Wenn Europa nur ein hohle Vertragsgemeinschaft ist, ein juristisches Konstrukt von Regierungen ohne wirkliche kulturelle Identität, ein internationales Gebilde, das nicht mal eine Verfassung hat, über die die Völker abgestimmt haben, wenn Europa also keine Mitte hat, wird es in sich zusammenfallen. So weit, so schlecht. So weit, so falsch.
Die Wahrheit, sagt Hegel, ist konkret. Fragen wir also konkrete Menschen, wer sie sind, was sie ausmacht. Beginnen wir bei dem vielgescholtenen „american way of life“, wie ihn Alexandre Kojève oder Theodor W. Adorno und jetzt wieder Giorgio Agamben mit Ekel erfüllte. Unter den anglo-amerikanischen Calvinisten in den USA, England oder bei den Mafia-Capos treffen wir auf Menschen, die als erstes erzählen, wieviel sie machen. Die Rede ist von Geld. Man redet offen und kokettierend über Gehälter oder Renditen. Im Geld liegt Gottesgnadentum.
Die Asiaten und Inder und sonstigen fernen Völker, alle über einen Kamm, sind von solchen eschatologischen Fragen völlig frei. Für die meisten ist die Geschichte ohnehin eine kreisförmige Angelegenheit , bei der man sich fragt, ob man als Elefant oder als Affe wiedergeboren wird, aber nicht, ob man bis dahin wohlgefällig gelebt hat. Götter gibt es nur in der Mehrzahl und man sollte sie alle fürchten, insbesondere aber die Zahl 13, weil sie am meisten Unglück bringt. Die eigene Lebenserfahrung ist so prekär, dass man zu Aufschubhaltungen nicht bereit ist: alles, was geht, jetzt! Oder morgen, aber dann immer noch eher als die anderen. In Singapur will eine junge Frau von Leben zwei Dinge, eine Gucci-Handtasche und einen westlichen Lover, in dieser Reihenfolge. Sagt mir Herr Chan, der hier Philosophie lehrt. Natürlich ein Stereotyp, aber darüber reden wir ja hier.
Im alten Europa ist Thema, was man von Beruf ist und dann woher man kommt. Hans Sachs ist Schuster aus Nürnberg, beides ist von großem Gewicht. Cosimo, genannt der Ältere, und viel später Lorenzo, genannt der Prächtige, waren Geldwechsler aus Florenz und eben keine Genueser. Und der Doktor Heinrich Faust aus Leipzig war Universalgelehrter: „…habe nun, ach, Philosophie, Juristerei, Medizin studiert mit heißem Bemühn.“ Europa ist eine gemeinsame Geschichte selbstbewusster Städte mit aufklärerischem Eifer, an deren Spitze bürgerliche Berufe stehen.
Wer europäische Geschichte sehen will, kann nach Venedig reisen (und sollte sich beeilen, bevor der Massentourismus das Erbe ruiniert), aber eben auch an alle anderen Orte, die Geschichte atmen, an denen die Gegenwart die eigene Vergangenheit noch als lebendig empfindet. Diese Beziehung zur Geschichte der eigenen Landschaft, zu den eigenen Kunstschätzen, den religiösen Irrungen und Wirrungen ist originär europäisch. Der Grund liegt in unserem Begriff von Geschichte als aufstrebende, sich vollendende Zeit. Das ist kontrafaktisch, aber schön. So etwas kennt Asien nicht oder sonst wer auf der Welt. Europa ist eine auf Permanenz gesetzte Renaissance. Wer sagt solch einen verblasenen Scheiß? Der Venezianer Giorgio Agamben. Und was sagen wir, die Jungs aus der Mitte des Lebens dazu? Wir sagen: Recht hat er.
