Hier soll ein ideologiekritischer Zugang eins österreichischen Psychoanalytikers, der nicht unbedingt seinen Migrationshintergrund zum Migrationsvordergrund macht, vorgestellt werden.
Islamophobie-Vorwurf als identitäre Ideologie
(Vorab etwas zum Ideologiebegriff als notwendig falsches Bewußtsein)
Ideologie ist nach einer Interpretation von Marxens Kritik des Warenfetischismus „notwendig falsches Bewußtsein“. Einerseits „falsches Bewußtsein“ ist Ideologie durchaus eine falsche Reproduktion der Wirklichkeit, die in einer bestimmten Weise durch subjektive Faktoren bestimmt und keine adaequatio rei, d.h. objektiv ist, also die Wirklichkeit verfälscht; andererseits handelt es sich bei den subjekten Momenten nicht um ein reines Defizit des Subjekts, etwa eine unangemessene Sinneswahrnehmung oder Dummheit (Mangel an Urteilskraft[Kant]). Wäre es so müßte man nicht den Begriff der Ideologie bemühen, sondern könnte von bloßem Versehen, Irrtum, Blödheit sprechen. Ideologische Faktoren kommen ja gerade zum Wahrnehmen und Erkennen hinzu und sind keineswegs bloße Lüge oder böse Absicht. Im Gegenteil jene wirken vornehmlich unbewußt – und das nicht nur im psychoanalytischen Sinne, sondern im gesellschaftlichen Sinne – im Alltag, aber auch manchmal in der Wissenschaft. Das kann im simpelsten Fällen ein persönlicher Vorteil sein oder auch ein Interesse, das nicht wirklich das des Interessierten ist, d.h. auch schon mal seinem objektiven Interesse widerspricht. Es kann sich aber auch um Vorurteile handeln,oder im Sinne Sir Francis Bacons um ein Idol, das durch religiöse oder kulturelle Traditon bewußtlos von der vorherigen Generation oder Generationen übernommen wurde, „idola theatri“(Bacon) oder als Sonderfall durch die soziale Abhaengigkeit, Klassenlage und dergl. bestimmt sein. D.h. die ideologischen Faktoren machen sich hinter dem Rücken des Subjekts geltend oder marxisch ausgedrückt, sie wissen es nicht, aber sie tun es. Die Notwendigkeit des falschen Bewusstseins lediglich quantitativ aufgrund des kollektiven Charakter des das Bewusstsein bestimmenden Interessen zu begründen könnte auch als gesellschafliche Indoktrination aufgefaßt werden, etwa wenn von Mächten die Rede ist, die das Bewußtsein bestimmten, aber auch das wäre lediglich eine Verschwörungstheorie, keine Ideologiekritik. An die Stelle von Individuen träten Gruppen oder Klassen von Menschen, organisatorische Systeme, institutionelle oder kulturelle Zusammenhänge, die als Teil des Ganzen durch Kommunikation, Erziehung, religöse oder kulturelles Indoktrinieren und Konditionieren „Einfluß“ nehmen, falsches Bewußtsein emanieren. Dann wäre es eine Sache der Sozialpsychologie, das falsche Bewußtsein Sozialprodukt von Indoktrination. Objektiv-logische Notwendigkeit im Unterschied dazu ist jedoch eine Notwendigkeit, die aus der Sache und deren inneren Logik ergibt. D.h. es hadelt sich um eine Falschheit, die selber Produkt der Wirklichkeit ist, die wir – zwar nicht im Ganzen bewußt – aber doch im Alltag selber produzieren und reproduzieren. Das notwendig falsches Bewusstsein wird demanch durch die Wirklichkeit selbst zur Geltung gebracht, dem Bewusstsein untergejubelt hinter seinem Rücken. Das mag paradox erscheinen, aber dies geschieht genauso wie wir die WIrklichkeit der Drehung des Erdkörpers als Sonnenaufgang und -untergang wahrnehmen, auch dann, wenn wir Galilei und Newton gelesen haben. Marx hat das anhand der Ware gezeigt, deren Erscheinungsweise seiner Wirklichkeit widerspricht. Das werde ich noch anhand seiner Kritik demnächst herausarbeiten im vierten Teil der Darstellung von Marx. Hier soll ja nur gezeigt werden und anhand eines Vortrags und eines Interviews mit dem Psychoanalytiker Maani belegt werden, wie eine antirassistische Deutung des Islams sich ins Gegenteil verkehrt.
