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Sommermärchen 2.0.: Helden wie wir

Weh dem Land, das Helden braucht. Der Satz von Bert Brecht passt gut in diese Tage. Deutschland braucht Helden wie die Jungs von Jogi Löw. Helden, die kämpfen und weinen, die für den anderen arbeiten und gemeinsam gewinnen wollen.

Auch wenn davon im Halbfinale gegen Spanien nicht viel zu sehen war: in dieser Mannschaft steckt enormes Potenzial und die globale Fußballwelt ist begeistert von der jüngsten Mannschaft seit langem.  Jung und fast jeder zweite Spieler mit Migrationshintergrund – lässt sich das auf den Rest der Gesellschaft übertragen?

Ja, wenn wir an den Nachwuchs glauben und frühzeitig in ihn investieren. Der Deutsche Fußball Bund hat in den letzten Jahren viel unternommen, um dieses Team zu bekommen. In jedem hier geborenen und/oder aufgewachsenen jungen Menschen steckt ein Talent, das Förderung und den Glauben ans Gelingen verdient.

Der jüngste Integrations- und Bildungsbericht der Bundesregierung legt genau hier den Finger auf die Wunde. Zu viele junge Menschen in diesem Land werden unzureichend gefördert und fallen aus der Gesellschaft heraus. Ihnen fehlt das Nötigste, um teilhaben zu können. Der deutsche Bildungs- und Arbeitsmarkt muss durchlässiger werden, wenn wir die vielen Talente nicht für immer verlieren wollen.

Daher müssen vor allem die Kitas und Grundschulen zu Talentschmieden werden. Ohne Ganztagsförderung, mehr gut ausgebildetes Personal und eine stärkere Öffnung gegenüber Nachbarschaft und Umfeld wird das Nachwuchsprogramm nicht zu haben sein. Die Bereitschaft hierfür Geld auszugeben ist vorhanden. Was fehlt ist eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Kommen, von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, uns allen, dieses Talentprogramm zu organisieren.  Damit das Sommermärchen weiter gehen kann, nicht nur auf dem Fußballplatz.

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8 Gedanken zu “Sommermärchen 2.0.: Helden wie wir;”

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    Andere Welten, andere Helden: In meiner mitternaechtlichen „Wanderung“ um den Planet, habe ich gerade mal in den Amazonasurwald geblickt, natuerlich mit meinen Computer – und auch auf einen der dortigen Nachrichten“sites“ (portal amazonia.com) und las einen Bericht welcher mich sehr beruehrt hat: Im Januar flog ein Helicopter 550 km nach den Sueden, von Manaus der Megacity in der Mitte von Amazonia. Der Pilot und der Bordmechaniker sollten eine Indianerin von einer Siedlung zum naechsten Krankenhaus fliegen. Der Helikopter verschwand irgendwo im Urwald. Die Luftwaffe suchte wochenlang in einer Flaeche von fast 20,000 Quadratkilometer – ohne eine Spur der Maenner oder des Helikopters zu finden…

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    @Jokus
    Mir ging es nicht um die Migrantenfrage. Das sollte meinem Text auch zu entnehmen gewesen sein. Nicht: Solche Helden haben „wir Deutschen“ auch zu bieten, sonderen : Deutschland hat mehr Heldentum zu bieten. Dies gilt für Migranten UND für Deutsche. Denn Ärzte, Lehrer, etc. wie von mir aufgeführt sind ebenfalls Migranten UND Deutsche. Vielleicht auf ihre Einstellung dazu zurückzuführen, dass Ihnen dies nicht aufgefallen ist. Wer verlernt, den Menschen im kleinen Rahmen seiner Umgebung als wertvoll zu erachten, Migranten UND Deutsche, der wird auch nicht zu Zusammenspiel in diesem kleinen Rahmen aufrufen, sondern wie im Falle von Fußball zu erzwungener Akzeptanz und dem Gefühl, erfolgreiche Migranten seien eine zwangsweise zu aktzeptierende Randerscheinung und hinzunehmen weil nun einmal eine Kamera auf die Person gerichtet ist.(Auf Facebook war nach Özils Tor eine Seite zu finden, die die Aussage vertrat: Hätte ja nie gedacht, dass uns mal ein Türke den … retten würde) Das ist Realität. Diese Menschen verkümmern also „in den Großstadt-Abseits-Ghettos“ weil niemand sie wahrnimmt und wertschätzt. Ich bringe meinem türkischen Zahnarzt auf jeden Fall mit Freuden mehr Respekt entgegen als so viel unnützes Geschrei um ein paar Fußballer zu machen. Das selbe würde ich mir von anderen auch wünschen. Erst das führt nämlich zu Integration und Respekt voreinander. Und zu dem Verständnis, dass wir im Grunde alle gleich sind

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    Was wird hier eigentlich empfohlen? Dass Migranten Deutsche werden (was im Lauf der Geschichte immer mal wieder passiert) oder dass Deutsche aufhören, Deutsche zu bleiben? Da liegt doch die Frage.

