Mit “Babylon Berlin” glauben deutsche Filmemacher, endlich den Anschluss an US-Serien gefunden zu haben. Jedoch bleibt auch “Babylon“ in einem fatalen Muster befangen. Deutsche Serienmacher scheitern bei Stoffen aus der jüngeren Vergangenheit an ihren eigenen didaktischen Ansprüchen und impliziten Vorurteilen. Ich möchte zum Beleg einige deutsche Serien und Mehrteiler anführen: „Unsere Mütter, unsere Väter“ (2013), „Dresden“ (2006), „Die Flucht“ (2007), „Weißensee“ (2010 bis 2018), „Tannbach“ (2015/2018), „Deutschland 83“ (2015), und „Berlin Babylon“ (2018).
Bevor ich mich der Frage widme, was diese Produktionen über deutsche Befindlichkeiten aussagen, muss einschränkend erstens gesagt werden, dass sich deutsche Serienmacher selbstverständlich auch mit Gegenwartsstoffen beschäftigen, etwa beim „Tatort“. Neun Millionen Deutsche sehen den „Tatort” jede Woche. Zum Vergleich: Nur etwa eine Dreiviertelmillion besuchen sonntags einen Evangelischen Gottesdienst. Bei den Katholiken sind es keine drei Millionen. Überhaupt lieben die Deutschen angeblich Krimi-Serien: 2016 waren die beliebtesten in Deutschland produzierten Serien alle Krimis, bis auf „Um Himmels Willen“, eine Sitcom, die sich um ein ländliches Nonnenkloster dreht. sie alle wurden von ARD und ZDF produziert. Doch wenn man die Deutschen nach ihren Lieblingsserien fragt, stammen neun der zehn genannten Serien aus den USA, von „The Big Bang Theory“ bis „Grey’s Anatomy“, und sind keineswegs alle Krimis. Trotzdem schauen die Leute das Zeug, das die öffentlich-rechtlichen Monopolgesellschaften raushauen, auch wenn es offensichtlich am Geschmack der Zuschauer oft vorbei geht.
Die Jungen stimmen mit der Fernbedienung ab: Gegen ARD, ZDF und Co.
Korrektur: Die älteren Deutschen schauen ARD und ZDF. Junge Deutsche verlassen in Scharen die öffentlich-rechtlichen Anstalten und wenden sich Streaming-Diensten wie Amazon und Netflix zu. „Unsere Mütter, unsere Väter” (ZDF) wurde zwar von 7,2 Millionen Menschen gesehen, was einer Quote von 20 Prozent aller TV-Zuschauer entspricht. Aber nur ein Drittel der Zuschauer befand sich in der Altersgruppe 14 bis 49. „Weißensee“ (ARD) hatte eine Einschaltquote von 17 Prozent, aber bei den 18- bis 49-Jährigen nur 8,6 Prozent. (Umgekehrt erreichte „Babylon Berlin“ bereits Monate vor der Ausstrahlung durch die ARD bereits 1,2 Millionen meiste jüngere Zuschauer per Streamingdienst.)
Schon möglich also, dass die von mir untersuchten Serien uns nur etwas erzählen über ältere Deutsche, und insbesondere über die höheren Bürokraten in den öffentlich-rechtlichen Anstalten, die oft Veränderungen in den Drehbüchern verlangen, die ihren Vorstellungen politischer Korrektheit entsprechen. Aber auch das ist bedenklich.
Unsere Mütter und Väter: Judenfreunde, die mit dem Holocaust nichts zu tun hatten
Es gibt schon zu denken, dass die beiden beliebtesten historischen Miniserien der letzten Jahre die Deutschen als Opfer darstellten. 11 Millionen Deutsche sahen 2017 „Die Flucht“, bei der es um die Flucht deutscher Zivilisten vor der Roten Armee ging, 12 Millionen sogar „Dresden“, geschrieben von Stefan Kolditz, der auch das Drehbuch für „Unsere Mütter, unsere Väter“ verfasste.
Kolditz ist in Ostdeutschland aufgewachsen und schrieb bereits Drehbücher fürs ostdeutsche Regierungsfernsehen, als die Mauer fiel, was seiner Karriere keinen Abbruch getan zu haben scheint. Wie es scheint, hat Kolditz das opportunistische DDR-Narrativ internalisiert, das da heißt. Wir waren apolitisch, wir wollten nur unser Leben leben und keine Scherereien haben. Diese Halbwahrheit wendet er in „Unsere Mütter, unsere Väter“ auf die Nazizeit an.
Die Miniserie folgte dem Schicksal von fünf jungen Deutschen von 1941 bis zum Ende des Dritten Reichs. Sie beginnt mit einem Treffen der fünf Freunde im Jahre 1941. Es ist eine Abschiedsparty. Wilhelm und Friedhelm werden an die Ostfront verschickt, Charlotte wird ihnen als Krankenschwester folgen. Grete und Viktor bleiben zurück. Grete verfolgt eine Karriere als Sängerin auch mittels erotischer Verbindungen zu hohen Parteikadern. Viktor muss nicht an die Front. Er ist Jude.
Obwohl es seit 1933 nicht nur eine Flut antisemitischer Propaganda gegeben hat, sondern eine Fülle von Gesetzen, die ein freundschaftliches Zusammentreffen von Ariern und Juden unmöglich – illegal sowieso – machen, nimmt Viktor wie selbstverständlich am Treffen teil. Schließlich ist er Gretes Freund und zeitweiliger Liebhaber. Woraus man schließen kann, dass die vier Arier nicht nur keine Antisemiten sind, sondern ihren Ruf, ihre Karrieren, ihre Freiheit, ja sogar ihr Leben riskieren, um weiter mit ihrem jüdischen Freund zusammen zu sein. Ist diese Szene schon unwahrscheinlich, so muss man schon elementares Wissen um die Historie verdrängen, um der Serie abzunehmen, dass Viktor einer der drei überlebenden Freunde sein wird, die nach Kriegsende zu einem letzten Treffen in derselben Kneipe zusammenkommen.
Der Holocaust – das waren die anderen
Im Osten werden Wilhelm und Friedhelm bald mit dem Holocaust konfrontiert. Nicht aber in Gestalt von deutschen SS-Einsatzgruppen oder Polizeibataillonen, die Juden zu Tausenden massakrieren. Nein. Entsetzt sehen sie zu, wie ukrainische Bauen jüdische Männer, Frauen und Kinder mit Keulen erschlagen. Ja, die Deutschen versuchen sogar, ein jüdisches Mädchen zu retten, obwohl das Kind später von einem SS-Offizier erschossen wird.
Später werden wir Zeuge davon, wie polnische Partisanen sich weigern, jüdische Gefangene aus einem von ihnen gekaperten Zug nach Auschwitz zu befreien. Als Viktor, der sich den Partisanen angeschlossen hat (nicht fragen!), die Viehwaggons entriegelt und die todgeweihten Juden befreit, wollen die Polen ihn dafür hinrichten.
Nie sehen wir Deutsche, die frenetisch dem Führer zujubeln oder „Tod den Juden!“ schreien, geschweige denn ganz gewöhnliche Deutsche, die Juden töten. Zwar wird Charlotte im Feldlazarett ihre russische Kollegin Alina als Jüdin denunzieren. Aber als Alina abgeführt wird, wird aus Charlottes Reaktion deutlich, dass ihr die Folgen ihrer Denunziation nicht klar waren. Die Folgen treten denn auch gar nicht ein. Am Ende der Miniserie (und des Kriegs) kehrt Alina wundersam unversehrt als Offizierin der Roten Armee zurück, rettet Charlotte vor der Vergewaltigung durch russische Soldaten und schickt dafür eine weitere russische Krankenschwester als Kollaborateurin in den Tod – also für das, was sie, Alina, bis zur Denunziation selbst getan hat. Jüdinnen können ganz schön grausam sein.
