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Nicht die pädophilen Priester sind das Problem – der deutsche Papst ist das Problem

Seit der tapfere Direktor des Canisius-Kollegs in Berlin die Fälle sexuellen Missbrauchs an seiner Schule publik gemacht hat, erfasst die Welle der Enthüllungen über pädophile Priester endlich auch Deutschland. Man kann davon ausgehen, dass der für Ende des Jahres erwartete Bericht über die Heimerziehung Skandale ganz anderen Ausmaßes zu Tage fördern wird.

Es handelt sich, das wissen alle, die mit der unappetitlichen Materie je befasst waren, nicht um die Verirrungen einzelner schwarzer Schafe, sondern um ein systemisches Problem jener religiösen Parallelgesellschaft, die sich katholische Kirche nennt, und die nach Ansicht des Jesuitenpaters und Psychotherapeuten Hermann Kügler „die größte transnationale Schwulenorganisation der Welt“ ist.Nun ist gegen internationale Schwulenorganisationen gar nichts einzuwenden, im Gegenteil. Das Problem ist aber, dass diese Organisation von einem Mann geleitet wird, der den Kampf gegen die Homosexualität zur Lebensaufgabe und damit die Lebenslüge zur Aufgabe jener etwa 20 Prozent der katholischen Priester und Seminaristen gemacht hat, die nach Expertenmeinung als homosexuell zu gelten haben. Da diese Sexualität nicht offen gelebt werden darf, ja verdrängt und beschwiegen werden muss, findet sie eben andere Wege, sich zu äußern. Das wird sich nicht ändern, so lange Benedikt XVI Papst ist.

Dessen Biograph und früherer Schüler Christian Feldmann hat bei Joseph Ratzinger eine „panische Angst vor Schwulen“ ausgemacht. Diese Homophobie äußert sich etwa in der Hysterie, mit der Ratzinger gegen die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren wettert: „Mit dieser Tendenz tritt man aus der gesamten moralischen Geschichte der Menschheit heraus“, erklärte der Chef der Glaubenskongregation am 13. Mai 2005 vor dem italienischen Senat.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Wollen zwei gleichgeschlechtliche Menschen offen zusammenleben und füreinander sorgen, handelt es sich um ein Heraustreten aus der ganzen moralischen Geschichte der Menschheit; worum aber handelt es sich, wenn ein Priester Kinder und Jugendliche missbraucht, die ihm vertrauen, die ihm als Erzieher oder Beichtvater anvertraut und ausgeliefert sind? Ähnlich starke Worte wie gegen die Homo-Ehe hat man zu diesem Verbrechen vom Heiligen Vater nicht gehört.

Für Benedikt XVI ist nicht die Kirche, sondern die liberale, offene und permissive Gesellschaft unfrei, denn, wie er in einem Briefwechsel mit dem damaligen italienischen Senatspräsidenten 2004 schrieb: „Dass Homosexualität, wie die katholische Kirche lehrt, eine objektive Ordnungsstörung im Aufbau der menschlichen Existenz bedeutet, wird man bald nicht mehr sagen dürfen.“ Nun, aufgeklärte Menschen überlassen die Frage, was eine „objektive Störung“ ist, eher einem Arzt als einem Theologen; aber man muss weder Arzt noch Theologe sein, um zu begreifen, dass Homosexuelle in einer Organisation, die sie einerseits stets in Versuchung führt, ihnen andererseits keine Möglichkeit gibt, offen über ihre Bedürfnisse zu reden oder sie gar auszuleben, eine elende Existenz führen, die früher oder später zu „objektiven Störungen“ ihrer Psyche führen muss.

Wenn die Kirche auch nur einen Bruchteil der Energie, die sie der Diffamierung der Homosexualität gewidmet hat, der Aufklärung in den eigenen Reihen gewidmet hätte, getreu dem Jesuswort, den Balken im eigenen Auge zu suchen, nicht den Splitter im Auge des Bruders, man hätte Tausenden von Missbrauchsopfern ihr Martyrium ersparen können. Das wird mit Benedikt XVI nicht gehen.

Nun mag man einwenden, es sei Sache der Kirche, ihren Mitgliedern vorzuschreiben, wie sie sich sexuell zu verhalten hätten, das gehe sonst niemanden etwas an. Das ist, wie man an den  missbrauchten Kindern in Schulen, Heimen und Beichtstühlen sieht, etwas zu kurz gedacht. Vor allem wird eine solche Nachsicht der unnachsichtigen Härte dieses fürchterlichen Papstes nicht gerecht. Ihm genügt es nicht, den eigenen Funktionären und Gläubigen eine verlogene und weltfremde Sexualmoral zu verordnen, die zu objektiven Störungen im Aufbau ihrer Psyche führt; der deutsche Papst unterstützt überdies jene Staaten, die Homosexuelle als Kriminelle verfolgen.

Auf Initiative der französischen Ratspräsidentschaft brachte die Europäische Union 2008 eine Resolution in die Vereinten Nationen ein, die eine universelle Entkriminalisierung der Homosexualität forderte, die in 77 Ländern der Erde als Verbrechen gilt und in sieben islamischen Ländern sogar mit dem Tod bestraft wird. Gegen die Resolution stimmten nicht nur – wie zu erwarten war – die betroffenen Länder, sondern auch der Vatikan. Sollen doch die Iraner Schwule an Baukränen aufhängen – Hauptsache, sie „fallen nicht aus der gesamten moralischen Geschichte der Menschheit heraus“, indem sie, wie die dekadenten liberalen Länder des Westens, die Schwulenehe legalisieren oder die Meinungsfreiheit von Verklemmten beschneiden, die Homosexualität als „objektive Störung“ beschimpfen wollen.

Wann regt sich endlich massenhafter Widerstand gegen diesen Papst? Ein Kirchensteuerstreik wäre doch das Mindeste, was man von einer katholischen Christenheit erwarten dürfte, die sich etwas darauf einbildet, „werteorientiert“ zu sein, im Gegensatz zu uns wertevergessenen Heiden.

