Eines Tages, so wetterte einst Franz-Josef Strauß sinngemäß gegen nationale Sparkommissare, eines Tages habe man einen gesund gesparten Haushalt und ein tot gespartes Volk. Und was dann? Niemand der mehr Angst vor dem angeblichen Top-Trauma tumber Teutonen haben muss, einer Hyper-Inflation.
Nachdem jetzt die EZB mit dem unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen notleidender Länder angeblich eine „rote Linie überschritten hat sind die professionellen Schwarzmaler mal wieder am Werk, die das Menetekel einer gesamteuropäischen Inflation als Folge des Gelddruckens an die Wand malen. Allen voran die schwarze Zunft unserer Printmedien.
Da ist dann schon mal von den wertlosen Milliardenscheinen der Reichsmark als Schubkarrenladungen für ein Pfund Butter die Rede, die Währungsreformen in Deutschland der Jahre 1923 und 1948 müssen erneut als Schreckensszenarien mit Zukunftswert herhalten; und überhaupt: Die EZB und deren Präsident Manuel Draghi verstießen gegen ihre eigene Satzung. Und demokratisch legitimiert sei das Frankfurter Europainstitut überdies nicht.
Welch ein angemaßtes fiskalpolitisches Maulheldentum. Selbst die vor letzen Donnerstag noch so kritischen Töne aus dem Regierungslager sind plötzlich merkwürdig leise, wenn nicht gar verstummt. Unser „Sparstrumpf“ die Kanzlerin, die in diesen Fragen ohnehin schon oft und früh genug auf dem falschen Bein Hurra geschrien hat, ist mal wieder mit allem einverstanden, was sie vorher strikt abgelehnt und wovor sie „dringend gewarnt“ hatte Und ihr treuer Vasall aus dem Finanzministerium Wolfgang Schäuble ist nun irgendwie auch einverstanden mit der EZB-Volte.
Merkel vor allem, die ja nun in längst vergangenen Zeiten die Lehren der marxistischen-materialistischen Dialektik fleißig eingeübt hat, argumentiert nun folgerichtig mit dem leninschen Grundsatz, wonach Vertrauen gut, Kontrolle besser sei. Denn tatsächlich werden laut Draghi die Ankäufe nur auf dem Sekundärmarkt unter strenger Überwachung der Haushaltspolitik des jeweilig betroffenen Bittstellerstaates besorgt und weitergegeben. Zudem müssen sich diese Staaten dem Reglement des Rettungsschirmes ESM unterwerfen.
Hier allerdings hatten die neunmalklugen Politiker und Publizisten ruhig mal die demokratische Legitimitätsfrage stellen dürfen. Denn spätestens am kommenden Mittwoch gibt es dazu eine Antwort aus Karlsruhe, wenn die Verfassungsrichter über die Rechtmäßigkeit des die parlamentarischen Rechte faktisch einschränkenden Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) urteilen werden. Sollte, was allerdings kaum zu erwarten ist-der ESM im juristischen Raster hängenbleiben, dann wäre die EZB-Operation ohnehin nicht einmal mehr das Papier wert, auf dem es geschrieben steht. Dann ginge alles wieder von vorn los.
Und Franz-Josef Strauß ließe sich dann mit seinen n Visionen auf Europa übertragen. Dagegen hilft nur eine Parole: Va Banque ! Was denn sonst?
Verehrter Herr! Ihnen fehlt so ziemlich alles, was jemanden befähigt, einen anspruchsvollen, sendenswerten, will sagen: überzeugenden Kommentar zu schreiben bzw. zu sprechen, nämlich das Fachwissen, das man nicht im Anstudieren diverser Fächer gewinnt, und die Fähigkeit eigenständig und unideologhisch zu denken. – Ihr Kommentar zu den hirnrissigen, aus der Zeit und Realität gefallenen Vorschlägen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik im DRadio am 12. 2. 13 beweist wieder einmal, dass Bildung (geht immer einher mit Lebenserfahrung und Weiterbildung) nich Sache 68er Schwarmgeister ist.