Mit dem Kommunismus kommen deutsche Filmemacher besser zu Recht
Interessanterweise sind deutsche Filmemacher oft erfolgreicher – inhaltlich und ästhetisch erfolgreicher, meine ich – bei der Darstellung des Kommunismus; vielleicht weil einige von ihnen die DDR-Realität am eigenen Leib erlebt haben, während sie die Nazi-Zeit nur aus Wochenschauen und anderen Nazi-Propagandamaterial und aus fiktiven Darstellungen kennen. Am bekanntesten sind Spielfilme wie „Das Leben der Anderen“ oder „Sonnenallee“, aber auch die hier zu besprechenden Serien profitieren von dieser Tatsache.
„Weißensee“ etwa ist ein Familiendrama wie „The Sopranos“, jedoch steht ein Stasioffizier, nicht ein Mafiaboss, im Zentrum der Handlung. Seit 2010 sind vier Staffeln erschienen, die das Schicksal der Familie von etwa 1980 bis nach der Wiedervereinigung erzählen. In den ersten beiden Staffeln ist „Weißensee“ eine schonungslose und zornerregende Entlarvung kommunistischer Unmenschlichkeit, wie es etwa die Filme „Das Leben der Anderen“ oder „Das schweigende Klassenzimmer“ auch waren. Aufklärung im allerbesten Sinne.
2015 und 2018 liefen die beiden Staffeln von „Tannbach“. Im Zentrum der Serie steht ein zwischen Ost und West geteiltes Dorf; Vorbild war das bayerisch-thüringische Dorf Mödlareuth. Die Enteignung der Bauern im Ostteil des Dorfs wird in eindringlichen, schonungslosen Szenen ebenso gezeigt wie die Entmenschlichung der ursprünglich idealistischen Parteikader und das Wuchern der Parteibürokratie.
„Deutschland 83“, geschrieben von der Amerikanerin Anna Winger, übertrug Ideen aus „Homeland“ oder „The Americans“ auf die deutsche Situation im Kalten Krieg. Der Held der Serie ist ein junger ostdeutscher Soldat, der von der Stasi dazu erpresst wird, als Stasi-Spion in der Bundeswehr zu dienen. „Deutschland 83“ behandelt den Kalten Krieg und die deutsche Teilung eher ironisch: Die meisten Ostdeutschen wollten ja gern raus, während der Held der Serie nichts lieber will als nach Hause in die DDR. Aber selbst ihm geht mit der Zeit auf, dass die Wirklichkeit des Westens wenig zu tun hat mit der Karikatur, die von der DDR-Propaganda gezeichnet wird.
Natürlich sind diese Serien nicht unproblematisch. „Tannbach“ etwa führt völlig ohne Not einen Juden ein – gespielt von Ludwig Trepte, der, vermutlich weil er klein, dunkel und schmächtig ist, auch schon in „Unsere Mütter, unsere Väter den Juden Viktor Goldstein spielen durfte. Man hat ja keine Vorurteile, gell. In „Tannbach“ spielt er Lothar, der von einer deutschen Familie durch Adoption gerettet worden ist, wie das so oft passierte damals, und mit seinem Ziehbruder Friedrich bei Kriegsende auf der ostdeutschen Seite des Dorfs landet. Während aber der arische Friedrich aus Idealismus für die Partei arbeitet und aus Liebe zu Frau und Scholle das anstrengenden Leben eines Neubauern führt, widmet sich der Genussmensch Lothar bald, anscheinend dem Ruf des Blutes folgend, dem Waren- und dann dem Menschenschmuggel über die innerdeutsche Grenze, bei dem er irgendwann auch erschossen wird.
Warum rot nicht gleich braun ist, jedenfalls im deutschen Fernsehen
Der Kommunismus wurde den Deutschen von den Russen aufgedrängt und von den meisten Ostdeutschen abgelehnt, auch wenn sie nicht aktiv gegen das Regime opponierten. Das macht es für Filmemacher leichter, Helden und Schurken zu identifizieren; und selbst einige der Schurken können als irregeleitete Idealisten dargestellt werden, was sie oft genug auch waren.
Der Nationalsozialismus hingegen war eine vom Volk getragene Bewegung, und die Deutschen kämpften bis fast zum letzten Kriegstag fanatisch für den Führer. Bis heute ist diese zentrale Tatsache nicht wirklich Teil des deutschen Bewusstseins. Deutsche Filmemacher neigen dazu, die Nazis zu dämonisieren und so zu tun, als ob die meisten Deutschen schlimmstenfalls naiv waren, womit sie die Lügen perpetuieren, die ihre Eltern oder Großeltern zuerst den Alliierten, dann den Entnazifizierungsbehörden, schließlich den Kindern und sich selbst erzählten. Kurzum: das Narrativ, das deutsche Filmemacher den Deutschen erzählen ist das eines Volkes, das mehr gelitten als gesündigt hat. Das mag gut ankommen; es ist aber weder wahrhaftig noch tapfer, weder der Geschichte noch der Gegenwart angemessen.
Leider sind deutsche Regisseure notorisch eher an „Bildern“ und „Atmosphäre“ interessiert als an Handlung und Dialog. Ein Großteil der Faszination von Tom Tykwers „Babylon Berlin“ etwa stammt aus dem Gegenschnitt von Sex. Drugs & Swing auf der einen, roten Fahnen und Hakenkreuzen auf der anderen Seite. Wenn es aber um die Nazi-Ära geht, führt die Bilder-Obsession oft dazu, die nationalsozialistische Ästhetik zu reproduzieren und zu verstärken, statt sie zu dekonstruieren. Auch „Babylon“ rekonstruiert den konservativen und nationalsozialistischen Mythos vom großstädtischen „Sündenbabel“, statt ihn zu dekonstruieren.
Die Jugend verloren
Man könnte mit den Schultern zucken: Gut, sollen sie sich etwas vorlügen. Die Jugend erreichen diese Serien eh nicht. Doch der Verlust der Jugend ist durchaus besorgniserregend In Ostdeutschland etwa sind junge Menschen immer noch anfällig für Fremdenfeindlichkeit und autoritäre Haltungen, Erbschaften kommunistischer Herrschaft. In vielen Fällen werden sie noch von Lehrern unterrichtet, die nicht zuletzt wegen ihrer Loyalität gegenüber dem System ausgewählt wurden und dahingehend indoktriniert wurden, im Nationalsozialismus ein Problem des Westens zu sehen, nicht auch der eigenen Einstellungen. Gleichzeitig wird Deutschland zunehmend zu einem Einwanderungsland für Menschen, die antisemitische Einstellungen aus ihren Heimatländern mitbringen und selten begreifen, dass sie mit der Einwanderung in eine kollektive Verantwortung eintreten für die Erinnerung an den Holocaust, für jüdisches Leben in Deutschland und den jüdischen Staat.
Obwohl sich Schüler regelmäßig darüber beschweren, dass sie in der Schule „zu viel Holocaust machen“, wissen sie tatsächlich ziemlich wenig. In der letzten Zeit hat es Berichte darüber gegeben, dass Lehrer auf die Behandlung des Holocaust aus Angst vor muslimischen Schülern verzichten, an deutschen Schulen hat es verschiedentlich antisemitische Vorfälle gegeben. Auch wenn mal also dem oft didaktischen Ansatz von ARD und ZDF skeptisch gegenübersteht, so gibt es doch – angesichts der deutschen Dominanz in Europa und dem Aufstieg des Populismus – Bedarf an filmen und Serien, die sich mit der deutschen Vergangenheit und ihrem Bezug zur Gegenwart befassen.