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43 Gedanken zu “Nicht die pädophilen Priester sind das Problem – der deutsche Papst ist das Problem;”

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    Geraldus sagt weiter oben:

    „Und jetzt kommen Sie nicht wieder mit dem Zölibat, denn kein normaler Mann wird durch sexuelle Enthaltsamkeit plötzlich pädophil.“

    Wodurch ist das belegt? Wurde das je untersucht?
    Gesichert ist jedenfalls, dass erzwungene „Enthaltsamkeit“ (Die dürfen ja strenggenommen noch nicht mal masturbieren!)zu psychischen Störungen führt.
    Schon Luther (den ich ansonsten allein wegen seines Antisemitismus wenig schätze) hat es sinngemäß so ausgedrückt (auf die ihm eigene drastische Weise):
    „… da könnte man ihnen auch gleich das Scheißen verbieten!“
    Apropos Luther: Auch damals war der Vatikan Verursacher der Reformation – Der Protzbau Petersdom ist seither in Rom zu besichtigen.

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    @ EJ

    Konfuzius sagt:

    „Der Wissende ist noch nicht so weit wie der Forschende, der Forschende ist noch nicht so weit wie der heiter Erkennende.“

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    Den wissenenden Lesern, an die ich mich hier gewendet habe, habe ich bereits alles gesagt, was zu dieser Thematik zu sagen ist. Und diese Leser werden in in einigen Kommentaren das erkennen, was darin zu erkennen ist, so dass ich einige Beiträge nicht mehr weiter zu kommentieren brauche.

    Zu dem in dieser Diskussion gesagten Satz: „Mir sind defizitäre Erdenflöhe lieber als Übermenschen“, stelle ich abschleißend fest, dass mir MENSCHEN lieber sind als Übermenschen, aber auch lieber als „Erdenflöhe“.

    Ansonsten stelle ich fest, dass wir alle, die wir hier kommentieren und bloggen, auf irgendeine Art defizitär sein müssen. Zumindest meine Mutter hätte sich nämlich für mich, bestimmt auch für uns alle etwas Besseres erhofft, als unsere Zeit mit virtuellen Gesprächspartnern zu verbringen, die uns intellektuell scheinbar doch nicht viel weiter bringen. Jetzt geht ja der Winter ja scheinbar bald vorbei, die Sonne kommt wieder raus und ich gehe wieder an die frische Luft – das ist gut fürs Hirn. Das empfehle ich übrigens auch meinen Mitkommentatoren.
    Ich habe also in den letzten vier Tagen hier über Blogger und Kommentatoren gelernt – vielen Dank dafür – und alles Gute weiterhin,

    euer Kritischer Leser

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    @ Kritischer Leser

    „Die Aussage hingegen, dass Homosexualität in naturrechtlicher Perspektive defizitär ist, stellt in keiner Form den Träger der Homosexualität in seinem Menschsein in Frage. Die Aussage stellt lediglich fest, dass bestimmte Veranlagungen oder Handlungen nicht dem entsprechen, worauf der Mensch hin angelegt ist.“

    Vielleicht bin ich begriffsstutzig aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist Homosexualität von der Natur aus betrachtet durchaus in ihr angelegt, wofür auch Ihr Verwendung des Wortes „Veranlagung“ spricht. Ihren letzten Satz könnte man daher auch folgendermaßen umschreiben:

    Homosexuelle haben bestimmte Veranlagungen oder vollziehen Handlungen, welche mit den Anlagen der Menschen nicht übereinstimmen.

    Nach der guten alten Mengenlehre heißt das übersetzt, Homosexuelle haben Anlagen, die Menschen eigentlich nicht haben.

    Wenn das stimmt, muss ich mich doch fragen, ob ein Homosexueller ein Mensch ist.

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    Kritischer Leser Ohne Homosexualität gäbe es noch immer die Heterosexuellen, aber ohne Heterosexualität gäbe es keine Homosexuellen!
    Aus solchen “Begriffsbetrachtungen” lässt sich naturrechtliches Denken ableiten, was zu der einfachen Einsicht führt, dass Homosexualität gegenüber Heterosexualiät defizitär ist.

    Stellen Sie Ihre „Begriffsbetrachtung“ mal (1)für Zoelibatäre und (2)für Unfruchtbare beiderlei Geschlechts an! Und sagen Sie uns dann, welche naturrechtlichen Konsequenzen Sie daraus ziehen wollen.

    Ansonsten: Sind Homosexuelle nun zu „wirklichen Opfern“ geworden? Oder darf man Homosexuelle Ihrer Meinung nach ein bisschen einsperren und/oder kastrieren und/oder umbringen, z.B. weil sie sich schuldig gemacht haben. Wollten Sie das sagen?

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    @Alan Posener: Also, bitte seien Sie nicht böse, aber hier simplifizieren Sie zu stark.
    Papst Bededikt hat zweifelsohne ein äußerst ambivalentes Verhältnis zur Evolution.Die päpstliche Akademie der Wissenschaften hat ihm einen Rückschritt in der Position der Kirche und Uneinsichtigkeit attestiert, das ist Fakt.
    Die Stellung von Johannes Paul II war hier offener und moderner, sowie klarer.
    Interessant wäre hier tatsächlich auch einmal die Position von Kardinal Schönbor aus Wien zu beleuchten, der der Ansicht ist, die katholische Kirche verteidige die Vernunft!!
    Genesis und Evolution, Widerspruch und Gemeinsamkeit, das hier vernünftig zu diskutieren würde tatsächlich den Rahmen sprengen. Und viele Nichtkatholen total überfordern.

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    Zur weiteren Vertiefung empfehle ich Walter Benjamins Text:

    „Zur Kritik der Gewalt“ aus dem Jahre 1921,

    den man in den bei Suhrkamp verlegten Werken finden kann.

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    Walter Benjamin und Carl Schmitt haben ihre Gedanken selbstverständlich nicht zur Diskussion nach dem 2. Weltkrieg formuliert, sondern bereits davor.

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    @ Alan Posener

    Ich weiss nicht, ob es ergiebig ist, sich im hiesigen Zusammenhang mit dem „Naturrecht“ zu beschäftigen. Das habe ich während meines Studiums einmal angefangen und bald wieder augehört, weil viele der hierzu verfassten Schriften von Zirkelschlüssen und unklaren Gedanken geprägt waren. Letztlich versucht der Papst in Zeiten in denen die Menschen nicht mehr an eine göttliche Sittenordnung glauben wollen, durch die Bezeichnung „Naturrecht“ die von der katholischen Kirche vertretene gottgegebene Sittenordnung sprachlich „aufzuhübschen“.

