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Klein-England siegt

Was tun? Die Aussichten in Großbritannien sind düster. Schottland und Nordirland könnten das Vereinigte Königreich verlassen. In England zeichnet sich ein Klassenkampf ab zwischen Jung und Alt, Groß- und Kleinstadt, Gewinnern und Verlieren der Globalisierung. Die Sieger der Volksabstimmung werden sich schnell verfeinden: die einen wollen ein modernes, dereguliertes Großbritannien, die anderen wollen zurück in die 1970er Jahre. Der Kampf wird nicht intellektuell ausgetragen werden.

David Cameron ist nur das erste Opfer. Das Pfund wird weiter verfallen, Investoren werden das Land meiden. Häuser werden zwar im Wert steigen, aber keine Abnehmer finden. Die Konservativen werden sich spalten, Labour ist bereits gespalten; UKIP wird, da die Partei ihr Ziel erreicht hat, sich radikalisieren müssen, um weiter eine politische Kraft zu bleiben: Ihre Zukunft liegt in einer milden Form des Faschismus, dem die Wirtschaftskrise mehr und mehr Menschen zutreiben wird. Großbritannien könnte in wenigen Jahren so aussehen wie Frankreich heute.

„Gott strafe England?“ – Nein danke
Dieses – zugegeben – worst case scenario zeigt, was die Europäische Union jetzt tun muss. Alle „Gott strafe England!“- Impulse müssen unterdrückt werden, um Großbritannien – oder Klein-England – an die EU zu binden. Kommission, Rat und Parlament sollten sofort erklären, dass England selbstverständlich als privilegierter Partner ungehinderten Zugang zum gemeinsamen Markt hat, ganz gleich, wie die Verhandlungen auf anderen Gebieten laufen, zum Beispiel in Sachen freie Bewegung von Menschen.
Es gibt eine parteiübergreifende Denkrichtung in Deutschland, die gegen zu viele Konzessionen ist, weil das andere Länder ermutigen könnte, die Union zu verlassen und die Privilegien einzufordern, die England dann genießt. Wenn aber die Union nur durch Drohungen zusammengehalten werden kann, dann ist sie das Papier nicht wert, auf dem die Verträge stehen.

Ein Land wie Großbritannien, das angebliche europäische, in Wirklichkeit angelsächsische Werte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit verkörpert, das Freihandel und Kapitalismus auf seine Fahnen schreibt, das eine finanzielle, wissenschaftliche und kulturelle Großmacht ist, mit Verbindungen in alle Welt, gehört mit allen Mitteln an die Union gebunden.

Klein-England und Klein-EU
Wird England mit Ausschluss bestraft, könnte die EU zu einem größeren Italien mutieren. Im Norden ein paar wirtschaftlich leistungsfähige Länder, umgeben von einem Mezzogiorno von Verlierernationen mit unsicheren demokratischen Traditionen, die sich an die Rockschöße der Nordstaaten heften, die Hand aufhalten und ihre Reformunfähigkeit mit der Drohung verteidigen, sie könnten ja die EU verlassen und sich etwa Russland anschließen, wenn die Hilfen ausbleiben. Griechenland ist nur das offensichtlichste Beispiel. Die bereits starke antieuropäische Stimmung in den Nordstaaten würde dadurch endgültig in die Lage versetzt werden, ein Referendum zu fordern und zu gewinnen.
Ach so, und die Türkei: Soll ruhig das Referendum durchführen, das Erdogan will. Votiert sie gegen die Mitgliedschaft, hat die Rest-EU ein Problem weniger. Votiert sie für die Mitgliedschaft, hat Erdogan ein Problem. Auch gut.
Das Klein-England der Kleinmutigen und Verbissenen hat den Sieg davongetragen. Vorerst. Europa sollte nicht mit ähnlichem Kleinmut und ähnlicher Verbissenheit reagieren.

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71 Gedanken zu “Klein-England siegt;”

  1. avatar

    Dear Mr Posener.

    Thank you for your comments.

    I have come to the conclusion that the future of England or the UK whichever remains should be placed in the hands of a sensible, maybe even dull, woman or a man whose testosterone count is dwindling. The 40 to 50 year old male politicians have convinced me that experience and worldly scepticism give better counsel than energetic, arrogant young men.
    Having said that I notice Corbyn, who is 67, has had more wives than sacked shadow ministers. Sadly ( for the nation) he still has more testosterone than testa as the Itlalians might say.

    Richard dawson

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    „Im Staatenverbund der Europäischen Union erfolgt mithin demokratische Legitimation notwendig…“

    Um diese Legitimation geht es. Sie ist nicht gegeben.
    Und was noch viel schlimmer ist, die religiöse Legitimation haben die Europäer auch verloren. Ohne Legitimation keinen Führungsanspruch.
    Wer nur kurzfristigen Interessen dient, siehe Genossen und Freunde, kann seinen weltanschaulichen Denkfehler nicht einsehen.
    God save the Queen!

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    Lieber Herr Posener,

    das Zitat ist richtig, aber belegt nicht Ihre Argumentation, sondern stellt sich hinter die europäische Idee, denn es geht wie folgt weiter:

    „…hinzutritt – im Maße des Zusammenwachsens der europäischen Nationen zunehmend – innerhalb des institutionellen Gefüges der Europäischen Union die Vermittlung demokratischer Legitimation durch das von den Bürgern der Mitgliedstaaten gewählte Europäische Parlament.“

    Mit herzlichem Gruß

    Ihr 68er

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      Das stimmt, 68er, aber daraus folgt keine Entmachtung der Parlamente. Die Selbstentmachtung des Bundestags durch das Begleitgesetz zum Lissaboner Vertrag hat das Bundesverfassungsgericht 2009 für verfassungswidrig erklärt.
      Im Urteil heißt es: „Die durch den Vertrag von Lissabon neu begründeten oder vertieften Zuständigkeiten“ der EU-Organe, auch im Bereich der Außenwirtschaftsbeziehungen, „müssen zur Vermeidung drohender Verfassungswidrigkeit von den Organen der Europäischen Union in einer Weise ausgeübt werden, dass auf mitgliedstaatlicher Ebene sowohl im Umfang als auch in der Substanz noch Aufgaben von hinreichendem Gewicht bestehen, die rechtlich und praktisch Voraussetzung für eine lebendige Demokratie sind.“
      Ich gehe davon aus, dass Sie und ich für „lebendige Demokratie“ sind.

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    „Schottland und Nordirland könnten das Vereinigte Königreich verlassen.“

    Bevor es zu spät ist, möchte ich die Schotten und alle, die es gut mit ihnen gut meinen, darauf aufmerksam machen, dass die EU/BRD nichts unversucht lassen wird, ihre prächtigen Greifvögelkolonien zu dezimieren, indem sie ihnen Windräder auf den Highlands andreht, subventioniert vom deutschen Steuerzahler, der, so er davon Kenntnis hat, nicht damit einverstanden ist i.d.R.
    Falls die Schotten sich vor ihrer geplanten Scheidung und Unglücksheirat darüber in Kenntnis setzen wollen, hilft ein wenig Beratung bei Enoch zu Guttenberg.
    http://www.wild-scotland.org.u.....s-of-prey/

    Die Orkney-Inseln mit ihren Seevögeln dürften auch Beute werden. Und in Nordirland dürfte es ähnlich aussehen.

    Man sollte sie aufklären, dass ihre Fische vermutlich in Hamburg verschwinden (tun sie vielleicht heute schon) und sie einen Tiefkühlfisch unbekannter Provenienz zurückkriegen. Alles erdacht in der Mitte von Europa nach dem Motto: Wie nimmt man den Meeresanrainern ihren Fisch weg?

    „Wird England mit Ausschluss bestraft, könnte die EU zu einem größeren Italien mutieren. Im Norden ein paar wirtschaftlich leistungsfähige Länder, umgeben von einem Mezzogiorno von Verlierernationen von Verlierernationen mit unsicheren demokratischen Traditionen, die sich an die Rockschöße der Nordstaaten heften, die Hand aufhalten und ihre Reformunfähigkeit mit der Drohung verteidigen, sie könnten ja die EU verlassen……“

    Sie würden ihren Fisch zurückkriegen. Jedes Ding hat zwei Seiten. Für Italien wären die Probleme gering. Und man kann Italien nicht als Mezzogiorno bezeichnen, Spanien im Grunde auch nicht, nicht mit der Geschichte und etwas Respekt.

