Lieber Klaus Kocks,
Ihre fulminante Polemik gegen den Krieg in Afghanistan und zur Verteidigung Ihrer Bischöfin habe ich mit Vergnügen und Bewunderung gelesen, obwohl ich selbst ja zu jenen „Bellizisten“ gehöre, die – ganz ohne Bezug auf Auschwitz und München – der Ansicht sind, auf die Kriegserklärung vom 11. September 2001 könne man nicht allein mit friedlichen Mitteln antworten. Alles, was Sie über den christlichen Fundamentalismus schreiben, kann ich unterschreiben; dass man so etwas nicht nur bei durchgeknallten Evangelikalen in den USA findet, sondern im Herzen des Katholizismus, im Vatikan des deutschen Papsts Benedikts XVI., habe ich in meinem Buch „Benedikts Kreuzzug“ nachgewiesen.
Wo ich ein wenig gestutzt habe, das war dort, wo Sie einen Gegensatz zogen zwischen Protestanten und Katholiken; wo Sie mit ausdrücklichem Bezug auf Martin Luther die protestantische Tradition der politisch unkorrekten Äußerungen lobten und meinten, die Katholiken hätten „eher eine Tradition des Einsegnens von Panzern“. Und wie ich nicht umhin kann, Frau Käßmann vorzuwerfen, sie kenne ihre Bibel schlecht, so komme ich nun nicht umhin, Sie zu fragen, ob Sie den gleichen Martin Luther meinen wie ich. Den Luther nämlich, der über den Krieg gegen die Türken schrieb:
„Und wenn ir nun wider den Türcken zihet, so seid ja gewis und zweivelt nichts daran, das ir nicht wider fleisch und blut, das ist wider Menschen streitet. […] Sondern seid gewiss, das ir wider ein groos heer Teuffel streitet. Die Türken sind, gleich den Juden, halsstarrig und verstockt, […] das türkische Reich, so groß es immer sein kann, ist nichts, denn nur allein Brocken Brodes […], die Christen […] haben […] die Verheißung Gottes, so uns im Sohne Gottes geoffenbaret ist, da die Türken ihren stinkenden Alkoran, ire Siege und zeitliche Gewalt haben, worauf sie sich verlassen.“
Den Luther also, der den islamischen Widersachern Europas (und gegen die Ottomanen und ihren Dschihad musste Europa Krieg führen, das bestreite ich ganz gewiss nicht) – „gleich den Juden“ – die Menschenwürde, ja die Zugehörigkeit zum Menschengeschlecht abspricht. Den Luther, der über die Juden unter vielem anderen schrieb, sie seien unbekehrbare Feinde der Christenheit, und folgende Maßnahmen gegen sie vorschlug:
„Erstlich, dass man ihre Synagoga oder Schulen mit Feuer anstecke und was nicht brennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, dass kein Mensch einen Stein oder Schlacken davon sehen ewiglich. Und solches soll man tun unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien …
Zum anderen, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre. Denn sie treiben dasselbige drinnen, was sie in ihren Schulen treiben. Dafür mag man sie etwa unter ein Dach oder einen Stall tun …
Zum dritten, dass man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein …
Zum vierten, dass man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren
Zum fünften, dass man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe. Denn sie haben nichts auf dem Lande zu schaffen, weil sie nicht Herrn noch Amtleute noch Händler oder desgleichen sind. Sie sollen daheim bleiben …
Zum sechsten, dass man … nehme ihnen alle Barschaft und Kleinod an Silber und Gold und lege es beiseite zum Verwahren. Und ist dies die Ursache, alles was sie haben (wie droben gesagt) haben sie uns gestohlen und geraubt durch ihren Wucher.
