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Was ich der KPD verdanke (Schluss)

 Bevor das hier zu einer Veranstaltung nach dem Motto „Der rote Opa erzählt“ ausartet, will ich die fast sieben Jahre, die ich in der KPD arbeitete, zusammenraffen. Was nicht heißt, dass ich Fragen zu meiner Beteiligung an dieser oder jener Aktion oder meiner Haltung zu dieser oder jener Position ausweichen will.
Aber ein Grund, die Zeit von Mitte 1970 bis Mitte 1977 zusammenzufassen, ist, dass mir eigentlich 1973 oder 74 klar war, dass ich in der Organisation unglücklich war.

Dass ich mich dann noch drei oder vier Jahre durch Zellensitzungen, Schulungen, Kritik und Selbstkritik,  Sympathisantenarbeit, darunter eine übrigens ganz spaßige „Marxistische Arbeiterschulung“, in der ich meine pädagogische Sendung entdeckte, Flugblattschreiben und –verteilen, Zeitung verkaufen, Demonstrationen und Aktionen, schließlich sogar – in Erwartung eines Berufsverbots – Betriebsarbeit bei AEG mitsamt Einsatz in der IG Metall – dass ich mich durch all das quälte, wobei meine Frau und ich unser gesamtes Einkommen – sie arbeitete schon als Lehrerin – bis auf 400 Mark an die Partei ablieferten und ich nebenbei auch noch mein Studium „summa cum laude“ abschloss, ohne an einem einzigen Seminar teilgenommen zu haben, es sei denn zum Agitieren: das liegt auch an einer Charaktereigenschaft, die man positiv als Neigung zur Treue und zur Pflichterfüllung, negativ als Mangel an Mut zur Veränderung auslegen kann.

Hier geht es aber nur um das, was ich aus dieser Zeit außer Erinnerungen mitnahm, was ich auch nach der Desillusionierung und dem schließlichen Bruch mit der KPD – und der damit einhergehenden Hasskampagne gegen mich als „bürgerliches Element“ und „Agent des Klassenfeindes“ usw. usf. – meine, der Partei verdanken zu müssen.

Das lässt sich einteilen einerseits in eher technisch-charakterliche Dinge, andererseits in ideologische.

Was das Technisch-Charakterliche angeht, so lebten wir als Kader der KPD ein ganz anderes Leben als unsere studentischen Altersgenossen. Die Partei bestand darauf, dass wir tippen und drucken lernten und den Führerschein machten; im Falle der Illegalität sollte jeder sozusagen aus dem Kofferraum eines Autos heraus ein Flugblatt herstellen können. Ein „kleinbürgerlicher Arbeitsstil“ wurde nicht geduldet. Man musste pünktlich um 5 Uhr früh vor der Fabrik stehen, wenn es verlangt war, pünktlich zu Verabredungen und Sitzungen kommen, pünktlich Artikel und Arbeitspapiere abliefern usw. Für lange Kneipenabende war keine Zeit, da wir Zellensitzungen oder Schulungen hatten, und in unserem Habitus sollten wir bürgerlich auftreten: kurze Haare, Anzug, weißes Hemd. „Das Proletariat hält nichts von Hippies.“ Wir lebten, mit einem Wort, ziemlich puritanisch und spartanisch. Überdies mussten wir lernen, spontan in Versammlungen oder auf der Straße zu allen möglichen Themen aus dem Stegreif die Linie der Partei zu referieren oder – falls wir sie nicht kannten – abzuleiten.

Als ich dann 1977 als Referendar in die Schule kam, stellte ich fest, dass die relativ strenge Disziplin des Referendariats und der Schule überhaupt mir – im Gegensatz zu den meisten meiner Mitreferendare – nichts ausmachte. Im Gegenteil. Das Referendariat und die Schule machten mir ausgesprochen Spaß. Nie verschlief ich eine erste Stunde, immer waren meine Unterrichtsentwürfe rechtzeitig fertig, nie musste ich wegen fehlender Disziplin in der Klasse ermahnt werden. Denn das kam hinzu: die ganze antiautoritäre Chose war uns ja in der KPD gründlich ausgetrieben worden.

Bis heute profitiere ich von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ich damals jedenfalls in keinem Uni-Seminar hätte lernen können.

Wichtiger sind die ideologischen Dinge.

Da ist zum einen die Wendung hin zur Arbeiterklasse. Wie die meisten Leute, die damals, vor der großen SPD-Bildungsreform, Abitur machten, gehörte ich einer privilegierten Schicht an. Davon, wie es in anderen Teilen der Gesellschaft zuging, hatte ich als Teenager nur eine sehr rudimentäre Vorstellung.  Die KPD zwang uns, unsere eigene Existenz als „kleinbürgerlich“ zu relativieren und uns anzuschauen, wie es in den Betrieben, Gruben und Kasernen zuging. Wenn wir in die Kneipe gingen, sollten es Arbeiterkneipen sein. Natürlich war unser Begriff vom Proletariat erstens idealistisch und zweitens beschränkt, denn wir verehrten den Bergarbeiter überhaupt den Mann der schwieligen Faust und erkannten nicht den Wandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft. Und natürlich hatten wir wenige Arbeiter in unseren Reihen und auch wenige Sympathisanten. Aber immerhin einige. Genügend, zum Beispiel, um eine entscheidende Rolle bei den wilden Streiks in der Autoindustrie 1973 zu spielen; oder um hier und da, zum Beispiel bei AEG in Berlin, mit einer so genannten „Alternativen Liste“ zur Betriebsratswahl der IG Metall einige Sitze abzujagen. Der Name wurde später geklaut von den Leuten, darunter viele Ex-KPDler, die in Berlin die Organisation gründeten, die zum Landesverband der Grünen wurde.

Bei aller Abwendung von revolutionärer Klassenkampfromantik – und obwohl ich zögere, einen Massenmörder zu zitieren – habe ich Maos damals auswendig gelernten Spruch nie vergessen: „Die wahren Helden sind die Massen. Wir aber sind oft naiv bis zur Lächerlichkeit.“ Das scheint mir nach wie vor richtig.

Vor allem aber blieb mir als negative Lehre die tiefe Abscheu vor dem Kommunismus und der tiefe Schrecken über die eigene Verführbarkeit. Man nennt es das „Konvertitensyndrom“, und ich will nicht leugnen, dass es etwas Problematisches an sich hat. Aber auch wenn es alle Konvertiten sagen: Manchmal glaube ich, dass nur, wer die Abgründe der kommunistischen Theorie und Praxis kennt (und sei es in der Operettenversion einer westdeutschen Politsekte), wirklich vor einer Unterschätzung fanatischer Ideologen gefeit – oder halbwegs gefeit – ist. Jedenfalls war ich die ganzen 1980er Jahre hindurch erschrocken über die Blauäugigkeit vieler meiner KollegInnen an der Schule gegenüber der Sowjetunion. In den ersten zehn Jahren nach meinem Austritt habe ich die so genannte Renegatenliteratur, von Arthur Koestlers „Sonnenfinsternis“ über George Orwells „Hommage an Katalonien“ bis hin zu Lew Kopelew und den sowjetischen Dissidenten, einschließlich der drei Bände des grandiosen „Archipel Gulag“ von Alexander Solschenizyn, verschlungen.  Das war obsessiv und ging wohl auch ein bisschen zu weit; teilweise habe ich darüber die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus vernachlässigt, von dem ich meinte, bereits genug zu wissen, und musste das später, als ich ein Buch über den Holocaust übersetzte, mit wachsendem Entsetzen nachholen.

Aber ich denke, dass ich der KPD am Ende auch jene Haltung verdanke, an der ich seit 1977 festzuhalten versuche: einem linken Liberalismus. Liberal, weil ich zu wissen meine, wie wichtig die Freiheit ist; links, weil eben die wahren Helden die Leute sind, die es nicht leicht haben. Womit ich da angelangt bin, wo ich vor drei Wochen anfing: Wie viel von mir ist noch durch den Maoismus geprägt? Eine Menge, denke ich. Im Schlechten, gewiss, aber auch im Guten.

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115 Gedanken zu “Was ich der KPD verdanke (Schluss);”

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    Meine Güte, nach einem solchen Tatort weiß man, dass man sich auch auf die deutsche Polizei nicht verlassen kann, das ist ein überforderter und noch perverserer Sauhaufen als der Rest der Gesellschaft.

    Ist es Pflicht oder Neigung, dass ich hier trotzdem noch einen Kommentar abgeben will? Vielleicht reitet mich das Steckenpferd. Lieber Alan Posener, Sie haben Klasse durch Masse ersetzt; romantisch ist ihr Massenbegriff, weil Sie von „heldenhaften Massen“ fabulieren, das ist Sozialromantik. Edmund Jestadt hat recht, wenn er Ihnen & Ihren Genossen (von Schmid bis Döpfner) eine Entmündung der Massen vorhält:

    „In unserer massenhaft individualisierten entpolitisierten Welt repräsentieren (und realisieren) sie mit ihrer Konversion die in ihr enthaltene Leninistische Entmündigung der Massen, die sich jetzt – nach der (dialektischen) Konversion der Leninschen “Elite” – in der Verweigerung(!) der Analyse der politischen Macht der Ökonomie bzw. in deren Leugnung manifestiert.“

    Sie verstehen die Welt nicht (mehr), sind sauer, wenn die Massen sich nicht an Ihre Seinsvorgaben halten „Wir sind also die Massen … We, the people“, sondern so unverschämt sind, mit einer „unbewiesenen Behauptung“, also mit falschem Bewußtsein, mit „Wir sind ein Volk“, einem identitären Diskurs, doch tatsächlich, sapperlot, Politik machen.

