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Was ich der KPD verdanke (Schluss)

 Bevor das hier zu einer Veranstaltung nach dem Motto „Der rote Opa erzählt“ ausartet, will ich die fast sieben Jahre, die ich in der KPD arbeitete, zusammenraffen. Was nicht heißt, dass ich Fragen zu meiner Beteiligung an dieser oder jener Aktion oder meiner Haltung zu dieser oder jener Position ausweichen will.
Aber ein Grund, die Zeit von Mitte 1970 bis Mitte 1977 zusammenzufassen, ist, dass mir eigentlich 1973 oder 74 klar war, dass ich in der Organisation unglücklich war.

Dass ich mich dann noch drei oder vier Jahre durch Zellensitzungen, Schulungen, Kritik und Selbstkritik,  Sympathisantenarbeit, darunter eine übrigens ganz spaßige „Marxistische Arbeiterschulung“, in der ich meine pädagogische Sendung entdeckte, Flugblattschreiben und –verteilen, Zeitung verkaufen, Demonstrationen und Aktionen, schließlich sogar – in Erwartung eines Berufsverbots – Betriebsarbeit bei AEG mitsamt Einsatz in der IG Metall – dass ich mich durch all das quälte, wobei meine Frau und ich unser gesamtes Einkommen – sie arbeitete schon als Lehrerin – bis auf 400 Mark an die Partei ablieferten und ich nebenbei auch noch mein Studium „summa cum laude“ abschloss, ohne an einem einzigen Seminar teilgenommen zu haben, es sei denn zum Agitieren: das liegt auch an einer Charaktereigenschaft, die man positiv als Neigung zur Treue und zur Pflichterfüllung, negativ als Mangel an Mut zur Veränderung auslegen kann.

Hier geht es aber nur um das, was ich aus dieser Zeit außer Erinnerungen mitnahm, was ich auch nach der Desillusionierung und dem schließlichen Bruch mit der KPD – und der damit einhergehenden Hasskampagne gegen mich als „bürgerliches Element“ und „Agent des Klassenfeindes“ usw. usf. – meine, der Partei verdanken zu müssen.

Das lässt sich einteilen einerseits in eher technisch-charakterliche Dinge, andererseits in ideologische.

Was das Technisch-Charakterliche angeht, so lebten wir als Kader der KPD ein ganz anderes Leben als unsere studentischen Altersgenossen. Die Partei bestand darauf, dass wir tippen und drucken lernten und den Führerschein machten; im Falle der Illegalität sollte jeder sozusagen aus dem Kofferraum eines Autos heraus ein Flugblatt herstellen können. Ein „kleinbürgerlicher Arbeitsstil“ wurde nicht geduldet. Man musste pünktlich um 5 Uhr früh vor der Fabrik stehen, wenn es verlangt war, pünktlich zu Verabredungen und Sitzungen kommen, pünktlich Artikel und Arbeitspapiere abliefern usw. Für lange Kneipenabende war keine Zeit, da wir Zellensitzungen oder Schulungen hatten, und in unserem Habitus sollten wir bürgerlich auftreten: kurze Haare, Anzug, weißes Hemd. „Das Proletariat hält nichts von Hippies.“ Wir lebten, mit einem Wort, ziemlich puritanisch und spartanisch. Überdies mussten wir lernen, spontan in Versammlungen oder auf der Straße zu allen möglichen Themen aus dem Stegreif die Linie der Partei zu referieren oder – falls wir sie nicht kannten – abzuleiten.

Als ich dann 1977 als Referendar in die Schule kam, stellte ich fest, dass die relativ strenge Disziplin des Referendariats und der Schule überhaupt mir – im Gegensatz zu den meisten meiner Mitreferendare – nichts ausmachte. Im Gegenteil. Das Referendariat und die Schule machten mir ausgesprochen Spaß. Nie verschlief ich eine erste Stunde, immer waren meine Unterrichtsentwürfe rechtzeitig fertig, nie musste ich wegen fehlender Disziplin in der Klasse ermahnt werden. Denn das kam hinzu: die ganze antiautoritäre Chose war uns ja in der KPD gründlich ausgetrieben worden.