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    @ Alan Posener

    Früher habe ich die Subsidiarität, so wie sie von vielen Briten gefordert wird, eher als Hemmschuh für eine weitere Integration gesehen, gerade im Bereich der Arbeits- und Sozialpolitik und lag damit ja nicht ganz falsch. Ich hatte gehofft, es würde ein wirklich europäischer Staat entstehen, in dem nicht jeder nur auf die nationalen Interessen schaut, sondern auch für den anderen da sein will. Ich hatte gehofft, dass das Parlament gestärkt würde und es eine echte gewählte europäische Regierung geben würde, die in der europäischen Bevölkerung einen wirklichen Rückhalt hat. Das gibt es aber nicht. Und ich habe geschrieben, dass ich einen Föderalsimus wie es ihn bei uns gibt oder teilweise auch in den USA, auch für die EU als wünschenswert erachten würde. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals dafür plädiert zu haben, dass das derzeitige Parlament allein über bestimmte Dinge entscheiden sollte.

    Und wenn ich Sie und die Briten in einem Atemzug nenne, weil sie in einem Punkt vergleichbare Ansichten äußern, ist dies lediglich der Wahrheit geschuldet, daher dürfen Sie mich gerne auch mit „den Deutschen“ in einem Atemzug nennen, wenn es denn der Wahrheit entspricht.

    Mit den GRÜNEN in einem Atemzug genannt zu werden, verbitte ich mir aber 😉

    Da es aber im Moment keine gemeinsame Sozialpolitik gibt und keine funktionierende parlamentarische Demokratie in der EU, ist es

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      Lieber 68er, im Urteil des BVerfG zum Vertrag von Maastricht heißt es bereits 1993 unmissverständlich: „Im Staatenverbund der Europäischen Union erfolgt mithin demokratische Legitimation notwendig durch die Rückkoppelung des Handelns europäischer Organe an die Parlamente der Mitgliedstaaten …“ Das wurde von Leuten wie Ihnen – Ihren eigenen Aussagen zufolge – zu wenig beachtet. Und nun haben wir den Salat.

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    @ 68er
    Die Leute kommen hierher, weil die Kanzlerin ihnen die Tür aufgemacht hat, und IS schiebt Terroristen mit.

    Briten und Franzosen wollen keine haben, a) weil sie schon genug haben und b) weil sie noch alle Tassen im Schrank haben.

    Hinzu kommt (nachzulesen bei Boris Palmer nach seiner Visite einer Asylunterkunft vor zwei bis drei Wochen), dass die Schlepper ihnen Geschichten erzählen, vornehmlich über D.

    Stichwort Südafrika: Die Probleme dort bestanden in erster Linie zwischen Buren und Schwarzen, die Briten hatten eine ordnende Hand und waren relativ angesehen.

    Bezüglich Irak gehen schon einige zurück, die vor IS geflohen waren.

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    An der britischen Debattenkultur könnten sich die deutschen einiges abschauen.

    Die heutige Fragestunde meistert Cameron ziemlich souverän. Anders als im Bundestag geht es in London etwas offener, gewitzter und spontaner zu.

    Angus Robertson fragte z. B. was Cameron in seiner verbleibenden Zeit als Primeminister für die Interessen der Schotten zu tun gedenke. Oder ob er sich darauf beschränke zuzusehen, wie England aus der EU austrete und wie England die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich erkläre.

    http://goo.gl/cuSRog

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    @ Alan P.
    Wenn mehrere Fehler drin sind, habe ich im Bett geschrieben, voilà.

    Aber ernsthaft, man muss da manchmal sein. Wenn man hintereinander mehrere graue Mäuse gesehen hat, fühlt man sich an die erste Visite Ihres Herrn Vaters in D nach dem Krieg erinnert. Nur war kein Krieg.
    Es wird sich hier nicht um den echten Dawkins handeln. Nun lässt sich von posh Hamburg gut schimpfen.

    @ 68er
    Die Briten waren recht angesehen im Irak. In Falludscha haben sie doch, wenn ich mich richtig erinnere, einen Top-Terroristen erledigt. Die Amerikaner gewannen mit der Zeit an Ansehen. Das Schlimmste war der Truppenabzug. Echt. All der Scheiß ist nach dem Truppenabzug entstanden.
    Die Amerikaner flößen einen gewissen Respekt ein, ihre Armee.
    Libyen, oh man, das ist als Abenteuer so französisch wie Haiti, Ruanda oder die immer leeren Kassen. Waren die Brits überhaupt dabei? Wenn, dann nur kurz.
    Die Franzosen können kochen, weil Catarina de Medici die Küche mitgebracht hat. Das war’s. Alles, was sie anpacken, misslingt: Haiti, die afrikanischen Kolonien, die Einhegung Deutschlands in der EU, der Euro, der Libyenkrieg.
    Doch bauen können sie auch. Allerdings nicht für Ärmere, das ist durchweg Schrott. Doch, Mode ist auch unschlagbar gut, zusammen mit Italien. Und der Käse und der Wein. Aber Abenteuer im Ausland? Oder wie sie das Bikini-Atoll beschädigt haben? Der Müll am Strand, oh weh. Die Klos noch vor ca. zwanzig Jahren.
    Wie sagte meine französische Freundin so freimütig: Les Francais sont sales. Sie meinte schlampig. Nein, Libyen würde ich nicht England anhängen.

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    @ Stefanovic

    Gerade hat Cameron im House of Commons auf eine Nachfrage eines schottischen Abgeordneten die Verhandlungen von Sturgeon in Brüssel ausdrücklich begrüßt.

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    @ Oleander, Posener und Stevanovic

    Einige TTIP-Befürworter berufen sich gerne auf Adam Smith, der angeblich den freien Markt über alles gestellt hätte. Das ist allerdings nicht der Fall, er erkannte vielmehr, dass im Zweifel die Produzenten eine größere Macht besitzen, ihre Interessen durchzusetzen als die Konsumenten. Er war keinesfalls ein Befürworter des radikal freien Marktes und hätte die geheimen TTIP-Verhandlungen oder die Verträge mit vielen nicht privilegierten Staaten wohl als Verträge unter Ungleichen als „injustice“ gesehen, denn sie sind letztlich nach dem alten merkantilistischen System gestrickt :

    “It cannot be very difficult to determine who have been the contrivers of this whole mercantile system; not the consumers, we may believe, whose interest has been entirely neglected; but the producers, whose interests has been so carefully attended to; and among this later class our merchants and manufactures have been by far the principal architects. In the mercantile regulations, which have been taken notice of in this chapter, the interest of our manufacturers has been most peculiarly attended to; and the interest, not so much of the consumers, as that of some other sets of producers, has been sacrificed to it.”

    Ende der 70er Jahre hatte die Nord-Süd-Kommission der UN unter Leitung von Willy Brandt die Probleme bereits relativ gut analysiert und Lösungsansätze vorgeschlagen. Dann kam aber der Neoliberale Rollback und heute haben wir die Bescherung.

    Wenn ich gerade dabei bin, kann ich noch ein Fass aufmachen: Wieso wird bei uns gar nicht über die Frechheit der Engländer diskutiert, die mit den völkerrechtswidrigen Irak- und Libyen-Kriegen zum Chaos im mittleren Osten und den dadurch verursachten Flüchtlingsströmen maßgeblich mit beigetragen zu haben, jetzt aber die Folgen des Chaos der EU oder aufopferungsvollen Staaten wie dem Libanon aufbürden wollen. Wie mies ist das denn?

    Das Fass hat Corbyn ja mutigerweise auch aufgemacht. Hierzulande ist das weitgehend unbekannt, aber am 6 Juli wird mit Spannung der sog. Chilcot-Report erwartet, der die Ergebnisse der Iraq Inquiry öffentlich machen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass Tony Blairs Krieg als völkerrechtswidrig eingestuft werden wird, ist zwar eher gering, da viele Dokumente von der Regierung nicht an die Kommission ausgehändigt wurden, aber die Ankündigung Corbyns, dass er bei einem für Blair negativen Bericht, einen Prozess gegen Blair befürwortet, hat seinen New-Labour-Kollegen im Unterhaus, die damals für den Krieg gestimmt haben, sicherlich die Messer in den Hosentaschen aufspringen lassen.