    Sie schreiben: „Sie meinem also, ich würde das „jüdische Volk“ von meiner Dämonologie des Völkischen ausnehmen. Unsinn. Und durch nichts zu beweisen.“

    Sela, wenn Sie meinen, Volk, egal welches, ist nicht Gottes Werk, sondern ein Beitrag des Teufels in der Geschichte. Oder wollen Sie Ihre Dämonologie einschränken, z.B. nur ein Volk, das naturwüchsig Anspruch auf einen „Volkstaat“ erhebt, ist vom Teufel geleitet? Analog zu dem, was Sie zum deutschen völkischen Wahn sagten, würden Sie denn (ich paraphrasiere) formulieren wollen:

    „Hingegen war die Parole „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ eine unbewiesene Behauptung, die ein moralisches Imperativ der Wiederbesiedlung und Wiedereroberung des Landes Israel begründen sollte. Dieser Begriff von „Volk“ setzt voraus, dass man die Zufälligkeiten der Reichsgründung durch David, Melech Israel (Das Königreich Israel existierte nach biblischer Überlieferung von etwa 1010 v. Chr. bis 926 v. Chr., unter den Königen Saul, David und Salomo), als konstitutiv für ein „Volk“ betrachtet, das dann sozusagen naturwüchsig einen Anspruch auf einen gemeinsamen „Volksstaat“ in genau diesem Territorium hätte, in dem zu siedeln alle Juden in jedem Winkel dieser Welt ein natürliches Anrecht haben. Über die Fragwürdigkeit und Vergänglichkeit solcher Vorstellungen habe ich mich schon geäußert.“

    Ist die Paraphrase nicht gestattet; wenn ja, warum? Sie sehen, dass Sie, wenn Sie Ihre impliziten Prämissen explizit machen würden, in Teufels Mühle stecken und in Erklärungsnot. Deswegen liegt Ihnen auch daran, dass Sie eine Diskussion zum völkischen Charakter Israels „von außen“ für abgeschmackt, mithin illegitim erklären wollen. Am liebsten wäre Ihnen ein Denkverbot für Goyim. Aber machen Sie doch nicht in die Hosen.

    Sie sind zu kompliziert und zu verängstigt, lieber Alan Posener. Ich stimme Ihnen zu, dass Volk keinen naturwüchsigen Anspruch auf einen Volksstaat hat, darüber hinaus, dass scholastische Definitionen Unsinn sind. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich ein unbefangeneres Verhältnis zu Volk, habe weder eine Dämonologie noch einen eudaimonistischen Begriff des Volkes. Ich weiß nicht mehr, von wem diese m.E. glückliche Wendung kommt, von Enzensberger oder Alexander Kluge, dass Deutschland ein Lebewesen von 2000 Jahren sei. Mit dem großen deutschen Denker sehe ich das Am Israel, das Volk Israel, als das exemplarische und prototypische Volk in der Weltgeschichte – mit oder ohne Aretz Israel. Hier finden Sie eine nationalreligösen Kultur, die nicht ihresgleichen hat (in Ansätzen die amerikanische). Hier finden Sie die Ahavat Israel, die Israelliebe, das Amulett „Am Israel Chai“ (Das Volk Israel lebe), hier finden Sie eine Gedenkkultur, ein permanentes Training, sich als Glied dieses Volkes zu identifizieren. Hier finden Sie Tabus, Gebote, Riten, die inkludieren und exkludieren – also ein immunologisches Überlebensprogramm und einen Thymos, der diametral dem Programm und der Medizin gegenübersteht, die Sie, lieber Alan Posener, gerne den Deutschen verschreiben würden. Sehen Sie sich eigentlich als „Deutschen“? Sind meine Betrachtungen eine Bedrohung Israels?

    Ich glaube, über kurz oder lang werden Sie sich daran gewöhnen müssen, dass ich Israel weniger schade als Sie mit Ihrer ambivalenten Apologetik oder ein Broder mit seinem, mit Verlaub, dummen Geschrei.

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    Dass Fremdenhass immer mit Antisemitismus einhergeht, ist fraglich, lieber Alan Posener, es gibt Weltgegenden mit Fremdenhass oder Xenophobie, die von Antisemitismus noch nichts gehört haben. Selbst wenn Ihre Faustformel stimmen würde, wäre ich allerdings ein äußerst schlechtes Beispiel, um diese zu exemplizieren. Langsam sollten Sie geschnallt haben, dass ich auf der persönlichen Ebene nicht fremdenfeindlich bin, auch nicht in den Bereichen des Sports (sonst könnte ich nicht einer der getreuesten Bayern-Fans sein), der Musik, der Literatur, der Gastrosophie (ich nutze gerne Küchenkräuter aus Israel, auch wenn sie möglicherweise aus den besetzten Gebieten stammen). Ich staune, wie Sie lesen und interpretieren. Keiner von denen, die sich an dieser Diskussion beteiligen, weder derblondehans, noch Roland Ziegler, Stevanovic, KJN, auch nicht EJ, außer Ihnen, hat, so darf ich zuversichtlich vermuten, die Stoßrichtung meiner Polemik mit den „Schößen“ verkannt. Für Sie nochmal, damit es in Ihren Ohren schallt, es ging gegen unfruchtbare deutsche Schöße und deutsche Illusionen; ich würde auch dafür plädieren, dass sich die Deutschen in dem süßen Alter, in denen man von Hormonen bedrängt und verwöhnt wird, sich allesamt Bräute und Bräutigams aus Shanghai und Rio, Hawai, meinetwegen auch von Surabaja oder vom Bosporus angeln, wenn´s nur was hülfe. Damit es nicht zu langweilig wird, könnten Sie mich zur Abwechslung als einen Deutschenhasser oder selbsthassenden Deutschen titulieren, auch wenn das ebenso an der Sache vorbeigeht wie Fremdenhasser und Antisemit. Das ist doch eher Panikattacke und Hyperventilation.

    Ich vermute langsam, auch insofern Sie vor Gunnar Heinsohn einen Bogen schlagen wie der Teufel um das Weihwasser, dass nicht nur die höhere Mathematik, sondern auch die einfache für Sie ein Alptraum gewesen sein muss. Ich verstehe auch, dass man in den politökonomischen Schulungen jener Zeit nicht die Grundlagen der Hauswirtschaftslehre, der Gesetze des Haushalts, die jede schwäbische Hausfrau im Urin hat, gelernt hat, sich dafür umso mehr in den Heldensagen und Opern des Kapitals, der revolutionären Rolle Kapitals, die jedem überkommenen Verhältnis ihre Götterdämmerung beschert, und den wunderbar zirkulierenden Geldströmen, die ex nihilo geschaffen werden, und und der Weisheit der unsichtbaren Hand „auskennt“.

    Also, wenn Sie nicht in Mengen oder Quanten denken wollen, vielleicht hilft Ihnen eine Parabel. Stellen Sie sich vor, Sie haben es nicht mit diesem Landstrich zu tun, sondern mit einer idyllischen Region im schönen Pantanal-Gebiet. In aller Welt ist das der beliebteste locus amoenus. Dort lebt ein indigenes Volk mit einer nicht uninteressanten Geschichte, Kultur und einer bei allen anderen Indianerstämmen und Abenteurern aus einer sog. Alten Welt bewunderten bzw. beneideten Ökonomie. Bei diesem Volk haben die Ethnologen die Merkwürdigkeit festgestellt, dass die universell gültige Kette des Seins, dass aus Kindern Eltern werden, gebrochen ist, dass es dort den sog. Egoismus der Gene nicht gibt, dass er Status von Vater und Mutter ein zweifelhafter ist, der von immer weniger als erstrebenswert gehalten wird, dass sowenig Nachwuchs erzeugt wird, dass die Positionen zur Erhaltung des „Systems“ nicht besetzt werden können. Die Theoretiker sind sich noch nicht ganz klar, woran das liegt, es gibt Hypothesen einer chemischen Belastung, eine politökonomische These sagt, dass es an dem Übergang von einer Erzeuger- und Ernährergesellschaft zu einer Prosumenten-Gesellschaft von Elementarteilchen liegt, zu der eher avangardistische Sexualneigungen wie Metrosexualität mit casual sex und Homosexualität, die an der Spitze der Emanzipationsbewegungen liegt, passen; eine kritischere Theorie sagt, dass die Ökonomie mit den Anforderungen einer gesteigerten Produktion und eines nimmersatten Konsums so fordernd ist, dass sie ihre Kinder frisst. Dann gibt es noch eine kulturalistische Hypothese, die von einer Erbsünde ausgeht; dafür spricht, dass die Redewendung „Die Schösse sind fruchtbar noch“ zu einem geflügelten Wort geworden ist, dass große Teile dieses Völkchens vermeiden wollen, dass daraus noch was kriecht; es gibt eine Antifa-Bewegung, die für den „Volkstod“ plädiert. Neben diesen Fundamentalisten gibt es moderne Positivisten, die die Lage für die beste aller Welten halten, für die „liebenswürdigste Gesellschaft“ seit Erschaffung der Welt, so einer ihrer Sprecher, namens Alan Posener, halten. Von diesen Positivisten werden Zeitgenossen, die diese Lage für bedenklich und bedrohlich halten, als böser Abschaum mit bösen reaktionären und identitären Diskursen an die Wand, meine: Pranger, gestellt. Sie postulieren, dass der identitäre Diskurs schädlich und menschenfeindlich ist; dass es ein großer Schritt für die Menschheit ist, wenn dieses Völkchen durch x-beliebige Populationen ersetzt wird. Sie glauben, dass durch die Blutzufuhr aus weniger begünstigten Landstrichen alles im Wellness-Bereich bleibt. – Die Ethnologen aus dem Habitat des Alpha Centauri sind sich noch nicht darüber klar, ob dieser Vorgang nun besonders dumm oder besonders clever ist; was die einen für einen besonders interessanten Fall von Autogenozid halten ist für die anderen eine sehr fortschrittliche Form eines sadomasochistischen Vampyrismus. Auf jeden Fall wird das in der galaktischen Bibliothek ein paar Regale oder Clouds füllen.

