Wer ist schuld am Aufstieg des „Islamischen Staats“? George W. Bush, sagen die einen. Er hat durch den Sturz Saddam Husseins und die Auflösung der Baath-Partei und der irakischen Armee den Irak nachhaltig destabilisiert. Barack Obama, sagen die anderen. Er hat zu lange gezögert, die gemäßigte Opposition gegen Baschar al-Assad in Syrien wirksam, auch durch militärische Aktionen gegen Assad, zu unterstützen. Dadurch wurden die radikalen Kräfte in Syrien gestärkt.
Anders ausgedrückt: Bush ist schuld, weil er regime change im Irak, Obama, weil er in Syrien kein regime change betrieben hat.
Nun kann es sein, dass beide Kritiken richtig sind. Vielleicht haben die USA das falsche Regime gestürzt. Vielleicht war Bush zu unüberlegt und Obama zu vorsichtig. Man kann aber auch sagen: Wenn man schon ein Regime stürzt, wie es Bush im Irak getan hat, dann muss man dafür sorgen, dass man das Land stabil hinterlässt und kann es nicht einfach sich selbst überlassen, wie es Obama in Erfüllung seines Wahlkampfversprechens getan hat. Und da die USA konstitutionell unfähig scheinen, eine langfristige mission civilatrice als Besatzer durchzustehen, wie es die Neocons wollten, sollten sie mit dem Sturz von Regierungen äußerst zurückhaltend sein.
Ich bin geneigt, diesen Schluss zu ziehen. Ich habe die Aktion gegen Saddam Hussein unterstützt, und ich glaube, dass sie – bei allen schrecklichen Fehlern, die gemacht wurden – dennoch unterm Strich positiv hätte ausgehen können, wenn die USA und ihre Verbündeten bereit gewesen wären, sich langfristig im Sinne eines „demokratischen Imperialismus“ im Irak zu engagieren. Freilich hätte ich auch wissen können und müssen, dass solches langfristiges Engagement für Demokratien allgemein und für die USA im besonderen schwierig, ja fast unmöglich ist. Ich fürchte daher auch, dass bei allen gegenwärtigen Erfolgen in Afghanistan das Land nach dem zu frühen Abzug der Nato-Verbände in einen Zustand permanenten Bürgerkriegs sinken oder ganz an die Taliban fallen wird. Das ist, angesichts der enormen Verluste – vor allem unter der Zivilbevölkerung – in beiden Ländern ein schlimmes Resultat.
Mir scheint aber auch, dass man in der Beurteilung der Situation im Mittleren Osten nicht sehr weit kommt, wenn man allein die Aktionen der USA als Ursache für die Destabilisierung der Region und vor allem für den Aufstieg des IS betrachtet. Um es vorwegzunehmen: Hauptschuldiger für den Ausbruch des sunnitisch-schiitischen Bürgerkriegs (denn darum handelt es sich), der zwischen Aleppo im Westen und Bagdad im Osten tobt, ist der Iran.
Syriens Diktator Assad – selbst Angehöriger einer schiitischen Minderheits-Sekte – ist ja Verbündeter Teherans; er hat von Anfang an in den Protesten gegen sein Regime nicht eine Bürgerrechtsbewegung gesehen, sondern einen Aufstand der sunnitischen Mehrheit, und hat den Kampf gegen seine eigene Bevölkerung mit der ganzen Brutalität eines Religionskrieges geführt, an seiner Seite die schiitische Hisbollah, die „Partei Gottes“. Der „Islamische Staat“ stieg auch deshalb zur führenden Kraft der Opposition gegen Assad auf, weil er sich über den religiösen Charakter dieses Krieges keine Illusionen machte, Brutalität mit Brutalität beantwortete, weil es ja im Wesen eines solchen Bürgerkriegs liegt, den Gegner nicht bezwingen, sondern vernichten zu wollen.
Im Irak konnte der IS deshalb Fuß fassen, weil nach dem Abzug der USA das Regime in Bagdad zunehmend zum Werkzeug des Iran geworden ist, wie es die sunnitische Minderheit im Irak immer befürchtet hat. Mit einer Kombination aus Härte gegen die radikalen Elemente unter den Sunniten und Garantien für die Sicherheit und Rechte der gemäßigten Sunniten hatten die USA den sunnitischen Aufstand gegen die Besatzung beenden können. Unter iranischem Einfluss hat aber die schiitisch beherrschte Regierung die Sunniten nach dem Abzug der USA zunehmend ausgegrenzt und unterdrückt und dadurch in die Arme des IS getrieben.
Wenn man sich fragt, ob das iranische Regime nach wie vor revolutionär oder nicht vielmehr auf die Erhaltung des Status Quo bedacht ist, so sollte man weniger auf die Erklärungen des Präsidenten Rohani gegenüber dem Westen achten und mehr auf den iranischen Versuch, einen schiitischen Herrschaftsgürtel von Teheran über Bagdad und Damaskus bis nach Beirut zu schaffen. Gegen diese Herrschaft – und nicht gegen den Westen – richtet sich primär der Terror des IS. In diesem Zusammenhang sollte man auch die inszenierten Hinrichtungen westlicher Journalisten und Helfer sehen. Der IS will den Westen in den Kampf hineinziehen, um ihre Gegner, insbesondere die Schiiten – und vor allem Teheran – als Verbündete des Westens zu diskreditieren.
Wir sind nicht der Hauptfeind des IS; der IS will uns lediglich instrumentalisieren. Und: der Feind meines Feindes ist nicht immer mein Freund. Wir sind nicht für den IS, weil er die Vorherrschaft Teherans infrage stellt; wir sind nicht für Teheran, weil sich die iranischen Mullahs gegen den IS stellen.
Deshalb ist es richtig, dass Obama ein Bündnis sunnitischer Kräfte gegen den IS zustande gebracht hat; von „gemäßigt“ sunnitischen Kräften will ich angesichts der Beteiligung Saudi-Arabiens nicht reden. Deshalb ist es richtig, dass die USA die Regierung in Bagdad gedrängt hat, Konzessionen an die Sunniten zu machen; ob sie dazu in der Lage sein wird, ist eine andere Frage. Deshalb ist es aber vor allem wichtig, dass der Druck auf das Regime in Teheran nicht nachlässt. Der Iran ist nicht unser Verbündeter. Zwischen dem Köpfen westlicher Journalisten und Helfer durch den IS und dem Aufknüpfen iranischer Schwuler an Baukränen sehe ich, was Brutalität betrifft, keinen großen Unterschied. Der Iran darf nicht Atommacht werden; nicht nur, nicht einmal in erster Linie, weil das für Israel existenzgefährdend wäre; sondern weil damit der sunnitisch-schiitische Bürgerkrieg unweigerlich zu einem atomaren Konflikt würde.
Terrorbewegungen wie der IS oder Al Qaida, Hamas, die Moslembruderschaft, die Hisbollah sind gefährlich. Unendlich viel gefährlicher werden sie, wenn sie – wie die Hamas in Gaza, die Hisbollah im Südlibanon oder eben die schiitischen Revolutionsgarden im Iran – die Mittel eines Staates in die Hände bekommen. Das sah man übrigens auch in der europäischen Geschichte, als es den Bolschewiki gelang, den russischen Staatsapparat zu kapern und für ihre Zwecke in Bewegung zu setzen. Deshalb liegt es im Interesse des Westens, die Schaffung eines ölfinanzierten „Kalifats“ durch den IS zu verhindern. Aber deshalb liegt es auch nach wie vor im Interesse des Westens, jene Veränderung anzustreben, mit der die Situation im Mittleren und Nahen Osten mit einem Schlag verbessert werden könnte: Regime change in Teheran.
@Marseillais
Ich bin bestimmt weit entfernt davon, ein Fan von Erdogan zu sein. Er hat auch eine sehr dunkle Seite.
Aber:
Grade in der Politik gegenüber Minderheiten, waren die Laizisten in der Türkei um einiges schlechter als Erdogan. Der Bürgerkrieg 80/90 wurde von denen geführt, nicht von der AKP. Als die „Aufgeklärten“ regierten, verschwanden ganze kurdische Dörfer von der Landkarte und die Sprache war verboten. Die Kurdistan-Hysterie in der Türkei hat unter Erdogan stark abgenommen. Der Friedensprozess verdient seinen Namen wegen Erdogan.