Bis heute profitiere ich von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ich damals jedenfalls in keinem Uni-Seminar hätte lernen können.

Wichtiger sind die ideologischen Dinge.

Da ist zum einen die Wendung hin zur Arbeiterklasse. Wie die meisten Leute, die damals, vor der großen SPD-Bildungsreform, Abitur machten, gehörte ich einer privilegierten Schicht an. Davon, wie es in anderen Teilen der Gesellschaft zuging, hatte ich als Teenager nur eine sehr rudimentäre Vorstellung.  Die KPD zwang uns, unsere eigene Existenz als „kleinbürgerlich“ zu relativieren und uns anzuschauen, wie es in den Betrieben, Gruben und Kasernen zuging. Wenn wir in die Kneipe gingen, sollten es Arbeiterkneipen sein. Natürlich war unser Begriff vom Proletariat erstens idealistisch und zweitens beschränkt, denn wir verehrten den Bergarbeiter überhaupt den Mann der schwieligen Faust und erkannten nicht den Wandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft. Und natürlich hatten wir wenige Arbeiter in unseren Reihen und auch wenige Sympathisanten. Aber immerhin einige. Genügend, zum Beispiel, um eine entscheidende Rolle bei den wilden Streiks in der Autoindustrie 1973 zu spielen; oder um hier und da, zum Beispiel bei AEG in Berlin, mit einer so genannten „Alternativen Liste“ zur Betriebsratswahl der IG Metall einige Sitze abzujagen. Der Name wurde später geklaut von den Leuten, darunter viele Ex-KPDler, die in Berlin die Organisation gründeten, die zum Landesverband der Grünen wurde.

Bei aller Abwendung von revolutionärer Klassenkampfromantik – und obwohl ich zögere, einen Massenmörder zu zitieren – habe ich Maos damals auswendig gelernten Spruch nie vergessen: „Die wahren Helden sind die Massen. Wir aber sind oft naiv bis zur Lächerlichkeit.“ Das scheint mir nach wie vor richtig.

Vor allem aber blieb mir als negative Lehre die tiefe Abscheu vor dem Kommunismus und der tiefe Schrecken über die eigene Verführbarkeit. Man nennt es das „Konvertitensyndrom“, und ich will nicht leugnen, dass es etwas Problematisches an sich hat. Aber auch wenn es alle Konvertiten sagen: Manchmal glaube ich, dass nur, wer die Abgründe der kommunistischen Theorie und Praxis kennt (und sei es in der Operettenversion einer westdeutschen Politsekte), wirklich vor einer Unterschätzung fanatischer Ideologen gefeit – oder halbwegs gefeit – ist. Jedenfalls war ich die ganzen 1980er Jahre hindurch erschrocken über die Blauäugigkeit vieler meiner KollegInnen an der Schule gegenüber der Sowjetunion. In den ersten zehn Jahren nach meinem Austritt habe ich die so genannte Renegatenliteratur, von Arthur Koestlers „Sonnenfinsternis“ über George Orwells „Hommage an Katalonien“ bis hin zu Lew Kopelew und den sowjetischen Dissidenten, einschließlich der drei Bände des grandiosen „Archipel Gulag“ von Alexander Solschenizyn, verschlungen.  Das war obsessiv und ging wohl auch ein bisschen zu weit; teilweise habe ich darüber die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus vernachlässigt, von dem ich meinte, bereits genug zu wissen, und musste das später, als ich ein Buch über den Holocaust übersetzte, mit wachsendem Entsetzen nachholen.

Aber ich denke, dass ich der KPD am Ende auch jene Haltung verdanke, an der ich seit 1977 festzuhalten versuche: einem linken Liberalismus. Liberal, weil ich zu wissen meine, wie wichtig die Freiheit ist; links, weil eben die wahren Helden die Leute sind, die es nicht leicht haben. Womit ich da angelangt bin, wo ich vor drei Wochen anfing: Wie viel von mir ist noch durch den Maoismus geprägt? Eine Menge, denke ich. Im Schlechten, gewiss, aber auch im Guten.

