avatar

Die Selbstgerechtigkeit des Franz Alt

Alle Jahre wieder beglückt uns Franz Alt mit einer E-Mail, die eine Predigt und Werbung für seine diversen Erbauungsbücher enthält. So auch 2016. Jutta Ditfurth hat einmal gesagt, Alt sei ein Antisemit. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich weiß, dass er ausweislich seiner Weihnachtsbotschaft die Selbstgerechtigkeit als Prinzip vertritt.

„Vor 2.000 Jahren wurde in Bethlehem ein Kind geboren, dessen Lebensprogramm hieß: Hoffen, vertrauen, lieben! Für seine Botschaft ließ Jesus sich sogar kreuzigen“, so Alt. Ähm, nein. Er „ließ sich nicht kreuzigen“, er wurde gekreuzigt. Und auf dem Kreuz stand nicht: „Er war für Glaube, Liebe und Hoffnung“, sondern: INRI. Er wurde von den Römern gekreuzigt, weil er den Anspruch erhoben hatte, der Messias, der König der Juden zu sein.

„Hätten damals in Ägypten Horst Seehofer und die AfD regiert, hätte Jesus und seine Familie dort kein Asyl bekommen und die CSU müsste sich einen anderen Namen geben“, so Alt weiter. Zum Glück regierte aber damals in Ägypten ein Pharao. „Der prominenteste Flüchtling der Weltgeschichte hätte seine Botschaft nicht verkünden können, weil König Herodes auch ihn hätte umbringen lassen.“ Ähm, nein. Herodes der Große hat alle möglichen Leute umbringen lassen: ein Kindermord in Bethlehem ist nirgends dokumentiert, außer in einem der drei Evangelien. Er wäre auch unsinnig gewesen, denn die meisten Theologen sind sich einig, dass Jesus in Nazareth zur Welt kam, wo seine Mutter lebte,und dass die Bethlehem-Geschichte eine fromme Mär war, um seinen Anspruch auf den Thron Davids zu untermauern.

Den Feind lieben – den Freund im Stich lassen?

„Doch Jesus lehrt Feindesliebe – das ist neu, das ist revolutionär. Seine Feindesliebe heißt ja nicht ‚Lass dir alles bieten’, sondern ‚Erkenne Deinen Feind und sei klüger als er’. So lesen wir es in Jesu Muttersprache, im Aramäischen.

‚Dein Feind – er ist wie du’, sagt Jesus im Thomas-Evangelium. Das heißt: Er ist ein Mensch, ein Kind Gottes wie du.“

Zweifellos. Man muss seinem Feind nicht die Zugehörigkeit zur Gattung Mensch absprechen. Aber wer tut das heutzutage? Was tue ich aber als Polizist, wenn ich jemanden sehe, der einen LKW auf eine Menschenmenge zusteuert? Denke ich: „Das ist ein Kind Gottes wie ich?“ Oder schieße ich? Ich hoffe, der Polizist schießt. Und tötet ein Kind Gottes, bevor es andere Kinder Gottes töten kann.

Alt weiter:

„Es hilft kein Entsetzen über die ‚bösen’ Raketen von Assad und Putin, solange wir selbst glauben, ‚gute’ Raketen abschießen zu dürfen. Es hilft kein Entsetzen über die bösen Taten der Terroristen solange wir selbst Waffen in ihre Regionen liefern oder wie George W. Bush und Francois Hollande  ‚Terroristen den Krieg erklären’.“

Daher weht der Wind also. Wir sind nicht besser als Putin oder Assad. Bush und Hollande sind nicht besser als Al Qaida oder der IS. Der moralische Relativismus triumphiert. Dabei hätte Alt, wenn er nur seine Bibel lesen würde, erkennen können, dass Jesus die Autorität Roms nicht in Frage stellte. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“, sagte er. Seinen Anhängern verbot er den bewaffneten Aufstand, was angesichts der Kräfteverhältnisse klug war; dass er Roms Kriege – etwa gegen die Germanen – verurteilt hätte, ist nicht überliefert.

„Den Teufelskreis des Bösen überwinden wir nicht durch Hass, sondern allein durch Klugheit und Liebe, also durch besseres Verstehen“, so Alt: „Das heißt: Auch mit Terroristen muss man reden und verhandeln so wie die spanische Regierung einst mit den ETA-Terroristen oder die englische Regierung mit den IRA-Terroristen in Nordirland. Auch hier hieß es am Anfang ‚Mit Terroristen kann man nicht reden’.

Warum gibt es so wenig Frieden? Weil es auch an Weihnachten 2016 zu wenig Anhängerinnen und Anhänger des Friedens gibt.“

Ach so, deshalb. Man könnte sagen: Weil es an Weihnachten 2016 am Berliner Weihnachtsmarkt zu wenige Polizisten und zu wenige Absperrungen gab; weil die zuständigen Behörden so taten, als lebten wir im Frieden, als hätte Franz Alt Recht und als müsste der IS das honorieren, statt zum Massenmord aufzurufen. Man könnte sagen: weil der Westen in Syrien so tat, als gäbe es eine Verhandlungslosung, während Putin und Assad wussten: Es gibt nur die Grosny-Lösung. Und so weiter.

„Warum gibt es nicht genug Hoffnung auf eine bessere Welt? Weil es zu viele Zyniker, Verzagte und Verzweifelte gibt. Weil wir zu viel verurteilen und zu wenig verstehen.“

Au contraire. Es gibt viel zu viel Hoffnung auf eine bessere Welt: Wofür kämpfen die islamischen Terroristen? Wofür kämpft der Russisch-Orthodoxe Christ Putin? Wofür kämpfen die buddhistischen Militärs in Birma? Wofür der Katholik Duterte auf den Philippinen? Für eine bessere Welt. Gewiss gibt es zu viele Zyniker, Verzagte und Verzweifelte. Aber auch zu viele Menschen, die uns einreden wollen, es wäre moralisch, dem Unrecht nicht zu widerstehen, dem Mitmenschen nicht zur Hilfe zu kommen, sei es in Aleppo oder in der Ostukraine, in Ruanda damals oder in Birma heute. Die immer noch die fundamentale Lehre aus Deutschlands dunkelster Zeit nicht gelernt haben: Hitler wurde nicht durchs Gebet besiegt, sondern durch Waffen und die Menschen, die sie führten. Menschlichkeit kann heißen, zur Waffe zu greifen. Märtyrertum kann jeder nur für sich wählen. Anderen Leuten ein Martyrium zuzumuten, weil man sich zu schade ist, wirksam zu helfen und sich dabei die Hände schmutzig zu machen, obwohl man dazu die Mittel hätte, ist nicht Christentum, sondern entspricht jener Karikatur des selbstgerechten Pharisäertums, die im „Neuen“ Testament überliefert wird.

