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Das Ende von etwas

 

Nein, kein Nachruf. Zu sagen, dass ich von dem, was ich an seinen Artikeln und Büchern kritisiert habe, nichts zurückzunehmen hätte, wäre vermessen; zu betonen, dass er ein großer Publizist gewesen ist, unnötig und auf eine gewisse Weise auch vermessen. So viel Selbsterkenntnis muss sein. Mathias Döpfner hat es in seinem Nachruf auf den Punkt gebracht: Frank Schirrmacher hatte Einfluss; das, wonach jeder Journalist strebt. Da gerät jede Kritik in den Verdacht des Neids. Und um es klar zu sagen: dieser Verdacht ist begründet.

Schirrmacher bin ich nie persönlich begegnet. Er hat mir ein einziges Mal eine Mail geschrieben,  in der ein einziges Wort stand: „Think!“ Ein guter Ratschlag. Natürlich habe ich in den letzten Tagen viel über Schirrmacher nachgedacht. Und mir scheint, man kann und muss etwas über ihn schreiben, ohne über ihn als Person zu schreiben; nämlich über Schirrmacher als Chiffre für eine soziale und – wenn man so will – geistige Entwicklung in Deutschland: den Aufstieg einer spielerischen Rechten.

Mit der „Rechten“ meine ich nicht, wie in der landläufigen Sprachverwendung, den Rechtsextremismus. Ich meine einfach eine Position rechts der Mitte

Nach dem Krieg und bis zur Wiedervereinigung war die Rechte in Deutschland kleinbürgerlich geprägt: autoritär, ressentimentgeladen, staatsgläubig, moralinsauer, verklemmt, national, tendenziell rassistisch, rückwärtsgewandt. Die Linke übrigens auch, und es war die große, befreiende Leistung der kulturrevolutionären 68er, eine antiautoritäre, anarchistische, hedonistische, enthemmte, weltoffene und zukunftsfreudige Alternative dazu entwickelt zu haben. Die alte Linke war ernst: „SOOOO geht das nicht / Sagt der alte Sozialdemokrat und spricht …“, wie Franz Josef Degenhardt sang; dagegen setzte die Neue Linke Wolf Biermanns „SOOOO soll es sein, so soll es sein, so wird es sein.“

Dass sich die Neue Linke so schnell von den deutschen Verhältnissen einholen ließ, das ist ihre Tragödie: eine Minderheit wurden radikal-verbiestert, die Mehrheit verbeamtet. Dass viele ihrer Ideen und Ideale heute selbstverständlich sind, verdankt die Linke weniger ihrem Gang durch die Institutionen, wie die ressentimentgeladene Rechte argwöhnt, als vielmehr der List der Geschichte: sie lagen sozusagen in der Luft; die Konsumgesellschaft entwickelte sich ohnehin in die Richtung.

Die Kulturkämpfe der 1970er und 1980er Jahre, die Helmut Kohl unter dem Begriff der „geistig-moralischen Wende“ fasste, waren vordergründig Kämpfe zwischen Konservativen und Alt-68ern, in Wirklichkeit jedoch konservative Abwehrkämpfe gegen die Entwicklung des modernen Kapitalismus.

Frank Schirrmacher steht als Chiffre für eine Position rechts der Mitte, die das Ressentiment und den Kulturkampf hinter sich gelassen hat; ja, die in gewissem Sinne das Erbe von 68 angetreten hat: man war nicht mehr kleinbürgerlich, sondern gab sich großbürgerlich; nicht mehr verklemmt, sondern hedonistisch; nicht mehr nationalistisch, sondern internationalistisch; weltoffen, zukunftsgewandt; nicht mehr staatsfixiert, sondern oft geradezu staatsfeindlich. Spielerisch eben. Dagegen sahen die ehemaligen Anhänger der „Neuen Linken“ alt aus. Die alte, konservative Rechte, die Anhänger von Glaube, Heimat, Arbeit, Law and Order sowieso.

Die Linken hatten Schulkreide in den Kleidern und den Köpfen, die Rechten mufften nach Bausparer. Eigenheim und Gulasch am Sonntag. Schirrmacher und diejenigen, die mit ihm die geistige Einrichtung der Berliner Republik entrümpelten, hatten und haben mit alledem nichts mehr zu schaffen. Und das ist eine große Leistung.

Man mag dahinter auch eine soziologische Entwicklung erkennen. Wer die Tabellen Thomas Pikettys studiert, merkt ja, dass sich in den Achtzigerjahren – parallel zum Aufstieg Schirrmachers und einiger anderer junger Wilder in den Verlagen der Republik – die „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“ der Nachkriegszeit wieder auszudifferenzieren beginnt. Standen sich in den 1970er Jahren im Grunde genommen zwei Fraktionen des Kleinbürgertums grimmig gegenüber, oft genug zwei Generationen derselben sozialen Schicht, hier der Handwerksmeister oder Ladenbesitzer, dort sein missratener Sohn, der dann Studienrat wird, so entsteht seit der Kohl’schen „Wende“ ein neues Großbürgertum; Piketty nennt sie die Schicht der „Supermanager“. Und mit den Managern eine neue Generation von Journalisten und Publizisten, denen teilweise sogar der Aufstieg in diese Schicht gelingt, weshalb sie glauben, es handele sich um eine Meritokratie.

Die Lebensumstände dieses neuen Großbürgertums erinnern an die der Belle Époque 1890 – 1914, und es ist vielleicht kein Zufall, dass einer ihrer begabtesten publizistischen Vertreter, Florian Illies, zuletzt einen elegischen Rückblick auf das Jahr 1913 vorgelegt hat. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde diese Schicht, wie Piketty schreibt, „euthanisiert“ – nicht physisch, wie in Russland, sondern wirtschaftlich. Es ist sicher kein Zufall, dass neben der gutmütigen Verachtung der „68er“ und einer weniger gutmütigen Verachtung des beschränkten rechten Kleinbürgertums – man denke an die Häme, die über Christian Wulff wegen seines Häuschens und seiner allzu offensichtlichen Sehnsucht, auch dazu zu gehören, ausgekippt wurde – auch eine unbestimmte Untergangsangst die Gefühlslage des neuen Großbürgertums  bestimmt.

Piketty glaubt, Verhältnisse wie in der Belle Époque könnten das neue Normal werden. Schirrmacher wusste es besser. Sein Tod ist darum auch „das Ende von etwas“. Und zwar nicht nur das Ende einer besonders interessanten und aufregenden Epoche der deutschen Publizistik. Das auch.        

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224 Gedanken zu “Das Ende von etwas;”

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    @ Alan Posener

    Und woanders schreiben Sie:

    „Sagen wir es so: Die deutsche Variante der Spezies, um die es geht, teilt den kulturellen Dünkel des deutschen Bürgertums und hat darum Angst vor dem, was aus Amerika kommt.“

    Was soll das heißen? Herr Schirrmacher handelt aus dem Bauch heraus? Weil er Angst hat, die auf Dünkel gründet? Denkt nicht rational sondern ressentimentgeleitet?

    Ich weiß schon, Herr Posener, das haben Sie sicherlich positiv gemeint, denn Angst ist natürlich nicht per se schlecht, das habe ich in meiner naiven vorurteilsbeladenen Art dummerweise in Ihren neutralen, wenn nicht gar lobend gemeinten Text nur hineingelesen.

    Sie finden wahrscheinlich auch „Meritokratie“ gut und wissen natürlich auch, dass Schirrmacher ein Anhänger der „Meritokratie“ war.

    Und wer „weniger gutmütig“ das „beschränkte rechte Kleinbürgertum“ verachtet ist in Ihren Augen natürlich kein „Schnösel“.

    Vielleicht verachten Sie es ja auch? Dann wären Sie in meinen Augen auch ein „Schnösel“.

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    @ Alan Posener

    Sie tragen Krawatte, ich trage Krawatte und viele andere Menschen auch.

    Ich aber gehöre oder gehörte nicht „zu einer Kohorte, der es wichtig war, Anzug und Krawatte als Distinktionsmerkmale gegen die als Zumutung empfundene Formlosigkeit des linken Zeitgeists zu tragen;“

    Hören Sie doch auf, sich Ihre eigenen Worte im Mund zu verdrehen. Ein Schnösel ist für mich jemand, der eine Krawatte trägt, und sich dabei als „etwas“ besseres fühlt, weil die anderen, die „Linken“ bzw, deren Habitus angeblich als Zumutung empfunden wird.

    Woher wollen Sie eigentlich wissen, wieso Herr Schirrmacher Krawatte und Anzug trug. Vielleicht hatte er ja ein Ganzkörpertattoo und trug deshalb ungern kurze Hosen und offene Hemden.

    Sicherlich habe ich Vorurteile, aber ich stehe wenigstens dazu.

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    Lieber 68er, Sie verwechseln ständig Ihre Vorurteile mit meinen Aussagen. Die zitierte Stelle ist anerkennend gemeint. Eine edle Krawatte macht doch keinen „Schnösel“, ich bitte Sie! Ich besitze selber welche.

