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Gott grüß die Kunst!

So war die selbstbewusste Ansage, wenn Drucker sich trafen. Gott grüß die Kunst! Ein Imperativ, keine Fürbitte. Gemeint war das Schriftsetzen und Drucken mit beweglichen Lettern.

Jetzt aber lamentieren die „chatting classes“ über das Zeitungssterben. Web-zwei-null, Twitter, Fratzenbuch…Geheimwörter werden geraunt. Was ist passiert? Die neue Welt erklärt sich für die Alten nur aus der alten. Was also ist anders? Wenn früher die Alsbecker Neuesten Nachrichten dem pfeifeschmauchenden Hausvater zum Tagesausklang davon berichteten, dass in China ein Sack Reis umgefallen war, so bestand die Sensation weniger in dem umgefallenen Sack als in der raumzeitlichen Differenz. Man konnte in Alsbeck etwas wissen, das auf der anderen Seite des Erdballs passiert war, eine Weltreise entfernt. Und falls man Abonnent des Blattes war, wusste man dies eher als jene, die es erst erfuhren, wenn sie den Fisch vom Wochenmarkt aus dem Zeitungspapier wickelten. In jedem Fall war die Qualifizierung des Alsbecker Blattes ein Euphemismus; wirklich neu war hier nichts, Monate waren bestimmt vergangen.

Bei der notorischen Unzuverlässigkeit von Reiseberichten war der zweite Euphemismus möglicherweise die Qualifizierung der Geschichte als Nachricht. Ins Blatt gehoben hätten die Redakteure die „neueste Nachricht“ ohnehin nur, wenn das Umfallen des Reissackes eine „Geschichte“ gewesen wäre, also etwa einen Einblick in den Nationalcharakter der Chinesen gewährt hätte.

Hier hätte die Politik Rahmenbedingungen gesetzt, die darüber entschieden hätten,ob man das Ereignis für belanglos oder aber für bedeutungsvoll gehalten hätte. Etwa so: Englische Lady stolpert beim Verlassen einer Opiumhöhle über umgefallenen Reissack, was im Chaos eines solchen Ameisenstaates kein Wunder ist, hier aber von Rebellen übler Art herbeigeführt worden sein soll; aber das haben sie jetzt davon, diese dekadenten englischen Kolonialherren! Man lernte in Alsbeck aus den Neuesten Nachrichten, es werde Zeit, den Boxeraufstand niederzuschlagen und die Kanonenboote loszuschicken.

Was ist heute anders? Sicher nicht die Kriegspropaganda um einen casus belli. Verändert hat sich unser Koordinatensystem. Die raumzeitliche Differenz besteht nicht mehr. Die Welt ist für einen bestimmten Kreis von Kommunikationsteilnehmern ubiquitär und simultan. Alle jene, die immer mit ihren Smartphones unterwegs und in den Social Media miteinander verbunden sind, wissen fast zeitgleich, was vor der Opiumhöhle passierte, weil ein facebook-Freund ein richtig gutes Foto gepostet hat; es zeigt die stolpernde Lady mit hochgerutschtem Rock und einem skandalösen Tattoo am Oberschenkel.

Tausenden, dann hunderttausenden „gefällt“ das (sie drücken auf die „Like“-Taste), sie reposten es, bis es Millionen werden und die ersten Kommentare auf Twitter einsetzen. Jetzt nehmen sich die Aggregatoren des Bildes und der Story an, bald folgen die ersten Blogs und nun SPON und ZEIT.de, die Internetauftritte der klassischen Printmedien.

Zwischenzeitlich verflossene Zeit: zwei, drei Stunden. Bevor eine Zeitung überhaupt die Möglichkeit hat, zum umgefallenen Reissack etwas zu vermelden, werden weitere 12 oder 24 Stunden vergehen, früher Wochen und Monate. Am nächsten Morgen ist die Geschichte um den hochgerutschten Rock für die Social Media schon Geschichte. Inzwischen hat es nämlich hundert andere dieser Art gegeben. Noch viel geiler, wo man sagen konnte: „Ja, wie geil ist das denn?“ Und zur nächsten Geilheit.

