Vor dem Event wird schon jetzt ein gesamteuropäisches Trauerspiel abgeliefert. Titanen aus Politik und Sport wetteifern um den Lorbeerkranz für die überzeugendste Heuchelei oder, wahlweise, Feigheit. Und das alles gepaart mit Ratlosigkeit über die Frage ob und wie man denn nun an der europäischen Fußballmeisterschaft teilnehmen sollte oder nicht.
Geradezu „dankbar“ geradezu muss man allerdings führenden Fußballfunktionären sein, die zumindest keinen Hehl daraus machen, dass ihnen die repressive Politik des ukrainischen Despoten Viktor Janukowitsch , pardon sch….egal ist. Und wenn die Dame Timoschenko nichts essen will- ihr Problem. Das wenigstens ist die offene- zynische Selbstentlarvung von Sport, Geld und Mediengeilheit.
Damit profilieren sich die wirklichen Tore des Monats. Boykott, so’n Quatsch: Sport und Politik haben ja bekanntlich überhaupt nichts miteinander zu tun. Und wenn man schon da sei, dann könne man doch allein durch die Präsenz dieses menschenverachtende System mal so richtig entlarven. Das hat ja bekanntlich schon immer geklappt. Nach den olympischen Spielen von 1936 in Berlin war Hitler anschließend international derartig salonfähig, dass er zur Judenvernichtung schreiten und einen Weltkrieg anzetteln konnte. Und die Menschenrechte in China wurden nach der „Demaskierung“ des dortigen Unrechtsregimes bei den olympischen Spielen in Peking ebensowenig beachtet wie zuvor. Doch Sport und Politik …..sie wissen schon.
Peinlich, peinlich das Ganze. Doch noch peinlicher wird es, wenn man das aktuelle Rumgeeiere nahezu aller Politiker hierzulande sieht. Also gemeinsam auf die Tribüne mit dem Diktator – lieber nicht. Oder doch? Angela Merkel überlege noch verkünden ihre Herolde vom Olymp des Kanzleramtes. Und einen Besuch am Krankenbett der eingekerkerten Julia Timoschenko stellt ein sich auch diesmal total überschätzender Bundesinnenminister als Vorbedingung für seine Reise ans Schwarze Meer in Aussicht. Man meint das
amüsierte Gelächter des Regenten von Kiew bis hierher zu hören.
Im übrigen: Julia Timoschenko wurde, so schlimm ihr Schicksal auch ist, nicht als einzige Oppositionspolitikerin weggesperrt. Doch in unserer Zeit der medialen Personalisierung von Politik ist die Fokussierung der öffentlichen Aufmerksamkeit auf diese wackere Kämpferin für Demokratie und Menschrechte in ihrem Land allemal gerechtfertigt.
Wie mag bei ihrer und ihrer verzweifelt an die Weltöffentlichkeit appellierenden Tochter das faktische Wegducken von Politik und Sport auch und gerade in Deutschland wohl wirken. Der nächste Akt ist schon zu ahnen. Janukowitsch könnte ohne Gesichtsverlust einlenken, Timoschenko und Gefährten freilassen, westliche Politiker begrüßen und anschließend so weitermachen wie bisher. Temporäre Haftverschonung aus sportpolitischen Gründen also.
Und die nächsten Dramen sind schon programmiert. In Weißrundland, wo der politische Bösewicht Lukaschenko sein Volk nach allen Regeln der Diktatorenkunst unterdrückt, stehen demnächst die Eishockeyweltmeisterschaften an. Und, nicht zu vergessen: Im russischen Sotschi präsentiert sich der „lupenreine Demokrat“ Wladimir Putin in knapp zwei Jahren als Gastgeber der Olympischen Winterspiele. Eiszeit in kalten Friedensepochen.
„Hitler hat mir keine Abfuhr angetan, – wer mich vor dem Kopf gestossen hat war Praesident Franklyn Delano Roosevelt: Der Praesident hat mir noch nicht einmal ein Telegram gesandt!“ meinte Jesse Owen, der African-American welcher 1936 die 4 Goldmedaillen in der Berlin Olympiade gewonnen hatte! Nach seiner Rueckkehr musste Owen nach der Siegesparade in New York -(weil nicht weiss) den Frachtaufzug des Waldorf Astoria Hotel benuetzen. Hitler hat Owens dann ein Erinnerungsphoto gesandt. Als Owens vorher Student in der Ohio State University gewesen war – durfte er wie alle andere schwarze Studenten nicht auf dem Gelaende der Universitat wohnen und bei dem Reisen des Universitaets-Sport-Team – musste er separate Hotels und Restaurants fuer „Colored“ benuetzen. —Und das muss nochmals bemerkt waren: Die USA erschien 1944 in Europa mit getrennten Regimentern(aber alle Offiziere waren Weisse): „White“, „Colored“, „Nisei“ (Japanisch-Amerikanisch), „Guardia Nacional de Puerto Rico“ – die Gemischten und Spanischsprachigen von der U.S. Kolonie (his heute in UN unter Kolonie) seit 1898. Die „Guardia Nacional de Puerto Rico“ kam in der ersten Woche des Mai 1945 – bis nach Bad Elster in Sachsen! Kleine, magere, sonnengebraeunte Jungendliche. Sie stampften heiter auf ihren Wachposten und riefen opernhafte, italienisch-scheinende Bemerkungen zueinander. Die Sachsen: „Ne, das sin nisch Ameriganer! Das sin Bordoriganer!“ — Die 20,000+ „gemischten“ Brasilianer der ,Forca Expeditionaria Brasileira, welche in Italien 1944-45 gegen die Gebirgsjaeger der Wehrmacht gekaempft hatten – wurden dann gleich nach dem Mai 1945 wieder nach Brasilien gesegelt: Das Oberkommando der USA wollte keine rassisch gemischten „Allierte“ beim Einmarsch in Deutschland: Die USA integrierte ihre Streitkraefte erst nach 1948: Nach 170+ Jahren „Demokratie“. Getrennte Schulen – nicht nur fuer Schwarze sondern auch im Suewesten und Texas fuer „Hispanics“ (Mestizen und Indianer) bestanden bit 1964. Bis 1967 hatten 17 Staaten das Verbot der Ehen zwischen Rassen (strafbar in Alabama mit bis zu 8 Jahren Zuchthaus).