Bei aller Kopftuchangst, sollte man das zumindest anerkennen.
Die PKK sehe ich sehr kritisch, das stimmt. Terrororganisation, naja, der Begriff steht heute für ganz andere Sachen. Aber die stehen für mich nicht für kosmopolitischen Pluralismus und Toleranz, eher für nationalistischen Chauvinismus und Totalitarismus, ich glaube nicht, dass dieser Verein für die Kurden gut ist. Ein Kurdistan kann ich mir vorstellen, ein PKK-Staat – arme Menschen, die in dem leben sollten. Regionales PKK-Regime als gelungene kurdische Selbstverwaltung zu verkaufen… Da fahren die Kurden mit dem türkischen Staat besser. Muss man nicht so sehen, tu ich aber. Für die PKK kann sich nur begeistern, wem ein kurdischer Staat sinnfrei als höchstes Gut erscheint, dem es aber egal ist, wie die Kurden in diesem PKK-Nationalpark dann leben.
Wobei der Vergleich IS und PKK Stuss ist. Schon klar. Aber sich den Verein schönreden – nein, danke.
@Ziegler
Gepäppelt ist falsch ausgedrückt. Der Botschafter:
„Wie konnte der Islamische Staat von einer kleinen Gruppe von Fanatikern, die das syrische Regime stürzen wollten, zu einer Furcht einflößenden Armee werden, die große Gebiete im Nahen Osten erobert? Eine Antwort: durch einen bewussten Schachzug des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Er entschied frühzeitig, nicht allzu energisch gegen die Dschihadisten vorzugehen, berichten dem Regime nahestehende Personen.“
So wie das Nazi-Freiwilligenregiment „Asow“ vom Kreml medial ausgeschlachtet wurde, um dem Krieg in der Ukraine einen bestimmten Beigeschmack zu geben, dienten zuerst Al Nusra und heute ISIS nun Assad, um sich als kleineres Übel zu positionieren. Es macht auch Sinn, die FSA eher als die Islamisten klein zu halten, weil nur diese die Eintrittskarte für den Westen sein können.
Und es wirkt ja ohne Frage.
@ Stevanovic
Nachdem Sie immer alles zu wissen scheinen, wie erklären Sie sich das hier:
“As horrific as it is to watch in real time what’s happening in Kobani, it’s also important to remember that you have to step back and understand the strategic objective and where we have begun over the course of the last weeks,” the US secretary of state, John Kerry, said in a briefing.
Strategic objective?
Was meint Kerry?
Erklären Sie mal? Ideen?
Oder lieber mehr rants gegen Assad, weil der ehemalige buddy von ihm Ihr Säulenheiliger ist, obgleich er die Vergewaltiger, Frauenverkäufer und Kinderschlächter in seinem Land heilt und wieder zurücklässt? Ach, die Lüge mit den Chemiewaffen und dieser Besitzerverwechslung war angeblich auch von ihm.
Die achse denkt genauso wie Sie, Assad, das einzige Schwein. Das ärgert mich schon seit zwei Jahren, weil mich eindimensionales Denken verärgert, nicht von meinem Bäcker, aber von Leuten, die behaupten, sie hätten was drauf. Der Einzige, der da wirklich denken kann, ist Lassahn, weil der Klabautermann auch solche stories erzählen kann. Der wohnt auch auf einer Brücke, allerdings auf einem Schiff.
Ich denke, Marseillais, John Kerry meint die Herstellung eines amerikanisch-sunnitischen Bündnisses zur Eindämmung und letztlich „Vernichtung“ (Obamas Wort) der IS-Terroristen, die Ersetzung Malikis im Irak, die Bewaffnung der Kurden und der „gemäßigten“ syrischen Opposition. Kerry will sich nicht dazu drängen lassen, amerikanische Truppen in Syrien einzusetzen, und ich kann ihn gut verstehen.
@ Stevanovic
1. Die Terrormiliz Islamischer Staat will Kobani offenbar vom Nachschub abschneiden und dafür einen Grenzübergang zur Türkei einnehmen. Kurdische Beamte und syrische Aktivisten berichten, die Terroristen hätten den Grenzübergang mit dem Ziel beschossen, ihn zu besetzen. Damit könnte die Schlinge um die von Kurden bewohnte Stadt zugezogen werden: Niemand könnte Kobane mehr betreten oder verlassen. Der Grenzübergang ist der einzige der Stadt zur Türkei. Liveticker, Welt
2. http://en.wikipedia.org/wiki/Siege_of_Leningrad
Oder Traumtänzer Bernhard Lassahn (Käpt’n Blaubär). Die Kartoffelszene – im Kopf gegoogelt – hat Arnim gemacht, nicht Christoph. Die hatten beide eine sonore Männerstimme und keinen Bart. Sie arbeiteten an einer brillanten Kindersendung, aber mussten nicht zeigen, dass sie Männer sind wie heute ganze Heerscharen, denen der nicht mal steht. Die Sendung wurde von vielen Familien im Bett geschaut statt Kirche. Jeder wusste, wie Chips (die aus den Kartoffeln) gemacht werden. Blue Chips kannten dafür abwesende Familienväter. Löwenzahn war auch hervorragend. Und Bullerbü. Eines Tages sahen wir Ronja Räubertochter. Schreit der Alte, dessen Vater stirbt, tagelang ‚rum: „Er war doch immer da, und jetzt ist er nicht mehr da.“ Besser kann man’s nicht sagen. Danke, Astrid Lindgren. So fühle ich mich mit dem Hund. Nostalgisch? Ja, évidemment. Man muss das Gute suchen, wenn die Welt gefährdet ist. Der Friedensnobelpreis ist dieses Jahr auch in Ordnung, finde ich. Ronja fängt so an: Ein Riesengesicht erscheint: Ronja. Natürlich, hübsch, vital, ein richtiges Kind. Wenn ich die heute auf ihren pads tippen sehe oder mit Nagellack mit fünf, denke ich an Ronja. Oder Heidi trotz Zeichentrick. Oder George (Georgina) aus „Fünf Freunde“. Dann gab’s noch George, den Bernhardiner, war auch gut. Und natürlich Hans Clarins klirrende Stimme und die ur-bayerische des Gustl Bayrhammer: Meister Eder und sein Pumuckl. Und dann gab’s noch’n Bernhardiner: In Ferien auf Saltkrokan. Wir waren reich. Eltern, die mit ihren Kindern Kindersendungen schauten, weil die so verdammt gut waren, von der Maus über den Bernhardiner bis zum Elefanten.
Und heute gucken wir Araber und europäische Konvertiten an, wie sie Kinder abschlachten, die UNO sagt ca. 700 (hohe Dunkelziffer).
Wir müssen das Reiche wieder bringen, nicht Figürchen im KiKa aus Kriegsgebieten oder Soziologiekiki. Ob’s hilft, weiß ich nicht. Wir leben im Nebel (Unendliche Geschichte). Er wird dichter. Wir brauchen Atréju, Bastian und Fuchur, die Kindliche Kaiserin, Momo, Die Reise zu den „Glücklichen Inseln hinter dem Wind“, Scheinriesen und nicht „letzte Tinte“,sondern „Tintenblut“. Phantasie. Geschichten. Der Wolf liegt vor der Tür. Macht schon, holt das Gute zurück.
@ Roland Ziegler
Nachmittags in den Siebzigern war die Welt noch in Ordnung:
http://www.spiegel.de/einestag.....89369.html
Heute gucken sie sich in KiKa Figürchen an, die gegeneinander stehen, schön graphisch: Palis und Israelis. Meinungsbildung im Kindergarten. Wenn die mal fertig sind, ich meine ultimativ ausgebrannt, so mit 50, gucken sie dann Heidi, Pan Tau, das Sandmännchen, die Maus und Pauli und Nils. Bei uns ist ein Zitat von Christoph hängen geblieben, z.B. wieder verfahren: „Die deutsche Kartoffel. Neuer Versuch.“ Macht gelassener.
Macht keine Angst, sondern heiter. Aber Vorsicht: Danach wollen die in die Schweiz, Fränkli ausgeben.