Von der Ermordung John F. Kennedys würden wir heute wissen, bevor er überhaupt einen Notarzt sähe. Noch schlimmer: Hätten die Alsbecker Neuesten Nachrichten dessen Erschießung wirklich exklusiv, würde es zwar Papa im Lehnstuhl erfahren, aber nicht mehr seine Kinder und Enkel, weil die gar kein Papier mehr anfassen. Über die Hälfte der jüngeren Generation, der unter 40jährigen, erfährt von Nachrichten nur noch aus elektronischen Medien.

Eine Zeitung ist etwas Ominöses, auf das Twitter-Kurznachrichten verweisen; richtiger: Eine Zeitung ist etwas,auf dessen Internetausgabe Twitter verweist. Der alte Euphemismus der neuesten Nachrichten als bedrucktes Papier ist zur Groteske geworden. Noch nicht überall, noch nicht für alle, nur für die nachwachsende Generation.

Wen das Argument beruhigt, der ist senil. Wir haben es mit einer kreativen Zerstörung im Schumpeter´schen Sinne zu tun. Und was nachkommt, das ist ein Universum neuer Möglichkeiten. Wäre der Herrgott ein kluger Mann, hätte er den deutschen Verlegern den Verstand gegeben, das zu verstehen. Hat er nicht. Ohnehin haben sich Verleger um den Herrgott nie geschert.

Wer bleibt auf der Strecke? Der Fortschritt wird nicht den Journalismus abschaffen, nur das Verlegertum. Wahrlich kein Verlust

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11 Gedanken zu “Gott grüß die Kunst!;”

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    @KJN Nicht nur im humanitären Sinne, auch im zivilisatorischen oder irgendwas anderes. Oder kann man das darunter subsumieren?
    Sonst entspricht das schon meinem Ansatz.
    Für mich schließt das z.B. auch die Amish-People oder orthodoxe Juden ein, die einen für unser Verständnis vielleicht teilweise sehr unmodernen Lebensstil pflegen. Aber wenn sie das so wollen, sollte man sie meiner Meinung nach, nicht daran hindern. Das gilt aber auch andersherum.
    Und hier wird es meiner Meinung nach interessant. Es gibt immer mehr technische Innovationen die viele Menschen (wie z.B. Parisien, nicht böse gemeint :P) ablehnen. Z.B. die Google Glasses die eine Einschränkung der Privatssphäre bedeuten könnten. Andererseits würde ein Verbot dieser Technologien/Innovationen wiederum eine Einschränkung der Freiheit anderer Menschen bedeuten.
    Wie soll man nun zwischen diesen beiden gesellschaftlichen Fraktionen vermitteln? Soll eine Mehrheitsentscheidung getroffen werden und entweder gibt es ein Verbot oder die Erlaubnis diese Geräte zu benutzen? Dann würden aber jeweils große Teile der Gesellschaft betroffen sein. Und es kann sogar sein, das Einzelne einer gesellschaftlichen Fraktion kaum etwas mit der anderen Fraktion zu tun hätten. Warum sollten sie also dauerhaft in ihrer Freiheit eingeschränkt werden, obwohl sie andere garnicht in ihrer Freiheit einschränkten, da sie nicht gemeinsam leben?
    Im Anarchokapitalismus nach David Friedman (der Sohn von Milton Friedman) wird dies über Rechtemärkte und Kapital geregelt (gibt erklärende Kurzfilme wie z.B.: http://www.youtube.com/watch?v=jTYkdEU_B4o). Das führt natürlich dazu das möglicherweise eine kapitalkräftige Minderheit ihre Rechts- und damit Lebensvorstellungen, der Mehrheit aufdrängen könnte.
    Im Zusammenhang mit durch technische Innovationen entstehenden Problemen könnte das von ihm vorgestellte Prinzip möglicherweise aber für alle zufriedenstellende(re) Lösungen liefern. Für mich ist ein überzeugendes Argument gewesen, dass wir den Staat auch keine Autos produzieren lassen, warum sollte er also Recht besser produzieren können? Vielleicht bin ich aber auch zu naiv.
    Und klar es ist nicht jeder Komplexitätszuwachs für gesellschaftliches Zusammenleben, Zivilisation, humanistische Werte, Freiheit des Individuums, etc. vernünftig. Deshalb gibt es ja Recht das einschränkend wirkt und z.B. Mord, also die besonders verwerfliche Form der Tötung eines anderen Menschen, stark Bestrafung fordert. Recht entsteht wiederum in einem gesellschaftlichen Diskurs und basiert auf dem subjektiven-individuellen Gerechtigkeitsgefühl eines jeden und wird dann nach wiederum festgelegten Regeln festgelegt, die festgelegt wurden. (Haha, was fürn Schlangensatz 😀 Ich wollte aber das rekursive Element dessen deutlicher machen)