Die Deutsche Kultur Nazion-Nazis
Die können mit dem Nazis nie fertig werden, weil sie etwas anderes vorgenommen haben.
Einer Intellektueller (M.Walser) sagte mall;
„Mehr Wiedergutmachung geht’s nicht“.
Nach dem Motto „Das was war war es“. Entwieder ihr sei damit zufrieden oder läst sein.
Seit mit eure Gedanken mehr bei den Opfern nicht bei uns Täter.
Wen für eine Große Lüge ein reales Welt erschaffen wird, dan verliert Wahrheit deutlich von sein Wert. Es geht einfach das Verbrechen an sich, durch mächtige Bilder Produktion zu relativieren und weitgehend zu mildern . Ein neue Konstrukt zu erschaffen der uns eine andere konotation verleiht.
Das bestialische Morden an Millionen von Juden soll nicht als Deutsches Verbrechen genannt werden sondern Deutsche Schande. Und wenn Intellektuelle durch ihre Sprachgebrauch so Reden und Schreiben merken sie das daß auf Deutschen befreiend wirkt.
Genau das ist das Ziel im Verborgenen, die Deutschen von ihr Seelischen b.z.w. Geistiges psychisches gestört sein zu befreien .
Wird das gelungen?
„Es gibt schon zu denken, dass die beiden beliebtesten historischen Miniserien der letzten Jahre die Deutschen als Opfer darstellten. 11 Millionen Deutsche sahen 2017 „Die Flucht“, bei der es um die Flucht deutscher Zivilisten vor der Roten Armee ging, 12 Millionen sogar „Dresden“, geschrieben von Stefan Kolditz, der auch das Drehbuch für „Unsere Mütter, unsere Väter“ verfasste.“
Tja, es gibt eben noch Deutsche, denen das Schicksal ihrer Vorfahren nicht egal ist. Das ist auch gut so. Dass das ihnen, als jemand, der vor lauter antideutschem Empfinden schier überläuft (was dieser Beitrag zeigt), nicht gefällt kann ich mir allerdings vorstellen … LG
Na ja, in „Flucht“ wurden adelige Frauen als Helden erfunden (Pferdezahn Furtwängler) und die rote Armee war ne harmlose Truppe. Weshalb die Deutschen so panisch geflohen sind, war dann allerdings wieder unlogisch, das haben die Autoren nicht rund gekriegt.
In „Dresden“ ging es bis 5 Minuten vor Schluß nicht um die Bombardierung, sondern wie fies die Dresdner waren, und ein bisschen a tergo Sex zwischen deutscher Krankenschwester und englischem Piloten. Ein Müll-Film, wie alles von diesem Produzenten.
Lieber Alan Posener,
herzlichen Dank für diesen sehr gelungenen und intelligenten Text zu diesem Thema. Im Vergleich zu den beschriebenen Serien und Filmen würde mich noch Ihre Meinung zu dem Fassbinder-Mehrteiler „Berlin Alexanderplatz“ definitiv interessieren, der im selben Jahr spielt wie „Babylon Berlin“ und bei seiner Ausstrahlung 1980 auch für ein ähnlich großes Echo sorgte. Wenn auch bei kleinen Teilen der Presse und großen Teilen des Publikums eher für ein negatives.
Lieber Herr Wahlmann, ich weiß noch, dass wir in unserer Hausgemeinschaft damals alle Folgen der (wie ich mich erinnere) schlecht ausgeleuchteten und oft schwer verständlichen Fassbinder-Serie im Fernsehen sahen. Was ich darüber dachte, weiß ich nicht mehr. Daraufhin habe ich Döblins Roman gelesen, der mich jedenfalls sehr viel stärker beeindruckte.
Babylon würde ich nicht in eine Reihe mit anderen deutschen Serien stellen, schon gar nicht mit unseren Vätern. Eher mit Peaky Blinders (UK). Die ziehen ihre Spannung aus der Ambivalenz der eigentlich negativen Figuren. Ein britischer Gangster kann ambivalent sein, aber wie stellt man einen ambivalenten SA-Mann dar, wenn man weiß, wie die Geschichte weitergeht? Ich glaube nicht, dass sich das Serienformat dafür eignet. Zumindest nicht, wenn man mit der ästhetischen Coolnes der Peaky Blinders mithalten will, was Babylon ohne Frage will. Die Briten können das, weil in den Peaky Blinders der heutige Zeitgeist vorweggenommen werden kann, weil es in den 20ern/30ern sehr rau in UK war, aber am Ende ja doch alles gut ging. Tatsächlich ist Tommy als Verbrecher absolut PC auf heutigem Niveau, was aufgrund eines grandiosen Cillian Murphy nie wirklich lächerlich wirkt, was es aber natürlich ist. Der Zuschauer kann sich mit ihm identifizieren, weil Tommy eigentlich ein Guter ist, einer von uns, und am Ende die Welt so wird, dass er nicht mehr (standesbedingt) Gangster sein muss. Nur lässt sich das eben nicht auf Deutschland übertragen, weil dann unsere Väter, reine Geschichtsklitterei, dabei herauskommt. Babylon funktioniert, weil es eben nichts Geschichtliches erklärt und nur ästhetisiert. Die Swing-Szenen erinnern nicht umsonst an einen Rave und mit der Eurokrise, der Umweltzerstörung und den Dauer-Reformen (um Schlimmeres zu verhindern) entsteht ja durchaus Endzeitstimmung, abgesehen vom grauen Alltag. Die Identifikation mit den Figuren gelingt, weil die den gleichen Abstand zu den Nazis haben wie der Zuschauer. Babylon ist eine Geschichtsstunde über die kulturellen Wurzeln unseres heutigen urbanen Hedonismus, es verleiht der sogenannten Jugendkultur eine geschichtliche Kontinuität. Babylon holt die Zuschauer dort ab, wo sie stehen – beim Feiern, ohne an morgen zu denken. Zu Asche, zu Staub, dem Licht geraubt – ich glaube, Raver wissen, was damit gemeint ist. Babylon spielt heute –20er ist nur die Verpackung und die Serie weiß das. Unsere Väter entschuldigt unsere Väter (oder Großväter), Babylon entschuldigt uns. Zu Asche, zu Staub singen, kurz vor den Krematorien – das ist der ultimative Hedonismus. Vergleichbar mit den definierten Auschwitz-Körpern eines Rappers Kollegah. Ja, damit wird der Holocaust zur Popkultur, so wie Peaky Blinders die Brüche der britischen Geschichte in die Popkultur überführt. Es war doch schon bei Schindlers Liste so. Steven Spielberg konnte ohne Identifikationsfigur nicht mal seinen Holocaustfilm einem nicht-deutschem Publikum zumuten und das war nicht mal in Serie. Schön gruselig zu schauen, aber erklärt hat der Film eigentlich gar nichts. Es bräuchte schon einer Charakterentwicklung eines Walter White aus Breaking Bad, vom Biolehrer zum mordenden Drogenbaron, um die Entwicklung eines Normalos aus dem Emsland zum Führer eines Sonderkommandos im Osten zu beschreiben, aber, ganz ehrlich, wer soll so eine Serie aushalten?