@ Stevanovic
Wissen Sie, wie Sylvester gefeiert werden wird, dieses Jahr?:
Die einfachen Russen haben nichts mehr und gehen ins Bett. Unsere Eliten werden, wie immer, auf Umwegen notfalls, russischen Kaviar besorgen oder auch iranischen. Lachs geht nicht. Da besteht Gefahr, dass am 2. Januar die Putzhilfe sagt: „Hatten wir auch. Lecker. Vom Aldi.“ Dumm, dass Putin die Krim hat, oder? Sonst könnte man bald europäischen Kaviar essen und sich in politisch korrekter Ernährung bewegen. Krimsekt kriegt man kaum noch.Da bleibt nur eins: Die überteuerte französische Plörre, gelegentlich so sauer, dass sich einem der Mund zusammen zieht oder – den kann man empfehlen – Fürst Metternich aus Deutschland. Aber nichts gegen Jahrgangs-Champagne.
Was aus Langzeitsanktionen wächst, sehen wir im Irak. Bush ist vermutlich weniger das Problem als der Würgegriff der jahrelangen Sanktionen vorher. Idee dahinter: Die Leute kippen dann ihren Staatschef. Pustekuchen. Man hält die Leute einfach nur für blöd. Arme Leute halten zusammen, mehr als Wohlstandsverwahrloste. Sie tauschen dann medizinische Versorgung gegen Eier oder Hühner. Ich kenne das sehr genau, weil meine Großeltern und Urgroßeltern von ca. Mitte der Zwanziger bis zum Kriegsende genau so gelebt haben. Man kennt dann jeden im Ort.
@Marseillais
„Wenn das NATO-Mitglied Türkei nichts tut, um einen Massenmord zu verhindern, stellt sich eine andere Frage: Hat das Land verdient, Mitglied der NATO zu sein?“
Das NATO-Mitglied, das von Anfang an auf den Sturz von Assad drängt und vor einer Eskalation warnt, ist die Türkei. Die anderen NATO-Mitglieder sind erst aufgewacht, als ein paar Köpfe ihrer Bürger rollten. Nicht mal Giftgas und Fassbomben konnten Europa beeindrucken. Der Westen hat zugeschaut, wie 200.000 Menschen starben – ohne sich einen Dreck darum zu scheren. Und jetzt läuft die Diskussion, ob ein Mörder, der sein Land in Schutt und Asche gelegt hat, nicht ein Stabilitätsanker sein soll…
Ne, sorry. Die Türkei macht Fehler, ok. Das verrotten der NATO liegt aber an den Premium-Mitgliedern, nicht an der Türkei. Putin droht NATO-Mitgliedern und es gibt nicht mal Pläne, diese zu verteidigen. Unter dem Gesichtspunkt sollten wir nochmal darüber reden, wer was verdient hat!
„Läuft auf Anarchie hinaus: Celle, Hamburg Hauptbahnhof etc.“
Naja, ich war (vor 20Jahren) bei ein paar übleren Sachen dabei, beseelt von dem Wunsch, genau diese Anarchie herbeizuführen. Hat damals nicht geklappt, wird es auch heute nicht. Nach Fukushima sofort aus der Atomkraft aussteigen, fand ich damals etwas hysterisch. Wegen einer Massenschlägerei das Ende des Abendlandes zu verkünden und den Demokratieausstieg zu befürchten… vielleicht sollten wir einfach mal die Moschee im Dorf lassen und einfach mal den Jungs vertrauen, die mit aufgeheizten Jugendlichen schon viel Erfahrung haben: dem SEK.
Demokratie ist es ja nicht nur dann, wenn es keine Probleme in der Gesellschaft mehr gibt.
@ Stevanovic
Wenn man mit Butter kocht, kriegt man gutes Essen. Mit Margarine sieht das anders aus. Die Amerikaner geraten immer wieder in Versuchung, mit Margarine zu braten. Sie haben fixe Ideen, wie dass Russland ihr Erzfeind sein müsse, nur weil Putin sein Land anders führt. Was ist? Sind die Russen eingesperrt? Dürfen sie nicht abhauen, wenn sie mit Putin nicht klarkommen?
Israel hat dieselbe fixe Idee: Dass der Iran sie zerbombt, wenn er die Atombombe hat. Ja, genau das wird der Iran tun. Vorzugsweise bei Westwind. Der Iran will die Bombe, um im Club zu sein und eine Abschreckung gegen die Saudis und die USA zu haben. „Mit letztem Blut“ muss man da nix schreiben, das ist melodramatisch. Es ist einfach nur logisch.
Diese fixen Ideen nerven langsam gehörig, während der internationale Terrorismus immer stärker wird und Leute, die frühzeitig lesen und schreiben gelernt haben, besser zusammenhalten sollten, statt Plätzchen an Faschisten auf dem Maidan zu verteilen.
Über Assad machen Sie mir nichts vor: Der ist Ophthalmologe, nicht Metzger. Er ist kein Heiliger, aber wer ist das in der Region? Kara ben Nemsi und Hadschi Halef Omar. Das sind aber die Einzigen.
@ Stevanovic
Sie tun immer so, als wüssten Sie alles inclusive Zahlen. Niemand weiß, wer in dem Chaos wen umgebracht hat. Dass aber die Giftgasattacken von Terroristen durchgeführt worden sind, ist schon durchgesickert. Assad ist, auch für Israel, der verlässlichere Kontrahent. Freundschaften gibt es in der Gegend nicht. Sie versuchen, den Leuten hier was vorzumachen: Die Türkei sei gut, die Kurden hätten die PKK und seien deswegen schlecht, genauso die Alawiten.
Nehmen Sie doch Libyen: Ghaddafi war ein schlechter Mensch, wahrscheinlich war er für Lockerbie verantwortlich, aber erstens war es möglich, Ghaddafi Grenzen zu setzen – er passte sich an – und zweitens ist Libyen heute ein Chaos. Ägypten ist nicht so ein Chaos wegen Militärdiktatur. Machen Sie sich nichts vor bzw. den Anderen: Jegliche Agitation gegen Assad ist gleichzeitig eine gegen Iran und gegen Russland. Dass diese neualte Feindschaft angesichts des internationalen Terrorismus nicht sinnvoll erscheint, ist doch logisch, oder. Und manch einer hat das längst begriffen. Er wird dann schnell als antiwestlich oder gar antisemitisch gebrandmarkt, obwohl er nur die Notwendigkeit einer Kooperation mit Russland, Iran und China sieht und den Teufel nicht mit dem Beelzebub ersetzen möchte, wie das in Libyen passiert ist. Das Ende des amerikanischen Botschafters dort spricht eine deutliche Sprache über den Beelzebub.
Wenn die USA so weit gehen, dass sie in der Ukraine mit Neonazis zusammen arbeiten, wie es passiert ist, nur um gegen Putin vorzugehen, machen sie einen gravierenden Fehler. Der nächste Fehler ist, wenn IS dekorativ bombardiert wird, statt den Kurden zu helfen und die Türkei ohne Zugeständnisse zu zwingen, als NATO-Partner mitzuhelfen. Hier ist common sense nötig. Todenhöfer sagte, Assad sei nicht der Teufel, als der er dargestellt würde. Man muss das mal ernst nehmen, dass es verschiedene Anischten gibt. Und Rouhani oder Putin haben zweifelsohne mehr common sense als arabische Terroristen, bereichert von europäischen Schulversagern und entführten syrischen Schülern.
Und noch was: Wenn Erdogan mit den Kurden fertig ist, nimmt er sich dann die Aleviten vor (nicht zu verwechseln mit syrischen Alawiten), ebfs. liberalere Ausleger des Hemmschuhs der nahöstlichen Entwicklung?
Zum Schluss noch eine Antwort auf die Frage, was tun gegen den IS?“ Wenn man etwas wirkungsvolles tun will, dann müsste man die Kurden, Syrien und Iran unterstützen und die Türkei zu einer klaren und glaubwürdigen Position gegen den IS drängen. Diese Anrainer wären im Verbund absolut in der Lage, den IS auszuschalten. Wenn man das aus anderen Gründen nicht tun will, bleibt nur: gar nichts tun. Sich als weitere Partei in die Schlacht zu werfen, um im Namen des Humanismus auf eigene Faust zu kämpfen, würde das Chaos und das Verderben nur noch vergrößern.