Zum siebten, dass man den jungen starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nasen …
Summa, liebe Fürsten und Herren, so Juden unter sich haben, ist euch solcher mein Rat nicht eben, so trefft einen besseren, dass ihr und wir alle der unleidlichen, teuflischen Last der Juden entladen werden …
Sorgen wir uns aber, dass sie uns an Leib, Weib, Kind, Gesinde, Vieh usw. Schaden tun möchten …, so lasst uns … mit ihnen abrechnen, was sie uns abgewuchert haben, sie aber für immer zum Lande ausgetrieben. Denn … Gottes Zorn ist so groß über sie, dass sie durch sanfte Barmherzigkeit nur ärger und ärger, durch Schärfe aber wenig besser werden. Darum immer weg mit ihnen.“
Die Taliban haben mehr mit dem Geist dieses Herrn Luther zu tun als mit dem Geist Mohammeds (der auch kein besonderer Menschenfreund war). Und deshalb wundert es mich, wenn sich ein aufgeklärter Mensch im 21. Jahrhundert ausgerechnet auf diesen Schriftfundamentalisten („sola scriptura“ – lesen Sie nach, was Luther über Kopernikus sagte!), Antisemiten, Islamophoben und autoritären Fürstenknecht bezieht. Auf jenen Luther, auf den sich ja der evangelisch-lutherische Landesbischof von Thüringen Martin Sasse in seiner Schrift „Martin Luther und die Juden – Weg mit ihnen!“ (1938) bezog, als er schrieb:
„Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen. Vom deutschen Volk wird … die Macht der Juden auf wirtschaftlichem Gebiet im neuen Deutschland endgültig gebrochen und damit der gottgesegnete Kampf des Führers zu völligen Befreiung unseres Volkes gekrönt. In dieser Stunde muss die Stimme des Mannes gehört werden, der als der Deutschen Prophet im 16. Jahrhundert einst als Freund der Juden begann, der getrieben von seinem Gewissen, getrieben von den Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden.“
Vielleicht sollten Protestanten mehr Gewissensforschung betreiben; sich, wie es jener Jude Jesus aus Nazareth forderte, der ganz bestimmt nicht ein „Religionsstifter“ war, lieber Klaus Kock, und schon gar nicht der Stifter des Protestantismus (oder gar des Katholizismus), mehr um den Balken im eigenen Auge kümmern und weniger um den Splitter im Auge des anderen. Was soviel heißt wie: Lassen wir endlich die Religion aus der Politik.
Um gern geübter ultimativer Argumentation vorzugreifen: Statt „das einem das“ muss es „dass einem das“ heißen.
Rita E. Groda: zumutbar
Das schließt, gelinde gesagt, Ärger nicht aus. Aber genau das trifft’s.
(Wobei Frau Käßmann und der Papst etwa sich noch unvergleichlich weiter diesseits der Toleranzgrenze aufhalten, als manche Politiker und politische Kommentatoren das in den letzten Jahren getan haben, als sie noch Bush-mäßig Oberwasser hatten und an den „Endsieg“ gewaltgestützter Demokratisierung glaubten. Ich denke dabei – keineswegs nur, aber exemplarisch – an die unsägliche Folter-Diskussion. Einige Leute sollten sich aus der Käßmann-Diskussion lieber raushalten, sofern sie vermeiden wollen, das einem das – in doppeltem Wortsinne – wieder hochkommt.)
@Geraldus:
So ist es! Selbst Atheisten tun dies, indem sie gegen Religion sind, bzw. sich diesen verweigern, nehmen sie insofern Stellung zu Religionen.
In unsere Deutschen Verfassung, anders als z.B. in Frankreich, ist der Laizismus nicht verankert. Das hat nämlich auch eklatante „Nebenwirkungen“, wie gerade Frankreich beweist. Der Mensch ist als ganzheitliches Wesen anzusehen, wenn er über Politik diskutiert, wird er nicht automatisch seine geburtsbedingte Prägung ablegen.
Genau das wollte ich mit meinem letzten Beitrag bei diesem Thema herüberbringen.
Überdies wollte ich auch noch den Gedanken transportieren, daß, wer einen Dialog mit Gottesstaaten unterhält, sollte nicht fordern, daß die eigene christliche oder jüdische Bevölkerung die Klappe hält.
Daher finde ich eine Einmischung der Kirchen in das politische Tagesgeschäft nicht immer für sehr gut, aber doch für durchaus zumutbar.
Die Religion prägt die Menschen.
Selbst Menschen die sich dessen nicht bewußt sind oder Religion grundlegend ablehnen sind geprägt von der Gesellschaft in der sie leben; dazu gehört auch die jahrhundertelange Prägung dieser Gesellschaften durch Religionen.
Politik wird – ob als Objekt oder Subjekt – von Menschen gemacht. Wie sollen diese Menschen irgendetwas tun ohne ihre durch Religion geprägten Werte zu berücksichtigen ?
1.
Sehr geehrter Herr Posener,
die „Kriegserklärung vom 11. September 2001“ war eine, wenn man so will, Kriegserklärung – okay. Aber von wem kam sie und an wen war sie gerichtet?
