Geplünderte Geschäfte, brennende Häuser, zerstörte Autos, überfüllte Arrestzellen, verletzte Polizisten und vier Tote: In einigen Städten Großbritanniens herrschen derzeit bürgerkriegsähnliche Zustände.
Tausende Jugendliche ziehen grölend, prügelnd und raubend durch die Straßen, machen aus dem öffentlichen Raum ein Schlachtfeld. Sie feiern eine Orgie der Gewalt, berauschen sich an vermeintlicher Macht über Menschen und Dinge.
Die Empörten, die Frustrierten machen ihrem Ärger über soziale Ungerechtigkeit Luft. So heißt es oft in den Meldungen, die mit scheinbar aussagekräftigen Sätzen der Randalierer gesellschaftliche Sprengkraft signalisieren wollen. „Wir haben keine Jobs und kein Geld. Wir haben gehört, dass andere Leute Sachen umsonst bekommen, warum also nicht wir“, wird zum Beispiel ein junger Mann mit Baseball-Käppi zitiert. Arme, Entrechtete und all die anderen Verdammten dieser Erde – so lautet die wohlfeile Botschaft – proben den Aufstand gegen die Mächtigen. Mit Verlaub, das ist Bullshit.
In London, Birmingham und Liverpool sind überwiegend Kriminelle am Werk, die ihr brutales Vorgehen sozialromantisch verklären oder verklären lassen. Denn die massiven Ausschreitungen haben schon lange nichts mehr mit dem Tod eines 29-jährigen Familienvaters zu tun, der vor einigen Tagen von einem Polizisten erschossen wurde.
In Wirklichkeit sind die Krawallmacher auf der Suche nach dem ultimativen Kick. Sie wollen mal so richtig die Sau rauslassen. Die Folgen auch für andere? Völlig egal!
Sicherlich, die Jobs sind rar und die Zukunftsaussichten alles andere als rosig. Gesellschaftliche Missstände finden sich zuhauf. Daran gibt es nichts zu beschönigen. Und diese Perspektivlosigkeit drückt aufs Gemüt, keine Frage. Doch berechtigt all das dazu, marodierend ganze Bezirke in Angst und Schrecken zu versetzen?
Nein, für Verständnis, gar leise Sympathie, darf einfach kein Platz sein. Millionen Menschen auf dieser Welt geht es schlecht, vermutlich noch viel schlechter als den halbstarken Steinewerfern in den britischen Städten. Dennoch käme den meisten Armen nicht in den Sinn, sich anderer Leute Eigentum zu bemächtigen oder auf Polizisten loszugehen. Soziale Not ist kein Freifahrschein für Gewalt. Weder in London noch anderswo auf dieser Welt.
Wenn die sozialen Ungleichheiten in der Gesellschaft weiterhin Bestand haben, könnte es auch zukünftig in Deutschland zu vergleichbaren Ausschreitungen kommen. Einen Vorgeschmack liefern schon lange die Krawalle am 1. Mai in Berlin und in anderen Großstädten. Der Unterschied zwischen der armen und der wohlhabenden Bevölkerungsschicht wird immer größer. Jugendliche stehen auf der Straße und haben „no future“. Wie lange wird der soziale Frieden in Deutschland noch halten? Das sollte sich die CDU/FDP-Koalition in Berlin auch fragen, die für die soziale Ungleichheit in Deutschland verantwortlich ist. Frau Merkel muss dringend abgewählt werden!
Dr. Dr. Joachim Seeger, Recklinghausen
@Alt 68 er
.. eher Galgenhumor. Der hier – meint es ernst.
Wann beginnt das in USA ? Wenn ein Republican 2012 President wird – brennt viel ziemlich bald. Nochmal vier Jahre Obama als „Mutter Teresa“ – koennte das noch bis nach 2016 verzoegern. Aber wer kann soll schon jetzt lieber aus gewissen „big cities“ evakuieren. Judy Woodrow eine aeltere, bekannte Journalistin, fragte in PBS „Newshour“ (Programm der Eliten) einen Experten, am Ende des Interviews, halb schelmisch, halb besorgt: „Will we have a civil war ?“ Ueber die soziale und wirtschaftliche Frage, dekoriert mit „Staatsrechten“ – haben sich die U.S. Americans schon 1861-65 abgemetzelt – in einer Nation von 40 Millionen, fielen 600,000 Maenner… Der U.S. Journalist H.L.Mencken erklaerte 1923: „Nobody ever lost money underestimating the taste of the American public!“ Auch den sozio-politischen Geschmack des „typical American“ sollte man nicht unterschaetzen… 40% aller Jugendlichen unter 18 in USA sind heute nicht weiss und die Hoffnungslosigkeit koennen auch „gute Jungs“ berechenbar zu Gewaltaten verleiden. Schon heute 2011 ist in der Demokratie USA ein Mensch von hundert Menschen im Gefaengnis (in China ist es einer von tausende!).
Die Grundfrage ist doch, welche Positionen und Chancen unsere Gesellschaft für les miserables unserer Epoche bereit hält.
@ derblondehans
ich bin zuweilen ein ehrlicher Bewunderer Ihres subtilen Humors.
Englands ‚Midnight-Summer-Revolution‘.
Eine hoffnungsvolle Demokratiebewegung junger Talente und Facharbeiter mit ausgewiesener Herzlichkeit.
Wann bombardiert die NATO den Buckingham Palace?
Ich sehe hier auch eher die Lust an der Gewalt und das Berauschen an der eigenen Macht am Werk. Dies bricht sich Bahn, wenn Menschen mitbekommen, dass die Ordnungsbehörden es nicht schaffen, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Sobald das Gefühl vorherrscht, straflos marodieren und plündern zu können, fällt plötzlich der Mantel der Zivilisation ab und blanke Barbarei tritt hervor. Ähnliches kann man in Kriegszeiten beobachten, wenn unbescholtene Bürger, brave Familienväter zu Vergewaltigern und Mördern mutieren. Law and order sind der Kitt, der mühsam gewahrt ein zivilisiertes Zusammenleben ermöglicht.
Für mich sieht Protest gegen soziale Missstände anders aus. Wie das funktioniert, bekommen wir derzeit als wunderbares Vorzeigeexemplar in Israel geboten.