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    @ Alan Posener

    Sicherlich würden Sie niemals „rechter Schnösel“ schreiben, aber was anderes als „rechte Schnösel“ wollten Sie mit Ihrer Formulierung ausdrücken?

    „Schirrmacher gehörte zu einer Kohorte, der es wichtig war, Anzug und Krawatte als Distinktionsmerkmale gegen die als Zumutung empfundene Formlosigkeit des linken Zeitgeists zu tragen; aber dieser Anzug war nicht von der Stange, diese Krawatte war edel; und mit dem kleinbürgerlichen Ressentiment wollte man ebenso wenig zu tun haben wie mit dem zerknitterten Anzug von C&A und der Stammkneipenmentalität der herkömmlichen Rechten. „

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    Lieber 68er, Sie schreiben: „Ich hatte Ihren Artikel so verstanden, dass Schirrmacher in Ihren Augen – böse gesagt – immer ein rechter Schnösel war, der aus Jux und Tollerei auch mal mit linken Themen gespielt hat.“
    Das kann sein, dass Sie das so verstanden haben. Aber das habe ich nirgendwo geschrieben. Sie sollten nicht aus Ihrem Textmissverständnis eine Popanz aufbauen, gegen die Sie dann, wie weiland Don Quixote gegen die Windmühlen, zu Felde ziehen.
    Sie schreiben dann: „Das glaube ich aber nicht, denke vielmehr, dass er Gedanken und Theorien wie Kleider ausprobiert hat, um dann zu entscheiden, was ihm passt und was nicht, was Sinn macht und was nicht. Dabei schien es ihm auch ziemlich gleich zu sein, ob das zu seinem Image als “rechter Schnösel” passte oder nicht.“
    Genau. Das meine ich mit „spielerisch“. Das Wort „Schnösel“ habe ich in Bezug auf Schirrmacher nie benutzt und würde es auch nicht benutzen, das ist ganz und gar Ihre Kreation. Zum kulturkonservativen – in meiner Diktion „rechten“ – Hintergrund seines Denkens siehe mein neues Posting zu Schirrmacher und Sloterdijk.
    Ich sollte hier noch einmal betonen, dass ich die umgangssprachliche Gleichsetzung rechts = böse oder rechts = rechtsextrem für ein Unglück halte. Man kann links und reaktionär, rechts und ein aufrechter Demokrat sein; Anhänger des Kapitalismus und links, Befürworter des Sozialismus und rechts sein. Wir sollten uns im Denken jener sartorischen Haltung befleißigen, die Sie in Schirrmacher zu erkennen meinen: Mix & Match.

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    @ Alan Posener

    Ich könnte jetzt sagen, ich streite mich ungern um Worte.

    „… mit Lust das ‚gefährliche‘ Denken der deutschen Rechten neu erprobte…“

    ist schon etwas anderes als „spielerische Rechte“. Aber sei’s drum. Ich glaube ich habe verstanden, was Sie gemeint haben.

    Den Artikel von Augstein, Kreye und Seibt hatte ich zwischenzeitlich auch gelesen und auch die Stelle über George, Jünger und Co., bei der ich natürlich an Sie gedacht habe. Aber die drei deuten in dem Artikel auch an, dass der junge Schirrmacher anders war als der späte.

    Ich hatte Ihren Artikel so verstanden, dass Schirrmacher in Ihren Augen – böse gesagt – immer ein rechter Schnösel war, der aus Jux und Tollerei auch mal mit linken Themen gespielt hat.

    Das glaube ich aber nicht, denke vielmehr, dass er Gedanken und Theorien wie Kleider ausprobiert hat, um dann zu entscheiden, was ihm passt und was nicht, was Sinn macht und was nicht. Dabei schien es ihm auch ziemlich gleich zu sein, ob das zu seinem Image als „rechter Schnösel“ passte oder nicht.

    Auch ich habe, nicht aus Verehrung, sondern weil ich die Leute verstehen wollte, Jünger oder Flex gelesen und nicht verstanden, wieso eine ganze Generation davon, wie Sie sagen würden, „Infiziert“ war.

  7. avatar

    Lieber 68er, weil Sie mir partout die „spielerische Rechte“ nicht abnehmen wollen: Hier schreiben drei, die ihn kannten, in ihrem Nachruf:
    „Schirrmacher, der später ganz andere Bahnen betrat, begann als konservativer Revolutionär, dessen Helden Ernst Jünger, Stefan George und Rudolf Borchardt hießen, und der in provozierendem Gegensatz zur Gesinnungsästhetik der alten Bundesrepublik mit Lust das „gefährliche“ Denken der deutschen Rechten neu erprobte.“
    Franziska Augstein, Andrian Kreyeund Gustav Seibt in der „SZ“. Ich habe den Text erst jetzt gelesen.

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    @Roland Ziegler
    Sie haben recht, die Euphorie, hurra hurra oder oh Schreck oh Schreck bald haben wir es geschafft, ist schon alt, siehe homunculus, Golem, Frankenstein, etc.. Vielleicht ist es wie mit dem Wolf und dem Hirtenjungen, wenn ihm keiner mehr vertraut, passierts.

    Hier noch was von Herrn Kurzweil über Hybridthinking, die Verbindung des Neocortex mit der Cloud: http://youtu.be/PVXQUItNEDQ Wenn ich damit wie ein Delphin gleichzeitig wach sein und schlafen könnte, und das keine seltsamen ungewollten Nebenwirkungen hätte, wäre das schon cool 😀 Trotzdem heißt es noch abwarten und Tee trinken oder daran mitwirken.

  9. avatar

    @Parisien: Ich hatte nur das Narzissmusargument von Lyoner umgedreht: nicht die intelligente Maschine ist es, die dem menschlichen Narzissmus im Weg steht, sondern gerade umgekehrt: es ist das eigene Unvermögen, eine solche Maschine bauen zu können. Was nichts anderes bedeutet als das Unvermögen, sich selber – den menschlichen Geist – umfassend verstehen zu können. Es wäre ansonsten durchaus gottähnlich, wenn Menschen eine Maschine mit Bewusstsein, Persönlichkeit, Emotionen usw. bauen könnten. Zumal dem nichts Grundsätzliches, Übernatürliches im Weg zu stehen scheint außer Hyperkomplexität. Aber,

    @lucas, dazu sind die Menschen eben nicht in der Lage, und es sieht auch nicht danach aus, als würde sich das in absehbarer Zeit ändern. Herr Kurzweil und Herr Brock mögen das anders sehen, aber ich sehe das so, weil es nichts anderes zu sehen gibt, und Herr Kurzweil und Herr Brock müssten den Gegenbeweis antreten.

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    @ Lyoner

    Der Kolibri ist orangefarben und fliegt gut. War ein Scherz. Echtes Foul wohl, aber fliegen kann er trotzdem.

  11. avatar

    @Parisien
    Ich <3 Zucker für Affen!
    Autos gehen sofort im Regen kaputt? 😛
    Nein, ich weiß schon was sie meinen und ich teile es auch, künstliche Intelligenzen sind halt keine Menschen.
    (@Roland Ziegler)
    Nur was ist, wenn künstliche Intelligenz Menschen so gut simuliert, dass kein Unterschied mehr zwischen Realität und Simulation auszumachen ist?
    Bazon Brock zum Thema Simulation und Virtualität (und kurz Mondlandungs-Verschwörungstheorie und zu TTIP passts auch irgendwie … und am Ende Gameboys):
    https://www.youtube.com/watch?v=mzBk4er-vjU

    Fehlt nur noch der Rest des Körpers (damit ‚her‘ nicht so dramatisch ist): Arme, Beine, etc. Aber da es ja Menschen mit Prothesen gibt, wird wohl keiner „künstliche Menschen“ – klingt für mich diskriminierend und erinnert mich an Sibylle Lewitscharoffs Aussagen, denn Menschen umgeben sich schon immer mit dem Künstlichen, der Kultur, es ist ihre, unsere zweite Natur – ablehnen.
    Und ist Sex nicht intimste Kommunikation?

    Warum lernt man noch Klavier? Hmm … weil es ein Genuss ist? 🙂

    „Reine Fungibilität zersetzte den Kern von Herrschaft und verspräche die Freiheit.“ daraus: http://www.prodomo-online.org/.....kraft.html

    @Roland Ziegler
    noch mehr künstliche Komponisten.