Martin Luther über die Notwendigkeit staatlicher Gewalt

Ich zitiere sonst nicht gern Martin Luther, aber gegenüber einem selbsternannten Prediger muss man auf Luthers Verteidigung der Staatsgewalt hinweisen, die nötig sei, „damit man dem frechen, wilden Wesen möge wehren und die Leut mit Frieden untereinander leben, sich nähren und mehren mögen, es würde sonst alle Land wüste, voll Mörder und Räuber, blieb kein Weib, kein Kind ungeschändet, aber durchs Schwert und sein Gesetz werden sie bewahret und getrieben in ein still, ruhig, ehrbar Wesen.“ Man könne die Welt nicht christlich regieren. „Denn der Bösen sind immer viel mehr denn die Frommen. Darum ein ganz Land oder die Welt mit dem Evangelium zu regieren, das ist eben, als wenn ein Hirt in einem Stall zusammen täte Wölfe, Löwen, Adler, Schafe und ließ jegliches frei unter dem anderen gehen . . . sie würden nicht lange leben noch kein Tier vor dem anderen bleiben“

Wir lehnen zu Recht den politischen Islam ab, den manche als „Islamismus“ bezeichnen. Politisierendes Christentum ist auch gefährlich. Sei es in seiner aggressiven Art, wie in Srebrenica von den Serben und jetzt von Russland vorgeführt, sei es in der passiven Art eines Franz Alt, der uns einreden will, dem Bösen und dessen Gewalt solle man nicht widerstehen.

Die Religion werde ich immer verteidigen, solange sie Privatsache bleibt. Ich werde sie immer kritisieren, wenn sie zur politischen Ideologie wird.

 

Shares
Folge uns und like uns:
error20
fb-share-icon0
Tweet 384

43 Gedanken zu “Die Selbstgerechtigkeit des Franz Alt;”

  1. avatar

    Ich stimme Alt in sämtlichen Aussagen bzgl. der Feindesliebe mit Nachdruck zu, und würde, wie auch Alt mMn („Feindesliebe heisst nicht sich alles bieten zu lassen“), keine Sekunde zögern, wäre ich der Polizist in beschriebenem Lkw-Beispiel. Guten Rutsch!

  2. avatar

    „Ach, Franz K., warum müssen Sie so ausfallend werden? Mag sein, ich habe Sie falsch verstanden. Aber selbst „spontan“ etwas hinschreiben und dann auf Kritik hin zu meinen, ich hätte es nicht so mit dem Nachdenken: so kommen wir nicht weiter. Vielleicht wiederholen Sie Ihre Kritik an meiner Kritik der Alt’schen Theologie. Syrien, fürchte ich, werden wir nicht retten können, weder durch tun noch durch Unterlassen.“

    Nun brechen Sie doch nicht gleich in Tränen aus, nur weil meine Antwort in genau demselben Ton gehalten war wie Ihre. Worauf Alt hinauswill, wenn er schreibt

    „Es hilft kein Entsetzen über die ‚bösen’ Raketen von Assad und Putin, solange wir selbst glauben, ‚gute’ Raketen abschießen zu dürfen. Es hilft kein Entsetzen über die bösen Taten der Terroristen solange wir selbst Waffen in ihre Regionen liefern oder wie George W. Bush und Francois Hollande ‚Terroristen den Krieg erklären’.“

    ist doch eigentlich nicht so schwer zu verstehen, man muß nicht einmal dem christlichen Glauben anhängen. Wer Waffen exportiert, braucht nicht erstaunt zu tun, wenn sie von den Käufern auch eingesetzt werden. Es ist logisch, daß das geschieht, und je nach Erwerber kann man auch schon im Vorfeld wissen, daß er sie auf eine Weise einsetzen wird, die einem nicht gefallen wird. Aus pazifistisch-christlicher Sicht wirkt es besonders heuchlerisch, sich dann aber darüber zu entsetzen.

    Dasselbe gilt für Gemetzel in Weltregionen, die auf eigene westliche Einmischung zurückgeführt werden können. Ich gehöre ja zu den seltenen Exemplaren, die George Bush seine guten Absichten mit der Welt im Allgemeinen und dem Irak im Besonderen durchaus abgenommen haben, das ändert aber nichts daran, daß das Ergebnis weder im Irak selbst noch weltpolitisch besonders überzeugend ausgefallen ist. Der Irak ist eine Lektion, die man sich merken sollte, wenn man sich berufen fühlt, in anderen Ländern Gott spielen zu wollen. Es reicht nicht, sich zu den Guten zu rechnen und darauf zu vertrauen, daß dies schon bewirken wird, daß es sich deshalb schon als segensreich erweisen wird. Man ist für die Folgen verantwortlich, auch für unbeabsichtigte Nebenwirkungen.

    Franz Alt hat deshalb völlig recht, wenn er darauf hinweist, daß der Westen selbst die Karre mit in den Dreck gezogen hat, und ebenso sind seine Zweifel berechtigt, ob er bei einem erneuten Versuch, sie herauszubekommen, nur noch schlimmeren Schaden anrichten wird. Die ganze Theologie, ob billig oder teuer, einmal ausgeklammert, ließe sich das trotzdem immer noch mit aller Berechtigung der Welt schlußfolgern.

    In Syrien ist aber noch etwas viel Schlimmeres passiert, als die USA und der Westen sich moralisch verpflichtet fühlten, die Rebellen gegen den Tyrannen Assad zu unterstützen. Sie haben es nämlich nur halbherzig getan, und jetzt stehen sie vor dem Problem, daß sie mehr als Halbherzigkeiten nicht zu bieten haben, was vielleicht gegen einen Assad alleine noch hätte ausreichen können, aber eben nicht gegen Assad mit russischer Unterstützung. Und daß der Westen sich weder leisten kann noch will, die Sache zu einem Stellvertreterkrieg mit Rußland zu machen, bedeutet leider, daß es von Beginn an falsch war, sich in dieser Weise zu engagieren.

