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Freiheit, die er meint: Joachim Gaucks Kritik des Liberalismus

Man hat es kommen sehen. Die  Frage war nur, wann Joachim Gauck die Gelegenheit ergreifen würde, wie von vielen Kritikern verlangt, seine Freiheitsrhetorik zu zügeln. Nun hat er ausgerechnet eine Rede zum Jahrestag der gewaltsamen Befreiung der Niederlande von der deutschen Besatzung dazu verwendet. Keine gute Idee.
Über die Kritik an Gaucks Freiheitsbegriff habe ich hier bereits einiges geschrieben:
Dabei habe ich unter anderem gesagt, dass die von den Grünen erfundene Phrase „Freiheit zur Verantwortung“  dem Bundespräsidenten eine Hintertür öffnet, die Freiheit im Namen der Verantwortung  einzuschränken. Das hat Gauck nun bei seiner Rede in Breda getan. Laut Agenturberichten kritisierte das deutsche Staatsoberhaupt das europäische Freiheitsverständnis: Während Völker in anderen Teilen der Welt die Freiheit entdeckten, könnten viele Menschen in Europa deren Segen „nur noch begrenzt erfassen“, so Gauck.. „Sie missverstehen Freiheit als Libertinage, als das Versprechen auf ein hedonistisches Lebensmodell, als politische oder ethische Beliebigkeit oder als Aufforderung zum Verzicht auf Mitgestaltung.“ Dabei fehle, „was besonders viele junge Menschen auf die Straßen und zum Protest treibt – Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, auch Gemeinsinn und Solidarität“.
Der ehemalige Pastor wurde, das sei hier nur nebenbei angemerkt, auf der Reise ins Nachbarland von seiner gegenwärtigen Lebensabschnittsgefährtin begleitet. Mir ist es völlig gleich, mit wem der Mann schläft, aber ich finde es schon ein Ding, wenn er dann andere Leute belehrt, sie dürften Freiheit nicht als Libertinage, Hedonismus oder ethische Beliebigkeit „missverstehen“. Der Mann, der immerhin einen Staat vertritt, dessen Verfassung den besonderen Rang von Ehe und Familie betont, mag sich die Freiheit herausnehmen, den sexualmoralischen Erwartungen zu trotzen, die bislang an den Amtsinhaber gestellt werden, und dazu soll er meinen Segen haben, aber dann sollte er den Zeigefinger nicht gar so erigieren.
Es ist schon erstaunlich, wie sehr Joachim Gauck inzwischen wie ein Echo des Joseph Ratzinger klingt (auch er ein Mann, der lieber vor der eigenen Tür kehren, genauer die Augiasställe seiner eigenen Kirche ausmisten sollte. Sie haben die gleichen Gegner: „Libertinage, Hedonismus, Beliebigkeit“. (Wer’s nicht glaubt, braucht nur die Begriffe zusammen mit den Namen „Ratzinger“ oder „Benedikt“ zu googeln, oder mein Buch zu lesen.)  Dafür, so meinen sie, dürfe der Begriff „Freiheit“ nicht „missbraucht“ werden.
Nun, es gehört nun einmal zur Freiheit eines Christen- wie jedes anderen Menschen, dass er mit ihr machen kann, was er will, und dass ihm weder Kirchenleute noch erst recht Politiker vorzuschreiben haben, was er darunter zu verstehen hat. Einem aktiven Kirchenmann könnte man das sogar eher nachsehen. Es gehört zum Markenkern der meisten Religionen, ihren Mitgliedern bestimmte Arten des Verzichts auf sinnliche Genüsse abzuverlangen, was die paradoxe Wirkung hat, die Anhänger noch stärker an die Organisation zu binden und sie zu ermutigen, auch intellektuell Verzicht zu üben. („Ich habe nun schon so viel in diese Geschichte investiert, da muss etwas dran sein.“)  Einem Staatspräsidenten, der das ganze Volk repräsentieren soll, steht es hingegen nicht zu, Libertinage und Hedonismus zu kritisieren. „The pursuit of happiness“ gehört nach Thomas Jefferson zu den elementaren Bürgerrechten, die der Staat gefälligst zu schützen habe. Ob Libertinage und Hedonismus, wie immer man diese Begriffe definiert, zum Glück der Menschen beitragen, ist eine philosophische, keine politische Frage. Die Freiheit ist aber  nicht nur die Freiheit des Andersdenkenden. Sie ist auch die Freiheit des Anderslebenden. Wenn der Islam zu Deutschland gehört, dann gehört der Hedonismus allemal dazu. Schließlich war das „Versprechen auf ein hedonistisches Lebensmodell“ – mehr Konsum, freies Reisen, besserer Sex, schnellere Autos – ein wesentlicher Impuls, der zum Fall der Mauer führte. Der Wunsch nach einer strengen, Gauck-Ratzinger’schen „Freiheit zur Verantwortung“ hätte niemals gereicht, um der DDR den Garaus zu machen, wenn etwa der unfreie Osten das Konsumentenparadies und der freie Westen so arm gewesen wäre wie es das Arbeiter- und Bauernparadies war.
Dass sich Gauck nicht scheut, „Gemeinsinn und Solidarität“ als Elemente der Freiheit zu beschwören, muss zu denken geben. Nichts gegen Solidarität. Ich bin Ver.di- Mitglied. Nichts gegen Gemeinsinn. Ich trenne meinen Müll. Aber sie sind eben Werte oder Haltungen, die ich als freier Bürger erstens definieren kann wie ich will und in deren Namen zweitens die Freiheit niemals eingeschränkt werden darf, soll nicht im Staat „der Terror des dörflichen Zusammenlebens“ (Niklas Luhmann) herrschen. Stadtluft macht frei, weil sie von der Diktatur des Gemeinsinns befreit. Ich kann so solidarisch oder unsolidarisch sein, wie ich will, mitmachen oder nicht mitmachen, wie ich will. Gerade diese Freiheit ist kostbar – kostbarer noch als die Freiheit, wählen zu gehen, zu reisen oder studieren zu können, was ich will. Nicht mitmachen müssen, sich dem Gemeinsinn und der Solidarität entziehen können, das ist gerade der Unterschied zwischen einer freien und einer totalitären Gesellschaft.
Ähnliches gilt für die von Gauck als nicht zur Freiheit gehörige „ethische oder politische Beliebigkeit“. Nun weiß ich nicht genau, was „ethische Beliebigkeit“ sein soll. Ich weiß aber, dass meine Freiheit, mir meine eigene Ethik zu entwickeln, nicht von der Politik beschnitten werden darf. Gesetze kann die Politik machen. Sie kann sie auch ethisch begründen und mich als Bürger zwingen, sie einzuhalten oder mich dafür bestrafen, sie nicht einzuhalten. Aber sie kann mich nicht zwingen, sie gut zu finden, und wenn sie noch so ethisch begründet daher kommen. So galt bis vor wenigen Jahren der Paragraf 175, der homosexuelle Handlungen im Namen der Moral als Verbrechen definierte. Heute sind wir eher geneigt den Paragrafen 175 als Verbrechen zu bezeichnen. So wurde der Philosoph Bertrand Russel verurteilt, weil er im Ersten Weltkrieg die Kriegsdienstsverweigerung verteidigt und empfohlen hatte, was damals als Verstoß gegen den Gemeinsinn, die Solidarität und den ethischen Grundsatz der Vaterlandsliebe gewertet wurde, vor allem aber gegen die Gesetze verstieß. Die Verurteilung war rechtens und entsprach dem Gefühl der überwältigenden Mehrheit der Bürger. Heute lesen wir Bertrand Russels pazifistische Schriften mit anderen Augen. Was also „politische Beliebigkeit“ angeht, so fragt man sich wieder, was das bedeuten soll. Die Gedanken sind nun einmal frei, auch und gerade die politischen. Und das ist gut so, weil sie sich ändern – und damit die ethischen und politischen Koordinaten.
Was „viele junge Menschen auf die Straßen und zum Protest treibt“ – etwa zur Teilnahme an der „Occupy“-Bewegung, die Gauck ja „unsäglich albern“ fand,  ist nicht das Fehlen von „Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, Gemeinsinn und Solidarität“, sondern das Fehlen von Jobs, Geld, Ausbildungsplätze und Zukunft – das Fehlen jener „Freiheit von Not“, die Franklin D. Roosevelt zu den „Vier Freiheiten“ zählte, in deren Namen der Sieg über Nazideutschland erkämpft worden war. Wie in Griechenland, Spanien, Italien und Frankreich, wo die Jugendarbeitslosigkeit zwischen 50 und 25 Prozent liegt, eine Zukunft zu schaffen ist, darüber muss diskutiert und gestritten werden; ich denke, dass die Lösung eher in der Liberalisierung des Arbeitsmarkts – also in einer Ausweitung der Freiheit – als in der Kritik der Freiheit im Namen der Solidarität zu finden sein dürfte. Wie dem aber immer auch sei: gefordert sind pragmatische Lösungen, nicht große Worte.
Gauck selbst hat sich wiederholt als „Demokratielehrer“ bezeichnet, wobei er offensichtlich die Tatsache, dass er einen Großteil seines Lebens in einem nichtdemokratischen Staat verbracht hat, als Qualifikation betrachtet. Andere würden das eher bezweifeln. Nun, erstens ist aber der Begriff ein Oxymoron. Zweitens gehört er nicht zur Jobbeschreibung eines Bundespräsidenten. Und drittens hat Gauck mit seiner Rede in Breda wohl gezeigt, dass er ein ganz guter Demokratielerner ist, indem er seinen Kritikern von linkskonservativer, grün-konservativer und christlich-konservativer Seite mit seiner Umwertung des Werts Freiheit nach dem Munde geredet hat; vom Liberalismus aber – wirtschaftlicher, sozialer, politischer und moralischer Natur – versteht er wenig. Ihm ist künftig mehr Jefferson und weniger Böckenförde als Lektüre zu wünschen.
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73 Gedanken zu “Freiheit, die er meint: Joachim Gaucks Kritik des Liberalismus;”

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    @KJN

    Nachtrag:

    Warum reguliert die Wirtschaft, sprich die Großunternehmen, oder besser von Ihnen formuliert die Großorganisationen die DIN Normen?