    Abschließend: Ihre Ausführungen zu Masse und Volk finde ich höchst bemerkenswert. Dazu später. Vielleicht habe ich noch Dampf nach dem Tatort.

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    ..wobei diese Darstellung für Herrn Posener gerade nicht zutrifft, muss man fairerweise sagen, denn der ist zunächst ausgeschieden, wie wir gelesen haben; er hat sich nicht auf den Weg durch die Institutionen gemacht, um diese zu ändern. Aber für andere galt das offenbar schon, zumindest liest man viel davon.
    (So, jetzt reichts erstmal mit meinem politischen Engagement hier – die Restfamilie kommt heute endlich zurück…)

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    …wir befinden uns in einer Zeit größter Unübersichtlichkeit, und in einer solchen Zeit ist es kein Wunder, dass der Nachweis allumfassender Gehimdienstlerei die verwirrte Besorgnis weiter anheizt. (Für diesen Zusammenhang scheint Herr Broder keinerlei Verständnis zu haben, nebenbei gesagt.) Das Chaos bei der Konstituierung einer europäischen Demokratie ist ein Grund, das konzeptuelle Zusammenrücken der Parteien ein anderer, die faktische Komplexität vieler Probleme ein grundsätzlicher. Es gibt also viele Gründe, warum das politisierende, d.h. Alternativen auf grundsätzliche Art (a priori) entscheidende Denken, in den Hintergrund tritt.

    Die 68er vertraten apriorisches, politisches Denken. Sie hatten eigentlich vor, die Gesellschaft wieder zu re-politisieren. Der Tonfall, den die Studentenführer angeschlagen haben, erinnert deshalb auch an den in der Weimarer Republik. Sie sind damit gescheitert, die Gesellschaft hatte noch immer die Nase voll von diesem Geschrei.

    Deshalb wollte man einen anderen Weg einschlagen und begab sich auf den Marsch durch die Institutionen. Auf diesem Wege wurde man konvertiert, und am Ende des Weges erklärt man die Institutionen, die man vorher ändern wollte, für heilig. Nicht die Institutionen wurden geändert, sondern die Leute, die durch sie hindurch bis an die Spitze marschiert sind.

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    @Edmund Jestadt: Was Sie zur Weimarer Republik schreiben, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ja, da gab es eine Hyperpolitisierung, die sich auf das Freund-Feind-Verhältnis beschränkte und insofern gleichzeitig auf Entpolitisierung ausgelegt war. Ja, die Zeitungen schrieben weniger als dass sie schrien; sie brüllten sich gegenseitig an; man hat heute Mühe, irgendetwas zu verstehen in dieser Kakophonie. Ich kann mich an meine Lärmempfindlichkeit erinnern, als ich einmal vor Jahren diese Zeitdokumente durchsah. –

    Ich hatte nicht gesehen, dass Sie mit Ihrer These einen so großen Bogen machen wollen. (Ich stand ein wenig unter dem Einfluss der extrem schlingernden „Broderline“, die uns Lyoner da verabreicht hat, und fühlte mich etwas derangiert. Zum Abhörskandal habe ich inzwischen eine etwas entspanntere Haltung.)

    Nun habe ich in etwa verstanden, wie Sie problemorientiertes Denken gegen politisiertes Denken stellen. Beim vollständig entpolitisierten, d.h. nur noch problemorientierten Denken bräuchten wir demnach keine Wahlen mehr, da es dann keine Parteien mehr gäbe, die unterscheidbare Problemlösungsstrategien anbieten, wäre die Konsequenz. Ist das wirklich so? Führen nicht die Probleme zur Politik? Bietet nicht Politik unterschiedliche Konzepte für die Lösung der Probleme an?

    Es gibt tatsächlich Nivellierungstendenzen: Die CDU rückt nach links, die SPD nach rechts, und wir können über die Parteiauswahl kaum mehr eine Vorab-Entscheidung über die anzugehenden Probleme und deren Lösungen treffen.

    Mit Blick auf die Uhr: vielleicht könnten Sie das beizeiten weiter ausführen, meinetwegen bezogen auf die Konversion?

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    Mir kommen fast die Tränen, aber werter APo, machen Sie jetzt noch nicht schlapp. Das Geschilderte kann ich gut nachempfinden, war selbst 78-83 bei den Grünen. Eine Lehre fürs Leben, da teile ich Ihre Meinung. Aber die eigene Kurzsichtigkeit überwindet man nicht im Streit mit Dogmatikern, er reicht allerdings aus um sich von „Besserwissern“ jeder Art absetzen zu können. Das Gefühl der inneren Freiheit verlangt nach Futter, die juvenilen Ausschweifungen über Baudelaire, Kerouac, Miller usf. waren eine steile Vorlage.
    Die deutsche Gegenwart ist leider weiterhin von Sozialromantik und einem lausigen Pragmatismus geprägt, als dessen beste Kritik vielleicht ein Essay von Russell aus 1909 gegen die Schule von Pierce, James u.a. angesehen werden kann, sehr erhellend auch in Bezug auf die Wissenschaftskultur in der vormaligen DDR und die Theorien von Habermas, der Russell, als Protestant, meiner Kenntnis nach nie auch nur mit einer Silbe erwähnte (Reclam-Verlag). APo weiter so, die Erlösung kommt sowieso von selbst….

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    @ Roland Ziegler

    Ich kann Ihre Einwände gut nachvollziehen. Und ich meine, sie widersprechen meiner These nicht wirklich.

    Vielleicht haben Sie das kleine Wörtchen „nachholend“ und den historischen Bezugsrahmen meiner Ausführungen übersehen. Unter der Voraussetzung, dass in Deutschland die Nazi-Vergangenheit bis 1968 nicht bearbeitet und schon gar nicht verarbeitet wurde, hätte man angesichts des „Angebots“, das von der Linken wie der Rechten (NPD-Schüsse in Kassel) damals gemacht wurde, Weimarer Verhältnisse erwarten können. Die APO und andere zeigten, dass man nun offenbar wieder „durfte“. Aber nichts dergleichen geschah (auch wenn unsere damaligen „Helden“ das gern anders erinnern möchten).

    Die (Weimarer) Hyper-Politisierung, von der ich gesprochen habe, war in den Binnenverhältnissen der Parteien zu großen Teilen selbst ganz wesentlich auf Entpolitisierung angelegt. Es führten die Avantgarden oder der „Führer“. Politisierung fand im Prinzip nur im Freund-Feind-Verhältnis statt. (Deshalb die Rede von „Hyper-Politisierung“.) Und auch die galt es, im Sieg über den Feind, in seiner Vernichtung womöglich, noch final zu überwinden. Was dann ja – für knappe tausend Jahre – bekanntlich auch gelang.

    Vor diesem historischen Hintergrund oder, anders gesagt, an diesen politischen oder „politischen“ Maßstäben gemessen, fand 1968 ff, meine ich, sehr wohl eine und eine durchaus auffällige Entpolitisierung statt. Mochten nicht nur unsere ratlosen „Führer“ längst, sondern neuerdings auch unsere ratlosen Avantgarden zu Carl Schmitt greifen, mit Freund-Feind hatte sich nichts mehr. – Bürgerlichkeit hätte nun das Angesagte sein können.

    War aber nicht. 1968 ff handelte es sich eben keineswegs nur um die, für sich genommen, durchaus begrüßenswerte Entpolitisierung der Hyper-Politik. Es wurde eben wieder etwas „aufgehoben“.

    Die von Ihnen begonnene Beispiel-Aufzählung könnte man beliebig fortsetzen. Durchgängig handelt es sich um Probleme – um Probleme, die nicht mehr gleichsam apriori durch eine politische Haltung, also nicht mehr „parteiisch“: entweder so oder so, sondern nur noch durch „problemorientiertes“ Denken und Handeln zu lösen sind. Eben weil das so ist, ist die (Gebetsmühlen-)Achse so ein Kuriosum. Und eben weil das so ist, sind Parteien, die als solche, also als „parteiisch“, identifizierbar sind, nur noch marginale Größen.

    Stuttgart21 war so lange eine Sensation, wie die Bürger nicht „problemorientiert“ dachten, sondern – „an sich“ völlig legitim – ihre je individuellen Interessen verfolgten. Im Augenblick als sie sich in der Vermittlung auf das „Problem“ einließen und „diszipliniert problemorientiert“ argumentierten, war’s vorbei. „Fensterreden“ und „Polemik“, also die politische, die aktivierende, die auf Entscheidung drängende Rede, wurden ausdrücklich als „Gefahr“ erkannt und verbannt. Die Bürger sollten in der Vermittlung allein „problemorientiert“ denken. Und brav dachten sie dort auch so.