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115 Gedanken zu “Was ich der KPD verdanke (Schluss);”

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    Mir tut es wie Günter Platzdasch auch leid, dass ich diese Debatte 2013 verpasst habe, jetzt sind wir schon wieder 7 Jahre weiter, und wer weiß, wo Sie, Herr Posener mittlerweile angekommen sind. Ich kannte Sie noch als Kurt Schmid (das „du“ wäre nach 40 Jahren aber wohl nicht mehr ganz angebracht). Ich frag mich, wieso Ihre Sponti-Phase aus Ihrer Geschichtserzählung ganz rausfällt. Verdrängt? Fachbereichs-Initiative, Burgula, Jochen Staadt (auch so’n Konvertit und dazu eitler Schmock), Petra, Kira, Ulf Mailänder, Pille Palle und die Ötterpötter. Es gab immer eine andere Linke als die stalinistische (Ihre ehemaligen Todfeinde von der SEW und den Adsen aus KSV-Zeiten rechne ich der Einfachheit halber auch zu den Stalinisten, Breschnew-Variante eben). Nur weil man sich vom Stalinismus abgrenzen will, muss man nicht gleich beim Springer-Verlag landen. Das hat vermutlich eher was mit den Karriere-Plänen zu tun.
    Jedenfalls fand ich Sie damals sehr sympathisch.

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      Lieber Walter, nun scheinst du als Ex-Genosse eine ganz ordentliche Uni-Karriere hingelegt zu haben, zu der ich gratuliere. Warum es schlimmer sein soll „beim Springer-Verlag gelandet“ zu sein als bei einer Uni in Mailand, erschließt sich mir nicht. Vielleicht solltest du mal deine Vorurteile hinterfragen.
      Ich hatte eigentlich nie eine „Sponti-Phase“, deshalb fällt sie auch nicht aus meiner Erzählung raus. Ich beschreibe meinen Werdegang vom radikalen Schüler zum Drogenabhängigen und von da zur KPD/AO ganz so, wie ich sie erinnere. Wenn du andere Erkenntnisse über mich hast, die selbst der in meinem Fall sehr eifrig ermittelnde Verfassungsschutz nicht anbringen konnte: Bitte, schreib sie hier auf. Nur: zu deiner Aufzählung kann ich nichts sagen: „Fachbereichs-Initiative, Burgula, Jochen Staadt (auch so’n Konvertit und dazu eitler Schmock), Petra, Kira, Ulf Mailänder, Pille Palle und die Ötterpötter.“
      Ich habe nie an einer FB-Initiative teilgenommen. Das Wort „Burgula“ sagt mir nichts. „Petra, Kira, Ulf“ sind mir unbekannt. Jochen Staadt lernte ich im KSV kennen, wir waren beide in der Zentralen Leitung. Später trommelte er bei Pille Palle, und wir sind als Musiker auch immer noch befreundet. ich gehe gelegentlich zu Konzerten seiner Band, er kommt zuweilen zu Konzerten meiner Band.
      „Es gab immer eine andere Linke als die stalinistische.“ Ja, klar doch. Wer hat das je bezweifelt? Ich bin bis heute Mitglied des DGB. Übrigens verließ Jochen den KSV, weil er der Ansicht war, wir müssten mit den Vertretern jener anderen Linken gemeinsam kämpfen, was die Mehrheit in der ZL – auf Anweisung der Partei – ablehnte. So viel zu deinem „Schmock“.
      Vielleicht sagst du noch, woher du mich zu kennen glaubst. Ich denke, du verwechselst mich wenigstens teilweise mit jemand anderem.
      Email gern an alan.posener.extern@welt.de