Die europäische Geschichte war als Geschichte der nahen Vielfalt eine Geschichte der ständigen Kriege. Noch mein Großvater wusste in Frankreich den Erbfeind. Zwei Weltkriege sind von diesem Kontinent ausgegangen. Cato wollte den phönizisch-afrikanischen Konkurrenten Karthago bis auf die Grundmauern zerstört wissen. Alexander der Große ritt nicht in friedlicher Absicht in die heutige Türkei: Der Muselmane hat in Spanien nicht nur Prachtbauten hinterlassen, sondern auch Witwen. Was also macht die EU aus? Die Abwesenheit von Krieg, euphemistisch Frieden genannt. Wenn das eine Leitidee Europas ist, dass wir uns nicht mehr erschlagen, so war die Nato-Intervention im ehemaligen Jugoslawien eine europäische Idee. Und Afghanistan eine Frage der Bündnispolitik mit den USA, eine fragwürdige. Europa ist Kriegsdienstverweigerung, jedenfalls im Innenverhältnis.
Nachtrag: Im November 333 v. Chr. zeigte Europa den Iranern, wo der Hammer hängt. In der Schlacht bei Issos vernichtete Alexander der Große (gebürtiger Grieche, die da noch was taugten) die Truppen des Perserfürsten Dareios III, angeblich, weil die Iraner 150 Jahre zuvor böse waren, faktisch als Eroberungszug bis nach Syrien und Ägypten, in dessen Folge Alexander als „Herrscher über Asien“ gelten wollte. Aus heutiger Sicht: ein uneuropäisches Projekt. Das machen wir heute nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr so. Wenn Europa die permanente Renaissance ist, wissen schon Schüler, was der Merksatz „Drei, drei, drei, bei Issos Keilerei“ sie lehrt.
Nun mag man einwenden, dass das heute nicht mehr alle Schüler und schon gar nicht alle Europa-Abgeordneten wissen. Das wäre fatal. Wenn Europa seine Geschichte aufgibt, gibt es sich selbst auf. Europa schafft sich selbst ab? Könnte doch ein guter Buchtitel sein; Alan P., bitte übernehmen Sie!
Lieber Herr POSENER, eine Kipling-Biographie? Ihr KK
Oans, zwoa, drei, viel Bier ist auch dabei: Was Bayern ausmacht.
Europa fehlt Freude, das Zusammenwirken von hochindividualistischen Talenten (aus verschiedenen Ländern), ein Jupp Heinckes, und Bier:
Was ist schon der Euro gegen den FC Bayern?
Das triple: Alle Achtung.
…was ist Europa gegen die Morphologie der Galaxien? Nicht mehr, als allenfalls die annähernd homöopathische Vorstellung des Unvorstellbaren. Wen kümmert das? Das Universum lacht!
Ich schließe mich an!
@Bellini
„Die Geschichte Europas ist eine Aneinanderreihung von kriegerischen Auseinandersetzungen untereinander und anschließend eine europäische Blütezeit des Friedens und des wirtschaftlichen Miteinanders.“
Da bin ich bei ihnen.
Nur ziehe ich den Schluß, dass es ohne EU so weitergeht. Deswegen braucht Europa keine Historie, weil es nicht um die Historie eines größeren Ganzen (Europa) geht, sondern um die vielen kleinen Stämme und deren befriedung. Europa mit Historie macht also keinen Sinn.
Ob die EU so und nicht anders geht, darüber können wir reden.
@ Klaus Kocks:
Apropos Massentourismus: Verstehe nicht, warum man nicht mindestens 20 Euro Eintritt für dieses Museum nimmt (von Tagestouristen) und die in den Erhalt steckt. Poseners Maurenphantasie habe ich auf seinem posting kommentiert.