    Die formale Qualifikation „Bürger“ legitimiert inhaltliche Mitsprache und Mitentscheidung des Bürgers längst nicht mehr. Zunehmende Bürokratisierung und Verrechtlichung und Ökonomisierung delegitimieren den Bürger und fordern den Experten.

    Mit Blick auf die Uhr erspare ich mir, APOs Konversion explizit in den Zusammenhang einzupassen.

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    …das war aber eine kleine Abschweifung, wie ich sie selber bei Lyoner kritisiert habe. Herr Posener hat ja angekündigt, seine Auslegung des Verrat-Begriffes darzulegen. Ich bin gespannt, was er als Journalist, dem es ja von Amts wegen um das Ausgaben und die Veröffentlichung von Wahrheiten von und für unsere Gesellschaft gehen müsste, dazu sagt.

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    …besonder sinteressant fand ich in diesem Zusammenhang das Ausspähen der EU-Institutionen, während zeitgleich eine ernste Eurokrise zu managen war. Wenn man hinzunimmt, dass die USA existentiell vom Dollar als Leitwährung abhängig ist und also ein enormes Interesse daran haben muss, dass der Euro instabil ist, nehmen hier höchst unterroristische Zusammenhänge Gestalt an. Natürlich ist das alles Spekulation, wie sollte es anders sein: es ist ja alles „geheim“.

    Wer aber im Deutschland der Gegenwart, unter dem Eindruck der NSU-Prozesse, an der pauschalen Unschuldsvermutung für Geheimdienste generell festhält, der ist entweder bis hin zum geistigen Stillstand naiv oder selber Geheimdienstmitarbeiter.

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    Verdächtig erscheint mir der beständige Hinweis auf die Terroristen. Die stellen schon ein Problem und eine Bedrohung dar, das will ich gar nicht abstreiten. Aber das ist eine Gefahr „von außerhalb“, die das System bedroht. Es sind immer die da draußen, die „uns“ bedrohen. Das ist eine Botschaft, die eher für diktatorische Systeme typisch ist. Damit sagt man, dass bei uns eigentlich alles bestens ist und wir uns keine Sorgen machen müssen, und also entpolitisieren sollen, wenn wir es schaffen, die draußen genügend in Schach halten.
    Nun zeigt sich aber, dass wir selbst es sind, die unter Beobachtung stehen. Trotzdem wird alle Aufmerksamkeit weiterhin auf die Gefahr von außen gelenkt. Die Gefahr, die von innen besteht – Korruption im technischen Sinne, Verselbständigung von politischen Organen, Expertokratie, wie Sie sagen, Verlagerung der politischen Öffentlichkeit in das Geheime – ist doch viel bedrohlicher, weil sie ein schleichender Prozess ist, mit dem das demokratische System sich selber umbaut.

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    @Edmund Jestadt: Ihre These setzt voraus, dass tatsächlich eine „Entpolitisierung der Massen“ stattgefunden hat. Das ist aber gar nicht so sicher. Natürlich sind die typischen RTL-Zuschauer nicht besonders politisiert. Um allerdings entpolitisiert werden zu können, muss man vorher politisiert sein. Diese Entwicklung kann ich nicht erkennen. Die Hausfrau der 60er im Westen, die sich Werbesprüche à la „Bauknecht weiß was Frauen wünschen“ ohne zu murren angehört hat, war zumindest nicht sehr politisiert. Die DDR-Bürger in den 60er Jahren waren ebenfalls nicht politisiert, sondern kümmerten sich darum, irgendwelche fehlenden Teile zu „organisieren“.
    Wenn man sich heute z.B. den Furor bei den Gutachslern anguckt – ich komme wegen Lyoners Verlinkung darauf – dann bekommt man den gegenteiligen Eindruck, dass es eine gewisse Politisierung in der Bevölkerung gibt, die eher zu- als abnimmt. Nicht besonder stark, aber doch so, dass man am Ende z.B. eine Energiewende hat machen müssen. Nicht irgendwer, sondern die CDU hat diese Wende gemacht, um dem drohenden Machtverlust vorzubeugen. Herr Broder ignoriert dieses kleine Detail und schiebt das Ganze dem Trittin in die Schuhe, nach dem Motto: Der Hauptfeind ist an ALLEM schuld, um im selben Atemzug die Motivation der empörten Wutbürger auf die Goldwaage zu legen und, natürlich, Nachkriegstraumata zu diagnostizieren. Statt auf die Probleme unserer digitalen Zeit einzugehen bzw. die überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.

    Eine derartige Ignoranz (gegenüber dem Problem der massenhaften digitalen Speicherung und der Gefahr der Manipulation von Lebensdaten, dem Problem der Geheimhaltung, das jedem journalistischen und aufklärerischen Prinzip wiederspricht…) lässt sich nach meiner Meinung nur damit erklären, dass es eine relativ politisierte Bevölkerung gibt, die aber leider nicht so politisiert ist, wie man das gerne hätte bzw. die man am liebsten schnell wieder entpolitisieren würde. Was aber nicht zufriedenstellend klappt.

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    Korrektur der misslungenen Formatierung:

    Mögen alte Seil- und Genossenschaften dabei auch eine Rolle gespielt haben, ich weiß es nicht – die APOs (und die Schmids) dieser Welt haben sich nicht qua Verschwörung “nach oben” gearbeitet, sondern sind strukturell hinauf- bzw. aufgehoben worden: In unserer massenhaft individualisierten entpolitisierten Welt repräsentieren (und realisieren) sie mit ihrer Konversion die in ihr enthaltene Leninistische Entmündigung der Massen, die sich jetzt – nach der (dialektischen) Konversion der Leninschen „Elite“ – in der Verweigerung(!) der Analyse der politischen Macht der Ökonomie bzw. in deren Leugnung manifestiert.

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    EJ: … Mögen alte Seil- und Genossenschaften dabei auch eine Rolle gespielt haben, ich weiß es nicht – die APOs (und die Schmids) dieser Welt haben sich nicht qua Verschwörung “nach oben” gearbeitet, sondern sind strukturell hinauf- bzw. aufgehoben worden: In unserer massenhaft individualisierten entpolitisierten Welt repräsentieren (und realisieren) sie mit ihrer Konversion die in ihr enthaltene Leninistische Entmündigung der Massen, die sich jetzt – nach der (dialektischen) Konversion der Leninschen „Elite“ – in der Verweigerung(!) der Analyse der politischen Macht der Ökonomie bzw. in deren Leugnung manifestiert.

    … völlig wurscht ob Verschwörung, oder sonst was… die APOs (und die Schmids) dieser Welt verweigern sich nicht, sie wissen es nicht. [sic!]

    Wie – zum wiederholten Mal – Bismarck es schon anno Schnee erkannte: … ist Ihnen bei den langen Reden (der Sozis) auch nur eine einzige in Erinnerung, wo auch der leiseste Schatten eines positiven Gedankens, eines Vorschlags über das, was künftig werden soll, nachdem sie das Bestehende in Bresche gelegt haben – ist Ihnen etwas derartiges erinnerlich?

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    Und dass Antisemitismus IMMER mit Fremdenfeindlichkeit einher geht (und umgekehrt), zeigt Lyoner, wenn er über die Fruchtbarkeit „eigener“ und „fremder Schöße“ faselt. Ziemlich unappetitlich.

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    These, ein bisschen von der privatistischen bzw. voyeuristischen Betrachtung der Karriere APOs abweichend und auf seine Konversion zielend:

    Tatsächlich konnten APO und seine Partei keinerlei „Klassenbewusstsein“ an den Mann bzw. die Frau bringen. Die Avantgarde marschierte voran. Und niemand folgte ihr. Und so erging es keineswegs nur ihm und seiner Partei. Die gesamte konkurrierende K-Grupperei war ein einziges und ein ziemlich lächerliches Fiasko. Das alles ist bekannt. Und die Gründe für ihr Scheitern könnte man zum x-ten Male bei den K-Gruppen selbst suchen. Das bedeutete aber nur, Genossen Lenin und seiner Avantgarde-Theorie ein weiteres Mal auf den Leim zu gehen und „den Arbeiter“ (oder gar die Massen) ein weiteres Mal zu entmündigen oder jedenfalls als entmündigt zu betrachten.

    Nimmt man demgegenüber an, dass „der Arbeiter“ und die Massen (und wer sich sonst angesprochen gefühlt haben mag) den K-Gruppen absichtsvoll die kalte Schulter gezeigt haben, ist ihr Scheitern nur die eine Seite der Medaille und es eröffnet sich auf deren anderer Seite eine ganz andere Perspektive. – Mir scheint, kurz gesagt, dass 1968 und danach – und das wäre die andere Seite der Medaille – sich in der Bundesrepublik eine demonstrative (nachholende!) Abwendung von der epochal katastrophalen Hyper-Politisierung vollzogen hat, die (nicht nur) in Deutschland die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts bestimmt hatte.

    Unter der Voraussetzung der These, dass in der fraglichen Zeit ein (komplexer) dialektischer Umschlag von (Hyper-)Politisierung in Entpolitisierung stattgefunden hat, kann man APOs Konversion als exemplarisch für die Entwicklung der Bunderepublik betrachten. Der „Marsch durch die Institutionen“ wäre, so gesehen, keine Verschwörung, sondern lediglich die besonders sinnfällige Variante einer durchaus „allgemeinen“ Entwicklung – bei deren Betrachtung man sich freilich wiederum die Frage stellen muss, warum sie denn ausgerechnet die K-Gruppen-Versager so sichtbar an die Oberfläche bzw. ins Blickfeld hebt.