    „I set the date for the Singularity-representing a profound and disruptive transformaton in human capability-as 2045“ – Raymund Kurzweil

    Die Singularität ist also eine besonders, weil verdrängende, kreative Revolution, eine Aufhebung (wobei gleichzeitig eine Grenzenlosigkeit anklingt) der menschlichen Fähigkeiten.
    Die künstliche Intelligenz kommt auch nicht über uns, sondern wir werden mit ihr verschmelzen, sie sein, so wie wir jetzt schon Werkzeuge verwenden. (dazu dieser Artikel: http://blogs.discovermagazine......68ocfl_ssY)
    Die Entstehung der Menschen lief so ab: Sapiens ((Anti)these) + Neanderthalensis ((Anti)these) + Denisova ((Anti)these) = Sapiens (Synthese)
    http://de.wikipedia.org/wiki/N.....ringer.jpg
    Da war es die Evolution, wobei die Durchsetzung des Menschen eine disruptive kreative Revolution war, heute ist es Evolution/Revolution, nur dass wir sie diesmal selbst lenken, womit eine große Verantwortung einhergeht, die wir annehmen müssen, um uns nicht selbst zu zerstören
    @Parisien
    „Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“

    „Alle Emanzipation ist Zurückführung der menschlichen Welt, der Verhältnisse, auf den Menschen selbst.“
    War Karl Marx ein Transhumanist?

    Stimmt, nur muss es den Freiheitstrommlern aka Fortschrittlern aka kreativen Zerstörern aka whatever möglich sein, etwas neues zu bauen.
    Warum sollte nicht beides zusammen funktionieren? Ray Kurzweil hat z.B. vorgeschlagen, dass es Menschen möglich sein muss, analog zu den Amish oder orthodoxen Juden als NeoAmish auf dem heutigen Stand weiterzuleben.
    Transhumanismus ist nicht die Negation des Humanismus, sondern die Brücke darüber hinaus. Obwohl z.B. Ray Kurzweil den Begriff Transhumanismus ablehnt, weil er dahingehend falsch verstanden werden könnte, dass es um eine Abschaffung des Humanismus ginge.
    Wobei man bei manchen transhumanistischen Diskursen, in denen mit dem Begriff Luddit um sich geworfen und damit teilweise jegliche Kritik im Keim erstickt wird, wirklich den Eindruck bekommen könnte.
    Wenn sie sagen, dass Barbarei verhindert werden muss, d’accord! Wie kann sich die offene Gesellschaft gegen ihre Feinde schützen? Wobei das dem Transhumanismus nicht grundsätzlich widerspricht. Sondern Realisierungen wie z.B. in China bei Geschlechtsselektion oder fehlgeschlagenem Geoengineering.
    Und das war der typische Fehler der fehlenden Falsifizierbarkeit: Transhumanismus hat immer recht.
    Eben nicht, Gedanken können sich in der Realisierung als falsch herausstellen.

    @all
    gerade entdeckt:
    über das europäische chaotische neo-mediävale Netzwerk-Imperium von Alan Posener (toller Artikel!):
    http://www.welt.de/debatte/kom.....erden.html

    Würde sich der Westen oder die Welt dahin entwickeln, wäre er, sie der erste konnektionistische Staaten(wären das noch Staaten?)/Organisationsverbund.

    hatte selbst vor ein paar Tagen (wieder) diesen Gedanken, und wollte da das hier eigentlich ihnen, @Roland Ziegler, als Antwort auf die Fragen zu Europa schreiben:
    Europäische Staaten würden zur EU soetwa wie Monaco zu Frankreich stehen. Wobei der Unterschied darin besteht, dass die Außen-Sicherheits-EU über allem stünde und Frankreich nur neben Monaco steht und auch bei sich selbst Innenpolitik betreibt. Anderes Beispiel: EU als Spanien mit seinen autonomen Regionen, nur mit noch autonomeren Regionen.
    Eben ein „Neo-mediävales Imperium“.
    Was wir schon jetzt tendenziell haben, weil EU, ihre Mitgliedsstaaten, Europa, Westen, NATO, USA, Europäische Verteidigungsgemeinschaft als Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik, cosacEuropäischer Rat (wo es nicht-EU-Mitglieder gibt), Euro neben gleichzeitig Pound und Dollar, etc. schon heute irgendwie alle und doch nicht miteinander zu tun haben und verbunden sind. Das ganze ist halt historisch gewachsen und im Wachsen und funktioniert dafür ausgesprochen gut, wenn nicht gar besser als andere durchregierte, aber dafür hübsch einheitlich, ordentliche Gebilde.

    Und statt Euro vielleicht besser DMark+Euro schließlich heißts jetzt schon im Euroraum auch Dollarraum (bei Öl).

    Das Netzwerk Europa/Westen wäre mit Seasteads, Stadtstaaten, Sonderwirtschaftszonen, OpenGovernment sehr gut vereinbar.

    (Wieder) weil so neu ist das garnicht, Anne-Marie Slaughter spricht vom disaggregated state und hier werden Probleme dazu angesprochen. Technokratisch-konnektionistisch wird in Standardisierungsgremien festgelegt, was Standard ist, womit diese Gremien große Macht erhalten.
    (@KJN weil sie folgendes immer fordern) Markt wird dann sehr wichtig, wobei Netzwerke und Konnektionismus das ja eben gerade nicht ausschließen. Google hindert mich nicht daran Alternativen zu nutzen, wenn sie für diese nicht anzeigen, nutze ich producthunt, dass ich über irgendeine Internetseite (hätte auch vom Springerverlag sein können) gefunden habe. In einem Netzwerk Europa müsste es also, wenn Bedarf danach bestünde, soetwas wie producthunt geben um eine netzwerkige Netzkontrolle analog zum Kartellamt, herzustellen. Das gibt’s aber auch schon und heißt Gesellschaft (Zeitungen, Gewerkschaften, Gesellschaft, demokratische Institutionen, Konkurrenten, Unternehmer, Stiftungen, etc.).

    Ist das chaotisch sich selbstordnende Europa anarchokapitalistisch? David D. Friedman würde jedenfalls eine Theorie zur Vermittlung der verschiedenen Organisationen im Netzwerk liefern:
    http://www.youtube.com/watch?v=jTYkdEU_B4o
    Wie verhindert man, dass eine kapitalkräftige Minderheit ihre Rechts- und damit Lebensvorstellungen, der Mehrheit aufdrängen könnte?
    Oder kann dies nicht passieren?
    Passt zu Piketty und Vermögenssteuer.
    Wie kann sich die offene Gesellschaft gegen ihre Feinde schützen?
    Wobei „Open“ und „offene Gesellschaft“ wie bei Gabriel und dem OpenInternetProject zu Bull…ähh…Buzzword Bingo verkommen können.

    Sind Neokonservative spielerische Rechte, war Schirrmacher also ein kulturpessimistischer Neokonservativer und insofern rechts? Angelsächsischer Neocon jedenfalls eher nicht … also deutscher Neokonservativer? Jedenfalls fürchtete Schirrmacher wie der neokonservative Fukuyama den Transhumanismus, der ihn als „eine der gefährlichsten Ideen“ bezeichnete. Wobei Fukuyama an den Neocons die Ideologie der Manifest Destiny kritisierte. Manifest Destiny ist zusammen mit dem Frontier spirit Teil des American Exceptionalism. Beide ersteren Meme (Gedankeninhalte) tauchen im Transhumanismus, als Eroberung des Weltraums, der Aufhebung menschlicher und natürlicher Grenzen (die nicht positiv sein muss: z.B. sexuelle Selektion in China oder Geoengineering; aber positiv sein kann, wie Heilung von Krankheiten oder Geoengineering), etc. wieder auf. Bei Trotzki heißt es: „The average human type will rise to the heights of an Aristotle, a Goethe, or a Marx“ – Literature and Revolution. Neokonservativismus, Trotzkismus, Christentum, Marxismus, American Exceptionalism, antike griechische Geschichte und Transhumanismus sind nicht alles dasselbe, das zu behaupten wäre einfach falsch, siehe Fukuyama, Antikommunismus. Diese Memeplexe haben aber Schnittmengen (manchmal auch in der Negation von Positionen der anderen Memeplexe) und dies zu übersehen, wäre genauso falsch.
    Aber hätten Obamas Berater vielleicht mal das, laut Irving Kristol, Lieblingswerk der Neokonservativen, gelesen, wären sie vielleicht zu ähnlichen Haltungen wie sie in Bezug auf den syrischen Bürgerkrieg gekommen.
    Sooo und war das jetzt nicht eine eigentümliche Mischung aka Idiosynkrasie?

    @68er
    Wie erklären sie sich dann antisemitische Studenten und rassistische Lehrer (hatte ich an meiner Schule)? Alle doof, ungebildet, zu wenig Gesprächspartner, arm oder zu reich, Opfer der Meinungsmacher oder was?

    Suarez ist keine Ratte und auch kein Vieh, weiterhin verstehe ich nicht was die Bissattacke mit seiner Herkunft zu tun haben soll.
    Da sie das alles so zusammengewürfelt haben, habe ich es als rassistisch empfunden.

    Haben sie sich eigentlich früher nie über die Befehle ihres Oberlehrers hinweggesetzt? Veröffentlicht wurden die Beiträge ja trotzdem 😉

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    @ Lyoner

    Ich weiß nicht, was Sie gegen Frau Berg haben, was ich von ihr bisher gelesen habe, fand ich meist äusserst intelligent, durchdacht und witzig.

