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Unsere Freiheit verteidigen= trotzig und lässig so weiterleben wie bisher ?

Quer durch die meisten Feuilletons war neben kurzem Erschrecken über die Massaker
der IS Terrorszene in Paris vom 13.11.der Tenor, cool bleiben, lässig bleiben, gelassen bleiben.
Zu Zeichen gegen den IS Terror wurde einiges verklärt, was eben so zum Alltag der heutigen globalen Mittelschicht oder noch kleineren Eliten gehört neben Champagner trinken, Drogen nehmen, ins Berghain gehen, auf alle möglichen weltweiten Disco-Events und Kunstmessen fliegen, mit schicken Autos auf alle möglichen Partys rasen , Sex-Partys inklusive, der individuellen Lust , der Mode, dem Diesseits jung und fit und so hedonistisch wie möglich frönen, Nacktfotos überall neben Kopftuchfrauen in der Werbung auf den Straßen, Filme genießen, die Gewalt feiern und sie so angeblich kritisieren, den Karrieren frönen, sich dann bei Yoga und in Wellness-Tempeln entspannen, den Literaturbetrieb bestücken, sich auf Messen wiedersehen, die fünf Sterne Köche diskutieren, die besten Schauspieler etc…..Ob ich dagegen etwa eine Bußpredigt halten will?
Nein, aber etwas genaueres Nachdenken einfordern, was denn die Freiheit sei, die zu verteidigen ist, ein Besinnen, wie es zur Advents- und Chanukkazeit gehören sollte, statt nur  Kommerz- Einkaufs- und Geschenke -Streß, eine Art Fasten, damit der Kopf wieder klar wird. So kann  die Weltlage und die eigene Lage genauer erkannt werden, auch der eigene Anteil an  Terror und Krisen,  zumindest eine Wiederentdeckung der Freiheit zur Vernunft , auch in der Kritik am eigenen Lebensstil, der zur Klimazerstörung beiträgt, die zur Zeit auf der grossen Unokonferenz in Paris bekämpft werden sollte.

Es würde sich schon lohnen, etwas mehr Unterbrechung der Spaß und Ablenkungsindustrie und der Mulitkulti-Szenen Selbstbespiegelungen zuzulassen statt nur das trotzig selbstgefällige, wir machen weiter, jetzt erst Recht hard rock und Bier und sex and drugs und Homoehe und Kopftuch  gegen den Kult von Selbstmordattentaten und sadistischer Mordslust, die internet-Haß-propaganda, die Kulturzerstörungen des IS Pseudokalifates. Für große Teile der Eliten und des Kultur und Medienbetriebes war es ja selbst nach den Massakern an Charlie Hebdo und denen von Boko Haram in Nigeria, den Versklavungen der Jesidinnen ein spätes Erschrecken und Aufwachen, was in Syrien, im Irak, in Lybien, im Jemen, in Tunesien, in Nigeria, Afghanistan und Pakistan wirklich los ist, was da Krieg und was da Freiheit bedeutet seit Jahren.