    Meine These, wieder nur ganz kurz: Gerade in dem dialektischen Umschlag von (Hyper-)Politisierung in Entpolitisierung (= Ökonomisierung!) ist sehr viel Lenin (oder auch, eigenes Thema!, „Führer“) aufgehoben: Der Satz: Das politische Klassenbewusstsein kann dem Arbeiter nur von außen gebracht werden, realisiert sich jetzt (und weit über „den Arbeiter“ hinaus) beispielweise in dem Zusammenspiel von Expertokratie und raffiniertem Lobbyismus einerseits und Politikverdrossenheit und tumbem Konsumismus einerseits.

    Mögen alte Seil- und Genossenschaften dabei auch eine Rolle gespielt haben, ich weiß es nicht – die APOs (und die Schmids) dieser Welt haben sich nicht qua Verschwörung „nach oben“ gearbeitet, sondern sind strukturell hinauf- bzw. aufgehoben</i< worden: In unserer massenhaft individualisierten entpolitisierten Welt repräsentieren (und realisieren) sie mit ihrer Konversion die in ihr enthaltene Leninistische Entmündigung der Massen, die sich jetzt – nach der (dialektischen) Konversion der Leninschen "Elite" – in der Verweigerung(!) der Analyse der politischen Macht der Ökonomie bzw. in deren Leugnung manifestiert.

  16. avatar

    Hier zeigt sich auch Broder von seiner Schoko-Seite. Wenn der Broder mit der Merkel tanzt:

    „“So geht man mit Freunden nicht um“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert im Namen der Kanzlerin, „Abhören von Freunden, das ist inakzeptabel, das geht gar nicht, wir sind nicht im Kalten Krieg.“

    Was für ein Unsinn! Jede Ehefrau durchsucht ab und zu die Taschen ihres Mannes; für den Anfangsverdacht reicht, dass er Tür an Tür mit einer jungen und attraktiven Kollegin arbeitet.

    Würde der Ehemann dann sagen: „Meine Liebe, was du machst, ist inakzeptabel, das geht nicht, wir kennen uns schon so lange und haben immer einander vertraut“, würde sie sich nicht entschuldigen, sondern antworten: „Wem soll ich sonst misstrauen, wenn nicht meinem eigenen Mann?“ (http://www.welt.de/debatte/hen.....hland.html)

  17. avatar

    Liebe Merkel, gib uns unsere tägliche Trance, denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

    Der Merkelism des Tages: „… geht es um die potentiell milliardenfache Ausspähung von Bundesbürgern im Rahmen von Tempora oder Prism, redet Merkel selbst nur vom Spannungsfeld zwischen „größtmöglichem Freiraum und dem, was der Staat braucht, um seinen Bürgern größtmögliche Sicherheit zu geben“. Wie sie dieses Spannungsfeld konkret austarieren möchten, verraten weder die Kanzlerin, noch ihr Innenminister.“ (aus: http://www.sueddeutsche.de/pol.....-1.1720886)

    Amen!

  18. avatar

    Ah, Lyoner, jetzt verstehe ich. Sie reiten wieder Ihr jüdisches Steckenpferd. Wie folgt: „Ich möchte noch darauf hinweisen, dass es neben diesem romantischen Begriff von Masse bei Alan Posener einen dämonischen Begriff von Volk gibt – mit einer Ausnahme.“
    Sie meinen also, ich würde „das jüdische Volk“ von meiner Dämonologie des Völkischen ausnehmen. Unsinn. Und durch nichts zu beweisen.
    Romantisch ist überdies nicht der Begriff der Masse. Es ist nun einmal Fakt, dass in jeder beliebigen Gesellschaft – und natürlich diachronisch in der Geschichte wie auch weltweit in jeder synchronischen Betrachtung – diejenigen, die vergleischsweise wenig haben und arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen, die weit überwiegende Mehrzahl bilden. Dies meinten ja die Demonstranten in der DDR, die riefen: „Wir sind das Volk!“ Wir sind also die Massen, denen angeblich eure Politik dient; aber fortan wollen wir bestimmen, was uns nützt und frommt. „We, the people.“
    Hingegen war die Parole „Wir sind ein Volk!“ eine unbewiesene Behauptung, die ein moralisches Imperativ der Wiedervereinigung begründen sollte. Dieser Begriff von „Volk“ setzt voraus, dass man die Zufälligkeiten der Reichsgründung 1871 als konstitutiv für ein „Volk“ betrachtet, das dann sozusagen naturwüchsig einen Anspruch auf einen gemeinsamen „Volksstaat“ hätte. Über die Fragwürdigkeit und Vergänglichkeit solcher Vorstellungen habe ich mich schon geäußert.
    Manche Zionisten vertreten einen ähnlichen Standpunkt. für sie ist die jüdische Existenz in der Diaspora aus diesem Grund unnatürlich und unwürdig. Sie bilden selbst innerhalb der Zionisten eine Minderheit, innerhalb der Juden ohnehin.
    Sich in Diskussionen darüber einzulassen, ob das Judentum rassisch, völkisch, national, religiös, kulturell oder willkürlich zu bestimmen sei, ist scholastischer Unsinn. Solche Diskussionen mögen überdies innerhalb des Judentums ihren Platz haben (bekanntlich ist das Recht auf die israelische Staatsbürgerschaft an andere Bedingungen geknüpft als die halachische Bestimmung, wer als Jude zu gelten habe), von außen geführt halte ich sie für abgeschmackt. Ich werde mich darauf nicht einlassen.

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    @ Roland Ziegler

    Komisch, dass auch dieser Kommentar noch auf Freischaltung warten muss

    Lyoner sagt:
    Dein Kommentar wartet auf Freischaltung.
    12. Juli 2013 um 19:40

    @ Roland Ziegler

    Sie können meine Antwort auf Edmund Jestadt als groben Keil auf einen groben Klotz abbuchen. Ich bin schon der Auffassung, dass der Ton die Musik macht, und da habe ich den einen und anderen hysterischen Aufschrei im Ohr. Allgemein halte ich gegenseitiges Vorwerfen von Antisemitismus für nutzlos, insofern die fittesten und schlagfertigsten Definitionen, die heute benutzt werden, defensiven, apologetischen und instrumentellen Charakter haben.

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    @ Stevanovic

    Komisch, dass dieser Kommentar noch auf Freischaltung warten muss:

    Lyoner sagt:
    Dein Kommentar wartet auf Freischaltung.
    12. Juli 2013 um 20:12

    @ Stevanovic

    Sie schreiben:

    “Der Schwerpunkt liegt dann im Schlafzimmer der Biodeutschen und der Frage „was tun?“ und nicht in der Spekulation eines cui bono?, was zwar die Verhältnisse erklärt (wie immer: Survival of the Fittest), den zu Grunde liegenden Mechanismus aber verschleiert.”

    Sie haben recht, wenn Sie das “Schlafzimmer” in einm Kontext der Lebensverhältnisse sehen; ich habe aber auch immer formuliert, dass ich nicht die Einwanderung, sondern das fertile Verhalten der Bio-Deutschen, das ich, wie die Gründe auch immer sind, für das entscheidende Problem, für pathologisch, für letal halte. Bevor ich jetzt ein paar Hypothesen ins Spiel bringe, möchte ich Sie jedoch fragen, was Sie für den zu Grunde liegenden Mechanismus halten.

    Apropos Punk: I was a Punk before you were a Punk (https://www.youtube.com/watch?v=XQeE6sBXUKU). Ist jedoch reichlich merkwürdig in einem Revival 35 Jahre später.

  21. avatar

    @dbh
    „zu viel, viel zu viel ist passiert.“
    Das ist wohl leider wahr.
    Die Frage ist für mich: Helfen Eliten/“Aristokratien“ – Kader wirklich? Wenn man jünger (Jünger) ist, möchte man vielleicht an so was glauben. Sind wir im Kapitalismus frei davon?

  22. avatar

    @ KJN

    Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, Sie (gerade auch weil Sie einen naturwissenschaftlichen bzw. ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund haben) von einer qualitativen und anekdotischen zu einer quantitativen Sichtweise zu „bekehren“.

    Ich schlage Ihnen (und den übrigen Kombattanten, insbesondere auch Alan Posener) vor, Gunnar Heinsohns Essay „Die demographische Kapitulation“ (http://www.cicero.de/kapital/d.....tion/38033) zu überprüfen. Was ist an seinen Aussagen nicht richtig?

    Eine gute Meditation ist auch das Spiel mit der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes (https://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide/, https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/VorausberechnungBevoelkerung/BevoelkerungDeutschland2060Presse5124204099004.pdf?__blob=publicationFile). Hier können Sie unter vier mehr oder weniger optimistischen Annahmen/Szenarios wählen und mit Ihren Annahmen abgleichen.

    Ich persönlich finde es höchst merkwürdig, dass wir uns auf die Produktivät fremder Schöße verlassen, wenn die Produktivität unserer Schöße schwächelt, wir weit unter der Netto-Reproduktionsrate liegen – aber dies ist sicher im Sinne der „marktkonformen Demokratie“ unserer Kanzlerin eine „marktkonforme Gebär- und Bevölkerungspolitik“.