    Rußland wiederum ist in Syrien aktiv geworden, weil der Westen und besonders die USA dort aktiv sind und weil es in seinem Geltungsdrang glaubte, damit auf Augenhöhe mit dem Westen verhandeln zu können, nicht etwa aus echtem Interesse an der Assad-Regierung. Aber Rußland hat sich damit genauso verhoben wie seinerzeit die USA im Irak, ein deutliches Zeichen dafür ist die Rückeroberung von Palmyra durch den IS, wo letztes Jahr Putin – genauso verfrüht wie einst Bush „Mission accomplished“ verkündete – eine symbolschwangere Siegesfeier hat ausrichten lassen. Der Verlust von Palmyra hat die russische Öffentlichkeit merklich verstört, und von einer Anerkennung als gleichwertiger Partner des Westens ist Rußland weiter entfernt denn je. Um Aleppo zu Klump zu bomben, reicht es bei den Russen gerade noch, aber die Stadt zu halten, würden sie schon nicht mehr schaffen. Kein Wunder also, daß jetzt schnell ein Waffenstillstand zusammengenagelt werden mußte, wobei auf einmal auch zwei von Putin gegenüber dem Westen immer als Terroristen abgelehnte Gruppen plötzlich bei dem Deal mit die Erdogan als moderate Rebellen mitunterzeichnen durften. Schlußfolgerung: Wenn Putin wirklich eine Lösung will, geht es schon, bloß kann man nicht damit rechnen, daß Putin eine Lösung wollen wird, wenn der Westen dabei mit im Spiel ist, den er viel zu dringend vor seinem Imponiergehabe in die Knie gehen sehen will.

    Letztlich ist damit jedes weitere Engagement des Westens in Syrien für die Bevölkerung ein unkalkulierbares zusätzliches Risiko. Aber auch das Schlimmste, was der Westen Putin jetzt antun könnte, wäre es, ihn in Syrien alleine mit seinem Schützling Assad und seinem neuen Busenfreund Erdogan zu lassen (die er beide in Wirklichkeit tief verabscheut), und sich stattdessen im Kampf gegen den IS auf andere Ziele, beispielsweise auf die Rückeroberung Mossuls im Irak, zu konzentrieren. Das würde sich für Putin ähnlich anfühlen, als hätte er als Dreijähriger mühsam das begehrte Dreirad im Kindergarten erkämpft, und plötzlich steht er mit seiner Beute alleine da, während alle anderen sich friedlich zum Spielen in eine andere Ecke des Gartens zurückgezogen haben.

  3. avatar

    Herr Posener,

    ich bin nun wirklich überhaupt kein Fan von Franz Alt. (Ich bin noch nicht einmal ein Christ.) Aber sich darüber zu ereifern, daß ein glaubensbegründender Mythos nicht aufs Haar mit der nachweisbaren historischen Wahrheit übereinstimmt, ist so was von neunzehntes Jahrhundert, daß Ihr Text im ersten Drittel wie aus der Zeit gefallen wirkt. Im Rest beweisen Sie entweder, daß Sie die christlichen Grundüberzeugungen auch nicht verstanden haben, oder daß Sie sich vielleicht auch einfach nur blöd stellen, um so tun zu können als ob, weil es sich auf diese Weise einfach besser polemisieren läßt. Ich weiß nicht, welche der beiden Möglichkeiten mir mehr mißfällt.

    Klammern wir den Mann im Lastwagen an dieser Stelle mal aus und halten uns an den aktuellen Fall Aleppo, zu dem mir vieles durch den Kopf gegangen ist. Keine Frage, daß für die Bombardements und die unzähligen Toten und Verletzten Putin und Assad verantwortlich sind. Fragt man aber dort die sogenannten gemäßigten Rebellengruppen (ob sie wirklich gemäßigt sind und wenn ja, was damit gemeint ist, sei an dieser Stelle bitte ausgeklammert), dann stellt man fest: Die haben aber eine genauso große Wut auf die USA. Warum? Weil sie nicht bereit waren, ihre Unterstützung von einer, die für einen schwachen Gegner wie Assads Regierungstruppen ausreichend war, auf eine zu erweitern, die auch gegen Rußland als starken Gegner hätte ausreichend sein können.

    Was interessiert es die Kämpfer gegen die Assad-Regierung dort in Syrien, in was für Zwickmühlen es die Amis gebracht hätte, sie in der gewünschten Weise zu unterstützen? Verstehen kann man sie in diesem Punkt schon. Genauso kann man aber auch die USA verstehen, die sich erstens nach den Erfahrungen im Irak-Krieg nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnen wollten und in den letzten Monaten zweitens natürlich nicht versehentlich einen dritten Weltkrieg auslösen wollten.

    Da aber beides verständlich ist, kann man daraus nur den Schluß ziehen, daß die USA sich von vornherein hätten heraushalten müssen, anstatt sich auf Halbheiten einzulassen, die jeder stärkere Windstoß über den Haufen werfen konnte. Welche schlimmen Folgen auch immer es für die syrische Opposition gehabt hätte, Aleppo würde in jedem Fall noch stehen und viele der Bewohner der Stadt würden noch leben bzw. hätten sich ihre Gesundheit bewahrt. Für diesen Teil der Katastrophe tragen die USA eine Mitverantwortung.

    Jetzt ist die Sache halt so, wie sie ist, und sich in Reue zu suhlen, hilft niemandem weiter. Aber zweierlei sollte man dennoch gerade jetzt verlangen können:

    – Erstens: Sich gründlich zu überlegen, auf welche Art man JETZT den künftigen weiteren Schaden für die syrische Zivilbevölkerung so gering wie möglich halten kann, denn der Fall Aleppos bedeutet ja noch lange nicht, daß der Konflikt vorbei ist. (Mein spontane Empfehlung wäre: Die USA sollten sich vollständig aus dem Konflikt zurückziehen, auch wenn das natürlich schreiendes Unrecht gegenüber denen ist, die sie bislang unterstützt haben. Aber nichts sonst wird Putin so schnell die Lust daran verlieren lassen, in Syrien weiter Männer und Militärtechnik zu verlieren.)