Nach allem, was wir wissen, kam diese „Kriegserklärung“ von einem beachtlich organisierten und über die halbe Welt verteilten (und schon über viele Jahre tätigen) Netzwerk namens „Al Kaida“.
Es war also die „Kriegserklärung“ wahabitischer Religionsfundamentalisten, und das ist sehr schmerzhaft, welche über viele Jahre lang von amerikanischen Geheimdiensten gestärkt, finanziert und sogar ausgebildet wurden, bevor sie sich mit einem schwer fassbaren Hass gegen Amerika – und auch insgesamt gegen die sogenannte „westliche Welt“ wendeten, welche – in fundamental-wahabitischer Tradition, vor allem als Besetzer und Verschmutzer islamischer Länder betrachtet wurden, als Feinde, als Teufel, als maximal shirk.
Dieses islamfundamentalistische Netzwerk hat sich vergrößert und ist diffuser geworden, man könnte sogar bestreiten, dass Al Kaida hier überhaupt noch eine Führungskraft darstellt.
Die bellizistischen Islamfundamentalisten (eine schwerpunktmäßig immer noch wahabitisch geprägte Bewegung) – sind aber mitnichten Ausdruck aller Islamisten (da gibt es eine beachtliche Vielfalt) bzw. Spielarten des politischen Islam, und schon garnicht sind sie zentraler Ausdruck „des Islam“ oder eines Antagonismus zwischen Islam und „dem Westen“.
Man muss sich den Irrsinn nicht in umgekehrter Richtung zu eigen machen. Wenn ich mit einer reinen Hand einen klebrigen dreckigen Handschuh berühre, dann wird weder der dreckige Handschuh damit rein, noch wird meine Hand damit handschuhig und damit vor künftigen Dreck geschützt. Nein, sie wird voraussichtlich unmittelbar etwas von dem Schmutz abbekommen. Ich will damit allgemein sagen, es liegt eine Gefahr darin, sich mit geistigen Schmutz zu beschäftigen, wie beispielsweise dem bellzistischen Fundamentalwahabismus.
Betrachtet man Islam, Islamismus und islamistischen Terrorismus, so liegen die Dinge dort in einer beachtlichen, schwer über einen Kamm zu scherenden Vielfalt vor. Die Lage ist m. E. kompliziert, und deutlich komplizierter als es ein suggerierter bzw. überbetonter „Islam vs. Westen“-Gegensatz nahe legt. Ich meine, es lohnt sich der genaue und ins Detail gerichtete Blick. Niemand weiß zum Beispiel sicher, ob Osama ben Ladin überhaupt noch lebt (was angesichts seiner bekannten Diabetis und seiner schon im Jahr 2002 sichtbaren Auszehrung durchaus zweifelhaft erscheinen könnte), oder ob seine angeblichen „Botschaften“ nicht vielmehr Fälschungen und als solche Ausdruck eines Terrorwillens und Machtanspruches von wahabitischen Bellizisten ist, welche darauf setzen, dass man mit dem Namen „Bin Ladin“ sowohl maximale Angst verbreiten kann, um zugleich eine maximale Mobilisierung im eigenen Lager zu bewerkstelligen.
Ich muss zugeben, das sind meinerseits nur Überlegungen und in der Summe bin ich überfragt – jedenfalls fühle ich mich so. Ich bin auch kein Experte für wahabitisch-bellizistischen Terror.
Nehmen Sie es als Anregung, Herr Posener. Oder als typisch linksliberales Blabla. Vielleicht sind beide Sichtweisen zutreffend.
2.
Sehr geehrter Herr Posener,
zur Lutherfrage kann man andere Haltungen als Sie annehmen. Auch hier verhalten sich die Dinge, meines Erachtens, ziemlich kompliziert. Ich möchte Ihnen im Folgenden meine Sichtweise darstellen.
Vorab: Ich bin kein Christ – achte aber diese Religion, und in einer modern-evangelischen Ausrichtung wie bei Frau Käßmann sogar ganz besonders, und mitunter sogar dann, wenn sie als Geistliche zu stark politisiert. Immerhin will sie mit aller ihrer Herzensmacht Frieden – und das ist achtenswert.
Was Luther betrifft, so findet man Hinweise, sowohl in Bezug auf seine Haltung zu den Juden, wie auch zu den Türken, dass sich seine Haltung im Jahr 1529 grundlegend wandelte.
Ich würde sagen, im Jahr 1529 entwickelte sich Luther zum Fundamentalisten und Bellizisten, und zudem zu einem Geistlichen, der zunehmend echatologische Bezüge zur Rechtfertigung bzw. Einforderung politischen Handelns verwendete.