    Im Sinne der Marktkonformität sind wir auf dem Weg, das Gebären, die Ausbildung, die Altenbetreuung (ich habe letzthin in einer Dokumentation ein thailändisches Dorf gesehen, das sich der Betreuung demenzkranker Mitteleuropäer widmet, und das viel preisgünstiger und liebenwürdiger als in unseren Heimen) und last but not least the long goodbye in das Ausland zu outsourcen. Was die Einwanderung angeht: kommen sie, wie gewünscht, als gut ausgebildete Arbeitskräfte und Produzenten? Der worst case in diesem Falle wäre, wenn sie zu fragen begännen, warum sie nach Deutschland ziehen müssen, warum die Wertschöpfung, die Produktion hier geschieht und nicht dort, wo sie herkommen und wo ein Markt, Nachfrage nach Produktionsgütern, besteht. Oder kommen Alan Posener „heldenhafte Massen“, die eher von den Möglichkeiten des Konsums und Poseners Freiheiten in der, so Posener, „liebenswürdigsten Gesellschaft“ seit Erschaffung der Welt, mit „freier Liebe“ (z.B. casual sex http://www.c-date.ch/) und/oder von den Segnungen unseres Sozialstaates angezogen werden? – Ein bißchen dumm, dass wir uns von den fertilen Produktionskräften in anderen Teilen der Welt abhängig machen; warum sind wir so schlaff in der besten aller Welten?

    Insofern ist die Merkelsche Republik eine passende Matrix und eine passende Droge. Wir wollen nicht wissen, es reicht uns, wenn es irgendwie und ungefähr so weitergeht. Wir leben in einer Trance wie nach einem Pastis im Schatten einer Plantane in der Mittagshitze. Unser Wohlgefühl und unseren Pietismus gegenüber der Lage lassen wir uns nicht nehmen, auch wenn das eine oder andere Elementarteilchen murrt. Wir leben in einer Ära des „Merkelismus“. Wenn ich jetzt komme und postuliere, sich eine Scheibe vom dem Alarmismus und der Fertilität des beispielhaften Volkes Israel abzuschneiden, riskiere ich zwar beschimpft zu werden, aber mehr als ein Sturm im Wasserglas wird daraus nicht.

  23. avatar

    @ Alan Posener

    Ich wollte Ihre bedeutende Stellung im Gefüge der Partei nicht in Frage stellen, und Ihnen auch nicht unterstellen, dass Sie sich klein reden wollten. Sie haben ja geschrieben, was Sie in welcher Position gemacht haben und dass Sie in Dortmund im selben Haus wie Jürgen Horlemann gewohnt haben.

    Mir ging es um Ihre vernebelnde Formulierung: „Die Partei“. Wer ist das? Das müssen doch immer Menschen sein, die etwas in einer Partei von einem verlangen. Danach habe ich gefragt und wie so oft, keine Antwort bekommen, wo es interessant wird.

    Nicht, dass ich denke ein Recht auf Antworten zu haben, woher sollte ich dieses nehmen, aber interessieren würde mich schon, wer von den Großkopferten den Schmiss in den Laden getragen hat. Ich tippe auf Herrn Semmler, aber das liegt wohl daran, dass ich über ihn in der letzen Zeit mehr gelesen habe. Über Horlemann habe ich weniger gefunden und kann mir eigentlich kein Bild von ihm machen. Dass er einen Verlag gegründet hat, ist mir eher sympathisch.

  24. avatar

    @ Stevanovic

    Sie schreiben:

    „Der Schwerpunkt liegt dann im Schlafzimmer der Biodeutschen und der Frage „was tun?“ und nicht in der Spekulation eines cui bono?, was zwar die Verhältnisse erklärt (wie immer: Survival of the Fittest), den zu Grunde liegenden Mechanismus aber verschleiert.“

    Sie haben recht, wenn Sie das „Schlafzimmer“ in einm Kontext der Lebensverhältnisse sehen; ich habe aber auch immer formuliert, dass ich nicht die Einwanderung, sondern das fertile Verhalten der Bio-Deutschen, das ich, wie die Gründe auch immer sind, für das entscheidende Problem, für pathologisch, für letal halte. Bevor ich jetzt ein paar Hypothesen ins Spiel bringe, möchte ich Sie jedoch fragen, was Sie für den zu Grunde liegenden Mechanismus halten.

    Apropos Punk: I was a Punk before you were a Punk (https://www.youtube.com/watch?v=XQeE6sBXUKU). Ist jedoch reichlich merkwürdig in einem Revival 35 Jahre später.

  25. avatar

    @ Roland Ziegler, Alan Posener

    Wenn Alan Posener hier schreibt:

    „… habe ich Maos damals auswendig gelernten Spruch nie vergessen: „Die wahren Helden sind die Massen. Wir aber sind oft naiv bis zur Lächerlichkeit.“ Das scheint mir nach wie vor richtig.“

    ist das doch eher eine zentrale als marginale Aussage, meinen Sie nicht? Insofern habe ich mir erlaubt, ihm auf den Zahn zu fühlen. Was Posener hier auftischt, ist eine romantische und idealistische Vorstellung, die sich von seiner maoistischen Lernzeit bis heute gehalten hat. Ist es zuviel verlangt von jemanden, der sich über x Jahre schulte, sich heute zu einem Autodidakten verniedlicht, seinen Begriff der Masse politökonomisch zu erläutern und einer quantitaven Analyse zu unterziehen? „Lampedusa“ ist dafür ein Ansatzpunkt. Ich möchte noch darauf hinweisen, dass es neben diesem romantischen Begriff von Masse bei Alan Posener einen dämonischen Begriff von Volk gibt – mit einer Ausnahme.

    @ Alan Posener

    Sekten sind wohl Brutkästen für eine nachholende Reifung. Mir scheint, der Anschluß an eine Sekte ist auch eine Revolte gegen Eltern, Vater und Mutter, gegen eine als unzureichend empfundene Welt-Sicherheit und Orientierung. Haben Sie in dieser Zeit mit Vater und Mutter gesprochen, sich mit ihnen auseinandergesetzt, konnten Sie in der Zeit des inneren Widerstandes in der Sekte und/oder in der Zeit der Ablösung von der Sekte mit ihnen sprechen?

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    @ Roland Ziegler

    Sie können meine Antwort auf Edmund Jestadt als groben Keil auf einen groben Klotz abbuchen. Ich bin schon der Auffassung, dass der Ton die Musik macht, und da habe ich den einen und anderen hysterischen Aufschrei im Ohr. Allgemein halte ich gegenseitiges Vorwerfen von Antisemitismus für nutzlos, insofern die fittesten und schlagfertigsten Definitionen, die heute benutzt werden, defensiven, apologetischen und instrumentellen Charakter haben.

  27. avatar

    @Alan Posener: Über die Größe des Zahnrads haben wir uns bislang noch keine Gedanken gemacht. Auch das große Rad hängt drin und dreht sich, wenn der Apparat sich in Gang setzt. Je größer es ist, desto schwieriger ist es, wieder herauszukommen, nehme ich an.

  28. avatar

    @Stevanovic: Beim Immunsystem muss ich passen; bei mir jagte eine Erkältungskrankheit die nächste. Beim Biertrinken allerdings nicht. Unter erschwerten Bedingungen (d.h. in Verbingung mit komplizierte-Gedankengänge-schwerzüngig aber unverwirrt-gehen) war ich noch bis vor 10 Jahren da kaum zu schlagen.

  29. avatar

    ‚Wen hasste der Mann eigentlich nicht: seinen Vater, die Juden, die Slawen, das „Fabrikantengesindel“, die „Hunde von Demokraten und liberalen Lumpen“, die „Hunde von Parlamentskretins“, „all das Gesindel aus Berlin, Mark oder Pommern“, eben den „Menschendreck“ und „Menschenkehricht“ (eine Marxsche Lieblingsvokabel), der den Gift speienden Halbgott umgab, ohne ihn je angemessen zu würdigen.

    Ferdinand Lassalle? Ein „jüdischer Nigger“, ein „Vieh“, dessen „Zudringlichkeit“ „niggerhaft“ sei. Wilhelm Liebknecht? „Esel“, „Narr“, Biederrindvieh“, „wird jeden Tag dümmer“, „hat das Talent, die dümmsten Leute von Deutschland um sich zu gruppieren“. Ferdinand Freiligrath? „Scheißkerl“, „Philisterwanst“. Michail Bakunin? „Muskowitisches Vieh“.

    Frankreich? „Die Franzosen brauchen Prügel.“ Deutschland? „Die dümmste Nation unter dem Sonnenlicht“; „Ohne Keile von außen ist mit diesen Hunden nichts anzufangen.“ Juden? „Viel Juden und Flöhe hier.“ Kroaten und Tschechen? „Lumpengesindel“. Russen? „Hunde“; „Im russischen Vokabularium existiert das Wort Ehre“ nicht.“ Das Publikum? „Ich dehne diesen Band (das Kapital“ – d. Red.) mehr aus, da die deutschen Hunde den Wert der Bücher nach dem Kubikinhalt schätzen.“ Lassalle-Anhänger? „Ganz erbärmliches Gesindel“. Die Internationale Arbeiter-Assoziation? „Lumpengesindel“. Das Proletariat überhaupt? „Komplettere Esel als diese Arbeiter gibt es wohl nicht . . ., schlimm, daß mit solchen Leuten Weltgeschichte gemacht werden soll.“ Humanismus? „Phrase“. Parlamentarismus? „Demokratische Pißjauche“. Und so fort.‘

    Quelle.