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    Als – wie man damals gesagt hätte – „Revi“, der allerings seiner „eurokommunistischen“ Orientierung wegen aus der DKP schon 1976 ausgeschlossen wurde, bedauere ich, diese Debatte von 2013 erst jetzt entdeckt zu haben. Aber in der Ära der Beschleunigung (Hartmut Rosa dixit) werden ’solche‘ Themen ja nicht mehr tagesaktuell, werden quasi überzeitlich und kriegen durchaus etwas von „Der rote Großvater erzählt“ (hieß seinerseit nicht tatsächlich so mal’n Fischer- oder rororo-Taschenbuch – evtl. Werkkreis Literatur der Arbeitswelt!?). Zum Thema: Schon Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger Jahre fiel mir (wendlich) auf, daß just die KPD/AO-ler es waren, die am radikalsten und scharfsinnigsten über den sogenannten „realen Sozialismus“ des Warschauer Pakts sinnierten. Mit Marburger Mao-KPD’lern fur ich in einem VW-Käfer, in den sich auch noch Prof. M. Th. Greven mit seinen langen Haksen zwängte, zum Bahro-Kongreß nach West-Berlin; mit anderen aus der Ecke zur Anti-Breschnem-Demo nebst Kongreß nach Bonn; mit Karl Schlögel gab’s (vor ’89!) Korrespondenz zur Mitte, die ostwärts liegt, zu deutscher Wiedervereinigung und dem verlorenen Osten. Von Klaus Schaacks betrüblichem Schicksal erfuhr ich erst jetzt; bei einer Fernsehdiskussion im Dritten Programm des WDR irgendwann Anfang der 70-er Jahre, deren Ende völlig flexibel gehandhabt wurde (sie konnte auch ein Stunde länger dauern – sowas gab’s damals tatsächlich), hatte er mich als Repräsentant der KPD/AO zum Nach-DENKEN gebracht. Also auch im Nachhinein: (Selbst-)Kritik gewiß, aber Asche gehört in die Urne, nicht aufs Haupt!

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    @Lyoner: Sie haben nicht unrecht, aber es ist eben so, dass sich bei mir manchmal Widerstreben zusammenbraut, bis mir der Kragen platzt. Und wenn dann kein anderer gemeckert hat, muss ich es eben tun. Die Alternative wäre: ignorieren, weil man ja nicht angesprochen war. Alan Posener, den Sie ansprechen, antwortet meist nicht oder nur sehr einsilbig. Wenn ich dann ausführlicher meckere, dann nicht stellverrtetend, sondern aus eigener Perspektive. Man kann ja immer über Verschiedenes meckern, und ob Her Posener mit meinem Gemecker einverstanden wäre, ist doch sehr unwahrscheinlich.

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    @ Roland Ziegler

    Ich habe doch hier vor allem versucht, Alan Poseners implizite Annahmen expliziter zu machen, die Frage, die auch Sie interessieren könnte, ist, ob ich ihn falsch interpretiert habe.

    Sie sind ja in einer Lebenphase, in der Cocooning und Ausflüge mit Ihren Kücken in die Welt anstehen. Ich beneide Sie ein bißchen um die Erfahrungen, die Sie in dieser Zeit mit den Kindern machen und nochmals an der Naivität und Frische ihrer allseitigen Neugier an allem, was das kreucht und fleucht, teilhaben können. Genießen Sie diese Zeit. Diese kindliche Offenheit ist noch in Ihren vielfältigen Einmischungen und Erkundungen zu allen möglichen Themen hier zu bemerken – und Sie wissen, dass ich Ihre Interventionen schätze. Ich bin jetzt in einem Lebensalter, in dem die kristalline, abgelagerte und verfestigte Intelligenz gegenüber der fluiden, noch unfertigen und offenen Intelligenz vorherrscht. Von daher verstehe ich, dass Sie mir eine gewisse Einseitigkeit und Begrenztheit, was die Wahl meiner Brennpunkte angeht, vorhalten. Ich darf Ihnen jedoch versichern, ich fühle mich nicht wie eine Fliege im Glas gefangen und die Schockstarre ist nicht auf meiner Seite. Ich finde, Sie brauchen auch Alan Posener nicht zu Hilfe zu eilen. Warum machen Sie das? Sie können doch beobachten, ob Alan Posener darauf antwortet oder nicht; daraus können Sie Ihre Schlüsse ziehen oder auch nicht und das können Sie kommentieren oder nicht.

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    @ KJN

    Ich bin von Ihnen, lieber KJN, reichlich verblüfft. Gutes Handwerk, was Sie hier liefern, inhaltlich und formal, deshalb möchte auch ich darauf verlinken: http://www.radioklaus.bplaced.net/wordpress/?p=67.

    Keineswegs werde ich in Zukunft Sie keck zu quantitavem Denken zu „bekehren“ versuchen, sondern Sie als Stütze der Gesellschaft betrachten.