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    Im Übrigen habe ich in diversen Debatten ausreichend meine Meinung kundgetan, dass zu einem Freien Markt auch nach Adam Smith auch ein freier Arbeitsmarkt gehört:

    “The whole of the advantages and disadvantages of the different employments of labour and stock must, in the same neighbourhood, be either perfectly equal or continually tending to equality. If in the same neighbourhood, there was any employment evidently either more or less advantageous than the rest, so many people would crowd into it in the one case, and so many would desert it in the other, that its advantages would soon return to the level of other employments. This at least would be the case in a society where things were left to follow their natural course, where there was perfect liberty, and where every man was perfectly free both to choose what occupation he thought proper, and to change it as often as he thought proper. Every man’s interest would prompt him to seek the advantageous, and to shun the disadvantageous employment.”

    Smith war Schotte, die mir auch heute in vielen Dingen fortschrittlicher erscheinen als die Engländer.

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    So einfach ist das nicht, Alan P. und Richard. Von einer gehobenen Perspektive am Schreibtisch oder im Ausland lässt sich das nicht unbedingt beurteilen.
    Ich treffe dort regelmäßig Leute, die studiert haben, allerdings nur Basisstudium mit mäßigem Abschluss, aber keinen Job finden und sich irgendwie durchschlagen. Vier von ihnen kenne ich etwas besser.
    Ich fürchte, dass wir in der Zukunft auch auf diesen Stand kommen: Arbeitslose Ex-Studenten mit ein paar Jahren eines mittleren und sinnlosen Studiums davor, Gender durchaus dabei. Weder die länger ansässigen Europäer noch die Muslime werden irgendeinen Respekt für Genderideologie entwickeln. Mittlere Soziologen gibt es auch zu viele.
    Nun sind wir etwas besser dran, und das ist m.E. eines der Hauptprobleme in GB: Keine Handwerksausbildung. Jeder Pole baut besser und schneller.
    Alles muss erstmal studiert werden. Dann kommen Leute von der Uni, wo sie sich schon durch Kreditaufnahme gut verschuldet haben, und finden nichts, Leute, die mit einem dualen Bildungsweg, wie wir den haben, viel besser dran gewesen wären.
    Unter all diesen Trostlosigkeiten traf ich einen jungen Mann mit mittlerem Schulabschluss, der das genau analysiert hatte und zu dem Schluss kam: Keine Verschuldung für ihn. Er bewarb sich bei der Polizei und wurde genommen.
    Es fängt also bei mangelnden Ausbildungsalternativen an, wo mittlere Leute mittlere Studiengänge absolvieren und dann arbeitslos werden oder sich als Telefonfräulein wiederfinden. Das ist nur das eine Problem.
    Das andere ist der fast ausschließliche Fokus auf London, so dass im gesamten Land zu wenig Perspektiven sind.
    Auch die Verbindungen sind grauenvoll, jede Straße führt zu M25, jeder Zug geht nach London, die meisten internationalen Flüge starten von dort. Die Chance, einen zu verpassen, wenn man im Bus von Gatwick nach Heathrow muss, ist hoch. Die Bahn, wie sollte es anders sein, steht offenbar finanziell nicht gut da, wie bei uns werden Verbindungen gekappt, die Ticketpreise sind astronomisch hoch. Die Mobilität wird dadurch eingeschränkt.
    In der Mitte alles eingepfercht, die Jobs in der Mitte, die Leute in Einraumwohnungen. Dezentralisierung wäre extrem hilfreich. Ähnliches Problem in Frankreich. Viel besser aufgestellt mit vielen brummenden Städten: Deutschland. In einer dieser brummenden Städte lebt Richard.
    Die Probleme sind vielfältig und lassen sich ganz sicher nicht mit Brüsseler Normen, TTIP, Zuwanderung oder Londoner Hybris in den Griff kriegen. Am besten wäre es tatsächlich, London träte aus GB gleich mit aus.

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      Sie, lieber Oleander, schreiben nicht am Schreibtisch? Bitte lassen Sie solche billigen rhetorischen Tricks.

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    Lieber Herr Posener,

    ja, da habe ich mich aufgeregt und rege mich seit mehr als 30 Jahren auf. Krugman und Stiglitz haben sich dazu relativ fundiert zu geäußert. Hier war das bisher ja selten ein Thema.

    Übrigens tragen Sie und die Briten immer die Monstranz der Subsidiarität vor sich her. Ich könnte mit alleinigen Entscheidung des EU Parlaments leben, wenn die EU ein funktionierendes demokratisches Staatsgebilde wäre, mit funktionierendem Meinungsbildungsprozess etc. Bei Entscheidungen, die einschneidende Auswirkungen auf die Regionen und einzelnen Mitgliedsstaaten haben, bin ich aber auch für Subsidiarität bzw. Föderalismus und denke, dass auch hier eine Zustimmung der Länder oder später vielleicht einer EZ-Länderkammer (ähnlich dem Bundesrat) notwendig wäre.

    Einen Artikel über die zweite Kolonialisierung der wirtschaftlich weniger entwickelten Länder in den letzten 40 Jahren würde ich mich freuen.

    Beste Grüße

    Ihr 68er

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      Lieber 68er, gut, Sie haben sich aufgeregt, nehme ich Ihnen ab. Und dann kommt: „Übrigens tragen Sie und die Briten immer die Monstranz der Subsidiarität vor sich her.“ Erstens, wie kommen sie dazu mich und „die Briten“ in eine Kategorie zu stecken? ich schreibe doch auch nicht: „Sie und die Deutschen“ tun das und das. Zweitens wie können Sie die Subsidiarität als „Monstranz“ bezeichnen? sie ist ein Kernprinzip der Europäischen Union, und ich habe hier und nicht nur hier immer wieder geschrieben, dass sie (auch) bedeuten muss, den nationalen Parlamenten mehr Mitspracherecht zu geben.
      Ich kann das nicht beschwören, korrigieren Sie mich, bitte, wenn ich mich irre: Sie waren es doch bisher, der mir gerade, weil ich „die Subsidiarität wie eine Monstranz vor mich her trage“ fehlenden europäischen Geist vorwarf! Das EU-Parlament sollte doch alles entscheiden, man sollte doch nicht in „Kleinstaaterei“ zurückfallen usw. usf. Nun sehe ich, dass Sie (und die Grünen, denen bisher das Wort „national“ nur mit Würggrimasse über die Lippen ging), bei TTIP und CETA eine Mitsprache der nationalen Parlamente fordern, wie das von mir hier – Sie können es nachlesen – gefordert und – ebenfalls hier nachlesbar – als wichtiges Ergebnis des nun leider irrelevanten Cameron-Tusk-Papiers gefeiert wurde. Gut, dass die Grünen ihre Meinung geändert haben . Aber ein wenig Selbstkritik wäre dabei nicht unangebracht, finden Sie nicht? Eine EU-Länderkammer, eine Art Senat, habe ich hier schon vor Jahren vorgeschlagen.
      Was die „zweite Kolonisierung“ angeht, so lohnt sich mal ein Blick nach Südafrika. Ich denke, die wichtigsten Probleme dieses Landes sind andere; aber diejenigen, die Teil des Problems sind, möchten natürlich die Wut auf die „Kolonialmächte“ schieben, so wie die Brexit-Leute die Verantwortung für Englands Probleme auf die EU schoben. Das löst nichts.

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    Dear Mr Posener.
    Your analysis is so perfect that I wish I could stick it on the foreheads of the various Corbyns, Farages and Johnsons preferably with the use of 6 inch nail.

    Corbyn may be thrown out by his disappointed followers. Johnson may not be elected by his. It is Farage I am worried about. Perhaps we can sell him to the AfD.

    I left the UK in 1977 to live in Hamburg and I remember the shabby nation of the 70s. Nostalgia is selective.

    From someone for whom Orwell Park is dear to.

    1. avatar

      Thanks, Richard. I’m afraid you’re right: Farage will have to radicalize in order to Keep his supporters angry, and radicalize he will (and angry they will remain), because of course Brexit won’t change anything for the better for the working – or non-working – class. Au contraire. And the UKIP types will take it out on the „Establishment“, the foreigners, and the Jews, as they always do.

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    Wie borniert muss man eigentlich sein, wenn man so kurz nach dem BREXIT-Votum sich dazu entschließt, das CETA-Abkommen an den nationalen Parlamenten vorbei beschließen zu wollen. Merkt Herr Juncker eigentlich noch was?

    Vielleicht kann mi r Herr Posener ja erklären, wieso eine weitere Vertiefung der EU derzeit nicht opportun sein soll, die ganzen gegen das Prinzip der Subsidiarität verstoßenden Abkommen, wie TTIP, CETA oder A aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Zustimmung der Parlamente durchgedrückt werden sollen.

