Wer Politiker-Reden gewöhnt ist, hatte heute im Bundestag einen Freudentag. Die Antrittsrede von Bundespräsident Joachim Gauck kam fast ohne die üblichen Politikerfloskeln aus. Dass er sie souverän vorgetragen hatte, ist bei einem Redner seines Kalibers keine Überraschung.
Die große Frage war natürlich, was sagt er inhaltlich? Wie reagiert der Mann, der ob seiner vermuteten inhaltlichen Eindimensionalität (Freiheit, Freiheit, Freiheit) in letzter Zeit doch einiges an Kritik abbekommen hat? Welche Botschaft wird er kommunizieren, welchen Auftakt für seine Präsidentschaft setzen?
Die vergangenen Tage hatten durchaus Unterhaltungswert, als ein Grüner und Sozialdemokrat nach dem anderen plötzlich feststellte, wen seine jeweilige Partei da vorgeschlagen hatte und wen er oder sie dann auch gewählt hat. Einen Mann, der überall die Freiheit und die persönliche Verantwortung vor sich her trägt. Der mit Gerechtigkeit scheinbar wenig anfangen kann. Der in dem typisch deutschen Disput um Freiheit und Gerechtigkeit immer ersteres wählen würde.
Nun also die erste Rede: Gauck hat seine Kritiker aufs wunderbarste eingewickelt. Wenn es ihm so gelingt, sie auf seine Freiheitsreise mitzunehmen, wird er dem Land einen Dienst erweisen. „Freiheit ist eine notwendige Bedingung von Gerechtigkeit,“
sagte der Bundespräsident. Das ist nicht nur richtig, es ist auch sehr schlau. Ohne Freiheit keine Gerechtigkeit, sagt er. Ob seine vermeintlichen Kritiker das akzeptieren?
Ähnlich seine Haltung zum Sozialstaat: „Es ist ein Sozialstaat, der vorsorgt und ermächtigt.“ Vorsorgen, ja klar – da können alle mit. Aber „ermächtigen“? Das heißt klar und eindeutig: Der Staat sorgt für die Basis, aber nutzen muss sie jeder selber. Es ist eine willkommene Weiter-Interpretation, die zu Recht auf die Verantwortung jedes Einzelnen setzt. Es wird sehr interessant, wie Gauck diese Botschaft weiterführt.
Auch sein Schlusswort lässt erwarten, dass die Bürger von ihrem Präsidenten künftig in die Pflicht genommen werden. „Zuletzt bitte ich Sie um Vertrauen in meine Person. Zuerst aber bitte ich sie um Vertrauen in die Menschen, die Sie gewählt haben, um dieses Land zu regieren. Und ich bitte Sie um Vertrauen in sich selbst.“
Dieser Dreiklang lässt viel erwarten. Und er ist wahr: Ohne Vertrauen in sich selbst, kann man kein Vertrauen in andere entwickeln. Weiter so, Herr Präsident!
Nun ja, die größte Denunziation ist zum Glück aus dem Weg. Eindeutiger konnte die Absage an Rechtsextreme nicht ausfallen. Nur sein Lob der 68er war etwas naiv, aber er hat sie ja nicht hautnah miterleben dürfen.
„Ob seine vermeintlichen Kritiker das akzeptieren? “ Wie meinen sie das mit dem „vermeintlich“ ? Wenn Freiheitsleugner den Bundespräsidenten als “ Spalter“ , Systemschnorrer“ etc. titulieren sind sie weder irgendetwas „vermeintlich“ noch „Ktitiker“. Das sind fanatisierte Denunzianten und üble Retropropagandisten der Roten Ex Gestapo aka Stasi. Mehr nicht.
Daß der nunmehr vereidigte Bundespräsident in seiner Antrittsrede die Linie seiner künftigen Amtsausübung nicht bloß neben der Aufklärung im christlich-jüdischen Erbe angeschlossen hat, wurde insbesondere von den Quasisprechpuppen des um seinen medialen Einfluß bauchrednerisch fürchtenden Jakobinats geflissentlich übergangen. Und so dürfte sich bei nicht wenigen Beobachtern die Wahrnehmung ergeben haben, bei besagter Rede handele es sich um eine Art Bauchladen, an dem auch weiterhin mehr oder weniger versteckte Erwartungen lanciert werden (können). Künast, Altmaier, Altmaier und Künast – ein Staatsoberhaupt, das um solche Fürsprecher wissen muß, braucht sich um die Sorge zunehmender Distanz zwischen Politik und Gesellschaft keinerlei Sorgen machen. Gottes Segen, lieber Herr Bundespräsident.
Mir gefällt die Rede sehr. Aus „Freiheit Freiheit Freiheit“ ist (im Sinne der entsprechenden Diskussion auf diese Blog) ein „Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit“ (bzw. renoviert: „Freiheit“ – „gleiche Würde“ – „Solidarität“) geworden.
http://starke-meinungen.de/blo.....ich-meine/
Nur das Internet, das z.B. den Erfolg der Piratenpartei und die Krise so mancher arabischen Regierung verursacht, blieb zugunsten des Old-School-Engagements im Ortsverband außen vor, naja, macht nichts.
Joachim Gauck: ‚Euer Hass ist unser Ansporn‘ … wer hasst die ‚BRD‘? ick ignorier‘ die nich‘ ma‘.
… und schwören tut er, statt: Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; (alles andere stammt vom Bösen.)