RIchtig verstandener Antirassismus würde die falsche Diskrimination, Verfolgung, Schikanierung bis hin zur Ermordung oder Vernichtung von Individuen, aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit kritisieren und daraus praktische Konsequenzen ziehen, aber nicht die Zuschreibung dieser Gruppenzugehörigkeit naturalistisch auffassen, denn das wäre ja gerade das, was beansprucht wird zu kritisieren. Rassismus hat immer was mit Zuschreibung einer fixen Natur zu tun, selbst da oder gerade da, wo das unbewußt oder bewußt zugrundeliegende Konzept von „Rasse“ kulturalistisch aufgefaßt wird. ´Die Einordnung von Individuen zu Unterarten des homo sapiens, was ja seit Kant als Rassen begrifflich bestimmt wird, ist so einfach überhaupt nicht, wie ein Rassist sich das vorstellt. Wo Naturwissenschaften hergenommen werden, zeigt sich, daß es gar keine konsisten Modelle gibt. Objektive Kriterien wären ja bspw. Blutgruppenhäufungen von Populationen, mit denen man die relative Isolierung von Populationen voneinander über die Gene feststellen kann. Aber da stellte man fest, daß es so viele Rassen als potentielle Möglichkeit gibt wie es Individuen gibt. Darum kommen Genetiker auch zur Konsequenz, daß man den unscharfen Begriff von Rasse lieber fallenläßt. Vgl. Luigie Luca Cavalli-Sforza u.a., Gene, Völker und Sprachen. Die biologischen Grundlagen der Zivilisation: Es „fehlten von Anfang an Kriterien,d ie es erlauben würden, ausreichend klare und befriedigende Unterteilungen vorzunehmen. (…) Ich halte es für vernünftiger, auf eine unmögliche oder völlig willkürliche Klassifizierung zu verzichten.“(S. 43f)
Mit Adorno zu sprechen, kann man sagen, daß die Rassisten auch vorher schon wissen, wen sie verfolgen wollen, sie brauchen die Wissenschaft dazu nicht. Und die Konstruktionen – etwa nach Hautfarben – lassen die eigene angebliche Rasse merkwürdiger Weise regelmäßig besser aussehen als die anderen. Der moderne Rassismus entstand in der Renaissance und der Einsicht Schmitt-Egners hat ja auch gezeigt, welche wirklichen Differenzen ideologisiert wurden.
http://www.trend.infopartisan.net/trd0505/t180505.html
Die als „minderwertig“ abqualifizieren oder auch nur differentiell als anders aufgefaßten Individuen hatten bei der Entstehung des Rassismus, der nicht zufällig mit der Entdeckung der Neuen Welt entstand, eine weniger produktive Ökonomie, waren also in eine Ökonomie sozialisiert worden, in der die Arbeit noch allenfalls formell unter eine kapitalistische Ökonomie sozialisiert waren, während in den entwickelten Ökonomien qua Arbeitsteilung eine höhere Produktivität erreicht wurde, bis hin zur industriell-kapitalistischen Produktionsweise, wo die Subsumtion schon reell war. Die Menschen aus weniger produktiven Ländern diese sozialen Verhältnisse, die sich in ihnen niederschlagen als ihre Natur auszulegen war im Grunde der produktive Grund rassistischer Ideologie. Die „WIlden“ oder wir auch immer sie genannt wurden, galten als naturnäher, sexuell potenter. Das Vorurteil – denn das ist es – ist so alt, daß es schon in der Comedy angekommen ist, wenn z.B. Anke Engelke die Szene spielt: „Ich habe mir nun einen Schwarzen angelacht. Ich habe keine Vorurteile. Das habe ich ja wegen des größeren Schwanzes getan.“ Und so haben ja noch die Multirassisten oder Multikulturellen es gern, wenn diejenigen, die sie für fremd erklären, für sie die Exoten spielen auf dem Multikulti-Markt, während diese eigentlich lieber das täten, was auch die „Einheimischen “ tun. Auch hier zeigt sich eine Verkehrtheit der Wahrnehmung.