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      Lieber 68er, hätten Sie sich aufgeregt, als die EU, wie sie es tausendmal getan hat, Handelsabkommen mit afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Ländern abschloss, oft sehr zu deren Nachteil, und immer mit Schiedsgerichten zum Schutz europäischer Investitionen, oder darüber, dass die EU allein in der WTO verhandelt, ohne Repräsentanten der Nationalstaaten, und zwar seit Jahrzehnten, fände ich Ihren jetzigen Einwurf etwas glaubwürdiger.

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    Man könnte ihm ja alles verzeihen (zumindest wenn man kein Brite ist), aber wenn Johnson TTIP torpediert haben sollte, sollte man ihm (Politiker und Liberaler, Deregulierungsfreund) zumindest nicht nur den Stinkefinger zeigen. Dann hat er nicht nur EU und UK in der Existenz erschüttert, sondern auch die größte Freihandelszone der Menschheit sabotiert. Es liegt alles nicht an ihm (schon klar), aber nach Gavrilo Princip geht er als Wirrkopf mit der größten Wirkung in die Weltgeschichte ein.

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      Ja, Stevanovic. Und alles wegen seiner persönlichen Ambitionen. Gavrilo Princip war wenigstens ein Idealist.

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    Fortsetzung:

    Da gehen Sie in eine von den unzähligen als schön angepriesenen Kleinstädte, manchmal auch, weil dort eine phantastische Kathedrale steht und auch gut erhaltene archtektonische Meisterwerke im Georgian, Edwardian oder Victorian Baustil (letzte Hoch-Zeit des vereinigten Königreiches), schön, oder weil dort ein sehr schöner Garten oder ein Herrenhaus vom National Trust ist. Und dann besuchen Sie die High Street und sehen die heutige Zeit: Immergleiche Geschäfte, alle Ketten.
    Beim ersten Mal waren wir richtig begeistert von Wagamama oder Giraffe und noch einigen Kettenpreziosen, bis wir feststellten, dass sie sich in jeder Stadt befinden, nahezu, zusammen mit weiteren Fressketten, Feudelketten für Jugendliche (Kleidung genannt), MacDonalds und den immergleichen Coffee-Ausschanks mit immergleichem faden Kaffee, klein, mittel oder groß und einem miesen Gebäckstück.
    Ab und zu, wenn einer zu Geld gekommen ist, macht er wie bei uns auch wieder etwas kleines Eigenes auf, das ist eher neu.
    In den Ketten arbeiten – wer hätte das gedacht? – fast ausschließlich Polen, Rumänen, Slowakinnen, Tschechinnen, dieselben Leute, die auch nach dem Aufenthalt in der Warteschleife bei telefonischen Angelegenheiten antworten.
    Ich stelle seit Jahren in Frage, ob diese Läden, zu denen in GB ein Übermaß an Maklern kommt, überhaupt genug Umsatz machen, aber eins ist sicher: Sie achten sehr auf Steuererleichterung, daher gibt es so viele von ihnen.
    Nun kann man sich leicht denken, warum die Wut in der Reaktion so groß ist: Weil alles mit allem zusammenhängt, und weil es nicht klappt mit der Idee vom gefügigen Schaf, dass heute bei Zara in London kauft und morgen bei Zara in Edinburgh und ab übermorgen bei den verschiedenen John Lewis in den verschiedenen anderen Städten, weil man viel Mühe und Geld investiert hat, um Leute, vor allem Touristen und Jüngere zu beglücken mit trostlosester Einförmigkeit, öfter mal produziert in China. Und ihre gerühmte Zukunft, die da versaut sein soll, liegt ganz klar im Sektor VerkäuferIn.

    Die Globalisierung ist langweilig und öde, ein Immergleiches, wo nur zuweilen wegen Illiquidität der Besitzer wechselt. Und Fakt ist: Sie finanziert sich über Billigarbeit, zahlt wenig Steuern und der Billigarbeiter noch weniger.
    Jetzt bleibt nur zu fragen, ob sie, die früher auch immergleiche Pubs hatten (Besserung inzwischen) es schaffen, ihre Kreditzinsen unter 4% zu kriegen und den paar kreativen Leuten, die dort noch sind, Start-Ups zu finanzieren. Es bleibt auch die Frage, ob die monströse Kettenmentalität nicht eher aus den USA stammt. Aber Brüssel macht inzwischen jeden Unsinn mit, der von dort kommt. Die Voraussetzung dafür ist Normierung. Es scheint mir unmöglich, ein kleines Geschäft mit afrikanischen Bananen aufzumachen.
    Die vielbeschworene Vielfältigkeit wohnt in der Einförmigkeit. Muslime können der übrigens sichtlich so wenig abgewinnen, dass sie ihre eigene vorziehen.

    Fazit: Jetzt muss GB Island kopieren, Ärmel hoch. Ideen. Dann klappt’s auch mit der nächsten EM.

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    @Stevanovic

    Eurobonds? Auch noch von den Banken bezahlt? Pfui Teufel! Die faulen Griechen und die anderen Südlander sollen erstmal arbeiten gehen, aufhören, über ihre Verhältnisse zu leben und ihre Finanzen konsolidieren – Reformen, Reformen, Reformen!! – ,damit sie weiter den deutschen Exportüberschuss nähren können! Wäre ja noch schöner, wenn pötzlich beim Management diverser Krisen das Verursacherprinzip gelten würde!!

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    Ein schneller Brexit zu alten Konditionen wäre vielleicht ein Glück für die Briten. Mir fiel heute Morgen ein, dass wir keine Transaktionssteuer haben, weil London nicht mitmachen wollte und das Kapital ja frei ist. Wenn jetzt aber keine Polen nach UK dürfen, dann könnte man ja diese Frage im Euroraum neu stellen. Vielleicht auch gekoppelt mit Eurobonds, die über diese Steuer bedient werden. Das könnte ja vielleicht (ist nur eine Idee) tatsächlich ein Model sein, um die europäische Finanzkrise und Schulden in den Griff zu bekommen (zumindest das bisherige Finanzdesaster abzuwickeln). Vielleicht sollten die europäischen Sozis die Britten gar nicht drängen, sondern frei nach IKEA mal die Möglichkeiten entdecken. Die Schweizer haben ja auch keinen ungehinderten Zutritt zum Finanzraum, die Norweger zahlen dafür. Ein Punkt bei den Schotten ist die Royal Bank of Scottland, die, bei einer Abspaltung, auf ihr Budget gehen würde. Europa könnte das mit in die Überlegungen aufnehmen. Europäische Bad Bank und Eurobonds – das könnte ein Modell sein, über das man bei einem Ausscheiden der City nachdenken könnte. Und solche Ideen würden einer Sozialdemokratie gut stehen.

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    Was hierzulande bisher viel zu wenig besprochen wird, ist der Umstand, dass der Brexit gerade dazu genutzt wird, Jeramy Corbyn zu entmachten. Der Labour Vorsitzende hatte es geschafft, dass im letzten Jahr die Mitgliederzahl bei Labour verdoppelt wurde. Wobei die Struktur sich vom klassischen Arbeitermilieu wegbewegte und vor allem höher gebildete eingetreten sind.

    Eine erneuerte echte Sozialdemokratie, wie man sie von Corbyn, Sanders, Varoufakis und Co. vertreten wird, und sich von den neoliberalen Fakes der Herren Blair, Hollande, Schröder und Co. deutlich unterscheidet, ist in der Lage gerade die jungen Leute zu mobilisieren. Dort herrscht weiterhin das Bedürfnis in Frieden, Freiheit und auch sozialem Frieden zu leben.

    Der BREXIT wird jetzt zum Anlass genommen, Herrn Corbyn die Verantwortung für den BREXIT in die Schuhe zu schieben. Dabei hat Corbyn, ganz anders als Johnson den Menschen nicht nach dem Mund geredet, um den von ihm favorisierten Verbleib zu bewerben sondern auch klar die Schattenseiten der EU beleuchtet. Dies war sicherlich ein taktischer Fehler im Kampf um den Labour Vorsitz, ich hoffe aber dass er letztlich gestärkt aus dieser Krise herauskommt.

    Gegen alle Unkenrufe hatte Labour durch den Führungswechsel keineswegs an Unterstützung in der Bevölkerung verloren. Durch die neue Parteibasis konnte man vielmehr darauf hoffen, dass bei den nächsten Wahlen ein ähnlich erfolgreicher Wahlkampf organisiert werden konnte, wie ihn Bernie Sanders vorgemacht hat.