    – Zweitens: Außerdem den Faden gedanklich noch einmal bis zum Ausgangspunkt zurückzuverfolgen, um sich darüber klarzuwerden, wo man den ersten schwerwiegenden und nicht mehr gutzumachenden Fehler gemacht hat. Wäre es nicht vielleicht doch noch möglich gewesen, ganz zu Beginn des Bürgerkriegs alle Parteien an den Verhandlungstisch zu bekommen, und wenn ja, wie hätte man das erreichen können? Was hat einen daran gehindert? Würde es einen rückblickend immer noch daran hindern? Und das alles für den nächsten Fall, wenn es um Eingreifen oder Sich-heraushalten geht, im Gedächtnis bewahren.

    Dafür, daß man denselben Fehler nicht noch einmal macht, ist es eine zwingende Voraussetzung, ihn überhaupt als Fehler zu erkennen, denn es spielt ja nicht nur die Bösartigkeit des jeweiligen Gegners eine Rolle, sondern auch die eigenen Eitelkeiten, irgendwelche politischen Spielchen und Kuhhandel mit anderen direkt oder am Rande involvierten Parteien auf nationaler wie internationaler Ebene und zu wenig Bereitschaft zum Nachdenken, ob man überhaupt einen Plan B hat, wenn’s schiefgeht.

    Franz Alt hätte anders als ich argumentiert, weil er von christlichen Grundüberzeugungen ausgeht, die ich nicht habe, aber bei ihm geht es auch darum, daß man manche Dinge gar nicht erst hätte anfangen dürfen, bei denen das Ende dann Aleppo lautete. Dagegen könnte man ja vielleicht wirklich noch allerhand diskutierenswerte Einwände vorbringen. Aber wenn Sie stattdessen so tun, als habe Alt Ihnen ein bestimmtes Verhalten am Ende dieser langen Geschichte empfohlen, nur weil es das möglich macht, die Sache ins Lächerliche zu ziehen, ist das für einen ernsthaft über die Problematik Syrien grübelnden Leser schon ein bißchen zum Fremdschämen.

    1. avatar

      Lieber Franz K., Ihr Beitrag zerfällt in zwei Teile: in eine Kritik meiner Kritik an Franz Alts Bibelexegese, erstens, und zweitens in eine Analyse der Situation in Syrien.
      Ihre Kritik an meiner Kritik der Billigtheologie Franz Alts fällt einigermaßen dünn aus, dafür umso heftiger: „zum Fremdschämen“.
      Ihre Analyse der Situation in Syrien läuft darauf hinaus, die Russen und Assad machen zu lassen, also die Mörder zu belohnen. Und natürlich haben Sie damit die Essenz der theologisch verbrämten Sülzerei des Herrn Alt getroffen. Und gegen diese perverse Logik, die sich scheinbar zwingend aus der Lehre des Jesus aus Nazareth ergibt, hat sich Martin Luther (unter Berufung auf seinen Lehrmeister Augustinus) zu Recht gewehrt.

      1. avatar

        „Lieber Franz K., Ihr Beitrag zerfällt in zwei Teile“

        Nein, mein Beitrag ist ein Ganzes, das Sie schon aktiv auseinandersägen müssen, damit es wirklich in zwei Teile zerfallen kann, die dann allerdings nicht mehr viel Interessantes aussagen. Mit dem Rest Ihrer Kritik brauche ich mich eigentlich gar nicht auseinanderzusetzen, weil sie deshalb auch das Thema kilometerweit verfehlt. Aber weil mich der Hafer sticht:

        „Ihre Kritik an meiner Kritik der Billigtheologie Franz Alts fällt einigermaßen dünn aus, dafür umso heftiger: „zum Fremdschämen“.“

        Sie irren sich erneut. Zum Fremdschämen fand ich Ihre Billiganalyse der Billigtheologie Franz Alts in Tateinheit mit einer Billiganalyse des Syrienkonflikts. Schaukämpfchen mit Scheinargumenten lasse ich als Hobby an sich gerne gelten, wenn Franz Alt nun einmal Ihr Lieblingsfeind ist, aber dem Syrien-Thema werden Sie damit nicht im Entferntesten gerecht.

        „Ihre Analyse der Situation in Syrien läuft darauf hinaus, die Russen und Assad machen zu lassen, also die Mörder zu belohnen.“

        Wieder falsch. Das war nicht das Ergebnis meiner Analyse, sondern eine spontane (und völlig subjektive) aktuelle Handlungsempfehlung – wie ich das übrigens ausdrücklich dazugeschrieben habe. Und daß ich dies und nicht etwas anderes empfehle, obwohl es – wie ich ebenfalls ausdrücklich dazugeschrieben habe – ein schreiendes Unrecht gegenüber denen wäre, die man zu unterstützen versprochen hatte, hat auch etwas damit zu tun, daß es sich meiner Meinung nach sowohl für Putin als auch für Assad als eine Strafe, nicht als eine Belohnung erweisen würde.

        Vielleicht kommen Sie ja dahinter, warum das so wäre, wenn Sie ein bißchen nachdenken. Aber wahrscheinlich eher nicht, denn mit dem Nachdenken scheinen Sie es ja nicht so zu haben.

      2. avatar

        Ach, Franz K., warum müssen Sie so ausfallend werden? Mag sein, ich habe Sie falsch verstanden. Aber selbst „spontan“ etwas hinschreiben und dann auf Kritik hin zu meinen, ich hätte es nicht so mit dem Nachdenken: so kommen wir nicht weiter. Vielleicht wiederholen Sie Ihre Kritik an meiner Kritik der Alt’schen Theologie. Syrien, fürchte ich, werden wir nicht retten können, weder durch tun noch durch Unterlassen.

  4. avatar

    Wissen Sie, mein Herr, die alte BRD hat, so denke ich, auch nicht nach allzu anderen Grundsätzen funktioniert als die westlichen sog. Demokratien oder sonstige Länder Europas. Nur das hierzulande ins Grundgesetz der zerstörerische Individualismus bereits als Sprengladung unter dem Titel „Grundrechte“ eingebaut worden war.