In Frankreich wird zur Zeit nicht nur klar über einen notwendigen Verteidigungskrieg gegen den globalen IS Terror geredet, sondern es melden sich nicht nur beim Militär, sondern bei der Feuerwehr, bei Blutspende -Einrichtungen, bei Vereinen wie coexister ,nous sommes unies, viele neue Initiativen des Gemeinsinns, der Bürgerverantwortung, gegen Antisemitismus und Rassismus, bei Projekten für Obdachlose, für soziale Schwache, für interreligiöse Dialoge auffällig mehr Jugendliche, die in den Cafes und im geschichtsträchtigen Bataclan mit ihrer weltoffenen Jugendkultur direkt angegriffen wurden .Klar muss dem Terror getrotzt werden durch das Weiterleben in den wunderbaren Cafes und Bars von Paris, Berlin, Tunis, Istanbul, Beirut, Casablanca, Madrid, London.. Doch das reicht nicht, um eine gemeinsame Zukunft in Europa und dem Nahen Osten zu schaffen, das Mittelmeer zu einer Region der Koexistenz zu machen, den Hunger, den Waffenhandel, den Fanatismus und Extremismus, die Finanzkrisen , die wachsende soziale Ungleichheit und den Klimawandel zu begrenzen.
Mir scheint die Uno-Klimakonferenz in Paris ein guter Ort und Anlass zu sein, über die Verteidigung unserer Freiheit mit den Institutionen der Demokratie und Religionsfreiheit wie über unsere individuellen Freiheiten global vernetzt nachzudenken. Auch wenn ich der Klimakonferenzen etwas müde bin von Rio 1992 bis zu  der in Warschau 2011, nach der der Maidan losging, den Rummel von 50 000 Experten, Lobbyisten aller Art und Aktivistinnen  mit ihren tablets, das Feilschen um die Klammern im Text, die Selbstdarstellungen aller möglichen politischen und medialen Milieus. Das Grossfamilientreffen mit einigen alten Freundinnen, von denen einer Umweltminister in Brasilien, der andere in Irland, einer in Frankreich wurde und einer in Ecuador, vermisse ich wie das Frauennetzwerk für gender and climate justice, die Treffen mit den  Ureinwohnern und Pazifikakstivistinnen, die ihre Inseln retten wollen. Doch wie Greenpeace würde ich mir  effektivere Denk und Handlungsformen wünschen.  Die Klimakonferenz in Paris scheint aber gerade aus dem Erschrecken über den Terror weltweit eine Chance zu einem Minimum an vernünftigen globalen Entscheidungen zu entwickeln, Selbstbegrenzung und Begrenzung der falschen Freiheit, zu viel CO 2 in die gemeinsame weltweite Luft zu blasen von Grossmächten und Schwellenländern und damit Millionen an Klimaflüchtlingen vor allem aus den ärmsten Ländern zu erzeugen.
In den Schulferien 1976 was ich als Lehrerin das erste Mal in Afrika und zwar im Senegal und Mali
und erlebte sowohl das erste Mal muslimische Männer um eine Riesenmoschee in langen, strengen
Gewändern und auf dem Markt daneben Frauen in den wunderschönen afrikanischen Kleidern voller Farben und in ihrer Schönheit mit offenem Haar und den Kopf hoch erhoben, mit einem stolzen Blick in die Welt. Sie saßen geduldig stundenlang vor wenigen Erdnüssen , um damit ein wenig Geld fürs Essen der Familie zu verdienen. Dann sah ich die vertrocknete Erde im August und merkte, dass kaum Wasser aus der Dusche in meinem billigen Hotel kam, es Zeiten gab, wo es überhaupt kein Wasser gab.Vorher hatte ich in den Nachrichten gehört, dass Kühe in Südfrankreich wegen der Sommerhitze gestorben waren. Die Irritation von beiden gleichzeitigen Eindrücken hat mich seitdem nicht verlassen, es war meine erste Beobachtung des Klimawandels, Gefahr von Bodenerosion ,Wassermangel ,Dürren, Fluten, Stürmen,Mückenplagen, Hitzewellen, die Menschen wie Tiere, Meere und Wälder ,die Landwirtschaft, die Arktis gefährden.