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    Nachtrag: Thermodynamisch gesehen bedeuten Energiefreisetzungen (Gier etc.) immer einen Zuwachs an Komplexität. Nicht jeder Komplexitäts-Zuwachs ist im humanitären Sinne (Arterhaltung) wünschenswert, worüber zu diskutieren wäre. Ist das auch Ihr Ansatz?

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    @blub
    „Aber was an Ordnung gegenüber Chaos moralisch oder ethisch höherwertig sein soll, müssen sie mir mal erklären. Moral und Ethik bestehen doch nicht darin, Ordnung um der Ordnung willen zu schaffen oder zu erhalten.“
    Das gefällt mir s e h r gut – DER Denkfehler der Konservativen! Gier z.B. ist eine Triebkraft für’s Überleben. Wie Sexualität. Eine Voraussetzung – als Triebkraft – für Fortschritt. Notwendig, aber nicht hinreichend. Fortschritt ist (so vermute ich) eine Hinwendung zu höherer Komplexität, zu mehr Möglichkeiten für’s Individuum, für mehr Freiheit. Aber ohne Festschreibung eines Ist-Zustandes und eines prognostizierten Menschenbildes (z.B. gender-mainstreaming, Denkfehler der 68er).

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    1. Gegenfrage: Warum verwenden die Bauern nicht-gentechnischverändertes Saatgut?

    2. Welche Nachteile hat das denn? Entschuldigen sich mich bitte, aber ich verstehe diesen Punkt nicht.

    3. Ich kenne die zahlen nicht, führt das denn wirklich zu einem weniger an Handarbeit? Und wenn sie so auf Stricken stehen, es hindert sie doch niemand daran kleine rosa Schweinchen zu ihrem Vergnügen anzufertigen. Können sie übrigens Geld mit verdienen, leider habe ich den Link vergessen.
    Zudem nimmt Automatisierung und IT-Technologie den Menschen Arbeit ab, die für sie mehr Qual als Tätigkeit der Wahl bedeuten. 😉 Oder das ist für sie ja sowieso das Übliche „Der Mehrzahl hegt es doch viel besser“.

    4. Absolut unproblematisch ist das nicht. Es ist aber schon eine falsche Prämisse, „absolute“ Unfehlbarkeit zu fordern. Afrika wird aber nicht durch die Medizin unter extremen Bevölkerungswachstum leiden, dazu müsste Bildung vorhanden sein. Und dann würde Afrika auch nicht darunter leiden, dann könnten die Afrikaner auch Arbeit finden und selbst unternehmerisch tätig werden. Betrachten sie zudem Europa, dann sehen sie, dass es hier auch nicht zu massivem Bevölkerungswachstum gekommen ist, sondern ab einem bestimmten Level sogar eine Bevölkerungsschrumpfung einsetzt. Weiterhin widersprechen sich hier selbst im Punkt 2 (soweit ich den verstanden habe), schließlich kommt es ab einem bestimmten Bildungsstandard dazu, dass Menschen die Pille einsetzen um sich selbstzuverwirklichen. Übrigens eines der wichtigsten Bedürfnisse des Menschen.