    Zu Akif Pirinçcis Buch ist eigentlich schon passendes gesagt worden:

    http://www.youtube.com/watch?v=qJmdS9prDM4

    Gelesen habe ich von ihm bisher nichts, nur gerade den von Ihnen verlinkten niveaulosen Artikel. Ich habe noch zwei Interviews gesehen, die haben mir gereicht und, wie Serdar so schön sagt:

    Ich lese keine „Muschibücher“.

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    „Gibt es eine (positive) Korrelation zwischen den Agenten des Fortschritts und spezifischen kulturellen, intellektuellen, spirituellen Mustern?“

    So die Frage Othmar Kaufmanns. Nun, Sie kennen doch die Arbeiten Max Webers etwa über die protestantische Ethik und ihre angebliche Verbindung zum Kapitalismus. Allerdings habe ich da meine Zweifel: Der Handels- und Finanzkapitalismus wurde von gut katholischen Leuten in Venedig und der Lombardei erfunden.
    Weber, obwohl Soziologe, hat wenig Empirie zu bieten: im wesentlichen die Maximen Benjamin Franklins, den man nur cum magno grano salis zum „Protestanten“ erklären kann.
    Götz Aly wiederum – in „Warum die Deutschen? Warum die Juden?“ – unterstellt den Deutschen seit den Befreiungskriegen ein kollektivistisches Missverständnis der Freiheit, weshalb sie ihre „Freiheit“ immer nur als Befreiung von anderen empfänden.

    Solche Gedankenspiele mit „kulturellen, intellektuellen, spirituellen Mustern“ – der spezifischen Anfälligkeit für bestimmte Meme könnte ich sagen, wollte ich 68er ärgern – sind ja ganz amüsant, aber in dem Augenblick, wo man sie auf Individuen anwendet, sind sie keineswegs amüsant, sondern diskriminierend, verletzend und zuweilen mörderisch.
    Den Unterschied erkennen Sie nicht. Das ist Ihr spezifisches, ganz individuelles Problem.

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    @Parisien
    Wie kriegt man das denn hin?
    Wenn man einfach so einen großzügigen Standard-Vertrag (1 GB Internet, SMS-Flatrate und Telefonflatrate) kauft, komm ich auf ca. 20€ pro Monat und wenn man sich geschickt anstellt, kriegt man ein Handy günstiger als es im Laden ist + zugegebenermaßen schlechteren Vertrag (nein, ich meine nicht die Standard-Handy+Vertrag-Angebote).

    Mit ProjectAra wird auch das ich-brauch-das-neue-Megaphone-Argument Schnee von gestern sein, weil das supermegaduper Display und die Speicherkarte von heute auch noch in drei Jahren supermegaduper sind.

    Technologie und Kunst widersprechen sich doch garnicht (ist auch zu ProjectAra): http://www.youtube.com/watch?v=cV8JDSO1NS8
    am Ende gibt’s da auch noch einen Kurzfilm (um zu verstehen, was das mit Technologie und Kunst hat, muss man sich das ganze Video ansehen).

    Wobei ich den kitschig finde.

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    @ Alan Posener
    Sie schreiben „Ich bin, zugegeben, was Sie und Leute wie Sie betrifft, dünnhäutig.“ Leute wie ich; ich bin da etwas eigenartig, würde am liebsten mit Houellebecq in Irland rumhängen, allerdings das Essen zum Whiskey selbst mitbringen.

    „composita mixta“ – das sind wir wohl alle in unterschiedlichen Zusammensetzungen; es ist immer eine Frage der Ingredienzien, Dosierungen und Mischungsverhältnissen. Ich bin wohl ein mit allen Wassern gewaschener Katholik, der weder glauben kann noch will, und habe Schwierigkeiten, in futurologischen Dingen zwischen Science und science fiction zu unterscheiden. Damit scheine ich jedoch, wie Jaron Lanier im SPIEGEL 27/14 ausführt, auf der gleichen Wellenlänge (minus messianischer Eifer und technisches Know How) zu liegen wie die Matadore im Silicon Valley

    „Aber das ist diese Kraft, die diese Leute antreibt, eine atavistische und messianische Energie, die eine vage transzendente Energie speist, dass sie eine bessere Welt schaffen … Manchmal ist es der Glaube, dass Maschinen bald die Welt übernehmen. Manchmal ist es die Überzeugung, dass Computer den Menschen ewiges Leben verschaffen. Manchmal ist es die Vorstellung, dass die Welt durch eine einzige große künstliche Intelligenz ersetzt wird und wir alle auf einmal in einer perfekten digitalisierten Welt leben. Diese Unternehmer, Larry Page, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg, haben eine Mission, die größer ist als der Kapitalismus. Und sie hat religiöse Züge.“ Die Einstellung im Silicon Valley, sagt Lanier, ist „Wir wissen am besten wie es geht. Technik löst alle Probleme der Welt. Wenn man uns nur machen lässt und der Rest einfach die Klappe hält, dann wird es allen besser gehen.“

    Das ist die Avantgarde. Ist das die „blindwütige Moderne“ oder meinen Sie andere Entwicklungen? Ich glaube, dass ich nicht nach einem „Rassetypus“ beurteile, sondern nach spezifischen kulturellen, intellektuellen, spirituellen Mustern. Gibt es eine (positive) Korrelation zwischen den Agenten des Fortschritts und spezifischen kulturellen, intellektuellen, spirituellen Mustern?

    @Parisien
    Sie haben recht, dass wenn sich Deutsche wie Dietz für den Fortschritt ins Zeug legen, daraus nur allerdümmste Dummheit resultiert. Eine andere Trantüte dieses Kalibers ist Sybille Berg, die auch für den SPIEGEL schreibt (http://www.spiegel.de/kultur/g.....71006.html oder http://www.spiegel.de/kultur/g.....35660.html; dazu Akif Pirincci http://www.deutsch-tuerkische-.....deutschen/)

    Das Ausscheiden Griechenlands ist schade, aber wird als legendäres Drama erinnert werden; dafür rückt das Finale Holland – Deutschland näher.

    Der Artenreichtum und die Pracht unserer gefiederten „Freunde“ ist wunderbar. Ihre Anspielung auf den Kolibrie habe ich jedoch nicht verstanden; oder wollen Sie sagen, dass die Natur mit ihrer Evolution nicht zu übertreffen ist.

    @ Parisien, Roland Ziegler
    Ich bin schon dafür, Argumente pro homine zu sammeln. Ich befürchte jedoch, dass Bach, Mozart, Beethoven oder Gott oder Emotion nicht ausreichen werden.

  16. avatar

    @ Alan Posener
    Echte Probleme:
    http://www.welt.de/wirtschaft/.....durch.html
    http://www.achgut.com/dadgdx/i.....e_nachbarn
    Währenddessen ärgern die Europäer die Russen weiter mit Aspirationen auf Georgien, Ukraine und Moldavien. Man leistet sich viel Luxus in Europa. Dazu gehören diese Aspirationen und Israelkritik gleichzeitig: Gauck ruft unterdessen: Kommt doch alle her!, denn der Strom kommt aus der Steckdose, das Benzin vom Weihnachtsmann und man hat’s doch. Sonne, Wind und Sterne und jede Menge Raps und Mais statt Weizen und Roggen. Die Israelis haben jedenfalls keinen Grund, auf Europa Rücksicht zu nehmen. Seit dem Attentat in Toulouse und der Erkenntnis, dass Juden aus Frankreich flüchten und wohl auch aus Malmö, ist das Maß vermutlich voll. Aber Europa will sich eine NATO-Erweiterung leisten. Dafür ist Geld da. Das Hauptproblem ist, dass man deutsche Politik nicht mehr wirklich nachvollziehen kann. Israelische Politik dagegen ist nachvollziehbar.

  17. avatar

    Spiegel-Auslese
    1. Zu Poseners Onkel Karl:
    einestages: Wie wird dieser Teil der Geschichte heute in Israel gesehen?

    Primor: Für uns, die wir im zionistischen Glauben aufgewachsen sind, ist es die Geschichte einer bitteren Niederlage. Für uns haben sich diese Soldaten lächerlich gemacht: Wofür haben sie sich geopfert? Wofür sind sie gefallen? Sie hätten lieber nach Palästina kommen sollen.

    einestages: Was haben Sie über die jüdischen Soldaten auf deutscher Seite gefunden?

