die postkoloniale Theorie hat dem Wiedererstarken des Antisemitismus den Weg bereitet und das theoretische Rüstzeug gegeben.

Richard Herzinger hatte Recht. Heute wie seit Jahrhunderten geht es um den Kampf zwischen Freiheit und Unfreiheit. Dazu gehört der Kampf der kolonisierten Völker gegen den westlichen Imperialismus ebenso wie der Kampf der Völker Osteuropas gegen den sowjetischen und heute den großrussischen Imperialismus; aber eben auch im globalen Süden der Kampf der Frauen und der LGBTQ+-Menschen gegen die Unterdrückung, vor allem in islamischen Ländern, der Kampf der Menschen um Demokratie, von Iran über die Türkei bis Kuba und Venezuela.

Eine freiheitliche Linke, die sich den Kopf nicht vernebeln ließe von den Phrasen der Postkolonialen, könnte in Israel das Modell eines Entwicklungslandes sehen, das ohne eigene Ressourcen, aus eigener Kraft, inmitten einer Welt von Feinden, mit schwer traumatisierten Menschen eine blühende Wirtschaft und eine starke Demokratie aufgebaut hat. Man muss für Israel keine Entschuldigungen finden, muss auch nicht die deutsche Staatsräson oder die deutsche Schuld bemühen. Israel ist der Beleg dafür, dass man den Opferstatus überwinden und sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen kann.

Gerade deshalb wird Israel von allen gehasst, die eine akademische oder politische Karriere darauf aufbauen, für jene zu sprechen, die angeblich keine Stimme haben. Denn das ist vielleicht das Absurdeste an der postkolonialen Theorie: Sie reduziert People of Color zu sprachlosen Opfern. Der Postkolonialismus ist damit selbst, wie Foucault mit Lust hätte nachweisen können und nachgewiesen hätte, nur eine weitere Spielart des Kolonialismus.

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89 Gedanken zu “Warum der Postkolonialismus mir so bekannt vorkommt;”

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    „Wir sind der Zukunft getreue Kämpfer …“ – das erinnerte mich gerade an „Wir sind des Geyers schwarzer Haufen…“ das wir im Sofioter deutschen Gymnasium (ehrlicherweise hätte es DDR-Gymnasium heißen müssen) der 70-er Jahre mit Inbrunst im Geschichtsunterricht singen mussten… 😉

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      Das haben wir in der KPD auch mit Inbrunst gesungen. So auch bei einem Besuch bei einer LPG in Albanien. Um den albanischen Bauern zu signalisieren, auch in Deutschland gäbe es eine revolutionäre bäuerliche Tradition.

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        Wo die Aufstände der Bauern 1524/25 theologisch „untersetzt“ waren, wie durch Müntzer in Thüringen, …

        Waren sie voll an Chiliasmus. Also der Überzeugung eines Endes der Geschichte, der Ankunft des Messias.

        Kommunisten greifen nich zufällig darauf zurück. Auch sie sind „Vollender der Geschichte“. Ziehen ins „letzte Gefecht“.

        (Obwohl die Weltgeschichte höchstwahrscheinlich und entegen aller Klima-Aktivisten und sonstiger Weltuntergangspropheten …
        … höchstwahrscheinlich Licht doch kein Ende haben wird).

        Es ist ein heisses Eisen, die Frage, wieviel Kommunismus mit jüdisch/christlichen Messiasvorstellungen zu tun hat.

        Und schon sie zu stellen, bringt gewiss eine 6 beim Oberstudienrat a.D. ein.

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        Ganz gewiss nicht. Es ist vielmehr ein alter Hut, dass Marxens Geschichtsbild – Urkommunismus, Fall durch Erfindung des Privateigentums, Wiederherstellung des Kommunismus durch den Messias in Gestalt des Proletariats – die christliche Interpretation der jüdischen Bibel – Paradies, Fall, Wiederkunft des Messias am Ende der Zeiten und Errichtung des Neuen Jerusalem nach dem Endkampf mit dem Bösen – ins Weltliche übersetzt. Da bedarf auch der Studiendirektor a.D. (wenn schon, denn schon) keinerlei Belehrung.

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        Die Lehre vom „letzten Gefecht“ hat übrigens die confession augustana von Philipp Melanchton 1530 als „jüdisch“ entsorgt:

        Im Artikel 17

        „Ebenso werden verworfen etliche jüdische Lehren, die sich derzeit ereignen, wonach vor der Wiederkunft Christi eine Schar Heiliger ein weltlich Reich errichten und alle Gottlosen vertilgen müsse.“

        Studiendirektoren wissen zwar, dass das Täuferreich zu Münster, auf das sich der Text beziehen könnte, überhaupt gar keine jüdische Sache war.

        Und dass auch der Taliban zu Genf, der Herr Calvin, nix mit „jüdischen Lehren“ zu tun hatte oder haben wollte.

        Nichtsdestotrotz stand das bis weit in die 1950er Jahre so in jedem Evangelischen Kirchengesangbuch.

        Ist in heutigen Ausgaben allerdings weggelassen. Als nie so geschrieben worden, gewissermassen.

        https://www.ekd.de/Augsburger-Bekenntnis-13454.htm

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        Wobei Melanchton so Unrecht nicht hatte, wenn er christliche Vorstellungen von einem im Diesseits zu errichtenden Gottesstaat mit der jüdischen Vorstellung der Wiederkehr des Messias und der Wiederaufrichtung desKönigreichs Davids verglich. Freilich weiß ich nicht, was all dies mit dem Postkolonialismus zu tun haben soll.

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        Ach was, das ist eine 3+. Selbst Correctiv bekam von mir eine 4, wegen des Forschungsaufwands. Allerdings gehe ich nicht so weit wie der Professor, der meine erste Staatsexamensarbeit („Josef Stalins Arbeiten über die Sprachwissenschaft und ihre Rezeption in der DDR“) 1977 mit 1 bewertete, weil sie, wie er schrieb, den Versuch machte, eine vollkommen haltlose Position zu verteidigen, aber das immerhin so gut tat, dass, wer das Gegenteil beweisen wollte, einen mindestens ebenso großen aufwand betreiben müsste. Ich hätte mir mit der Begründung bestenfalls eine 4 gegeben.

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        In der Abiturprüfung in Marxismus/Leninismus 1980 gings nicht so fair zu:

        „Bodo, erzählen Sie bitte von der Internationalen Solidarität der Arbeiterklasse!“

        Also erzählte ich was von Marx und Engels und dessen Interview mit der Paris Zeitung „Le Eclair“ …

        („Sag mal Bodo“ fragte mich eine Klassenkameradin vor 4 Wochen beim Klassentreffen: „Diese Merx- und Engels-Zitate, mit denen Du immer um Dich warfst, … Gibt es die überhaupt?“ – „Nö!“)

        Also die Prüfung:

        „Ja Bodo, wir wissen, dass Du Marx und Engels auswendig kannst.

        Aber wende das jetzt mal in der Praxis an:

        Im Dezember vorigen Jahres bat die Arbeiterklasse Afghanistans die Arbeiterklasse der Sowjetunion um solidarische Hilfe. Beschreiben Sie an diesem Beispiel die Internationale Solidarität der Arbeiterklasse!“

        Was soll ich Ihnen sagen, Alan Posener: Ich habe zu meiner Schande die Prüfung bestanden.

        P.S.:

        Das hat aber jetzt was mit Kolonialismus und postkolonialismus zu tun, oder ?

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        Ja. Das hat damit zu tun. Die Rolle, die westeuropäische Hippies (darunter Schulfreunde von mir) einerseits und sowjetische Imperialisten andererseits bei der Zerstörung des relativ liberalen afghanischen Regimes und beim Aufstieg der Taliban gespielt haben, harrt, so weit ich weiß, noch der Darstellung.

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        Die Afghanistan-Diskussion fände ich auch spannend. Meine Frage wäre da, wieso nach dem gescheitertem Versuch der Sowjetunion eine „feministische Aussenpolitik“ in Afghanistan zu betreiben, dies von „uns“ in Afghanistan und später in Syrien noch einmal zu versucht wurde.

        Die andere Frage ist, ob Sie Sonderkenntnisse haben, dass George Herbert Walker Bush, Donald Henry Rumsfeld und Zbigniew Kazimierz Brzeziński Agenten bzw. Doppelagenten der UdSSR waren.