    Wenn man sich anschaut, wie abwertend Corbyn, auch in unseren Medien dargestellt wird, kann man erahnen, für welch große Gefahr man ihn in gewissen Kreisen hält.

    „The Enemy Within“ sind aber nicht die neuen Leute von Labour – und es waren damals auch nicht die Bergarbeiter und Arthur Scargill – sondern waren und sind Populisten wie Johnson und Farage, die V-Leute und Agenten des MI5 sowie die paramilitärischen Sondereinsatzkommandos welche damals auf die streikenden Bergarbeiter und deren Gewerkschaften angesetzt worden waren.

    Ich kann mir vorstellen, welche Betriebsamkeit in gewissen Kreisen ausgebrochen sein muß, als Corbyn tatsächlich die Wahl gewonnen hatte und ausgerechnet Seumas Milne zum Executive Director of Strategy and Communications ernannte.

    Herr Posener hat diese empfundene Gefahr in einem aktuellen Beitrag auf weltonline.de auch artikuliert.

    http://www.welt.de/debatte/kom.....ngten.html

    Die Behauptung Thatchers, durch ihre Politik würde es den Menschen besser gehen, hat sich jedenfalls für viele Leute in den alten Kohle- und Stahlregionen bis heute nicht erfüllt. Diese gebrochene und abgehängte Generation wird auch nach dem BREXIT weiter verlieren und entweder resigniert gar nicht mehr wählen oder Großmäulern wir Johnson oder Farage nachlaufen. Aber was hätte Corbyn den Leuten auch anderes sagen sollen? Hätte er die EU als soziale Vision verkaufen sollen, in der Jean-Claude Juncker, Angela Merkel, Wolfgang Schäuble, François Hollande und Jeroen Dijsselbloem das Sagen haben. Denen MacDonalds, die Deutsche Bank, Amazon, Apple und Co. näher sind als ihre Wähler? Nein, Corbyn hat die traurige Wahrheit erzählt, so wie 1990 Oskar Lafontaine, als Kohl von den „blühenden Landschaften“ schwadronierte.

    Wer sich für die Tragödie des Bergarbeiterstreiks von 1984 interessiert, lese:

    https://en.wikipedia.org/wiki/The_Enemy_Within_(Milne_book)

    Oder die spannendere, fitkionalisierte Fassung von David Peace, GB84:

    https://www.amazon.de/GB84-Roman-David-Peace/dp/3954380242

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    Das Hauptproblem an der deutschen Berichterstattung ist, dass niemand das Land kennt. Man kennt Singapur II=London, klar, aber man weiß oft nicht einmal, wie all die billigen Ausländer, die bei zum Beispiel bei den Mietwagenfirmen in Slough angestellt sind, leben: Bescheiden. Wenn sie Glück haben, ist das Haus nicht feucht. Manche, direkt angesprochen, sagen, sie wollen zurück in ihr Heimatland, sobald sie genug verdient haben, Portugiesen zum Beispiel. Das ist ein unschlagbarer Vorteil eines Ausländers, den ein Engländer der Unterschicht oder unteren Mittelklasse nicht hat: Zurückgehen können, nachdem man den Saft aus der Zitrone gepresst hat. Das betrifft auch durchaus Polen, die sehr gern über die Jahre auch noch Kindergeld für Kinder in Polen bezogen haben, Kinder, die keine Schulgebühren in Polen zahlen. Press die Zitrone aus, Brüssel macht’s möglich mit seinem latenten Groll gegen Einheimische und einer sich ergebenden signifikanten Bevorzugung von Wanderern, die wenigstens noch ein Land haben, wo sie auch umsonst Urlaub machen können, wohlgemerkt.
    Niemand in den deutschen Medien, von Posener hier vermutlich mal abgesehen, weiß, wie dort außerhalb der City oder von Kensington gelebt wird, was dort für Straßen sind, welche Rostmühlen dort gefahren werden (bei uns sind die längst in Rumänien, wie wenig die Leute übrig haben, wie deprimierend das sein kann und dann noch im Regen oder gar bei Überflutung. Niemand kennt diese Leute, denen man dann noch von Brüssel aus das Land noch enger machen will.
    Das ist eine der Nationen, die beide Weltkriege gewonnen hat und, wie Frankreich, auf absteigendem Ast, während sich hier einige, die wie die Made im Speck leben, gerade mal zwei Generationen von H….. entfernt, über sie lustig machen.
    Da muss man sich im Urlaub seiner Landsleute schämen und sie zuweilen entschuldigen.

    Ich verstehe die Engländer. Sie haben zu mindestens 70% keinerlei Vorteil von der EU. Die Tonart ist teilweise unterirdisch, und Juncker sollte bitteschön zurücktreten, wenn er Ehrgefühl hat. Die Tonart klingt nach beleidigter Leberwurst. Ich bin entsetzt von den Reaktionen. Merkel und Gauck kommen, nebenbei bemerkt, noch am besten weg.
    Vielleicht sollte man das mit seiner Geschichte, wozu auch die gern unter den Teppich gekehrte französische Kollaboration gehört, unterlassen und nicht mit falschen Statistiken, an die eh keiner mehr glaubt, jonglieren.

    Demokratische Abstimmungen, auch Referenden, wären ein Weg aus dieser Enge, die uns ein paar abgewählte Politiker, ob sie nun Barroso heißen oder Oettinger, angeschafft haben.
    Und plötzlich erinnern sie England an Verträge!, die sie doch selbst nicht mehr kennen wollten (kein Bailout, Dublin). Unverständlich, unsouverän, annoying.
    M.f.G. Ihr GB-Fan, not amused

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    @ Monika Frommel

    Es wird im Moment viel Meinung geschrieben ohne Kenntnis von Großbritannien, so auch dies:

    „Das Referendum hat nur gezeigt, dass die Briten eine gespaltene Gesellschaft sind. Alte, die nicht mehr klar denken wollen, und junge Dumme, also die schlecht Ausgebildeten,sind für den Brexit, haben aber keinen Plan B.“

    Nein. Die Welt hat eine interaktive Karte, zum Beispiel in dem nachdenklichen guten Artikel von Stefan Aust, in der man ganz genau sehen kann, wer für Remain gestimmt hat:
    Oxfordshire, Cambridgeshire: Akademiker und Wohlhabende. Weder in Oxford noch in Cambridge können sich 95% eine Wohnung leisten.
    Peterborough dagegen, etwas nördlich von Cambridge, mit großartiger Kathedrale, nebenbei bemerkt, ärmliche Stadt, Leave.
    London, nur noch erreichbar als Wohnsitz mit Spitzengehalt und im Zentrum auch so bestückt, mehr Remain.
    Weitere Oasen von Wohlhabenden: Cotswolds und South Hams, viele wohlhabende Rentner. Beides Remain.

    Wer für Leave gestimmt hat, sind Kreise und Orte, wo Arme wie auch Mittlere, Arbeiter und Angestellte, die nicht zwangsläufig schlecht ausgebildet sind, kaum über die Runden kommen. Augen auf: Bei uns in Deutschland würde das bedeuten, dass fast der gesamte Osten wie auch das Ruhrgebiet und vermutlich Kiel! für Leave stimmen würden. Feine Leute, die ihre Schäfchen im Trockenen meinen zu haben, in München-Harlaching, Hamburg-Harvestehude oder Elbvororte, wären bei Remain.

    Dass die Abstimmung so ausging, bedeutet ganz klar, dass die Mittelschicht abgehängt ist und nicht von Polen und Rumänen, die für Pipigehälter arbeiten (Extremfall: Der 80 Cent-Job, Nahles) noch weiter ‚runtergedrückt werden wollen.

    Das wird immer als linksgrün eingeordnet, weil hier die lautesten Stimmen für unkontrollierte Armutsmigration zu finden ist, doch im Kern handelt es sich um neoliberale Politik, in der sozialdemokratische Parteien ein Thema hätten, wenn sie die Migration in Sozialsysteme wie auch unterbezahlte Jobs kritisch sehen würden. Sonst nicht.
    Fazit: Der autochthone kleine und mittlere Bürger ist abgehängt worden. Easy task. You recognize it when you see it.

    Die EU: Elitenprojekt. Ein Aushängeschild: Erasmus-Stiftung.
    Haben Sie schon mal von einem Auslandstipendium für einen guten Handwerks- oder Mechatronic-Azubi gehört?