Massentourismus nimmt absurde Formen an. Hier entsteht er gerade:
Mount Everest (lesenswert):
http://www.welt.de/vermischtes.....-oben.html
Woher kommt der tiefsitzende Wunsch einiger blog Teilnehmer nach einem europäischen Imperium? Welche Art von gemeinsamer Historie soll das werden? Die Geschichte Europas ist eine Aneinanderreihung von kriegerischen Auseinandersetzungen untereinander und anschließend eine europäische Blütezeit des Friedens und des wirtschaftlichen Miteinanders. Maßgeblicher Grund war das „W“ in EWG. Und es gehört zu den Grunddaten Europas, dass die EU ein Projekt war um das Deutschland von früher fest einzubinden. Uns, und dem Rest Europas ging es in dieser Zeit gut und stetig aufwärts und ich habe den Eindruck, Europas Eliten und wie immer in der Historie, Deutschlands Eliten vorneweg, die juckt mal wieder das Fell. Es mischt sich in diesem Drang nach Größe und Weltmacht eines der unheilvollsten deutschen Eigenschaften. Der Größenwahn. Und das war in der deutschen Historie immer ein Eliteknax. Wenn dann die halbe Welt wieder in Schutt und Asche lag, verkrümmelte sich unsere Elite, sprach von der „Kollektivschuld aller Deutschen“ und machte für ein paar Jahre einen auf Demut und Bescheidenheit. Ich glaube nicht, jedenfalls kenne ich keinen Mitbürger der Generation die nur Frieden kannte, der wild darauf ist, dass dieses Deutschland , und sei es als Führungsbundesland Europas, zeigen soll, wie die Welt zu genesen hat. Durch seine Krisenpolitik zerstöre Deutschland gerade den guten Ruf, den es nach dem Zweiten Weltkrieg berechtigterweise erlangt habe, sagen europäische Journalisten und die deutschen Eliten schauen dann entrüstet aus der Wäsche. Wenn das Land, weshalb die Europäische Union originär gegründet wurde, innerhalb dieses Staatenbündnisses , wieder den Führer machen will, dann muß sich niemand in den Berliner Salons wundern, dass man mit Hitler Bärtchen auf Demos in Europa verunglimpft werden.
@Und lieber Herr Ziegler. Europas Staaten wären einzelnd sicher auch hoch verschuldet, aber sie sind es auch vor dem EU Beitritt gewesen. Das wussten die EUler und haben diese Staaten mit Milliarden vollgepummt um es als wirtschaftliche EU-Erfolgsgeschichte ausgeben zu können. Jetzt, im Zeichen der Staatspleiten, wäre es vielleicht wirklich besser zu nationalen Währungen als Zweitwährung zurückzukehren oder Nord und Süd zu entkoppeln für eine gewisse Zeit. Aber Frau Merkel sagt nach jeder neuen Katastrophenmeldung nur: Davon brauchen wir noch mehr. Noch mehr Europa natürlich. Das wird nur jetzt nicht mehr gesagt, schließlich möchte Frau Merkel zu gerne nach dem September weiter Kanzlerin bleiben. 🙂
@ Bellini
Und ohne ein zentralistischen EU Verbots-und-Verordnungswahn brechen wieder Nationalkriege aus?
Natürlich nicht.
Nur die EU hat eine Ordnungsfunktion. Auch im Westen ist nicht alles ruhig: Separatismus in Spanien, UK, Belgien, Italien. ETA, IRA usw. Gebietsstreitigkeiten in Nordirland, Triest, Gibraltar. Die Geschichte ist nicht zu Ende. Die Konflikte sind nur eingeschlafen.
Die EU reformieren, ja klar. Verordnungswahn braucht niemand. Nur, die EU hat auch andere Funktionen und die sind wichtig. Und da sehe ich noch keine Alternative. Das postnationale Zeitalter ist eben noch nicht da.
@Giovanni Bellini: Wie jetzt. Hier ging es doch um die Frage, ob die Europäer eine gemeinsame historische Idee brauchen oder nicht? Meinen Sie, dass man mithilfe einer gemeinsamen historischen Idee die Arbeitslosigkeit und den Schuldenstand in Südeuropa herunterbringen kann? Da müsste ich dann schon aufpassen, nicht unter die Satiriker zu gehen.