    Damit Sie als KMU keine Innovationen auf den Markt bringen können.

    Und fragen Sie einmal bei welchen Umweltauflagen Lobbyisten der Großunternehmen bei den Gesetzesentwürfen daei waren?

    Und fragen Sie einmal den Pförtner beim Bundesgesundheitsministerium wieviele Lobbyisten täglich in das Gebäude gehen 🙂

    Ein Blick auf Lobbypedia:

    http://www.lobbycontrol.de/blog/

    und Sie können erkennen wer und wo in unserer Republik den Ton angibt.

    Oder nehmen Sie die Bertelsmann Stiftung, warum werden zunehmend 1 :1 Vorschläge der Stiftung in die Schulpläne mitübernommen??

    Es wird Zeit dass wir nicht immer wieder an die Klagemauer gehen ,

    sondern ganz banal die Dinge wieder in die Hände nehmen.

    Wie heißt es in einem Grafitti Spruch:

    Wer sich nicht wehrt lebt verkehrt

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    @KJN

    immer neue Regulierungen….Sie haben vollkommen recht….
    nur wer fordert die Regulierungen???

    Dann schauen Sie sich doch einmal die Berufsgenossenschaften an:

    Eine nicht transparentes Eigengebilde, dass immer darauf bedacht ist seine Kasse zu füllen…

    Selbst wenn Sie eine Minijobber für einen Monat einstellen müssen Sie den gesamten Jahresbeitrag an die Berufsgenossenschafdt abführen.

    Oder nehmen Sie die neue Regulierung, dass man auch in Privarwohnungen zukünftig Rauchmelder installieren muß, per se sicherlich nicht schlecht, aber wenn Sie dann erfahren, das es nicht ausreicht einen Rauchmelder anzuschaffen, der automatisch ein Signal gibt wenn die Ladekraft der Batterie zu Ende geht….

    sondern Sie werden verpflichtet einmalim Jahr einen Rauchmelderüberwacher als Person in Ihre Wohnung zu lassen, der eine Leiter hat und nachschaut, ob alles in Ordnung ist 🙂
    Und wenn Sie dann vielleicht feststellen, dass diese Person von der Telekom oder von Techem kommt mit 6€ die Stunde bezahlt wird und Sie als Wohnungseigentümer müssen 50€ entrichten…

    Oder nehmen Sie die neue Regulierung einmal im Jahr Ihren Warmwasserbehälter auf Legionnella untersuchen zu lassen, für wahrscheinlich XXL €

    dann müssten Sie doch auch mittlerweile daraufkommen, dass es nicht d e r S t a a t ist, sondern zunehmenend Mischformen von Unternehmen seien es Private-Public-Partnership Unternehmen, seien es reine Privatunternehmen die im sogenannten öffentlichen Auftrag handeln

    Blind auf den Staat einzuhacken hilft leider nicht, notwendig ist es m.E. transparent zu machen wer z.B. der eigentliche Verursacher solcher Regularien ist.

    Und das sind meiner Auffassung nach zunehmend Privatunterunternehmen, die durch geschickte Lobbyarbeit es erreichen, dass unsere Vertreter im Bundestag dann auch noch von den Lobbyisten sebst erstellte Gesetzesvorlagen abnicken.

    Dies der Staat ist schuld, der Staat macht dies, der Staat macht das hilft uns leider nicht .

    Aufklärung tut not.

    weil Sie schon den Arbeitsmarkt erwähnen…

    Wer profitiert wohl erheblich an den Umschulungsnahmen…

    Die IHKs die doch immer so für einen schlanken Staat eintreten

    Und wie ist das mit der Zwangsmitglied bei der IHK???

    Wenn wir ein wenig beginnen würden, hier Transparenz herbeizuführen, wäre es um unseren Staat besser bestellt.

    Und können Sie sich noch an die Einführung der Maut durch das Privatunternehmen Daimler und Telekom erinnern??

    Wo sind eigentlich die mehrere Mrd. € geblieben die diese Unternehmen Ihnen und mir und dem deutschen Staat schulden…..

    Es liegt seit xl beim Schiedsgericht ….

    und warum wohl….

    weil sicherlich die Lobbyisten von einem richtigen Rechtsstreit Deutschland gegen DTAG und Daimler abgeraten.

    Es könnte ja Arbeitsplätze kosten

    Das das outsourcing von staatlichen Sektoren an Privastunternehmen nicht effizienter ist, ist mittlerweile alle kritischen Beobachtern der Szene bewußt.

    Und warum werden wohl zunehmend Krankenhäuser privatisiert:

    Weil health ist ein Wachstumsmarkt !!!

    Lieber KJN

    so sieht aus meiner Sicht die Realität aus.

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    Noch ein kurzer Zusatz:
    Ich bin ja nicht die Einzige, die Antennen für ein wachsendes Demokratiedefizit hat.
    Aber die Masse der Deutschen, die felsenfest davon überzeugt ist, dass alles okay ist, solange wir exportieren wie die Weltmeister und genug im Portemonnaie ist, erklären mir, wie Hitler möglich war. In den anderen Ländern ist das Gefühl für Demokratiedefizite höher, besonders in Frankreich, denn sonst hätte Hollande mit seinen altertümlich klingenden Rezepten nicht gewonnen und Sarkozy, den nur die besseren Teile der Gesellschaft zu interessieren schienen, nicht verloren. Auch so was wie IM erscheint heute typisch deutsch. Immer noch der angepasste Bürger.

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    @ KJN und Moritz Berger:
    Der ganze Komplex ist für mich inzwischen undurchschaubar. Wer da wen jeweils kapert, ist unklar.
    Klar ist, dass die beiden großen Religionen sich jederzeit bei kollektiver Armut positionieren würden und dann als große Heilsgeber auftreten können. Das tut der Sozialstaat aber auch. Er verkauft scheinbare Wohltaten, aber nur, um sich selbst bzw. das Parteiensystem zu nähren (s.Broder, oben). Allen drei Akteuren steht nichts mehr im Weg als unabhängige Menschen.
    Bislang haben m.E. immer die Banken den Ausgleich gebracht (ich warte auf Widerspruch). Jetzt sind sie klamm. OWS ist nur teilweise berechtigt, da, wo schwarze Schafe agieren, die existieren – jeder verantwortliche Banker gibt das zu. Was bringt die Finanztransaktionssteuer? Ich würde sagen, die bringt etwa soviel, wie wenn Staaten über die Einstellung schwarzer Schafe beim Vatikan wachen. So wie der Vatikan dieses Kapitel selbst regeln muss, so müssen die Banken ihre schwarzen Schafe selbst aussortieren und in ihren Boni vernünftiger werden. Ob das gelingt, weiß ich nicht. Ich weiß nicht mal, ob die Bereitschaft dazu da ist. In der Wirtschaft ist es nicht unähnlich. Wenn Mangergehälter den sozialen inneren Frieden gefährden, müsste man sich selbstbeschränken. Wie der Vatikan die Pädo“philie“ loswerden muss, um den Katholizismus zu retten, so müssen Banken und Wirtschaft ihre Exzesse limitieren und verantwortungslose Gierschlünde aussortieren oder hinter Gitter bringen, um den Kapitalismus, hier den freien Wettbewerb, zu bewahren. Wenn Staaten das regeln, hat der Bürger am Ende 20 Euro mehr pro Monat im Portemonnaie (big deal), während der Staat sich weiter aufbläht.
    Was klar ist, ist, dass wenn alle Genannten zusammen arbeiten würden, um andererseits ihre Pfründe zu retten, die Demokratie gefährdet wäre und damit auch die Freiheit. Wenn die Genannten zu dem Schluss kommen, dass Selbstbeschränkung doch gräßlich ist und die 30m-Yacht erstrebenswerter (oder das Champagne-Flugzeug in Cannes), haben sie alle Instrumente in der Hand, um uns fläachendeckend zu steuern und zu überwachen. Das würde man dann in 500 Jahren 2. Inquisition nennen. Aber so weit will ich nicht glauben. Die Moral dürfte insgesamt doch noch etwas höher sein, weil ein unethisches Leben im Grunde wenig Sinn macht. Aber wer weiß?
    Seit ich David Rosskopf’s Buch „Die Superklasse“ gelesen habe, weiß ich, dass dort andere Denkstrukturen herrschen und Davos Versailles ist.
    Auf alle Fälle wäre es hilfreich, wenn die CDU wieder nach rechts rutschen würde und die SPD nach links. In den demokratischen Auseinandersetzungsprozessen findet man manche Teilwahrheit.
    A.M. betrachte ich mit den Augen meiner Freunde in Südeuropa, Frankreich und England. Und so betrachte ich auch Kauder und Schäuble. Von Südeuropa aus betrachtet, haben die inzwischen wieder Herrenmensch-Attitüde. Das sind, wie Jakob Augstein richtig feststellt, schwer zu reparierende Fehler. Die Europäer unter uns sehen das sofort. Der Rest ist schon immer so gewesen: – Erst das Portemonnaie, der Urlaub in der Türkei, aber hier keine Muslime, zweimal im Jahr Urlaub in Südeuropa, aber der Deutsche ist doch der beste und der Grieche faul, auch wenn Santorin schön ist – usw.
    Wir suchen. Wer meint, zu wissen, was zur Zeit das Beste ist, liegt vielleicht noch am ehesten daneben. Nicht mal die Ökonomen wissen das.
    Also: Die Demokratie steht im Zentrum meines Denkens. Bei Posener auch, glaube ich.