Der syrische Botschafter Ali Abdel-Karim Ali: „Als diese Gruppen [IS und andere Oppositionelle im syrischen Bürgerkrieg] aufeinandergetroffen sind, hat die syrische Regierung davon profitiert. Wenn man so viele Feinde hat und diese sich bekriegen, dann muss man daraus seinen Vorteil ziehen. Man tritt zurück, schaut, wer übrig bleibt, und erledigt diesen.“
http://www.welt.de/wall-street.....erden.html
Diese Darstellung ist völlig plausibel.
Die Hoffnung von Assad war es, eine strategische Partnerschaft mit dem Westen und Iran GEGEN den IS im Bürgerkrieg zu erreichen. (Steht so ebenfalls im verlinkten Artikel, der als Weltartikel ja vermutlich eine hier akzeptable Quelle darstellt.) Der IS ist für Syrien kein Partner, Syrien hat den IS auch nicht aufgepäppelt. IS ist für Syrien eine Bedrohung.
Bei der Türkei sieht es schon anders aus: deren größter Feind stellen die Kurden dar. Für die Türkei kann der IS ein inoffizieller Partner sein. Aber nicht für Syrien und Iran.
Also dass schon wieder Iran und Assad an allem Schuld sein sollen und sogar die IS gepäppelt haben sollen, erscheint mir arg unplausibel. Die IS war der stärkste Teil von Assads Gegnern im syrischen Bürgerkrieg. Dazu passt die Tatsache, dass die IS sunnitisch, das Assad-Regime aber schiitisch ist. Wieso sollte Assad ausgerechnet seine stärksten Gegner im hauseigenen Bürgerkrieg „päppeln“? Es gibt andere Kräfte, die Assads Gegner im syrischen Bürgerkrieg gepäppelt haben, und davon dürfte die IS profitiert haben.
Um auch mal etwas für die USA Entlastendes beizusteuern: die Regierung des Irak besteht aus Schiiten, d.h. von Leuten, die zu Zeiten Saddam Husseins unterdrückt waren. Schiiten sind Partner von Iran, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die USA jemals ein Interesse daran gehabt hatte, den Irak als einen Partner von Iran zu organisieren. Das haben die schon selber gemacht (mit freundlicher Unterstützung aus dem Iran vermutlich).
Jetzt aber melden sich mit dem IS die Sunniten, d.h. die Kriegsverlierer aus dem Irakkrieg, zurück. Das sind Gegner von Assad, dem Iran UND der USA.
Mir kommt es so vor, als würde man aus dem Umstand, dass der Iran und Syrien miese Staaten sind, auf Teufel komm raus die Verantwortung für den IS extrahieren wollen. Stattdessen wurde durch eine total kurzsichtige Politik der irakischen Regierung – die die Sunniten aus den Ämtern gedrängt hat – ohne es zu wollen, die Sunniten radikalisiert und unterstützen nun die internationalen Kriegstouristen des IS.
Dem Iran ist ein sanfter „regime change“ in jedem Fall zu wünschen. Das hat aber nichts mit dem Krieg gegen die IS zu tun, sondern resultiert aus und ist auch eine der inneren Angelegenheiten des Iran. Im Krieg gegen den IS kann der Iran ein starker Verbündeter sein, wenn man bereit ist, Realpolitik zu betreiben.
Lieber Herr Posener,
nur eine Frage am Rande:
Ist bei der Publizierung ihres Artikels etwas daneben gegangen ?
Ich sehe mehrfach Wiederholungen.
Ja, Moritz Berger, die Wiederholungen sehe ich jetzt auch. Ich habe den Artikel von – ja, von wo? Tucson? Venedig? – ja, jetzt erinnere ich mich: Venedig, mit WLAN-Problemen – aus live gestellt, und da muss mir ein Fehler unterlaufen sein. Ich habe das jetzt korrigiert. Danke für den Hinweis.
@ Alan Posener
Ihre Überschrift eine Frage. Eine der wenigen Teilantworten findet sich, wie ich finde, bei Jacques Schuster.
Wir wissen nicht, wer das finanziert hat, darüber gibt es lediglich Spekulationen. Nennen wir ihn einfach Frankenstein. Sagen wir, „er“ hat sich ein Monster geschaffen, von dem er vorher nichts ahnte. Söldnermentalität, niemandem verantwortlich. Aber der Vergleich mit Gorgo haut auch hin. Also brauchen Sie eine Idee, die sowas ist wie Perseus.
Das Pentagon bastelt vermutlich daran. Üble Sache, das Ganze. Auch Libyen. Das stinkt alles zum Himmel.
Die Leute da unten tun jedem leid. Selten so einen Einklang in den Medien gesehen. Das Problem ist: Wenn Assad fällt, wird’s noch schlimmer. Warum? Ägypten. Libyen. Man kommt zu dem Schluss, dass alle diese Länder nur von Diktatoren regiert werden können. Dass die Mullahs Iran so regieren, weil sie chaotische Zustände befürchten. Weil sie das beobachten. Putin genauso. Demokratie? Funktioniert nicht mehr. Läuft auf Anarchie hinaus: Celle, Hamburg Hauptbahnhof etc. Ich halte sie für ein Auslaufmodell. Die nächste Phase: Militärdiktaturen. Wette drauf. Wann? Keine Ahnung. Aber wenn man die Bevölkerung nicht anders schützen kann, kriegt man Militärdiktatur und Überwachung. Letztere haben wir schon.
Zu düster? Bei sowas wird man leider düster.
@ Alan Posener
Bin eben auf das hier aufmerksam geworden:
http://www.achgut.com/dadgdx/i.....t_kuemmert
Beachten Sie den letzten Satz.
Haben Sie eine Idee hierzu? Déjà vu?
A la recherche du temps perdu:
Ja. ich bin begeistert. Dürfen wir noch einmal? Absichtslos gefühlvoll schreiben, malen, tanzen, lieben, uns erinnern, weg von Politik und ewigem nervenden Zeitgeist, dem Druck, politisch und modern zu sein?
Literaturnobelpreis an Modiano: Angebot lautet: Les jeux sont faits. Kultur reloaded.
http://www.welt.de/kultur/lite.....egers.html
http://www.spiegel.de/kultur/l.....96287.html
Félicitations!
@ Stebanovic
„Helfen wir den syrischen Kurden, helfen wir Assad und dem Gegner eines NATO-Verbündeten. Helfen wir nicht, könnte es einen Massenmord geben. Welche Herdplatte hätten wir gerne?“
Das müssen Sie selbst für sich entscheiden. Wenn das NATO-Mitglied Türkei nichts tut, um einen Massenmord zu verhindern, stellt sich eine andere Frage: Hat das Land verdient, Mitglied der NATO zu sein? Außerdem eine zweite Frage: Wird die NATO mitschuldig an einem Massenmord? Und eine dritte Frage: Wie mitschuldig macht dich die BRD, wenn sie Islamisten nicht einlocht, wenn sie Tätlichkeiten auf Kurden und Jesiden ausüben?
Und noch eine vierte, ganz kleine: Warum haben die Alliierten z.B. die Lübecker Innenstadt bombardiert, aber nicht die Gleise nach Auschwitz?
Wieviel zählen unschuldige Menschen gegenüber Interessengemenge?
Wie kann man nur 70 Jahre lang „nie wieder tönen“, aber dann zulassen, dass ein ganzes Volk gefährdet ist?
Weil man nur Krokodilstränen weint. Heuchelei, verschönt durch modische Ministerin im Genderwahn.
