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„Ich bin dann mal weg“: Die politische Klasse macht sich vom Acker

In meinem Vaterland erntet geringe Achtung, wer die Dinge, die er tut, aus Neigung oder wegen des Geldes treibt. In Fragen der Liebe ist es besonders verhängnisvoll, wenn das Argument lautet, dass es halt Spaß mache. Noch geringeren moralischen Glanz hat das Motiv, nach dem man jung sei und das Geld brauche.

Der deutschen Ehre entspricht es nicht, sich für etwas bezahlen zu lassen. Ganz anders in den USA. Dort wird man schon beim zweiten Glas auf dem Stehempfang schlank gefragt, wie viel man denn mache. Gemeint ist Geld. Ganz anders als in deutschen Landen auch in Frankreich, in dem eine „amour fou“ alles rechtfertigt. Und selbst den Engländern reicht eine Obsession als Begründung, ein „spleen“, je abgedrehter, desto lieber.

In Preußen weiß man, was sich gehört; man weiß das im Herzen und nicht in den Lenden oder dem Portemonnaie. Mein ach so ernstes deutsches Vaterland ist geprägt von preußischer Tugend. Schon Friedrich Schiller war von sich enttäuscht, weil er zwar seine Pflicht getan habe,dies aber gerne. Letzteres galt als Makel. Wir wollen im Staate Charakter sehen und Werte, nicht Kurtisanen und Dukaten. Künstler, das mögen Hedonisten sein, und Bankiers Geldscheffler, Agenten der Gier.

Lust und Laster mag teilen, wer will, nicht aber die Sachwalter des Gemeinwohls. Man tut seine Pflicht, weil ein inneres moralisches Gesetz es verlangt. Und nicht, weil es Kohle gibt oder geil ist. Wer in Preußen ein öffentliches Amt bekleidete, nahm sich zum Motto „Dienend verzehre ich mich!“

Zum Dienst gehörten auch die harten Zeiten und die Gewissheiten, dass man nicht bei kritischen Anwürfen gleich den Köhler macht, früher noch Fahnenflucht genannt. Das Salär der Beamten war karg, aber, jetzt kommt es, die Pension auskömmlich. Das mit dem fürstlichen Ruhestand freilich gilt auch für die Herren Roland Koch und Ole von Beust, auf die nun eine stattliche Altersversorgung wartet. Günter Oettinger hatte die Rente noch nicht durch und dreht dieserhalben noch mal eine Runde in Brüssel.

Aber alles hat seine Zeit, wissen wir aus dem Alten Testament und von dem Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. Die Republik heult auf, wenn die politische Klasse sich vom Acker macht. Und was zeigt das?

Es zeigt, wie dumm wir, die Wähler, sind, wie vertrottelt. Die Volksseele will nicht zur Kenntnis nehmen, dass längst in der Politik Einzug genommen hat, was schon die Wirtschaft beherrscht: das Managertum. Manager sind Angestellte, die eine Institution so führen, als seien sie die Eigentümer. Manager tun es für Geld, am liebsten für viel Geld.

Das Hurenhafte berührt sie nicht, weil es Kern des Systems ist. Diese Jungs singen selbstbewusst: „We are only in it for the money!“ Man kann sie nicht beleidigen, wenn man sagt, was ist: Sie sind die Strichjungen des Kapitals. Natürlich kann man Lippenbekenntnisse von ihnen hören, nach denen sie die Aufgabe interessiert und sie eine Mission haben.

Aber jeder weiß, dass das eine Kirsche auf der Torte ist und nicht mehr. Manager sind die fleischgewordene Lebenslüge: Sie geben vor, wie die Eigentümer zu handeln, aber sind doch nur Angehörige eines Söldnerheeres. Manager kämpfen die Kriege anderer Herren und lassen sich dafür fürstlich entlohnen. Stimmt der Bonus nicht mehr, ziehen sie weiter, im Zweifel auf die andere Seite des Grabens.

Klares Beispiel: Banken gehören nicht mehr wohlhabenden Menschen, leibhaftigen Bankern, sondern werden von angestellten Topmanagern geführt, die ihre ebenfalls angestellten Investmentbanker besser bezahlen als sich selbst. Weil die sonst einfach am nächsten Morgen nicht wiederkommen.

Noch ein klares Beispiel: Verlage werden nicht mehr von Verlegern geführt, sondern von Verlagsmanagern, deren publizistische Seele den Tiefgang eines Metzgerblocks hat.

Kurzum: Auch der Staat wird gemanagt von Managern, politischen Managern, die früher Staatsmänner hießen. Und wenn diese Politmanager keinen Aufstieg mehr sehen oder keine Kohle oder keine geile Machtausübung oder keinen lukrativen Anschlussjob, dann hauen sie in den Sack.