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    @Parisien
    Ihre Quersummenarithmetik erinnert mich an eine Aussage von Frau Merkel in den 90ern, daß in der DDR die Frauen vollzeit gearbeitet hätten und der BRD mehrheitlich auf Halbtagsstellen. Sie könne sich vorstellen, daß man im vereinten Deutschland bei 75% der Arbeitszeit für beide Geschlechter ankommen würde.
    Nicht daß ich gegen das Ergebnis etwas einzuwenden hätte, aber es zeigt schon eine bestimmte Denkungsart.

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    @Moritz Berger
    „Es wäre schon wenn Sie das erklären würden…“
    wäresogernmillionärgeworden hat’s bereits am Beispiel erläutert, auch Parisien: Die (nicht nur) Staats-Institutionen (Krankenkassen, Sozialsysteme, Versicherungen..) wachsen immer weiter. (Das mit den sehr teuren Berufshaftpflichversicherungen ist ein großes Problem, mit dem ich selber zu kämpfen hatte.) Immer neue Gesetze, Umweltschutz, demnächst Helmpflicht beim Duschen Fahrradfahren, Ganztagsschulen/Kindergärten, Schulen für werdende Eltern, das was Broder schreibt (s. Parisien), Verbraucherschutzbehörden, also vorsorgender Sozialstaat sprich Entmündigung bzw. kompletter Zugriff des Staates auf das Individuum und Stellen, Stellen, Stellen für die ausufernde Bürokratie. Alles für den Arbeitsmarkt, aus dem sich die paar verbleibenden Großorganisationen selektierend bedienen können („Unternehmen“ mag ich gar nicht mehr sagen). Und wenn so ein Mitarbeiter aufmuckt, kommt das Totschlagargument der weltweiten Konkurrenz, analog „der Fünfjahresplan muss im nationalen Interesse erfüllt werden“. Machen Sie sich mal selbständig. Zunächst haben Sie wenig Hürden und auch Unterstützung vom Staat, sollten Sie aber mal einen Auftrag erhalten, wo auch materiell produziert werden muss, kriegen Sie so viele Auflagen, daß Sie aus betriebswirtschaftlichen Gründen am besten direkt wieder zumachen.
    Noch mehr Realität, lieber Moritz Berger?
    Und: Überall Kampagnen, wie wichtig MINT-Berufe sind. Wo sollen die denn ausgeübt werden, wenn Deutschland seine Produktion aus Umweltschutzgründen nach Korea und China verlagert? – Merke: Mache genau das Gegenteil von dem, was die Institutionen sagen, sonst gerätst du in einen Schweinezyklus.

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    „Alemanha“ – Deutschlands Regierung wird von zwei Elementen beherrscht: Der Vatikan durch die CSU Bavaria , und die Grossindustrie – Siemens, Thyssen-Krupp, Bayer . — So erklaere ich den Lesern in Brasilien – in einem kurzen Paragaph wie sie „Alemanha“ verstehen sollen. ————— Was der „German“ nicht ueber den Hedonismus und die „Freiheit“ in der USA Gesellschaft versteht: Alles was der „German“ von USA aufsaugt: Hollywood, New Yaaark!, Las Vegas, Cowboys, Elvis, soul, rock-rap-pop-crap: Das wird in USA nur von den „unteren Schichten“ der Euro-Weissen, African-American, Hispanic-Latinos ausgelebt! Jedoch in USA vermieden von Chinesen, Juden, Inder, Koreaner, Japaner -eingewanderte und eingesessene (und Mormonen wie Romney). Diese ethnischen Kulturen in USA verfolgen unberirrt nuechterne Lebensweisen, halten ihre Kinder unter strammer „no nonsense“ Kontrolle und treiben sie zum Studieren. Heute sind die Mehrzahl aller Fachaerzte und Wissenschaftler in USA von diesen ethnischen Kulturenkreisen. Der bekannteste Inder, Dr. Sanjay Gupta ist Neurochirurg und medizinischer Sprecher des weltweiten CNN TV Network (wurde auch beinahe Gesundheitsminister = Surgeon General). Seine Eltern waren Ingenieure von Indien welche in den 1960ziger nach USA auswanderten. Sanjay wurde in Michigan geboren und wuchs auf als einziges Kind von Indern in der Stadt Novi: „Meine Eltern erlaubten mir nur einmal in der Woche ein TV Programm zu sehen!“

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    @ EJ

    Bei Ihnen gilt, was Alan Posener mal zu dem großen Antisemitenschnüffler Dr. Clemens Henis befunden hat. Bei Ihnen stottert der Motor genauso: A-a-a-a-a-a-a-ntisemit. Kolbenfresser, Verstopfung. Nehmen Sie mal ein Abführmittel. Vorher brauchen wir bei Ihnen nicht davon zu reden, ob Sie seriöse Vorlagen machen können oder nicht.

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    Wenn Vater Staat übernimmt von Ballymore&CO:
    Was wir in den Problem-Kiezen erlebten, war eine florierende Migrationsindustrie, die sich ihren Kunden andiente, wie es jeder Dienstleistungsbetrieb tut. Die ständig neue „Projekte“ konzipieren musste, um ihre eigene Existenz zu rechtfertigen. In den besten Tagen der Berliner Treberhilfe waren bis zu 300 Sozialarbeiter für etwa 3000 Obdachlose tätig. Das heißt, zehn Obdachlose versorgten einen Sozialarbeiter mit Arbeit und Einkommen.

    So ähnlich funktioniert auch die „Migrationsindustrie“. Man weiß nicht mehr, wer für wen da ist: die Migrationshelfer für die Migranten oder umgekehrt. Man muss sich die Frage stellen, ob die „Fürsorge“ nicht der Integration abträglich ist, weil sie ihre Objekte entmündigt. Nicht die Migranten sind das Problem, sondern ein Apparat, der sich um sie kümmert, bis jede Eigeninitiative verkümmert ist.

    Henryk M. Broder

    Ganzer Artikel, mehrere Autoren:
    http://www.welt.de/politik/deu.....Akten.html

  10. avatar

    In einem der letzten Kommentare, las ich die Formulierung „wenn ich die Freiheit hätte …“. Nun gut, auch ich, Jahrgang 1954, wie Merkel, könnte etwas über Feiheit in der BRD zum besten geben. Ca. 1980, ich hatte gerade meine ersten beiden Semester hinter mir, wurden die Architektengesetze geändert. Wer sich damals künftig als freier Architekt verdingen wollte, hatte nun vor einer „Zulassung“ als Architekt (mit Diplom, meist nicht unter 9 Semestern zu haben) in anderen Büros 2 Jahre zu dienen und dann die Aufnahme in die Architektenkammer zu beantragen, die auch gleichzeitig sein weiteres Rentenschicksal vorgegeben hätte. Mittlerweile wurden Berufshaftpflichtversicherungen eingeführt, die die Eintrittsschwelle in die Selbständigkeit weiter anheben. Diese Gesellschaft kennt keine Freiheiten, außer sie dienen der Besitzstandswahrung. Jetzt will man für jeden Selbständigen nach der Krankenversicherungspflicht auch eine Rentenversicherungspflicht gesetzlich vorschreiben. Freiheit, die ich meine. geht ganz wo anders los, als sie die Debatte hier streift, leider.

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    @KJN

    „Wir brauchen also nicht Occupy Wallsteet, sondern Occupy Stadtverwaltung oder Occupy Vorsorgender Sozialstaat!“

    Es wäre schon wenn Sie das erklären würden…

    Die Ausführungen von Parisien werden leider immer rätselhafter!

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    @ KJN
    Schöner Zufall:
    S(19)+E(5)+D(4)=28
    C(3)+D(4)+U(21)=28

    Warum nicht mal wieder SPD/FDP oder Ampel? Beim nächsten Mal mit Westkanzlerkandidatem ggfs. wieder ein Versuch mit CDU. Dafür müsste die SPD aber erst mal in Opposition gehen. Im Gegensatz zu Frankreich ist das schwer, da alle Felder von der CDU flächendeckend eingenommen wurden. So fällt weder der SPD noch den Grünen viel ein, wenn keiner von der CDU oder CSU hilft. Aber wenn man zu viel sagt, geht’s bergab, siehe Brüderle, FDP, über Atomwendungen. Am besten wär’s, alle würden zu viel sagen, dann könnte Madame allein regieren. Der Titel Napoleon ist ja jetzt freigeworden. Aber falls die Kirche dabei ist, wäre Louise Angèle XIV besser.

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    @ KJN und Lyoner
    Nachträglich, nachdem ich selbst formuliert hatte „sollen sie wenigstens Party machen“, fiel mir auf, dass man in der DDR keine Mühe damit hatte, dem Affen etwas Zucker zu geben und zwar in Form von Nacktbadestränden. Im Sex war dort niemand eingeschränkt, nur in der Opposition und in der denkerischen und unternehmerischen Freiheit. Was denen ihre Nacktbadestrände und Ostseeurlaube, ist den heutigen ihre scheinbare Freiheit auf Facebook und ihr virtueller Raum und ihre 100 und mehr scheinbaren Freunde inclusive einiger „Pädophiler“ und ihre Großparty. Und die Eltern fallen drauf ‚rein. Das Volk fällt auf alles ‚rein, was leicht erscheint. Wenn man eines Tages nur noch 10 Prozent der Jugendlichen in Westeuropa und Amerika zum Arbeiten brauchen sollte und die Besten will, guckt man einfach auf Facebook, was die dort abgelassen haben.

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    @ Lyoner

    Ob in Rom oder auf Rhodos – Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Ihnen den seriösen Vorwand liefere, Ihren antisemitischen Quark hier weiter auszubreiten.

    Hypothetisieren Sie den Holocaust, trennen Sie „belastbare von falschen Hypothesen„, mit wem Sie wollen. Ich lasse mich auf Ihren antisemitischen Dreck nicht ein.