    Ich teile voll und ganz Ihr Resumée, dass die besten Jahre unserer jungen Leute abgegriffen werden (ein guter Ausdruck) und dass die diejenigen, die hier einwandern wollen, genauso verwurstet werden, es sei denn, sie wandern gleich in die in die Sozialsysteme ein. Ich stimme Ihnen zu, dass es Aufgabe der Politik wäre, die familienfeindlichen Anforderungen an Mobilität und Verfügbarkeit sowie deren Geschäftsmodelle überdenken. Wenn Sie postulieren

    „Da, allerdings kann wirklich nur noch Zuwanderung – Import hier längst abgeschaffter Werte, wie Familiensinn und staatsunabhängiges für-einander-einstehen – helfen. Gegen Konformität und Angestellten-Monokultur.“

    glauben Sie, dass die Träger dieser Werte geneigt sind, bei uns einzuwandern? Haben Sie noch eine Zuversicht, dass der point of no return noch nicht überschritten ist? Und was glauben Sie, woran es liegt, das ein intelligenter Mann wie Alan Posener diesen Zustand positiviert? Nur ideologische Verkennung?

    Vielleicht liegen wir falsch, sind zu kleinmütig; Wissenschaft und Technik eröffnen uns ja eine vielversprechende Zukunft? Das Moore´sche Gesetz, die die Entwicklung der Informationstechnologie bestimmt, beruht ja auf einer exponentialen Funktion. Da gibt es z.B. den amerikanischen Physiker und Zukunftsvisionär Michio Kaku Die Physik der Zukunft (http://www.amazon.de/Die-Physi.....038;sr=1-1).

    Natürlich kann ich mir vorstellen, dass meine, wie Sie schreiben, „völkerkundlichen Interpretationen“ dem einen oder anderen unangenehm sind. Sie merken, wie das Alan Posener ama liebsten tabuisieren und aus dem Diskurs ausschließen würde. M.E. kann man jedoch nur vernünftig miteinander reden, wenn alle Seiten ohne Scheuklappen die Sache so genau wie möglich bedenken können. Alles andere ist eine vielleicht gutgemeinste, aber fehlgeleitete Politik der Angst. Schauen Sie, Broder und die Seinen wittern doch immer etwas im Hinterhalt.

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    @Lyoner

    „Sie haben recht, wenn Sie das “Schlafzimmer” in einem Kontext der Lebensverhältnisse sehen“ – so ist es.

    Vor ein paar Jahren war ich mit vielen meiner intergrationsengagierteren Freunden der Meinung, dass das Ziel der Integration die Assimilation sei. Der Kampf gegen den Gastarbeiterstatus war der Kampf um die Anerkennung als Deutscher. Wir wollten Deutsche sein und legten uns mit jedem an, der meinte, das geht nicht. Ius sanguinis = das rote Tuch. Rassist war der, der sagte: „ein Türke kann kein Deutscher werden“. Das hat sich heute alles etwas verschoben. Der Begriff Assimilation ist aus dem Diskurs verschwunden und heute rechtslastig, weil die bunte Republik nicht die Beschreibung eines bei Zuwanderung notwendigen Zustandes, sondern nun das Ziel selber ist.

    Heute ist jeder Deutsch, der verrückt genug ist, sich Deutscher…ok, schlechter Witz.

  7. avatar

    Lieber Lyoner,
    anbei etwas „quantitative Sichtweise“ zum Thema „Volk“ und „Schöße“; weil’s nicht zum Thema gehört als eigener Beitrag verlinkt (den ich immer mal schreiben wollte).
    http://www.radioklaus.bplaced.net/wordpress/?p=67
    Vielleicht auch auf Anregung von R.Z. speziell für Sie nochmal der Hinweis, daß allzu „Völkisches“ bzw. identitäres den klaren Blick auf die Zusammenhänge versperrt und das soll wohl auch so sein. Ein so kostenloses wie offensichtlich leicht einzusetzendes „Tool“, allerdings mir unangenehmen Nebenwirkungen und üblem Nachgeschmack.