    Primor: Besonders beeindruckt hat mich ein Band mit Briefen gefallener jüdischer Soldaten, der 1961 neu aufgelegt und in der Bundeswehr verteilt wurde. Wenn man diese Briefe liest, so heißt es im Vorwort, entdeckt man eine beispielhafte Vaterlandsliebe und Treue, einen Patriotismus, den man heute so gar nicht mehr versteht. Der Autor des Vorworts hieß Franz Josef Strauß.
    http://www.spiegel.de/einestag.....75473.html

    2. Wer hat die jungen Leute so dumm gemacht?:
    http://www.spiegel.de/wirtscha.....78251.html

    3. Wer hat die Frauen so bekloppt gemacht?:
    http://www.spiegel.de/kultur/g.....77714.html

    Anm. Blackwater heißt nicht mehr Academi.

  18. avatar

    @ 68er:
    Ich habe ein Puzzleteil für Sie herausgesucht. Wähler kommen nicht aus einer einzigen Ecke. Diese Ansichten der britischen Regierung hier dürften ihr Überleben gefährden. Labour und UKIP werden unter Umständen vor den Tories sein, beide:
    However, it is Smith’s remarks on national parks and fracking that are most likely to draw the ire of anti-fracking campaigners.

    He said: „I wouldn’t rule it out because provided it’s being done properly, the visual impact can be very limited indeed. It will depend on any individual location.“

    Environmental groups such as Greenpeace have accused the government of preparing to „auction off“ national parks and areas of outstanding natural beauty like the Cotswolds to fracking firms.

    In May, anti-fracking campaigners claimed victory after an energy company abandoned its plans to drill beneath their homes in the South Downs national park.

    Celtique Energy has told residents it will not drill horizontally under their land, though it will push ahead with a vertical well at its own site.

    The development, which followed a „legal blockade“ by the local landowners around the site, is the latest in a growing controversy over underground drilling for shale gas. However the landowners‘ victory may be shortlived – ministers intend to change the trespass law that allows owners to refuse permission for drilling under their land, despite opposition from three-quarters of the public.

    More than 45,000 people around the country have joined legal moves to use trespass laws to block energy companies from fracking under their properties.

    http://www.theguardian.com/env.....ent-agency
    http://www.theguardian.com/env.....king-plans

    Auch die comments lesen.

  19. avatar

    Link vergessen beim Vorigen:
    http://www.spiegel.de/kultur/g.....77866.html

    Ob Diez‘ Kolumne die schlechteste oder nur die zweitschlechteste des Monats ist, liegt im Auge des Betrachters. Die andere ist leider von Augstein.

    Außerdem:
    „Das mögen zwar nur geringfügige prozentuale Unterschiede sein, die in der Tat aber erheblich sind, wenn man sich die enormen ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Siedlungen, vor allem der städtischen Ballungszentren, vor Augen führt.“
    http://www.spiegel.de/wissensc.....77890.html

    Wie wär’s mal mit rigider Bevölkerungspolitik à la China?

  20. avatar

    Den Realitätsverlust, vermutlich nach einer Latte Macchiato bei Starbucks Unter den Linden, eines Georg Diez kann man jetzt Posener nicht unterstellen. Immerhin geht Posener auf Einwände ein und überlegt, bevor er schreibt. Was ist jetzt Diez? Ein Compositum Urbanum, weichgespült von Latte Macchiato, in einer Stadt, die von den Ländern Bayern und Baden-Württemberg finanziert wird und sonst längst nicht mehr in dieser Form angeben würde. Und Schul- wie auch Hausbesetzer sollten des Landes verwiesen werden.ich wüsste gern mal, wo man die Schüler inzwischen untergebracht hat. Baracken?

  21. avatar

    @ Roland Ziegler
    „Aber wenn dem so wäre, dann sind die Ingenieure wirklich genial, was den menschlichen Narzissmus und seine Gottähnlichkeit viel erheblicher füttern würde.“

    Der Narzissmus hat mit Gott nichts zu tun. sondern mit Baal. Um den Unterschied zu sehen, kommen Sie nicht darum herum, die Bibel zu lesen. Geschildert zunächst bei Moses, wie Moses vom Berg zurückkommt, seine Schafe um das goldene Kalb tanzen sieht und die Gesetzestafeln zertrümmert. Gut beschrieben auch im Buch der Könige, die Geschichte von Elias. Es reicht auch, wenn sie den Elias von Felix Mendelssohn-Bartholdy hören und dazu lesen.
    Dieser im Alten Testament beschriebene Zwiespalt ist heute wieder offensichtlich. Da kämpfen Fundamentalisten gegen den in ihren Augen verderbten Westen. Beschrieben ist dieses Spannungsverhältnis auch sehr gut in Ben Barbers Buch über McWorld vs. Dschihad, ein älteres Buch, das aktuell bleibt, und das man daher nicht genug empfehlen kann. In diesem Spannungsfeld leben wir, und es kommt darauf an, den Ausgleich zu finden.
    Der Fortschritt im technischen Sektor ist kein Mittel dazu. Er dient tatsächlich dem Narzissmus einer schmalen Gruppe unkritisch „Fortschritts“-Gläubiger und Machbarkeitsfanatiker, nicht zu vergessen der Geldbörse von Profitjägern, so dass Sie hier den Baal in ganzer Pracht entwickelt haben wie auch den Turmbau zu Babel.
    Das Ergebnis, sollte es Gott doch geben, ist daher vorhersehbar. Stellen wir uns die Boys einfach vor wie Zauberlehrlinge. Gucken Sie mal in Dismey’s Film Fantasia (1), wie der Meister mit einer Handbewegung alles wegwischt, sehr eindrucksvoll, großartige Musik, von Stokowsky grandios dirigiert. Und dann gucken Sie noch am Ende „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“, übergehend in Ave Maria. Und dann denken Sie nochmal nach, was Gott ist. Man kann ihn zweifelsohne finden, jederzeit.
    Eins ist sicher: Er ist die einzige Hoffnung, die bleibt, falls die Menschheit Zauberlehrlinge und Nächte auf kahlen Bergen produziert. Von Disney brillant in Szene gesetzt, besser geht’s nicht. Der einzige Film, den ich schon mehr als fünfmal gesehen habe. Übrigens auch im Rahmen der griechischen Mythologie im selben Werk mit Beethovens Pastorale ausgeführt.
    Und nicht von ungefähr fängt es an mit Toccata und Fuge in d-moll von J.S. Bach. Dagegen ist „Her“ einfach nur kleines Pipifax für Kleinhirnige.

  22. avatar

    …Lyoner, in einem der von Ihnen verlinkten Artikel steht doch ausdrücklich: „Emotionen oder Persönlichkeit kann eine Maschine – bis jetzt – nicht entwickeln.“ – Das war der Punkt.

    Wie gesagt: Ich wäre begeistert, wenn diese Programme echte, gute Musik machen würden (keine Etüden). Ich bin da sehr skeptisch, und bislang hält sich alles im Rahmen einer vollmundigen Behauptung. Solche Behauptungen zur AI kennen wir aber schon aus den 80ern, und es folgte ihr bislang – nichts. Deep Blue ist ein erweiterter Taschenrechner; alle Panik, die Deep Blue bei Ihnen ausgelöst hat, hätte genausogut auch der erste Taschenrechner auslösen können. Denn der rechnet schneller als Sie, wo Deep Blue besser Schach spielt. Was doch dieselbe Katastrophe ist.

    Eigentlich war es schon die Schaufel, die des Menschen Hände verbesserte und ihn in die zweite Reihe setzte. Es handelt sich einfach um das, was den Menschen u.a. zum Menschen macht: die Entwicklung von Werkzeugen.

    Aber vielleicht ist meine Skepsis auch übertrieben und die Ingenieure sind doch genialer als ich dachte; warten wirs einfach ab. Aber wenn dem so wäre, dann sind die Ingenieure wirklich genial, was den menschlichen Narzissmus und seine Gottähnlichkeit viel erheblicher füttern würde.

  23. avatar

    @ Lyoner
    „Die Arbeiten, die ein Arzt oder Sie machen, werden in Zukunft von Computern besser und ökonomischer getan werden können. Was bleibt unserer Spezies?“

    Besser vermutlich nicht. Allein Telefonieren mit dem computerisierten Programm einer Firma ist schon schlechter als mit einem Mitarbeiter zu sprechen.
    Unsere Autos waren früher bedeutend besser, hatten nicht diese sich wiederholenden Elektronikschäden. Die Reparaturen sind kostspieliger, wenn die Auslesegeräte den Fehler nicht finden.
    Einen Patienten ansehen und mit ihm unter vier Augen ein genaues Gespräch führen ist die halbe Miete und billiger. Die Computer, die hier schon lange existieren, werden dann gezielt eingesetzt.
    Kunst/Musik, wenn Ziegler das gut findet, warum lässt er seine Töchter dann noch Klavierunterricht nehmen?
    „Her“, okay, nicht „She“. Ansehen verweigert. Apropos Charme: Hunde. Computer können bellen, aber Bellen macht nicht den Hund. Der Hund ist ein Wesen, dass uns zum Schmelzen bringt. Hundebesitzer kann man leicht in Verlegenheit bringen, wenn man die Frage stellt, wen sie lieber haben, den Hund oder den Partner. Jedenfalls, vor die Wahl gestellt, den Hund oder den Computer abzugeben, würden die meisten den Computer abgeben, obwohl man den besser mit in den Urlaub nehmen kann.
    Und wie man bei Media-Markt vor der Tür an Räumverkaufstagen sieht, sind die gadgets vor allem Zucker für den Affen.
    Zurück zur Musik. Die elektronische Gitarre, das Klavier gibt es schon lange. Keinerlei Ausstrahlung. Aber das ist eine Luxusdiskussion. Die Industrie hätte doch am liebsten den Angestellten mit sechs Arbeitstagen, keinem Urlaub, keinen Ansprüchen und wenig Gehalt. Falls sie dahin kommt, hat sowieso keiner Geld oder Zeit für ein Haus, ein Instrument oder einen Hund. Und damit er ja auch pünktlich auf der Matte steht, gibt es das vollautomatisierte Auto. Und falls er kollektiven Selbstmord begeht wegen Sinnlosigkeit, stehen die Computer/Roboter bereit. Wie Sie schon sagten: Die erste Spezies, die Interesse daran hat, sich selbst abzuschaffen, also durch und durch degeneriert.