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        Lieber Alan Posener

        Afghanistan hatte 1975 ganze 11,5 Millionen Einwohner.
        Heute sind es 44 Millionen.

        Hatte es schon an anderer Stelle mit Heinsohn zitiert.

        Wenn sich die Bevölkerung VERVIERFACHT ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sich eine Schar zu kurz gekommenen Männer bewaffnet und sich ihren Platz am Buffet freischiesst.

        Was westdeutsche Hippies dazu rauchen, ist dabei ziemlich unerheblich.

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        Merkwürdig nur, dass Winston Churchill schon 1897 schrieb: “Tribe wars with tribe. Every man’s hand is against the other and all are against the stranger … the state of continual tumult has produced a habit of mind which holds life cheap and embarks on war with careless levity.”
        https://winstonchurchill.org/resources/in-the-media/churchill-in-the-news/churchill-an-unlikely-adviser-in-the-afghan-conflict/

        Jede materialistische Erklärung geht fehl, wenn man kulturelle Bewegungen erklären will. Heinsohn hatte einen Zipfel der Wahrheit erwischt, aber eben nur ein Zipfel. Die hohe Geburtenrate in Gaza etwa ist Ergebnis der Herrschaft der Hamas, nicht Bedingung. In der Westbank fällt sie seit Jahren.

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    Man darf nicht vergessen, der Faschismus selbst hatte Linksradikale Wurzeln. Mussolini war Chefredakteur des Linken Avanti… Adolf 1919/20 in Linksradikalen Kreisen unterwegs. Der Heutige Postkolonialismus mit seinem mörderischen Antisemitismus ggfs mal wieder nur eine Faschistisierung von teilen der autoritären Linken ?

    So sehe ich es jedenfalls. Das Bündnis Postkolonialer Linker mit Islamfaschisten ala Hamas ist dann eben kein bizarrer Unfall mehr sondern würde ins Psychopathische Gesamtbild passen.

    Befreiung wird bei Ideologen eben nie als Befreiung des Individuums gesehen sondern nur als Befreiung einer Identitätspolitischen Gruppe. Des „Volkes“ gesehen. Adolf Hitler wollte das Deutsche Volk von den Juden befreien. Die Postkolonialen/Islamisten das Palästinensische Volk. Eine ähnliche Logik irgendwie, die folgen wenn man es Zuende denkt ähnlich massenmörderisch.

    Freiheit und Menschenwürde muss daher immer zuerst von Individuum ausgedacht werden. Denn das Denken was von Kollektiven Begriffen wie „Volk“, „Rasse“ oder „Klasse“ ausgeht kann am Ende wiederum in einer Faschisierung enden.

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    Mir war in dieser Klarheit bislang nicht bewusst, wie nahtlos sich diese Haltung von Lenin über Mao und Pol Pot bis zu den heutigen postkolonialen Theorien fortsetzt.
    Für die akademische Welt halte ich auch eine andere Achse für entscheidend, vielleicht die entscheidende: Komplexität versus Reduktion. Den Postkolonialismus sehe ich in diesem Sinn als eine intellektuelle Reduktion, die kein Wissen schafft, sondern Gesinnung produziert. Mit seiner binären Weltformel vereinfacht er Geschichte, Macht und Identitäten bis zur Unkenntlichkeit. Heute blüht er auf staatlich bewässertem Boden, genährt von Steuergeld an Universitäten, und sickert über Kultur und Medien in die Denkgewohnheiten ganzer Milieus. Klar, die Reduktion hat eben Charme: Sie erspart Denken und fühlt sich richtig und gut an. Komplexität bleibt das, was Ideologien am zuverlässigsten übersehen und Wissenschaft sehen müsste.

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    Da mein Text wahrscheinlich nicht für alle „für sich spricht“ und es offenbar unterschiedlich angellernte Ironieverständnisse gibt, noch eine kurze Erklärung meines Hinweises auf den „ceylonesischen Stammrsführer in Herrn Ps. Stammbaum:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Leonard_William_Booth

    Das war natürlich kein indigener Bewohner Sri Lankas bzw. kein Mitglied der dortigen kolonial ausgebeuteten Gemeinschaften, sondern ein in Grossbritannien geborener königlicher Kolonialbeamter. Das erkennt der, der es verstehen kann und will, natürlich schon daran, dass der Begriff in Anführungszeichen gesetzt ist und der koloniale Begriff „ceylon“ verwendet wird. Auf Deutsch: Booth hatte dort als von aussen kommender ungewählter leitender Kolonialbeamter („Stammesführer“) das Sagen über die ausgebeuteten Inselbewohner. Soweit mein Beitrag zum Kolonialismus, und indirekt auch zum „Postkolonialismus“ über den man aber – ohne über den zuvorgennanten zu sprechen – gar nicht diskutieren braucht.

    Und da geht es mir nicht um irgendeine Rassenfrage, da ich weder weiss und es mich auch gar nicht interessiert, welche Gene Herr Booth an Herrn Posener weitergegeben hat. Es geht mir, so wie es angeblich Herr Herzinger am Herzen lag, um die Dichotomie von „Freiheit und Unfreiheit“, um die Frage von „Herrschenden und Unterdrückten“ und um so etwas, was man früher die „Klassenfrage“ genannt hat. So etwas wird nicht durch Gene weitergegeben sondern durch Sozialisation. Und wer dafür rassistische Begriffe verwendet, darf sich nicht wundern, wenn er als Rassist bezeichnet wird. Da könnte es es schon einmal passieren, dass einem „bildlich gesprochen“ unterstellt wird, dass man den Rassismus mit dem goldenen Löffel mit der „Muttermilch“ eingeflösst bekommen hat. Das ist natürlich jetzt heikel, ein biologisches Bild für einen soziologisches Vorgang zu gebrauchen. Aber ich bin mir sicher, dass Man(n) das richtig missverstehen wird.

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      Sie reden von meinem Urgroßvater. Ihn kannte ich natürlich nicht, aber meine Urgroßmutter schon. Eine bewundernswürdige Frau. Übrigens muss man gar nicht verschwurbelt von Stammeshäuptlingen und Muttermilch reden. Ich habe meine Kindheit als Sohn eines Kolonialbeamten in Kuala Lumpur verbracht und wiederholt meine Bewunderung für verschiedene Aspekte des Empire zum Ausdruck gebracht, nicht zuletzt in meinem Buch „Imperium der Zukunft“ über die EU. Monty Python haben das unnachahmlich zusammengefasst:
      https://www.youtube.com/watch?v=Qc7HmhrgTuQ

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        Lieber Alan Posener,

        jenseits aller Polemik um den „Arierpaß“ und diesseits mit Geschichtswissenschaft:

        Es war es meines Erachtens vor hundert Jahren schwer bis unmöglich, weibliche jüdische Vorfahren nachzuweisen. Jüdische Vorfahren ergaben sich aus den Mitgliederlisten der Synagogen. Und Frauen waren da vor 150 Jahren wohl nicht gelistet. Oder bin ich da fehlinformiert?

        Allerdings funktionierte das Hinweisgeberwesen. Auch völlig ohne Hinweisgeberschutzgesetz. Bei Edith Stein zum Beispiel.

        https://www.gesetze-im-internet.de/hinschg/__1.html

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        So weit ich weiß, wurden die Arierpässe aufgrund der Taufregister zusammengestellt, und die Kirchen haben zu ihrer ewigen Schande dabei mitgemacht. Wer mehrere Generationen getaufte Vorfahren nachweisen konnte, wie die katholischen Eltern meiner Frau, war halt Arier gemäß Parteidefinition. Dass hier und da ein beschnittener Penis und entsprechende DNA dazwischen gekommen war, nun, darüber wurde in der Regel großzügig hinweggesehen. Ich kenne jedoch Fälle von Frauen aus „Mischehen“, die, um ihre Söhne oder Töchter zu schützen, mit oder ohne Einverständnis ihres Mannes behauptet haben, die Kinder seien Produkte eines „Schritts vom Wege“, um mit Fontane zu reden, und zwar mit einem Arier. Der die Zeugung dann auch bezeugt hat.
        Aber vielleicht sollten wir bei aller Faszination des Hundes Deutschland mit seinen Exkrementen zurückkommen zur Diskussion über den Postkolonialismus.

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        Na ja, Alan Posener,

        Sie werfen hier aber mit nem Narrativ vom „flächendeckenden Arierpass“ um sich, den es so nicht gab.