“Zum Ärgernis werden sie (die Ausländer) also nicht durch die Fremdheit ihrer besonderen Kultur, sondern dadurch, daß sie sich einen Mercedes kaufen, in die Disco gehen und die Kaufhäuser bevölkern … weil sie mit den bundesrepublikanischen Verhältnissen so wenig Probleme haben, daß sie im Konkurrenzkampf um Arbeitsplätze und Wohnungen mithalten können, werden sie gehaßt.” (Pohrt, Linke und Ausländerpolitik, in: Zeitgeist – Geisterzeit. S. 49)
Die Verfolgung geschieht also nicht, weil die „Fremden“ anders sind, sondern weil sie nicht anders sind. Die produktiven Techniken zu lernen und anzuwenden, ist so schwer nicht und mittlerweile auch dort bekannt, wo sie früher unbekannt waren. Darum muß man sich schon was einfallen lassen für Rassismusvorwürfe. Geeignet ist nun die sog. Islamkritik, die sich allerdings nicht an Phänomenen festmacht, die illusorisch sind, sondern durchaus realistisch ist. Da geht es nicht um Religion, die man hierzulande kaum kennt, wenn man das nicht gerade studiert hat, sondern darum, daß der Islam kriegerische Zeiten hatte, die von bestimmten Gruppen, die am Glauben eher zweifeln, wie alle Fundamentalismen und daher in die Zeit zurückgehen, um sie aufzuwärmen der Behebung des angstmachenden Zweifels willen, die sie revitalisieren wollen, um die Weltherrschaft tatsächlich zu erlangen.
Das muß nicht vertieft werden, weil diese Ideologie bei Maani ja auch kritisiert wird und klar gemacht wird, daß die Menschenrechte Individuen gelten (leider bislang nur sofern sie Staatsbürger sind, weil sie noch nicht allgemein verwirklicht sind, sondern nur als Bürgerrechte), und da die Menschen, wie in jeder Religion auch im Islam, stets besser sind als ihre „Kultur“, ist nicht diese zu beschützen, sondern doch eher jene gegen diese. Die Menschen auf ihre (vermeintliche oder nicht) Kultur zu reduzieren, ist genau der Rassismus, gegen den solche Form verkehrten Antirassismus vorzugehen vorschützt.
Zur Information nun ein Link auf einen Vortrag als Video und ein Zitat aus einem Interview zur Vorab-Information.
Der Begriff Islamophobie. Interview mit Sama Maani
„Mit dem Begriff Islamophobie gehen wir den Rassisten auf den Leim“
Warum der Begriff Islamophobie keine Option für ihn ist, erklärt der Schriftsteller und Psychoanalytiker Sama Maani im MALMOE-Interview
MALMOE: Du schreibst in deinem Buch „Respektverweigerung. Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten. Und die eigene auch nicht“, dass in „einem tendenziell religionslosen Europa (…) Religion immer heiliger“ wird. Welche Rolle spielt hier der Begriff Islamophobie?
Sama Maani: In so einem Begriff steckt, gesellschaftstheoretisch, aber auch psychoanalytisch, eine ganze Menge. Wer den Begriff Islamophobie verwendet, macht das in kritischer Absicht – um etwas Negatives zu bezeichnen. Er wird mehr oder weniger synonym mit Rassismus verwendet. Und hier beginnt das Problem: Anstatt dass es um den Schutz einzelner Menschen vor Diskriminierung ginge, wird mit dem Begriff Islamophobie so getan, als wäre der Islam ein Individuum, dem Menschenrechte und Schutz zustünden, obwohl Menschenrechte doch Individualrechte sind. Gegenüber Menschen, die aus guten Gründen buchstäblich „islamophob“ sind, d.h. weil sie zum Beispiel aus Angst vor dem Islam aus der islamischen Republik Iran geflohen sind, findet mit diesem Begriff eine Täter-Opfer-Umkehr statt. Der Islam ist in vielen Ländern eine Herrschaftsideologie, die ein Kollektiv herstellt und Menschen unterdrückt. Anstatt aber die Individuen gegen Unrecht zu schützen, wird mit dem Konzept der Islamophobie der Islam zum schützenswerten Subjekt erklärt und Kritik am Islam gilt auf einmal als Rassismus.