  24. avatar

    @68er
    in meiner Sozialisation galt ‚bissig‘, ‚Biss haben‘ als ‚durchsetzungsfähig‘ sein, also als eine ‚Sekundärtugend‘, die so positiv oder negativ sein kann, wie ein scharfes Messer. Das war vielleicht bei Ihnen anders.
    Wenn ich das richtig verstanden habe, sind ‚Meme‘ Denkfiguren, Denkmuster, die besonders gut aufgenommen werden (warum auch immer, oft sind sie vielleicht das bequemer zu denkende Muster, man muss weniger infrage stellen, eine Ökonomie des Gehirns, wie Vorurteile). ‚Prüfung‘ von Bonitäten, Personalauswahl in Assessment Centern (letztere, so weit ich weiß übrigens eine Erfindung der dt. Wehrmacht), Beurteilung von Umwelt-Messwerten (multivariate Datenanalyse) beruhen letztlich auf ähnlichen ‚Algorithmen‘ (Folge von ja-nein-Entscheidungen, die ein bestimmtes Muster ergeben), wie Vorurteile. Vourteile auf wissenschaftlicher bzw. statistischer Basis sozusagen, Verbunden mit der Hoffnung, statistisch brauchbare Aussagen (Mittelwert, Median) zu finden. Ich wusste bis dato nichts über die Art und Weise, wie UKIP seine Mitglieder ‚rekrutiert‘, aber ich vermute, daß diese Partei genauso arbeitet, wie jeder Personalberater, Analyst oder Werbung bei Amazon („Leser von X interessieren sich auch für Y“). Eben mit den o.a. Algorithmen, nennen, wir sie der Klarheit halber ‚Beurteilungschemata‘. Nun zu der (Ihrer) Frage: Dürfen die das (wie NSA, BND usw.)? Wie will man es verhindern? Wie wollen Sie verhindern, daß Ihr Nachbar denkt, Sie wären z.B. arbeitslos, oder würden sonstwie ein Lotterleben führen, weil Sie öfters morgens lange schlafen? Ich denke, das kann man nicht verbieten, auch Institutionen nicht. Gegen üble Nachrede kann man sich allerdings wehren (hoffentlich) und das ist bzw. wäre auch gut so. Allzu oft stolpern aber die allzu neugierigen Nachbarn genauso wie die institutionellen Algorithmen-Anwender über ihre eigenen Vorurteile, wenn sie z.B. vereinsamen oder ihnen Geschäfte (oder Mitglieder) durch die Lappen gehen. Die elektronische Datenverarbeitung ändert nichts an der Fehlerbehaftetheit von Algorithmen. (Der Titanic Autor Max Goldt hat sich mal in einem Text über Datenschutz an der Supermarktkasse über die Angst vor dem Urteil anderer lustig gemacht, etwa in dem Stil: „Sie legt 3 Magerjoghurts auf’s Band, bestimmt Bullimikerin, Schokolade, wahrscheinlich einsame Abende, Eierlikör, ohoo…“)
    Gefährlich wird das Ganze, wenn die Vorurteile, bzw. Statistik ‚Gewichtet‘ (biased) ist: Durch Meinungskartelle oder eben diese Meme, die sich dann bilden und fortpflanzen, wenn die Vorurteile nicht mehr überprüft werden. So erkläre ich mir auch den Rassismus. Deswegen sollte man sich m.E. auch prinzipiell gegen solche Meinungskartelle stellen, egal in welche Richtung sie gehen.
    Also: Um Antisemiten auszuschließen, die nun einmal eher öfter (aber eben nicht nicht immer, bitte!) zusammen mit Kulturpessimismus, EU-Skepsis und religiösem vorkonziliären Anspruch daher kommen, wie auch die vom blondenhans zitierte ‚Civitas‘, nutzt UKIP Algorithmen. Das ist eine modernes Vorgehen zur Personalauswahl und wird entsprechend vermarktet. Wenn da zuviele durch das Raster fallen, wird an den Parametern der Auswahl-Algorithmen justiert werden müssen. Das ist die für eine moderne Massengesellschaft typische Technokratie.
    Um so wichtiger – und da würde ich Ihnen unbedingt zustimmen – ist es, genau hinzusehen, ob nicht jemend von Dritten übel beleumundet wird. Die Beleumunder, auch das habe bereits ich mehrfach hier geschrieben, gehören besonders unter die Lupe und das wird immer etwas bei der Diskussion vergessen.

  25. avatar

    Lieber 68er, Peter Sloterdijk schreibt in seinen „Regeln für den Menschenpark“: „Seit es die Philosophie als literarisches Genre gibt, rekrutiert sie ihre Anhänger dadurch, daß sie auf infektiöse Weise über Liebe und Freundschaft schreibt. Nicht nur ist sie eine Rede über die Liebe zur Weisheit – sie will auch andere zu dieser Liebe bewegen. Daß überhaupt die geschriebene Philosophie nach ihren Anfängen vor mehr als 2500 Jahren bis heute virulent bleiben konnte, verdankt sie den Erfolgen ihrer Fähigkeit, sich durch den Text Freunde zu machen. Sie ließ sich weiterschreiben wie ein Kettenbrief durch die Generationen, und allen Kopierfehlern zum Trotz, ja vielleicht dank solcher Fehler, zog sie die Kopisten und Interpreten in ihren befreundenden Bann.“
    Es wird Ihnen sofort auffallen, dass Sloterdijk hier dreimal verwandte biologische Begriffe verwendet: „infektiös“; „virulent“; und dann den „Kettenbrief durch die Generationen“, bei dem die „Kopierfehler“ wesentlich für die Verbreitung der Gedanken sind. Sloterdijk benutzt hier also die Vorstellung philosophischer Gedanken als „Virus“, der Menschen anstecken – „infizieren“ – kann. Der Virus ist ein Lebewesen, das sehr schnell mutiert, sonst wären die Viren angesichts der Resistenzkräfte ihrer Wirte längst ausgestorben; wenn Sloterdijk also von einem „Kettenbrief durch die Generationen“ spricht, dann ist das eine poetische Umchreibung der DNA, deren Kopierfehler in der Tat dem Virus zum Mutieren und dadurch zum Überleben verhelfen.
    Die Passage stellt also eine schöne Umschreibung der Vorstellung von Ideen als Meme dar. Nun müssen Sie Sloterdijk nicht mögen. Ich selbst las seinen „Menschenpark“ in kritischer Absicht. Aber ich finde, diese Passage ist sehr erhellend.

  26. avatar

    Lieber Lyoner, Ihre Einladung, den advocatus diaboli zugunsten einer blindwütigen Moderne zu spielen, zeugt von einer massiven Unkenntnis meiner geistigen Herkunft und meiner publizistischen Arbeit. Sie müssen weder das Eine (etwa das konservatorische Wirken meines Vaters) noch das Andere (etwa mein Buch über die Jungfrau Maria oder meinen Artikel über die negativen Auswirkungen der Ent-Christianisierung der DDR) kennen; aber wenn Sie es vorziehen, das alles nicht zur Kenntnis zu nehmen, dann lassen Sie mich doch mit Ihren Anwürfen zufrieden.
    Ich bin, zugegeben, was Sie und Leute wie Sie betrifft, dünnhäutig. Denn ich vermute, und wenn ich Unrecht habe, dann bitte ich um Entschuldigung, dass Sie hier wieder einmal nach dem Typus urteilen. Um es genau zu sagen, nach dem Rassentypus. Ich weiß noch, wie mein Deutsch- und Geschichtslehrer Herr L. anno 1968 nach der Schilderung der Juden als „Ferment der Dekomposition“, frei nach Mommsen, zu mir (einem seiner Lieblingsschüler) sagte: „Du musst das nicht als Beleidigung auffassen.“ (Auf unserer Reformschule duzten die Lehrer die Schüler, aber nicht umgekehrt.) „Die Dekomposition, die Zersetzung des Abgestorbenen, ist in der Natur und der Gesellschaft äußerst wichtig.“

  27. avatar

    @AlanPosener

    Vielleicht könnten wir die Frage nach den Implikationen eines „compositum mixtum“ zurückstellen. Interessanter ist doch die Frage nach den (stillschweigenden) Prämissen des Fortschritts, der Avantgarde und des damit verbunden „Rechts“, das „Ständige“ und „Herkömmliche“, das „Alte“ zu dekonstruieren und zu zerstören. Sloterdijk, den ich hier auszugsweise zitiert habe, mag Anstösse zu einer fruchtbaren Diskussion gegeben haben, Sie könnten gut und gern den advocatus diaboli, den Advokaten des modernen Guten darstellen. Wäre das für Sie nicht interessant?