    Dass die Diskussion über das „Naturrecht“ nach dem 2. Weltkrieg und dem Holocaust nicht nur negativ bewertet werden kann, gebe ich gerne zu. Damals war es aus meiner Sicht eben einfach und vielleicht auch zweckmäßig, die teilweise rechtspositivistisch „legalen“ Verbrechen gegen die Menschlichkeit klar und deutlich als Unrecht zu brandmarken. Wenn ich ehrlich und konsequent sein möchte, kann ich aber nicht widerlegen, dass dort im gewissen Sinne auch „nur“ die Macht des stärkeren zu „Recht“ „geronnen“ ist. Interessant finde ich, dass dies (soweit ich mich erinnere) sowohl Carl Schmitt als auch Walter Benjamin, ähnlich gesehen haben. Die jeweilige „Rechts- bzw. Moralphilosophie“ hat dann immer den Zweck, die veränderten Bewertungen, die die herrschende Macht den einzelnen Handlungen zuweist, zu rechtfertigen. So scheint mir das im hiesigen Streit auch bei der katholischen Kirche zu sein.

    Soweit Sie auf Ihr Buch verweisen, können Sie ja die betreffenden Stellen mal ins Netz setzen.

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    @ Alan Posener Gelegentlich wäre es wirklich interessant, sich das “Naturrecht” anzuschauen […] Spätestens seit Darwin dürfte klar sein, dass von dem, was in der Natur (auch des Menschen als Tier) IST, keine Ableitung getätigt werden darf auf das, was sein SOLL.

    O.K. Mach’mer! Glatt. Aber vorher, damit wir wissen, mit wem wir zu tun haben – woraus und wie leiten denn Sie Ihr „SOll“ ab, dass Sie gelegentlich schon mal auch mit Feuer und Schwert, wenn nicht sogar mit Folter durchsetzen woll(t)en? Anders gesagt: Wie steht’s denn – nach Ihrem Papst-Buch – inzwischen mit Ihren universal gültigen (Wahrheiten und) Werten? Alan Posener – Gegen-Papst? Oder (inzwischen nur noch) Hypothesen-Schmied? Fische <= Butter!

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    @68er

    Die Anonymität des Internets lädt natürlich dazu ein, so richtig „auf die Kacke zu hauen“ und mit harten Bandagen zu kämpfen. Das gehört zu dem Bloggen und Kommentieren dazu und gibt dem Ganzen die notwendige Würze. Aber mit den von Ihnen verwendeten Vergleichen wird eine Diskussion nicht gewürzt, sondern versalzen. Solche Unterstellungen sind nicht nur unangebracht, sondern ehrabschneidend – auch im anarchistischen Web.
    Daher nur ein abschließendes Wort zu Ihrer unseligen Gleichstellung von „unwert“ und „defizitär“: Die Phrase des „unwerten Lebens“ beruht im geschichtlichen Kontext darauf, bestimmten Menschen ihren Lebenswert und damit ihr Recht auf Leben abzusprechen. Die Aussage hingegen, dass Homosexualität in naturrechtlicher Perspektive defizitär ist, stellt in keiner Form den Träger der Homosexualität in seinem Menschsein in Frage. Die Aussage stellt lediglich fest, dass bestimmte Veranlagungen oder Handlungen nicht dem entsprechen, worauf der Mensch hin angelegt ist. Ist es Mutwilligkeit oder Unwissenheit, solch fundamental verschiedene Aussagen in eins zu setzen?
    Ganz nebenbei: Nicht die Relativisten oder Nihilisten engagierten sich in den dunklen Zeiten für den Schutz derer, die mit Ihrem Ausdruck belegt wurden, sondern gerade diejenigen, die ihr Menschenbild wesentlich aus dem Naturrecht bezogen, gingen gegen die „Euthanasie“ vor – denn aus den Naturrechten ergeben sich die Menschenrechte, auch das Recht auf Leben!

    @ Alan Posener

    Jetzt haben wir den eigentlich entscheidenden Punkt erreicht. In Ihrer Papstkritik, aber auch im Zusammenhang mit der Kommentierung der Vorgänge im Canisius-Kolleg geht es doch letzten Endes um die Frage: Sollen wir Ethik nur auf Dialog und Konsens gründen oder baut die Ethik auf unveräußerlichen, von Mehrheitsbeschlüssen unabhängigen Vorgaben auf?
    Wenn ich Sie richtig verstehe, geht Ihre Aussage dahin, doch lieber das Handeln aus dem Konsens zu beziehen, denn die Vertreter des Naturrechts hätten sich doch eh dasavouiert (s. Canisius-Kolleg).
    Da halte ich entschieden dagegen, dass die tragenden Einsichten unserer Kultur eben auf unantastbaren Vorgaben beruhen, die auch durch den unendlichen Diskurs nicht aus dem Weg geräumt werden können. Welche Vorgaben sind das? Das sind die Einsichten, die sich aus der Ordnung dessen ergeben, was das Menschsein des Menschen fördert. Das heißt nicht, dass sich aus dem, was IST, ableiten lässt, was sein SOLL – dieser Kurzschluss wäre nicht naturrechtlich, sondern schlichtweg naturalistisch! Dagegen wendet sich auch der Papst, wie Sie richtig konstatiert haben.
    Am Beispiel der hier so oft bemühten Homosexualität lässt sich „Naturrecht“ doch recht eindrücklich demonstrieren: Ohne Homosexualität gäbe es noch immer die Heterosexuellen, aber ohne Heterosexualität gäbe es keine Homosexuellen!
    Aus solchen „Begriffsbetrachtungen“ lässt sich naturrechtliches Denken ableiten, was zu der einfachen Einsicht führt, dass Homosexualität gegenüber Heterosexualiät defizitär ist.
    So lautet also die entscheidende Frage, ob wir das fördern wollen, was der „Natur“ des Menschen lebensdienlich ist – auch wenn die Repräsentanten dieses Denkens allzu oft scheitern – oder ob wir doch lieber einem naturalistschen Ansatz anhängen, der das reine „Über“-leben als Maßstab nimmt? Wollen wir, dass der Mensch zu seinem Menschsein findet oder wollen wir als höchstes Ziel die evolutionäre Befriedigung? Schon Nitzsche wusste: Wenn wir uns für letzteres entscheiden, ist der Weg zurück zum „erbärmlichen Erdenfloh“ nicht mehr weit.

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    @ Alle: Gelegentlich wäre es wirklich interessant, sich das „Naturrecht“ anzuschauen, das nach wie vor eine Grundlage katholischen Denkens bildet. Spätestens seit Darwin dürfte klar sein, dass von dem, was in der Natur (auch des Menschen als Tier) IST, keine Ableitung getätigt werden darf auf das, was sein SOLL. (Und es ist kein Zufall, dass – wie ich in meinem Buch nachweise) Benedikt XVI darum auch Darwin ablehnt.)