        „Arische Abstammung“ war Voraussetzung für die Einstellung oder Weiterbeschäftigung im Öffentlichen Dienst.

        „Musste“ mein Grossvater als kleiner Telefonist im Landratsamt haben. Und „musste“ setze ich in Anführungszeichen, weil er es mit Eifer tat.

        Betraf aber nur einen kleinen Teil der im Dritten Reich Beschäftigten.

        Für den weit überwiegenden Teil der Beschäftigten galt, dass Jude war, wenn es dahingehende Hinweise gab. Und Hinweisgeber.

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        @Bodo Walther: Arische Abstammung“ war Voraussetzung für die Einstellung oder Weiterbeschäftigung im Öffentlichen Dienst.

        Damit fing’s an. Ging dann aber weit darüber hinaus. Auch z.B. für eine Heiratsgenehmigung musste der/ die Heiratswillige seine/ ihre arische Abstammung nachweisen.

        Interessanter als das, nebenbei, finde ich, dass die Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zur „arischen Rasse“ nicht irgendwie biologisch/ medizinisch, sondern per Religionszugehörigkeit nachgewiesen wurde. Der Widerspruch dieser Verfahrensweise zu dem damals in großen Stil betriebenen biologischen Rasse-Hokuspokus wurde offenbar gar nicht wahrgenommen. Und obwohl sich daraus womöglich weitreichende Schlüsse für die Genese des Antisemitismus ziehen lassen, wird der Widerspruch offenbar auch heute nicht oder nur kaum wahrgenommen. (Später, bei der „volksdeutschen Umsiedlung“ (ab 1939), war das anders: Die Umsiedler wurden von Medizinern und sonstigen „Sachverständigen“ vermessen und begutachtet, rassisch bewertet und eingeteilt. Diese Rasse-Selektion zielte aber nicht auf Juden.)

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        @EJ: Dass der zutiefst religionsfeindliche NS-Staat ausgerechnet auf Kirchenbücher zurückgreifen musste, um den „Ariernachweis“ durchzuführen, mutet nur auf den ersten Blick widersprüchlich an. Denn die Jüngsten, die Mitte der 1930er Karriere machen wollten, waren vor 1917 geboren; ihre Eltern entsprechend in den 1890ern oder früher, die Großeltern in den 1870ern oder früher.
        Standesämter, in denen Geburten und Heirat verzeichnet wurden, wurden erst nach der Reichsgründung, in Preußen ab 1874, reichsweit ab 1876, eingeführt. Davor gab es eine durchgängige Dokumentation allein seitens der Kirchen. Und bei denen konnte man davon ausgehen, dass nur Einträge von Christen dort vorgenommen wurden.
        Hieß im Umkehrschluss: Wer vier Großeltern hatte, deren Geburten in Kirchenbüchern dokumentiert waren, konnte deutlich machen, dass eventuelle jüdische Vorfahren weit genug zurück lagen.

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        Richtig, Edmund Jestadt,

        „arisch“ beschreibt ja (eigentlich) auch einen Kulturkreis, keine „Rasse“.

        Nicht mal „arabisch“ beschreibt Gene. Der syrische Araber sieht anders aus als der ägyptische.

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        @Jens Breitenbach
        Alles richtig, was Sie schreiben. Aber: Auch in den Kirchenbüchern, auf die man, wie Sie schreiben, „zurückgreifen musste“, war arische Abstammung nicht verzeichnet. Selbst die so erschlossene nicht-jüdische Abstammung macht noch keinen Arier.

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        „Goi“ ist der Fremde. „Gojim“ sind die Fremden. Der „Gijur“ ist der Weg des Fremden in die Synagoge.

        Hatte mal eine Affäre mit einer reinrassigen Arierin. Die weinte immer bei Holocoust-Filmen und sagte:

        „Lass und Ivrit (Iphrit?) lernen!“

        Gesagt, getan. Nach 3 Monaten ging ich dann aber alleine hin. Und nach 6 Monaten hatte ich auch dazu keine Lust mehr.

        Vor drei Wochen, zu meiner ersten Lateinstunde, war ich 1 1/2 Stunden zu früh. Und der Lehrer für alte Sprachen sagte:

        „Latein ist erst in 1 1/2 Stunden. Wir machen hier hebräische Sprachübungen. Setzen Sie sich rein! Lernen Sie was!“

        Thora. Josef und seine Brüder.

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        Die „Gojim“ sind „die Völker“, die in deutschen Bibelübersetzungen oft als „die Heiden“ vorkommen, weil sich dann die Christen nicht gemeint fühlen müssen: Gojim, die frech und ohne Beleg behaupten, Gott habe mit ihnen einen „neuen Bund“ geschlossen. Ich sage „ohne Beleg“, aber einer der Gründe, warum die Christen erstens nicht der Lehre Markions folgten und das Alte Testament verwarfen, zweitens immer wieder Juden unter sich duldeten, aber nur, so lange es denen schlecht ging, war die Vorstellung, die Juden könnten als abschreckendes Beispiel dienen, wohin es führe, wenn man sich von Gott (und er sich von einem Volk) abwende.
        Damit kommen wir immerhin der Diskussion um den Postkolonialismus näher, denn anders als die Postkolonialen meinen, ist der Rassismus gegenüber den PoC das Primäre; vielmehr ist die Vorstellung primär, von Gott ausgewählt worden zu sein, was einem gegenüber Heiden (und Juden) besondere Rechte gibt, etwa das Recht, sie zu töten, versklaven und auszubeuten.
        Rudyard Kipling, ein Dichter, den ich sehr bewundere, schreibt denn auch in seiner elegischen Apologie des Imperialismus, „Recessional“, von „lesser breeds, without the law“: den niedrigeren Rassen außerhalb des Gesetzes: Gojim. Freilich wandelt sich das bei ihm in die Pflicht, sich dieser Menschen im Auftrag Gottes anzunehmen:
        https://www.poetryfoundation.org/poems/46780/recessional

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        Lieber Alan Posener,

        Ein Volk , das immer und überall nur verfolgt worden wäre, würde es heute nicht mehr geben. Sagt Hannah Ahrendt.

        Juden standen und stehen im Ruf, gewiefte Händler zu sein und hatten diesen Platz im Mittelalter in Mitteleuropa, in Aschkenas. Und nach ihrer Verjagung nach Polen-Litauen dort und in den anderen Ländern der Jagiellonen.

        Antisemitismus hatte immer Gier und Neid als die eigentliche Sprengkraft. Ist meines Erachtens auch die Sprengkraft in Palästina:

        „Ich bin so arm, weil der Israeli mir alles weggenommen hat.“

        Ein milliardenschwerer Ölscheich in Saudisch Arabien bewegt sich nicht in diesen sozialen Schichten.

        Also Postkolonialismus:

        Juden spielten eine wichtige Rolle bei der „Kolonisierung“ Europas, vor allem Osteuropas. In der Umstellung von Natural- in die Geldwirtschaft.

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        Im Gegenteil: Weil die Juden immer und überall verfolgt wurden, gibt es sie noch. Ansonsten ist Ihre Ableitung des Antisemitismus geprägt vom Vulgärmaterialismus der DDR-Geschichtsschreibung. Wären die Menschen vor allem von Gier und Neid getrieben, wäre die Welt längst sozialistisch. Der Judenhass war und ist vor allem ideologisch motiviert. Ich empfehle dazu David Nirenbergs Buch „Antijudaismus“.

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        „Suis l’argent!“ Sagt der Franzose. Zuerst steht der Wille, jemanden zu berauben, lieber Alan Posener.

        Dann wird darüber eine Ideologie gebastelt.

        Zuerst steht der Wille, irgendwie an Knete zu kommen, dann folgt daraus die Erklärung, warum “ man“ 19 Milliarden an Vermögen „Russischer Oligarchen“ nun „einfrieren“ muss.

        Wegen „Putin-Nähe“ und so. Als ob es in Russland Milliardäre geben könnte, die Putin fern stünden. Dann ihre Milliarden nicht längst los wären.

        Der Umstand, dass die Hälfte diese Oligarchen jüdische Namen trägt, macht die Parallelen sichtbar.