In theologischer Hinsicht ist das ein sehr deutlicher Bruch – wie gesagt in der Türkenfrage lässt sich das schön nachzeichnen.
Der „frühe Luther“ verkündete in theologisch ausgereifter Form in Jahr 1519, „Ketzer verbrennen ist wider den Willen des Heiligen Geistes“
Der „frühe und mittlere“ Luther verkündete bis zum Jahr 1529- durchaus unter präzisen Rückgriff auf die Bibel -, unter anderem in seiner 1529 veröffentlichent Schrift Vom Kriege wider die Türken, dass es nun einmal nicht Aufgabe der Kirche sein kann, zu Kriegen aufzurufen oder diese selbst zu leiten. Das entsprach der „Zwei-Reiche-Lehre“ des Martin Luther. Allerdings betrachtete er den Krieg gegen die Türken als Verteidigungskrieg – und somit als gerechtfertigt – dann das eigene Leben darf man verteidigen.
Gleichzeitig stieg ab dem Jahr 1929 (dieses Jahr würde ich wählen) bei Luther die Anzahl seiner Predigten und Schriften, in denen er kirchenpolitische Gegner – und auch die Türken – als leibhaftigen „Antichristus“ ansah. Politisch geprägte Echatologie und Antichristus-Dämonologie prägten immer stärker sein Werk.
Schon im Herbst 1529 veröffentlichte er seine Streitschrift „Heerpredigt wider die Türken“ und brach dort recht umfänglich mit der eigenen Theologie, zudem wurde aus Luther ein Bellizist.
Martin Luther radikalisierte sich im Jahr 1529 deutlich. argumentierte er zuvor noch damit, dass Juden und Türken für den wahren Glauben gewonnen werden könnten und einen Wert als Mensch an sich hätten, so bezeichnete sie nunmehr als unumkehrbar „verstockt“, und schlimmer noch, nicht mehr als Menschen, sondern als ausrottenswert.
Was mögen die Hintergründe für diese Entwicklung sein? Oft wurde spekuliert, dass seine Heirat mit Katharina von Bora (von der bekannt war, dass sie zu bösartigen Aussprüchen neigte) für einen Wandel verantwortlich war.
Man könnte auch vermuten, obwohl das eine sehr spekulierte Deutung ist, dass Luther (der ja im Laufe seines Lebens als Mensch und Person eine fast schon irrsinnige Bedeutung erlangt hat) sich als beleidigt ansah, ja, als persönlich gekränkt – als er in diversen Streitgesprächen mit Juden (aber auch Türken!) keinerlei Erfolge erzielen konnte. Oder, eine andere Deutung, dass er eine Art Macht-Paranoia (so etwas gibt es tatsächlich) entwickele, die ihn selbst als „späten Luther“ insgesamt feindseliger werden ließ und dazu beitrug, dass die Welt von ihm fast nur noch in bizarren Schwarz-Weiß-Kontrasten betrachtet wurde. In eine Welt von Freunden und – was ihn dann als möglicherweise Paranoiden stärker beschäftigte – eine Welt von Feinden, von denen er sich existentiell bedränkt fühlte, zumal in einer womöglich nahenden Zeit, bei der er mit der Erscheinung des „Antichrist“ rechnete.
Es mag banal klingen, aber wenn dieses Bild des „späten Luther“ zuträfe, so wäre das lediglich ein Ausdruck eines paranoid geprägten religiösen Wahns.
Traurig wie banal.
In jeden Fall ist der „späte Luther“ ein anderer (auch in seinen theologischen Lehren!) als der „frühe und mittlere Luther“.
Was nun soll die evangelische Kirche von heute damit anfangen, falls dieser Befund zutreffen sollte? Die Streitigkeiten des Martin Luther spielen heute – für die heutige evangelische Kirche – keine Rolle mehr. Für die evangelische Theologie der heutigen Zeit benötigt man ihn nicht mehr. Das Judenbild des „späten Luther“ wird einhellig und deutlich abgelehnt – und ist auch theologisch vollauf bearbeitet und bewältigt.
Oder wollen Sie das bestreiten, Herr Posener?
Ich sehe hier also nicht den Punkt von Herrn Posener, dass die evangelische Kirche in Deutschland an diesem Punkt einem Aufarbeitungsdefizit unterliegt.