Das Problem der Schulden hat mit Europa eigentlich nichts zu tun; wir – sowohl Deutschland als auch die anderen Staaten – wären in jedem Fall – auch ohne Europa – hoch verschuldet. Das Problem der Arbeitslosigkeit entstand (oder jedenfalls: verschärfte sich dramatisch) in Folge einer zu egoistischen, eigentlich nationalistischen Wirtschaftspolitik der Troika, bei der die Staaten kaputtgespart werden.
Hierfür gibt es zwei Lösungsmöglichkeiten:
1.) Euro-Austritt der betroffenen Staaten (wäre am schnellsten, weil alle Produkte, touristische Angeboten und Dienstleistungen des betroffenen Landes sich auf einen Schlag verbilligen würden)
2.) Eine europäische Wirtschaftspolitik, die dem gesamten Euroraum gleichermaßen verpflichtet ist und gezielte Investitionsprogramme fährt.
(Oder haben Sie noch einen dritten Vorschlag?) Die Frage, welcher Ansatz davon der bessere ist, hat mit der hier diskutierten Frage einer historischen Idee nichts zu tun.
Lieber Klaus Kocks, „333, bei Issos Keilerei“ habe ich in der Tat noch in der Schule gelernt, zusammen mit anderen Merkversen: irgendwas mit „sol dens, pons“ in Latein und „i before e except after c“ in Englisch. Die geschichtliche Lehre freilich, die man uns damals in der deutschen Schule beibrachte war: Wann immer ein europäischer Herrscher nach Asien aufbrach – Alexander, Cäsar, Antonius, Barbarossa, Richard Löwenherz, Friedrich II., Napoleon, Willusch zwo, ähm, Hitler -, ging das schief. Entweder der Orienbt überwältigte mit seinen weichen Sitten das Männlich-Nordische, steckte es mit Dekadenz an, oder die mission civilisatrice blieb irgendwo stecken. oder beides.
Ich, aufgewachsen in einem England, das noch stolz war auf das Empire, wenn es auch gerade friedlich liquidiert wurde, und in Malaya (so hieß das damals), das gerade von einem „benevolent Empire“ in die Unabhängigkeit entlassen wurde, hatte eine ganze andere Einstellung gegenüber den Versuchungen und Versprechungen Asiens, dessen Menschen ich auch nicht so erlebt habe, wie Sie sie beschreiben. Malaien, Inder und Chinesen lebten dort in einer halbwegs funktionierenden multikulturellen Gesellschaft, und zumindest die Inder und Chinesen – letztere nannte man „die Juden des Ostens“ – ließen es an einem den Europäern mindestens ebenbürtigem Ehrgeiz, „etwas zu werden“, nicht fehlen. Obwohl noch Kind, erlebte ich die Ex-Kolonie als hell, bunt, dynamisch und lebendig. Der Kulturschock, als ich mit zehn ins graue, monokulturelle England zurückkehrte, war heftig.
So glaube ich, dass Europa eben nicht, wie Sie es suggerieren (oder missverstehe ich Sie?), reduziert werden kann, soll, darf auf die europäische Stadt und die Kultur jener Städte, zumal in Deutschland. Denn man kann kaum eine bedeutende Stadt Europas ohne den Fernhandel vorstellen, am allerwenigsten die von Ihnen zu Recht gelobte frühere Republik Venedig. Venedig ist ja das Tor zum Orient gewesen, und den maurischen Einfluss sieht man, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt gondelt, überall. Hier konnte ein „Mohr“ oberster Feldherr werden, wie Shakespeare wusste; hier trieb Shylock sein Unwesen. Venedig ist geradezu exemplarisch für Europa; denn Europa ist Multikulti. Vielleicht kein Imperium (seufz!), aber auf jeden Fall ein Commonwealth.
@Stevanovic
Es läuft nicht gut? Nein, es läuft in eine Schuldenunion mit arbeitslosen jungen Menschen im 50% Bereich, es läuft nicht gut mit einer Enteignung per Inflation, es läuft nicht gut mit den Schuldenschnitten Griechenlands, Spaniens und alle die da noch kommen werden. Sind sie und Herr Ziegler unter die Satiriker gegangen? „Aber eine Verfassung wird man schon brauchen, da haben Sie recht.“ „Es gibt im Leben schlimmeres als Ölkannen reguliert zu bekommen.“ Und ohne ein zentralistischen EU Verbots-und-Verordnungswahn brechen wieder Nationalkriege aus? Haben sie zu lange ohne Ölkanne im Konvoi nach Budapest gestanden?