  23. Pingback: Brexit - Seite 54
  24. avatar

    Der zweite Hitchens, Peter, beschreibt es:

    It is not just mass migration that worries them. They are also distressed about the decline in their standard of living, the pressure to get into debt, the way good state schools are reserved for the rich and cunning, the shrivelling of opportunities for the young, the unchecked spread of crime and disorder, the ridiculous cost of housing, and the general overcrowding of everything from roads to hospitals.

    http://www.dailymail.co.uk/deb.....CHENS.html

    Man muss sie etwas kennen, ein paar Leute dort. Es stimmt, was Peter Hitchens schreibt. Gebt ihnen trade deals ohne mass migration, nur mit controlled possibility of moving. Sonst machen sie irgendwann Revolution, und das wäre dann wirklich schlecht für die Börsen.
    Man darf daneben auch nicht vergessen, dass sie Einwanderung aus dem Commonwealth haben, auch nicht, dass ein erheblicher Teil ihrer besser gestellten Bürger, nach Kanada, USA, Aus und NZ auswandert.

  25. avatar

    Das Referendum hat nur gezeigt, dass die Briten eine gespaltene Gesellschaft sind. Alte, die nicht mehr klar denken wollen, und junge Dumme, also die schlecht Ausgebildeten,sind für den Brexit, haben aber keinen Plan B.

    Demokratisch ist es nicht, diesen evidenten Blödsinn nun durch zu winken, weil 1 Prozent für so eine Entscheidung nicht reichen dürfen, das muss eindeutiger gefordert werden!Klein-England, das kann doch niemand wollen! Schon gar nicht diejenigen, welche von der imperialen Macht vergangener Zeiten träumen!

    Mahnung ansParlament: einfach nicht umsetzen.
    Die Mehrheit des Parlaments kann das, rechtlich kein Problem und politisch sinnvoll.
    Die ungeheuren Nachteile, die Klein-England mit sich brächten, reichen als Argument. Plebiszitäre Elemente haben nun einmal genau diesen Nachteil, dass sich Populisten nicht überlegen, was die Folgen ihrer Sprüche sind! Etwa 8 Billionen – ganz schön hoch, ein solcher Schaden! Arbeitsplätze weg…

    Also – diese Geschichte ist noch lange nicht entschieden. Nun ist die Labor-Party dran: Ideologen raus! Wir Europäer sollten jetzt nicht „garstig“ sein. Wir haben alle Populisten, die Spanier sind noch gut dran, dort dominieren sog. Linke.

    Hoffentlich gewinnen nun die Isländer gegen die Engländer, das ist dann Strafe genug! Vicky und die starken Männer zeigen es den Engländer. Diese lernen endlich, dass sie für einen Ausstieg einen Plan B verlegen müssen, bevor man in derartige Risiken einwilligt!

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    So deutlich ist diese Mehrheit doch gar nicht, so daß zu vermuten ist, daß beim Einzelnen die Entscheidung pro oder contra ‚Brexit‘ gar nicht aus solch fundamentalen Gründen erfolgt sein kann, wie uns nun Gegner und Befürworter weis machen wollen. Dramatisierung mal wieder. Und daß ‚Klein-Britannien‘ gesiegt hat: Meine Güte. Ist es nicht vielleicht eher so, daß zu schnelle Globalisierung, zu gründlicher Kapitalismus (jeder Arbeitnehmer oder Unternehmer konkurriert mit jedem Arbeitnehmer und jedem Unternehmer auf der Welt) immer einen Dämpfer bekommt und zwar völlig zu recht. Seien wir doch froh, daß es diesmal keine kommunistische oder nationalistische Konter-Revolution ist, sondern nur ein Brexit. Aber statt zur Kenntnis zu nehmen, daß irgendetwas wohl überzogen wurde, sollen ‚die Briten‘ (52:48) jetzt bestraft werden. Ehrlich gesagt habe ich auf eine EU mit solchen Politikern auch keine Lust.

  27. avatar

    @ Junger Europäer

    Sie glauben nicht ernsthaft, dass man als Europäer nicht mehr in England studieren oder arbeiten könnte oder umgekehrt.

    Aber es wird nicht mehr so einfach sein, dort hineinzuspazieren und gleich zum Arzt zu gehen oder Kindergeld nach Rumänien zu schicken. Es wird etwas selektiver werden, und hier brauchen wir das genauso und vor allem auch die Franzosen, sonst geht das ganze Sozialsystem und mit ihm der Staat den Bach ‚runter.
    Siehe Griechenland. Wir sind nicht davor gefeit.

    @ Quistorp

    „gegen die EU und auch das Deutschland von heute gehetzt und verdummt haben, das geht nun auch nicht,“

    Hier haben Sie was verwechselt: Das lief eher umgekehrt ab und läuft auch in Ihrem posting so ab, letztlich mit Unterstellung und außer Acht lassend, dass hinter den Briten der Commonwealth steht. Ja, tut sie doch mutwillig schädigen, dann wird das wie ein Boomerang zurückkommen, vielleicht auch von Kanada oder von Australien. Macht nur.

    Posener hat vollkommen Recht.

  28. avatar

    Die EU ist doch schon ein Italien. Und aus welchen Wahlanalysen ergibt sich, dass die Verlierer und Abgehängten für den Brexit gestimmt haben? Sind katholische Nordiren und Schotten die Speerspitze der britischen Gesellschaft?

  29. avatar

    In vielem stimme ich zu,doch so locker dem wohl
    dann in einigen Jahren doch kleineren und sich selbst
    wirtschaftlich schädigenden England die PRivilegien
    und SOnerrechte nur so locker hinterherzuwerfen,
    egal wie ein Teil der britischen Medien und der britischen politischen Klasse, eben nicht alle,
    gegen die EU und auch das Deutschland von heute gehetzt und verdummt haben, das geht nun auch nicht,
    das hat mit Strafen nix zu tun,sondern Le PEn und UKIP
    und die egozentrischen Machttricks von Johnson und einiger Tories dürfen auch nicht noch belohnt werden-also genauer über eine Eurozone und zwei EU zonen nachdenken, die ÜBermacht von Frau Merkel ob sie nun real oder gefühlt ist, muss reflektiert werden,aber anders als Gesine SChwan vorschlägt,nur
    von Bürgernähe zu reden jetzt, hilft doch nach so einem Referendum und mit AFD udn LE PEn Bürgernähen im Rücken auch wenig

  30. avatar

    Lieber Herr Posener,

    Ich gebe Ihnen gerne Recht, wenn Sie davor warnen, in einen „Gott-Strafe-England“ Reflex zu verfallen. Das wäre sicherlich dumm und wenig konstruktiv. Ihr konkreter Vorschlag, was stattdessen zu geschehen hätte, ist leider trotzdem inakzeptabel. Sie schreiben:
    „Kommission, Rat und Parlament sollten sofort erklären, dass England selbstverständlich als privilegierter Partner ungehinderten Zugang zum gemeinsamen Markt hat, ganz gleich, wie die Verhandlungen auf anderen Gebieten laufen, zum Beispiel in Sachen freie Bewegung von Menschen.“

    Die freie Bewegung von Menschen ist vom gemeinsamen europäischen Binnenmarkt nicht zu trennen; es handelt sich dabei eben nicht um ein “anderes Gebiet”.
    Eine Abkopplung der Freizügigkeit von anderen Aspekten des Binnenmarktes würde bedeuten, den europäischen Binnenmarkt vollends zu einem Instrument des Kapitals verkommen zu lassen. Der liberale Gedanke, dass innerhalb Europas jeder sein Glück dort suchen darf, wo seine Fähigkeiten und Ideen besonders gefragt sind, bleibt dabei auf der Strecke. Schlimmer noch, mit einem solchen Schritt würde die EU, womöglich unter deutscher Führung, einen Verrat vor allem an den jungen Menschen in Ost- und Südeuropa begehen. Schon jetzt kritisieren viele Protestbewegungen die EU als zu neoliberal und zu kapitalfreundlich. Eine Umsetzung Ihres Vorschlags würde dieser Kritik weiter Nahrung bieten. Keine erfreulichen Aussichten für liberale Europäer, die durch das Ausscheiden der Briten ohnehin schon geschwächt werden.

    Nur um es ganz deutlich zu sagen: ich wünsche mir sehr, dass GB und/oder seine Zerfallsprodukte Teil des gemeinsamen Marktes bleiben. Aber nur zu den gleichen Bedingungen wie alle Anderen auch.