Falls aber mein oben beschriebener Eindruck einer erheblichen Differenz zwischen dem „frühen und mittleren Luther“ und dem „späten Luther“ zutrifft, muss ich Herrn Posener dann doch wieder zustimmen. Mir ist nicht bekannt, dass die evangelische Kirche diese Widersprüchlichkeiten ihres Ahnherren angemessen aufgearbeitet und erklärt hätte. So etwas macht auch keine Freude.
Nur: Auch die katholische Kirche zeigt sich in ähnlichen Fragen zimperlich. So gab es viele Generationen von Päpsten, die deutlich besser in eine Verbrecherkartei passen, als in die katholische Kirchengeschichte als Ausprägung hoher Geistlichkeit.
Man tut sich offenbar schwer damit, ganz allgemein, die eigenen Ahnherren zu kritisieren – erst recht dann, wenn es sich um religiöse Ahnherren handelt…
Was mich betrifft, halte ich den Luther ab ca. dem Jahr 1537 für vollumfänglich für einen Geisteskranken.
Ich darf das. Ich bin – wie ich oben schon geschrieben habe – kein Christ. Man möge mir das bitte verzeihen, und umso mehr, als ich eventuell – bis zu einem bestimmten Grad jedenfalls – mit meiner Lutherkritik sogar Recht haben könnte.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr linksliberaler John Dean
@goldig:
Die Katholische Kirche hat ihr Soll schon übererfüllt, was die Verbrennung von Hexen, Ketzern und Juden betrifft.
Da das ja schon mehrere Hundert Jahre her ist, wie könnten Sie das wissen.
Daß die Evangelische Kirche einen Nachholbedarf hat, die Betrachtung Luthers betreffend, damit bin ich grundsätzlich einverstanden, und man braucht mit mir darüber nicht weiter zu diskutieren. Daß wir womöglich alle scharf am Thema vorbeigeschrammt sind, wäre möglich.
Ich hatte mich an dem Titel Ihres Beitrages orientiert, die da lautete: „Lassen wir endlich die Kirche aus der Politik“.
Zuerst einmal haben wir eine Partei in unserem Parlament, die sich dem christlichen Menschenbild verpflichtet fühlt, was auch immer das sein mag. Somit wurde das sog. christliche Menschenbild auch zur Lebensanschauung erhoben. Somit werden die christlichen Kirchen, durch ihre Vertreter im Staat, immer wieder einen entsprechenden Einfluß nehmen.
Im weltweiten Dialog der Staaten untereinander ist die Weltgemeinde immer wieder gezwungen, sich mit Staaten auseinanderzusetzen, die keinen säkularen Charakter haben. Der Laizismus ist an bestimmten Breitengraden vorbeigegangen. In diesem Kontext gesehen empfinde ich die Einmischung von Christen und Juden, in unsere Staatsgeschäfte, als durchaus zumutbar, wenngleich ich mir eine stichhaltigere Argumentation an vieler Stelle wünschen würde.
Bei Moses steht auch „Du sollst die Hexe nicht leben lassen.“
Trotzdem verbrennen weder Christen noch Juden ihre Hexen sondern konzentrieren sich auf Moses positive Seiten.
Wie Frau Käßmann im Stern sagt, haben sich die christlichen Kirchen 1948 zum Frieden bekannt.
Über 80% Afghanistans sind in den Händen der Taliban. Früher oder später wird die Herrschaft denen ganz zufallen. Wem denn auch sonst ? Dem Wahlfälscher-Präsidenten oder seiner Drogenhändler-Verwandtschaft etwa ?
@tobias
Sind sie inzwischen von den 80% überzeugt ?
Weil die Taliban religiös sind und amerikanische Waffen oft mit christlichen Sprüchen oder Symbolen verziert sind, kann man die Religion nicht einfach aussen vor lassen.
„…dass die Evangelische Kirche in Deutschland in der Aufarbeitung ihrer eigenen Luther-Reezption einen Nachholbedarf hat.“ — Das stimmt schon. Allein, dazu wird es nicht kommen. Seit Jahrhunderten haben die Protestanten in Deutschland Luther zu einer Art Ersatzheiliger aufgebaut, manche nehmen ihn gar messianisch wahr. Es werden unzählige Anekdoten über sein heroisch anmutendes Leben und sein Werk kolportiert, die allesamt Luther als eine Art Helden zeichnen („hier stehe ich und kann nicht usw.“). Die ev. Kirche und die meisten Theologen werden nicht dazu bereit sein, dieses Bild, das sie mühsam aufgebaut haben, selber zu zerstören. Die ev. Kirche hat keinen Glamour zu bieten, die Gottesdienste z.B. wirken zu sachlich und unemotional. Luther ist das einzig Glamouröse, das sie haben. Da stören seine hässlichen Charaktereigenschaften und Ansichten nur.