Wähler, die mehr erwarten, sind naiv. Ein Ministerpräsident ist der Vorstandsvorsitzende eines Bundeslandes, ein Manager, sprich ein moderner Söldner. In der Politik gehört zum Söldnertum die Unschuldsmiene und das heilige Getue, Würde des Amtes genannt. Eine Art Kriegsbemalung, weil das Volk solche Posen liebt.

Entgeistert fragt der desillusionierte Wähler: und die wirklichen Werte und der echte Charakter und die moralisch geistige Wende? Kriegsgeschrei, Söldnerlieder. Wenn die Schlacht geschlagen und der Sold gezahlt ist, wird privatisiert. Dann macht die politische Klasse Fisimatenten, wie es im alten Preußen hieß. Dann will man für die sauer verdiente Pension endlich Spaß haben.

Mindestens so viel wie die pensionierte Troubadoure Gerhard Schröder und Joschka Fischer, vormals Koch und Kellner. Oder wie Horst Köhler, laut Boulevard im Reiterurlaub auf Norderney. Weiteres in Wendy, der Mädchenzeitschrift für den Ponyhof.

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12 Gedanken zu “„Ich bin dann mal weg“: Die politische Klasse macht sich vom Acker;”

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    @Rita E. Groda: Recycling und Hausmüllentsorgung: Siedlungabfälle und Sondermüllaufkommen sind im „politischen Geschäft“ ganz natürlich. Das ist besser als Brachland oder gar eine Wüstenei. Müllerverbrennung ist heute trotz frührer rot-grüner Ideologien eine saubere Sache. Ansonsten streue ich tüchtig Kieselsteine in den Strom.

    Aus schwarz-gelb muss erstmal christlich-liberal erwachsen. Momentan ist noch alles drin. Hängt davon ab, wer aus dem Urlaub wie zurückkehrt.

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    Lieber Herr Edom, wie ich feststellen konnte haben wir gewiß ein Generationenproblem.
    M.E. nach haben Sie auch ein großes Demokratieproblem.
    In meiner sog. Jugend, konnte man sich noch einigermaßen sicher sein, daß in einer Demokratie Gesetze und sonstige Gegebenheiten zu ändern sind. Und die von Ihnen geforderte „Dezentheit“ galt als mies bürgerlich.

    Ein Produkt ihrer bürgerlichen Arroganz ist für mich die Aussage „des Volkes Seele sei plump und einfach gestrickt“.
    Meines Wissens sagte Brownng einmal „Unwissenheit ist nicht Unschuld, sondern Sünde“. Das sog. Volk wird von der Politik größenteils „unwissend“ gelassen und von den Medien, je nach Gusto, manipuliert. Bei unserer derzeitigen Informationsflut ist dem sog. Volk tatsächlich nur schwer zuzumuten gut informiert zu sein.

    Frage: Welche Mittel ziehen Sie vor, um die Regierung zu sanieren?

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    @Rita E. Groda: Publikumsbeschimpfung ist aber nicht die richtige Entscheidung. Das Volk hat für die Malaise nicht die selbe Verantwortung wie die Eliten. Und damit meine ich sowohl Funktionseliten als auch Machteliten.
    In der Tat bietet die Politik den Wähler keinen Willen an, sondern Wünsche. Darum kann die Politik dem Bürger auch seinen Willen nicht mehr erfüllen. Es geht nur noch um Wünsche und fiktive Träume. Politik und Markt – Markt und Manager -, es verschwimmt. Eine tragische Entdifferenzierung. Der Kampf um Wählerstimmen wird auch wie ein Markt bestimmt. Das ist aber eine Folge der Gesetze und Institutionen, nicht der plumpen und einfach gestrickten Seele des Volkes. Eine Kollektividentität zu postulieren finde ich nicht gut. Ich ziehe andere Mittel vor als Enthaltung, um die Regierung zu sanieren. Politischer Minderleister dürfen wegrationalisiert werden.

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    @Chr. Edom: Gerade habe ich (vermutlich) Ihren verehrten Beitrag gelesen „Wie läßt sich die Eiskönigin „dezent“ kaltstellen?“.
    Warum eigentlich dezent?
    Bedienungsanleitung siehe oben, mein letzter Beitrag.

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    @Ch Edom: Sollten Sie übersehen habe, daß im Supermarkt ebenfalls vorgefiltert wird. Durch ein ganz bestimmtes, angeblich durch den Konsumenten beeinflusstes Sortiment, wie bei den Parteien, durch bestimmte Standorte (Plazierungen), durch den Preis usw.

    Wo erhebt meine Sichtweise sich über Mitbürger? Der Wähler vertritt mit seiner Stimmabgabe sein Bürgerrecht. Er wählt die Partei, den Repräsentanten, der, im besten Fall, seine vermeintlichen Interessen vertritt. Das ist praktizierte Demokratie – wo hier eine moralische Schuldfrage geklärt ist, kann ich nicht ganz erkennen.

