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Wessen Staatsoberhaupt?

Fußball interessiert mich nicht. Ich habe von Sport keine Ahnung. Und Fan-Kulturen sind mir völlig fremd. Es hat mich zwar mal eine Edelfeder in einem Zeitungskommentar „Hooligan“ genannt, aber das war wohl nicht wegen meines Sportsgeistes, sondern wegen meiner schlechten Manieren.

Ich stehe fassungslos vor Menschen, die sich darüber unterhalten, ob sie für die Borussen sind oder für die Bayern und das für ein Thema halten. Mich ergreift nicht mal Hochgefühl, wenn, knister-knaster, Deutschland gegen England spielt.

Meine einzigen näheren Begegnungen mit dem Fußball bestanden darin, dass ich mich mit einem afrikanischen Spieler beschäftigen musste, der den Kindersklavenhandel, der seiner Familie in Afrika nachgesagt wurde, für einen legitimen Teil seiner kulturellen Tradition hielt und gleichwohl gerne in Wolfsburg auf den Platz gelaufen wäre. Das war mir nicht recht. Was ich dann an Spielervermittlern, Anwälten und sonstigen Geschäftemachern des Sports erlebt habe, roch für mich nach einer hochorganisierten Halbwelt. Jedenfalls bin ich kein Fan.

Für mich möge der Bessere gewinnen, egal, woher er kommt. Vieles mutet bei den regionalen Clubs wie den Nationalmannschaften ohnehin an wie das Auftreten von international zusammengekauften Söldnerheeren, die ein re-nationalisiertes TV-Event abziehen. Eine globale Akrobatengruppe, die sich weiße oder rote T-Shirts überzieht, um wie Deutsche oder Türken auszusehen. Und das Tor für Deutschland schießt dann ein gebürtiger Pole. Was für eine Kasperei! Kurzum: Man kann nicht desinteressierter an der EM-Qualifikation sein als der Autor dieser Zeilen.

Und doch stutze ich jetzt, den Fernseher in meiner Stammkneipe hörend. Da buht der Mob auf den Rängen einen Spieler bei bloßem Ballbesitz aus, einen netten Jungen mit der Trikotnummer Acht, den die notorisch frechen Berliner am Tresen „Fischauge“ nennen. Der junge Mann stammt von Zuwanderern aus der Türkei ab, ist hier in meiner Heimat aufgewachsen und hat einen deutschen Pass; sein Religionsbekenntnis interessiert mich nicht, weil in diesem Land jeder nach seiner Facon selig werden darf.

Aber der Mob im Fan-Block der türkischen Mannschaft buht. Aber darum darf man den Mob ja auch Mob nennen: Vox Populi, Vox Rindvieh! Einmal interessiert, sehe ich die Kamera auf die VIP-Tribüne zoomen und erkenne neben dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan („Assimilation ist Verbrechen!“) unseren Bundespräsidenten Wulff.

Unser Staatsoberhaupt wird dort wohl dienstlich gewesen sein, als Präsident meines Landes, mein Staatsoberhaupt.

Und was tragen die beiden Staatsschauspieler? Jeder einen Fan-Schal, der zur einen Hälfte die deutschen Mannschaft preist und auf der anderen die türkische. Die politische Pose sagt: Beim Spiel Deutschland gegen Türkei ist man für beide; das soll mir jetzt was sagen; irgendwas Anti-Sarrazinisches.

Ich bin nachhaltig empört, über beide Schals, weil ich es nicht liebe, wenn Politik mich verarscht. Bei Erdogan bin ich sauer, weil er eine Islamisierung der Türkei betreibt, die einen ehedem modernen Staat wieder in die vormodernen Gefilde des Gottes-Staates zurückführt. Erdogan sorgt dafür, dass die Türkei nicht in die Europäische Gemeinschaft aufgenommen werden kann; er steht für einen politisierten reaktionären Islamismus, der, wenn ich ihn als politische Programmatik ernst nehme, nach Faschismus riecht. Ich will an dem Mann keine deutsche Fahne sehen.

Und der Amtsinhaber Wulff, der Softie im höchsten Amt meines Staates, setzt auf Multi-Kulti („Der Islam gehört zu Deutschland!“). Ich will an meinem Präsidenten keine türkische Fahne sehen, wenn er neben Herrn Erdogan steht.

Wir müssen, habe ich von einem klugen Professor in der letzten Woche gelesen, unsere Freiheit, die ganz wesentlich auf der Trennung von Staat und Religion beruht, mit Klauen und Zähnen verteidigen; wer meine Frau und meine Tochter dem Sachrecht zuweisen will, darf auf meine Fan-Zuneigung nicht rechnen. Und auch nicht auf die Unterwürfigkeit des Staatsoberhauptes. Es gilt ausschließlich das Grundgesetz, nicht die Scharia, Herr Wulff; nicht die Hälfte vom Grundgesetz und die andere Hälfte aus der Scharia!