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        Nein. Die Nazis hätten nicht sechs Millionen Juden umbringen müssen, um an das Geld von ein paar Millionären zu kommen. Die meisten Opfer des Holocausts waren arme Schtetl-Juden. Die Wohlhabenderen, darunter ein Großteil meiner Familie, konnten sich in Sicherheit bringen (und ja, sie haben dafür bezahlt). Dass einige das nicht taten, lag an Mangel an Weitsicht, nicht an Mangel an Möglichkeiten. Sie dachten, die Nazis gäben sich mit ihrem Besitz zufrieden, sie irrten. Weil es den Nazis gar nicht in erster Linie darum ging. Sie wissen über dieses Thema weniger, als Ihnen gut täte, wenn Sie ernst genommen werden wollen. Ihre Parallelen sind überdies unzutreffend und ungehörig. Sie können gern dagegen sein, dass das „Russen-Geld“ in Brüssel zur Entschädigung der Ukrainer herangezogen wird. Aber verwenden Sie bitte keine dummen Parallelen, die Ihre Argumente nur entwerten.

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        Lieber Alan Posener,

        selbstverständlich wurden doch auch die „armen Schtetl-Juden“ beraubt. Ihrer Arbeitskraft beraubt, sofern sie vorhanden war.

        Und ihre alten und kranken Familienangehörigen waren ihrer Ernährer beraubt. Und wurde aussortiert auf der Rampe.

        Die Lager waren doch ein Wirtschaftsunternehmen, das GEWINN abwarf.

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        Nicht alle Lager. Maidanek und Sobibor waren reine Vernichtungslager. Ich empfehle Ihnen doch die Lektüre des Protokolls der Wannseekonferenz. Die Arbeit der Juden wird hier als Mittel zur Vernichtung gedacht, nicht als Mittel zur Erwirtschaftung von Gewinn. Anders bei den Slawen, die kolonial ausgebeutet und gerade deshalb nicht vernichtet werden sollten. Noch einmal: auch entschiedene Gegner des DDR-Systems können von dessen vulgärmaterialistischer Sichtweise geprägt sein. Es sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten.

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        Hab mal beschlossen, Alan Posener,

        Ihre Auslassungen ad personem nicht mehr zu erwidern, sondern mich dem Studium der Geschichtswissenschaften zu widmen.

        M.f.G.

        Bodo Walther

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        Zu Ihrer Person habe ich gar nichts geschrieben. Nur zu Ihren schrägen Auffassungen. Sie sind sicherlich, wie Brutus, ein ehrenwerter Mann.

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    Guten Abend,

    ich kann mich mit einer ernsthaften Verwendung des Begriffs „arisch“ außerhalb der vergleichenden Sprachwissenschaft oder der geschichtswissenschaftlichen Beschäftigung über sogenannte „Rassentheorien“ nicht anfreunden.

    Wenn die Verwendung gar nicht ernsthaft gemeint war, stellt sich die Frage nach einer ernsthaften Alternative nicht.

    Wenn Menschen gemeint waren, deren sämtliche Vorfahren, die zur Zeit des Nationalsozialismus gelebt hatten, einen sogenannten „Ariernachweis“ erhalten hatten oder erhalten hätten, würde ich sie genau so nennen. Da mir nicht viele sinnvolle Gelegenheiten einfallen, über genau diese Teilmenge von Menschen zu sprechen, wäre das auch kein unvertretbarer Mehraufwand, meine ich.

    Dass solche Begriffsbildungen im Sinne einer angeblichen biologischen Abstammung dummes Zeug sind, ist ja allen seriösen Debattenteilnehmern bekannt, und war es schon von Beginn an:

    „… will man aber einmal bei dem Begriff von Abstammung stehen bleiben, so nehme man den Erzeuger der Sprachen als unbekannt an, und die miteinander verwandten Mundarten als Geschwister. Es ist richtig zu sagen, die deutsche Sprache stammt von denselben Wurzeln ab als das Sanskrit, aber unsinnig darum, das Deutsche Volk von den Hindu abzuleiten.“
    (Julius Klaproth, 1823)

    Um doch noch auf das Thema sprechen zu kommen:

    Die offensichtlichen Widersprüche – die kognitiven Dissonanzen – auszuhalten, gelingt, glaube ich, vielleicht gerade Menschen mit „absoluter Buchstabengläubigkeit“, wenn ich die Metapher richtig verstehe, besonders schlecht. Insofern halte ich diese Gläubigkeit nicht nur für einen Makel. (Ja, ich habe mich ein bisschen wiedererkannt. ;))

    Nichts für ungut. Schönes Wochenende.

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      „Wenn Menschen gemeint waren, deren sämtliche Vorfahren, die zur Zeit des Nationalsozialismus gelebt hatten, einen sogenannten „Ariernachweis“ erhalten hatten oder erhalten hätten, würde ich sie genau so nennen. Da mir nicht viele sinnvolle Gelegenheiten einfallen, über genau diese Teilmenge von Menschen zu sprechen, wäre das auch kein unvertretbarer Mehraufwand, meine ich.“ genau die sind gemeint. Und ich Dümmerchen dachte, das wäre jedem klar. Können wir nun, da das halbwegs geklärt ist, zur Diskussion über den Postkolonialismus zurückkehren? Oder muss ich die Arier-Obsession der Menschen, deren Vorfahren einen Arierpass hatten, weiter bedienen?

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        Ach, Herrje, ich wollte nur Ihrer Frage im betreffenden Thread antworten, hatte aber nicht auf „Antworten“ geklickt. Mein Fehler.

        Nebenbei: Für Menschen wie mich, denen oft nur klar ist, was auch klar ausgesprochen oder markiert ist, wäre eine farbliche Hervorhebung des Wortes „Antworten“ eine große Hilfe ;).

        Zum Postkolonialismus, mit dem ich mich nicht weiter beschäftigt habe:

        Dass zum einen Strukturen – ganz allgemein – auch nach ihrer formalen Abschaffung weiterbestehen (können), ist trivial. Deshalb ergibt es Sinn, beispielsweise Strukturen, die mit dem Kolonialismus zusammenhängen, zu erforschen. Es gibt, was diesen Fall betrifft und man nicht übersehen sollte, auch Strukturen, die schon vor der Kolonialzeit bestanden und diese trotz oder gerade ihretwegen überdauert haben.
        Und natürlich können Opfer von Verbrechen zugleich Täter sein, und erst recht kann man innerhalb von Gruppen von Opfern von Verbrechen auch Täter finden und umgekehrt.
        Das sind alles Binsen, um so erstaunlicher, wenn sie bestritten oder ausgeblendet werden.

        Die „kognitiven Dissonanzen“, die Sie beschreiben, gibt es, und gerade infolge des terroristischen Überfalls der Hamas, aber auch „gewöhnlicher“ Palästinenser, auf die Zivilbevölkerung Israels, und der darauf erfolgten militärischen Versuche Israels, die Geiseln zu befreien, der Täter habhaft zu werden, die militärische Infrastruktur zu zerstören und Verhältnisse zu schaffen, die eine Wiederholung eines solchen Überfalls möglichst ausschließen, oder – je nach Lesart – der darauf (teilweise) als Vergeltung verstandenen und (zuletzt) unverhältnismäßigen militärischen Reaktion Israels konnte man solche Widersprüche beobachten.

        Diesen Terrorüberfall auf Zivilisten kann man nicht mit irgendwelchem tatsächlichem oder vermeintlichem Unrecht, das Palästinensern angetan wurde, rechtfertigen. Legitime Kritik an politischen Entscheidungen der israelischen Regierung mischte sich mit untauglichen Rechtfertigungsversuchen des Terrorüberfalls, dem Bestreiten des Existenzrechts Israels oder der entscheidende Tatsachen ausblendenden Gleichsetzung der Staatsgründung Israels mit der Bildung eines Kolonialstaats.

        In welchem Ausmaß und bei welchen Gruppen oder in welcher Szene diese Widersprüche genau vorkommen und welche Wirkkraft sie wo auf Meinungsbildungsprozesse besitzen, kann ich nicht beurteilen.

        Ihre Beschreibung der Tradition, in der dieses Denken steht oder stehen könnte, das trotz Anspruch auf Rationalität offensichtliche Widersprüche nicht zu erkennen vermag oder nicht willens ist, zu erkennen, ist interessant zu lesen, insbesondere was Sie zum zwiespältigen Verhältnis von Teilen der deutschen Linken zum Staat Israel schreiben, welches auch von Strukturen geprägt sein kann oder könnte, die schon als überwunden galten.