Ich glaube nicht, dass Spielberg die Deutschen als gute Leute darstellen wollte, die wie wir sind (also Amis), die durch widrige Umstände in die Gangster-Welt reingerutscht sind. In „Saving Private Ryan“ sind die Deutschen entmenschlichte Kampfroboter ohne Text, und in „Schindlers List“, spielen die Deutschen Killer auf dem Klavier klassische Musik, während sie Frauen und Kinder abmurksen. Das Gegenteil von Normalos, sondern hochgeistige Freaks ohne Gewissen.
Dass Babylon Berlin die heutige „Jugendkultur“ widerspiegelt, seh ich auch so, die Serie ist Mist, und die heutige Jugend ist dumm wie Mist, ohne Kultur.
Lieber AP,
die von Ihnen gewählte Überschrift passt einfach nicht zu den aufgeführten Serien. „Weißensee“ und „Deutschland ’83“ thematisieren eindeutig die Nachkriegszeit. In „Unsere Mütter, unsere Väter“ wird das Wesen des Dritten Reiches in Person des SS-Offiziers ausreichend charakterisiert, auch hier führt die Überschrift in die Irre. Zu den anderen Serien kann ich mich nicht äußern.
Derartige Serien entsprechen durchaus dem Programmauftrag der Öffentlich-Rechtlichen, anders als die milliardenschwere Subvention von professionellen Sportveranstaltungen mit Geldern der Gebührenzahler.
Ihr Text legt zudem nahe, dass es Ihnen um die inhaltliche Auseinandersetzung über die Programmgestaltung geht. Allerdings erschweren Sie unnötiger Weise diese Auseinandersetzung durch eine verfehlte Überschrift. Dies finde ich bedauerlich.
Ob irrelevant dafür der richtig gewählte Begriff ist, stelle ich zur Diskussion. An meiner Kritik an der gewählten Form halte ich aber fest.
Lieber PP, lesen Sie den Artikel in Ruhe noch einmal durch. Ich stelle ja die Frage, weshalb deutsche Serien, die die zweite deutsche Diktatur behandeln, ihrem Thema eher gerecht werden als Serien, die sich mit dem 3. Reich befassen. Das entspricht durchaus der Überschrift. ich stelle dazu einige Thesen auf.sie mögen diese Thesen falsch finden, aber Sie können sie nicht einfach beiseite schieben und schreiben: „In “Unsere Mütter, unsere Väter” wird das Wesen des Dritten Reiches in Person des SS-Offiziers ausreichend charakterisiert.“ Genau das leugne ich. Und genau jenes Bewusstsein, das Sie mit jenem Satz offenbaren, halte ich für das Hauptproblem.
Lieber AP,
„Wir möchten zur Diskussion anregen, auch zum Widerspruch. Reden Sie mit! Es ist Ihre Demokratie.“
Ich halte das Thema für irrelevant. Am Sonntag werden wir Zeuge vom Abschied der Volksparteien. Die SPD hat bereits diesen Status verloren, die CDU wird ihn am Sonntag verlieren.
Dazu würde ich gerne einmal ihre Meinung lesen. Ist das zu viel verlangt?
Lieber PP, für mich ist es nicht relevant, ob Sie das Thema für relevant halten. Weniger unfreundlich formuliert: Was soll das? Auch ein Artikel, sagen wir, über Paul McCartneys neues Album ist relevant, nur vielleicht nicht für Sie. Sie schreiben: „Am Sonntag werden wir Zeuge vom Abschied der Volksparteien. Die SPD hat bereits diesen Status verloren, die CDU wird ihn am Sonntag verlieren.Dazu würde ich gerne einmal ihre Meinung lesen. Ist das zu viel verlangt?“ Darüber habe ich schon mehrfach geschrieben, zuletzt über die SPD. Ist es von Ihnen zu viel verlangt, mal ein wenig zu googeln?
https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus182183836/Neues-Ohnemicheltum-Die-SPD-muss-lernen-am-Abgrund-zu-wandeln.html
„Ein Großteil der Faszination von Tom Tykwers ‚Babylon Berlin‘ etwa stammt aus dem Gegenschnitt von Sex. Drugs & Swing auf der einen, roten Fahnen und Hakenkreuzen auf der anderen Seite.“
Das ist ne steile Behauptung von jemandem, der die Serie überhaupt nicht gesehen hat — und blanker Unfug, weil es in der ersten Staffel noch gar keine roten Fahnen mit Hakenkreuzen gibt, gegen die man schneiden könnte. Da müssen sich Fakten wohl der gewünschten Aussage beugen — Argumentieren funktioniert aber andersherum.
Rote Fahnen gibt es sehr wohl, und zwar prominent: verstehe überhaupt nicht, wie Sie die übersehen haben können. (Tipp: nicht nur die russischen Verschwörer, sondern auch die „Blutmai“-Szene.) Nicht „mit Hakenkreuzen“, aber das behaupte ich ja nicht. Sie wollen aber hoffentlich nicht sagen, dass Sie auch die Nazis übersehen haben? (Tipp: schauen Sie sich die Szene mit dem Ruderausflug noch mal an.)
Wenn Sie von „roten Fahnen und Hakenkreuzen“ schreiben, im nächsten Satz von nationalsozialistischer Ästhetik und Nazi-Ära, dann ist das mindestens irreführend, wenn eigentlich die Fahnen der Kommunisten gemeint sind.
Eine Serie kann auch nicht „vom Schnitt auf Hakenkreuze“ „leben“(!), wenn selbige in der ersten Staffel im Endeffekt nicht vorkommen. Die angeblichen Nazis bei der Szene mit dem Ruderwettkampf sind übrigens Kommunisten, auch wenn der Name Hitler hier ausnahmsweise sogar mal fällt…
In Staffel 1 spielen die Nationalsozialisten eben überhaupt keine Rolle, da kann der Serienname noch so viele Klicks und Aufmerksamkeit bringen… also tun Sie doch bitte nicht so, als hätte ich die prominente Platzierung der Nazis in der ersten Staffel übersehen oder unmissverständliche Aussagen fehlinterpretiert.
Hier noch einmal die Passage, lieber MM:
„Leider sind deutsche Regisseure notorisch eher an „Bildern“ und „Atmosphäre“ interessiert als an Handlung und Dialog. Ein Großteil der Faszination von Tom Tykwers „Babylon Berlin“ etwa stammt aus dem Gegenschnitt von Sex. Drugs & Swing auf der einen, roten Fahnen und Hakenkreuzen auf der anderen Seite. Wenn es aber um die Nazi-Ära geht, führt die Bilder-Obsession oft dazu, die nationalsozialistische Ästhetik zu reproduzieren und zu verstärken, statt sie zu dekonstruieren. Auch „Babylon“ rekonstruiert den konservativen und nationalsozialistischen Mythos vom großstädtischen „Sündenbabel“, statt ihn zu dekonstruieren.“
Ich denke,wir können uns darauf einigen, dass Hakenkreuze nicht prominent vorkommen, und dass diese Passage daher einen inhaltlichen Fehler enthält. Zugleich aber dürften auch Sie anerkennen, dass meine Hauptkritik auch ohne Hakenkreuze gilt: „Auch „Babylon“ rekonstruiert den konservativen und nationalsozialistischen Mythos vom großstädtischen „Sündenbabel“, statt ihn zu dekonstruieren.“
„Babylon Berlin“ steht nicht im Zentrum dieses Beitrags. Die Serie verdient aber eine eigene Auseinandersetzung, und ich bin gerade dabei, die Romane zu lesen, um diese Auseinandersetzung fundierter führen zu können.