Wie ist das Verhältnis von „Islamophobie“ und Rassismus allgemein zu beschreiben?
Die Ablehnung „des Islams“ durch Pegida, FPÖ und Co. ist ein Ersatzdiskurs für Rassismus. Aber der Antirassist oder die Antirassistin, der oder die den Begriff Islamophobie negativ verwendet, ist in diesem Moment selbst rassistisch, ohne es zu wollen. Wenn ich sage, die Feindschaft gegen den Islam ist rassistisch, dann sage ich damit implizit, dass der Islam unauflöslich verknüpft ist mit Menschen etwa aus der Türkei oder arabischen Ländern, jenen Menschen also, die ich vor Diskriminierung schützen will. (1) Das zementiert den Diskurs der Rechten, statt diese falsche Verknüpfung von Herkunft und Religion aufzulösen. Das drückt sich auch aus in der plumpen und absurden Reaktion: „Die sind gegen den Islam, dann sind wir für den Islam“.
Zum Projekt der Aufklärung gehört aber, dass Religion ein Bekenntnis ist, man sich also dazu bekennen kann oder eben auch nicht. Das wird mit dem Begriff der Islamophobie hintertrieben. Eine Frau zum Beispiel, die aus dem Iran kommt und nicht Kopftuch trägt, erscheint mit diesem Begriff nicht schützenswert. Interessant ist hier auch das neue Plakatsujet der Stadt Wien „Respekt ist Kopfsache“ – hier wird suggeriert, dass nur, wer sich mit Religion identifiziert, vor Diskriminierung geschützt werden soll.
Wenn ich heute bei einer Diskussion sagen würde: „Ich lehne die Psychoanalyse, das Christentum oder den Marxismus ab“, würde ich zustimmende oder ablehnende Reaktionen ernten. Niemand würde aber auf die Idee kommen, diese Position als rassistisch – sprich: als „unmöglich“ – zu bezeichnen. Wenn ich hingegen sagen würde: „Ich lehne den Islam ab“, würde es mir gänzlich anders ergehen. Der Islam spielt im heutigen Diskurs eine Sonderrolle, die es gründlich zu analysieren – und zu kritisieren gilt.
Wieso greifen gerade Linke und Liberale auf das Konzept Islamophobie zurück, wenn damit Religion zum Tabu wird und Religionskritik als Rassismus gelten kann?
Ein Aspekt ist, dass Linke die Religion oft nicht ernst nehmen. Religion gilt als Epiphänomen. Es wäre lohnenswert, darüber nachzudenken, ob und inwieweit wir das schon bei Marx finden. Im Iran haben unmittelbar nach der Revolution noch viele linke Intellektuelle über die Schriften Khomeinis gelacht. Viele von ihnen wurden später hingerichtet.
Nach den Anschlägen in Paris dominierte oft die Haltung, dass die sozialen Verhältnisse die Grundlage für die Morde darstellten. Natürlich gibt es hier Zusammenhänge, aber soziale Deklassierung ist für ein Phänomen wie Terrorismus weder eine notwendige noch eine hinreichende Erklärung. Die Führer der Al Kaida entstammen wohlhabenden Familien und sind häufig Akademiker – und umgekehrt wird nicht jeder sozial deklassierte Jugendliche zum Terroristen.