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    Nun kann ich bei Ihren letzten Bemerkungen, geschätzte Parisien, gut anknüpfen. Das Mißliche an Poseners Analyse ist nicht sein Eintreten für legitime und illegitime Wünsche und Verausgabungen (pursuit of happiness) nicht nur der Jugend, sondern dass er entweder wissentlich oder unwissentlich nicht berücksichtig, dass dieses Begehren der vorherrschenden Ökonomie unterworfen ist. Ich vermute wissentlich, nachdem er in früheren Posts den „Kapitalismus als unseres Glückes Unterpfand“ bezeichnet und uns aufgefordert hat, „den Kapitalismus zu lieben“.

    M.E. ist das Signum unserer „liberal“ genannten Epoche in drei Vorschriften zu fassen

    1. Du sollst begehren
    2. Du sollst dafür Schulden machen
    3. Du sollst die Schulden abarbeiten

    Nachdem Posener hier mehrmals auf die Occupy-Bewegung hingewiesen hat, trifft es sich gut, dass ich gerade begonnen habe, das in Deutschland neu erschienene Buch eines der Vordenker der Bewegung, David Graeber, Schulden – Die ersten 5000 Jahre (http://www.amazon.de/Schulden-.....3608947671) zu lesen. Vielleicht lässt sich dies hier mal diskutieren. David Graeber schildert folgende Episode der kolonialen Epoche:

    „… Steuerpolitik, die Märkte schaffen sollte, wo es zuvor noch keine Märkte gegeben hatte -, obwohl sie in der Theorie Smith´Gedanken folgten, dass Märkte sich spontan aus eigenem Antrieb entwickeln.

    Das glat besonders für die koloniale Welt. … Der französische General Gallieni, der Eroberer von Madagaskar, erließ … als eine eine der ersten Entscheidungen nach der vollständigen Einnahme der Insel 1901 eine Kopfsteuer. Sie war nicht nur ziemlich hoch veranschlagt, sie musste auch in den neu geschaffenen madegassischen Francs bezahlt werden. Mit anderen Worten: Gallieni ließ Geld drucken und verlangte dann, alle Bewohner der Insel sollten ihm etwas davon abgeben.

    Am erstaunlichsten ist aber, wie er seine Steuer bezeichnete. Von „impot moralisateuer“ war da die Rede, von „erzieherischer“ oder „moralisierender“ Steuer. die Steuer sollte – um es in den Begriffen der damaligen Zeit auszudrücken – die Eingeborenen den Wert der Arbeit lehren. […]

    Das ganze Projekt mag als zynischer Plan erscheinen, billige Arbeit aus den Bauern herauszupressen. So war es tatsächlich, aber es war noch mehr als das. die Kolonialregierung formulierte auch sehr deutlich …, man müsse dafür sorgen, dass den Bauern zumindest ein Teil des Geldes blieb und dass sie sich an kleine Luxusgegenstände gewöhnten – Sonnenschirme, Lippenstifte, Kekse -, die es in den chinesischen Läden zu kaufen gab. Es war entscheidend wichtig, dass sie neue Vorlieben, Gewohnheiten und Erwartungen entwickelten; dass die Grundlagen einer Konsumnachfrage gelegt wurden, die Bestand haben sollte, lange nachdem die Eroberer das Land verlassen hatten. Denn diese Nachfrage musste Madagaskar für immer an Frankreich ketten.“

    Lesen Sie das Buch, lieber Alan Smith Posener; ob es Ihnen die Augen öffnet, muss offen bleiben.

  16. avatar

    @Pose-ner Nomen, fürchte ich, est omen, war das eine Antwort? Ich habe nicht argumentiert, sondern erklärt, wie man Gauck verstehen kann, wenn man es will. Interessant finde ich übrigens, dass Sie offenbar keine kurzen Texte können. Warum müssen Sie immer so furchtbar lang ziselieren für einen am Ende recht einfachen Gedanken?

  17. avatar

    Parisien schreibt:
    „Aber die Mutter und der Jungabiturient als Steuerzahler werden gewünscht, alles auf dem Rücken der Jüngeren und (oft alleingelassenen) Kinder. Das soll Freiheit sein? Nicht mal in der Jugend frei?“
    Sag’ich doch: Occupation (Instrumentalisierung) des Kapitalismus durch die herrschende Bürokratie zweckst Errichting einer DDR2.0 als „kleineres Übel“ anstelle der Wirtschaftsoligarchen und zum Schutz gegen die „Globalisierung“.
    (Wer da insgeheim am gleichen Strang zieht, braucht man wohl nicht mehr zu erläutern.))
    Wir brauchen also nicht Occupy Wallsteet, sondern Occupy Stadtverwaltung oder Occupy Vorsorgender Sozialstaat!

  18. avatar

    @ Alan Posener
    Großartiges Stück in der „Welt“. Seit heute morgen, als ich Ihre Ausführungen aus der Sicht der Jugend betrachtet habe, verstehe ich, was Sie meinen.
    Über den heutigen Doodle (Howard Carter) stieß ich auf das hier:
    „The ancient religion of Egypt put up surprisingly little resistance to the spread of Christianity. Possibly its long history of collaboration with the Greek and Roman rulers of Egypt had robbed its religious leaders of authority. Alternatively, the life-affirming native religion may have begun to lose its appeal among the lower classes as a burden of taxation and liturgic services instituted by the Roman emperors reduced the quality of life. In a religious system which views earthly life as eternal, when earthly life becomes strained and miserable, the desire for such an everlasting life loses its appeal. Thus, the focus on poverty and meekness found a vacuum among the Egyptian population.“ link folgt.
    Natürlich wittern die Kirchen ihre Chance, wenn es den Leuten schlechter geht. Sie nutzen das, um ihre tatsächlichen Werte, aber auch ihre Dogmen, zu reinstallieren.
    Dann fand ich noch diesen interessanten Satz:
    „Caracalla (211-217) granted Roman citizenship to all Egyptians, in common with the other provincials, but this was mainly to extort more taxes, which grew increasingly onerous as the needs of the emperors for more revenue grew more desperate.“
    Man ersetze bitte Caracalla durch Brüssel, Roman durch europäisch und Egyptian durch alle Bürger. The „needs for revenue“ hat daneben unseren Kindern noch die Jugend eingeschränkt. G8 bedeutete einen Verlust an Freiheit. Die Musikschulen und Sportvereine bekamen weniger Zulauf. Wir waren früher gut genug. Jetzt haben wir nur früher Steuerzahler, alles auf dem Rücken von Kindern. Auch das Kapitel KiTa flächendeckend gehört dahin. Die meisten Paare würden sich freuen, wenn es genügend attraktive Halbtagsstellen sowie Betriebskindergärten gäbe. Aber die Mutter und der Jungabiturient als Steuerzahler werden gewünscht, alles auf dem Rücken der Jüngeren und (oft alleingelassenen) Kinder. Das soll Freiheit sein? Nicht mal in der Jugend frei?
    Dann sollen sie wenigstens Party machen. Kommt, holt das Lasso ‚raus und spielt Piraten mit den Bürokraten!

  19. avatar

    @ Moritz Berger: Ich habe zwei Katzen: Lucky, Shiras Schwester, und Janis, die meine Tochter uns als Shira-Ersatz geschenkt hat, und die es geschafft hat, alle unsere Möbel zu zerkratzen und zu zerkauen.
    @ Parisien: Ich hacke nicht auf Gaucks Partnerstatus herum. Aber wenn er sagt, die Freiheit schließe nicht die Freiheit der moralischen Beliebigkeit ein, dann muss man ihn schon konkret fragen, was das bedeuten soll. Nichts gegen die serielle Monogamie unserer Alphatiere, mit abnehmender materieller Verantwortung für die Partnerin und gelegentlichem Seitensprungh, aber warum ist demgegenüber die Polygamie etwa von Übel?
    @ Drumhead: Nomen, fürchte ich, est omen: war das eine Argumentation?
    @ Alle: Den Gedanken habe ich in der „Welt“ heute weitergesponnen:
    http://www.welt.de/print/die_w.....Gauck.html

  20. avatar

    „Schließlich war das „Versprechen auf ein hedonistisches Lebensmodell“ – mehr Konsum, freies Reisen, besserer Sex, schnellere Autos – ein wesentlicher Impuls, der zum Fall der Mauer führte“

    wenn die DDR Bürger gewußt hätten, wass sie 20 Jahre später in der hedonistischen freien Welt erwartet …

    „In Tennessee verabschiedete das Staatsparlament unterdessen in der letzten Woche ein Gesetz, das sexuelle Abstinenz in den Mittelpunkt der Sexualkunde an Schulen stellt und Eltern erlaubt, gegen einen Lehrer zu klagen, wenn dieser «die Tür zu sexueller Aktivität» öffnet. Als Türöffnung gilt dem neuen Gesetz zufolge jeder «sexuelle Kontakt, der ein Individuum zu nicht-abstinentem Verhalten ermutigt». Da die Duldung derartiger «Kontakte» gleichfalls verboten ist, macht sich in Tennessee womöglich strafbar, wer als Lehrer einen Kuss oder das Händchenhalten von Schülern übersieht. Beides könnte als «Türöffnung» zu verbotener sexueller Aktivität gedeutet werden.“

    http://www.tagesanzeiger.ch/au.....y/15702415

    Ich weiß nicht wann Herr Posener das letzte Mal in den Vereinigten Staaten war???

    Bei uns heißt es zum Glück immer noch.

    Auf der Alm gibt es keine Sünde!!!

  21. avatar

    Letzte Woche im Biergarten nach dem dritten Bier gestänkert:
    „Jetzt gehen wir nicht mehr in der Kirche unsere Sünden beichten, sondern unseren ökologischen Fußabdruck..“
    Eine liebe alte Bekannte, links, stockkonservativ dazu:“Es gibt immer einen, dem du Rechenschaft ablegen musst, das musst du auch mal begreifen! Sonst funktioniert die Gesellschaft nicht mehr.“
    „Ja? Woher weißt du das denn?“
    „Das weiß ich halt.“
    Auch ’n Argument.
    Ach ja, Freiheit ist ja sooo gefährlich.