… apropos Babylon! (Achtung 44 min.)
Lieber Herr Posener, vieles Ihrer Kritik kann ich nachvollziehen. Eine Frage allerdings. Sie schreiben: „Die Bundesrichtlinien bevorzugen Filme mit historisch-didaktischer Absicht, so dass solche Filme in großer Anzahl produziert werden, oft am Markt vorbei.“ Auf welche Richtlinien beziehen Sie sich? Das Filmfördersystem in Deutschland ist ja zugegebenermaßen recht kompliziert. Es gibt Bundesförderungen, Branchenabgaben, die die Filmförderungsanstalt sammelt und verteilt, Regionalförderungen der Länder und Sendermittel. Von Bundesseite gibt es Richtlinien für die kulturelle Filmförderung der BKM und für den Deutschen Filmförderfonds (DFFF). In beiden Bundesrichtlinien gibt es keine inhaltlichen Vorgaben, weder explizit noch implizit. Die Förderung des DFFF erfolgt automatisch je nach deutschem Produktionsbudget. Und die der kulturellen Filmförderung der BKM wird von unabhängigen Jurys vergeben, die sich – wenn man sich die geförderten Filme anschaut – vor allem für anspruchsvolles Gegenwartskino („Toni Erdmann“, „Western“, „Wild“, „In den Gängen“, „Aus dem Nichts“, „Transit“ etc.) stark machen.
Lieber Frank Andreas, Sie haben Recht. ein großer Teil der Förderung geht über die Länder und ist sowieso nur daran gebunden, dass in dem fördernden Land Geld ausgegeben wird. Der Filmförderfonds des Bundeswirtschaftsministeriums ist eine rein branchenstützende Maßnahme (eigentlich irre, dass so etwas überhaupt möglich ist), und die kulturelle Filmförderung haben Sie richtig beschrieben. Meine Aussage ist falsch. Dass dennoch gerade auf dem Gebiet der Serien / Mehrteiler so viel Vergangenheitsbewältigung betrieben wird, hat vermutlich eher mit dem Selbstverständnis der öffentlich-rechtlichen Anstalten zu tun. Ich ändere die Stelle.
Guter Text. Trotzdem ist „Babylon Berlin“ um einiges besser als diese anderen deutschtümelenden Serien: Die Serie ist visuell stimmungsvoll, und auch ist der „Sündenpfühl“ Berlin auch nicht nur böse, sondern wird auch lustvoll geschildert. Und Volker Bruch spielt eine interessante, komplexe Hauptfigur.. viel spannender als die Figuren bei „Unsere Mütter, unsere Väter“.. ich bin aber auch erst bei Folge 4, ich hoffe, wenn die Nazis kommen fällt es nicht ab (ich hab die bis jetzt überhaupt nicht vermisst, sondern fand den Blick in diese seltsame Endzwanziger-Welt ohne Nazis interessant..
„Jemand der brüllt, “Juden ins Gas!”, als Held einer Serie, undenkbar.“
Ja, Münsteraner, das ist undenkbar, Selbst von 1933-1945 war diese Aussage nicht zu hören.
„Der Nationalsozialismus hingegen war eine vom Volk getragene Bewegung, und die Deutschen kämpften bis fast zum letzten Kriegstag fanatisch für den Führer. Bis heute ist diese zentrale Tatsache nicht wirklich Teil des deutschen Bewusstseins.“
Doch, lieber Herr Posener, zumindest bei den meisten älteren Menschen, selbst den nach 1945 geborenen, ist diese Tatsache fest im Bewusstsein verankert. Sie sagen es eben nicht öffentlich, nur auf der privaten Ebene. Gehen Sie bitte einmal auf einen Flohmarkt, an einen Taxistand oder in den „Germanenkrug“, dann werden Sie es bestätigt sehen.
Ja, das weiß ich. Aus aus dem familiären Umkreis. Wo man zugleich erzählt, dass der Schwiegervater gern zusammen mit seinen früheren Kumpels aus der NSDAP-Ortsgruppe in der „Zwergenbaude“ saß und trank und auf die neue Republik schimpfte, und dass er ein guter Vater war, der die Kinder zu Toleranz und Menschlichkeit erzog. Vielleicht stimmt sogar beides.
Nun, bei manchen Deutschen war es gewiß so – bei anderen nicht, so wie bei meiner Familie 🙂
Es gibt nun mal solche und solche. So wie es auch Leute gibt, die die DDR und auch die Sowjetunion romantisch verklären, und andere, die dies nicht tun. Erlebnisse und Erinnerungen sind auch in diesen Fällen etwas individuell sehr Verschiedenes…
@niekisch: “Der Nationalsozialismus hingegen war eine vom Volk getragene Bewegung, und die Deutschen kämpften bis fast zum letzten Kriegstag fanatisch für den Führer. Bis heute ist diese zentrale Tatsache nicht wirklich Teil des deutschen Bewusstseins.”
Doch, lieber Herr Posener, zumindest bei den meisten älteren Menschen, selbst den nach 1945 geborenen, ist diese Tatsache fest im Bewusstsein verankert. Sie sagen es eben nicht öffentlich, nur auf der privaten Ebene.‘
… werte/r ’niekisch‘, keine Ahnung in welchen Spelunken Sie sich so herumtreiben oder welche ‚Hollywooddramen‘ Sie sich einziehen. Ihre Behauptung, selbst den nach 1945 geborenen, ist die Tatsache fest im Bewusstsein verankert, der Nationalsozialismus hingegen war eine vom Volk getragene Bewegung und bis heute ist diese zentrale Tatsache nicht wirklich Teil des deutschen Bewusstseins – ist schlichtweg Quark. Zudem falsch. Das hatten wir hier schon, u.a., 2016.
Im Übrigen für den Rest der hier Versammelten, selber schuld, wenn Sie sich das mit Zwangsgebühren finanzierte Staatsfernsehen einziehen.
Hallo, blonderhans,
Sie haben Leute, die dem gleichen Denkschema wie dieser Niekisch anhängen, schon einmal als BRD-Gimpel bezeichnet.
Ein sehr treffender Ausdruck, wobei ich unsere großen Freunde in der angelsächsischen Welt analog dazu gerne „Demokratiegimpel“ nennen würde, weil diese das (unverdiente) Glück hatten, in ihren Heimatländern niemals unter einer Diktatur leben zu müssen.
Daher können sie auch nicht nachempfinden, wie es Menschen geht, welche dieses Glück nicht hatten. Kommt dies vom angelsächsischen Empathiemangel? 🙂
Danke, bh, dass Sie gegen den rassistischen Topos anschreiben, dem auch unser netten Mr. Posener verfallen ist. Liegt es an seinen Genen (wir erinnern uns noch an die angelsächsischen Lügen, die sich faszinierenderweise nach der Wiedervereinigung noch einmal intensivierten (Goldhagen-Theater, Wehrmachts-Lügenausstellung usw.) oder an seiner linken Aufnormung? 😆
Und die Rolle gewisser ausländischer Mächte bei Hinkels Machtergreifung dürfte Sie doch nicht so einfach hier verlinken: unsere Linken kriegen sonst noch ein Loch in ihr geschlossen antideutsch-rassistisches Weltbild. Obwohl ich sie eigentlich nicht für so klug oder so menschlich halte, jemals eine vorgefaßte Meinung zu überdenken 😆
Das war bestimmt ein antikommunistischer Neonazi-Agent im Auftrag Trumps, der diesen von Ihnen verlinkten CIA-Bericht online gestellt hat. 😉
Obwohl ich sie eigentlich nicht für so klug oder so menschlich halte, jemals eine vorgefaßte Meinung zu überdenken 😆
Nachtrag
… und werte/r ’niekisch‘, ‚vielleicht sollten Sie die Amerikaner zu Hitlers Machtergreifung befragen. Jedenfalls; … ’nach Kriegsende hatten die Geheimdienste großes Interesse daran, die Rolle der US-Eliten beim Aufstieg von Nazideutschland zu vertuschen.‘
Die einzigen deutschen Serien, die ich mir anschaue sind -Wilsberg- und -Friesland-.