Ok, der IS ist grauenhaft. Aber haben wir alles vergessen? Wie Syrien seit über einer Generation den Libanon destabilisiert und dort Stellvertreterkriege führt und auch die politische Elite nach Bedarf umbringt? Wie die Hisbollah aufgerüstet und ausgestattet wurde und die nun, sollte Israel einem egal sein, den Libanon spaltet und terrorisiert? Vergessen auch, wie Damaskus den Bürgerkrieg in der Türkei befeuerte und die PKK ausrüstete. Vergessen, dass sowohl Syrien als auch der Iran A-Bomben bauten und auch noch bauen? Vergessen, dass Syrien, trotz Rohstoffe, ein armes Land ist, weil die Elite auf ethnischer Basis Korruption im großen Stil betreibt? Vergessen auch, wie das Regime auf die zivilgesellschaftlichen Proteste reagierte – und dadurch die Bahn frei machte für Al Nusra. Vergessen auch, mit welcher Brutalität die alawitischen Milizen in den Dörfern hausten und vergessen auch, mit welchen Waffen Wohngebiete beschossen wurden. Wie ganze Städte ausgehungert wurden. Aus diesem Blutbad entstand der IS.
So schäbig das Verhalten des türkischen Militärs bei Kobane auch ist – im Moment ist die Türkei anscheinend einer der wenigen Mitspieler, der das alles nicht vergessen hat.
@Dr. A. Holberg
„Wenn sie jetzt im Verein mit der Türkei Assad stürzten, würden sie nur auch aus dem Rest Syriens einen “failed state” im Griff bewaffneter Banden machen.“
Um genau diese These zu untermauern, hat Assad die ISIS gepäppelt und geschont. Im syrischen Krieg sind um die 200.000 Menschen getötet worden, durch Fassbomben und Giftgas wurden unzählige verstümmelt. Die Hisbollah und alawitische Milizen sind das Rückgrat des Regimes. Halb Syrien war auf der Flucht, bevor ISIS eine Rolle spielte. Wie failed kann denn ein Staat oder Regime eigentlich noch werden? Und erst dann kam die ISIS.
Die IS ist ohne Frage grauenhaft – bei der Zahl an Toten und Flüchtlingen kann man aber nicht behaupten, Assad sei eine Alternative. Das Kopfabhacken schockiert uns, aber nur deswegen, weil wir keine Bilder sehen, was eine Fassbombe im Wohngebiet anrichtet.
D.h. der zivilisatorische Bruch erfolgte nicht durch die IS sondern durch Assad. Und da hat die Türkei Recht: Assad produzierte den failed state und die IS. Ein Kampf gegen die IS muss auch einer gegen Assad sein.
ot
http://www.zeit.de/digital/dat.....utz-google
Eric Schmidt gegen NSA
OT
Falls Sie das gelesen haben (von mir) auf Poseners letztem post, über Filme, kannten Sie vielleicht einen davon nicht. Tun Sie sich einen Gefallen und lesen Sie erst John Fowles: „The French Lieutenants Woman“ und gucken Sie dann den Film. Pinter, der das Drehbuch geschrieben hat, hat nicht geschafft, den Roman zu zerstören, obwohl er sich allergrößte Mühe gegeben hat. Der Roman ist in sich gut genug: Er verkörpert eine Synthese von ganz alten, ewigen Werten und ist gleichzeitig hochmodern in der Frauengestalt. Meryl Streep hat den Film gerettet. Das moderne couple, das in Pinters Version zwischengeschaltet ist, macht die Geschichte, die es gleichzeitig einem scheinbar minderbemittelten Publikum erklärt (so denken commies), durch seine seichte Affäre fast kaputt. Aber vielleicht tue ich Harold Pinter ja unrecht. Möglich ist, dass er heimlich die alte Geschichte auch besser fand als das, was wir heute gelegentlich vorleben, wir Römer mit den Spas und Brot und Spielen, die gerade von ein paar Kindern vorgeführt werden.
1. Wenn „Demokratie“ irgendetwas mit Volksherrschaft zu tun hat, kann es keinen „demokratischen Imperialismus“ geben, denn niemand wird freiwillig eine Fremdherrschaft akzeptieren, insbesondere keine kulturell derart fremde wie sie die der USA/EU im Nahen-/Mittler Osten darstellen.
2. Im Irak und in Libyen haben die USA und ihre Verbündeten die bestehenden diktatorischen Regime fortgebombt und damit Platz für eine Vielzahl einheimischer Möchtegern-Diktatoren geschaffen. In Syrien haben sie sich entweder (z.B. wegen russischen Einspruchs) nicht getraut, so vorzugehen, oder sind unterdess klug geworden und haben gesehen, dass sie dort nicht über regierungsfähige Verbündete/Handlanger (z.B. die vermeintlich gemäßigten“ Rebellen) verfügen. In allen drei Fällen haben die von ihrer Sache überzeugtesten, kriegserfahrendsten und von interessierter Seite (z.B. Saudi Arabien, Qatar, Türkei) am besten ausgestattetsten Kräfte – nämlich die sunnitischen Jihadisten – die Gunst der Stunde (den sozio-ökonomischen Niedergang, der in Syrien u.a. schon vor Jahren durch die vom Imperialismus „empfohlene“ wirtschaftliche Liberalisierung eingeleitet wurde, das Machtvakuum) genutzt. Im Irak ist die Stärkung der ISIS (wobei nicht ganz klar ist, wie weit sie alleine so stark ist, oder nur durch die Unterstützung anderer Kräfte, seien es durch das wesentlich schiitische neue Regime marginalisierte sunnitische Stämme odergar die Reste der von Bush gestürzten Baath-Partei und ihres bürokratischen und militärischen Apparats) wesentlich das Ergebnis des Sektierertums des aus Sturz Saddams hervorgegangen Regimes, in Syrien aber einerseits der Unfähigkeit der übrigen Rebellenkräfte und des Wunsches der Türkei, kurdische Autonomie in Syrien und nachfolgend in der Türkei selbst zu verhindern. Entsprechend symbolisch sind auch die militärischen Schläge der USA und ihrer Verbündeten bei derSchlacht um Kobane. Ihr Menschenrechsgerede (und auch langfristigere geopolitische Ziele) zwingt sie, irgendwas gegen die jihadistischen Takfiris zu tun, ihr primäres Interesse am NATO-Partner Türkei aber hält sie davon ab, etwas Ausschlaggebendes zu tun. Wenn sie jetzt im Verein mit der Türkei Assad stürzten, würden sie nur auch aus dem Rest Syriens einen „failed state“ im Griff bewaffneter Banden machen. Die Kräfte in Syrien, die der ISIS zumindest regional Paroli bieten könnten, wagen sie nicht einmal von Außen zu unterstützen, um nicht die Türkei (d.h. die türkische Regierung) zu verärgern. Der Iran ist im Falle Syriens, dessen Regime im übrigen keineswegs von theologischen Motiven, sondern von solchen wirtschaftlicher und politischer Machterhaltung geleitet wird,zusammen mit der libanesischen Hezbollah ein Stabilitätsfaktor und damit aktuell eine der wichtigsten Kräfte gegen die ISIS, auch wenn das aus durchsichtigen Gründen der israelischen Regierung und ihren internationalen Anhängern nicht gefällt. Wenn es außer – vielleicht – bei den Jihadisten um Religion ginge, wäre es z.B. nicht zu erklären, wieso sowohl im Irak als auch in Syrien die Kurden sich nicht im Aufstand gegen die Zentralregierung befinden, sind sie doch – wie ISIS und andere Rebelleneinheiten – überwiegend sunnitisch.
Was man also gegen ISIS machen könnte – militärische Aufrüsting der YPG in Syrien, wirkliche Integration sunnitischer Kräfte sowohl tribaler als auch politischer Art in das irakische Herrschaftssystem- , ist weitgehend klar. Ebenso deutlich ist es, dass die USA&Co. eben das nicht wollen (jedenfalls bisher nicht)
http://www.bild.de/regional/ha......bild.html
Warum wurde Pierre Vogel noch nicht festgenommen? Oder gilt sein Aufruf den Muslimen zu helfen, was wie nun zu sehen ist praktisch in Straßenschlachten endet, nicht als Aufruf zur Gewalt?