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    @ Kritischer Leser

    „Defizitär“ kann ich nicht anders als mit minderwertig übersetzen. Und ich denke Sie haben, ich hoffe unbewusst, das Wort „minderwertig“ gerade deshalb vermieden, weil es als Teil der „Lingua Tertii Imperii“ bei vielen sofort alle Alarmglocken läuten läßt.

    vgl. Victor Klemperer, LTI – Notizbuch eines Philologen, Leipzig 1980, S. 101.

    Durch das elegante Fremdwort „defizitär“ das so sauber und neutral unserer Wirtschaftssprache entlehnt ist, wird die dahinter stehende Denkweise aber nicht besser. Im Nationalsozialismus wurden Homosexuelle mit ähnlichen Begründungen zunächst verfolgt und dann in Konzentrationslagern ermordet.

    Dass es diese sprachliche Nähe gibt, darauf wollte ich hinweisen und könnte man die Opfer fragen, die wegen ihrer Homosexualität verfolgt und ermordet worden sind, glaube ich nicht, dass sie etwas gegen meinen Vergleich einzuwenden hätten.

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    Kritischer Leser Manchmal wünsche ich mir, dass man aus Gewissenhaftigkeit, aber auch aus Pietät und Respekt vor den Menschen, die wirklich Opfer jedweder Ideologie geworden sind, bestimmte (bis hin zu Vergleiche zu unterlassen. Diese Vergleiche fallen oft auf den zurück, der sie trifft.

    Diese Vergleiche fallen vor allem auf den zurück, der sie nicht zieht.

    Ist ja absolut widerlich, was Sie von sich geben: „Pietät und Respekt vor den Menschen, die wirklich Opfer“ geworden sind.

    Homosexuelle sind – in Gefängnisse geworfen, in psychiatrische Anstalten eingewiesen, auf Operationstischen kastriert, bis hin zu ihrer Tötung in KZs – keine „wirklichen Opfer“ geworden?

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    @ 68er

    Die Aussage, dass Homosexualität aus naturrechtlicher Perspektive defizitär sei, mit der Formulierung des „unwerten Lebens“ in Verbindung zu bringen, ist schlichtweg infam.
    Es ist ein Signum aller Ideologen, jede anderslautende Meinung in eine bestimmte Ecke zu stellen, aus der heraus gar keine Diskussion mehr möglich ist. Sicherlich ist es einfacher, andere Perspektiven – wenn auch ohne jede Begründung – zu diffamieren, anstatt sich inhaltlich mit ihnen auseinanderzusetzen.
    Gerade dieses Vorgehen kennt man aus Diktaturen; es scheint auch zu funktionieren, wenn man eine „Meinungs-„diktatur errichten will. Das unterstelle ich Ihnen nicht, aber auf die Gefahr muss ich dennoch hinweisen!
    Manchmal wünsche ich mir, dass man aus Gewissenhaftigkeit, aber auch aus Pietät und Respekt vor den Menschen, die wirklich Opfer jedweder Ideologie geworden sind, bestimmte Vergleiche zu unterlassen. Diese Vergleiche fallen oft auf den zurück, der sie trifft.
    Daher lasse ich mich auf diese bedenkliche Argumentationsebene gar nicht erst ein.

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    @68er: Das klingt irgendwie auch pathologisch.

    Ja. Unterschreibe ich. Aber: That’s life. Und die römische Kirche bildet es ab.
    Anders gesagt: So funktioniert Identität. Sie können das übertragen. So bin ich Europäer. So bin ich (sogar – Sie wissen, was ich meine) Deutscher.

    Phraseologie des “unwerten Lebens”

    Treffer! Versenkt!

    @ Rita E. Groda: letztendliche Gewissensfreiheit

    So unbekannt ist die nicht. Die deutschen Bischöfe haben sich in der Verhütungsfrage ausdrücklich auf sie berufen und insofern von Rom distanziert.

    Protestanten werden das womöglich nicht verstehen: Wer sich anstrengt in der römisch katholischen Kirche, wer sich ein Gewissen macht, ist – bei aller Hierarchie – frei.

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    @Alan Posener:

    Nun zum Mißbrauch. Mißbrauch von Kindern in kirchlichen Institutionen – eine bodenlose Sauerei.
    Aber dies ist auch ein Straftatsbestand und wird hoffentlich, soweit noch nicht verjährt, entsprechend bestraft werden.
    Je mehr Urteile hier erfolgen werden, desto größer wird das Interesse, auch der katholischen Öffentlichkeit, werden, die Abscheu vor diesen Ereignissen größer, und auch die Kirche wird nicht mehr umhin kommen, die momentane Tabuisierung aufzuheben und sich mit diesem
    Thema, auch öffentlich zu beschäftigen.

    Die geschilderten „Schwulitäten“ sind übrigens nicht nur eine Spezialität der Kirchen. Sie sind genau so verbreitet in Internaten und ähnlichen Einrichtungen.
    M.E. sollte man einmal ganz vernünftige Ursachenforschung machen, und diese Angelegenheit einmal philosophisch und gesellschaftspolitisch betrachten.
    Meiner Meinung nach geht es hier nicht nur um sexuelle Perversion, ebenso um die typischen Eigenschaften unserer Ellbogengesellschaft. Die Ausbeutung der Schwachen durch die Starken.
    Lohnt sich einmal darüber nachzudenken!

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    @Lieber Posener:
    Ihre Frage, wann sich endlich massenhafter Widerstand gegen diesen Papst regt, halte ich schon, verzeihen Sie bitte, für einigermaßen naiv.
    Da Sie Ihren berühmten Atheismus unter anglikanischer Anleitung entwickeln durften, sind Ihnen womöglich die Deutschen Katholen-Verhältnisse nicht so definitiv bekannt.
    Dem Durchschnittskatholen wurde im Religionsunterricht beigebracht, daß der Papst unfehlbar ist. Er wird sich nicht die Mühe machen herauszufinden, ab wann diese „Erkenntnis“ zum Dogma erhoben wurde, und wann. Und unter dem Begriff „ex cathedra kann er sich schon gar nichts vorstellen.Jeder einigermaßen pfiffige Kathole schnappt aber im Religionsunterricht mal den Begriff der letztendlichen Gewissensfreiheit auf, und wenn er rational denken kann, nutzt er diesen fürderhin für sich.
    Die Sklavenmentalität, sprich Obrigkeitshörigkeit der Deutschen Katholen Mehrheit wird ewiglich verhindern, daß sich in diesem Lande jemand gegen eine Obrigkeit, wie den Papst, auflehnen wird. Die vernünftigere Minorität hält sich an ihre Gewissensfreiheit und tut das, was das Gewissen rät und was sie will.