@ Stevanovic (und Bellini)
– “Dieses “Europa” ist ausschließlich ein Projekt europäischer Eliten.”
Steile These.
Dieses “Europa” ist auch ein Projekt derjenigen, die keine Lust auf die 100ste Auflage der Nationalkriege haben.-
Ihres ist die eigentlich steile These. Es wurde Ihnen verkauft – und Sie fressen das -, dass wir ohne den Euro und vorläufig ohne die Erweiterungen automatisch Kriege hätten. Das glaube ich nun nicht. Der zweite Weltkrieg sitzt uns immer noch in den Knochen. In fast jeder deutschen Stadt erinnern die hässlichen Flickschustereien der 50er und 60er Jahre daran. Der Holocaust hat unsere/meine Generation, die sich die Sünden der Väter und Großväter in Schule und Film anschauten, tief geprägt.
Inzwischen bin ich verärgert. Ich bin verärgert, wenn es heißt, Frankreich, England oder insbesondere Deutschland seien wieder tiefer im Antisemitismus verwurzelt. Ich bin nicht verärgert, weil ich die Sünden der Väter oder Großväter zu tragen habe, aber wenn ich die Sünden von fundamentalen!!! Muslimen, die keiner haben wollte und will, auch noch auf mich nehmen soll, wenn es denn heißt: deutsch, dann rührt sich was in mir, denn dann sage ich: Erstmal bin ich deutsch und ich bin kein Antisemit, und von mir gibt es viele, die Mehrheit. Was man vermeidet, ist einen Spaten auch als Spaten zu benennen. Kein Franzose hat die Morde in Toulouse begangen, sondern ein Schein-Franzose. Die Ägypterin (Name nicht parat, Marwa …), die hier vor einigen Jahren ermordet wurde, wurde von einem russischen Immigranten getötet. Aber es hieß deutsch. Das heißt, wir, die Deutschen und auch Engländer oder Franzosen bekommen keine Zeit, auch mal normal zu sein. Wieder werden wir mit Sünden belegt, die wir nicht begangen haben. Erst schlucken wir die Sünden der Väter (oder der Urahnen) und jetzt die der Immigranten inklusive Kriminaltaten. (Andererseits gibt es natürlich auch rein deutschen Antizionismus, das sollte man nicht unerwähnt lassen angesichts des aktuellen Vorschlages von „Kaufempfehlungen“ seitens der Grünen.)
Die Mehrheit in Europa jedenfalls will keinen Krieg. Und die Mehrheit hier ist nicht Slawien oder der Balkan, sondern D, F, GB, Benelux, Italien und Spanien.
Wenn wir Krieg wollten, könnten wir ihn haben: Ägypten, Libyen, Syrien, you name it. Die Begeisterung für Kriege ist gleich null.
Euro oder Krieg, das sind keine Alternativen. Das ist ein Drohpotential von Eliten, in der Tat. Das sind Leute in gepanzerten Limousinen, mit Leibwächtern und ohne den geringsten Kontakt zu normalen Bürgern. Was Bürger angeblich denken, „erfahren“ sie aus Meinungsumfragen, nun ja.
Ein interessantes Detail heute: Besagte behaupten (WO), die Bürger seien an der niedrigen Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen in SH schuld. Mein lieber Schwan!
Sind nicht einmal so selbstkritisch, dass sie zugeben, dass sie alle miteinander nichts zu bieten haben.
Und was Bellini über Merkels Fremdeln mit dem westdeutschen Bürgertum sagt, stimmt. Es war vielleicht zu früh für eine Ostdeutsche. Oder sie mag uns nicht.