    Aber die alte BRD war trotzdem wesentlich besser als das, was mit Brandt kam.

    Herr Werner lobt diesen Mann ja über den grünen Klee, was er beileibe nicht verdient hat. Im übrigen war es für die dekadenten 68er auch leicht, sich gegen eine Demokratie zu erheben, die nicht zu allem entschlossen war, wenn es darum ging, das Vaterland gegen spätpubertierende Radaumacher zu verteidigen. Mit mir damals am Ruder wäre es heute so wie in den Fünfzigern. Fast perfekt.
    Nur gewisse Minderheiten, deren einziges Glück das Unruhestiften zu sein scheint, die hätten entweder woanders nerven oder eben den Mund halten müssen. Das müssen Andersdenkende im übrigen heute auch.

    1. avatar

      Quern, irgendwie tun Sie mir leid. Sie müssen ziemlich darunter leiden, daß Sie nicht am Ruder sind und nun stattdessen in den Genuß all jener Individualrechte kommen, die Ihnen eigentlich ein Dorn im Auge sind:
      – Sie können in diesem Forum auch den größten Mumpitz von sich geben. Solange Sie niemanden persönlich beleidigen oder verleumden oder zu Gewalt aufrufen, haben Sie nichts zu befürchten. Auch wenn Sie Ihre tiefste Verachtung für diesen Staat, seine Institutionen und seine Vertreter zum Ausdruck bringen, wird keine Gesinnungspolizei Sie festnehmen und in einem Umerziehungslager verschwinden lassen. Das ist Ihr individuelles Grundrecht auf freie Meinungsäußerung; Sie profitieren gerade davon.
      – Sie können im Gegenzug auch davon ausgehen, daß andere in diesem Forum Sie nicht persönlich verleumden oder beleidigen – auch ich nicht, obwohl meine Ansichten den Ihren diametral entgegenstehen. Das ist Ihr persönliches Grundrecht auf Würde der Person; Sie profitieren gerade davon.
      – Falls sich doch einmal jemand persönlich durch Sie beleidigt fühlen sollte, ist diese Person gezwungen, den Rechtsweg einzuhalten. Es wird nicht so sein, daß nach seiner Anzeige die Polizei auftritt wie Heinz Rudolf Kunzes „Sicherheitsdienst“: „Morgens um sechs fremde Türen eingetreten / unverhofft kommen und ungebeten…“ Das ist Ihr individuelles Grundrecht auf Unverletzlichkeit Ihrer Wohnung.
      – Wenn Ihr Gegner einen Prozeß gegen Sie anstrengt, findet der Prozeß vor einem neutralen Gericht statt. Sie haben das Recht, einen Anwalt hinzuzuziehen, der auf Augenhöhe mit dem gegnerischen Anwalt redet. Das ist Ihr individuelles Grundrecht auf ein faires Verfahren. Dazu gehört auch, daß Sie ein Urteil anfechten können.
      – Sollte das Gericht Sie letztinstanzlich zu einer Haftstrafe verurteilen, können Sie davon ausgehen, daß die Wärter Ihnen nicht aus schlechter Laune heraus die Zähne ausschlagen. Das ist Ihr individuelles Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit.
      – Wenn Sie mit den politischen Verhältnissen unzufrieden sind, können Sie sich auch politisch betätigen und mit Gleichgesinnten unbewaffnet unter freiem Himmel protestieren. Sie können davon ausgehen, daß die Regierung Sie nicht deswegen zusammenknüppeln läßt. Und Sie können auch davon ausgehen, daß Ihre politischen Gegner seitens der Polizei daran gehindert werden, Sie während der Demo zu verprügeln. – Das ist Ihr individuelles Grundrecht auf Versammlungsfreiheit.
      – Sie können mit Gleichgesinnten auch eine Partei gründen, um eine andere Politik durchzuführen. Und auch wenn Ihre Partei in ihren Ansichten weit von denen der Regierung abweicht, wird die staatliche Gewalt Ihr individuelles Grundrecht auf Vereinigungsfreiheit achten. Wenn Ihr Wahlkreisbüro von Rowdys verwüstet wird, wird die Polizei ermitteln – gegen die Rowdys wegen Sachbeschädigung und nicht gegen Sie wegen unerwünschter politischer Betätigung.

      Nichts für ungut, Quern, die Diktatur, von der Sie träumen, funktioniert für Sie nur, solange Sie der Diktator sind. Und selbst das nicht so, wie Sie sich das vorstellen. Als Regierungschef eines demokratischen Rechtsstaats können Sie davon ausgehen, daß Sie, falls die Mehrheit der Menschen in Ihrem Lande mit Ihrer Regierung unzufrieden sind, abgewählt und mit einer angemessenen Pension in Rente geschickt werden. Sie können selbst dann in der Opposition auf Ihre zweite Chance warten. Sie werden aber, solange Sie nicht in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, weder unter Hausarrest gestellt noch an die Wand gestellt.

      1. avatar

        Sehr geehrter Herr Krempel,

        was Sie geschrieben haben, hört sich alles ganz gut an, aber ich bezweifle, daß es in der Tat so locker gehandhabt würde, wie Sie es hier beschrieben haben. Wer radikal anders denkt, hat de facto (wohl aber nicht de iure) keine Grundrechte. Das kenne ich leider zu gut.

  5. avatar

    Franz Alt behauptet quasi, Jesus war Moslem, Vergewaltiger und Terrorist.
    Ein typisch linker Gutmensch, früher in der ARD hat er immer mit ernster Miene den Weltuntergang angekündigt. Dafür hat er dann viele weibliche Groupies abgreifen können, denen er ein Kind angedreht hat und sich dann aus dem Staub gemacht.
    Der Mann hat das Zeug zum Bundespräsidenten der grünen BRD.

    1. avatar

      Gert Weller, ich weiß nicht, ob solche Unterstellungen justiziabel sind. Vorsichtshaber distanziere ich mich davon, da ich deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfen kann.