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    Wenn man weiter denkt, drohen noch an anderer Stelle ungute Entwicklungen: Nordirland hat mehrheitlich für einen Verbleib in der EU gestimmt. Gerry Adams, Chef der Sinn Fein, hat bereits angemerkt, daß nun die Zeit für einen Beitritt Nordirlands zur Republik Irland sei. Obwohl sich die beteiligten Gruppen des Nordirlandkonflikts inzwischen zur Gewaltfreiheit bekannt haben, dürfte das den Konflikt wieder anheizen.

    Ein Beitritt Nordirlands zur Irischen Republik ist nicht abwegig, weil eine Reihe von Nationalitätenkonflikten in Südeuropa auf die Britischen Inseln ausstrahlt: Im Königreich Spanien. Katalonien und das Baskenland streben wie Schottland nach Unabhängigkeit von einem Königreich, das sie seit Jahrhunderten als Besatzungsmacht empfinden – angesichts der Greuel, die Francos Soldateska während des Bürgerkriegs und der anschließenden Diktatur gerade in diesen Regionen Spaniens angerichtet hat, nicht ohne Grund. Die spanische Regierung hatte bereits im Vorfeld des schottischen Referendums von 2014 angedeutet, einen EU-Beitritt eines unabhängigen Schottlands mit einem Veto zu blockieren, um keinen Präzedenzfall zu schaffen, daß das nach Unabhängigkeit strebende Katalonien automatisch zur EU gehören würde. Man kann davon ausgehen, daß im Fall einer schottischen Souveränität diesen Worten taten folgen werden – und muß auch befürchten, daß die spanischen Streitkräfte ebenfalls ihre Drohung wahrmachen werden, die Einheit des Königreiches zur Not mit Gewalt zu verteidigen.

    Nordirland hätte, wenn Spanien die EU-Mitgliedschaft Nordirlands blockieren würde, durchaus die Möglichkeit, der Irischen Republik beizutreten. Dann steht der oben erwähnte Nordirlandkonflikt plötzlich wieder auf der Tagesordnung.

  32. avatar

    Einstweilen bitte milde Exit -Bedingungen, so nachvollziehbar Ihre Argumentation ist, Opa Krempel! Um der Jugend in UK willen! Und England sofort gegen Deutschland ins Elfmeterschießen! Strafe muß sein!

  33. avatar

    Alan Posener: „Es gibt eine parteiübergreifende Denkrichtung in Deutschland, die gegen zu viele Konzessionen ist, weil das andere Länder ermutigen könnte, die Union zu verlassen und die Privilegien einzufordern, die England dann genießt. Wenn aber die Union nur durch Drohungen zusammengehalten werden kann, dann ist sie das Papier nicht wert, auf dem die Verträge stehen.“

    Deshalb wäre ein EU – weites Referendum, in allen Mitgliedsländern, Mitte 2017 eine gute Sache. Nationale Verfassungen hin oder her, die kann man ändern. Dann wird man sehen, was „unsere Werte“ in Europa gelten. Wird Zeit, diesem ganzen nationalen Erweckungsgedöns von Front National, „AfD“ und Konsorten etwas entgegenzusetzen. Und die „überzeugten Europäer“ lüften endlich mal ihren Hintern! Also ich bin dabei!

  34. avatar

    Lieber Herr Posener,

    ich mag den englischen Humor ja, aber so eine Schlagzeile hätten sich selbst Monty Python nicht ausdenken können:

    http://www.independent.co.uk/n.....01311.html

    Noch keine 24 Stunden für den BREXIT gestimmt und schon Entzugserscheinungen bei den Beihilfen.

    Die spinnen die Cornwalller.

    Mit britophilen Grüßen

    Ihr 68er

  35. avatar

    Schade, es war knapp. Keinesfalls darf man nun so tun, als wär nichts gewesen oder als wäre die Frage, ob man in der EU ist oder nicht, irrelevant. England will nicht mehr in der EU sein, das muss natürlich Konsequenzen haben. Die müssen nicht bedrohlich sein, im Gegenteil: die siegreichen Breixtler versprechen sich ja gerade Profit! Dann müssen sie jetzt die Gelegenheit bekommen, den einzufahren. Vielleicht haben sie ja recht, obwohl ich es nicht glaube. Eine Teilnahme am freien Warenaustausch bei lediglich einseitiger Reiserichtung (nämlich aus England raus) kann man da aber vergessen. Die EU muss zusehen, dass sie die anderen Länder, insb. Frankreich, nicht auch noch verliert. Sie muss für sich werben. Sie ist noch nicht am Ende; das wäre sie erst, wenn Frankreich kündigt. (Deutschland kündigt sowieso nicht.) Vielleicht wird es sogar ein neuer Anfang.

  36. avatar

    Gegen Abspalten hilft nur Abspalten von den Spaltern! Schottland und Nordirland rein in die EU ! Keine Reisen nach Wales und England bis 2025! Kein Aktienhandel mit London! Freies Geleit für die Royal Family.

  37. avatar

    Gratulation an die Briten, sie sind jetzt wieder frei. Das Volk hat abgestimmt, das nennt man Demokratie. Bei uns gibt es keine Demokratie, deshalb sind wir in der EUdSSR und haben den Euro und unsere Grenzen sind ungeschützt.

  38. avatar

    Lieber Herr Posener, da fürchte ich, Sie korrigieren zu müssen. Die EU ist mehr als ein Staatenbund, aber weniger als ein Bundesstaat; das Bundesverfassungsgericht wußte auch nicht, wie man ein solches Gebilde nennen sollte, und hat daher einen neuen Begriff geprägt: den Staatenverbund.

    Und bitte verwechseln Sie nicht Freihandel und Binnenmarkt; der Binnenmarkt geht über den Handel hinaus und bedeutet, daß jeder seine Waren in besagtem Gebiet nicht nur frei handeln kann, sondern auch produzieren oder Dienstleistungen anbieten. In einem europäischen Freihandelsgebiet kann ein portugiesischer Baumarkt den Gips für den Innenausbau nach Bochum oder Birmingham liefern. In einem Binnenmarkt kann darüber hinaus ein portugiesischer Stukkateur seine Leistungen in Bochum oder Birmingham anbieten, wenn sie dort nachgefragt werden, und sein Unternehmen dort auch ansiedeln.

  39. avatar

    Lieber Herr Posener,

    das unterscheidet Sie von mir. Ich bin für ein Europa, zu dem für mich ganz natürlich auch Großbritannien gehört. Als ich in Wales studiert habe, verstand ich zunächst gar nicht was die Leute meinten, als sie von Europa sprachen. Europa waren die Anderen auf dem Festland und sie selber zählten sie nicht dazu. Das war und ist mir fremd. Ich habe und hätte, wenn ich in GB leben würde, nicht für den BREXIT gestimmt. Ich akzeptiere aber die Abstimmung, lasse mich aber ungern erpressen. Johnson hat klar zu verstehen gegeben, dass er eigentlich gar nicht austreten will sondern die EU zu weiteren Eingeständnissen erpressen will. Da mach ich nicht mit. Das soll er versuchen und seinen Anhängern erklären, wie er sich das vorstellt. Man kann sich nicht nur die Rosinen rauspicken. Nichts mehr zahlen wollen und trotzdem einen freien privilegierten Marktzugang, das passt wirkt ziemlich kindlich. Ich spiel nicht mehr mit, aber ich möchte trotzdem Tore schießen. Da muss man sich schon vorher überlegen, was man will.

    Von mir aus können alle Briten, egal ob sie für oder gegen den BREXIT gestimmt haben, ja in die EU einwandern. Bei mir sind sie immer willkommen.

    Daher noch einmal mit europäischem Gruß

    Ihr 68er

  40. avatar

    Politiker, 68er. Die Bürger lieben sie vor allem nicht. Reaktionen heute (Juncker, Merkel, Schutz: Jetzt tiefer) machen klar, warum.

    „die EU hat nur dann eine Zukunft, wenn sie von allen ihren Bürgern und Politikern gelebt wird.“

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    Lieber Herr Posener,

    ich habe das schon in meinem Kommentar zu ihrem „Brexit-de-Gaulle-Artikel“ geschrieben, Konzessionen an die Briten wäre der „falscheste“ Weg.

    In einigen aktuellen Kommentaren, die ich gerade gelesen habe, wird ebenfalls klar herausgearbeitet, dass Europa nicht daran zu scheitern droht, dass es keinen Freien Markt hat sondern daran, dass es erhebliche Defizite im sozialen, und demokratischen Fragen aber – und vor allem – im emotionalen Bereich aufweist.