    5. Gegenfrage: Was sollen wir ihrer Meinung nach gegen Analphabetismus in Ägypten machen? Und warum sollten wir nicht trotzdem oder sogar gerade deshalb dieses zivilisatorische Projekt unterstützen oder wenigstens billigen? Schließlich ermöglicht es den Menschen die dort lesen können, sich auf sehr günstigem Wege eine Stimme zu verschaffen oder Wissen zu kommen, Wissen an das heute nahezu unmöglich in abgelegenen Dörfern zu kommen ist.

    6. Toll die Chinesen sind klug. Und? Was wollen sie mir damit sagen?

    7. Gegenfrage: Braucht es eine Instanz, sozusagen einen Papst, die/der dies definiert? Es gibt verschiedene Definitionen des Fortschritts, und diese müssen sich an der Wirklichkeit messen lassen. Gilt das nicht für alle Theorien und Definitionen die wissenschaftlich sein wollen?

    8. http://www.seife-selber-machen.com/ Viel Spaß beim Seife herstellen 😉 Seife wird auch nicht nur von drei großen Unternehmen hergestellt oder vertrieben. In ihrem nächsten Bioladen oder Reformhaus können sie konzernfreie Seife kaufen. ;D
    Das nennt man auch Arbeitsteilung. Früher wusste der Kürschner auch nicht was der Barbier da genau macht. Im Unterschied zu damals, kann er sich aber dieses Wissen sehr leicht, auch ohne Mitgliedschaft in einer Zunft aneignen.

    Ich habe übrigens extra von wirklichem Fortschritt geschrieben, weil mir auch bewusst ist, dass nicht alles ganz ganz toll ist und mit dem Fortschrittsbegriff schnell Schindluder getrieben wird und wurde. Die Nazis empfanden ihre Ideologie auch als Fortschritt und haben ihn auch als solchen präsentiert. Aber, und da werden sie mir sicherlich zustimmen, das war sie nicht.

    Was ist für sie Fortschritt?

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    @ blub

    Definieren Sie wirklichen Fortschritt. Sie werden Probleme kriegen.
    1. Widerlegen Sie, dass Gentechnik Bauern in den Selbstmord treiben kann, wenn sie den Dünger nicht bezahlen können. Belegen Sie, dass es Fortschritt ist, wenn Samen und Dünger von derselben Firma kommen und wenn indische Bauern vom Ausland abhängig sind.
    2. Widerlegen Sie, dass es, zumindest für die Jüngeren auch Nachteile hat, wenn die Pille genommen wurde und gleichzeitig durch die Medizin das Durchschnittsalter zu hoch wird.
    3. Widerlegen Sie, dass der IT-Bereich Menschen die produzierende Arbeit, also die Handarbeit, wegnimmt bzw. rarefiziert.
    4. Belegen Sie, dass es absolut unproblematisch ist, wenn Afrika durch die Medizin bevölkerungsmäßig explodiert, gleichzeitig aber zu wenig Bildung und Arbeit hat. Wird schwierig.
    5. Widerlegen Sie mich, wenn ich behaupte, wir (global betrachtet) hätten nicht den geringsten wirklichen! Fortschritt geschaffen, wenn wir in Ägypten oder in anderen afrikanischen Ländern eine Analphabetenrate von ca. 50 Prozent passiv tolerieren, aber gleichzeitig über einen Ballon LAN-Verbindungen dort installieren.
    6. Widerlegen Sie, dass unter den Wenigen, die wirkliche Fortschritte gemacht haben, die Chinesen sind, weil sie klug sind.
    7. Und sagen Sie mir doch, wer überhaupt definiert, was wirklicher Fortschritt heute noch ist.
    8. Und noch was ganz Einfaches: Kämen wir ohne Seifenspender aus? (Bezieht sich auf sogenannte Fortschritte in der Verpackungsindustrie). Und noch was dazu Anhängiges: Kann man es Fortschritt nennen, wenn seifenähnliche Produkte nur noch von drei großen Firmen vertrieben werden? Oder muss man es Rückschritt nennen, dass die meisten Leute nicht mehr wissen, wie man Seife herstellen, einen Knopf annähen, eine Rose pflanzen kann? Oder Weizen?
    Viel Spaß. Ich bin sicher, es fällt Ihnen das Übliche unter der Überschrift: „Der Mehrzahl hegt es doch viel besser“ dazu ein. Nur glaubt das keiner mehr wirklich.