  28. avatar

    @ Roland Ziegler

    Nun gut, vielleicht sind Mozart, Bach, Beethoven sowas wie die Gerechten, um deretwillen Abraham Gott gebeten hatte, Sodom und Gomorrha zu verschonen. Aber das, was Sie verlangen, gibt es schon:

    http://www.giga.de/extra/softw.....ie-mozart/

    http://www.welt.de/kultur/arti.....ozart.html

    http://www.taz.de/!108691/

    In dieser Frage dilettiere ich – wie Sie vielleicht auch. Ob die Computer „genial“ werden wie Beethoven, Bach, Mozart weiß ich nicht; außerdem kann ich mir nicht wirklich eine Audienz von Computern vorstellen, die der Musik eines genialen Computer-Komponisten „lauschen“. Aber die Computer-Komponisten werden besser sein als 99,9% der menschlichen Komponisten. Die Arbeiten, die ein Arzt oder Sie machen, werden in Zukunft von Computern besser und ökonomischer getan werden können. Was bleibt unserer Spezies?

    Die Vögel pfeifen, zwitschern und tirillieren (jubilieren?); sie säen nicht und ernten nicht, aber ihr himmlischer Vater ernährt sie doch. Wären wir damit zufrieden?

    @Parisien
    Schweini wird spielen; wenn Ihnen das hilft, einen kommoden Patriotismus zu entwickeln, warum nicht? Und wenn Deutschland nicht ins Finale kommt, Holland aber, werde ich natürlich voll hinter Robben und seinen Spießgesellen stehen.

    @ 68er
    Sie erscheinen mir etwas dünnfellig und zu sehr an die Anerkennung des Anderen appellierend. Könnten Sie nicht etwas dickfelliger werden? Manchmal geht es eben ad hominem und es wird gehauen und gestochen. Umgebracht keiner.

  29. avatar

    @ KJN

    Das „bissig“ als Kompliment zu verstehen, so narzisstisch bin ich noch nicht.

    Bei meinen Versuch zu verstehen, wer die UKIP eigentlich ist, bin ich auf die PCCA Foundation gestoßen, die Parliamentary Committee Against Antisemitism Foundation:

    http://www.antisemitism.org.uk/about-us

    Und dort auf einen aktuellen Bericht, in dem, soweit ich es bei einem ersten Überfliegen verstanden habe, berichtet wird, wie sich die Parteien in GB gegen den Einfluss von extremen diskriminierenden Einflüssen schützen:

    http://www.antisemitism.org.uk.....ilable.pdf

    Die UKIP beschäftigt bei der Auswahl ihrer Kandidaten externe Dienstleister, die die Bewerber unter anderem auch „psychoanalytisch“ durchleuchtet:

    „…Michael Greaves the General Secretary of UKIP explained that his party had a robust and in-depth screening process for European and General Election candidates which has recently been emboldened by additional level of ‘psycho-analytic’ screening carried out by a private security company.“ (Seite 44)

    Um solch ein Screening durchzuführen braucht man natürlich Kriterien und da bin ich dann wieder bei den MEMEN, der Analyse von Veröffentlichungen, dem Surfverhalten im Internet etc. pp.

    Ich hab noch nicht alles gelesen, aber wenn ich es auf den ersten Blick richtig verstanden habe, wird dort auch empfohlen Facebook und Co. zu checken und die Register der Local Government Association zu konsultieren.

    Ich weiß nicht, ob ich ein Kulturpessimist bin, aber so richtig prickelnd finde ich das nicht. Besonders wenn es „psychoanalytisch“ wird und die den Kriterien zugrunde liegende Theorie – um mit Popper zu sprechen – nicht falsifiziert werden kann.

    Erinnert mich auch irgendwie an 1984.

  30. avatar

    Lieber 68er: Über UKIP weiß ich nicht genug, um hier etwas Sinnvolles beizutragen. Und ob Meme hier weiterhelfen, weiß ich nicht. Aber danke für die Anregung.

  31. avatar

    @68er
    „die Bilder in den Köpfen anklingen zu lassen“
    Nun halte ich den „bissigen“ Journalisten (oder was Sie auch immer beruflich machen) eher für ein Kompliment. Daß Sie das mit dem ‚Memen‘ hinterfragt haben, finde ich gut. Man kann – überhaupt – nicht genug hinterfragen. Und ich stimme Ihrer Kritik an einer Argumentationskette durchaus zu, weil ich es ähnlich hier (ff) erlebt habe: Das unterstellende Zuordnen zu Leuten, mit der man noch nicht mal per Facebook befreundet sein möchte. So bekommt man dann zumindest die oberflächlichen (und ideologisch ausgerichteten, reflexhaften) Leser auf seine Seite. Nun, Ideologenkampf ohne Argumente halt, wer’s braucht..

  32. avatar

    Lieber Herr Posener,

    Sie hatten einmal um Themenvorschläge gebeten. Gerade versuche ich zu verstehen, was es mit der UKIP in GB auf sich hat. Sie haben sich dazu, soweit ich gesehen habe, nur rudimentär geäußert. Die Unterschiede zu Le Pen, WIlders und die AfD nur angedeutet. Wäre das nicht ein geeignetes Thema für zwei Beiträge von Ihnen und Herrn Kocks.

    Herr Kocks könnte uns ein paar schöne Anektoden von seinen Freunden, Bekannten, Geschäftspartnern oder der einfachen britischen Putzfrau erzählen und Sie könnten – gerne auch unter Anwendung ihres kultursoziologischen Meme- und Kulturpessimismus-Instrumentariums – erklären, wie es zu diesem Wahlerfolg kam.

    Spielt beim Erfolg von UKIP die soziale Lage in GB eine Rolle? Sind es die bösen MEME? Ist die bürgerliche Presse schuld? Ist es nur „natürlicher“ britischer Nationalismus?

  33. avatar

    @ Lyoner
    Über längere Zeit betrachtet, sind Schweini und Arjen die Besten. Wenn er Schweini nicht drin hat, bin ich definitiv für Holland und Arjen soll mehr reinmachen als Müller.

    @ lucas
    „Warum sollten also ähnliche Gefühle nicht zu einer Maschine möglich sein?“
    Sind möglich, z.B. zu einem Auto. Aber ein Auto ist meine Ergänzung und nimmt mir nichts weg. Ein Computer, der Gefühle vortäuscht, verdrängt den echten Menschen. Er macht songs überflüssig wie „strangers in the night, exchanging glances“. Die Maschine kann auf keinen Fall singen im Regen. Sie würde sofort kaputt gehen. Ziehe ich doch „singing in the rain“ vor.
    Stellen Sie sich John Lennon im Bett vor und neben sich einen viereckigen Kasten und nicht Yoko Ono. Oder Bogie ohne Lauren Bacall. Ich stelle mir vor, wie Bogie dem Kasten einen Tritt versetzt. Laurens unvergleichlicher Charme, wenn sie mit Bogie spielt.
    Ein Auto dagegen hat einen gewissen Charme, der aber im Design liegt, hinter dem immer eine menschliche Idee steckt. Ich rede nicht vom Ford Ka, nicht wahr.
    Ich stelle mir vor, Bogie ist wieder jung, lebt noch und reißt seinen Kindern diese widerliche Ganztagesverkabelung aus dem Ohr. Das war noch ein Typ. Und seine Frau auch. Und Katherine Hepburn. So was gibt es einfach nicht mehr. Und es gibt bestimmt weniger Kinder, die am Rand des Feldes Blumen sammeln und mehr, die mit vier einen überaus dämlichen game boy haben.
    Wer darüber nicht traurig ist, ist m.E. nicht ganz gesund.

  34. avatar

    68er: @ blonder Hans
    “… ooops? … noch nie habe ich gegen ‘Multikulti’ geschrieben.”

    … netter Versuch. Ich kann keinen Widerspruch zu meiner Aussage erkennen. Aber nehmen wir aus dem Link, beispielsweise ‚kulturlose Multikultis‘.