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    Große Klasse Daniel Dettling ihr sozusagen auf dem Fußballplatz liegender Grundgedanke: Wie viel wir Deutschen von den Migranten haben könnten, wie nörgelich wenig wir jedoch aus diesem Schatz machen.
    ..und dann diese typisch deutschen „Nörgelpeterchen“ die da widersprechen. Richig so, die Fußballer sind keine „Helden“, richtig so, solche Helden haben wir Deutschen auch zu bieten…Doch darum gehts doch gar nicht, sondern schlicht um ein Beispiel: Wie man auch mit den zu Deutschen gewordenen Migranten ein uraltes Spiel – und eben nicht nur dieses Spiel – neu beleben kann…Es kommt eben „nur“ darauf an, die Talente auch zu finden und zu fördern…doch bei uns verkümmern sie oft in den Großstadt-Abseits-Ghettos der fremdländischen Einwanderer.

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    Etnokosmetik ist eben eine Waffe im Arsenal der geopolitischen „Soft Power“ – besonders fuer Nationen wo noch historische Skellete in Hinterkaemmerchen ruetteln. Beispiel – die „Ueberdemokratie“ wo Menschen, von bis vor kurzen seit Jahrhunderten misshandelten Bevoelkerungsgruppen, sich ganz schamlos fuer die Ziele der „himmlischen Kaste“ verdingen: Condoleeza Rice (Pfarrerstochter wie Merkel !) als internationales Gesicht von George Bush-Dick Cheney-Paul Wolfowitz. Auch heute wieder eine Rice (Susan) als harmloses Gesicht in der UN fuer die „gobal security partnership“ der „himmlischen Kaste“ der USA. Michael Steel, das Oberhaupt der Republicans – als schamlosester Hetzer gegen Obama. Clarence Thomas, einer der 9 USA „Supreme Leaders“ (Supreme Court) – der Verfechter der schamlosesten anti-demokratischen Gesetzverdrehungen. Deshalb ist die „multikulti“ deutsche Nationalmannschaft zumindest eine absolut fabelhafte „Kosmetik“ fuer das „Gesicht“ Deutschlands welches das internationale Publikum bestaunt. Der deutschland-kritische, pro-israelische, britische, juedische Superjournalist Roger Cohn in der New York Times – schrieb zwei mit Emotion ueberschwemmende „editorials“ uebers das Deutschland das er jetzt „loves“. Marcos Guterman, brasilianischer Jude schrieb in O Estado de Sao Paulo: „Das ist nicht mehr das Deutschland von Leni Riefenstahl!“. Also nach „ausen“ hat der deutsche Fussball ein gute „Soft Power“ fuer Deutschland erzeugt. Klar, einverstanden – in Deutschland selbst wird es noch sehr lange dauern bevor die Wirklichkeit mit dem neuen internationalen „Image“ indentisch wird. Vielleicht ist doch ein intergrierendes europaeisches Deutschland – langsam – sehr langsam – im Entstehen ? Noch heute liest man immer wieder ueber die Ueberraschung ueber die Deutschen waehrend der Fussballmeisterschaft in Deutschland 2006: „The Germans were fun and gracious hosts“. Und damals hatte der internationale Besucher DIREKTEN Kontakt mit den Menschen in Deutschland…

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    Mit Verlaub Herr Dettling, was ist mit Ihnen los? Haben Sie kein besseres Thema als Fussball? Sommerloch? Sind Sie auch von der Volksverdummung angesteckt worden? Bin enttäuscht.

    Fussballer sind keine Helden und auch keine Vorbilder. Was ist daran heldenhaft für 10 Mio EUR Gehalt im Jahr hinter einem Ball zu rennen?
    Helden sind Soldaten, Polizisten, Krankenschwester, Ärzte, Sozialarbeiter, Lehrer die täglich und ohne Aufsehen ihre Pflicht für das Gemeinwohl tun.