    Was den Rest der Welt betrifft. Mein kluger Vater hat mir mühevoll beigebracht, daß man in einer Demokratie auch dumm sein darf. Gilt ebenso für die kath. Kirche.
    Wer den Papst als unfehlbaren obersten Sittenwächter weiter betrachten will, möge dies tun.Dummheit ist ja nicht notwendigerweise ansteckend.
    Wer dies nicht will, kann sich an Küng und Drewermann halten, wie viele von uns.

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    @Lieber EJ:
    Selten etwas treffenderes gelesen!
    „Selbst wenn der Papst ex cathedra spricht, steht mein Gewissen als letzte Instanz u.U. dagegen.“
    In meinen Augen auf den für mich zutreffenden Punkt gebracht, und anscheinend den wenigsten praktizierenden Katholen bekannt, das wunderbare Gut der letztendlichen Gewissensfreiheit. Das sollten die Katholen wirklich und sozusagen vegetativ drauf haben, that`s it.
    Sie überraschen mich tatsächlich immer wieder auch positiv.
    LG Ihre Landplage

  20. avatar

    @EJ

    „Jeder ordentliche Katholik lebt in (mehr oder weniger) extremen Spannungen, wenn nicht Widersprüchen. Wobei, ich will das aber nicht ausführen, das alles irgendwie oberhalb der (auch nur unzureichend so bezeichneten) sakramentalen Basis stattfindet, die, sozusagen von unten, aus der Tiefe, jeden Widerspruch aus- und alles zusammenhält und an der weder ein reaktionärer Papst, noch irgendwelche pädophilen Priester kratzen können.“

    Das klingt irgendwie auch pathologisch.

    @Kritischer Leser

    „Naturrechtlich gesehen ist Homosexualität defizitär.“

    Auch wenn bisher diese Ebene in dieser Diskussion noch nicht offen angesprochen wurde erinnert mich Ihr Ausspruch und auch die Argumentation des Papstes doch sehr an die Phraseologie des „unwerten Lebens“. Vielleicht ist es gerade diese Parallelität, die Herrn Posener, wie ich meine zu Recht, dazu drängt, seinen Standpunkt so vehement zu vertrteten.

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    @Alan Posener

    Sie haben Recht: Ich irre tatsächlich, wenn ich Ihre Papstkritik als Geschäftsmodell bezeichne. Schaut man sich nämlich die Verkaufszahlen Ihres Benedikt-Buchs an, so ist es gerade zu erleichternd zu hören, dass Sie „festangestellter Schreiberling beim Springer-Konzern“ sind.
    In einem anderen Punkt kann ich mich jedoch nicht korrigieren: Naturrechtlich gesehen ist Homosexualität defizitär. Das ändert auch nicht der Verweis auf die Tierwelt, in der es doch schließlich ebenso homosexuelles Verhalten gebe. Sicher gibt es auch homosexuelle Affen, aber es gibt auch die schwarze Witwe, die nach der Begattung ihr Männchen frisst. Trotzdem würde niemand behaupten, dass den Frauen endlich das „natürliche“ Recht zukommen müsse, ihren Liebhaber zu beseitigen.
    Solche Argumente haben mit Naturrecht überhaupt nichts zu tun. Wie Sie selbst feststellen, ergibt sich das Naturrecht nicht aus der direkten Übertragung tierischen bzw. „natürlichen“ Verhaltens auf menschliche Handlungsnormen. Vielmehr wird versucht, das eigentliche „Wesen“ zu erkennen und auf den „Begriff“ zu bringen, so wie er in naturalen Vorgaben angelegt ist. Das mag man heute als überholt ablehnen, aber nicht statthaft ist es, den Menschen abzusprechen, sich für eine solche Sicht zu entscheiden. Und in dieser Sicht gehört der generative Aspekt der Sexualität, was ein Blick in die abendländische Geistesgeschichte schnell vergewissert.
    So können wir festhalten: Die Sexualmoral der kath. Kirche will verantwortete, dem menschlichen „Wesen“ gemäße Sexualität fördern. Dass einige an diesen Normen scheitern, sagt noch nichts über die Normen aus.
    Wesentlich mehr sagt es aus, dass linke Gruppen in den siebziger Jahren die Entkriminalisierung der Pädophilie vorantreiben wollten. Daran zeigt sich, welche Konsequenzen es hat, sich aus der so oft verfemten und ach so antiquierten, „natur-“ rechtlich begründeten Moral verabschieden zu wollen. Und ebenso viel sagt es aus, dass heute noch einige exponierte Vertreter dieser Forderungen im EU-Parlament sitzen, ohne dass der mittlerweile beim Springer-Konzern „festangestellte Schreiberling“ bei diesem Gedanken die gleichen Empörungswallungen empfände, die er doch gegenüber der Sexualmoral allzu offensichtlich zeigt …

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    @Alan Posener

    Sie haben Recht: Ich irre tatsächlich, wenn ich Ihre Papstkritik als Geschäftsmodell bezeichne. Schaut man sich nämlich die Verkaufszahlen Ihres Benedikt-Buchs an, so ist es gerade zu erleichternd zu hören, dass Sie „festangestellter Schreiberling beim Springer-Konzern“ sind.
    In einem anderen Punkt kann ich mich jedoch nicht korrigieren: Naturrechtlich gesehen ist Homosexualität defizitär. Das ändert auch nicht der Verweis auf die Tierwelt, in der es doch schließlich ebenso homosexuelles Verhalten gebe. Sicher gibt es auch homosexuelle Affen, aber es gibt auch die schwarze Witwe, die nach der Begattung ihr Männchen frisst. Trotzdem würde niemand behaupten, dass den Frauen endlich das „natürliche“ Recht zukommen müsse, ihren Liebhaber zu beseitigen.
    Solche Argumente haben mit Naturrecht überhaupt nichts zu tun. Wie Sie selbst feststellen, ergibt sich das Naturrecht nicht aus der direkten Übertragung tierischen bzw. „natürlichen“ Verhaltens auf menschliche Handlungsnormen. Vielmehr wird versucht, das eigentliche „Wesen“ zu erkennen und auf den „Begriff“ zu bringen, so wie er in naturalen Vorgaben angelegt ist. Das mag man heute als überholt ablehnen, aber nicht statthaft ist es, den Menschen abzusprechen, sich für eine solche Sicht zu entscheiden. Und in dieser Sicht gehört der generative Aspekt der Sexualität, was ein Blick in die abendländische Geistesgeschichte schnell vergewissert.
    So können wir festhalten: Die Sexualmoral der kath. Kirche will verantwortete, dem menschlichen „Wesen“ gemäße Sexualität fördern. Dass einige an diesen Normen scheitern, sagt noch nichts über die Normen aus.
    Wesentlich mehr sagt es aus, dass linke Gruppen in den siebziger Jahren die Entkriminalisierung der Pädophilie vorantreiben wollten. Daran zeigt sich, welche Konsequenzen es hat, sich aus der so oft verfemten und ach so antiquierten, „natur-“ rechtlich begründeten Moral verabschieden zu wollen. Und ebenso viel sagt es aus, dass heute noch einige exponierte Verteter dieser Forderungen im EU-Parlament sitzen, ohne dass der mittlerweile beim Springer-Konzern „festangestellte Schreiberling“ bei diesem Gedanken die gleichen Empörungswallungen empfände, die er doch gegenüber der Sexualmoral allzu offensichtlich zeigt …