  22. avatar

    @ EJ

    Auch das noch, werter Ejott, Sie scheinen noch nicht mal hyperbolische Redefiguren zu schnallen. Oder alternativ: absichtlich fehlzuinterpretieren, weil Sie einfach ad hominem diskreditieren wollen. Weil Sie Schiß haben, den Sprung in Rom zu machen, den Sie angeblich in Rhodos machen können. Armer Kerl. Dafür wanzen Sie sich sogar jetzt an den blonden Hans heran, den Sie auch schon mal gerne ausgeschlossen hätten, weil er in Ihre Konsensrepublik nicht gepasst hat.

    @ derblondehans

    Ich meine, vielleicht sehen wir das gleich, dass Posener „hedonistisches Lebensmodell“ weniger mit dem Genuß zu tun hat, sondern mit einem Ungenügen, das mit immer höheren Dosen zum Verschwinden kommen soll.

  23. avatar

    Echte Freiheit haben wir gar nicht. Echte Freiheit hätte für mich bedeutet, dass ich zwar Arbeitslosenunterstützung zahle, aber über meine Rente selbst befinden darf. Vielleicht hätte ich sie teils in einen Privatkindergarten oder eine Privatschule gesteckt, teils in kulturelle Projekte und teils in eine Mietwohnung, von deren Einnahmen ich später lebe.
    Echte Freiheit würde auch bedeuten, dass ich darüber bestimmen darf, was mit meinen Steuergeldern passiert. So würden die meisten wohl Steuern für Schulen, Kindergärten, Sicherheit (Polizei und Bundeswehr) und, in gewissem Umfang Straßenbau und Hilfe für die Schwächsten finanzieren, aber nicht Dauerarbeitskreise, in Internetzeiten überflüssige Fernreisen, zu viele Staatssekretäre oder kostspielige Aufenthalte in Heiligendamm oder Cannes und vor allem keine Hollywood-reifen Veranstaltungen. Und wer über seine Fernsehgebühren bestimmen könnte, würde verlangen, dass uns dort nicht ständig dieselben Politiker vorgesetzt werden.
    Zu meinen, wir wären frei, ist verwegen. Die Freiheit ist eine konsumgenährte Illusion. Außerdem eine von Politikern in Dauerabhängigkeiten einzementierte Lüge. Sobald es wirtschaftlich den Bach ‚runtergeht, fliegt sie davon. Dann kommt eine andere Art Freiheit: Das Chaos. Schön zu sehen in Griechenland.
    Die Politiker – ganz gleich welcher Couleur – ziehen nie die richtigen Schlüsse aus Wahlniederlagen und Wahlmüdigkeit. Sie meinen, sie müssten mehr bieten. Weniger wäre wohl richtig. Weniger Politik, mehr Freiheit. Und scheinbare Erfolge werden gekapert. So meint Herr Rösler, er hätte die FDP in S-H gerettet. Pustekuchen. Das war Kubicki. Für die meisten Bürger ist Politik heute ein Synonym für Lüge. Das Wort Freiheit würde wohl niemandem zuerst einfallen.
    Und da Herr Dr. Gauck jetzt Politiker ist, hat Posener wohl recht, wenn er aufmerkt.

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    @ Alan Posener
    „Ob Libertinage und Hedonismus, wie immer man diese Begriffe definiert, zum Glück der Menschen beitragen, ist eine philosophische, keine politische Frage. Die Freiheit ist aber nicht nur die Freiheit des Andersdenkenden. Sie ist auch die Freiheit des Anderslebenden. Wenn der Islam zu Deutschland gehört, dann gehört der Hedonismus allemal dazu.“

    Um auf Ihr Stück zurückzukommen: Damit (oben) haben Sie recht. Es sind philosophische Fragen. Außerdem sind es Fragen von Jugend und Alter. Es schickt sich kaum für uns Ältere, die sich ab `68 alle möglichen Freiheiten genommen haben, den Jüngeren diese zu versagen. Die Jugend ist von Natur aus egoistischer und neigt daher auch mehr zu Hedonismus. Man muss ihre Freiheiten, wozu auch „Libertinage“, also eine Art Verirrung in den Freiheiten gehört, schützen und darf nicht, als große, weiser gewordene Masse, darauf pochen, dass sie, die Jungen, keine Fehler machen. Es geht nicht an, dass wir, die Älteren, die in einer goldenen Zeit, auch ökonomisch, gelebt haben, den Jungen vorschreiben, sie müssten von Anfang an Verantwortung tragen und für das Allgemeinwohl gerade stehen. Um das zu lernen, brauchen sie zunächst mal sinnvolle Arbeit. In der Arbeit lernt man die erste Verantwortung, nach Gründen von Familie die nächste. Bis dahin ist man 40.
    Also, aus der Sicht junger Leute betrachtet, haben Sie völlig recht. Nichts langweilt mich mehr, als wenn ich zwei Alte in genau der gleichen Jacke von Jack Wolfskin ihre gemessenen, meist identischen, Ansichten vortragen höre. Und nichts ist schöner, als wenn junge Leute im Café flirten oder nach dem Skifahren an einer Bude die „Sau ‚rauslassen“. ‚Komm, hol das Lasso ‚raus, wir spielen Cowboy und Indianer‘.
    Sie haben recht. Hedonismus ist ein Teil von uns und ein Teil der Jugend. Es wäre gähnend langweilig, wenn sie das nicht hätten, mit 20 heiraten und wieder in die Kirche gehen würden.

  25. avatar

    @ derblondehans in dieser Sache eher die ‘größere Klappe’

    Sie sagen es. Und die Hohlheit der steilen Töne wird dann mit sonstigen Obsessionen kompensiert 😉

  26. avatar

    Fundsache:

    Die Menschheit habe letztlich immer ihre Probleme gelöst, so ist es noch immer oft zu hören von neoliberalen Ökonomen, Technikfans und Berufsoptimisten aller Art. Doch so angenehm und zukunftsbejahend solche Behauptungen auch klingen, mit der geologischen Realität des Planeten Erde haben sie nichts zu tun. Tatsächlich bieten auch die modernsten Volkswirte keine Konzepte dafür an, wie das (in der Euro-Krise wieder häufig perpetuierte) Mantra vom ewigen Wachstum mit der physikalischen Endlichkeit unseres Lebensraums in Einklang zu bringen ist.

    aus der SZ:
    http://www.sueddeutsche.de/wis.....-1.1352278

  27. avatar

    @Moritz Berger: Früher hatte ich mal eine liebe Katze Schrödinger; ich weiß nicht, ob sie noch lebt 🙂 Ich kann nicht nachgucken, hoffe es zwar, bezweifle es aber.

  28. avatar

    @Lyoner

    … überall wird mit Wasser gekocht. Für mich allerdings auffallend, dass im ehemaligen Westen in dieser Sache eher die ‚größere Klappe‘ und weniger der Genuss im Vordergrund stand oder steht. … muhahaha …

  29. avatar

    Es gibt kein Subjekt, also auch keine Freiheit.(?) Alles nur Sprachspiele, Herr Posener. Die Sprache Gaucks spricht sich selbst und ist die tradierte und damit sich selbst ausweisende Autorität, das sollte Sie nicht überraschen. Wenn Sie den Kontext nicht richtig erschliessen, ist das Ihr Problem. (Nicht ganz ernst gemeint.)

    Bei Fragen wenden Sie sich an W. Vossenkuhl, der wird Ihnen auch die Korrektheit Gauckscher Sprachlichkeit bestätigen, womit sich Ihre Kritik dann auch hinreichend relativiert, quasi von Kollege zu Kollege.

  30. avatar

    Wenn man sich ganz viel Mühe gibt, kann man Gauck so missverstehen, wie Posener es tut. Gauck versucht sich gegen all jene Kritiker zur Wehr zu setzen, die ihm einen „leeren“, gewissermaßen asozialen Freiheitsbegriff, eine inhaltslose Vergötzung unterstellen. Mit der Rede in Breda wollte er nun die Facette hinzufügen, dass es eben nicht nur Freiheit von etwas, sondern auch zu etwas gibt. Für einen Freiheitsprediger wie ihn bedeutet Freiheit selbstverständlich, dass die gerade von links immer wieder verleumdeten flatter-freien Hedonisten die gleiche Berechtigung haben wie der Verantwortungs-Freien und sich beide sozusagen frei und fröhlich unterhaken. Die „unverantwortlichen“, selbstbezogenen, hedonistischen Freien sind aber im Gauck’schen Verständnis nicht der natürlich Hauptstrom der Freiheit, sondern ein Nebenarm, die glücklicherweise auch möglich ist.
    Ich weiß nicht, wo hier das Problem sein soll.

  31. avatar

    Freiheit kann nicht heißen, dass wir Deutschen Europa vorschreiben, wie es zu ticken hat. Hier ein neuer eindrucksvoller Denkzettel:
    Hollande: „Il y a des enjeux qui nous réunissent tous.“
    Zwei Präsidenten nach hartem Wahlkampf gemeinsam am Arc de Triomphe zur Erinnerung der deutschen Kapitulation:
    http://elections.lefigaro.fr/p.....iomphe.php

    Weiter ein paar Gedanken von Arnulf Baring, die ich unterschreibe:

    Baring: Der Euro war eine Schnapsidee. Ich habe mich relativ früh gewundert, dass die Deutschen das einzige Volk sind, das die Europäische Union für den Ersatz der Nation hält. Weil ich außerhalb Deutschlands immer feststelle, dass die anderen das nicht so sehen. Europa gibt es in dem Sinne gar nicht. Die Kanzlerin kann ihre ganzen Rettungspakete und ihren Fiskalpakt einpacken. Darüber könnte ich drei Tage mit Ihnen reden.