  6. avatar

    Nun, Alt redet aber wie ein lupenreiner 68er. Vielleicht gehört er ja zur 68er Spätlese 😆

    Und was den Feminismus angeht: unsere Welt wurde von Männern geschaffen. Wieviele Erfindungen, wissenschaftliche Entdeckungen, Kunstwerke, Prosatexte, Gedichte etc. gehen auf das Konto von Frauen? Verschwindend wenige. Der Mann ist der Frau geistig, körperlich und m. E. auch charakterlich weit überlegen. Somit ist es natürlich und normal, daß er mehr Rechte genießt. Ungleichheit ist der Normalzustand in der Natur und in der menschlichen Gesellschaft, Gleichheit ist weder natürlich noch normal.

    1. avatar

      Sie, Quern, belegen das Gegenteil Ihrer Behauptungen. Sie sind offenkundig strohdoof. Sie sollten vielleicht Jane Austen lesen.

      1. avatar

        Danke, daß Sie sich als Links“liberaler“ geoutet haben: außer Pöbeln nichts im Kopf; keine sachlichen Argumente. Vielleicht sollten Sie in Zukunft lieber entkoffeinierten Kaffee trinken 😆

        Ein herzliches Willkommen allen Kommentatoren hier – in der linksliberalen Orthodoxie.
        Und was Jane Austen angeht: ja, Kitschromane sind das einzige Literaturgenre, in dem weibliche Autoren weit überrepräsentiert sind. Gefühle anstatt Verstand. Quod erat demonstrandum.

      2. avatar

        Tja, Quern, wenn Sie Jane Austen für die Verfasserin von „Kitschromanen“ halten, sind Sie noch ungebildeter, als ich dachte. .

      3. avatar

        Im übrigen ist Jane Austen Engländerin gewesen, und ich lese keine englische Literatur, so wie ich auch keine englischen Waren kaufe und keinem Engländer die Hand gebe. Warum, können Sie sich ja denken. Die Engländer halten es im übrigen (fast alle) mit Deutschem und Deutschen genauso; Ausnahmen, die es natürlich hie und da gibt, bestätigen nur die Regel.

    2. avatar

      @Quern
      Aus welcher radikalkommunistischen, antideutschen Splittergruppe kommen Sie eigentlich? So plump, wie Sie hier den Agent Provocateur mimen? Und falls Sie das, was Sie hier zum Besten geben, wirklich glauben, sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen.

      1. avatar

        @Stefan Trute
        „..radikalkommunistischen, antideutschen Splittergruppe..“
        ..wohl eher Konvertit.

  7. avatar

    „Truth uncompromisingly told will always have its ragged edges.“ H.Melville
    Frohe und friedliche Feiertage!
    Buchtip: Fischer, Klaus Peter, Die Verzauberung der Welt. Eine andere Geschichte der Naturwissenschaften, München 2014.

  8. avatar

    Lieber Herr Posener,

    eigentlich wollte ich Ihnen nur schöne Weihnachten wünschen.

    Zum Text oben ist eigentlich nur anzumerken, dass Sie vor nicht allzu langer Zeit auch zu denen gehörten, die den Menschen nur das Beste bringen wollten. Ich weiß es nicht mehr, war es Afghanistan oder der Irak?

    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein friedliches Weihnachtsfest und ein hoffentlich besseres Jahr 2017!

    Ihr 68er

    1. avatar

      Nee, 68er, Sie wollten mir nicht nur ein frohes Fest wünschen, Sie wollten einen Punkt machen. Sie sprechen mich schuldig in einem Anklagepunkt, den ich mit Ihnen teile und mit den Kollegen vom IS, von Al Qaida und mit früheren Weltverbesserern, von Mohammed bis Mao. Das ist ja mein Argument. Es mangelt nicht an Menschen, die das Gute wollen. Daher muss man sich erstens entscheiden, was man für gut hält, und was für böse. Und zweitens, was durchsetzbar ist und was nicht. Und drittens, um welchen Preis. Das kann man sich nicht so leicht machen wie Franz Alt. ich empfehle da Bob Dylan, „Man Of Peace“:
      http://bobdylan.com/songs/man-peace/
      In diesem Sinne auch Ihnen, meinem linken Gewissen, frohe Festtage und ein gutes neues Jahr.

      1. avatar

        Lieber Herr Posener,

        vielen Dank für die nette Antwort!

        Ich hatte hier wirklich nur vorbeigeschaut um einen Weihnachtsgruß zu senden, eigentlich an alle, die noch hier sind und alle die vielleicht nur noch ab und zu mitlesen, wie KJN, EJ, Stevanovic, Herrn Ziegler, vielleicht Frau Groda und, weil Weihnachten ist, natürlich auch dem blondenhans…

        En passant noch zu versuchen, einen Punkt zu setzen – wer kann da widerstehen?

        Feliz Natal e um Bom Ano Novo!

        Ihr 68er

    1. avatar

      Selbstverständlich lasse ich dem Mann seinen Glauben, Don Geraldo. Haben Sie die letzten Zeilen meines Kommentars nicht gelesen?

  9. avatar

    APo: ‚INRI. Er wurde von den Römern gekreuzigt, weil er den Anspruch erhoben hatte, der Messias, der König der Juden zu sein.‘

    … nicht das ich Jesus verteidigen will, kann, möchte, wer kann das schon, aber als ‚König der Juden‘ wurde er von Nichtjuden genannt, benannt, wie auch immer. In seinem Volk galt er als ‚König Israels‘, s.h. Nathanael in Johannes 1,49. Und Chefe selber in Jesaja 44,6: ‚So spricht der Herr, Israels König, sein Erlöser, der Herr der Heere:

    Ich bin der Erste, ich bin der Letzte, außer mir gibt es keinen Gott. [sic!]

    … im Übrigen auch König der Nationen, Jer. 10,7 … ooops? So what? Nationen?

    1. avatar

      Lieber Blonderhans, wessen Geburt wir da morgen feiern, das darf noch umstritten sein. Ich gehe davon aus, dass der Kreuzigungsbericht richtig ist in einigen Details, vermutlich weil diese Details damals vielen Lesern bekannt gewesen sind: da wurde ein Wanderprediger von den Römern hingerichtet, weil er sich nicht von den Behauptungen seiner Anhänger distanzieren wollte, er sei der Messias, was die Römer als „Rex Iudorum“ auslegten, König der Juden.