Ich verlange, dass Sie klar Flagge zeigen. Dafür sitzen Sie im Schloss Bellevue, nicht für das Wischi-Waschi einer islamisch-jüdisch-christlichen Bundesrepublik mit flexibler Leitkultur und Menschenrechten auf Abruf. Entscheiden Sie sich, wessen Bundespräsident Sie sein wollen! Und für diese klare politische Logik, da bietet der Sport doch das ideale Verständnis. Deutsche und Türken sind Gegner in einem fairen Spiel. Gegner, nicht Feinde.

Und das Sagen haben die Spielregeln, nicht der Koran oder die Bibel oder der Talmud. Und ich will, wenn ich den Wulffschen Relativismus sehe, jetzt doch mit Inbrunst, dass die Deutschen gewinnen. Man kann in einem fairen Spiel für die eine Partei sein oder für die andere, aber nicht für beide. Und das hat nichts mit Deutschtümelei zu tun. Ich begrüße es mit ganzem Herzen, dass die deutschen Tore von Spielern geschossen werden, die aus Polen und der Türkei stammen. Und ich verlange, dass das Spiel fair zugeht und nach dem Spiel sich die Gegner wieder in den Armen liegen.

Aber diese billige und effekthaschende Abstauberei des konfliktscheuen und leisetreterischen Herrn Wulff, offensichtlich ein Warmduscher in Fragen des Patriotismus, die widert mich an. Bei Amtsantritt habe ich die Befürchtung geäußert, dass dieser Präsident in die Heinrich-Lübke-Galaxie eintauchen wird. Das werde ich noch bereuen, denn Lübke war ein älterer Herr, frei von jeder Ambition, Wulff hat noch was vor. Erschreckt frage ich mich: In wessen Namen?

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10 Gedanken zu “Wessen Staatsoberhaupt?;”

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    for purely ideological reasons, left-wing politicians in Germany ignored for too long the problem of rising Muslim fundamentalism among the country’s rapidly growing immigrant communities. After all, this dangerous phenomenon ran counter to the left’s declared political vision and ideal of turning Germany into a harmonious, peaceful „multicultural society“ bringing together immigrants of various background and religious beliefs

    http://www.weeklystandard.com/.....israel.asp

  2. avatar

    Ich will an meinem Präsidenten keine türkische Fahne sehen, wenn er neben Herrn Erdogan steht.

    Ätsch, müssen sie aber! Ich fand die Schaals prima 🙂

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    Ich glaub´, wir haben soviel Bundespräsidenten, wie wir Bundestrainer haben. Irgendwo steckt ein „Kleiner“ doch in jedem drin…

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    Sie haben den Nerv getroffen ,den die meisten selber spüren,nur nicht unser Präsident!
    Er zeigt uns was Gutmenschen wollen,
    zu allen freundlich und gut sein.
    Alles glattstreichen wollen.
    Er zeigt viel Unkenntnis in Sachen Islam.
    Er nötigt seinem Volk etwas auf
    das sein Volk nicht will.
    Er hat kein Gespür
    für das was richtig ist oder nicht.
    Auch nicht in der Sache mit seinem Urlaub ín der Villa von Marschmeyer.
    Man stelle sich vor die Queen würde Urlaub machen bei einem Finanzmogul.
    Das ganze Land würde aufheulen,
    nur bei und tut sich nichts.
    Er setzt sich neben die Nationalkicker bei Pressekonferenzen und verspricht gleich eine Medaille.
    Man dachte,er sei ein kleines Kind das sich an die Fersen der Nationalkicker heftet.
    Er findet keinen natürlichen Abstand
    wo er ihn herstellen müßte.
    Er macht den Kumpel und nicht den Staatsmann.
    Er purzelt von einem Fehltritt in den anderen.
    Ich fragte mich immer:
    hat er keine Berater?
    Was er nicht hat
    kann er vermutlich auch nicht lernen.
    Feingespür.

  5. avatar

    Der Hinweis,Ihre Meinung habe nichts mit Deutschtümelei zu tun war überflüssig. Deshalb nur 99% Zustimmung zu Ihrem Artikel.

  6. avatar

    „…Aber diese billige und effekthaschende Abstauberei des konfliktscheuen und leisetreterischen Herrn Wulff, offensichtlich ein Warmduscher in Fragen des Patriotismus, die widert mich an. Bei Amtsantritt habe ich die Befürchtung geäußert, dass dieser Präsident in die Heinrich-Lübke-Galaxie eintauchen wird. Das werde ich noch bereuen, denn Lübke war ein älterer Herr, frei von jeder Ambition, Wulff hat noch was vor. Erschreckt frage ich mich: In wessen Namen? …“

    Leider haben Sie da vollkommen recht…

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