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    Vielen, vielen Dank dafür. Ich höre aktuell zu viele postkoloniale Phrasen aus dem frei assoziierenden Dekonstruktionsbüro, wenn es um Nahost geht. Wer den Nahostkonflikt nicht so deutet wie die Yallayalla-Wohlstandskinder, dem wird gleich der Kunzelmann ans Bein dekonstruiert. Rein „Diskursiv“ natürlich.

    Dummerweise kommen den „Diskursen“ immer wieder die harten Fakten in die Quere. Nicht selten reagieren dann unsere Poststrukturalisten sehr aggressiv. So auch im Nahostkonflikt. Wenn es den nicht gäbe, der Israelkritiker müsste ihn erfinden. Und ja: „Israelkritik“ ist das Gerücht über Israel. Äh, Diskurs. Also Gerücht. (Na, erkannt, wen und was ich hier persifliert habe?)

    Dieser poststrukturelle Unfug hat übrigens auch bei der Pandemie seine Wirkung gezeigt. Wenn alles nur „Diskurs“ resp. Gerücht ist, dann gilt das natürlich auch für eine Impfung.
    Neben dem Antisemitismus war ja die Pandemie eines DER Querverbindungen zwischen den Neuen Rechten und den potentiell esoterischen Linken. Magisches Denken auf beiden Seiten und so würde ich das Vernebeln der Begriffe durch „Diskurse“ und Gerüchte auch am liebsten nennen: Magisches Denken!
    Auch der Antisemitismus hat ja sehr viel mit diesem Denken zu tun.

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    @APO: Denn das ist vielleicht das Absurdeste an der postkolonialen Theorie: Sie reduziert People of Color zu sprachlosen Opfern.

    Ich habe die Tendenz, dem spontan zuzustimmen. Diese – intektuelle, vor allem aber moralische – Arroganz gibt es. Und sie ist widerwärtig. Das kann aber nicht heißen, dass es keine Opfer gibt, für die „ich“ sprechen und gegebenenfalls handeln sollte. (Solche moralische Enthaltsamkeit stellte – Konjunktiv – „unsere“ Werte, seien es die „Jüdisch-christlich-abendlendischen“ oder die des kategorischen Imperativs, auf den Kopf.) Soll heißen: Ein Disclimer in diesem Sinne fehlt Ihrem Text, meine ich.

    1. avatar

      Lieber EJ, wer mich missverstehen will (ich meine nicht Sie), wird es tun, Disclaimer hin oder her. Grundsätzlich glaube ich, dass die Opfer – die in den allerseltensten Fällen nur Opfer sind – für sich selbst sprechen können und müssen, ob das nun die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten oder Palästinenser sind. Wie kommt es, dass die Vertriebenen sich demokratisch organisieren konnten und sehr früh einen Verzicht auf jegliche gewaltsame Veränderung der Grenzen oder des Status Quo aussprachen, während „die Palästinenser“ bis heute nur Terrororganisationen hervorgebracht haben? Warum wurde in der Westbank und Gaza seit 20 Jahren nicht mehr gewählt? Das sind Fragen, die ich mir stellen muss, bevor ich voreilig von „Opfern“ rede und mich auch noch zu deren Vorsprecher erhöhe.
      Hier ist ein typisches Beispiel: Weiße Frau, vermutlich arisch, schreibt sehr schlechtes Englisch, ist aber dennoch Dozentin für schwarzafrikanische englischsprachige Frauenliteratur und arbeitet jetzt beim Promotionskolleg für Intersektionalitätsstudien der Universität Bayreuth.

      https://www.facebook.com/susan.arndt.18?locale=de_DE

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        Sie stellen Ihre Fragen zu Recht, lieber APO. Ich habe das ja schon bestätigt: „Die“ Palästinenser zu sprachlosen Opfern zu machen, ist eine Form kolonialer Suprematie und in der Sache Mumpitz. Nur: „Die“ Palästinenser in derselben Pauschalität zu eigenverantwortlichen Terror-Tätern zu machen, trifft’s auch nicht. Weder moralisch noch in der Sache.

        Aber mir ist schon auch klar, dass es um sachliche oder moralische „Richtigkeit“ in diesem Zusammenhang eher nicht oder nur am Rande geht. Beide, sowohl das Opfer- als auch das Täter-„Argument“, dienen primär der Rechtfertigung, sind primär Rechtfertigungsideologien. Sie rechtfertigen auf der einen Seite (massenhaften) Individual-Terror, auf der anderen Seite (kollektiven) Staats- oder Volks-Krieg.

        Weil aber die „Argumente“ auf beiden Seiten weder in der Sache noch moralisch zutreffen, jedenfalls nicht hinreichend genau zutreffen, werden auf der einen und der anderen Seite mehr oder weniger massive Defizite bleiben, wird der „Konflikt“ sich – so oder so – fortsetzten, fürchte ich. Mit der Täter-Opfer-„Argumentation“, ob auf Palästinenser bezogen oder auf Israelis, sind keine Friedensgespräche zu führen, sie lädt Gewehre.

    2. avatar

      Lieber EJ, wer mich missverstehen will (ich meine nicht Sie), wird es tun, Disclaimer hin oder her. Grundsätzlich glaube ich, dass die Opfer – die in den allerseltensten Fällen nur Opfer sind – für sich selbst sprechen können und müssen, ob das nun die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten oder Palästinenser sind. Wie kommt es, dass die Vertriebenen sich demokratisch organisieren konnten und sehr früh einen Verzicht auf jegliche gewaltsame Veränderung der Grenzen oder des Status Quo aussprachen, während „die Palästinenser“ bis heute nur Terrororganisationen hervorgebracht haben? Warum wurde in der Westbank und Gaza seit 20 Jahren nicht mehr gewählt? Das sind Fragen, die ich mir stellen muss, bevor ich voreilig von „Opfern“ rede und mich auch noch zu deren Vorsprecher erhöhe.
      Hier ist ein typisches Beispiel: Weiße Frau, vermutlich arisch, schreibt sehr schlechtes Englisch, ist aber dennoch Dozentin für schwarzafrikanische englischsprachige Frauenliteratur und arbeitet jetzt beim Promotionskolleg für Intersektionalitätsstudien der Universität Bayreuth.

      Übrigens: in der DDR sozialisiert, an einer SED-kontrollierten EOS ausgebildet. Der Feind ist der gleiche geblieben. QED.

      https://www.facebook.com/susan.arndt.18?locale=de_DE

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        Herr Posener,

        Frau Arndt könnte wahrscheinlich für sich selbst sprechen, aber ich erlaube mir gleichwohl darauf hinzuweisen, dass Ihre Bemerkung:

        „Weiße Frau, vermutlich arisch, schreibt sehr schlechtes Englisch, ist aber dennoch Dozentin für schwarzafrikanische englischsprachige Frauenliteratur und arbeitet jetzt beim Promotionskolleg für Intersektionalitätsstudien der Universität Bayreuth.“

        arrogant, sexistisch und vor allem rassistisch ist. Haben Sie das nötig?

        Ihr 68er

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        Arrogant war ich schon immer, lieber 68, das unterscheidet Sie wohltuend von mir. Es ist nicht rassistisch, eine weiße Arierin eine weiße Arierin zu nennen. Damit verbinde ich keinerlei abwertende Gefühle. Einige meiner besten Freundinnen sind weiße Arierinnen, darunter meine Frau, und ihre Eltern hatten den entsprechenden Pass, Ihre – oder Ihre Großeltern – sicher auch. Tun Sie also nicht so. Und sexistisch? Darauf hinzuweisen, dass auch eine Frau, die Dozentin für englischsprachige Literatur sein soll, wenigstens die englische Sprache beherrschen sollte? Ich denke, Sie haben Recht: Frau Arndt kann für sich selbst sprechen. Und ganz sicher – Achtung, Arroganz! – besser als Sie.

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        Ich habe keine Lust mit Rassisten zu diskutieren. Da gibt es bei mir eine Brandmauer. Und wenn Herr Merz und Sie sich auf der anderen Seite wohl fühlen, ist das halt so. Ich finde das aber nicht mehr lustig.

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        Es zwingt Sie doch niemand, mit mir oder sonstwem zu diskutieren. Wenn Sie aber meine Artikel öffentlich kommentieren wollen, dann möchte ich Sie herzlich bitten, von persönlichen Beleidigungen abzusehen.