      1. avatar

        … aber nur nach den Alan-Evangelium. Wie geschrieben – eine APokryphe.
        Frohe Weihnacht!

  10. avatar

    Religion ist nur dort Privatsache, wo Herrscher auf dem Niveau eines Bismarck dem Staat vorstehen, ihn Kraft ihrer Intelligenz repräsentieren können, und eine unangreifbar starke Armee dem Feinde bekannt ist. Einen solche Staat haben wir nicht.
    Ein Duterte hat der Drogenwelt den Krieg erklärt. Putin will Soros Globalismus nicht. Und Franz Alt ist in keinem theologisch-politischen Bereich satisfaktionswürdig.
    Wenn der politische Islam aus dem Koran verschwindet, bleibt nur noch eine leere Hülle übrig. Warum sollten die Muslime ihre Zeugungskraft verleugnen? Stärke ist gut, siegen noch besser. Der Feind ist doch nur eine gottlose und den Nihilismus anbetende, seiner Schwäche gewahr werdende, demographisch-frigide Muschi.
    Nach 1989 wurden die USA größenwahnsinnig, anstatt richtige Politik zu machen. Wer dem amerikanischen Westen folgt, auch eine Art Selbstgerechtigkeit, wird nie politikfähig.
    Der Gründungsmoment der BRD steht für Schwäche, politische Scheinselbständigkeit, und mit dieser Schwäche ist ein Sieg gegen einen starken Gegner nicht möglich.

    1. avatar

      Ach Gude, das haben Sie direkt aus dem AfD-Programm, und auch wenn das an sich kein Gegenargument ist: Im 21. Jahrhundert von Bismarck träumen, ist absurd und gefährlich. Man wird angesichts der kurzen Geschichte des von ihm geschaffenen Zweiten Reichs und seines Endes auch irgendwann die Gestalt Bismarck selbst anders beurteilen müssen, glaube ich. 1848 verhindert er die Schaffung einer deutschen Nation auf demokratischer Grundlage, um Preußen zu retten. 1871 schafft er Kleindeutschland als Groß-Preußen. Das führt direkt in die Katstrophen des 20. Jahrhunderts und zur Liquidierung Preußens. Und das sage ich als Bewunderer Preußens, das in einem Staat, wie er den Männern von 48 vorschwebte, eine wichtige kulturelle, ordnungspolitische und militärische Funktion gehabt hätte. Gerade jetzt, da einige Leute, allen voran Alexander Gauland und die AfD, Europa im Namen Bismarcks auflösen wollen, gilt es, das Ende zu bedenken.

      1. avatar

        Bei aller Bedeutung, die Bismarck hatte: Den besseren Weg nach 1848 konnte er nicht allein verhindern, da war er (noch) nur ein Akteur unter vielen.
        Daß das später von ihm geschaffene Reich ohne ihn nicht vernünftig reiten konnte war eine Tatsache, aber kann man einen Gründer für alle Fehler, die seine Nachfolger anrichten verantwortlich machen ?

      2. avatar

        Lieber Don Geraldo, ich bin durchaus dafür, Bismarck differenziert zu betrachten, und Preußen – das er ja zerstört hat – sowieso. Aber differenziert heißt eben: nicht unkritisch positiv, wie es beispielsweise die AfD tut.

      3. avatar

        Sehr geehrter Herr Posener,
        zunächst vielen Dank für Ihre Worte, die ich sehr gut und verständlich finde.

        Ich habe allerdings, Sie mögen mir verzeihen, gewisse Probleme mit der Behauptung, daß Bismarcks Reichsgründung direkt in die Katastrophen des 20. Jahrhunderts geführt haben soll. Warum? Die Westmächte waren historisch gesehen wesentlich aggresiver, militaristischer (Freibeuterei und Gewinnung des Empires einerseits, sowie die Militärgeschichte Frankreichs von den Reunionskriegen bis zum deutschfranzösischen Krieg) und auch weniger auf sozialen Ausgleich bedacht (es sei an das East End Dickens‘ und die Bergwerkssiedlungen Zolas erinnert).

        Vielleicht rekurrieren Sie ja auf die rede von Thomas Mann aus dem Jahre 1945. Nun, der Gute war erst einmal kein Historiker, sondern Erzähler, und Objektivität war nie seine starke Seite. Dazu kam, daß er diesen Aufsatz in den USA schrieb und wohl auch seinen „Gastgebern“ gefallen wollte. Drittens hatte man 1871 noch nicht sehen können, wohin sich das junge Reich entwickeln würde, auch wenn mit dessen Gründung die seit 1648 bestehende Phase deutscher außenpolitischer Schwäche, beendet war. Daß es sich dabei um eine historische Anomalie ohne Beispiel gehandelt hatte, verschwieg Mann tunlichst. Dieser Fakt ist bis heute außerhalb der Historikerzunft nicht allgemein bekannt.

      4. avatar

        Lieber Quern, es geht also auch sachlich. Da will ich auch sachlich antworten. Die Entstehung des Reichs 1871 durch einen Krieg – den zugegebenermaßen Frankreich vom Zaun brach – auch noch in Versailles und im Zusammenhang mit der Demütigung des besiegten Frankreich durch Reparationen und Annexionen war ein furchtbarer Fehler. Die gesamte Außenpolitik Bismarcks musste in der Folge darauf bedacht sein, die – nach der damaligen nationalstaatlich-chauvinistischen Logik unvermeidliche – Revanche Frankreichs unmöglich zu machen, was eher wie ein Eiertanz aussah als nach klarer Politik und letztlich auch innenpolitisch-ideologisch bedeutete, unsinnige Fronten gegen „den Westen“, „die Zivilisation“ und so weiter aufzurichten. Das war ganz unpreußisch, ja antipreußisch, und darin liegt die Tragödie des Zweiten Reichs begründet. In Versailles weinte Bismarck ja auch und sagte ahnungsvoll: „Heute tragen wir Preußen zu Grabe.“ Oder war das der König und Kaiser? Jedenfalls so war es. Erst Adenauer konnte die Wunde von 1871 heilen. Natürlich ist das alles erst im Rückblick klar, aber wenn es klar ist, sollt man das nicht verunklaren.