    „Aretz Israel. Hier finden Sie eine nationalreligösen Kultur, die nicht ihresgleichen hat (in Ansätzen die amerikanische). Hier finden Sie die Ahavat Israel, die Israelliebe, das Amulett “Am Israel Chai” (Das Volk Israel lebe), hier finden Sie eine Gedenkkultur, ein permanentes Training, sich als Glied dieses Volkes zu identifizieren. Hier finden Sie Tabus, Gebote, Riten, die inkludieren und exkludieren – also ein immunologisches Überlebensprogramm und einen Thymos, der diametral dem Programm und der Medizin gegenübersteht,..“
    Sie können sich so gar nicht vorstellen, daß anderen Ihre völkerkundlichen Interpretationen und Sezierungen unangenehm sind?

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    Cher Apo,

    was die Disziplin betrifft..ich bezog mich auf die US!

    Und da lernt man auch die laces binden:

    http://www.fieggen.com/shoelace/armylacing.htm

    Aber clean cut and shave waren sicherlich auch die KPD Mitglieder oder ?

    Waren sie im Nationalpark auf der Suche nach alten Genossen, die auch die Larzac campaign mitgemacht haben?

    http://en.wikipedia.org/wiki/Fight_for_the_Larzac

    Ich hoffe auch dass sie die Brücke von Millau gesehen haben superberbe die Cooperation von Foster und Eiffel:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Fight_for_the_Larzac

    und haben sie auch einen apéro im

    http://www.hotel-delamuse.fr/english/homepage.html

    getrunken?

    Ihre Adressen gebe ich sehr gerne an meine deutschen Freunde weiter.

    Merci beaucoup

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    …ich habe den Eindruck, dass manche Begriffe – wie „Volk“ oder auch „objektiver Geist“, wenn ich an letzte Woche denke – ihre Benutzer in einen Erregungszustand versetzen, eine Art Starrkrampf. Dann laufen immer dieselben Muster ab, wie bei einem Programm. Der Begriff wird über die Fliege gestülpt und die Fliege fliegt hastig und immer wieder gegen dieselbe Wand. Hier wäre ein Ausweg die beste Lösung, ein Ausweg aus dem Fliegenglas.

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    @Lyoner: du meine Güte. Warum vergessen Sie nicht mal wenigstens probehalber alles, was irgendwie mit Volk zu tun hat? Unser Volk, andere Völker, alle Völker, das Volk Israel und nicht zuletzt alle mit Namen Volker. Wenn Sie dies alles vergessen oder wenigstens in den Hintergrund gestellt haben, können Sie auch mal über andere Dinge nachdenken. Sie werden sehen, es ist eine Erfrischung.

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    @ Edmund Jestadt
    „…Bürokratisierung und Verrechtlichung und Ökonomisierung delegitimieren den Bürger…“
    Ich vermute, hier liegen Sie völlig falsch und erliegen einem voreiligen Schluss. Für die meisten Projekte sind Alternativen eher naheliegend, als dass nur eine Experten-Lösung favorisiert werden kann. Der reale Kontext der Lebenwelt ist komplex, zugegeben, aber glauben Sie wirklich dass Bürokraten den Wust des von ihnen geschaffenen Irrsinns leichter schultern als engagierte Interessen. Ein Bekenntnis zu mehr Lösungskompetenz ist mit einem Appell für mehr Expertentum im allgemeinen nicht abgedeckt. Bin Architekt und weiß wovon ich spreche. Denken Sie mal an das Expertenwissen in Sachen Energieeinspartechniken (Bauphysik) und überlegen Sie wer hier das ökonomisch sinnvolle, im Sinn einer zuverlässigen Inverstitionsentscheidung, besser erreicht, der „übermotivierte“ Experte, der das scheinbar Mögliche im Auge hat, oder ein im Kontinuum der gesicherten Lösungen agierender Investor oder Projektant mit klarer Entscheidungsmatrix und transparenten Parametern. Das Spektrum der denkbaren Formen von Qualität divergiert bei jedem Projekt. Für jede Aufgabe lassen sich fast immer drei bis fünf (!) gleichwertig abgewogene Lösungen finden, jedoch betont jede davon eine spezielle Gewichtung, und die sollte dem Publikum zur Wahl gestellt sein, um Irritationen wie z.B. in Stuttgart zu vermeiden.

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