„Lassen wir endlich die Religion aus der Politik!“ ist mir zu platt und zu prüde.
Plädieren Sie für „die (utilitaristische) Vernunft“, als die einzig akzeptable Einflussnahme in der Politik ? Fürchtet die Rhetorik gar, um ihre Früchte gebracht zu werden ?
Um sich selbst besser zu verstehen, sollten Sie vielleicht ihre Befürchtungen betreffs der Religion ein bisschen ins Auge fassen. Wer keine Dogmatiker aushält, hat auch sonst nicht viel auf dem Kasten oder ist bloß selber einer?
Wer das sagt, ein Agnostiker.
@ chwab: Ich verstehe, dass Luther zu einer Lutheranerin passt. Aber warum passt Altes Testament zu mir? Und: wo habe ich mit Dreck geschmissen? Ich habe Luther zitiert. Wenn Sie das, was ich zitiert habe, als Dreck bezeichnen, so mögen Sie Recht haben. Aber schuld daran ist Luther, nicht ich. Ich habe einen Landesbischof zitiert. Wenn Sie das als Dreck bezeichnen, so mögen Sie Recht haben. Aber schuld daran ist der Landesbischof, nicht ich.
@ Alle: Noch einmal zu diesem Thread. In meinem Kommentar geht es nicht um Afghanistan, schon gar nicht geht es um Israel oder um den Islam. Es geht um das Verhältnis der Protestanten in diesem Land zu Luther; um die Frage, ob man sich ohne Weiteres gerade auf ihn beziehen kann, wenn man sich zur Politik äußern will. Meine Meinung ist: Nein. Dafür habe ich Belege angeführt. ich habe daraus den Schluss gezogen, dass die Evangelische Kirche in Deutschland in der Aufarbeitung ihrer eigenen Luther-Reezption einen Nachholbedarf hat, der vielleicht wichtiger ist als die Einmischung in die Tagespolitik. Zu dieser These hat außer „Bexaron“ niemand etwas geschrieben. Schade.
http://www.icosgroup.net/modul....._after_911
Eight years after 9/11 Taliban now have a permanent presence in 80% of Afghanistan
Inzwischen haben sie noch weitere Gebiete erobert.
@Rita E. Groda
Am Islam wollte sich aber offensichtlich keiner die Finger verbrennen.
Was für ein Unsinn. Islamkritik ist ja in den Medien richtig Mode geworden. Und jeder Journalist ein designierter Islamexperte.
Meiner Meinung nach herrscht auch hier eine unbewußte Feigheit dem islamischen Standpunkt gegenüber.
Was wäre denn eine „islamischer“ Standpunkt? Und zu was? Und wo kann man diesen Standpunkt nachlesen? Werfen sie nicht mit Begriffen um sich, von denen sie keinen Ahnung haben.
Will man da womöglich so politisch korrekt sein, wie unsere verehrte Regierung, die auf keinen Fall den Eindruck erwecken möchte, womöglich als islamophob zu gelten. Das gilt nämlich als ebenso “unfein”, wie Pädophilie. Ein wenig Antisemitismus galt schon immer als salonfähig, bei uns.
Glauben sie Antisemiten sind nicht auch Islamophob? Islamophobie hat strukturelle Ähnlichkeit mit Antisemitismus, dazu gab es sogar mal eine Tagung des Zentrums für Antisemitismusforschung. Fragen sie Herr Posener, der kennt sich aus.
Ich bin ein eifriger Verfechter der Meinungsfreiheit. Daher befürworte ich auch, daß in unserem Lande Katholiken, Protestanten, Juden, Pazifisten, Bellizisten, sogar Nazis und Rechts- sowie Linksradikale ihre Meinung straffrei äußern dürfen!
Nun habe ich ein Defizit in unserer Diskussion bemerkt.
Die Diskutanten haben sich redlich, den Einsatz in Afghanistan betreffend und die Positin dazu, an den 2, bzw. 3 monotheistischen Religionen abgearbeitet und keine Kritik ausgelassen. Am Islam wollte sich aber offensichtlich keiner die Finger verbrennen. Dabei wäre es so einfach, hinter goldigen und anderen Nicks versteckt, seine Meinung dazu zu äußern. Man müßte keinen Personenschutz zu weiteren Leben benötigen, wie der Herausgeber der brüchtigten karrikaturen, keine Angst haben müsen um Leib und Leben.