Der Staat sollte sich aus dem Leben seiner Bürger weitestmöglich heraushalten, so lautet doch das liberale Credo. Wieso sollte er dann seinen Bürgern eine einheitliche Historie überstülpen?
Europa als „hohle Vertragsgemeinschaft“ ist doch gar nicht so übel; in die Höhle legt dann jeder seine eigene Version von der Geschichte hinein! Ich stimme Stevanovic zu. Aber eine Verfassung wird man schon brauchen, da haben Sie recht.
„Dieses “Europa” ist ausschließlich ein Projekt europäischer Eliten.“
Steile These.
Dieses “Europa” ist auch ein Projekt derjenigen, die keine Lust auf die 100ste Auflage der Nationalkriege haben.
Es läuft nicht gut -ok.
Beispiel Ungarn:
Ohne die EU würden zehntausende Ungarn aus Rumänien oder der Slowakei im Konvoi Richtung Budapest stehen. Als Reaktion auf Orbans Politik.
Es gibt im Leben schlimmeres als Ölkannen reguliert zu bekommen.
Dieses „Europa“ ist ausschließlich ein Projekt europäischer Eliten. Es hat keinerlei ideellen Wert der den ausgeschlossenen Bürger dazu bringen könnte, diese katastrophale Flickschusterei überzeugend zu finden. Mit Kroatien hat man sich in elitärer Großmannssucht wieder ein Mitglied an Land gezogen, was außer Kosten und Schwierigkeiten wenig leisten wird. Und alle, wirklich alle Politiker, die heute sich als „Retter“ aufspielen, sie alle haben vorher die Wirtschaftskatastrophe herbei geführt. Die Bundesregierung, das deutsche Parlament die EBZ und die Kommissionsoligarchen der EU werden alles tun um die nächste Pleite über die Bundestagswahlen zu ziehen. Frau Merkel die qua ihrer sozialistischen Prägungsphase null Bezugspunkte zum deutschen Bürgertum oder Mittelstand entwickeln konnte und wollte, die schwärmt in Interviews von der 68er Gesellschaft. Unseren Kindern ist es zukünftig kaum möglich Vermögen zu bilden oder eine Sicherheit für ihren Lebensabend zu schaffen. Und Hundertausende der jetzigen Silver-Surfer oder Wutbürger, werden ihren erarbeiteten Wohlstand und das dazugehörige Häuschen für die Pflege im Alter ausgeben müssen.Da wird es noch zu Zwangsversteigerungen kommen, das wird sogar das Enteignungsdrama bei der Dämmungsnötigung toppen. Es sei denn, die Alten entschließen sich einem alten Brauch, wie er auf österreichischen Bauernhöfen früher praktiziert wurde, zu folgen: Man gab den Alten dort Giftsuppe. Das einzig wirklich verbindende Element Europas in der Zukunft wird sein, dass unsere Enkel, ob Griechen, Franzosen, Spanier oder Deutsche die Politiker Europas die das gemacht haben, verfluchen werden.
Es gibt keine europäische Geschichte. Jedes Volk hat seine eigene und wird sie auch behalten. Diese Geschichten sind unvereinbar und sollten auch unvereinbar bleiben. Wer möchte auf das zur Hochkultur gewachsene Selbstmitleid der Polen schon verzichten? Oder das deutsche Selbstbild als Dichter und Denker? Oder die Sagen des niederländischen Wiederstandes?
Das Ziel ist es doch, in einer Kiste voller Tasmanischer Teufel für Ruhe zu sorgen. Nicht den Teufeln einzureden, sie seien Koalas.
Deswegen stimmt der hier: Europa ist Kriegsdienstverweigerung. Wenn man meinen Blutdruck bei Begriffen wie Lateinisches Reich misst, dann weiß man, das ist nicht wenig.
Wir sind Europa trotz und nicht wegen unserer Geschichte. Diese Einsicht ist europäisch: Ich würde dich gerne umlegen, hat schon mehrmals nicht geklappt, lass uns doch jetzt lieber was spielen.