Jacques Schuster:
Nicht „Reeducation“ – „Education“ ist eine der Hauptwaffen im Kampf gegen die dritte totalitäre Idee der Weltgeschichte. Nur: Sie muss von den westlichen Regierungen organisiert werden. Und keiner der vermeintlichen Realpolitiker lächele über die Blauäugigkeit dieses Vorgehens. Schon Napoleon wusste um die „Ohnmacht der Gewalt, etwas zu erschaffen“. Es gäbe nur zwei Mächte in der Welt, so Bonaparte: „das Schwert und den Geist. Auf die Dauer wird das Schwert immer durch den Geist besiegt.“
http://www.welt.de/debatte/kom.....mpfen.html
„… Aber deshalb liegt es auch nach wie vor im Interesse des Westens, jene Veränderung anzustreben, mit der die Situation im Mittleren und Nahen Osten mit einem Schlag verbessert werden könnte: Regime change in Teheran.“
„Auf einen Schlag“ die Wurzel des Bösen zu beseitigen – das klingt vielversprechend. Dann auch noch sieben auf einen Streich, bitte. Regime change in Teheran – Modell Ukraine oder Modell Irak?
Schön finde ich auch diese Unterscheidung:
„Die Pakistanische bombe richtet sich gegen Indien und sonst niemanden. Deshalb finde ich ihre Existenz besorgniserregend, aber nicht bedrohlich.“ – Es wird wohl immer auf Perspektive und Interessenlage ankommen. Ich schlage Ihnen vor, eine Tabelle zu erstellen, für wen die diversen Atomwaffenpotentiale auf der Welt (USA, GB, Frankreich, Israel, das sind die guten, Russland, China, Pakistan, Indien, Nord-Korea, das sind die zwielichtigen bis bösen) nur „besorgniserregend, aber nicht bedohlich“ sind und für wen „bedrohlich“. Was die bedohliche iranische Bombe angeht, die Atommacht Israel findet die potentielle Atommacht Iran bedrohlich und will sie verhindern; der Iran wiederum findet die israelische Bombe bedrohlich; „Bomb, bomb, bomb, Iran“ (McCain) ist immer eine Option.
Soweit ich mich erinnern kann, hat Asad auf die Minderheitenkarte gesetzt, d.h. seine Verbündeten sind hauptsächlich die Minderheiten in Syrien. In diesem Rahmen haben die syrischen Kurden, hinter denen ohne Frage die PKK mit ihren Kontakten zu Asad steht, mit dem Baath-Regime zusammengearbeitet. Sollte Asad den Krieg gewinnen, werden sie Autonomie haben und diese wird gegen die Türkei gerichtet sein. Naiv wer was anderes glaubt. Kobane ist eine Enklave zwischen der Türkei und dem IS-Gebiet, damit einer der letzten Verbündeten Asads im mittleren Norden Syriens. Deswegen versucht die IS sie zu verdrängen und deswegen schaut die Türkei zu.
Wäre der IS nicht die Kopfabhacker-Truppe, die sie ist, würde uns sofort einleuchten, warum Sunniten, arabische oder türkische, die Idee autonomer kurdischer Provinzen in Syrien für nicht besonders gelungen halten. Die syrischen Kurden kollaborieren mit dem Schiitischen Halbmond. Vielleicht zuckt deswegen keiner der sunnitischen Staaten wirklich. Ich verstehe den türkischen Standpunkt, erst dann vorzugehen, wenn es ein Mandat gegen Asad selbst gibt. Ich glaube nur nicht, dass die Türkei den Bullen IS auf Dauer reiten kann und ich bin mir sicher, dass sie gerade einen Zeitpunkt verpasst, wie ihn Obama beim Ausbruch des Krieges hat verstreichen lassen.
Helfen wir den syrischen Kurden, helfen wir Asad und dem Gegner eines NATO-Verbündeten. Helfen wir nicht, könnte es einen Massenmord geben. Welche Herdplatte hätten wir gerne?
Lese Anmerkungen von Welt-Autoren zur Buchmesse. Lustig. Da ist auch ein Fan von Ihnen, Alan Posener: Sofi Oksanen, fulminante Putinhasserin aus Finnland, hat nur mehr Haare als Sie.
Aber dann das, Bildunterschrift:
„Außenminister Frank-Walter Steinmeier gedenkt bei seiner Eröffnungsrede an Siegfried Lenz.“
Leute. Es ist Buchmesse. Lenz ist nicht mal unter der Erde. Aber besser als der Dativ ist es alle mal:
„Am Sonntag wird in Kampehl dem 354. Geburtstag von Ritter Kahlbutz mit einem Konzert gedacht“, meldete eine Berliner Tageszeitung am 3. März.
http://www.spiegel.de/kultur/z.....44543.html
Handelt es sich bei den Tschetschenen eigentlich um die selben, die mit der ukranischen rechtsextremen, nationalistischen Partei UNA-UNSO zusammen im Ersten Tschetschenienkrieg gegen Russland gekämpft haben?
Ob der Regime Change in Teheran wirklich den Großen Krieg beendet, ist ja auch nur eine These. Das Regime ist ohne Frage eines der treibenden Kräfte, aber eben nicht die einzige. Nach einem Regime Change werden dort wieder Schiiten sitzen, die von Sunniten auf verschiedenen Ebenen bekämpft werden- der Irak bietet jede Menge Potenzial, Syrien genauso. Ohne das Regime wäre die Welt bestimmt eine bessere, ob aber dadurch dieser „30Jährige Krieg“ beendet wird, ist nur eine Vermutung. Auch säkulare Kräfte in Teheran wären eine Konkurrenz für die sunnitischen Monarchien, womit wir wieder in Syrien wären. Mal abgesehen davon, dass der Begriff Regime Change ja recht ambitioniert ist (immerhin sitzt Asad ja auch noch im Sattel). Teheran wird immer die schiitischen Brüder unterstützen, so wie die Monarchien diese klein halten werden. Ob ein Säkularer Iran die Bombe nicht doch will, ist auch nur so eine Vermutung. Gerade ein Regime Change mit lachenden Golfmonarchen würde mir als Iraner doch zeigen, dass eine Bombe zu haben besser ist, als keine zu haben.
Endlich mal eine höchst informative Analyse der Hintergründe über die derzeitigen Konflikte im vorderasiatischen Raum. Sowas kann man sonst nirgendwo nachlesen.
Vielen Dank dafür Herr Posener!!
Im Netz kann man unendlich viel nutzloses Zeug darüber lesen. Von den „Kriech is niemals ne Lösung“-Schwätzern bis zu Udo Steinbach, den ich erst, gewissermaßen durch die Hintertür, verstanden hab, was er eigentlich meint, wenn er von der traditionellen deutsch-arabischen Freundschaft spricht, nachdem ich dieses sehr empfehlenswerte Buch gelesen hatte: http://www.amazon.de/Halbmond-.....3534197291
An „Zionist“ hätte ich nochmal ne Frage.
Ganz ehrlich, vom Bolschewismus, Dialektischen Materialismus, Neomarxismus, Frankfurter Schule und all dieses Zeug verstehe ich nix.
Mich würde mal interessieren, ob Sie sich tatsächlich den sog. Antideutschen zurechnen und wie bringt man Bolschewismus, Dialektischen Materialismus etc. und den „Archipel Gulag“ unter einen Hut?
Ach ja, bei all denen die immer wieder George Bush die Schuld am Elend im vorderasiatischen Raum geben, hab bestimmt nicht nur ich das Gefühl, dass die nicht Georg Bush meinen sondern eigentlich nen Hass auf Franklin D. Roosevelt haben.
Oh – der letzte Beitrag war im falschen Artikell. Sorry.
@EJ
Ich verstehe ihre Überlegungen und ich teile ihre Befürchtungen. Von Einträgen in Pässe ist das alles jedoch sehr weit entfernt. Wir kommen nicht drum herum: Bestimmte Gruppen brauchen bestimmte Hilfe. Wenn in einer Gruppe Alkoholismus das Problem ist, die Mädels aber geschminkt sind und Mini-Röcke tragen, dann brauchen die andere Hilfe als die, die religiösen Gemeinschaften angehören. Die Gruppen sind nicht gleich. Wer zu welcher Gruppe gehört ist leicht festzustellen, da hatte Ben Gurion eine gute Lösung: „Für mich gilt jeder als Jude, der meschugge genug ist, sich selbst Jude zu nennen.“ Fragen wir die Leute doch einfach.