  6. avatar

    @Parisien Danke, sie haben schon recht. das war ein bisschen übertrieben formuliert. Wenn auch scherzhaft gemeint. Aber was an Ordnung gegenüber Chaos moralisch oder ethisch höherwertig sein soll, müssen sie mir mal erklären. Moral und Ethik bestehen doch nicht darin, Ordnung um der Ordnung willen zu schaffen oder zu erhalten. Dann hätten wir auch auf den Bäumen sitzen bleiben können. (Das hätten wir vielleicht machen sollen. Dann würden wir jetzt wie eine Kuh auf der Weide stehen und grasen oder im Moos als Kartoffeltierchen leben und hätten damit keinerlei Probleme, unsere Bedürfnisse wären vollends befriedigt.) Das sind wir aber nunmal nicht. Sie haben bestimmt schon von der Chaosforschung und der Ordnung im Chaos gelesen oder gehört. Auch im Chaos gibt es Ordnung. Wobei die sehr komplex und deshalb für den normalen Menschenverstand, also die Intuition nicht immer so leicht zu erkennen ist. (Ich verlasse mich übrigens selbst häufig auf meinen normalen Menschenverstand, habe nichts dagegen ihn zu verwenden. Häufig sind mir aber später auch die damit verbundenen Denkfehler aufgefallen.)
    Es sieht doch im Moment danach aus, dass die Macht weiter verteilt wird. Es kommt also zu einer Demokratisierung und statt wenigen Verlegern gibt es immer mehr Verleger. An dieser Machtverschiebung/-verteilung kann ich nichts Unmoralisches entdecken.
    Die Büchse der Pandora wurde schon geöffnet. Öffnen sie die Büchse der Pandora immer ein zweites mal. Oder wollen sie die Hoffnung drin lassen? 😉
    Neue Technologien haben immer schlechte Seiten an sich. Bisher hatte aber jede Technologie positive Seiten, und damit auch Hoffnung. Ohne Atomtechnologie gäbe es sehr wahrscheinlich keine Radionuklidbaterien mit denen wir Satelliten, Herzschrittmacher etc. antreiben bzw. angetrieben haben. Ohne den Versuch, mit dem Risiko des Fehlschlags bewegen wir uns kein bisschen weiter. Bisher ist alles gut gegangen. Deshalb geht natürlich nicht auch automatisch in der Zukunft alles gut, aber die Wahrscheinlichkeit dafür steigt von Tag zu Tag.
    Mir kommt es so vor, als hätten sie jegliche Hoffnung auf (wirklichen) Fortschritt aufgegeben. In diesem Fall sehe ich aber keinerlei Risiko, dass es sich nicht um wirklichen Fortschritt handeln sollte.

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    @ blub

    Sie dürfen sich keinesfalls daran delektieren, wer die Macht verliert (und dabei sind auch kleine Verleger), sondern müssen sich überlegen, wer sie stattdessen hat.
    Und wenn die Ersatzmacht ein gigantisches Chaos erzeugen will, hat sie weniger Moral als jeder große Verleger, von denen einige sich durchaus in ethischem Rahmen bewegen.
    Außerdem muss man sich Gedanken darüber machen, ob Unmoral gefördert wird durch Virtualität, soll heißen, ob andererseits sichtbare Produkte und Menschen, die an ihrer Herstellung beteiligt sind, bodenständiger machen und ob Moral auch mit Bodenständigkeit und genügend Gegenständlichkeit zu tun haben könnte.
    Es wäre vielleicht wertvoll, über die Verluste, die Ideologie und dominierender reiner Intellekt mit Entstehung von Systemen über die Menschheit gebracht haben wie auch blinder Fortschrittsglaube, nachzudenken.
    Was Sie Supernova nennen, nenne ich vorsichtshalber Büchse der Pandora.