    Welt Online: Bitte nicht.

    Baring: Keine Angst. Es ist eine meiner Hoffnungen, dass das Scheitern des Euro zu einer Erneuerung des politischen Lebens führen wird. Da bin ich optimistischer geworden.

    Welt Online: Wie sähe dieses neue Europa aus?

    Baring: Ein Europa der Vaterländer. Ein viel bescheideneres Gebilde als die ambitiöse Brüsseler Union. Ein Staatenbund, mit einem gemeinsamen Wirtschaftsraum.
    http://www.welt.de/kultur/hist.....acken.html

    Die Brüsseler Euro-Diktatur hat mit Freiheit nichts mehr zu tun, sondern lediglich mit Großmachtsträumen, für die die Bürger bluten, die Mediterranen jetzt schon, die Franzosen, Holländer und Deutschen in der Zukunft. Wenn das nur rechte Parteien begreifen, kann man den anderen nicht helfen. Auch das reflexhafte oh weh-Nazi-Geschreibsel der gehorsamen Kammerdiener in den Medien hilft da wenig weiter. Die Bevölkerung hat insgesamt ein feines Gefühl für Freiheit vs. Scheinfreiheit.

  32. avatar

    @Parisien

    Ich wäre Ihnen allerdings verbunden, wenn Sie uns Ärzte unter hart arbeitende, in den Anfangszeiten absolut unterbezahlte und ausgenutzte Bürger einordnen würden, die sich für Sie ein Bein ausreißen würden, auch nach Dienstschluss, wenn Sie als Polytrauma eingeliefert würden. Nie “emergency room” gesehen? Durchaus repräsentativ.

    Dem kann ich uneingeschränkt zustimmem.

    Mir ging es lediglich um die immer weiterklaffenden Gehaltsunterschiede sowohl unter den Ärzten sei es Krankenhaus, sei Hausarzt wie von Ärten zu pflegerischem Personal.

    Analog den Verhältnissen im Banken- und Industriesektor sehe ich ganz banal hier eine wachsende Gefahr.

    Wie sagte Max Liebermann:

    Ach, wissen Se, ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte.

  33. avatar

    @Alan Posener

    Zwischen 2 Terminen ganz kurz:

    Ich sprach nicht vom Liberalismus und daher nicht von großen Worten sondern von der Deregulierung und mehr oder weniger auch von dem outsourcing Prozess.

    Zum anderen , dass Sie in einem Medienkonzern letztlich auch Umstrukturierungsprozesse haben will ich nicht bestreiten:

    a. Die Automatisierung im Druckereiwesen hat in den letzten 3o Jahren zu einem erheblichen Personalabbau geführt (Gehen Sie auf die Drupa, dann sehen Sie vielleicht was zukünftig passieren wird)

    b.Ihr Arbeitgeber , sprich der die Springer AG ost bereits im Webzeitalter angekommen.1/3 Ihrer Gewinne werden mittlerweile dort verdient:
    http://www.handelsblatt.com/un.....74558.html

    daher komme mir etwas Krokodilstränen wenn ich Ihr Gejammere von wegen Konkurrenz zum ARD und dem ZDF höre.

    Was mir als Bürger eher aufstößt ist die Tatsache, dass es die Zeitungskonzerne geschafft haben, z.B. dass sä,mtliche Aufzeichnungen von Sendungen des ARD und ZDF nur noch ein Jahr in der Mediathek stehen und dann im Nirwana zu verschwinden angeblich aus Konkurrenzgründen gegenüber auch Ihrem Arbeitgeber.

    Schon eine etwas eigenartige Interpretation von öffentlichem Eigentum 🙂

    Was Ihnen m.E. entgeht in der derzeitigen Diskussion wie die zukünftige Wirtschaft in unserer Gesellschaft ausssehen wird und soll ist die Tatsache, dass sowohl der (Neo)Liberalismus wie auch der (Neo) Keynesianismus nicht mehr geeignet sind unsere immer komplexere Ökonomie in den Griff zu bekommen, um es einmal ganz platt auszudrücken.

    Und dass was die Jungen mit dem occupy wallstreet einfordern ist eben nicht nur Staat oder nicht nur liberale Deregulierung etc.

    Sondern eine innovative Alternative.

    Schauen Sie sich doch einmal die Veränderung Ihres Arbeitgeberkonzerns an.

    Vom Gebrauchtwagenhändler in Indien, carwale:

    http://www.handelsblatt.com/un.....74558.html

    über den Immobilienmakler in Deutschland und Frankreich: immonet und seloger
    http://www.immobilienportale.c.....kenmarkte/

    bis hin zum Arbeitsvermittler stepstone.

    Vieleicht werden in Ihrem Konzern auch schon Schuhe verkauft siehe zalando 🙂

    Nennen Sie mir den Ökonomen (Ausnahmen bestätigen die Regel) der solche gravierenden Veränderungen im business vorhergesehen hätte.

    Daher auch der von mir mehrfach zitierte Thomas Straubhaar der von einem Versagen der Ökonomen spricht und sich selber davon nicht ausnimmt.

    http://www.ftd.de/politik/konj.....03717.html

    Wie die “ Alternative “ zu den bisherigen Rezepte sei es à la Friedman/von Hayek sei es Keynes aussehen wird kann ich Ihnen nicht beantworten.

    Aber die klassischen Rezepte auch die von Franklin Roosevelt, den Sie oftmals zitieren, sind heute nicht mehr anwendbar.

    Vielleicht wandeln wir uns zunehmend von einer owner Gesellschaft zu einer share Gesellschaft.

    Ein Diskussionspapier was mir vor ein paar Tagen zugesandt wurde, zeigt vielleicht auf wohin der Weg der occupy wallstreet Bewegung hingehen kann:

    http://www.math.hu-berlin.de/~.....Arendt.pdf

    zu einer weiteren Deregulierung aber weniger im Sinne der Großunternehmen, sondern eher im Sinne der Dezentralisierung à la small is beautiful , oder think global but act local.

    Was wir in der gesellschaftlichen Diskussion mehr und mehr benötigen sind „think out of the box“ Ansätze.

    Und um es wieder einmal ganz banal auszudrücken:

    Sie verwenden doch sicherlich seit x Jahren keine IBM Schreibmaschine mehr und nutzen Ihr berufliches i-pad und i-phone.

    Aber die Inhalte die Sie dort lesen stammen immer noch aus der Zeit von Adam Smith und Keynes.

    Wie würde Adam Smith wohl heute seinen Wealth of Nations schreiben, wenn er wüßte dass z.B. der gesamte weltweite Börsenverkehr mehr oder weniger von Algorithmen in Microsekunden einflußt wird??

    Und noch eine letzte Frage:

    Wie wollen Sie angesichts der innovativen Geschwindigkeiten in unserer Gesellschaft:

    facebook wurde 2004 gegründet und hat nach 8 Jahren einen “ Firmenwert “ von ca. 100 Mrd. US§.

    Können wir dann noch von klaren Begriffsdefinitionen sprechen, wie Sie es in einer Antwort an Roland Ziegler erwähnen:

    Also, unterstellen Sie mir bitte nicht Einseitigkeit, nur weil ich auf klaren Begriffsdefinitionen beharre.

    Da neige ich doch mehr zu einem Uraltklassiker Heraklit:

    panta rhei

    P.S. Ich finde es gut, dass Sie einiger der wenigen Autoren, hier im blog sind, der aktiv mit uns Teilnehmer diskutiert… dies ist kein fishing for compliments

    Aber vielleicht ein Ansatz, um einmal auszuloten wie weit wir mit unseren klassischen Vorstellungen von Gesellschaft noch tatsächlich in der Lage sind Veränderungsprozesse zu beeinflußen.

    Vielleicht gründen wir mit Ihnen auch noch eines Tages analog der Huffington Post auch eine A.P.P.

    Alan Posener Post

    P.S. Schaffen Sie sich wieder eine Katze an .. dieses Mal vielleicht mit dem Namen Schroedinger

    … um neue klare Begriffsdefinitionen zu erstellen.

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    @ derblondehans

    Was meinen Sie, ist das faktengesättigt oder eher eine heilige Tatsache (das wird noch ein running gag), wenn APo schreibt „Schließlich war das „Versprechen auf ein hedonistisches Lebensmodell“ – mehr Konsum, freies Reisen, besserer Sex, schnellere Autos – ein wesentlicher Impuls, der zum Fall der Mauer führte.“?

    Ich meine jetzt insbesondere den „besseren Sex“. Die Kostproben, die ich ich genossen habe, als ich in den Osten kam, waren nicht von schlechten Eltern; andere Westmänner haben von Bummserinnen vor dem Herrn geschwärmt; die Ostler schwärmen immer noch davon, wie fidel man damals bummsen konnte. Wie ging es Ihnen?

    Im übrigen finde ich diese Olympiade hedonistischer Disziplinen sehr eindrücklich. Hier müßten unsere Brüder und Schwestern in den südlichen Hemisphären unseres Kontinents noch etwas gieriger werden, dann würden sie ihre Produktivität und Organisation der Produktivität auf Vordermann bringen; wenn nicht, könnten sie mit ihrer Gier immer noch zu uns kommen.

  35. avatar

    …kurze Erklärung zur These, dass die amerikanische Freiheitsdefinition nichts gegen die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung unternommen hat: Man kann „frei von Mangel“ und „frei von Furcht“ sein, seine Religionen und Redebeiträge frei aufführen und trotzdem von den Weißen benachteiligt werden.

  36. avatar

    @Alan Posener: Ich habe diese Analyse schon bei Ihrem letzten Beitrag zum Thema gebracht: dass Freiheit wesentlich ein „Freiheit-von“ ist, kein „Freiheit-zu“.