Zurzeit läuft viel über die Migranten-Vereine. Viele halte ich persönlich für einen Teil des Problems. Die Segregation erfolgt dort freiwillig und in Eigenregie, d.h. sie ist schon längst da. Eine Veröffentlichung von Zahlen wäre einfach das laut zu sagen, was diese Vereine längst leben.
Es ist nett, wenn der Bürgermeister einer deutschen Stadt das neue Kulturhaus besichtigt und sich Stadt und Vereinsführung gegenseitig auf die Schulter klopfen, wie gut Integration geht. Dass ihre Jugendlichen an Drogen verrecken, während die Alten sich kleinkarierte Selbstbestätigung beim Gruppenfoto abholen, interessiert dort niemanden wirklich. Es sind ja nie die eigenen – man kann sich das nicht spießig und doppelmoralisch genug vorstellen. Nicht sein kann, was nicht sein darf. Warum geht das? Weil man ihnen nicht nachweisen kann, dass gerade ihre Jugendlichen Probleme haben. So finanziert man dann das nächste Projekt für eine saturierte Funktionärsschicht und freut sich über gelungene Zusammenarbeit. Probe: Gehen Sie in Rhein/Main in einen Verein und fragen nach Drogenprävention. Hessisches Fragewort mit zwei Buchstaben: Hä? Ist ja ein gesellschaftliches Problem, das irgendwie alle betrifft. Klar, deswegen haben Migranten-Jungs auch die höchste Schulabbrecherquote, weil alle gleich betroffen sind. Und gegen dieses Augenzumachen können Fakten helfen.
Um die Xenophoben mache ich mir keine Sorgen. Die führen ihre eigenen Statistiken und sind durch Fakten jeder Art nicht zu beeindrucken. Auch bei den Migranten gibt es diese Leute. Aber genau die haben bis jetzt genug den Ton angegeben.
Letztlich steht die zweitgrößte Armee der NATO einige Meter entfernt und hat ihre eigenen Interessen. Was für einen Sinn macht es, im Rahmen der NATO oder einer Koalition der Schaumschläger einen IS-Kämpfer zu verwunden und ihn dann in einem NATO Land Gesund zu pflegen, damit er wieder kämpfen kann? Das ist mir zu viel Monty Python. Die iranische Bombe ist eine Frage der Zeit, weil weder die Türkei noch Saudi Arabien diese aktiv verhindern wollen (Daumen drücken zählt nicht). Ein Regime Change im Iran ergibt einen neuen Irak oder Syrien und das kann sich zwar ergeben, ich sehe aber keinen Vorteil, diesen Zustand durch den Westen herbeizuführen. Ein Engagement von Sadr-City im Irak bis Herat in Afghanistan übersteigt bei weitem, was wir können und was wir wollen.
Was kann der Westen tun? Nichts. Wir finden keine konstruktive Lösung für die Kurden, nicht mal, wenn diese von den Spinnern der IS geschlachtet werden. Warum sollten wir dann eine für die Aseri im Iran finden? Selbst die überschaubare Ukraine war ein Desaster.
Die große Zeit des weißen Mannes ist vorüber. Kobane könnte als der historische Moment in Erinnerung bleiben, ab dem der weiße Mann zu Hause blieb. Statt Ressourcen in Gegenden zu pumpen, in denen wir nichts ausrichten können, wäre es doch klüger, die Raketenabwehr zu entwickeln. Oder das Geld für den Kampf gegen Ebola zu verwenden.
Die iranische Bombe, die PKK, den IS – das sollten wir denen überlassen, die es etwas angeht: der Türkei und Saudi Arabien. Soweit ich gelesen habe, basteln beide an ihrer eigenen Bombe. Wenn die Türkei mit der iranischen Bombe, IS Ablegern und einer mobilisierten PKK leben kann – vaya con dios, nicht aus Gehässigkeit oder Desinteresse, sondern weil wir in dem Umfeld machtlos sind.
PS: Der Fehler war Syrien – da hätte der Westen noch aus eigener Kraft agieren können.
Jetzt muss die Polizei in Deutschland Menschen erst mal weiter davon abhalten sich mit Macheten gegenseitig die Köpfe ein/abzuschlagen: http://www.focus.de/politik/de.....88208.html
Ich wünschte, „die Welt“ würde das Bild von dem Ohr mit dem Ekelpaket darin von ihrem Site entfernen. Das nur nebenbei.
@ Alan Posener
Wenn Sie obigen link von mir nehmen und diesen:
http://www.welt.de/politik/aus.....urden.html
könnten Sie die Frage stellen, wer ein Interesse an einem sunnitischen Kalifat zwischen Assad und dem Iran hat. Da ergeben sich drei Verdächtige: 1. Bahrein, 2. Saudi-Arabien und 3. Die Türkei.
Iran scheidet natürlich aus, aber Israel ebfs. Israel kann sich nicht ernsthaft wünschen, an der nördlichen Grenze ein neues osmanisches Reich zu haben. Das würde bedeuten, dass mit ein paar Tricks Israel provoziert wird, dann reagiert die IDF, daraus würde auf türkischer Seite vermutlich „ab soundsoviel Uhr wird zurückgeschossen“, dann hätte man den NATO-Verteidigungsfall, ja und dann? Israel bezog außerdem noch vor Kurzem angeblich Öl von den Kurden und hätte eher Interesse an einem unabhängigen Kurdistan.
Also bleiben die drei erstgenannten Länder übrig, die alle drei ein Interesse an einer Schwächung des Iran haben, zusammen mit ihrer lokalen Hausbank, Banco di Qatar. Die Türkei interessiert zusätzlich, Kurdistan für immer zu crashen, wie man an ihrer jetzigen Passivität sieht. Und wer Erdogan kennt, weiß, dass Staatspräsident nicht ausreicht. Die Krönung mit Jerusalem dürfte ihn anmachen wie dem Fischer sijn Fru der Status von Gott.
Erscheint Ihnen das logisch? Warum nimmt dann Obama nicht Iran in seine Allianz, sondern die Türkei und Saudi-Arabien?
Den IS besiegen wäre wohl etwas zu ehrgeizig, eine Stadt vor ihnen retten würde reichen. Nicht mal dazu ist irgendjemand breit. Wenn es aber schon zu kompliziert ist, eine einzige Stadt zu retten, dann sollten wir nicht über Strategien reden. Wie lächerlich erscheint da ein Regime Change im Iran, besonders da auch der Iran ein Vielvölkerstaat ist. Wenn Kobane eine Nummer zu groß ist, was wäre erst ein zusammenbrechender Iran?
@ Alan Posener
Ich möchte mal an dies erinnern:
http://www.countercurrents.org/ghazali220211.htm
Was tun gegen den IS ? Na, da wird ja nun etwas versucht…
Wie die sog. zivilisierte Welt der Barbarei hätte zuvorkommen können, scheint mir die interessantere Frage zu sein, weil dies auch die Frage aufwirft, wie derlei zukünftig verhindert werden kann.
Wie man sich zu Saudi-Arabien positioniert hat und künftig positionieren wird, scheint mir ein Ansatzpunkt zu sein.Wie lange will sich der Westen noch so weit korrumpieren lassen, dass er alle seine zivilisatorischen Standards zur Disposition stellt, wenn nur der Handelspartner nicht abhanden kommt?
Wie verhält man sich gegenüber einer Ideologie, die aufgrund ihres Selbstverständnisses die Vermengung von Glaube und Politik zum System erkoren hat? Wie schafft man den Spagat zwischen Achtung der Religionsfreiheit und strikter Zurückweisung und Sanktionierung religiös begründeter staatlicher Zwangsmaßnahmen? Warum werden derartige Übergriffe auf die eigene Bevölkerung oder Angehörige anderer Staaten nicht vor den Internationalen Gerichtshof gebracht? Den IS haben nicht irgendwelche Staaten hervorgebracht.Es ist die Haltung innerhalb der Staatengemeinschaften, die ihn begünstigt haben, allen voran deren Korruptheit und Ignoranz.
@ Don Geraldo
Wenn Sie genau lesen, woraus der IS besteht, können Sie George W hierfür nicht verantwortlich machen, denn der Kern dieser Truppe besteht aus ehemaligen Gefolgsleuten von Saddam, und diese neben gerade Kobane ein und werden ihrem Meister in nichts nachstehen, wenn es um Kurden geht. Die Kurden kann man bald die Juden des Irak nennen.