Bei der Gründung der Grünen 1979 war mir das Wort Klimawandel aber nur als Teil der Wirkung von Atomkraftwerken bekannt, die durch die Strahlung das Mikroklima aufheizen, da Flüsse und Luft
einfach als Kühlsysteme missbraucht werden und so Pflanzen, Weinbau und die Gesundheit beeinträchtigen können.Dann fuhr ich 1988 auf die erste Klimakonferenz in Europa, die in Saarbürcken stattfand, wo ich stundenlang power points von Professoren folgen musste,die den
anwesenden Umweltschützern, den Wind aus den Segeln nehmen wollten, indem sie mit Statistiken und einschüchternden Zahlenwerken den Klimawandel als Tatsache in Frage stellten und es zu einer
ewigen Aufgabe der Wissenschaften und ihrer Einkommen als Experten erklärten, jahrelang erst mal weiter zu forschen für Millionen aus Staatshaushalten oder wie in den USA für Millionen aus
der Öl -und Kohle und Gas- industrie.Dann kam 1989 der erste Report des IPCC in Genf heraus und Al Gore, den ich 1991 in New York und dann 1992 in Straßburgund Rio bei der Uno Umwelt und Entwicklungskonferenz traf, hatte den Mut bei einem internationalen Treffen von Parlamentarierinnen aus Umweltausschüssen zu sagen, „wir können nicht auf das Ende der Debatten in den Wissenschaften
warten.“
Im Europaparlament wie in den Grünen konnte ich sozusagen seit 1979 Klimapolitik machen,
Klimanetzwerke der Städte, ein globales Klimanetzwerk von Frauen mit Bella Abzug und ihrer Frauenorganisation WEDO wie mit der ersten Frauenklimakonferenz im April 1995 in Berlin, die Merkel als Umweltministerin leitete mit initiieren, sie im Laufe der Uno konferenzen und Eu debatten und der deutschen Nachhalitgkeitsdebatten helfen zu professionalisieren, die Klimaallianzen zu erweitern um Gewerkschaften, Kirchen, Entwicklungsorganisationen,die inzwischen zusammen die G8 und G7 gipfel kritisch begleitet haben und die Milleniumskonferenzen in New York. Doch ich bin nicht nach Kyoto geflogen 1997 zum Kyotoprotokoll, weil ich schon 1984 dort war und in Fukushima und gegen Atomanlagen geredet habe.Ich wollte lernen zu leben im Sinne von „walk what you talk“Also bin ich nach
der Uno konferenz in Rio nur noch zu Uno konferenzen gefahren, zu denen ich mit dem Zug kommen konnte,naja, ich gebe zu, nach Istanbul 1996 bin ich noch mal geflogen.
Denn die Professoren oder Politiker oder Jornalisten, die die Apokaplypse beschwören,die Gefahr der Klimazerstörung erst kurz vor der Kopenhagenkonferenz 2009 entdeckten,dann bestseller schreiben , gleichzeitig aber ständig durch die Welt fliegen,weil sie angeblich nur so die Welt retten können, überzeugen mich nicht mehr.Dann doch lieber Umwelt und Klimaschutz vor Ort.
Eine andere Energie und Klimapolitik kann nur durch das engagement und die Verhaltensänderungen von Millionen Bürgern und ihren Vorbildern in Medien, Wissenschaft, Politik und Unterhaltungsindustrie gelingen und dazu brauchen wir nicht nur grosse Unokonferenzen wie in Cancun, Bali, Kopenhagen , Warschau und jetzt Paris,sondern eben genau Lebens, Konsum und Arbeits und Ökonomiestile,
die nicht so weitermachen wie bisher und zwar nicht nur im Westen, nicht nur in den Industrieländern, wie einige behaupten, da wir angeblich die einzig oder wesentlich Schuldigen seien. Nein , falsche Entwicklungsmodelle, Wachstumswahn und zerstörerische Technologien und Wegwerfgesellschaften müssen auch im globalen Süden, auch in China ,Russland, im Iran, Brasilien, gebremst werden, wie es die grüne Enzyklika des Papstes Franziskus und die letzte Uno konferenz zur Nachhaltigkeit im September ja auch debattiert hat.
Ich will Sie nicht mit den Zahlen belasten, die sie in den Debatten des Bundestages und des Europaparlamentes nachlesen können oder im IPCC bericht und den Studien des Potsdamer Institutes, das von dem hellsichtigen Professor Schellnhuber geleitet wird, der wie ich seit Jahren
um einen Erkenntnis und Verhaltenswandel den zukünftigen Generationen zuliebe ringt und die Kanzlerin berät wie auch Klaus Töpfer und Achim Steiner, die Chefs der UNEP Behörde in Nairobi.
Bezogen auf die Freiheitsreden in den Feuilletons nach dem grauenhaften Morden in Paris und Beirut und Tunis, möchte ich Sie ganz einfach daran erinnern, dass wir durch den weiteren CO 2 ausstoss, der ja zugenommen hat weltweit und nicht abgenommen hat seit 1992 und seit Kyoto 1997 unsere Freiheit anders leben müssen ,also doch unsere Art zu leben, frei zu sein, ändern müssen.

Frei sein mit weniger  Gift, das die bisherigen Autos ausstossen sei es von VW oder General Motors oder Toyota, mit weniger Gift aus den Flugzeugen, sei es als Viel oder Billigflieger, mit  weniger  Verbrauch von Plastik und traditioneller Chemie, mit  weniger Fleisch essen. Ja,  so einfach könnte es sein. Aber  es heißt eben, die Freiheit so weiter zu konsumieren und zu prassen wir bisher  freiwillig und selbsttätig einzuschränken. Das wäre doch mal die Freiheit, man selbst zu sein, statt ein blinder oder zynischer Antreiber unsinnigen Wachstums. Das wäre doch mal die Freiheit, sein Leben an Enkeln und weltweiten zukünftigen Generationen auszurichten und deren Chancen auf gutes Wetter, gute Luft, gute Böden, gute Städte, andere, klimaschützende Formen der Mobilität und des Genusses.

Eines aber muss ich den Klimaschützern der Grünen und all meinen Freunden und Mitstreiterinnen in den NGOS und Klimaallianzen doch ins Gedächtnis rufen: wenn man die Ölländer ,wie die Golfstaaten , Saudi Arabien, Katar nicht klarer kritisiert, wird man durch die Kriege und Flüchtlingsströme den Klimawandel auch kaum aufhalten.
Zweitens, wenn man so tut, als könnte durch  Religionen, die den Frauen die Geburtenkontrolle,
ihre Bildung, ihre Freiheiten und Gleichberechtigung nehmen, das Bevölkerungswachstum einfach
wachsen lassen, ohne daß dies Folgen für den weltweiten Konsum, weltweiten CO 2 verbrauch,
für Megastädte , Landflucht, Krisen und Kriege hätte, hat man die Strategie zur Eindämmung der Klimazerstörungen zu eng gedacht, zu wenig mit anderen sozialen und geopolitischen und kulturellen Fragen verbunden.

Daher ändern Sie ihr Leben, verteidigen Sie die Freiheit, indem sie Frauenrechte, Umweltschutzrechte weltweit möglich machen und weniger Fleisch essen, weniger Auto fahren und fliegen etc und das weltweite Klimastädtenetzwerk unterstützen. Das muss ja nicht mit miesgrämigem Gesicht gemacht werden.

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