Woran das wohl liegen mag? Will man da womöglich so politisch korrekt sein, wie unsere verehrte Regierung, die auf keinen Fall den Eindruck erwecken möchte, womöglich als islamophob zu gelten. Das gilt nämlich als ebenso „unfein“, wie Pädophilie. Ein wenig Antisemitismus galt schon immer als salonfähig, bei uns.
Katholikenfresserisch, oder Protestantenfeindlich ist ebenso ungefährlich und angesagt. Na ja, man hat den islamischen Fundamentalisten nicht unbedingt gerne in der eigenen, unmittelbaren Nachbarschaft – aber man kann ja schlecht Wein trinken und Wasser predigen. Genau das ist nämlich auch das Dilemma unserer Regierung bei der Erklärung für die Bevölkerung für unseren Kriegseinsatz, und ich meine hier bewußt Kriegseinsatz, nicht Friedenseinsatz.
Meiner Meinung nach herrscht auch hier eine unbewußte Feigheit dem islamischen Standpunkt gegenüber. Der Islam ist momentan nur äüßerst begrenzt kritikfähig, und jeder trägt dem ständig Rechnung.
Um beim Thema zu bleiben. Hier geht es nicht um einen Kreuzzug der christlichen Welt in Afghanistan, gegen den Islam, wie uns gerne einige glauben machen wollen.
Die Afghanische Bevölkerung soll von der Bedrohung durch die Taliban befreit werden, und der Rest der Welt
womöglich geschützt vor fundamentalistischen Attentätern. Das ist absolut legitim. Wenn es die ersten christlichen, oder jüdischen Selbstmordattentäter geben wird, kann mit mir wieder über ungerechte Kriege sprechen, oder Islamophobie. Übrigens, in meiner Nachbarschaft steht ein Minarett und ich habe noch nicht einmal dagegen protestiert, weder mit Nick noch mit vollem Namen.
Luther passt zu Käßmann ähnlich gut wie Altes Testament zu Ihnen.
Anstatt Sachargumente zu bringen schmeissen Sie mit Dreck. Ich schmeisse mit Dreck auf Sie zurück. Natürlich sind sie mir überlegen weil Sie ein erfahrener Demagoge sind und damit ihr Geld verdienen.
Ich stelle fest, Sachargumente zum Krieg in Afghanistan fallen Ihnen nicht ein und darum betreiben Sie Rufmord.
@ goldig
Können sie belegen, dass 80 % Afganistans von den Taliban kontrolliert werden?
Ist es etwa kein Fortschritt, wenn Mädchen die Schule besuchen dürfen und Frauen viel mehr Rechte als vorher haben? Ist es kein Fortschritt, dass die Taliban eben nicht mehr Afganistan beherrschen?
Und was bitte, hat Israel damit zu tun?
@ „goldig“ und „chwab“: Ich habe hier keine Silbe zu Israel geschrieben; es wundert mich also, dass Sie dazu Kommentare schreiben. Vielleicht meinen Sie: „Der Posener hat einen jüdischen Vater, also muss er für alles gerade stehen, was wir Israel vorwerfen.“ Oder, und so verstehe ich „goldig“: „Juden sind seit jeher Völkermörder.“ Dann hätte Martin Luther mit seiner Judenphobie ja recht.
Hier ging es mir aber nicht um Israel, sondern um den Protestanten Martin Luther und um das Verhältnis von Religion und Politik. Nur eins: Dass „die Israelis die Ureinwohner Kanaans ausgerottet haben“ sollen, lieber „goldig“ (ich plädiere für Klarnamen: oder haben Sie angst, den Ihren zu nennen?), ist in mehrfacher Hinsicht falsch. „Israelis“ sind die heutigen Staatsbürger Israels (darunter auch Nicht-Juden). Sie haben bestimmt nicht die Ureinwohner Kanaans ausgerottet. Sie meinen wohl die „Israeliten“ und belegen einmal mehr meine Beobachtung, dass sich allzuviele Leute auf die Bibel berufen, die davon keine Ahnung haben. Es wird in der Bibel zwar berichtet, dass Jahwe (d.i. der Gott der Juden und Christen) den Israeliten befohlen habe, die Einwohner des Landes auszurotten, wie es damals bei der Landnahme üblich war, aber bereits die oberflächlichste Lektüre der Bibel zeigt, dass die Israeliten diesem Befehl nicht folgten, ja, dass sie – wie die Liebesgeschichte von Simson und Delila beweist – sogar sehr enge Beziehungen etwa zu den Philistern unterhielten, was die frommen unter ihnen gar nicht gern sahen: schließlich soll die Geschichte eine Abschreckungswirkung entfalten.