    Damit meine ich die, die den Deutschen, ich bin einer, eine eigene Kultur-Historie, bis hin zur Auflösung dieses Landes – meine Heimat – bestreiten. Das sind ‚kulturlose Multikultis‘. Meistens sind das sogar ‚Deutsche‘.

    Ich will so: ‚Die deutsche Geschichte … umfaßt die ganze Nation in all ihren Höhen und Tiefen. Auf unsere Freiheitstradition in Schwarz-Rot-Gold können wir stolz sein – und mit diesem Stolz jeden Neubürger anstecken.‘

    … und das selbstverständlich ‚fundamental‘ und aufgeklärt – europäisch – was sonst?

    Daher!

  35. avatar

    Lieber Herr Posener,

    vielen Dank für die Links!

    Das Interview im FOCUS fand ich – mit Ausnahme des Absatzes über die „Eliten“ und den Stellenmarkt – eigentlich recht vernünftig.

    Die „Darwin AG“ tue ich mir vielleicht im Urlaub an.

  36. avatar

    @ lucas

    An den Worten erkennt man den guten Demagogen. Herr Posener ist natürlich geschickt genug, mich nicht als „bissige Ratte“ zu bezeichnen. Er hat aber, wahrscheinlich genauso wie Sie in den letzen Tagen, die vielen Bildchen gesehen, die man sich im Internet zum Fall Suarez – auch im Verlag seines Arbeitgebers – anschauen konnte. Das steckt natürlich gerade in den Köpfen und so schafft man es – ohne dass man es selbst aussprechen muss – die Bilder in den Köpfen anklingen zu lassen, die gerade medial gehypet werden.

    Ähnlich wie Herr Posener die Anfeindungen Lyoners als rassistisch empfunden hat, habe ich die Suarez-Anfeindung von Herrn Posener als unter der Gürtellinie empfunden. Das wollte ich mit meinen ironischen Spiegelungen andeuten. Ich habe das Thema bisher nicht deutlicher angesprochen, weil ich wissen wollte, ob jemand von den alten Bekannten hier, insbesondere EJ, KJN oder Parisien, sich dazu äußert und habe gewartet, bis die neuen Kommentare freigeschaltet wurden. Aber es blieb still. Stattdessen finde ich Ihren Beitrag, der mich zum Täter machen will.

    Na großartig.

  37. avatar

    @Lyoner: nur kurz: Sie können ja mal Deep Blue z.B. Mozart K 563 (läuft grad…) vorspielen. Mal gucken, was „er“ dazu meint. Vielleicht kann „er“ sogar was Vergleichbares komponieren? Oder gar Besseres? Dann sollte man das Ding sofort in Serie produzieren.

  38. avatar

    Ich bin erstaunt: Wolfgang Bosbach tritt bei Stimme Russlands auf und spricht sehr differenziert über das Thema islamistischer Terror.

    Muslime und Islamisten sind aber nicht dasselbe und Alan Posener hat Islamismus nicht verharmlost.

    @68er
    „bissiges Vieh (sic!)“ „Uru-Hirn (sic!)“
    Aha
    dagegen Alan Posener: „Suarez-mäßig bissig“

    @Parisien
    Kennen sie es nicht, wenn sie sich in ein Werk verlieben?
    Künstler, Architekten, Intellektuelle, Bastler, Sammler, Handwerker, etc. kennen das glaube ich sehr gut.

    Warum sollten also ähnliche Gefühle nicht zu einer Maschine möglich sein?

    Wie wärs mit Schirrmacher als Anhänger des Vorsorgeprinzips im Widerspruch zum Proaktionsprinzip und statt rechts?

  39. avatar

    Irgendetwas stimmt mit der Forensoftware nicht, ich schicke einen Kommentar ab, normalerweise werde ich dann zu diesem gebracht und da steht dann „Dein Kommentar wartet auf Freischaltung“, das passiert jetzt aber nicht und wenn ich zurück gehe und den Kommentar nocheinmal absende steht da „Doppelter Kommentar wurde entdeckt. Es sieht stark danach aus, dass du das schon einmal gesagt hast!“, wobei der Kommentar nicht ankommt. Das war vorgestern schonmal so, manchmal funktioniert es aber auch wieder.

  40. avatar

    @ Alan Posener

    Um ihre Charakterisierung Herrn Schirrmachers als spielerischen Rechten zu begründen, hätten Sie besser auf diesen Spiegel-Artikel verwiesen:

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8924245.html

    Was an den Geschichten des Spiegels oder Schirrmachers wahr ist und was Fiktion ist mir eigentlich egal. Was ich nicht abkann, sind miese Chefs, persönliche Rachefeldzüge oder ähnliches, wie sie Herrn Schirrmacher – ob zu Recht oder Unrecht, weiß ich nicht – nachgesagt werden. Danach versuche ich Menschen zu beurteilen, d.h. danach was sie sagen und wie sie handeln. Da ist es mir egal, ob mein Gegenüber Krawatte oder Hoodie trägt.

    Der Streit zwischen Gustav Seibt und Frank Schirrmacher hatte den Vorteil, dass Seibt zu der von mir damals abonnierten „Berliner Zeitung“ wechselte.

  41. avatar

    @ Alan Posener

    Ich hab mich jetzt mal ein wenig weiter gelesen und verstehe nicht, was an Kulturpessimismus – per se – negativ sein soll. Ausser man benutzt den Begriff als Totschlaginstrument und überträgt die gewagte These Fritz Sterns, der einen gewissen Kulturpessimismus als Brutstätte des Nationalsozialismus ausgemacht haben will, auf die kritische Sicht Schirrmachers auf die aktuellen technischen und damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen. Wenn man also die Skepsis gegenüber dem Liberalismus der Zeit vor dem Nationalsozialismus mit dem Einordnen und Hinterfragen moderner Entwicklungen wie des Internets, einer sich weiter globalisierenden Wirtschaft und was sonst so alles von Schirrmacher zur Debatte gestellt wurde, gleichsetzt.

    Was daran rechts oder links sein soll, muss mir jemand erklären. Wenn Herr Posener links ist und Herr Schirrmacher rechts, will ich auf jeden Fall kein Linker sein.

  42. avatar

    „. Es handelt sich um eine verbale, gruppenbezogene Herabsetzung.“ Alan Posener, Sie machen gute Witze. Ist denn das compositum mixtum eines jüdisch anglikanischen atheistischen Avangardisten schon eine Gruppe? Darüber hinaus hat sich sich doch jeder hier schon überzeugen können, dass ich entschiedenen weniger Antipathie und Graus vor dieser „Gruppe“ habe als Sie vor der Gruppe der biersaufenden, gulaschfressenden, bausparenden Biodeutschen. Der Unterscheid zwischen Ihnen und mir: ich mache aus ihrer profunden Antipathie nicht den Vorwurf eines politisch unkorrekten Vergehens einer „gruppenspezifischen Herabsetzung“, die in unserer schönen neuen Welt zu sanktionieren wäre. Entscheidend ist, die politischen Ableitungen sind.

    @ EJ
    Gut, dass Parisien daran erinnert hat, ich hatte schon vergessen, mit welcher Härte sie den Juden an die Beschneidung gehen wollten. Falls sie es nicht wissen, die Beschneidung ist der Eckstein des Judentums, die Brit Mila ist der Bund der Beschneidung. Insofern wäre abzuleiten, dass Sie der schwanzeinziehende Antisemit sind.

    @ Parisien
    Da täuschen Sie sich aber gewaltig. In fußballerischen Dingen bin ich zuerst Bayer, dann Deutscher. Insofern würde ich mir ein Endspiel zwischen Holland und Deutschland wünschen; dabei – das soll mir erlaubt sein – wünsche ich mir, dass Thomas Müller ein zwei Tore mehr schießt als Arjen Robben.

    @ Roland Ziegler

    Ihr Bubi-Programm, das von „Human(oid)en“ als „human(oid)“ anerkannt wird, soll der menschliche Eitelkeit schmeicheln, dass eben wir noch die Krone der Schöpfung sind, nicht auf den zweiten Platz gesetzt werden. Da täuschen Sie sich. Im umgekehrten Turing-Test würde die Maschinenintelligenz sich nicht von pubertären Jünglingen herausfordern lassen, um zu vergleichen, ob sie ihresgleichen sind, sondern von Meistern des Fachs, siehe Deep Blue und jetzt das Programm Watson von IBM, das seine Überlegenheit zueletzt in „Jeopardy“ zeigte. Dieser Computer lernt und verbessert sich selbst. Insofern ist die Frage nicht mehr, ob die Computer als Menschen durchgehen würde, sondern welche Intelligenz stärker ist (sein wird). Dann müssen wir unseren humanen Stolz (Narzissmus) aus anderen Quellen ziehen als daraus, dass wir die Intelligentesten sind (daran zweifle ich, wenn ich auf die Menschen und die Menschheit sehe, schon lange)
    http://www-05.ibm.com/de/watson/?lnk=fat-wats-dede

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