Auf einer anderen Ebene erschien und erscheint der Islam manchen Linken als Verbündeter. Im Kontext postkolonialer Befreiung ebenso wie vor dem Hintergrund des sowohl bei Linken als auch Islamisten sinnstiftenden Anti-Amerikanismus, der im Zusammenspiel mit einer bestimmten Art von Kapitalismuskritik auch strukturell antisemitisch ist. Im Iran haben deshalb viele Linke bei der Revolution mit den Mullahs zusammengearbeitet. Und manche Linke, sowohl im Iran als auch in Europa, sehen in ihnen bis heute zumindest strategisch Verbündete, gegen den Westen, die USA und Israel.
Außerdem gibt es, insbesondere in der europäischen Linken, ein Schuldgefühl aufgrund der Geschichte des Kolonialismus. Wenn es eine Kritik an Verhältnissen und Gräueltaten in islamischen Ländern gibt, kommt reflexartig als Gegenargument: „Ja, aber die Christen, die waren ja auch nicht besser, schaut euch die Kreuzzüge an, die haben viel mehr Verbrechen begangen!“ Das stimmt zwar historisch, hier werden aber religionskritische und kulturkritische Argumente verwendet, um Kulturkritik und Religionskritik in Bezug auf den Islam im Keim zu ersticken.
Sowohl von Seiten der RassistInnen, etwa bei PEGIDA, als auch von Seiten des politischen Islam und von Teilen der Linken, scheint es einen Drang zu geben, Kollektive zu bilden, seien dies „die Moslems“ oder „die Deutschen“. Was hat es mit dem Wunsch nach dem Kollektiv auf sich?
Der Drang zur Kollektivierung von Menschen ist vor dem Hintergrund der gescheiterten Emanzipation zu sehen, um es geschichtsphilosophisch auszudrücken. Weil wir die Welt nicht verändern können, tritt eine Art Resignation ein.
Aus dieser Resignation heraus wird gesagt, Kulturen und Kollektive seien im Kern gut. Und wenn man das schon beim „eigenen“ Kollektiv nicht sagen kann, wird es auf andere projiziert. In der Linken gibt es eine lange Geschichte der Sehnsucht nach „dem Anderen“. Weil die Revolution hier nicht klappt, wird sie anderswo gesucht – und mitunter auch dann gefunden, wenn es sich um eine reaktionäre Revolution wie die islamische handelt. Dahinter steht paradoxerweise die Sehnsucht, das Gute, zumindest als Anlage, schon im Bestehenden zu finden.
In der Kollektivierung drückt sich auch die Suche nach Identität aus. Dabei wird vergessen, dass Identifizierung immer etwas Künstliches, ja Gewaltsames ist. Aus dem Gefühl, als Individuum im Bestehenden keine Rolle zu spielen, nicht zu zählen, entsteht die Sehnsucht, sich mit dem Kollektiv zu identifizieren. Ob das jetzt ein nationales Kollektiv ist oder ein linkes oder islamisches, ist erstmal egal.
Dieses Kollektiv ist narzisstisch besetzt – ich mag als Einzelner nicht viel zählen, umso mehr Selbstachtung beziehe ich aus meiner Zugehörigkeit zum Kollektiv. Man sieht es auch an den Reaktionen auf die Mohammed-Karikaturen: Bin ich mit dem Kollektiv identifiziert, das durch Mohammed repräsentiert wird, kränkt es mich persönlich, wenn man sich über Mohammed lustig macht.
Und welche Rolle spielt diese Kollektivierung für das Ressentiment?
In vielen vom Islam geprägten Gesellschaften finden wir eine Ideologie, die ich, in Anlehnung an Isolde Charim, die „Ideologie der vollen Identität“ nennen würde. Dabei werden „die Gesellschaft“ und „der Islam“ so sehr miteinander identifiziert, dass außerhalb der Sphäre des Islams so etwas wie Gesellschaft nicht zu existieren scheint.