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        Na ja, Alan Posener, „die Vertriebenen“ waren da schon ein gemischtes Völkchen,

        Thimothy Snyder weist in „Black Earth“ darauf hin, dass eine „Endgültigkeit“ der Oder-Neisse-Grenze, auch von Seiten der USA (und nicht nur von Vertriebenenverbänden) „offen gehalten“ wurde. Die USA wollten so viele Stachel im Fleische des „Warschauer Pakts“ haben, wie nur irgend geht, so Snyder.

        Darauf vertrauend forderte Herbert Czaja 1990 öffentlich, die Einwohner Schlesiens über einen Beitritt zur Bonner Republik abstimmen zu lassen.

        Er hielt es anscheinend für möglich, dass diese den Bonner Sozialstaat der eigenen Armut vorziehen könnten.

        Czaja war ziemlich perplex, als ihn sein Parteifreund Kohl einfach nur auslachte.

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        Der Punkt, lieber Bodo Walther, ist folgender: Die Vertriebenen, denen mindestens so großes Unrecht geschah wie den Arabern bei der Teilung Palästinas, haben von vornherein öffentlich auf Gewalt verzichtet und letztlich die völkerrechtlichen Regelungen, die ihnen ihre Heimat endgültig nahmen, akzeptiert. Solange es keinen Friedensvertrag gab, war es ihr gutes Recht, darauf hinzuweisen, dass die Ostgebiete nur „polnisch verwaltet“ wurden. So stand es auch in dem Diercke-Atlas, mit dem ich 1962ff in West-Berlin lernte, und den ich noch besitze: „Zur Zeit unter polnischer Verwaltung“. Die USA waren hier nicht der Bösewicht. Kennedy hat die Mauer hingenommen und dachte nicht daran, wegen der Ostgebiete mit der Sowjetunion Probleme zu bekommen. Allein ein Vorstoß, das über die Köpfe der Westdeutschen hinweg zu bereinigen, hätte große Teile der Wählerschaft in die Arme der NPD getrieben – und Adenauer in die Arme des Generals de Gaulle.

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        Lieber Alan Posener,

        Gewaltverzicht und „nie wieder Krieg“ war deutsches Gesamt-Fazit nach 1945. Zu katastrophal war die Niederlage. Stalin mißtraute dem und glaubte, es gebe in der sowjetisch besetzten Zone Untergrund-Widerstandsgruppen. Partisanen. Die Organisation „Werwolf“.

        Schuchow kabelte ihm, dass es keine Partisanen gebe. Und Stalin befahl: „Finde sie!“ Willkürlich ergriff Schukow dann Jugendliche, die unter diesen Anschuldigungen nach Sibirien mußten.

        Kennen Sie das Lied von Erika Schirmer (Link unten),…

        Die als 18-Järige vertrieben wurde aus Zielona Góra, dem „Grünen Berg“, also Grünberg in Schlesien. Wer weiß, was sie damals alles hat über sich ergehen lassen müssen. Sie hatte nur einen Wunsch danach:

        „Du sollst fliegen, Friedenstaube, allen sag es hier;
        dass nie wieder Krieg wir wollen, Frieden wollen wir.“
        https://www.youtube.com/watch?v=Qz7dlLxOfgk

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        Wolf Biermann schrieb darüber in „Deutschland, ein Wintermärchen“:
        „Die DDR, mein Vaterland ist sauber immerhin
        Die Wiederkehr der Nazizeit ist absolut nicht drin
        So gründlich haben wir geschrubbt mit Stalins hartem Besen
        Dass rot verschrammt der Hintern ist, der vorher braun gewesen.“

        Er irrte natürlich gewaltig, was die Wiederkehr angeht. Aber man kann auch auf eine richtige und auf eine falsche Weise irren. Biermann irrte auf die richtige Weise.

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        Herr Posener schwadroniert über „Arier“ und „weiße Arierinnen“? Dann die Schwur Elemente über „Postkolonialismus“, „Antisemitismus“, „Israelkritik“. Wie auf der „Achse des Guten“.

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        Eins der Probleme mit Ariern, besonders der deutschen Sorte, ist ihre Unfähigkeit, Ironie zu erkennen, und ihre absolute Buchstabengläubigkeit – Letzteres haben sie geschichtlich immer den Juden vorgeworfen, wie sie denn alle ihre schlechten Eigenschaften auf die Juden (und heute teilweise auf die Muslime) projizieren, statt, wie die Juden, Witze darüber zu machen.

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        Die Gegenüberstellung der vertriebenen Deutschen und vertriebenen Palästinenser ist nur ein kleiner Teil eines größeren Bildes; die Vertriebenen, die sich mit dem Versprechen auf eine gewaltsame Rückabwicklung des ihnen geschehenen Unrechts abspeisen lassen, sind nur eine Seite der Medaille. Man darf die Staaten und ihre Gesellschaften, die die Vertriebenen aufgenommen haben (oder eben nicht!), nicht aus der Pflicht lassen.

        In den jahren um die Staatsgründung Israels gab es einige große Wellen von Flucht und Vertreibung, von denen mir spontan einfallen:
        – 1945 Deutsche und Deutschstämmige aus Ost- und Südosteuropa,
        – 1947 Hindus und Moslems auf beiden Seiten zwischen Indien und Pakistan nach der Teilung Britisch-Indiens,
        – 1948/49 ein guter Teil der Arabischstämmigen aus den Gebieten, die Israel nach 1949 zu seinem Hoheitsgebiet zählte,
        – 1948/49 fast sämtliche (auch über Jahrhunderte ansässige) Juden aus den muslimischen Staaten von Marokko bis Iran.

        Bei allen diesen, bis auf eine Ausnahme, haben die entsprechenden Staaten ihre Landsleute aufgenommen und in ihre jeweilige Mehrheitsgesellschaft integriert. Und das lief alles andere als harmonisch ab und war vielfach von Neid und Missgunst der Alteingesessenen begleitet. Es war für die Mehrheitsgesellschaften jedes Mal ein Kraftakt, der von allen einiges an Entbehrungen abverlangte. Aber: Weder Indien, noch Pakistan, noch Deutschland, geschweige denn Israel haben sich geweigert, ihre Vertriebenen aufzunehem und sie stattdessen dauerhaft im Niemandsland in Lagern gehalten mit dem Versprechen, das Unrecht der Vertreibung durch Gewalt und erneutes Unrecht wieder rückabwickeln zu wollen. Zwischen Indien und Pakistan herrscht zwar ein andauernder immer mal wieder aufflammender Krieg, aber der dreht sich um den Grenzverlauf der Provinz Kaschmir, nicht um eine Rückkehr der Vertriebenen; die Bundesrepublik hat unter Willy Brandt die Oder-Neiße-Grenze anerkannt, unter Kohl, dessen höchstes Ziel die Einheit Europas war, wurde sie völkerrechtlich verbindlich festgeschrieben.
        Und wie gänzlich anders die arabischen Staaten!

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        „Hier ist ein typisches Beispiel: Weiße Frau, vermutlich arisch, schreibt sehr schlechtes Englisch, ist aber dennoch Dozentin für schwarzafrikanische englischsprachige Frauenliteratur und arbeitet jetzt beim Promotionskolleg für Intersektionalitätsstudien der Universität Bayreuth.

        Übrigens: in der DDR sozialisiert, an einer SED-kontrollierten EOS ausgebildet. Der Feind ist der gleiche geblieben. QED.“

        Also ist „arisch“ jetzt ironisch gemeint. Das „schlechte Englisch“ dann auch – oder doch nicht? Und Ihr „Ossi-Knacks“? Jüdischer Humor? Wen wollen Sie hier eigentlich vealbern?

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        Lieber Stefan Trute, dass die Deutschen, die noch vorgestern mit ihrem Arierpass angegeben haben, heute so tun, als hätte es den nie gegeben, verbucht der Rest der Welt, nicht nur deren jüdischer Teil, unter deutschem Humor. Zickezacke, zickezacke, nicht wahr. Schlagen Sie doch einfach eine bessere Bezeichnung vor, und die verwende ich dann künftig, OK?
        Es ist auch interessant, dass Sie mein Misstrauen gegen die Nachwirkungen der kommunistischen Sozialisation und Erziehung als „Ossi-Knacks“ verunglimpfen. Ich bewundere viele Ostdeutsche, die Widerstand geleistet haben, abgehauen sind (oder wie Biermann wurden), oder – wie etwa Bundespräsident Gauck – wenigstens nachträglich ihre Rolle kritisch reflektiert haben. Wer aber sozusagen direkt von der DDR-Kapitalismuskritik in die postkoloniale Kapitalismuskritik wechselt – nun, da habe ich meine Bedenken, so wie ich in den 1960er und 1970er Jahren gegenüber Leuten Bedenken hatte, die unter den Nazis die Schule absolviert hatten und dann strammrechte Antikommunisten wurden.
        Vielleicht aber haben Sie neben Begriffshuberei und Unterstellungen (ich bin nicht jüdisch) etwas Inhaltliches zur Diskussion um den Postkolonialismus beizutragen.