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    Och, Herr Posener, wer will Ihnen Ihr „Geschäftsmodell Papst“ nehmen? schreiben Sie weiter, immer weiter, auf Aktion folgt Reaktion, die Sonne geht morgen früh auf, und abends wieder unter, – und wenn Peppone eine Diffamierung sieht, so ich Ihren Lebensweg beschreibe, dann fällt mir nur auf, daß Ihre Einlassung dazu fehlt. In Demut und Reue, bekenne ich meine Sünden und, – die eine Beurteilung überlasse ich denen, die meinen zeitgenössischen Lebensweg teilen.

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    Alan Posener: ich will die Kirche nicht “totkriegen”

    O.K. Was ich sagen wollte, war auch weniger, dass Sie die Kirche totmachen wollen, als vielmehr, dass die Kirche nicht tot zu kriegen ist. Und das wegen ihrer besonderen „Konstruktion“, ich könnte auch sagen, wegen ihrer besondernen inneren Verfassung.

    Ihren Streit mit dem Papst führen Sie ja quasi als Katholik. Deshalb mein Angebot 😉 Andererseits machen Sie in Ihrer atheistischen Mission manchmal ganz schön auf Eichen fällenden Bonifatius. – Wie das zusammengeht? Müssen Sie wissen!

    Immerhin gibt’s eine deutliche Struktur-Analogie, an der Oberfläche jedenfalls: Jeder ordentliche Katholik lebt in (mehr oder weniger) extremen Spannungen, wenn nicht Widersprüchen. Wobei, ich will das aber nicht ausführen, das alles irgendwie oberhalb der (auch nur unzureichend so bezeichneten) sakramentalen Basis stattfindet, die, sozusagen von unten, aus der Tiefe, jeden Widerspruch aus- und alles zusammenhält und an der weder ein reaktionärer Papst, noch irgendwelche pädophilen Priester kratzen können.

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    @ Kritischer Leser: Sie irren mehrfach. Erstens: Papstkritik ist nicht mein „Geschäftsmodell“. Ich bin fest angestellter Schreiberling des Springer-Konzerns. Das ist mein Geschäftsmodell. Bücher schreibe ich aus Eitelkeit. Hier auf „Starke Meinungen“ schreibe ich aus Freundschaft mit Margaret Heckel, und weil es mir Spaß macht. Wenn es aber mein Geschäftsmodell wäre, was wäre dagegen zu sagen? aus dem „Naturrecht“ ergibt sich doch, dass jeder seinen Lebensunterhalt irgendwie verdienen muss, und dass jede Kraft eine Gegenkraft erzeugt. Das Geschäftsmodell Papst also das Geschäftsmodell Papstkritik.
    Zweitens aber ist das Naturrecht nicht, wie Sie behaupten, aus der Beobachtung der Natur abgeleitet. Denn sonst müsste die Kirche anerkennen, dass es unter allen sexuell tätigen Tieren auch homosexuelles Verhalten gibt, dass die Homosexualität also mitnichten defizitär ist. Eher könnte man meinen, wer nicht bisexuell ist, versäumt eine ihm von der Natur gegebene Möglichkeit. Aber das „Naturrecht“ leitet sich nicht wirklich aus der Natur ab, sondern aus Begriffen, die in der Platonischen Tradition über die Natur gemacht werden. Und hier liegt ein Problem, das natürlich über die Person Benedikt XVI hinausweist.
    @ Con Camillo: „Ich bin stolz…“ Das glaube ich. Stolz, die schlimmste unter den Todsünden, des Teufels liebste Sünde. Aber auch die unter meinen Kritikern häufigste. Demut, die höchste der Tugenden: kaum anzutreffen.
    @ EJ: Ich werde langsam müde, es zu betonen: ich will die Kirche nicht „totkriegen“, wie Sie es so charmant formulieren. Ich will vor bestimmten ideologischen Positionen warnen, die ich für gefährlich und menschenverachtend halte, die aber meines Erachtens – aber das müssen die Katholiken für sich entscheiden – durchaus nicht zum Kernbestand dessen gehören, was ein Christ und Katholik glauben muss. Siehe Küng, siehe Drewermann.

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    @Don Camillo

    Es ist einfacher Herrn Posener wegen seiner nun mehr als 30 Jahre zurückliegenden Mitgliedschaft in einer politischen Gruppierung zu diffamieren, als sich mit seinen Argumenten auseinanderzusetzen.

    Ich hoffe ich muss mich dereinst nicht vor Ihresgleichen rechtfertigen, dass ich mehr als 40 Jahre Mitglied der Katholischen Kirche war.

    Schade finde ich, dass der Kommentar von Herrn Posener es nicht in die „Welt“ geschafft hat, in der ein anderer „Altkommunist“, der jetzige Chefredakteur Thomas Schmid, unter dem Titel:

    „Die Priester, der Leib und die Pädophilie“

    http://www.welt.de/die-welt/de.....hilie.html

    seine Sicht der Dinge dargestellt hat.

    Ich frage mich da zum Beispiel, woher Herr Schmid seine „empirischen“ Erkenntnisse nimmt, wonach der Zölibat nicht mitursächlich für die pädophilen Verbrechen sein soll. Herr Kügler, den Herr Posener ja hier zitiert, scheint auch der Meinung von Herrn Schmid zu sein, aber ich wüsste gerne wo und wie die empirischen Erkenntnisse gewonnen wurden.