Alle anderen deutschen Serien sind -boring to death-.
Vielen Dank für die Analyse. Sieht trifft meinen Eindruck ziemlich genau. Das in Deutschland die allgemeine Verwicklung der deutschen Bevölkerung in die Taten gern heruntergespielt wird, hat m.E. Götz Aly in seinen Büchern schon überzeugend dargestellt. Einen kleinen Widerspruch zu Ihrem Vergleich bezüglich der Zuschauerzahl bei Fernsehgottesdiensten am Sonntag morgen. Hoffentlich geht die Mehrheit der Interessierten dann eher in die Kirche als sich vor den Fernseher zu setzen. Bei mir ist das so.
Nein, es geht schon um die Zahl der Gottesdienstbesucher,nicht der TV-Zuschauer.
Serien schaue ich eigentlich nicht an, weil ich mich als freiheitsliebender Mensch nicht zeitlich binden will.
Aber bei Babylon Berlin, mache ich eine Ausnahme, weil ich die Zeit zwischen 1918 und 1933 hoch spannend finde, weil ich jetzt ich die Mediathek entdeckt habe und weil sich die Volkspädagogik in erträglichem Maße hält. Mittelgute Unterhaltung würde ich sagen, und weil ich es über die GEZ sowieso bezahlen muss, sage ich mal:
„Baschd scho“ (Passt schon)
Sendungen mit historisch-didaktischer Absicht schaue ich grundsätzlich nicht. Bei „Unsere Mütter, unsere Väter“ war diese schon am Titel erkennbar. Ich schaue so etwas nicht an und freue mich in einem Land zu leben, in dem man sich nicht des Verdachtes und den daraus folgenden Konsequenzen aussetzt, politisch unzuverlässig zu sein, wenn man bekennt des Sendungen der Staatssender nicht sehen.
Hm. So richtig was zum Thema schreiben Sie nicht, lieber Waldgänger, oder habe ich was übersehen?
Zitat Alan Posener
Ich gebe gern zu, dass ich “Babylon Berlin” nur als Aufhänger benutze.
quod licet iovi non licet bovi?
Ich finde die Kritik Alan Poseners trifft den Nagel auf den Kopf.
Vorbereitet wurde dies alles durch Filme wie „Der Untergang“ und die Dokumentationen zum „Dritten Reich“ des Märchenonkels G.Knopp. Wie Sie richtigerweise andeuten, wirkt hier zudem auch das offizielle Geschichtsbild der DDR zum NS und der Judenvernichtung noch nach bzw. wird es wiederbelebt.
Deutschland ist ja eine Parallelwelt, das merkt man am ehesten an den Medien. Durch das Internet hat man ja Zugriff auf englisches und US-TV, Zeitungen etc.. Das ist eine andere Liga, bzw. eine andere Sportart. Der Wiener Zeichner Manfred Deix sagte mal in einer Talkshow, als er in den 60ern das erste Mal die Beach Boys hörte, fühlte er sich betrogen, weil er plötzlich merkte, was wirklich Musik ist. Red Pill nennt man das wohl auch.
Mit welcher Dreistigkeit ARD und ZDF etc., Machwerke ohne Drehbücher, Story und Profi-Schauspielern als „Filme“ präsentieren, ist unglaublich frech. Dasselbe gilt für Nachrichten und politische Talkshows, ohne Infos und Fakten, mit stotternden, unfähigen ModeratorInnen. Kein Wunder, dass in so einem Land die Grünen Erfolge feiern.
Ausgerechnet die Beach Boys …
Über Geschmack sollte am nicht streiten.
Und nach Rudi Schuricke waren die Beach Boys ein Quantensprung, zumal selbst die Beatles zu deren Fans gehörten.
Wer ist Rudi Schuricke? Ich mochte die Beach Boys auch, nur war immer klar, dass die eigentliche Revolution 1963 die Beatles waren, die nicht nur musikalisch, sondern vom Stil her und in ihrem Auftreten vor der Presse usw. mit allem brachen, was bis dato üblich war. Die Beach Boys hatten leider nie ein Gefühl für Stil.
Wie ich bereits sagte, über Geschmack sollte man nicht streiten.
Ich persönlich finde auch die Beatles besser als die Beach Boys, aber die Beach Boys sind deutlich besser als ihr weichgespülter Ruf, ihre Bedeutung für die moderne Musik wird leider deutlich unterschätzt. Ihr Album Pet Sounds diente den Beatles definitiv als Inspirationsquelle für deren wohl ausgefallenstes Werk, das Sgt. Peppers-Album.
PS: Von Rudi Schuricke ist das Lied Capri-Fischer, eine Schnulze von Anfang der 50iger.
Ja, Don Geraldo, nichts gegen „Pet Sounds“, aber mir sind die frühen Beach Boys lieber: „Surfin‘ USA“ (von Chuck Berry geklaut, trotzdem gut, oder gerade deshalb), „Fun Fun Fun“, „Little Deuce Coupe“ und so weiter.
Babylon Berlin spielt 1929.
Zu der Zeit war die NSDAP mit ihren 2,6 Prozent bei der Reichstagswahl 1928 einfach noch kein erkennbarer politischer Faktor.
Wenn die Serie fortgesetzt wir werden die Macher angesichts ihrer bisher gezeigten Sorgfalt auch den Anstieg der Partei angemessen berücksichtigen.
Man stelle sich vor, es gäbe Serien, die im Mittelalter, zur Völkerwanderungszeit oder im Barock spielen würde, sie wären der erste, der die mangelnde Auseinandersetzung mit den Jahren 1933-45 geißeln würde.
Lieber Don Geraldo, sie haben nicht genau gelesen. Meine Kritik an der Serie „Babylon Berlin“ lautet ja nicht, dass sie sich zu wenig mit den Nazis auseinandersetzt. Meine Kritik lautet, dass sie im Grunde genommen die Kritik der Nazis (und der „konservativen Revolutionäre“, hätte ich da ergänzen sollen, der damaligen Entsprechung der heutigen AfD) an der Weimarer Republik reproduziert.
Sie schreiben: „Man stelle sich vor, es gäbe Serien, die im Mittelalter, zur Völkerwanderungszeit oder im Barock spielen würde, sie wären der erste, der die mangelnde Auseinandersetzung mit den Jahren 1933-45 geißeln würde.“ Das ist natürlich eine dumme Verleumdung, wegen derer ich Sie eigentlich sperren müsste. Aber ich dokumentiere gern die Dummheit meiner Kritiker. Richtig ist, dass eine Serie über das Mittelalter, das den Antijudaismus verschwiege, gewiss eine Fälschung wäre.
Herr Posener, diese Serien sind keine historischen Dokumentationen. Da setzen Sie Maßstäbe an, die diesen Formaten nicht gerecht werden können. Jeder, der etwas Vorwissen mitbringt, kann fehlende Fakten ergänzen.