    Wenn der Wähler z.B. eine Partei wählt, die als Politisches Ziel z.B. erklärt Steuern zu senken, obwohl der Wähler genau weiß, daß dies nicht durchführbar ist, dann muß man ihm vorsätzliche Dummheit, Uninformiertheit, oder andere, nicht erklärbare Beweggründe unterstellen. Die Moral lassen wir hier besser mal wider beiseite.
    Gesetzt den Fall, keine der angebotenen Waren konveniert ihm, sollte er sich einfach der Stimme enthalten.
    Somit verhindert er zumindest das er, siehe Parteienfinanzierung, keine der von ihm nicht akzeptablen Parteien die, glaube ich, 0,85 Euro proabgegebene Wählerstimme bekommt.
    Unsere Republik hat in Europa die traditionell höchste Wahlbeteiligung bei Parlamentswahlen (Bundestagswahlen), zwischen 69 und 89%, mit Ausnahme der Gründerjahre der Republik.
    Dies könnte ein verantwortungsvoller Wähler ganz schnell und eindrucksvoll ändern. Schaut man der Presse und dem Volk aufs Maul, sind momentan doch alle Politiker indiskutabel.
    Wozu dann wählen? Enthaltung muß auch beim Bürger möglich sein. Wenn von der Politik sofort, bei diesem Gedanken das Gespenst von Weimar beschworen wird – einfach bewußte Panikmache.
    Viele Politiker demissionieren – wieviele Wähler trauen sich das ebenfalls, bei der nächsten Wahl.

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    Wohl gesprochen! Die Stichwörter Ehre und Vaterland gelten als verpönte Begriffe. Ist vermutlich genauso „ehrpusselig“ wie laut SPIEGEL Horst Köhler von den Gästen auf dem Ponyhof gemustert wurde.
    Das Schauspiel macht klar, dass viele besoldete Amateure weder eine gute Laienspielgruppe machen noch anständiges Entgeld Anstand zu Stande bringt. Und als “gentleman amateure” muten mitunter die Hoffnungsträger Freiherr von und zu Guttenberg und Ursula von der Leyen an, die kaum ein Jahrzehnt im “politischen Geschäft” (Angela Merkel in BUNTE) sind.

    @Rita E. Groda:
    Diese Sichtweise entlastet von der Bedrückung, erhebt sich über Mitbürger und klärt nur die Frage der moralischen Schuld. Diese These würde nur gelten, wenn die zur Wahl stehenden Politik repräsentativ im Hinblick auf das Volk wären. Die Repräsentation erfolgt aber durch von Parteien getragenen Wahlverfahren al einem Entscheidungsverfahren und nicht durch Konsum wie im Supermarkt. Zur Wahl gehen ist nicht auswählen aus einem super Markt, sondern aus etwas, was vorgefiltert wurde.

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    Wohl gesprochen! Die Stichwörter Ehre und Vaterland gelten als verpönte Begriffe. Das Schauspiel macht klar, dass viele besoldete Amateure weder eine gute Laienspielgruppe machen noch anständiges Entgeld Anstand zu Stande bringt. Und als „gentlmen amateure“ muten mitunter die Hoffnungsträger Freiherr von und zu Guttenberg und Ursula von der Leyen an, die kaum ein Jahr im „politischen Geschäft“ (Angela Merkel in BUNTE) sind.

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    Sehr geehrte Frau Berger,
    Moral und Charakter sind Handelsware, man sollte sie nicht ständig beschwören. Brrr – mir graut vor solchen Begriffen (siehe lex Posener).
    Die Wahrheit ist ganz schlicht – wie Post und Bahn, wurde die Politik ebenfalls „privatisiert“.
    Vermutlich erscheint es einigen hier, als ob ausgerechnet Herr Kocks nicht der geeigneteste Verkünder solcher Wahrheiten sein mag. Man sollte aber nicht (immer) den Boten bestrafen, für die Botschaft.

    Wo er Recht hat, da hat er Recht! Nicht nur Politiker, ebenso sind Wähler Lobbyisten. Sie wählen nur den, der die größten Versprechungen macht, wider besseres Wissen, daß ebendiese real nicht eingehalten werden können.

    Also, das Äquivalent zum derzeitigen Politikertyp – absolut kein Unterschied.
    Wähler sind die wahren Kurtisanen des Eigenwohls, sie wählen somit genau die Politiker, die sie verdient haben!!!!!!

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    Es bewahrheitet sich jedoch einmal mehr:
    Jedes Volk hat die Politiker, die es verdient!
    SSKM – schon gar nicht, wenn sich niemand dagegen auflehnt! Solange die Politiker gewählt werden, welche den Leistungsverweigerern auf Kosten der Leistungswilligen volle Rundumversorgung versprechen, darf man sich nicht über deren Moral und Charakter wundern! Woher sollen denn diese Werte kommen?

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