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        „Der Feind ist der gleiche geblieben.“ Immerhin, Herr Posener, nicht „Gegner“, sondern „Feind“. Die Begriffe heben Sie, nicht ich. Und Sie wollen doch die von mir zitierte Kritik an der gen. Wissenschaftlerin nicht ernstlich als substanzielle Beitrag zur Postkolonialismusdebatte kennzeichnen.
        Und selbstverständlich haben Sie – ganz unironisch – einen Ossi-Knacks. Nach der Melodie: Sehr wenig Ahnung, sehr viel Meinung.
        Ihrer kritischen Position zum Postkolonialismus stimme ich in der Sache zu.

      15. avatar

        Noch einmal die Bitte, ein zutreffenderes Wort für „“arisch“ vorzuschlagen.

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        „den braunen Arsch rotgeschrubbt“

        Lieber Alan Posener,

        Die 1949er Verfassung der DDR gab sich den Anschein aller Bürgerlichkeit. Enthielt aber die „Übergangsvorschrift“ des Artikel 144 Absatz 2:

        „Die Freiheiten dieser Verfassung können nicht den Massnahmen entgegengehalten werden die … NOCH ERGEHEN WERDEN … um den Nationalsozialismus zu überwinden.“

        https://www.verfassungen.de/ddr/verf49.htm

        Die Verfassung enthielt in Artikel 10 sogar ein (noch am 13. August 1961 „verfassungsrechtlich verbrieftes“Auswanderungsrecht. Was aber nicht dem antifaschistischen Schutzwall entgegengehalten werden konnte. Weil dieser war ja so eine Massnahme um „den Nationalsozialismus zu überwinden“.

        Der Ossi ist aus dieser Erfahrung heraus etwas sensibler als Sie, wenn heute postuliert wird, die Unverletzlichkeit der Wohnung, das Post- und Fernmeldegeheimnis, das Versammlungsrecht, das Recht der persönlichen Ehre, das Recht, Parteien zu Gründen, das Recht, u wählen oder zu Wahlen zu kandidieren, …

        Das alles sei unbeachtlich im Bestreben „den Nationalsozialismus zu überwinden“.

        Und was ist „braun“ ?

        Meine Erfahrung, dass ich aus der DDR-Haft kam, weil die Bonner Republik für Angehörige des Deutschen Volkes 90.000 DM auf den Tisch legte?

        In einem gewissermassen „Völkischen Denken“.

        Und dass die Briefe, die eine Gruppe von amnesty international in Bradfort um meine Freilassung schrieben, den eher geringeren Einfluss hatten?

      17. avatar

        „Noch einmal die Bitte, ein zutreffenderes Wort für „“arisch“ vorzuschlagen.“
        Nein, Sie haben mit dem Nazivokabular angefangen. Ist Ihr Problem, nicht meins. Vllt finden Sie bei Chamberlainein passendes Synonym. Den haben Sie ja offensichtlich genau studiert.

      18. avatar

        P.S. Außerdem habe ich in der EOS in Rassenkunde nicht aufgepasst. Selbst wenn ich wollte, könnte ich Ihnen terminologisch nicht weiterhelfen.
        P.S. Wenn wir schon auf dem Niveau sind: Sind Sie so gar kein Jude? Oder doch halb oder wenigstens Viertel? Oder auch Arier? Wenn auch nichtdeutsch?

      19. avatar

        Was ist denn hier los?
        Was ist so schlimm daran, weiß und arisch zu sein bzw. daran so bezeichnet zu werden?
        Was mich an der kritisierten Dame bzw. beim Postkolonialismus wohl eher etwas stören würde, ist deren Aktivismus, die Überheblichkeit, die mittlerweile epidemisch verbreitete Anmaßung beim Moralisieren.

      20. avatar

        „Ariern“ oder „Juden“ bestimmte Charaktereigenschaften zuzuschreiben, sodann nach Hinweis auf Ihr Nazivokabular empört auf Wikipedia zu verweisen, ist recht fadenscheinig.
        Ob Ihr recht freihändiger, unreflektierter Umgang mit Begriffen ein Ausweis von Rassismus ist, wissen Sie nur selbst.
        Nun haben Sie aber einen alternativen Begriff: „gewöhnliche Deutsche“. Passt zumindest zu mir. Ansonsten müsste ich mir beim Hausarzt mal die Nase vermessen und meinen Grad an Humorlosigkeit und Buchstabengläubigkeit ermitteln lassen.

      21. avatar

        Ich habe weder Ariern noch Juden Charaktereigenschaften zugeschrieben. Ich stelle fest, dass bestimmte Kulturen besser mit Humor, Ironie usw. umgehen als andere. Der jüdische Humor ist bekannt, dito der britische. Der deutsche eher nicht. Oder ist das für Sie schon Rassismus, und Sie finden Didi Hallervordern ganz toll? Das würde freilich nur belegen, was ich oben ausgeführt haben. Sie kommen jetzt plötzlich mit Nasenvermessug um die Ecke. Das lässt zwar tief blicken, ist aber nun wirklich Ihr Problem. Und Sie haben immer noch keinen einzigen inhaltlichen Beitrag zur Diskussion über den Postkolonialismus geliefert.

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        DER ARIER

        Lieber Alan Posener,

        mein jüdischer Freund Michail aus Kiew überraschte mich (Some of my best Friends are Jewish),…

        Also er überraschte mich, als er mit 69 sagte, er müsse ja immer noch als Kinderarzt arbeiten, denn seine Altersversorgung sei nicht so üppig.

        „Hä?“ Fragte ich. „Bekommst Du denn nichts nach dem Fremdrentengesetz?“

        „Wie denn ?“ Erwiderte er. „Ich bin doch kein Volksdeutscher, kein Arier.“

        https://www.gesetze-im-internet.de/frg/__1.html

        Wobei der Begriff „Arier“ ja oft falsch gebraucht wird. „Arier“ sind auch Paschtunen und Perser, also der Durchschnittsflüchtling aus Afghanistan.

        Andererseits: Das Gesetz will die Altersversorgung von Angehörigen des Deutschen Volkes sichern. Nicht die der ganzen Welt.

        Übrigens ist meine Frau nicht ganz rein arisch. Immer wenn sie mir die Sachen mit dem Geld vorrechnet, sage ich: „Ah, Fräulein Theuerkauf.“

        Nazi-Klischee? Ach was!

        M.f.G.

        Bodo Walther

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        Dass die Opfer der Deutschen in der Ukraine, ob jüdisch oder slawisch (oder ist das auch schon wieder rassistisch?) nicht von der deutschen Wiedergutmachung profitierten, ist bekannt. Man kann dem westdeutschen Staat nur bedingt einen Vorwurf daraus machen. Jede Geldzuwendung aus dem kapitalistischen Ausland wäre ganz oder teilweise von der kommunistischen Regierung beschlagnahmt worden. (Die DDR fühlte sich von vorn herein nicht verantwortlich.) Vor einigen Jahren machte ich eine Reise durch die Ukraine mit der Jewish Claims Conference, die ihrerseits jüdische Holocaust-Überlebende und jüdische Gemeinden unterstützt. Ich habe dort teilweise eine Armt erlebt, die längst aus Europa verbannt geglaubt hatte.
        Dass Ihr Freund und ich den Begriff „Arier“ verkürzen, ist sicher richtig, weil er und ich ihn ironisch verwenden, um klarzumachen, worum es geht: Volksgenossen im sinne von Punkt 4 des Programms der NSDAP: „Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein.“ (Aber vermutlich ein Konvertit zum Judentum, da bei ihm das „Blut“ stimmen würde.)