Und bei „Babylon Berlin“ unterliegen Sie einer… babylonischen Sprachverwirrung. Mal mit Internet, mal ohne. Ich sehe die Serie im Free-TV, mein Stand ist also die 1. Staffel. Außer der überragenden Figur des Regierungsrats Benda wird das Thema Juden nicht behandelt. Und auch von den Nazis ist (bislang) noch gar nichts direkt zu sehen.
Ich denke, dass Sie „Babylon Berlin“ nur als Aufhänger benutzen, weil über diese Serie halt grad jeder spricht. Dass das alles nicht zusammenpasst, ist dann die zwangsläufige Konsequenz, wenn Sie alles in einen Topf werfen.
Lieber Michael Schnickers, den einzigen Maßstab, den ich anlege, ist jener der Wahrheit. Will sagen, eine Serie, auch wenn sie nicht primär der Information dient, darf der Wahrheit nicht ins Gesicht schlagen. Übrigens bin nicht ich es, der einen historisch-didaktischen Anspruch erhebt. Das tut eine Serie, die sich „Unsere Mütter, unsere Väter“ nennt, oder „Die Flucht“, oder „Dresden“, oder „Tannbach“, oder „Deutschland 83“ …
Ich gebe gern zu, dass ich „Babylon Berlin“ nur als Aufhänger benutze. Eine Kritik der Serie hat Peter Huth kürzlich in WELT veröffentlicht:
https://www.welt.de/kultur/article182404372/Hoffnungslos-ueberschaetzt-Gegen-den-Hype-um-Babylon-Berlin.html
Also bei Tannbach hab ich zufällig mal mitbekommen, dass die Autoren aus der Wahrheit eine Lüge gemacht haben, und zwar zu Ungunsten eines realen Bauern. Der hatte sich aus Verzweiflung darüber, dass die Russen ihn hinderten seine verendenden Kühe zu melken, erschossen. Im Film sieht man den Bauern, der das Horst Wessel-Lied nicht mehr singen darf, und sich deshalb erschießt.
Also eine ziemlich dreiste Fälschung der Autoren, um den deutschen Bauern zu diffamieren und zu verleumden.
Ihre These, dass die BRD-Medien die Deutschen zu gut darstellen, ist sehr steil, der Mount Everest unter den Thesen.
An die Szene kann ich mich nicht erinnern.ich glaube, Sie haben sie auch nicht gesehen, sondern plappern nur etwas nach.
War in der ersten Folge, denn nur die hab ich gesehen. Danach gabs eine Doku über die Autoren, wo sie stolz die Fälschung der realen Ereignisse beschrieben.
Also, ich habe die Serie gesehen, und tatsächlich bringt sich der Bauer um, weil ihm sein Land genommen wird, nicht weil er Nazi ist oder war. Ich bleibe dabei, dass „Tannbach“ sehr gut die Gewalt gegen die Bauern im Osten zeigt. Problematisch ist die Karikatur der Rolle der Amerikaner, die als Schurken auftreten, und – wie gesagt – die Figur des Juden Lothar Erler.
Ich wäre auch dafür, eine neue Serie zu schaffen, in denen auch die Greuel der Aliens an Deutschen so dargestellt würden, wie es seinerzeit wirklich war. So ähnlich, wie man uns Deutsche in Utgard, äh, im Ausland, generell darstellt.
So etwas wie: „Die tschechischen Verbrechen“ oder „Benesch, die buchtelfressende Schnäuzerratte“ oder „Bestien des Bomber-Harris“ oder „Die polnischen Schreckenslager und ihr wenig netter Kommandant Kielbasa“ oder „Angelsachsen und Kommie-Kollabos – Bestien in Menschenhaut“ oder „Die Speziallager in der SBZ, Kommis und ihre Natur“ oder „Die Schreibtischtäter des Völkermords – die Frankfurter Schule und ihr brillenverunziertes Dämonengezücht“. Viele Möglichkeiten gäb’s.
Eine gewisse Warzenträgerin der Sonnenblumenpartei wäre in einer dieser Serien für die Rolle der Hilde Benjamin geradezu prädestiniert. Sogar die Schlammfarbe der Glotzböppel würde passen. 😆
Und das Beste: alle Menschen weltweit würden sich gruseln, wenn man auf dem Bildschirm sähe, wie Engländer deutsche Babys schlachten, dann deren Blut trinken und deren Herzen essen würden.
Alle Linken und Grünen hingegen hätten bei dieser Szene dann etwas, worauf sie masturbieren könnten (Ironie, denn so etwas machen Linke ja nicht 😆 ), so wäre auch der kommerzielle Erfolg in den Staatsmedien gesichert. Somit hätten beide Seiten etwas davon.
Apo: ‚Warum deutsche Serien mit den Nazis nicht fertig werden … ‚ … aber das ist doch ganz einfach. Links müsste sich halt selbst kritisieren, unwahrscheinlich das ist. Sie sind halt wieder da. … und … werter Münsteraner, ‚Juden ins Gas‘ ist 21. Jahrhundert. Immer noch ‚links‘ gefördert. Nun ja.
Blonderhans, sie haben auf alles immer die gleiche Antwort: Alles was doof ist, ist links, alles was links ist, ist doof. Das ist auf Dauer eine intellektuelle Unterförderung der LeserInnen, auch wenn Sie anscheinend mit dieser geistigen Schonkost ganz gut leben.
@APo
… na, da will ich mal nicht widersprechen. I’m Bad Like Jesse James. 😉 Liegt ’s am immer gleichen Thema?
Nachtrag
… ‚Sozialdemokratie‘ und ihre Ableger ist/sind nicht nur doof, werter APo, das wäre zu einfach, ‚Sozialdemokratie‘ ist kriminell.
Nun, die Linke ist von Anfang an kriminell gewesen. Buchstäblich von Anfang an: „Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung.“ (Kommunistisches Manifest, fünft- und viertletzter Satz).
100 Millionen Tote – eine große Zahl. Derzeit beabsichtigt die Linke, das Deutsche Volk auszurotten. Pläne dazu gab es seit dem ersten WK, und seit dem Ende des 2. WK wird es nun durchgezogen. Die Frankfurter Schule mit dem Deutschenhasser Quallenauge-Adorno an der Spitze lieferte und liefert die Blaupausen dazu.
Hitler hätte nicht die Juden, sondern die Linken umbringen sollen – während die Juden unschuldige Opfer waren, waren und sind die Linken schuldig, schuldig, schuldig an den größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, und wenn irgend etwas die komplette Vertilgung aus den Annalen der Menschheit, die abolitio nominis verdient, so ist es die linke Ideologie.
Ach, der Nicolaus Fest, auch so eine traurige, nachgerade trostlose Gestalt: Die SPD sei „Landesverrat in Parteiform“. Das wäre dann doch zu schön, um wahr zu sein, und ist bereits seit 1914, seit der Zustimmung zu den Kriegskrediten, nicht mehr wahr.
Und noch so einer, der von nichts eine Ahnung hat: „Hitler hätte nicht die Juden, sondern die Linken umbringen sollen.“ Da werden zig Divisionen gegen den „jüdischen Bolschewismus“ in Marsch gesetzt, da werden Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschafter in den KZ gefoltert und erschlagen, und ein „Linkenhasser“ will davon immer noch nichts wissen – oder ihm reicht das alles noch nicht, kann ja auch sein. Aber wenn man der Meinung ist, das deutsche Volk solle nach „Blaupausen der Frankfurter Schule“ ausgerottet werden, dann glaubt man wohl alles.
„Derzeit beabsichtigt die Linke, das Deutsche Volk auszurotten.“
Kann man diese Wahnvorstellung eigentlich behandeln?