O.K. Europa als Museum und desillusionierte Erbin der Philosophie – von mir aus.
Museen haben ja einen Vorteil, sie regen zur Reflektion an: Die gröbsten Fehler wurden in Europa bereits gemacht, man könnte also mal innehalten und nachdenken. (Daß andere Kontinente diese Fehler wiederholen werden, daran kann man wahrscheinlich nichts ändern.)
Dazu passt natürlich kein Pionier-Narrativ, wie bei den USA – aber eine in der Geschichte schmerzhaft erworbene Gelassenheit gegenüber Krisen wäre schon ein Alleinstellungsmerkmal. Ein hochrationales, aber distanziertes Ordnungskonzept nach z.B.
diesem Muster , was wohl heißen soll: Liebe Deutsche, macht von uns aus Eure folkloristisch-hyterische Energiewende, aber haltet Euch an die vereinbarten Regeln und macht nicht einige „gleicher“ als andere, so daß jeder sein pursuit of happiness behält. Das wäre Liberalität und ein Europa nach meinem Geschmack.
Quelle zu meinem vorigen: Den Abschnitt einfach googeln.
Es handelt sich um die außenpolitische Repräsentanz der EU, einer Art Bananenrepublik, die kompetenzfrei immer weiter wächst.
Interessant ist (und für die EU sehr störend), dass es doch reichlich Bürger innerhalb der EU gibt, die diesen kompetenzfreien Raum aus diversen abgewählten Politikern und Beamten wie auch linksgedrehten Soziologen und ähnlichem komplett durchschauen, dummerweise noch nicht die Mehrheit. Wie auch das nicht funktionierende Euro-Konstrukt. Plus den (witzig, oder) damit oft verbundenen Antisemitismus, egal ob er mit A oder Oe anfängt.
„Wenn Europa seine Geschichte aufgibt, gibt es sich selbst auf. Europa schafft sich selbst ab? Könnte doch ein guter Buchtitel sein; Alan P., bitte übernehmen Sie!“
Dazu Inkompetenz: Wurde nie gewählt, hat schon alles gemacht, aber nur eins studiert, natürlich Soziologie, verdient mehr als Cameron, bezichtigt ihre Kritiker des Sexismus, während sie selbst die Opfer von Toulouse usw.
Rod Liddle, wrote: „Never elected by anyone, anywhere, totally unqualified for almost every job she has done, she has risen to her current position presumably through a combination of down-the-line Stalinist political correctness and the fact that she has the charisma of a caravan site on the Isle of Sheppey.
Inkompetenz scheint aber außenpolitischer Trend zu sein. Jacques Schuster, Bonmot von heute:
„Otto von Bismarck hätte ihn eine „Phrasen-Gießkanne“ genannt.“
http://www.welt.de/debatte/kom.....litik.html
Eine weitere Sonntagsrede eines Journalisten, der sicher 1999 weggeschaut hat wie wir Bürger. Wie wäre es mit einem kritischen Artikel über Europa, oder ist das schon anti-europäisch, gar nationalistisch? Der Text mag gut gemeint sein, als Bürger und Wähler will ich aber nicht praktisch jeden Tag von der „Elite“ die Sonntagsreden über die EU runtergebeten bekommen. Die Euro-Zone ist ein rechtsfreier Raum geworden, die EU und der Euro schaffen keinen Wohlstand, sondern Armut (zumindest im Süden Europas). Lösungsvorschläge? Fehlanzeige. Aufarbeitung der Eurokrise, deren Grundstein in Deutschland und Frankreich von der Politik (SPD, Grüne, später dann CDU und FDP) gelegt wurde? Fehlanzeige. Steinmeier und Tritin, beide haben beim Eurobetrug massgeblich mitgemacht, Aufarbeitung, Rücktritte, kritische Journalisten? Fehlanzeige. Bleibt nur die Frage, werd 2013 wieder wegschaut, wir Bürger nicht, was ist mit euch Journalisten?