Was die Bush-Öl-Saudi-Verbindung betrifft, muss man Ihnen allerdings Recht geben.
Obama ist in puncto Kobane viel zu zögerlich wie auch bislang die Türkei.
Ganz gute Auflistung hier, u.a. mit Poseners Begründung:
Im Schatten eines sunnitischen Aufstandes stieg auch der „Islamische Staat“ auf. Dieser wurde befeuert von der brutalen, konfessionell-motivierten Politik Bagdads und vor allem von Damaskus. Manche irakische und syrische Sunniten glauben, dass der IS ihre beste Chance ist, um sich zu verteidigen gegen die brutalen alawitisch-schiitischen Milizen im Irak und in Syrien, die von Iran und der libanesischen Hisbollah unterstützt werden. Vom Westen fühlen sich viele allein gelassen und betrogen.
http://www.spiegel.de/politik/.....95802.html
… die amerikanische Politik ist, nicht erst seit dem Irak-Krieg, imperial, aggressiv. menschenverachtend.
Deutschland sollte sich für eine souveräne Politik entscheiden. Mögen die Amerikaner nach Hause gehen. In Freundschaft.
Wie schon mal geschrieben: …, ich wünsche mir für Deutschland ‘Schweizer Politik’:
Etwa so … : ‘Das Prinzip der Neutralität ist einer der wichtigsten Grundsätze der Außenpolitik Deutschlands. Dieses Prinzip der Neutralität bedeutet, dass ein Staat sich nicht an bewaffneten Konflikten zwischen anderen Staaten beteiligt.
Die deutsche Neutralität ist im Grundsatz selbstgewählt, dauernd und bewaffnet. Sie wird nicht als Selbstzweck, sondern ist immer als ein Instrument der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik zu verstehen. Inhalt und Tragweite der deutschen Neutralität werden sich im Laufe der Geschichte immer wieder wandeln.’
… etwa nach Friedrich Schiller im ‘Wilhelm Tell’:
‘Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,
in keiner Not uns trennen und Gefahr.
Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,
eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.
Wir wollen trauen auf den höchsten Gott
und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.’
Daher!
Ja, was tun? Vielleicht einfach mal nichts? (Außer, wenn gewünscht, humanitäerer Hilfe) Alle westlichen (und sowjetischen)Interventionen haben in der Regel ihre Ziele nicht erreicht, oder das Gegenteil bewirkt. Wie wäre es denn, wenn wir die Menschen in diesen Regionen ihre Angelegenheiten mal selber regeln ließen? Nicht weil uns dann die Ergebnisse besser gefallen würden, sondern weil es dann wirklich ganz alleine das Ergebnis der eigenen Stärken und Schwächen wäre. Westliche Demokratie oder Sowjetmacht sind offenbar nicht das, was die meisten Menschen dort wollen. Wie mans auch dreht und wendet: Die heutigen Konflikte sind, in all ihrer Irrationalität und Grausamkeit eben auch Ergebnis von Kolonialismus und späteren Einmischungen von West und Ost.
Und dann sollten wir auch hier mal über Öl reden: Die haben es, wir brauchen es. Also muss man reden und Handel treiben. Und damit verändert sich eine Region schneller und nachhaltiger, als mit Sanktionen und/oder Militär.
Und ganz nebenbei: Billiger ist es auch.
„als es den Bolschewiki gelang, den russischen Staatsapparat zu kapern und für ihre Zwecke in Bewegung zu setzen“
Selten so einen strunzdummen Vergleich gelesen. Immerhin weiß man gleich daß man sich das Weiterlesen des wirren Geschreibels eines Achtelgebildeten sparen kann.
Ja, „Zionist“, vermutlich sind Sie ein Antideutscher, der wie Ihr Chefideologe Stephan Grigat an die zivilisatorische Leistung der Bolschewisten glaubt. Wer freilich als Mailadresse „fuckyou@gmx.at“ angibt, hält es wohl mit der Zivilisation nicht so genau.
„Schuld“ am IS ist der I, Hr. Posener, so einfach ist das. Wie Sie sich hier winden, um diese simple Einsicht auf jeden Fall zu vermeiden, das ist allerdings zirkusreif.
Lieber Jens R., einfache Antworten sind meistens falsche Antworten. Zum Beispiel: „Schuld an der Inquisition war das Christentum, so einfach ist das.“ Nö. Eben nicht.
Der Iran ist bei Ihnen schon zur fixen Idee geworden.
Mit dem ganzen Schlamassel hat der Iran nichts zu tun, zumindest was die Auslösung deselben betrifft.
Es gibt einen klar definierbaren Alleinschuldigen:
Die USA !
Das dort der unsägliche Bush Junior mehr Schuld auf sich geladen hat als der nur unfähige Obama ist offensichtlich.
Die USA tragen allerdings auch Verantwortung für die Taten ihres Satelliten/Verbündeten Saudi-Arabien.
Von dort wird seit Jahrzehnten jeglicher Terror finanziert und gesteuert, wenn er sich nur gegen Ungläubige richtet. Für diese Fanatiker gelten auch Schiiten als Ungläubige, und erst dadurch kommt der Iran ins Spiel. Wenn Israel sich durch den Iran stärker bedroht fühlt als durch Saudi-Arabien ist das nicht nachvollziehbar, aber die Bedrohung irans durch Saudi-Arabien ist genauso real.
PS: Warum finden Sie eine mögliche iranische Atombombe bedrohlicher als die schon vorhandene pakistanische ?
Der Anfang Ihres Kommentars, Don Geraldo, dfinde ich unterkomplex. Die Frage nach Pakistan ist interessant. Ich halte Pakistan nicht für eine Macht, die den Status Quo in Frage stellen will. Die Pakistanische bombe richtet sich gegen Indien und sonst niemanden. Deshalb finde ich ihre Existenz besorgniserregend, aber nicht bedrohlich.
@ Alan Posener
„Gegen diese Herrschaft – und nicht gegen den Westen – richtet sich primär der Terror des IS.“
Nein. Dann bräuchte IS ja nicht die Jesiden zu verfolgen oder Kobane anzugreifen. Das richtet sich gegen alles, was nicht IS ist.
Und wenn der Spiegel schreibt, die Alliierten täten zu wenig, um Kobane zu retten, muss man das ernst nehmen.
Das Ganze bezeugt eine apokalyptische Mentalität, die ich unten mit Mussorgski angedeutet habe.
Was also tun gegen blanken Irrsinn?
Der link, der vergessen wurde, auf den ich mich bezog:
http://www.achgut.com/dadgdx/i.....ntegration
Sie haben doch sicher Bilder gesehen von den Mördern des Soldaten Rigby. Blanker Irrsinn. Die Stadt Cardiff, Wales, voller Somali. Das Problem sind auch Politiker, die jeden Einwanderer genommen haben, selbst solche, die in ihren eigenen Ländern nicht gern gesehen sind. Das zeugt von einem blinden Glauben an unser System, daran, dass unser System sie besser machen könnte. Unfug. Das Einzige, das solchen Leuten helfen würde, wäre zwei – drei Jahre Zyprexa.
Nicht zu vergessen die Türkei
http://www.danielpipes.org/149.....y-went-bad
Regime Change auch in Syrien, würde ich hinzufügen wollen. So wie es im Irak jetzt eine inklusivere Regierung geben soll, muss es auch in Syrien ein Ende des sektiererischen Regimes geben. Wenn der Westen sich nur gegen die sunnitischen Extremisten stellt, die schiitischen Extremisten von Hisbollah, den Revolutionsgarden, den iranischen Milizen und dem syrischen Regime aber unangetastet lässt, wird das den Zulauf für den Islamischen Staat nur verstärken.
Ja, Lars Stern, wenn wir schon dabei sind. Aber mir geht es nicht darum, jedes unangenehme und mörderische Regime beseitigen zu wollen, selbst wenn das machbar wäre. Sondern darum, dass man das Zentrum der schiitischen Revolution nicht aus den Augen verliert. Ohne den Iran (und Russland, aber das ist eine andere Frage) hätte sich Assad ganz anders verhalten.