    Sind da Fragebögen an die Priester verschickt worden, in denen ihre sexuellen Vorlieben, abgefragt wurden? So nach dem Motto:
    Welche sexuellen Präferenzen haben Sie?
    Mehrfachauswahlt möglich; bitte Reihenfolge angeben!

    a) Ich bin asexuell und liebe Gott.
    c) Ich bin heterosexuell.
    b) Ich bin homosexuell.
    c) Ich bin pädophil (Präferenz Jungs).
    d) Ich bin pädophil (Präferenz Mädchen).
    e) Ich bin pädophil (Präferenz egal).
    f) Ich bin bisexuell.
    g) Ich liebe nur meine Mama.

    Vielleicht wäre es in der Debatte wirklich hilfreich, wenn man sich die emotionalen und entwicklungspychologischen Probleme einmal genauer ansieht, die der Zölibat in einer aufgeklärten Gesellschaft mit sich bringt und auch andere grundlegende Probleme im Verhältnis Religion und Gesellschaft zueinander.

    Ist es für einen aufgeklärten Menschen möglich einen absoluten Gehorsam gegenüber einer anderen Person zu geloben, wie es die Priester gegenüber ihren Bischöfen tun?

    Ist ein Pfarrer wirklich eine Autorität an sich?

    Schafft es ein Großpfarrer mit einer Gemeinde von 30.000 Seelen im Ruhrgebiet wirklich allein mit der emotionalen Hilfe Gottes, so einen mittelständischen Betrieb mit Aufsicht über diverse Kindergärten, Schulen, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser etc. zu stemmen? Oder braucht er eine „Haushälterin“, die ihm nicht nur durch Kochen und Waschen beiseite steht? Tatsächlich wird das Konkubinat ja von vielen katholischen Priestern mehr oder weniger offen gelebt. Es ist dann aber entwürdigend und auch grob verantwortungslos, wenn der Papst und die Bischöfe dies hinnehmen und den dadurch entstehenden inneren Druck und die Doppelmoral geradezu züchten. Von den vielen katholischen Priesterkindern und ihrem unchristlichen Dasein wäre auch noch zu reden.

    Das sind Themen, an denen sich ein Katholik abarbeiten sollte, dem an den Worten Christi mehr liegt als an Pharisäern und Schriftgelehrten in den kirchlichen Institutionen. Nicht an der Jugend des Herrn Posener. Das ist eine andere Geschichte.

    Amen!

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    Ich bin stolz, daß ich in meiner Kindheit schon das Gebot der Nächstenliebe kennengelernt habe. Dies versetzt mich in die Lage, sowohl dem Papst als auch Herrn Posener zu verzeihen. Ein Blick in Wikipedia “ Posener als Kader des Kommunistischen Studentenverbands und der maoistischen KPD aktiv war“, und es ist klar: Herr Alan Posener weiss nicht, wovon ich rede. Verzeihen kann ich ihm sogar, daß er den „Kreuzug gegen den Papst“ als Geldquelle für sich versteht. Der Schuldienst war ihm einfach zu „langweilig“. Seine Beiträge sind es auch.

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    Die katholische Kirche ist in ihrer ganzen Pracht und Niedertracht immer wieder ein willkommenes Objekt der Journalie. Schließlich gibt es sonst kaum eine Organisation, die so klar zur Gestaltung persönlichen und gesellschaftlichen Lebens Stellung bezieht. Wer aber Stellung bezieht, macht sich angreifbar.
    Doch da beginnt nun die Verwirrung, wie sie von skandalisierenden Berufsempörten allzu gerne geschürt wird. Die katholische Kirche ist nun einmal ihrem Selbstverständnis nach kein „System“ wie der Marxismus, sondern eine Gemeinschaft, deren Mitglieder ihr Leben nach metaphysischen Maßstäben ausrichten. Zu diesen Maßstäben gehört auch das sogenannte „Naturrecht“. Einige regen sich nun darüber auf, dass Benedikt samt eines großen Teils der abendländischen Geistesgeschichte fordert, menschliches Handeln nicht allein nach persönlichen Vorlieben, sondern an den vorgängigen, aus der Betrachtung der „Natur“ zu deduzierenden Regeln abzuleiten.
    Nun hat auch Herr Posener die Kritik an der päpstlichen Kritik des Relativismus als Geschäftsmodell entdeckt. Allerdings kommt auch Posener nicht daran vorbei, einer Gemeinschaft das Recht zuzubilligen, sich nicht am Individualismus, sondern am Naturrecht orientieren zu dürfen. Aus diesem Naturrecht resultiert die Einsicht, dass die menschliche Sexualität nicht allein der Lustbefriedigung dient. Stattdessen beinhaltet die „gesamte moralische Geschichte der Menschheit“ tatsächlich die Erkenntnis, dass Geschlechtsverkehr der Weitergabe des Lebens dient. Homosexueller Sex kann jedoch kein Leben weitergeben, und in dieser naturrechtlichen Perspektive lässt sich folglich festellen, dass Homosexualtität defizitär ist.
    Diese Feststellung ist nicht diskriminierend, sie ist schlichtweg empirisch. Bedenklich, nein, nicht bedenklich, sondern menschenverachtend ist es, die schlimmen Verbrechen, wie sie vor wenigen Jahrzehnten im Canisius-Kolleg und genügend anderen Einrichtungen vorgefallen sind, zu instrumentalisieren. Einige Schreiberlinge, wohl nicht die Besten, benutzen die Vergehen, um das gesamte Menschenbild der Kirche – ja, Sexualität kann wirklich den ganzen Menschen betreffen! – zu diskreditieren. Es scheint so, als ob die moralischen Forderungen als zu anstrengend erlebt werden. Argumentativ lässt sich eine verantwortete Sexualität nur schwer widerlegen, eine Sexualität nämlich, die im Nächsten nicht nur das Lustobjekt sieht, das nach mehrfachem Ejakulieren wieder ausgetauscht werden kann. Die eigentliche Anthropologie der Kirche wird dann nicht mehr sachorientiert angegangen. Man geht den einfachen Weg und kocht ein schon lage ausgelutschtes Primitivstargument wieder neu auf. Die Verfehlungen einiger werden als Beleg hergenommen, um die Anthropologie einer Glaubensgemeinschaft zu verfemene. Hier das Ganze zum x-ten Male in der 08/15-Version Alan Poseners: „Vor allem wird eine solche Nachsicht der unnachsichtigen Härte dieses fürchterlichen Papstes nicht gerecht. Ihm genügt es nicht, den eigenen Funktionären und Gläubigen eine verlogene und weltfremde Sexualmoral zu verordnen, die zu objektiven Störungen im Aufbau ihrer Psyche führt“.
    Das ist keine Argumentation, sondern ausgediente Atlherrenpolemik. Regelrecht diskriminierend hingegen ist es, wenn unser Online-Journalist den Menschen, die ihr Leben nach anspruchsvollen Maßstäben ausrichten, eine „elende Existenz“ unterstellt, „die früher oder später zu objektiven Störungen ihrer Psyche führen muss“. Das ist wahrhafte Diskriminierung! Wie würde wohl ein politisch korrekter Beobachter reagieren, wenn diese Formulierung nicht etwa den Priestern, sondern Homosexuellen unterstellt würde? Da findet auch der Papst noch mildere Worte, um Homosexuelle zu beurteilen!