Dieses Denken gibt es sogar bei den so genannten islamischen Neudenkern, den Reformislamisten. Auch wenn ihnen das als einzelnen Personen nicht bewusst ist, scheinen sie zu sagen: Wenn es schon eine Erneuerung in unserer Gesellschaft geben muss, dann kann das nur über eine Erneuerung des Islam geschehen. Auch kritische Positionen übernehmen diese Logik, wenn die Frauenrechtlerin Seyran Ates zum Beispiel in ihrem Buch fordert, der Islam bräuchte eine sexuelle Revolution, anstatt dass sie für eine sexuelle Revolution in islamisch beherrschten Gesellschaften plädierte.
Und hier passiert nun etwas Interessantes: Rechtsextreme, aber auch manche Linke, neiden den IslamistInnen diese volle Identität, das – angebliche – volle Aufgehen in der Gemeinschaft. Ob es dann die deutsche Volksgemeinschaft oder die islamische Umma ist, spielt keine Rolle, und da gibt es ja auch Überschneidungen: Man könnte sagen, die Moslems werden dafür beneidet, dass sie die besseren AntisemitInnen sein könnten, dass patriarchale Strukturen, Homophobie und kulturelle Homogenität im Islam und in islamischen Kollektiven besser gelebt werden könnten. Das ist natürlich Projektion und Wunschvorstellung, diese Gemeinschaften sind immer imaginär. Aber aufgrund des Inhalts dieser Projektion ist es grundfalsch, in der „Islamophobie“ den neuen Antisemitismus zu sehen. Der Islam erscheint als voll identitäre Gemeinschaft, während ja in der Figur des Juden/der Jüdin gerade das Nicht-Gemeinschaftliche und Nicht-Identische gesehen wird.
KritikerInnen des Islam, die biographisch selbst eine Geschichte mit dem Islam haben – z.B. aus mehrheitlich islamischen Ländern kommen –, also Leuten wie Ayaan Hirsi Ali, Necla Kelek oder Hamed Abdel-Samal, schlägt, insbesondere von linker und liberaler Seite ein geradezu irrationaler Hass entgegen. Warum?
Ihnen wird Verrat am linken Schutzobjekt „Islam“ vorgeworfen, das als homogenes, identitäres Kollektiv begriffen wird und an dem es eigentlich keine Kritik geben kann. Die Linke projiziert den Wunsch nach einer Identität nach außen – wenn wir es hier im Westen schon nicht „gut“ haben, dann sollen es „die dort“ wenigstens schön und harmonisch haben. Wenn dann aber Menschen wie Ayaan Hirsi Ali sagen: „Moment mal, in islamischen Gesellschaften ist auch vieles scheiße“, dann zerstört das diese Illusion. Islam-KritikerInnen aus den „eigenen Reihen“ werden besonders gehasst, weil sie sozusagen das gute, von außen konstruierte Kollektiv „von innen heraus“ zerstören. Würde diese Kritik zugelassen, wäre manches Weltbild zerstört. Die Folgen sind katastrophal: Weil die Kritik am Islam nicht zugelassen wird, erscheint vielen Linken der Islam weiterhin als potentieller Verbündeter.
Wie sollte man denn mit „dem Islam“ umgehen?
Von „aufgeklärten“, liberalen ZeitgenossInnen hört man häufig, man müsse den Islam „respektieren“. Wenn mir diese Rede begegnet, frage ich, auf welche konkreten Inhalte der islamischen Glaubenslehre und -praxis sich dieser Respekt denn beziehe. Ich konfrontiere mein Gegenüber bewusst mit problematischen Aspekten, mit Todesstrafen für Apostaten und Homosexuelle, Steinigungen, Kinderehen etc. und frage, ob er das alles auch respektiere.
Die Antwort wird sein, dass man diese Aspekte natürlich nicht respektieren solle, dass man aber den Islam auch anders interpretieren könne – moderner, aufgeklärter, liberaler. Das ist richtig – bedeutet aber, dass sich jene Respektbezeugung in nichts auflöst. Bzw. in sein Gegenteil verkehrt: Jene ZeitgenossInnen erwarten gerade umgekehrt vom Islam, dass er ihre liberalen und aufgeklärten Werte respektiere.