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        Hallo Herr Trute,

        schön Sie zum Abschied hier nochmal zu treffen. Ja – die Frage ist berechtigt – was ist hier denn los?

        Herr Posener hat mal wieder mit „sachlichen“ Argumenten ad hominem um sich geworfen, wie es in die Tage gekommene CIS-Männer manchmal zu machen scheinen (ich soll ja auch so einer sein, höre ich manchmal) und kriegt sich mal wieder nicht eingefangen. Ich hatte versucht darauf hinzuweisen, dass ein vermeintliches „Arier:innen-Sein“ und das Sprachniveau sowie das Geschlecht in der Debatte um den Postkolonialismus unsachlich seien. Das in einer Form, die einen in die Tage gekommenen weissen CIS-Mann, dem so etwas gesagt wird, gewöhnlich auf die Palme bringt (das kann ich aus eigener Erfahrung einschätzen). Und da sitzt er jetzt unser Herbergsvater und er weiss nicht mehr, wie er herunterkommen soll. Sein Pech!

        Rational wäre er in der Lage, zu erkennen, dass er auf dem falschen Dampfer auf der Palme sitzt, denn er schreibt ja selbst, dass ein Hinweis auf SEINE Herkunft (er stammt ja u. a. in direkter Linie von einem „ceylonesischen Stammesführer ab“ ), nichts zur Diskussion über den „Postkolonialismus“ beitragen würde:

        „So, und haben Sie nun etwas Inhaltliches zur Diskussion über den Postkolonialismus beizutragen?“

        (Meine Rede!)

        Dass Herr P. hier für sich andere Massstäbe beansprucht als für „arische“ Frauen mit schlechteren Englischkenntnissen als der Muttersprachler und „weis(s)e Mann“ P. ist aus meiner Sicht weiterhin arrogant, frauenfeindlich und rassistisch und deshalb mache ich mich mich hier auch so lange „vom Acker“ wie der Herr er da oben sitzen will.

        Das waren und sind hier nun einmal die Dynamiken. Relativ vorhersehbar. Das klappt immer mal wieder, ein kleines Strohfeuer zu provozieren, wenn einem hier genügend Gehirnstroh und heisse Luft geliefert werden, aber eigentlich haben die SM längst einen Platz im betreuten Wohnen beantragt…

        Herzliche Grüße und alles Gute an all jene, die hier vielleicht noch mitgelesen haben!

        Ihr 68er

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        „Dass die Opfer der Deutschen in der Ukraine, ob jüdisch oder slawisch (oder ist das auch schon wieder rassistisch?) nicht von der deutschen Wiedergutmachung profitierten, ist bekannt….“

        Lieber Alan Posener,

        das Fremdrentengesetz, das eine Rente für Versicherungsjahre in einem der DRV fremden Rentensystem gewährt, ist nicht Entschädigung in dem Sinne.

        Mein Gro0ßvater zum Beispiel, Kriegsblinder des ersten Weltkrieges, war sein Leben lang Telefonist. Sass in der Telefonzentrale des Landratsamtes und sagte:
        „Landratsamt Weißenfels, Guten Tag!“
        oder
        „Landratsamt Weißenfels, Heil H…, Guten Tag!“
        oder
        „Rat des Kreises Weissenfels, …“
        Dann verabschiedete er sich mit sozialistischem Gruß.
        Mit 65 ging er in Rente und in den Westen und erhielt dort eine Rente, als hätte er ein Leben lang im einfachen Dienst des Landratsamtes Pforzheim gearbeitet. Plus Kriegsopferfürsorge.

        Ach, was für ein lieber Opa, und was er immer an Paketen in die DDR schickte!

        Für Deutsche aus Kasachstan z.B. ist das Gesetz heute so zusammengekürzt worden, dass nicht viel mehr bleibt als dieGrundsicherung auch.

        Mit der Übernahme der beiden Rentenversicherungssysteme der DDR in die DRV, Deutsche Rentenversicherung, waren Beitragsjahre in der DDR nicht mehr in ein fremdes Rentenversicherungssystem eingezahlt und deshalb fiel das ab einem bestimmten Jahrgang für (vormalige) DDR-Bürger weg.

        Darob waren diese baß entsetzt:
        https://www.deutschlandfunk.de/rentenversicherung-ddr-uebersiedler-fuehlen-sich-betrogen-100.html

      26. avatar

        „Hochinteressant, Danke.“

        Lieber Alan Posener,

        das Fremdrentengesetz mit seiner Altersleistung für Überläufer aus dem Sowjetimperium war eine Waffe im Kalten Krieg.

        Eine sehr wirksame.

        Wenn der Krieg zu Ende ist, werden Waffen in der Regel verschrottet.

        M.f.G.

        Bodo Walther

  8. avatar

    Die Ehefrau meines Lieblingshistorikers, Frau Susan Arndt, Dozentin für schwarzafrikanische englischsprachige Frauenliteratur, habe ich mal auf facebook gefragt, …

    Ob eine Dozentur für schwarzafrikanische englischsprachige Frauenliteratur nicht doch besser von einer schwarzafrikanischen englischsprachigen Frau zu besetzen sei? Aber sie entgegnete, dass gerade wir willkürlich Priviligierten uns für schwarzafrikanische englischsprachige Frauenliteraten einsetzen müßten. Um ihnen zu helfen. Und sie gerade deswegen einen solchen Lehrstuhl besetzen müsse.

    Übrigens:

    Ähnlich grotesk wandelt das ganze deutsche SED-Opfer-Beauftragtenwesen durchs Land. Also diese netten Frauen, die für mich die Stimme erheben, weil ich ja stumm sei.

    1. avatar

      Hoch interessant. Übrigens hat der ganze DDR-Widerstand gegen den pösen Westen, zuerst durch die SED/PDS/Linkspartei, nun durch die AfD, viele Ähnlichkeiten mit postkolonialen Befindlichkeiten.

      1. avatar

        Frau Arndt gibt sich auf facebook offener als ihr Mann, blockiert auch nicht, versuchen Sie es doch mal, lieber Alan Posener.

        Zum „Widerstand gegen den Westen“ durch die SED/PDS/LINKE habe ich das hier mal anders zu erklären versucht.

        https://starke-meinungen.de/blog/2025/08/12/aufgearbeitet-4-1998-der-wiederaufstieg-der-sed-pds-linke-und-die-gruendung-der-bundesstiftung-zur-aufarbeitung-der-sed-diktatur/

        So, muß jetzt zur Vorlesung.

        M.f.G,

        Bodo Walther

      2. avatar

        APo: Eine freiheitliche Linke, …

        … es gibt keine ‚freiheitliche Linke‘. Ideologie ist immer Diktatur. Als Christ und Deutscher habe ich auch keinen ‚Judenknax‘.

        Ihre Behauptung die AfD habe ‚viele Ähnlichkeiten mit postkolonialen Befindlichkeiten‘ und sei im Widerstand gegen den ‚pösen Westen‘, sollten Sie begründen. Ich behaupte mal; die AfD ist westlicher als die ‚UnsereDemokratieTM.

        … und ‚Linken Ikone‘ Foucault; … ts, ts, ts.

      3. avatar

        Im Übrigen, lieber Alan Posener,

        sehe auch ich keinen Zusammenhang zwischen den AfD-Wahlergebnissen im Ostenund diesen „postkolonialen Befindlichkeiten“.

        Es ist ja keineswegs so, dass Frau Weidel am Bodensee Befindlichkeiten „des Ostens“ postulieren würde, die dort gar nicht vorhanden seien.

        Vielmehr sprechen 40 % Zustimmung für die AfD in Sachsen und Thüringen und Brandenbug und Sachsen-Anhalt für durchaus vorhandene „Befindlichkeiten“.

        Egal wie verabscheuungswürdig Ihnen diese erscheinen mögen.

        In Bezug auf die DDR-Vergangenheit

        – gibt es ein Milieu, dass den (westlichen) Machteliten vorwirft, die DDR unnötigerweise zu dämonisieren

        Und

        – gibt es ein Milieu, dass den (westlichen) Machteliten vorwirft, da nicht konsequent genug aufgeräumt und ausgemistet zu haben („Vollende die Wende!“).

        Die AfD, so der Vorwurf von Ines Geipel, versuche BEIDE MILIEUS GLEICHZEITIG zu bedienen.

      4. avatar

        Aha, „pösen“, Herr Pösener ist in sehr eingeschränktem Unfang dann doch lernfähig.

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