@Alan Posener
Na, wer sagt es denn. Hat doch gar nicht so lange gedauert, bis sich goldig und chwab auf den „richtigen Weg“, bzw. den erwarteten gemacht haben.
Eine Anstandsabstand von ca. 14 Tagen, auf meine diesbezüglichen schriftlichen Erwartungen, haben sie immerhin eingehalten.
Jetzt sind wir wieder beim wahren Thema. Und demnächst werden die Israelis (wieder?) mit Terroristen und den gerechten Kriegern der Tausendjährigen verglichen.
Wie berechenbar die Menschheit doch ist!!!
Die Kommission stellt darüber hinaus fest, dass die israelischen
Streitkräfte am gleichen Tag unmittelbar und in voller Absicht das
Al Quds-Krankenhaus in Gaza-Stadt und das benachbarte Krankenwagen-
Depot mit Granaten aus Weißem Phosphor beschossen. Der
Angriff verursachte ein Feuer, dessen Löscharbeiten einen ganzen
Tag in Anspruch nahmen. Der Angriff verursachte eine Panik unter
den Kranken und Verwundeten, die evakuiert werden mussten. Die
Kommission stellt fest, dass keinerlei Warnung vor einem drohenden
Angriff herausgegeben wurde.
http://www.arendt-art.de/deuts.....eutsch.pdf
Der Offensivkrieg ist der Krieg eines Tyrannen; wer sich jedoch verteidigt, ist im Recht.“ – Der Mann mit den vierzig Talern, X.
(Original franz.: „La guerre offensive est d’un tyran; celui qui se défend est un homme juste.“)
In 9 Jahren Krieg wurde nur eines erreicht.
80% Afghanistans werden von den Taliban kontrolliert. Dieser Krieg kann nur durch Ausrottung der Afghanen beendet werden und dieses will keiner.
Die Israelis haben ja auch die Ureinwohner Kanaans ausgerottet. Sie werden sicher die Ausrottung der Afghanen für angemessen halten.
Alan Posener: Lassen wir endlich die Religion aus der Politik.
Wenn der Weg das Ziel ist. Sonst wird aus Politik wieder Religion. (Ohne Astrologie keine Astronomie. Ohne Heilige Schrift keine Philologie (Rechtswissenschaft, Literaturwissenschaft etc.)Das sind Wege!)
Alan Posener Lieber Klaus Kocks
Genau. Da haben Sie’s ja! Dialog! Der macht’s. Geben Sie Ihren monologisierenden Kollegen – alles kleine Päpste! Angsthasen! – ein bisschen Nachhilfe!
😉
@Alan Posener
Sie haben mir die sehr verehrten Worte aus dem Mund genommen.
Das hat mich der Mühe enthoben, Herrn Kocks auf dieses
Detail nochmals explizit aufmerksam zu machen.
Ebenso haben Sie ganz elegant die, m.E. Selbstgerechtigkeit der Evangelen entlarvt. Selbst in komplizierten, multireligiösen Verhältnissen aufgewachsen, habe ich absolut nichts gegen Evangelen.
Daß sie vielfach meinen die politische Unkorrektheit gepachtet zu haben, erscheint mir aber immer wieder sehr fragwürdig. Der Ausgewogenheit halber möchten ich doch auf den Abtprimas der Bedediktiner, Dr. Notker Wolf hinweisen, der gegen den Widerstand des Bayrischen Staates (und vermutlich auch des Vatikans) einer kurdischen Familie in seinem Kloster mehr als 6 Jahre Kirchenasyl gewährt hat.
„Germany“ 2010: Der Pabst hat gesagt – Luther hat geschrieben – Kaessmann verlautete – der Dalai Lama meinte – Obama verkuendet – : Deutschland braucht eine kalte Dusche zum Aufwecken aus dem theologischen Nebel der Urzeit und der bizarren „coalition partnership“. Wenn keiner in Deutschland unabhaengig und nuechtern denken kann – mietet euch einen nuechteren Asiaten – Deutschland braucht einen praktischen „no nonsense“ Weisen wie Lee Kuan Yew in Singapur…