Der Schutz von Moslems als Gläubige, im Sinne der Religionsfreiheit, der zu Recht eingefordert wird, ist nicht aus einem interreligiösen Dialog entstanden, sondern eben aus dem Säkularismus, der bei weitem nicht radikal genug ist, den es aber glücklicherweise immerhin gibt.
Wir haben jetzt viel über den Islam im Begriff Islamophobie geredet – was sagst du als Psychoanalytiker zum zweiten Wortteil, der Phobie?
Es macht einen fundamentalen Unterschied, ob ich eine „Phobie“ oder eine Handlung ächte oder verbiete. Psychoanalytisch gesehen geht es im zweiten Fall um das Gesetz, im ersteren um das Über-Ich. Das Gesetz will, dass wir bestimmte Dinge tun und andere unterlassen. Das Subjekt, das mit dem Gesetz konfrontiert ist, hat einen gewissen Handlungsspielraum. Es kann das Gesetz einhalten, ohne sich innerlich mit ihm identifizieren zu müssen. Dem Über-Ich hingegen – das ja in unserem Fall sagt: „Du darfst Dich vor dem Islam nicht fürchten!“ – geht es um unser Innerstes. Nicht darum, was wir tun sollen, sondern was wir wollen sollen. Es fordert, dass wir uns mit seinen Geboten voll identifizieren. Das ist totalitär. Und resultiert in Selbstknechtung – oder Verleugnung.
Zum Abschluss: Geht das real existierende und manifeste Ressentiment gegen Leute, die als MuslimInnen wahrgenommen werden, vollständig im Rassismus auf? Die Vorstellung einer „Bedrohung Europas“ durch den Islam ist z.B. ein Moment, das es im klassischen Rassismus nicht gibt. Und dennoch gibt es hier eine Differenz zwischen Verschwörungstheorien um den Islam und antisemitischen: Während zweitere reines Phantasma sind, gibt es bei ersteren ja tatsächlich Gruppen wie den Islamischen Staat, die gerne die Weltherrschaft hätten…
Ja, es gibt tatsächlich Leute, die die Islamisierung der Welt betreiben wollen. Aber wenn die umfassende Islamisierung Europas als tatsächlich existierende Bedrohung angesehen wird, ist es dennoch schlichtweg Verschwörungstheorie: Die Gefahr einer „Islamisierung Europas“ besteht einfach real nicht. Terroranschläge sind schrecklich genug, aber ich sehe keine drohende Machtübernahme islamistischer Gruppen in Europa.
Warum es heute ausgerechnet der Diskurs gegen Moslems ist, der als Ersatzdiskurs für den traditionellen Rassismus herhalten muss, hat verschiedene Gründe. Zum einen ist offen bekannter Rassismus nicht einmal mehr bei rechten Parteien salonfähig. Zum anderen hängt das mit jener Mischung aus Angst, Faszination und Neid zusammen, mit der viele Menschen bei uns auf Entwicklungen in der islamischen Welt reagieren.
Mit Religion als solcher scheint das Ressentiment gegen – vermeintliche oder tatsächliche – Moslems aber wenig bis gar nichts zu tun zu haben. Denn wenn etwa ein Österreicher zum Islam konvertiert, wird ihm ein Österreicher mit Ressentiments gegen Moslems in der Regel ganz anders begegnen als etwa einem Moslem aus Nigeria. Während er gegen nigerianische ChristInnen ähnlich tiefe Ressentiments hegen wird wie gegen moslemische NigerianerInnen.
Literaturtipp: Sama Maani: „Respektverweigerung. Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten. Und die eigene auch nicht“, Drava Verlag, Klagenfurt/Celovec – Wien/Dunaj 2015
(1) Nebenbei: Statistisch wird als Moslem gezählt, wer aus einem Land mit islamischer Bevölkerungsmehrheit kommt, und „die säkulare deutsche Bundesregierung“ nimmt sich somit damit die Freiheit „Nicht-Moslems, die aus islamischen Ländern stammen, sowie nichtreligiöse ‚ethnisch-kulturelle‘ Moslems zu islamisieren.“ (Maani: Respektverweigerung, S. 19)
Q: http://www.malmoe.org/artikel/widersprechen/2987
Werter Herr Blumentritt,
auch wenn dies ein Zitat ist:
„Es „fehlten von Anfang an Kriterien,d ie es erlauben würden, ausreichend klare und befriedigende Unterteilungen vorzunehmen. (…) Ich halte es für vernünftiger, auf eine unmögliche oder völlig willkürliche Klassifizierung zu verzichten.“(S. 43f)“
gehe ich davon aus, daß damit auch Ihre Meinung wiedergegeben wird.