    … no comment

  30. avatar

    @Ziegler

    „Ich selber war nicht einmal geeignet, da mit hineinzurutschen.“

    Schade, dass wir uns damals nicht begegnet sind. Ich hätte ihnen das Punk-sein gerne beigebracht! Ein ausgeprägtes Gefühl der Unzulänglichkeit und ein stabiles Immunsystem gegen Infektionen sind die Basis eines erfolgreichen Punkertums. In kritischer Theorie war ich schon immer etwas schwach auf der Brust, im Dosenbierschießen bin ich aber noch heute ein ernstzunehmender Gegner. Aber das werde ich in meiner Schrift „Was ich der Antifa verdanke oder 100 Methoden, sich mit einer D-Mark ins Koma zu dröhnen“ noch im Detail ausführen:-)

  31. avatar

    .. Korrektur …

    KJN: … ‚Umso wichtiger erscheinen mir der gesunde Menschenverstand und ausschließlich pragmatische Visionen. Und wenn ich mir so überlege, wie anfällig man zwischen 20 und 30 so war, wundert mich, daß nicht mehr passiert.‘

    … nix für ungut werter KJN, zu viel, viel zu viel ist passiert.

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    Ähm, „die Partei verlangte“ … Und so weiter. Ich glaube nun wirklich nicht, hier (und auch sonst) den Eindruck vermittelt zu haben, ich sei bloß ein kleines Rädchen gewesen; schließlich war ich Mitglied der Zentralen Leitung (ZL) des Kommunistischen Studenteverbands und zeitweilig Chef des von mir aufgebauten Kommunistischen Oberschülerverbands.
    Andererseits will ich mich nicht bedeutender machen, als ich war. Von einer Rolle, wie sie etwa Thomas Schmid beim Revolutionären Kampf spielte, kann bei „Kurt Schmid“ keine Rede sein. Ja, ich wurde (auf Vorschlag von Rüdiger Safranski übrigens) gegen den Willen der Parteiführung in die ZL gewählt; wurde erst zwei oder drei Jahre später in die Partei kooptiert; und war nie in einer Führungsebene der KPD tätig.
    Insofern gab es Dinge, die man als Kader einfach hinzunehmen hatte – wenn man nicht aussteigen wollte. Und das wollte ich nicht.
    Ich erinnere mich an den ersten Fall eines Ausstiegs, den wir im KSV hatten, etwa anno 1972. Es war irgendwo im Hessischen, und ich habe im Auftrag der ZL mit dem Genossen gesprochen. Sein Vater war Fabrikbesitzer und hatte ihm einen weißen BMW versprochen, wenn er aussteigt und sich bereit erklärt, die väterliche Firma zu übernehmen. Der Genosse sagte hilflos: „ich wollte immer schon einen weißen BMW.“ Ich hab‘ das damals ganz ehrlich nicht verstanden. Mir kam es so vor, als werfe einer sein Seelenheil weg. Wegen eines bloßen Autos!
    Heute kann ich das eher nachvollziehen, obwohl ich nie einen BMW wollte. Aber eine Fabrik erben … Wär schon was.

  33. avatar

    …diese Struktur lässt sich übrigens auf beliebige Organisationen – z.B. Arbeitsverhältnisse innerhalb einer Firma, die auch sehr häufig zu Burnouts führen – übertragen.

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    @Stevanovic: So wie Sie es schildern, stellt es sich als eine ziemlich egozentrische Angelegenheit dar. Zunächst wird gesagt: „Es kommt auf DICH an. Du bist genau der Richtige, für dich sind wir da und auf dich haben wir gewartet. Jetzt, wo du da bist, kann es losgehen. Du musst um 5 an der Ecke stehen, davon hängt alles ab.“ Das ist natürlich sehr schmeichelhaft. Wenn man dann aber hingeht und feststellt, dass Hinz & Kunz ebenfalls an der Ecke stehen und möglicherweise ziemlich trübtassig sind, beschleichen einen vielleicht leise Zweifel an der eigenen Auserwähltheit. Die kann man eine zeitlang mit besonders guter Arbeit bekämpfen. Aber andere machen das vielleicht sogar noch besser. Am Ende stellt man fest, dass man doch nur ein austauschbares Rädchen ist, und fühlt sich benutzt, abgenutzt und um das Versprechen der Auserwähltheit betrogen.

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    @68er

    Ja, warum nicht? Die Flagge spielt doch die kleinste Rolle.

    „Das würde mich schon interessieren, wer dafür verantwortlich war, dass “DIE PARTEI” offenbar wie ein linker Landsertrupp geführt wurde.“

    Mich würde interessieren, warum Posener glaubte, in einer Landsertruppe jemand dienen zu müssen.

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    @Stevanovic: Ja, Sie haben Recht. Man muss erfahren, was damals so verführerisch war, wie das Ganze in Gang kommen konnte. Was es mit diesem heiligen Ernst, diesen endlosen Reden und diesem Flugblattgedrucke auf sich hat. Und die Tatsache, dass man am Ende so frustriert ausschied, hängt unmittelbar damit zusammen, dass man anfangs so schmissig aufgebrochen war und unterwegs die Sinnperspektive so schmählich verloren gegangen ist.

    Aber dass diese Sinnperspektive schnell weg war, scheint man nicht mitbekommen zu haben. Jedenfalls nicht bewusst; man hat es verdrängt. Der Körper hat es dann von selber gezeigt.

    Es gibt heute das Problem bei der Vermittlung des damaligen „Zeitgeists“, was man durch eine Schilderung der Euphorie überwinden kann. Bei den Nazis z.B. fällt es heute besonders schwer, sich vorzustellen, wie man solchen Schreihälsen überhaupt je hatte zuhören können, statt sie in die Klapsmühle einzuliefern. Nicht ganz so schlimm, aber doch vergleichbar erscheint es mir auch, wenn ich heute die Reden der damaligen Studentenführer u.ä. höre.

    Aber ich kann mich erinnern, in der Schülerbertretung unserer damaligen Schule gab es auch sehr überzeugte, dazu wild und bunt aussehende, weltverbessernd agitierende Leute, die mir durchaus imponierten. Wie auch die Punks, die überall in den Kleinstädten auf öffentlichen Plätzen lungerten, obwohl von denen so gar kein konstruktiver Impuls ausging, was ich aber besonders fatalistisch und gut fand. Ich selber war nicht einmal geeignet, da mit hineinzurutschen. Aber es war wohl doch nicht nur Scheu u. Abscheu vor der Gruppe, wie ich hier anfangs geschrieben habe, sondern auch eigenes Unvermögen und ein dazu passendes Gefühl der Unzulänglichkeit, wie es für die Jugend typisch ist. Eine instinktive Abschottung, mit nur ein bisschen Verachtung und durchaus viel Bewunderung für die Helden der damaligen Zeit übrig hatte.

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    Wenn ich das lese, insbesondere Stevanovic, wird mir doch klar, daß diese Mao-Kader genauso wie alle anderen Kader und Nomenklaturen funktionierten: Mittels Idealismus auspressen und dann – letztlich – fallenlassen. Umso wichtiger erscheinen mir der gesunde Menschenverstand und ausschließlich pragmatische Visionen. Und wenn ich mir so überlege, wie anfällig man zwischen 20 und 30 so war, wundert mich, daß nicht mehr passiert.

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    @ Posener

    Sie schreiben „Die Partei bestand darauf, dass…“

    Das klingt wie der kleine Konsomol Alan, der sich einem übermächtigen Parteiapparat gegenübersieht, der für ihn nicht zu beeinflussen oder zu durchschauen ist.

    Wenn ich recht informiert bin, war die KPD/AO zwar eine der größeren K-Gruppen, aber eigentlich kannte jeder jeden und es dürfte für jemanden, der in der angeblich so streng geführten Partei regelmäßig in den Gazetten veröffentlichen durfte, erkennbar gewesen sein, wer diesen Drill in der Partei etabliert hatte bzw. auf darauf bestand. Das würde mich schon interessieren, wer dafür verantwortlich war, dass „DIE PARTEI“ offenbar wie ein linker Landsertrupp geführt wurde. Kam das eher von Horlemann oder Semmler oder haben Sie da auch mitgemacht? So richtig einleuchtend ist mir das alles noch gar nicht.

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    @ Stevanovic + Posener

    „Die Partei bestand darauf, dass wir tippen und drucken lernten und den Führerschein machten; im Falle der Illegalität sollte jeder sozusagen aus dem Kofferraum eines Autos heraus ein Flugblatt herstellen können.“

    Das sind die Fertigkeiten, die man als Stay Behind Truppe braucht.

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    @Ziegler

    Posener beschreibt ja das Selbstverständnis der Partei – Shaolin Krieger des Klassenkampfes. In der Einleitung beschreibt er das Gefühl der Nichtigkeit und hat es nach 7 Jahren wieder. Wenn die letzten 3,5 nicht gut waren, was war an den ersten 3,5 denn so toll, dass er zu diesen linken Spießern gegangen und bei ihnen geblieben ist? Warum glaubte ein junger Posener ernsthaft, dass es wichtig sei, ob er persönlich um 5 Uhr irgendwo an einer Ecke steht? Und was ist das für ein Kick, wenn man schon um 4.55 da ist? Wie gut waren die ersten 3,5, dass er sich die letzten 3,5 noch angetan hat. Er deutet das ja an, es waren die Leute, die gezogen haben, er hätte politisch auch wo ganz anders landen können. Sehr emotional, das Ganze. Und deswegen ehrlich.

    Posener: „Die Partei bestand darauf, dass wir tippen und drucken lernten und den Führerschein machten; im Falle der Illegalität sollte jeder sozusagen aus dem Kofferraum eines Autos heraus ein Flugblatt herstellen können.“

    Das ist James Bond mit bürgerlichen Mitteln. Das bekommen sie nur hin, wenn ihnen das Blut kocht. Und zwar so, dass sie nicht merken, wann es albern wird.