    Dort hatten Sie sich skeptisch gegenüber den zugegeben renovierungsbedürftigen französischen Werten „Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit“ ausgesprochen und demgegenüber die amerikanische vierteilige Freiheitsflagge hochgehalten (die es nicht vermocht hat, die krasse Ungleichbehandlung von Schwarzen und Weißen begrifflich anzugehen).

    Daher mein Eindruck, der sich nicht an Sie als Privatperson richtet, sondern an Ihre politische Konzeption. Bereits der Begriff „Liberalismus“ tendiert dazu, den Begriff „Freiheit“ zum obersten Prinzip zu erheben (selbst wenn man ihn mit „Ordoliberalismus“ wieder einschränkt). Und Sie sehen sich doch als Vertreter des politischen Liberalismus, oder nicht?

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    @ Alan Posener
    Wir werden sehen, wer von uns recht hat. Ich fürchte, man kann diese Kaste nicht direkt ansprechen, ohne seinen Posten zu riskieren. Die Kaste muss etwas ändern und zu Selbstbeschränkung zurückfinden. Es geht nicht, dass man Hotels in Cannes gestattet, bei einem Gipfel den zehnfachen Preis zu nehmen. Hier muss Liberalität eingeschränkt werden, denn diese dann fünfstelligen Summen zahlt der französische Steuerzahler. Wir erleben das gerade in der Ukraine, Wucher bei Hotelpreisen inclusive Kriminalität. Diesen Wucher machen sie hier vor. Gleichzeitig sollen die Hotels nur den ermäßigten MWSt-satz zahlen. Das ist nicht vermittelbar und hat die FDP empfindlich beschädigt. Liberalität sollte auch bei Managergehältern eingeschränkt werden, wenn deren Vertreter nicht langsam selbst begreifen, dass solche Summen bei gleichzeitig gesunkenen Lohnstückkosten und Reallöhnen nicht mehr akzeptiert werden und den sozialen Frieden gefährden.
    Ihrer Kaste sind auch die Hände gebunden. Langt man zu sehr zu, ruft garantiert ein Firmenchef an und droht mit Entzug der Werbung. Und was Ihren Beruf betrifft: Das Internet sollte vielleicht kostenpflichtig werden.

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    @ Rita Groda: Sehe ich ganz ähnlich.
    @ Jean-Luc: Klar, Jefferson vs. Hamilton ist immer noch aufschlussreich. Aber Jefferson wollte auch eine agrarische Gesellschaft von Kleinbauern, eine Miliz und einen dezentralisierten Föderalismus. Die heutige Industrei- und Militärmacht USA würde er nicht wiedererkennen. Übrigens hat er gegen Ende seines Lebens der Abschaffung der Sklaverei eine Absage erteilt. Kein rundum befriedigender Zeuge.
    @ Moritz Berger: Wir verlieren Stellen im Journalismus. Aber das hat nichts mit Liberalisierung zu tun. Immer noch ist es fast unmöglich, einen länger festangestellten Redakteur zu feuern. Wir haben es mit strukturellen Problemen zu tun: vor allem mit dem Aufstieg des Internets und dem damit zusammenhängenden Rückgang der Printmedien und der Erlöse aus Werbung in den Printprodukten. Dazu die unfaire Konkurrenz der per Zwangsabgabe finanzierten Staatsmedien, die auch im Internet den Produkten der privaten Presse Konkurrenz machen.
    @ Roland Ziegler: Schade. Am Anfang analysieren Sie ganz richtig, weshalb es nicht angeht, die Freiheit mit allen möglichen Dingen zu befrachten, die mit Freiheit nichts zu tun haben, ja ihr sogar entgegenstehen. Und dann werfen Sie mir vor, ich wollte alles aus der Freiheit heraus erklären. Unsinn. Ich bin ja für Solidarität. Seit 40 Jahren Gewerkschaftsmitglied, außerdem Beitragszahler der Kranken-, Renten- und Unfallversicherung. Ich bin für Verlässlichkeit. In 12 Jahren bei Springer habe ich gerade mal drei Tagte wg. Krankheit gefehlt und habe nie ein Deadline verpasst. Ich bin auch dafür, den Armen auf die Beine zu helfen usw. usf. Ich habe übrigens auch einen Vorschlag gemacht, wie man Ultra-Liberalen klar machen kann, dass der Sozialstaat nicht eine Einschränkung der Freiheit bedeutet: Er verwirklicht nämlich die „Freedom from want“, von der F.D. Roosevelt sprach. Also, unterstellen Sie mir bitte nicht Einseitigkeit, nur weil ich auf klaren Begriffsdefinitionen beharre.
    @ Parisien: Der Mann, der die „Occupy“-Bewegung „unsäglich albern“ findet, meint ganz bestimmt nicht die neofeudale Oberschicht, die Sie meinen. Sonst hätte er das auch sagen können. Und im übrigen auch (s.o.) mit FDRs „Vier Freiheiten“ begründen können. Die wurden – ich wiederhole es – ja im Zweiten Weltkrieg als Ziele der Alliierten und Ordnungsprinzipien der nachkriegswelt verkündet. „Freiheit von Furcht“ und „Freiheit von Mangel“ sind Freiheitsrechte, die über der Freiheit stehen, zum Chamapgnerfrühstück mit dem Privatjet nach Cannes zu fliegen.

  39. avatar

    @ Alan Posener
    Ihr ‚Rumhacken auf Gaucks Beziehungsform finde ich spießig. Hollande war auch nie verheiratet, hat mit Ségolène Royal 30 Jahre zusammen gelebt und vier Kinder groß gezogen und ist jetzt, genau wie Gauck, mit einer sympathisch wirkenden Journalistin zusammen. Da sie zu alt sind, um weitere Kinder zu bekommen, besteht kein Grund, dass diese Paare für uns heiraten. Hollande hatte eine saubere Trennung, kein großer Pressestoff. Sarkozys 2.Scheidung dagegen war aufsehenerregender, und noch aufsehenerregender ist, wenn jemand eine tolle Frau, ebfs. die dritte, am laufenden Meter betrügt.

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    @ Moritz Berger
    Nach Ihrem Eintrag hier revidiere ich meine Meinung vom vorigen Posten. Ich wäre Ihnen allerdings verbunden, wenn Sie uns Ärzte unter hart arbeitende, in den Anfangszeiten absolut unterbezahlte und ausgenutzte Bürger einordnen würden, die sich für Sie ein Bein ausreißen würden, auch nach Dienstschluss, wenn Sie als Polytrauma eingeliefert würden. Nie „emergency room“ gesehen? Durchaus repräsentativ.

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    @ Alan Posener
    Verengen Sie doch das, was er sagt, auf ganz oben, wo man 20 Mio absahnt, um, wie Edzard Reuter im Spiegel-Interview sagte, „mithalten“ zu können, übersetzt, um mit Gulfstream in Davos einzuschweben (oder in der Nähe) oder auch eine 20 m-Yacht an der Côte d’Azur zu besitzen.
    Konzentrieren Sie es auf Firmen, denen maximale Gewinnausschüttung wichtiger ist als ihre Arbeiter und Angestellten. Denken Sie an Medien, wo uns jeden Tag Models als Lebensentwürfe vorgestellt werden und Schauspieler als Vorbilder und Bar Rafaeli nackt als Werbeträgerin für Männerstrümpfe. Dann nehmen Sie Jean-Lucs Zitat von Jefferson dazu, und schon sieht das ganz anders aus, was Gauck redet. Denn ich glaube kaum, dass er von uns redet, den Bürgern, denn wir halten eigentlich zusammen, auch supranational, und tragen füreinander Verantwortung.
    Was ist, wenn er die feudalistische Entgleisung meint, gegen die gerade die Franzosen gestimmt haben, indem sie einen bescheideneren und sympathischeren Mann aus Tulle, einer Kleinstadt im Limousin, zum Président de la République gewählt haben? Was ist, wenn sie ihn gewählt haben, weil der vorige die Nation gespalten hat, indem er mit Industriefreunden auf Yachten ‚rumhing, einfachen Leuten die Hand nicht gab, weil sie ihm zu „dreckig“ waren, Leuten, die die Métro zu teuer fanden, empfahl, zu radln, Muslime als Innenminister aus“kärchern“ wollte, sein Feigenblatt, Rachida Dati, bald aussortiert hat und am glücklichsten schien, wenn er seine Frau in Designerklamotten bei Hof vorführen konnte und damit ein Exempel setzte für Hedonismus auf höchster Ebene?
    Was ist, wenn er die Exzesse von Sarkozys ehemaligen Konkurrenten im Hinterkopf hat? Was ist, wenn er die feudalistisch entgleisende Ober-Oberschicht meint, die uns regiert?
    Was ist, wenn Gauck das meint? Uns Bürger kann er eigentlich nicht im Sinn haben.

  42. avatar

    Ihrer Erörterung des Freiheitsbegriffs – als Abwesenheit von Zwängen und Vorschriften aller Art – kann ich gut folgen. Ebenfalls der daraus folgenden Kritik der Gauckschen Formel vom „Missverstehen von Freiheit als Libertage, Hedonismus, Beliebigkeit“ – Sie haben recht: Das alles ist kein „Missverstehen“, sondern ein völlig angemessenes Verständnis von Freiheit.

    Richtig ist ebenfalls und aus den gleichen Gründen, dass Gemeinsinn und Solidarität keine Elemente von Freiheit sind. Allenfalls können sie als Mittel, um Freiheit in einer unfreien Gesellschaft zu erzeugen, angesehen werden.

    Man kann Gauck allerdings auch so verstehen, dass es ihm gar nicht um eine zutreffende Analyse von Freiheit geht, sondern er der Freiheit etwas entgegenstellen will, das sie einschränkt. Weil ihm aber diese Einschränkung von Freiheit aus ideologischen Gründen zu unbehaglich ist, versucht er, sie uns als „eigentliche “ Freiheit zu verkaufen. Diese Nebelkerze muss man kritiserien, so wie Sie das tun; aber die Substanz der Aussage ist von dieser Kritik nicht betroffen. Die lautet: Uneingeschränkte Freiheit ist schlecht, wir sollten Freiheit durch ihr wesensfremde Elemente wie Gemeinsinnm, Solidarität, Verantwortung usw. ergänzen. Dann gibt es nicht mehr einen zu vergötternden Begriff „Freiheit“, sondern ein Kräfefeld einander widerstrebender Elementarkräfte.