      5. avatar

        Sehr geehrter Herr Posener,

        ich denke, die Kaiserproklamation in Versailles hatte ihre nicht unberechtigten Gründe:
        Zunächst ist Versailles allein durch seine Größe und Schönheit ein prachtvoller Rahmen für jede Feier. Und danach kommt wohl tatsächlich das Bedürfnis, in „Frankreichs guter Stube“ mal Revanche zu nehmen für über 300 Jahre französischer Expansionspolitik gen Osten, beginnend mit der „chevauchée d’Austrasie“ im Jahre 1552, die zum Verlust der drei lothringischen Fürstbistümer führte.
        Die Wandbilder im Spiegelsaal erinnerten ja an den Höhepunkt dieser Expansion, an die blutigen Reunionskriege des Bandi… äh, Sonnenkönigs. 😆

        Ferner gab es auch einen handfesten praktischen Grund: zu dieser Zeit wurde die französische Hauptstadt Paris von den Koalitionstruppen belagert. Das preußische Führung – und zumindest teilweise – die Spitzen der Verbündeten waren daher um Paris versammelt. Versailles war in deutscher Hand und bot sich als Versammlungsort an.

        Im übrigen bin ich der Meinung, daß auch ein noch milderer Frieden Frankreich nicht von seinem Bestreben abgebracht hätte, den Nachbarn im Osten kleinzuhalten und zu schwächen – zumal Bismarck die Wiedergewinnung Elsaß-Lothringens eigentlich gar nicht gewollt hatte (aber die Militärführung und die beiden südwestdeutschen Bundesstaaten, die unter der französischen Expansion immer am meisten zu leiden gehabt hatten, bestanden aus militärstrategischen Gründen darauf. Besonders stark tat sich hierbei der badische MinPräs Jolly hervor).
        An der Politik Frankreichs hat sich bis heute wenig geändert (siehe Mitterands Reise nach Moskau 1989, seine Kriegsdrohung/Erpressung von Helmut Kohl wg. des Euros), so wie sich der französische Nationalcharakter, der dem einer bösen, eitlen, verschwenderischen, putzsüchtigen, intriganten, lasterhaften, nachtragenden Frau gleicht, nie geändert hat und es wohl auch nicht tun wird.

        Heute halte ich aber die Briten für den zweiten Todfeind meiner Nation. Ich bedaure das, aber es ist so.
        Was für ein absolutes Scheusal muß man sein, ein Volk zu hassen, das man besiegt und fast vernichtet hat? Wäre es andersherum gelaufen, könnte ich die Briten verstehen. Aber so?

        Daher gebe ich keinem Briten die Hand, lese keine britische Literatur und kaufe keine britischen Waren (ich verstehe aber auch, wenn ein Brite gegenüber einem Deutschen gleichermaßen handelt).
        Das werde ich so lange halten, bis die Menschen sich geändert haben und mir dies glaubhaft versichern können.

      6. avatar

        Anderherum wird ein Schuh daraus, Quern. Da Sie mir nicht die Hand geben wollen, blockiere ich Sie fortan.

      7. avatar

        Nun gut. Aber ich habe mit anderen Menschen viel bessere Erfahrungen gemacht – mit Angehörigen von Nationen, die mir als Deutschem viel eher gram sein müßten…hüstel hüstel..

        Woher kommt das? Sind es gewisse Elemente der Presse, die den Haß der Völker schüren?
        Oder sind Nicht-Briten einfach generell menschlicher mir gegenüber?

        Fragen über Fragen.

      8. avatar

        Ja, und ein allerletztes Wort hätte ich noch gerne gesagt: ich bin wohl zu streng gegenüber den Untertanen Ihrer Majestät, zumal Schotten, Waliser und Nordiren ja auch oft niht die Meinung der Engländer teilen.

        Sie erinnern sich doch sicherlich an den Essay Orwells „Notes on Nationalism“, in dem er schrieb: „Welsh, Irish and Scottish nationalism have points of difference but are alike in their anti-English orientation.“ Gerne spräche ich einmal mit einem Schotten, Waliser oder Iren darüber…

        Leben Sie wohl, Herr Posener, und Gottes Segen.

    2. avatar

      Ich möchte für Bismarck sprechen: er hat das mit Abstand beste Staatswesen der deutschen geschichte geschaffen. Es zeigte sich aber 1914, daß auch der Beste nicht in Frieden leben kann, wenn es den bösen Nachbarn nicht gefällt: meine Theorie ist, daß die Archive in London und Paris sowie in Petersburg/Moskau zur Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges deshalb geschlossen sind, weil dort sehr viel die Ententemächte kompromittierendes Material liegt. 1914 war der Anfang vom Ende. Und der rein europäische Weg der BRD nach 1945 war ebenso ein Irrweg wie das, was sechzehn Jahre zuvor begonnen hatte. Gude hat die Gründungsumstände der BRD auch schon sehr gut beschrieben.

      Im übrigen ist über Bismarck das meiste bereits gesagt. Ihn aus heutiger Sicht statt aus seiner Zeit zu beurteilen, könnte allenfalls noch einem Journalisten einfallen. Mit seriöser Geschichtsschreibung hat dies jedoch ungefähr soviel zu tun wie Schokoladenpudding aus der Tüte mit handgemachter Mousse au chocolat. 🙂

  11. avatar

    Danke. Ich als Lutheraner stimme Ihnen vollständig zu. Der Alt ist nichts weiter als ein Alt-68er Tugutfasler.

    Dass die Frau D. total meschugge sein muss, ist andererseits auch klar. Wer dieses durchgedrehte Stück einmal erlebt hat, weiß das. Ich bedaure bis heute, daß man den Feminismus nicht radikal bekämpft hat, ggf. mit allen Mitteln. Eine Welt mit Ditfurth, Merkel oder Schwarzer als folgsamen Ehefrauen anstatt ihres gesellschaftlich zerstörerischen Wirkens wäre super gewesen.

    1. avatar

      Na, Quern, Ihre Zustimmung lässt mich wieder an mir selbst zweifeln. Ihre dumme Frauenfeindlichkeit wird nur von Ihrer geschichtlichen Unkenntnis übertroffen: Alt, Jahrgang 38, geprägt in der Kindheit von einem Staat, der nach Ihren Grundsätzen funktionierte, war nie „68er“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Shares
Scroll To Top