    Ziegler: “Das erhebende Gefühl, zu den Guten zu gehören, scheint sich also relativ früh verflüchtigt zu haben, falls es überhaupt je bestanden hat.“

    Das glaube ich eben nicht. Posener ist ja nicht doof, der war nicht 7 Jahre in einer Politsekte nur aus Pflichtgefühl, so eine Art preußischer Offizier, nur in rot. Rock`n`Roll gab es ja schon damals. Der hat geglaubt, dass er was bewegt und dass es auf ihn wirklich ankommt.Und das hat ihn weiter getrieben, jeden Tag. Bis er sich eingestand, dass es nicht auf ihn ankommt. Unterstelle ich.

    Posener: „Genügend, zum Beispiel, um eine entscheidende Rolle bei den wilden Streiks in der Autoindustrie 1973 zu spielen“

    Wenn ich mir die damalige Euphorie vorstelle, das Hochgefühl, dass da was geht, den Moment des „jetzt geht’s los“, das Agitieren hatte Sinn und dann den Frust, dass eigentlich eben nichts geht, dass man wieder die gleichen Mist schreibt und das es trotz aller Disziplin dann doch nicht reicht. Das Gefühl der Nichtigkeit, das langsam zurückkommt und sich in der Depression manifestiert. Die Erkenntnis, dass es eben doch egal ist, dass man um 5.15 erst da war. Wenn ich nachrechne, muss das wohl nach den Streiks wieder angefangen haben. Die Desillusionierung wurde aus Erfolglosigkeit gespeist. Wie fühlte sich die Illusion denn an, dass sie die Depression über 3,5 Jahre von ihm fernhalten konnte? Wenn wir verstehen wollen, was da passiert, warum Leute so was machen, dann müssen wir verstehen, was daran so toll ist.

    Wer auch die NS Zeit nur als schlimm, ganz, gaaaanz schlimm, beschreibt, der versteht nicht, warum ein Grass 1945 zur krassesten Truppe ging, die auf dem Markt war. Eine ideologische, inhaltliche Auseinandersetzung läuft da vollkommen ins leere und am Thema vorbei.

    Und wenn wir das verstehen, dann verstehen wir auch, warum Posener mit seinem Verein Glück hatte und Grass (oder die RAF Leute) mit ihrem nicht.Aber warum wollen den alle unbedingt die Herdplatte anfassen?

    Ziegler:„Wie eigentlich meistens; der Name täuscht: Burnout ist nichts anderes als Depression.“

    Genau, und Depression ist mehr als gepflegte Langeweile, wie das so etwas aus „Mangel an Mut zur Veränderung“ durchscheint.

  41. avatar

    @KJN

    Wenn ich sie richtig verstehe, verteidigen sie das Model des selbstständigen Handwerkers. Der verschwindet, weil zum Beispiel Schuhe in der Fabrik gemacht werden, nichts mehr repariert wird etc. Ersetzt wird er durch Heilpraktiker, Chinesische Medizin, Müsliläden, Paarberater. Die leben von alternativen Angeboten und Weltanschauungen, was sie offen macht für esoterische Argumentationen. Was den Grünen 15% beschert und urbanen Druck auf die CDU ausübt. Kollektiv glauben wir mittlerweile, dass Technik erst ab Mittelstand anfängt. Der wird von Angestellten geprägt, die oft genug nicht vom Charakter und Erfolg, sondern vom Headhunter selektiert werden. Naja, so denke ich auch. Ich werde mich über Südkorea informieren, ich halte diese Entwicklung für TINA und habe das nicht hinterfragt.

  42. avatar

    @Stevanovic: Naja, Herr Posener schreibt ja, dass er die letzten 3-4 Jahre in der Partei unglücklich war. Das erhebende Gefühl, zu den Guten zu gehören, scheint sich also relativ früh verflüchtigt zu haben, falls es überhaupt je bestanden hat. So erklärt sich auch der Satz, den Sie als Nebenkerze ansehen.
    Der Burnout kam also aus nicht aus einer gesteigerten, emphatisch-„brennenden“ Gruppenseligkeit, sondern aus einer lahmen, grauen, sinnentleerten Wiederkehr des Immergleichen. Wie eigentlich meistens; der Name täuscht: Burnout ist nichts anderes als Depression.

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    @Lyoner
    Chancen:
    1) Bevölkerungsabnahme: z.B. Platz, Autarkie, Dezentralisierung, binnenwirtschaftliche Entwicklung mit neuen Produktionsmitteln. Bei letzteren geht es gar nicht mehr so um die „Eigentumsfrage“, wie bei früheren Fabriken, weil die neuen Produktionsmittel wesentlich billiger sind. In Korea z.B. wird high tec in Garagen produziert. Man denke auch an die Möglichkeit von Genossenschaften. (Hierzulande in unseren Angestellten-Schlafstädten derzeit undenkbar, da gibts nur Heilpraktiker, Chinesische Medizin, Müsliläden, Paarberater und Altersheime..). Sie aber denken bei Bevölkerungsabnahme zunächst an Verteidigung.
    2) Zuwanderung: Ja, ich sehe daß uns Zuwanderung gut tut. Ich sehe Dörfer, wo lange leerstehende Häuser und Läden wieder genutzt werden und so etwas wie Freundlichkeit einkehrt. Es ist nicht alles Berlin. Ja, und mir ist es lieber, wenn ich mich in meiner Sprache ausdrücken kann, als das unbeholfen und holzschnittartig in z.B. Frz oder Griechisch tun zu müssen – aber mich stört es nicht, wenn jemand irgendwelche Artikel nicht richtig gebraucht. Ich möchte auch nicht deswegen belächelt werden, wenn ich woanders bin. (Außer der Sprache fällt mir übrigens wenig ein, was ich woanders nicht auch mehr oder weniger finden könnte und ich glaube, ich bin da nicht alleine, von wegen „kulturelles Milieu“.) Ja, und ich denke an Einwanderungsbestimmungen, wie in Kanada oder Australien und nicht diese Anmaßung, über verfolgt oder nicht verfolgt befinden zu können.
    Ich bin in der Stadt großgeworden und bei uns waren internationale Kontakte immer selbstverständlich und ich trage diese (Ihre?) Bedenken nicht – wohl wissend, daß es überall Idioten gibt. Tatsächlich finde ich ein international durchmischtes Umfeld anregender und angenehmer, als die typische Angestellten – Monokultur mit Blumenrabatten und stets gemähtem Rasen und wohne auch entsprechend – sicher Geschmackssache. Ihre Einwände erscheinen mir etwas angstbesetzt – vielleicht wg. Berlin oder auch bei uns in ‚Schlecht‘ Godesberg, wo Monokultur in anderer Richtung droht(?)
    „Maßhalten“
    Wohlstand/Bildung haben immer den Nebeneffekt der geringen Kinderzahl – wir müssen aber klug handeln, wenn wir weniger werden. Allerdings habe ich nicht die Hoffnung, daß das gelingt. Also weiter mit den Schweinezyklen..

    @dbh
    Sie ziehen sich – weiter mit „Pöbelherrschaft“ provozierend – aus der Affäre.
    Wenn Ihnen auf
    „Links heißt, dass die, die unten sind, nicht noch mehr benachteiligt werden sollen, als sie es ohnehin sind.“
    nichts anderes einfällt, als „Es können ja nicht alle lenken“ sind oben/unten genau Ihre Kategorien, was ich von einem Voraufklärer wie Ihnen auch nicht anders erwarten würde.
    Demgegenüber leisten Sie mit der von Ihnen ins Feld geführten Wahlrechtsreform aus Ihrer derzeitigen weltanschaulichen Position heraus schon einen enormen gedanklichen Fortschritt, dem ich durch weitere Hinterfragungen meinerseits natürlich keineswegs im Wege stehen möchte.

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    @ Ziegler

    Was mir bei Posener fehlt (ok, ist ja nur ein Urlaubsfüller) ist die Beschreibung eines Gefühls, wenn die Polizei die Knüppel zieht und die Menge zu rennen beginnt, wenn die Chicks mit großen Augen den klugen Ausführungen folgen, wenn nach durchdiskutierter Nacht man sich dem Kern eines Problems genähert hat, wenn man die Erkenntnis gefunden hat, die die Menschheit rettet, wenn man die Prügel überstanden, aber den Stern verteidigt hat, wenn man mit Megafon vor der Menge steht, das Gefühl, wenn die Menge schreit: Ja, so ist es! Wenn man es einem moskauhörigem Schwachkopf auf Mao-Art gezeigt hat, wo der Hammer hängt und ihn vor seinen Genossen am Nasenring vorgeführt hat. Wenn man sich was verkneift und jeden Groschen umdreht, aber weiß, dass man der Gute ist. Burn Out bekommt der, der burnt.

    Posener: Das liegt auch an einer Charaktereigenschaft, die man positiv als Neigung zur Treue und zur Pflichterfüllung, negativ als Mangel an Mut zur Veränderung auslegen kann.

    Genau den Satz könnte man auch als Nebelkerze verstehen, damit man nicht erklärt, was eigentlich der persönliche Motor war. Wie fühlt es sich an, wenn man nicht mehr in der persönlichen Nichtigkeit ertrinkt, sondern so wichtig ist, dass selbst der übermächtige Staat einen ernst nimmt? Mangel an Mut zur Veränderung? Ich lach mich krank…

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