    Ich habe manchmal den Einruck, dass Sie, Herr Posener, ganz wie der Herr Gauck solche komplexen Kräftefelder vermeiden wollen und lieber, vermutlich zu Orientierungszwecken, auf einen griffigen Begriff setzen – Freiheit. Motto: „Es darf keinen anderen Begriff geben neben mir.“ Sie analysieren Freiheit in diesem Artikel ganz richtig, wollen sie aber als oberste Maxime behalten und ziehen daraus die Konsequenz, wesensfremde Elemente des gesellschaftlichen Kräftefelds – Gleicheit, Brüderlichkeit – abzulehnen.

  43. avatar

    @Alan Posener

    Samit ich nicht gleich wieder in den Verdacht komme ich will Sie belehren 🙂

    Mir geht es nur darum wie Sie z.B. hier Gemeinsinn definieren.

    Gemeinsinn hier mit einer totalitären Gesellschaft zu assoziieren ist in meinen Augen sehr gewagt.

    Das was uns Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheidet ist doch gerade die Entwicklung des Gemeinsinns…

    Vielleicht sollten Sie doch einmal die von mir in tibetanischer gebetsmühlenhafter Weise immer wieder erwähnte Ellinor Ostrom lesen:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Elinor_Ostrom

    Governing the common sens

    Viellleicht revidieren Sie dann ein wenig Ihr Urteil über den Gemeinsinn.

    Und was den Arbeitsmart in den erwähnten pigs Saaten betrifft.

    Glauben Sie tatsächlich, dass eine Deregulierung den dortigen Arbeitsmarkt wieder belebt?

    Schauen Sie sich doch vielleicht einmal die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Deutschland an.

    Speziell ihre Branche der Journalismus:

    Wieviel feste Stellen sind in den vergangenen 10 Jahren im Journalismusbereich abgebaut worden?

    Wieviele “ Leiharbeiter “ oder mehr oder weniger “ Scheinselbständige “ arbeiten z.B. im Springerkonzern?

    Wenn bereits bei BMW ein Viertel der Arbeiter
    “ Leiharbeiter “ sind:

    http://www.spiegel.de/karriere.....26,00.html

    dann dürfte es sicherlich bei der Springer AG sich ähnlich verhalten.

    Ob Ihre Analyse:

    „Was „viele junge Menschen auf die Straßen und zum Protest treibt“ – etwa zur Teilnahme an der „Occupy“-Bewegung, die Gauck ja „unsäglich albern“ fand, ist nicht das Fehlen von „Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, Gemeinsinn und Solidarität“, sondern das Fehlen von Jobs, Geld, Ausbildungsplätze und Zukunft “

    zutreffend ist mag ich auch bezweifeln.

    Die Begriffe wie :Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, Gemeinsinn und Solidarität spielen tatsächlich heute eine stärkere Rolle als Sie es vermuten.

    Und ob der Sex in der DDR soviel schlechter war als in der BRD:

    „Schließlich war das „Versprechen auf ein hedonistisches Lebensmodell“ – mehr Konsum, freies Reisen, besserer Sex, schnellere Autos – ein wesentlicher Impuls, der zum Fall der Mauer führte“

    da würde ich ein großes Fragezeichen setzen nachdem was ich über das Sexualverhalten der ehemaligen DDR Bürger gelesen habe 🙂

    Da Jefferson hier schon mehrfach zitiert wurde, will ich auch mein Scherflein dazu beitragen:

    Mit dem, was du selbst tun kannst, bemühe nie andere.

    Sicherlich wird niemand sich um denjenigen kümmern, der sich um niemanden kümmert.

    Wir sind zum Miteinander geschaffen, wie Hände, wie Füße, wie die untere und die obere Zahnreihe.

    Und was Sie und Ihren Beitrag betrifft:

    Eine irrige Meinung kann da geduldet werden, wo die Vernunft frei ist, sie zu bekämpfen

    Und was Gauck betrifft:

    Wer sich in den Dienst der Öffentlichkeit stellt, tut gut daran, sich als Gemeineigentum zu betrachten.

  44. avatar

    APo: Schließlich war das „Versprechen auf ein hedonistisches Lebensmodell“ – mehr Konsum, freies Reisen, besserer Sex, schnellere Autos – ein wesentlicher Impuls, der zum Fall der Mauer führte.

    … das ist schlichtweg Unsinn. Bis Mitte der 60er war der Lebensstandard in beiden Teilen Deutschlands ähnlich. Trotzdem sind vor dem ‚Mauerbau‘, also der Abriegelung eines Teil Deutschlands mit Stacheldraht, Minen, Selbstschussanlagen und Todesschüssen an der innerdeutschen Demarkationslinie, mehrere Millionen Deutsche vom kommunistischen in den (vermeintlich) freien Teil Deutschlands, unter Lebensgefahr, geflohen.

    Das ‚auseinander driften‘ des Lebensstandards, ab etwa Mitte der 60er, war, im wesentlichen der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft und der Zerschlagung des Mittelstandes geschuldet.

    ‚Heute‘, in der sogenannten ‚Moderne‘, nennt man das Liberalisierung der Wirtschaft. Oder Globalisierung. Und man kann Lehrbuchhaft sehen, wie nun auch die ‚liberalisierte, globalisierte, Wirtschaft‘ im Klo der Geschichte hinunter gespült wird.

    Sogar die verantwortlichen Figuren, die den ‚Menschen da draußen‘ den Kapitalmarkt mit einer Maus im Fernsehen erklären möchten [sic!], sind die selben. Jedenfalls in Deutschland.

    Da fasst man sich doch am Kopf. Oder?

    Übrigens ist der Ferrari kein Hedonismus, sondern die betrügerische Anschaffung desselben. Und auch als Katholik, kann man Ferrari fahren.

  45. avatar

    @Apo

    wenn nichts hilft dann hilft Jefferson:

    „The pursuit of happiness“ gehört nach Thomas Jefferson zu den elementaren Bürgerrechten, die der Staat gefälligst zu schützen habe. “

    Es waere sehr schoen gewesen, wenn sie bei der Diskussion ueber den Neoliberalismus auch einmal den anderen Jefferson zitiert haetten:

    I believe that banking institutions are more dangerous to our liberties than standing armies. If the American people ever allow private banks to control the issue of their currency, first by inflation, then by deflation, the banks and corporations that will grow up around [the banks] will deprive the people of all property until their children wake-up homeless on the continent their fathers conquered. The issuing power should be taken from the banks and restored to the people, to whom it properly belongs.

    Und dieser Satz von ihnen, ist doch sehr aufschlussreich:

    ich denke, dass die Lösung eher in der Liberalisierung des Arbeitsmarkts – also in einer Ausweitung der Freiheit….

    Wie weit wollen sie denn noch liberalisieren….

    Und wenn sie schon Pragmatismus fordern…

    Wo sind ihre konkreten Loesungen???

    Nur grosse Worte…. wie bei der Diskussion um den Iraq Krieg.

    Ein couch potato warrior bleibt ein couch patato warrior

    Wie heisst es im alten Testament:

    Und der Herr wandte sein Antlitz ab und weinte bitterlich

  46. avatar

    @Alan Posener: Was uns (Sie und mich)von der Freiheitsdefinition Gauck trennt scheint mir einmal ein Generationenproblem, wie auch ein Systemproblem zu sein(obwohl wir nur wenige und schlappe Jährchen vom Gauck-Alter entfernt sind).

    Gaucks Freiheitsdefiniton dürte in etwar der unserer Eltern in der Nachkriegszeit entsprechen. Nach 12 Jahren brachialer Diktatur, Unsolidarität, Denunziantentum usw., sehnten sich die Menschen nach der sog. Freiheit in Verantwortung, wozu in deren Augen die Bestrafung von Homosexuellen gehörte, keine Berufstätigkeit von Ehefrauen(Frauen brauchten noch bis in die 60-er die Unterschrift des Ehemannes, wenn Sie arbeiten wollten), Scheinsolidarität, die sich darin ausdrückte, daß nur wichtig war, was die sog. Leute von einem dachten. Herr Gauck scheint sich da nicht sehr weiterentwickelt zu haben, was mir eben auch eine Systemfrage erscheint.

    Wir Nachkriegsjugend im Westen haben diese tradierte“Freiheit“ von vorne herein, aus Protest, abgelehnt und Freiheit für uns anders definiert.
    Selbstverständlich waren wir auch gelegentlich exzessiv, haben Fehler gemacht und öfters über die Stränge geschlagen.
    In der Ehemaligen war dieses Ausprobieren leider nicht straffrei. Und die wirklichen Systemgegner, mit wenigen Ausnahmen, kamen mir gegenüber den westlichen „Freiheitskämpfern“ in Ihren Ansprüchen an die Freiheit immer ein wenig bieder und bescheiden vor; so viel wie wir wollten die nie.

    Über den Lebensentwurf von Herrn Gauck werde ich mir kein Urteil erlauben; es ist seine ureigene Freiheit sein Leben nach seinem Gusto zu gestalten.
    Er mag Narzist sein, Opportunist und etwas unterentwickelt in seinem Freiheitsbegriff.

    Solange er aber sein Häusle selber bezahlt und keine Talk-Show mit Beckmann in Afghanistan abhält, ist er mir so lieb, wie jeder andere Deutsche Politiker.

    Und, by the way, hat nicht unser Außenminister ab und an seinen Mann dabei; jetzt seien Sie bloß nicht päpstlicher als ihr Freund Ratzinger!

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