    Wenn Sie jetzt mit Ihrer Merkel-Rethorik eine privilegierte Partnerschaft Englands (die Schotten wollen ohnehin in der EU bleiben) als alternativlos darstellen („gehört mit allen Mitteln an die Union gebunden“), kann ich dem nur widersprechen. Es gibt Interessen der übrigen EU-Bürger und EU-Länder, die, und so ist das nun einmal in einem demokratischen System, Priorität haben sollten vor den Interessen derjenigen, die „nicht mehr mitspielen wollen“.

    Bei Ihnen wird wieder einmal klar, dass es Ihnen nicht um die Menschen geht, sondern um das System des angeblich freien Marktes. Wie die anderen Verhandlungen laufen ist Ihnen nicht so wichtig, Hauptsache der Marktzugang wird nicht abgeschnitten. Aber wieso sollen die Engländer gerade da geschont werden, wo es ihnen am meisten weh tun würde?

    Von mir aus dürfen alle Briten weiterhin frei in die EU reisen, auch hier arbeiten es sollten auch alle Universitätsaustausch Programme beibehalten werden, Schüleraustausch etc. Die Jungen Leute sollen sich ein Bild machen von einem freien offenen Europa und von einem isolationistischen England. Sie sollen ihre feinen Wollpullover selber tragen und ihre Fische selber essen. Und wenn es ihnen zu eng wird daheim, sind sie hier immer willkommen. Um aber auch attraktiv zu machen, müssen wir unsere EU aber auch reformieren, und attraktiver machen. Wir brauchen demokratischere und offenere Strukturen, mehr Mut für eine gemeinsame Sozialpolitik und vor allem mehr Miteinander.

    Der zweckökonomische Ansatz der EU Gründerväter hat sich überlebt, die EU hat nur dann eine Zukunft, wenn sie von allen ihren Bürgern und Politikern gelebt wird.

    Mit europäischen Gruß

    Ihr 68er

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      Lieber 68er, sie schreiben: „Bei Ihnen wird wieder einmal klar, dass es Ihnen nicht um die Menschen geht, sondern um das System des angeblich freien Marktes. Wie die anderen Verhandlungen laufen ist Ihnen nicht so wichtig, Hauptsache der Marktzugang wird nicht abgeschnitten. Aber wieso sollen die Engländer gerade da geschont werden, wo es ihnen am meisten weh tun würde?“
      Warum? Weil es mir eben um die Menschen geht. England vom gemeinsamen Markt abschneiden bedeutet Millionen Arbeitsplätze gefährden. Sie meinen anscheinend, diese Leute würden dann für den Wiedereintritt sein, und wenn nicht, dann gehören sie bestraft. Und Sie haben die Chuzpe, mir vorzuwerfen, mir ginge es nicht um die Menschen? Ihnen geht es nur um Ihre Idee von Europa, und wenn dafür „die Engländer“ bestraft werden sollen – sei’s drum. Schauen Sie sich mal Ihre Grußformel an. Fällt Ihnen da etwas auf?

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    Bravo:
    „“Gott strafe England?” – Nein danke
    Dieses – zugegeben – worst case scenario zeigt, was die Europäische Union jetzt tun muss. Alle „Gott strafe England!“- Impulse müssen unterdrückt werden, um Großbritannien – oder Klein-England – an die EU zu binden. Kommission, Rat und Parlament sollten sofort erklären, dass England selbstverständlich als privilegierter Partner ungehinderten Zugang zum gemeinsamen Markt hat, ganz gleich, wie die Verhandlungen auf anderen Gebieten laufen, zum Beispiel in Sachen freie Bewegung von Menschen.
    Es gibt eine parteiübergreifende Denkrichtung in Deutschland, die gegen zu viele Konzessionen ist, weil das andere Länder ermutigen könnte, die Union zu verlassen und die Privilegien einzufordern, die England dann genießt. Wenn aber die Union nur durch Drohungen zusammengehalten werden kann, dann ist sie das Papier nicht wert, auf dem die Verträge stehen.“

    Nie und nimmer, wenn’s drauf ankommt, entscheiden sich die Schotten für die EU gegen das UK, nie und nimmer. Meine Wette steht. Jeder Tag mit Nicola Sturgeon ist ein verlorener Tag. Die ist aus der Sowjetunion wieder auferstanden.
    Nordirland ist was anderes. Allerdings könnten die Iren second thoughts kriegen.

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    „Ein Land wie Großbritannien […] gehört mit allen Mitteln an die Union gebunden.“ – Ist das Ihr Ernst?

    Eine Gemeinschaft – vom Kleingartenverein bis zum Staatenbund – braucht Regeln des Zusammenlebens (vulgo: Rechte und Pflichten), denen sich die Mitglieder der Gemeinschaft bereitwillig unterordnen – oder eben die Gemeinschaft verlassen. Im Falle des (absehbar künftigen) Vereinigten Königreiches von England und Wales war es die zunehmend erodierte Bereitschaft, Lasten zu tragen, die den Entschluß zum Austritt aus der EU bewirkt hat.

    Wie uns aber der alltägliche Umgang mit den Mitmenschen lehrt: Keine Gemeinschaft ist gut beraten, einem Nichtmitglied Rechte zu gewähren, die sonst nur Mitgliedern zustehen, ohne dafür ein entsprechendes Entgegenkommen zu verlangen. Und daran wird es hapern: Das öfters angesprochene norwegische Modell ist eine Fata Morgana; Norwegen ist Teil des Binnenmarkts; dies hat die Niederlassungsfreiheit von Norwegern in der ganzen EU zur Folge wie umgekehrt die Niederlassungsfreiheit von EU-Bürgern in Norwegen – etwas, was die Brexiteers erkennbar nicht gewünscht haben. Teil des Binnenmarkts zu sein bedeutet auch, daß Norwegen in den EU-Haushalt einzahlt – die britischen Beiträge waren für die Brexiteers ein weiterer Austrittsgrund.

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      Lieber Opa Krempel, die Europäische Union ist keine „Gemeinschaft“ – ein Wort, das immer das Adjektiv „gemein“ mitschwingen lässt. Sie ist in der Tat ein Staatenbund, und wie dieser Bund seine Außenbeziehungen regelt, ist seine Sache. Es gibt überhaupt keinen sachlichen Grund, England vom gemeinsamen Markt auszuschließen, oder die Niederlassungsfreiheit zur Vorbedingung für den Freihandel zu machen.

  44. avatar

    Hier noch ein Rat an Herrn Juncker:

    „Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren. Und wer die vom Leben ausgehenden Impulse – die von der Gesellschaft ausgehenden Impulse aufgreift und dementsprechend seine Politik gestaltet, der dürfte keine Schwierigkeiten haben, das ist eine normale Erscheinung.“

    Michail Gorbatschow am 7. Oktober 1989 anlässlich eines Staatsbesuchs in Ost-Berlin

    1. avatar

      Gorbatschow, lieber 68er, ist kaum ein gutes Vorbild für die EU. Man sehe sich nur an, was mit seiner Sowjetunion – und mit ihm – geschah.

  45. avatar

    Lieber Herr Posener,

    das habe ich jetzt nicht verstanden. Wer will ein modernes dereguliertes Großbritannien und wer will in die 70er Jahre zurück?

    Gruß

    Ihr 68er

    1. avatar

      Boris Johnson zum Beispiel will ein modernisiertes, dereguliertes Großbritannien, lieber 68er. Nigel Farage will in die 7oer Jahre zurück. Einige Leute in seiner UKIP sind aber Modernisierer. Jeremy Corbyn wiederum ist rückwärtsgewandt, doch gerade seine Wählerschaft im Norden Englands hat ihm gezeigt, dass sie – anders als die Labour-Führung – glaubt, durch einen Austritt den Thatcherismus rückgängig zu machen. In Schottland wiederum will die SNC einerseits wegen der sozialen Komponente in der EU bleiben, während sich einige Ultranationalisten sich nur der EU bedienen wollen, um von England loszukommen. Die Widersprüche gehen quer durch alle Parteien, und manche Leute führen Argumente aus beiden Lagern im Mund.

  46. avatar

    Das ewige „Wir schaffen das !“ und „Weiter so !“ hat endlich ausgedient.

    Schon Goethe sah das so:
    „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“

    Der Brexit ist eine Chance etwas neues, besseres zu schaffen als die Eurokraten-Veranstaltung der Brok, Juncker, Schulze, Merkel und Co.

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