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    Selten war ich so froh, ein Märchen von der Realität eingeholt zu sehen.
    Schon der Titel ist furchtbar: Helden wie wir
    Dieser Grundgedanke zeigt, welche Krankheit unsere Gesellschaft heimgesucht hat. Zum Helden wird stilisiert, wer schwitzend und mühend einem Ball hinterherlauft, im Namen einer Nation, fähnchenschwenkend.
    Was ist mit den Menschen, die tatsächlich heldenhaftes leisten, in Pflegeberufen, auf dem Bau, vor überfüllten Klassen, am Fließband? Die Leute, die es gerade mit Schweiß und Mühe schaffen dieses Land aus der Regression heraus wieder in die Wirtschaftlichkeit zu katapultieren in dem sie bereit sind für weniger Lohn trotzdem Mehrarbeit zu leisten.
    Sie sind Stützpfeiler dieser Nation, die auf einiges stolz sein kann, außer auf Fußball.
    Diese Menschen sind Grund und Boden einer Gesellschaft, die ihre Arbeit trotzdem mit Füßen tritt, indem gekürzt und gespart wird wo sowieso schon nicht mehr viel zu holen ist.
    Und warum? Einfach nur wegen schlechterer PR. Es ist nicht mehr viel wert Arzt zu werden in Zeiten, in denen es an jeder Ecke einen Dummen gibt, der bereit ist in seiner Praxis Überstunden zu schieben damit auch alle gesund und übermunter das Deutschlandspiel vor der Glotze verfolgen können. Es gibt schließlich gesetzlich verankertes Recht auf medizinische Versorgung. Eines aufs Weltmeister werden gibt es nicht. Schade, oder?
    Mangelnde Wertschätzung der Dinge, die eigentlich nicht selbstverständlich sind, die man aber dennoch jeden Tag in Anspruch nehmen darf, machen unser Land krank.

    Helden wie wir?
    Was haben wir damit zu tun, wenn Müller den Ball tritt? Sind wir dann eine bessere Nation? Was haben WIR damit wohl geleistet? Wir? Haben Sie sich mal die unzähligen ausländerfeindlichen Internetseiten angesehen, die nach Özils Tor aufgetaucht sind? Haben Sie sich die Nachrichten über angegriffene spanische Autokorsos durchgelesen? Ist Ihnen aufgefallen, wie randaliert wurde vor lauter Freude über das neue „Deutsch sein dürfen“?

    An den Nachwuchs glauben und in ihn investieren klingt toll. Leider ist aber ein gutes Wertemodell verloren gegangen, dass Kindern zu der Förderung auch noch beibringt, dass es wertvoller ist, Arzt, Anwalt, Kindergärtner, Dachdecker, Bäcker und Lehrer zu werden um die Nation zu stützen, wachsen und blühen zu lassen, als Fußballer und „Superstars“ jeder Art für bessere Menschen zu halten. Gefördert von Journalisten wie Ihnen, die in diesen unkritischen Chor des neuen Lebensgefühls nur zu gerne einschwenken, weil er verkaufsfördernd ist und so hübsche Schlagzeilen produziert. Wir sind wieder wer, und wer ist egal. Hauptsache Sieg.

    Es gibt nur deshalb nur einen „Schweinsteiger“ weil die Presse und der Fokus der Öffentlichkeit darauf gerichtet sind und uns beibringen, wer und was wichtig ist. Wer das Telefonbuch aufschlägt sieht: Es gibt tatsächlich mehr als 50 Schweinsteigers und jeder von ihnen verdient, dass das Märchen wahr wird, dass wieder bejubelt und gesehen wird, wer tatsächlich Wertvolles in unsere Gesellschaft trägt.
    Auch von Ihnen als Journalist würde ich mir eine Haltung wünschen, die es möglich macht, sich an Deutschland und mit Deutschland zu freuen, ohne dafür absurdes Balltreten bemühen zu müssen.

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    Ich kann es bald nicht mehr hören.

    Die ach so tolle Integration soll der Grund sein für das gute Abschneiden der deutschen Mannschaft in Südafrika ? Wie hat es Deutschland nur geschafft, ohne Migranten drei mal die Weltmeisterschaft zu gewinnen

    Wenn das Spiel um Platz 3. nicht gewonnen wird wäre die daraus resultierende Platzierung die schlechteste seit 1998.

    2002 wurde ein „rein“ deutsche Auswahl Vizeweltmeister. Schon damals dabei der Schlesier Klose, den allerdings niemand als „Migranten“ bezeichnete.

    2006 gab es einen dritten Platz mit David Odonkor, Klose und Podolski wurden teilweise als polnischstämmige Deutsche geführt.

    2010 waren Klose und Podolski zu Migranten aus Polen mutiert. Dadurch konnte man den Anteil an Migranten in der Mannschaft noch einmal erhöhen. Ich will die Leistung von Özil nicht schhmälern, aber der gleichaltrige und weitaus stärkere Müller bekam nur einen Bruchteil der Lobeshymnen. Auch Khedira wäre kaum Stammspieler geworden ohne die Verletztenmisere im defensiven Mittelfeld (Ballack, Rolfes, Westermann, Träsch).

    Abgesehen davon sind die Herren Özil und Khedira vielleich auch nicht unbedingt repräsentativ für türkisch. -bzw. arabischstämmige Migranten; gerade in Großstädten haben viele Menschen ihre ganz eigenen Erfahrungen gemacht mit jungen Männern aus diesen Ländern.

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