Noch ist es nicht zu spät. Mit Beginn des kommenden Jahres soll Bologna II auf den Weg gebracht werden. Für weitere zehn Jahre. Doch zu Recht häufen sich die Proteste nicht nur in Deutschland gegen diese studentische Zwangsjacke. Befristung, Verschulung, Einengung, Verarmung von Forschung und Lehre. Das sind nur einige der Stichworte gegen die augenblicklich Tausende von Studierenden hierzulande zu Recht auf die Straße gehen.
Selbst hart gesottene Bildungsfunktionäre und Politiker beginnen, oh Wunder (!), umzudenken.
Eine Bildungssenatorin in Hamburg äußerte kürzlich: Der Bachelor-Abschluss sei ein „zertifizierter Studienabbruch“. So ist es denn, die Berufswelt lacht sich halbtot, wenn ein Bewerber nicht mehr als dieses Zeugnis vorzeigen kann.
Dabei war die Idee so schön, als vor zehn Jahren die europäische Initiative für eine Harmonisierung der Abschlüsse, für eine Straffung der Studiengänge und mehr Transparenz ergriffen wurde. Doch der „Bologna-Prozess“ geriet sehr schnell zu einem bürokratischen „Würgemonster“, das Lehrende und Lernende zugleich die Luft zum Atmen nimmt.
Statt kürzer wird jetzt länger studiert, weil immer mehr junge Menschen unter Druck (Studiengebühren zwingen zum Nebenherjob) geraten, die Prüfungsintervalle werden immer kürzer, die Modularisierung der Fächer führt zur geistigen Kasernierung, das Studienangebot verkommt zum Stundenplan, der Lehrplan zur Verschulung.
Nur noch Zyniker sprechen von der Freiheit von Forschung und Lehre. Von der Autonomie der Hochschulen ganz zu schweigen. Ihrer haben sich oftmals inkompetente Politiker bemächtigt, die das Ressort Wissenschaft allzu oft nur noch nebenher „managen“.
Zwang zum Eintreiben von Drittmitteln (spielt beim Ranking eine zentrale Rolle) „verwirtschaftlicht“ die Studiengänge immer mehr nach Gusto der Industrie.
Und das Schlimmste: Nicht einmal die angestrebte Vergleichbarkeit und gegenseitige Anerkennung der Studiengänge unter den inzwischen 46 Mitgliedstaaten von Bologna ist gewährleistet. In England zum Beispiel ist der deutsche Bachelor schon eine Lachnummer.
Sechs Semester gelten auf der Insel als zu knapp.
Und so würden die Politiker hierzulande wohl so weiterwursteln, wenn nicht endlich der öffentliche Protest für Reformbereitschaft gesorgt hätte. Man sollte allerdings alle beim Wort nehmen, die jetzt so großspurig zur „Reform der Reform“ ja gesagt haben. Halten sie nicht Wort, dann verspielen sie die Zukunft der Jugend. Noch ist es nicht zu spät, aber die Uhr tickt….
@Karsten van Geelf
Meine volle Zustimmung! Vor lauter Bildung und Hochschule wird es bald keine Handwerker mehr geben und dann wird die beste Bildung diesem Umstand nicht abhelfen können, denn wer ein Studium absolviert hat, wird sich zu gut für solche „niedrigen Dienste“ sein und spätestens dann, wird die Gesellschaft umdenken müssen.
Hoffentlich nicht zu spät!
Nun ja, irgendwann lacht sich der Rest bald tot, weil die entsprechenden Unternemen eingehen – Personalmangel, ganz einfach. Es bleibt den Unternehmen eigentlich nix anderes übrig, als Bachelors zu nehmen und weiter auszubilden.
Ein großer Konzern hier in der Nähe kriegt keine Praktikanten mehr, weil er nur Diplomer will – und die dummerweise hier in der Region ausgelaufen sind.
dieses ewige jammern,die studenten,die rentner, und wer sieht den handwerker, der jeden tag seine pflicht erfuellt, sie sind die stuetzen der gesellschaft, denkt darueber nach und zieht den hut, wenn wir nicht endlich die wirklichen probleme anfassen, kommen schwere zeiten!