Na, Schweinhäuser, immer noch nicht von der ALS erwischt? Schade, sehr schade.
Ach sooo, Sie können das nicht bekommen, es ist ja eine Menschenkrankheit. Natürlich nicht… 😆
@Herr Haupts: dies ist für jeden klar ersichtlich. Ich denke, Sie sind eher der Wahnsinnige, wenn Sie diese Entwicklung nicht sehen.
@Ölauge Schweinerüssel: Sie als linker, netzweit bekannter Obertroll sind derjenige, der von nichts eine Ahnung hat.
Und was die Zahl der unter Adi ermordeten Linken angeht, liegt diese bei ca. 20000. Stalin und Mao haben viel mehr auf dem (nicht vorhandenen) Gewissen. Dies auch, weil viele Linke im Jahre 1933 zu den Nazis wechselten und zwölf Jahre später wieder das Blauhemd anzogen – egal, was Ihnen die offizielle DDR-Geschichtsklitterung über die „Ausrottung des Fassschhisssmusss in der DDR“ vorgedichtet hat.
Und das Linke Völkermörder sind, hat sich gezeigt, so wie die Tatsache, daß ihre Ideologie eine Schimäre ist.
Ich bin jedoch den Linken sehr dankbar, daß sie ihre Hetzsprüche wie „Deutschland, du mieses Stück Schei.e“ und anderen Dreck so offen vor sich her tragen. Damit ist ihr sog. Humanismus, wie ihre ganze Ideologie, als die Lüge entlarvt, die sie schon immer war.
Zu guter Letzt das einzig ehrliche linke Lied der Geschichte: https://www.youtube.com/watch?v=yyhtIg6V4o0
@Linkenhasser:
Danke der Nachfrage nach meiner Gesundheit. Ich bin soweit ganz wohl und bereite durch emsige Adorno-Lektüre den nächsten Völkermord an den Deutschen vor. Zum Thema „Fernsehserien“ hat er bereits Endgültiges geschrieben: “ Eine Impfung der Menschen gegen die ausgespitzte Idiotie, auf die jeder Film, jedes Fernsehprogramm, jede illustrierte Zeitung ausgehen, wäre selber ein Stück verändernder Praxis.“ Toller Typ. Sollten Sie auch mal lesen. Kann nicht schaden.
Dass ich ein „linker, netzweit bekannter Obertroll“ sei: Zuviel der Ehre. Man tut was man kann, um die Mächte der Finsternis in ihre Schranken zu weisen.
Klappt aber nicht immer, wie Ihre Verlinkung des geistig wie technisch minderbemittelten Filmchens eines anderen Internet-Irren beweist. Aber wir Kulturmarxist*innen lassen uns von dem Quatsch nicht beirren.
Bussi,
Thomas Schweighäuser
„dies ist für jeden klar ersichtlich“
Jo. Glauben diejenigen auch ganz fest, die sich für Napoleon halten. Aber der Glaube des Menschen ist sein Himmelreich – und wenn es Sie glücklich macht …
So, Herr Haupts, Sie halten sich für Napoleon? 🙂
Und ich bleibe bei meiner Behauptung, solange die fette scheußliche Warze auf „Deutschland verrecke“-Demos mitmarschiert und die fette häßliche Stalinfußwäscherin Gewerkschafts-Siggy Frieß Ähnliches von sich gibt (warum eigentlich sehen alle Linken, vor allem die linken Weiber, so affenscheußlich aus? Immerhin können sie wenigstens mit dem Gesicht verhüten 🙂 ).
So. „Linkenhasser“. ich habe Sie bisher hier geduldet, weil Sie so durchgeknallt sind, dass Sie eine bestimmte Denke durch Überzeichnung sozusagen auf den Begriff bringen. Aber jetzt hat jeder sehen können, was Sie drauf haben, und der Spaß hat ein Ende. Sie werden ab sofort blockiert. ich wünsche Ihnen für den Rest Ihres Lebens viel Spaß.
https://www.welt.de/kultur/article182404372/Hoffnungslos-ueberschaetzt-Gegen-den-Hype-um-Babylon-Berlin.html
Herr Huth beschreibt die Serie vollkommen legitim, natürlich hat die Unspießigkeit etwas Spießiges, natürlich ist ein exzessives Wochenende eine grundbürgerliche Institution. Es feiern die Mittelstandskinder ihr Anderssein, gerade weil sie nicht anders sind. Dazu passt die Serie, weil sie ebenso oberflächlich ist, wie der ritualisierte Hedonismus, kontrolliert und Montagskompatibel. Die Kulissen ähneln den Kulissen einer Wochenendparty. Da gibt es auf jeden Fall tiefgründigeres und besseres. Aber wen interessiert der Scheiß, wenn die Pille knallt und die Drums einsetzen? Und wer will wirklich Kacke riechen, wenn ein Zitat, das Klischee, reicht? „Die ganze Ausstattung der Serie ist ein Scheinriese, der höchstens für einen Trailer taugt.“ Ja, so wie die Enthemmung nur ein Wochenende hält. Erfolgreich ist die Serie, gerade weil sie ästhetisch dem billig-spießigem Neon-Wochenende so nah ist. Authentische „Heimat“-Dörfer für ein Publikum, dass sich seiner Unauthentizität schon lange bewusst ist – vielleicht klappt es mit deutschen Serien beim jungen Publikum deswegen nicht. Babylon ist nicht originell, Peaky Blinders hat viel schon vorweggenommen, aber das ist das Feiern in einem Kölner Klub auch nicht. Die Serie beschreibt uns, nicht das Berlin der 20er.
Deswegen ist die Kritik von Herrn Krekeler auch am Thema vorbei:
https://www.welt.de/kultur/medien/article181716580/Babylon-Berlin-Diese-Serie-ist-ein-ferner-Spiegel-unserer-Gegenwart.html
“ Jetzt haben wir ganz viel darüber geschrieben, wie ähnlich wir uns doch sind. Die Zwanziger Jahre und wir.“
Wir sind dem ähnlich, was wir im Spiegel sehen.
Sehr interessant. Vielen Dank.
Danke. Die blosse Erwähnung der aktiven bzw. zustimmenden Mittäterschaft vieler Millionen Deutscher in der Nazizeit konnte schon im Usenet der neunziger Jahre kleiner „Scheisstürme“ auslösen, wie das neudeutsch heisst. Das will einfach niemand hören, weil uns das bewusst macht, wie sehr auch ganz viele Menschen zeitweise hurraschreiend in die falsche Richtung laufen. Und wie relativ leicht es ist, sie dahin zu kriegen. Kann man heute wieder in den gerade aus den USA überschwappenden „Culture Wars“ bewundern, diesmal live und in Farbe (auf beiden Seiten übrigens).
Irgendwie haben die Deutschen (wie höchstwahrscheinlich eine Mehrheit von Menschen weltweit) das unabweisbare Bedürfnis, vor sich selber zu verbergen, dass sie Menschen sind. Und damit zu gut wie böse gleichermassen fähig.
In Filmen über das Dritte Reich können nicht historisch-realistisch Nazis als Protagonisten der damaligen Zeit gezeigt werden, da sie „böse“ sind, und somit keine Identifikationspotenzial bieten.
Jemand der brüllt, „Juden ins Gas!“, als Held einer Serie, undenkbar.
Mich würden mal historische Filme übers westdeutsche Wirtschaftswunder interessieren. Da könnte man mal sehen, wie die Nazis von SS und Wehrmacht auf Unternehmer umgeschult haben. Das würde auch positive Vorbilder liefern für unsere Marktgesellschaft.