  8. avatar

    @Parisien Ja, wir werden alle Verwalter sein. Dazu werden wir aber auch Journalisten, usw. sein.
    War das nicht immer der Traum von Marx? Morgens Gärtner am Aeroponickasten mit allem Gemüse und Obst, mittags Journalist weil ich gerade im Kaffee sitze und dem nächsten Sack Reis beim Umfallen zuschaue, und abends Verwalter? Ich find das einen süßen Traum, dessen Umsetzung wohl immer näher rückt. Und tja, die kreative Zerstörung hat Marx auch schon erkannt. Es gibt einen qualitativen Sprung und Zack verlieren klassische Verleger oder Könige ihre Macht.
    In diesem gigantischen Nichts befindet sich dann aber alles. Mich erinnert das mehr an eine Supernova. KABOOOOM! ;D Ist es dann noch ein Nichts? Oder vielleicht beides gleichzeitig? 🙂

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    Es gibt hier eine ganz einfache Antwort, die Sie aber nicht bringen, Herr Kocks:
    Die elektronischen Medien sind weitestgehend umsonst zu haben. Wenn einer etwas umsonst kriegt, warum soll er dann etwas anderes kaufen?
    Also müsste man ihm klarmachen, dass er mit dem Print-Produkt mehr kriegt, und die Zeitungen müssten es alle so machen wie die NYT oder auch die taz: paywall. Dann wären die wirklich interessanten Sachen hinter der paywall und man kann ebensogut wieder die Zeitung bestellen. Dabei muss aber die Masse vergessen werden, denn die Masse interessiert sich tatsächlich nur für die Oberfläche. Man müsste sich also hierbei auch zur Abwechslung mal wieder auf den kleinen Teil konzentrieren, der in die Tiefe geht, der gleichzeitig selbstredend werbungsresistent ist und selbst entscheidet, was er kauft, der sich Gedanken macht und sich mokiert über die halbwegs von Reuters oder sonst wem abgeschriebenen Sachen, Berichte genannt, für die man oft nicht mal jemanden vor Ort hat. Der auch schätzt, ein gedrucktes Produkt in der Hand zu haben und nicht will, dass Google oder gar die NSA, die sich ja zu Big Brother entwickelt hat, alles sieht, was er liest, selbst wenn er keine Anleitungen zum ……-Bau liest; (der Strichpunkt hat was) der einfach aus Prinzip nicht will, dass jemand in seinem Kopf herumspioniert, selbst wenn das nur ein gigantischer Computer in den mountain states ist.
    Die Zeitungen setzen teilweise (höflich,oder) auf den abgeschriebenen Billigkram, die Mode, den regurgitierten primitiven „Aufschrei“ über – tja, über einen Sack Reis.
    Als diese altmodische Anmache von Brüderle ein Jahr später aufschreimäßig herumgereicht wurde, konnte man sagen „Sack Reis“, nur direkt vor unserer Haustür. Die Papers sind voller Reiskörner, Hauptsache umsonst.
    Rettet die Verleger, die Setzer, die Drucker,sonst gibt es noch weniger interessante Stellen, und irgendwann sind alle Verwalter und am Ende Verwalter von einem gigantischen Nichts. Und manchen Verlagen sollte man raten, sich wieder besser ausgebildete Lektoren zuzulegen. Man sollte Abitur dafür haben. Keine Ausgabe ohne Fehler.
    Das Internet: Neben einer gigantischen Fundgrube, für die man aber erst wissen muss, was man in die Suchmaschine eingibt (früher hätte ich googeln gesagt, schämt euch, Brin/Page), Anleitung zum Aufgehen im Nichts. Eine Art schwarzes Loch.

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