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    Geraldus: Und jetzt kommen Sie nicht wieder mit dem Zölibat, denn kein normaler Mann wird durch sexuelle Enthaltsamkeit plötzlich pädophil.

    Leute, die Schwierigkeiten mit ihrer Sexualität haben, wie Pädophile etwa, kommen in jugendlichem Alter auf die Idee, im Prieteramt mit ihren Schwierigkeiten besser „fertig“ zu werden, da das Priesteramt ohnehin alle gelebte Sexualität schlicht verbietet. Offensichtlich ist das kein Ausweg, weil der Zoelibat Sexualität zwar zum Problem macht, aber eben keinesfalls problematisiert (und, anders als in diesem Falle nötig, schon gar nicht therapiert).

    Unter diesen Umständen gilt tatsächlich: Insofern schlichte sexuelle Enthaltsamkeit (naturgemäß) ohnehin Versager erzeugt, „macht“ der Zoelibat auch pädophil. Leider.

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    @ Geraldus: Ja, jetzt ist nicht derjenige pathologisch, der den Kindesmissbrauch deckt, sondern derjenige, der die Ursachen aufdeckt. Auch eine Haltung.
    @ Jan T. Volenz: Ich stimme Ihnen mit dem Zusatz zu, dass die Verhältnisse in den islamischen Madrassen nach allem, was man darüber hört, noch viel schlimmer sind.

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    Alan Posener: Wann regt sich endlich massenhafter Widerstand gegen diesen Papst?

    Aus katholischer Sicht ist das gar nicht nötig. Ein praktizierend pädophiler Priester kann priesterliche Handlungen „gültig“ vornehmen, z.B. die Eucharistie „gültig“ feiern. Das mag erstaunen und schwer verdaulich erscheinen. Analog dazu muss mich (als Katholen) nicht zwingend berühren, was der Papst als Meinung oder sogar Lehre von sich gibt. Selbst wenn der Papst ex cathedra spricht, steht mein Gewissen als letzte Instanz u.U. dagegen. – Die Kirche hat sehr verschiedene Ebenen. Ich muss ihr nicht auf jeder Ebene gleichermaßen verbunden sein. Das haben wir, sozusagen vegetativ, drin.

    Soll heißen: So wenig Sie die Kirche (ob ihrer „Konstruktion“) tot kriegen, so wenig kriegen Sie die katholische (Schein-)Lethargie aufgebrochen. Was wiederum überhaupt nicht ausschließt, dass Ihre Ausführungen zu Papst und Kirche unter großen Teilen der Katholiken wahrscheinlich zustimmungsfähig sind.

    Kommen Sie rüber! Hier lebt’s! 😉

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    Vorweg gesagt: ich bin nicht katholisch. Allerdings bin ich froh, daß es eine katholische Kirche gibt, die pädophile Priester als Problem sieht. Sonst gäbe es auf der Welt nur noch zynische Krawallmacher wie sie, die pädophile Priester nicht als Problem sehen. Kinder und Jugendliche müssen vor Mißbrauch geschützt werden. Diesen Mißbrauch zu verharmlosen, indem man pädophile Priester nicht als Problem hinstellt, ist empörend.

    Im weiteren wird ihre Argumentation ganz kurios: Weil Homosexualität in der katholischen Kirche tabusiert wird, werden Priester psychisch krank und neigen zu Mißbrauch. Gilt das Gleiche nicht dann auch für Pädophilie? Weil Pädophilie tabuisiert wird, neigen nach ihrer Logik dann manche zu Mißbrauch. Folglich wird sich nach ihrer Logik durch die Entabuisierung der Homosexualität allein nichts ändern, womit sie sich selbst widerlegt hätten. Nach ihrer Logik müsste man auch die Pädophilie enttabuisieren. Ist es das, was sie eigentlich sagen wollen, indem sie äusserten, pädophile Priester seien nicht das Problem? Ist der Pabst der Böse weil er unter anderem die Pädophilie tabuisiert?

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    Herr Posener,

    Ihr Haß auf den Papst trägt ja schon pathologische Züge.
    Was würde sich denn ändern, wenn der Papst die von Ihnen verlangte Liberalität gegenüber Schwulen predigen würde ?

    Pädophilie ist ein Verbrechen, und es ist gleichgültig ob die Täter homo- oder heterosexuell sind, die Opfer sind immer Kinder.
    Und jetzt kommen Sie nicht wieder mit dem Zölibat, denn kein normaler Mann wird durch sexuelle Enthaltsamkeit plötzlich pädophil.

  34. avatar

    „In Deutschland gilt derjenige als viel gefährlicher, der auf den Schmutz hinweist, als der, der ihn gemacht hat.“

    Carl von Ossietzky

    Ich bin auf die Reaktion der 1.000-prozentigen Papstfans gespannt.

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    Wird es denn nun nicht Zeit mal zu fragen was treiben die Moenche des Dalai Lama mit den vielen Knaben und maennlichen Jugendlichen – welche massenweise in die buddhistischen-lamaistischen Kloster eingeschlossen werden ? „Das“ gibt es nicht bei „denen“ ? Wirklich ? Aber ist das „normal“ wie frueher im Tibet des Dalai Lama das Eltern ihre Knaben in die Kloster einliefern ? Neben den alten einheimischen Daemonenglauben haben die Lamaisten doch auch die „tantrischen Sexualpraktiken“ von Indien im tibetischen Lamaismus…?

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