Stellen Sie einfach mal einen Friesen neben einen Zulu und sie werden sehen, es gibt ein leicht erkennbares Unterscheidungsmerkmal. Welche Schlußfolgerungen man aus dieser Erkenntnis zieht ist eine andere Frage, aber sie schaffen Rassismus nicht aus der Welt indem Sie die Existenz von Rassen leugnen.
Vielen Dank für das Interview mit Sama Maani, das zur Pflichtlektüre für alle Islamversteher werden sollte. In einem Punkt irrt er allerdings.
Die „Islamisierung Europas“ ist eine reale Gefahr, und die schärfste Waffe dabei ist nicht der Terror des IS, sondern das Geld der Saudis, wie gerade wieder auf dem Balkan demonstriert wird.
Leicht läßt sich allerdings zeigen, daß erkennbare Unterschiede zwischen zwei Menschen bestehen, nicht aber, daß es um „Rassen“-Unterschiede sich handelt. Dazu bedürfte es eines Klassifikationssystems, nach dem man Unterschiede, die genetisch auf bestimmen Abständen, Isolation voneinander systematisch kategorisiert. Sonst hat man eben eine willkürliche Klassifizierung. Die reicht vielleicht für den sog. Kritischen Rationalismus aus, der aber immerhin dann noch eine Überprüfung fordern würde, nicht aber für eine Kritische Theorie. Zwei Exemplare einer Art allerdings reichen nicht aus, um sie als relativ isolierte Unterart zu betrachten, untersuchen muß man Populationen, die bestimmten genetischen Abstand haben. Die Genetik untersucht auch keine positiven Merkmale, die vererbt werden, das wäre ein von der Wissenschaft gar nicht konzierter Begriff der Vererbung. Nicht Merkmale, sondern Merkmalsunterschiede sind Gegenstand der Genetik. Schon allgemein gilt ja, daß Variation und Selektion, d.h. Anlage und Umwelt, bei der Evolution von Merkmalsunterschieden eine Rolle spielen. Messungen oder Beobachtungen einzelner Menschen spielen bei der Erblichkeit von Merkmalsunterschieden keine Rolle, weil eine einzelne Messung gar keine Varianz hat. Beim Türckestreit in den 90er Jahren wurde ihm etwas unterstellt – weil man schon den zitatologischen Gebrauch des Worts Rasse für Rassismus hielt und dann nicht mehr zuhörte – was er gar nicht sagen wollte, er nahm den Kantischen Begriff und zeigte, welche Voraussetzungen er hat und dann daß genau diese Voraussetzung durch den objektiven historischen Prozeß eliminiert wurde. Es ist ja schon paradox genug, daß naturwissenschaftsgeschichtlich bzw. wissenssoziologisch der Gebrauch des Rassenbegriff just zu der Zeit begann, als die Voraussetzung diesen Begriffs, die Isolation von Populationen (die man ja vorher in der Viehzucht verwendete, etwa den Unterschied von Zugpferd und Rennpferd erzeugen oder Rinder, für die Erzeugung von Milch versus Erzeugung von Beefsteaks und dergl.) am Schwinden war. Denn durch die Entdeckung der Neuen Welt wurde die Isolation aufgehoben. Der Gegenstand einer möglichen Untersuchung geht also durch die Bedingung, die Differenzen untersuchen zu können, verloren. Rassen zu erzeugen, wie das die Nazis wollten, setzt ja dann voraus, die Isolation herzustellen. Und wenn man sich – so denn noch welche übrig geblieben sind – Rassisten betrachtet im alltäglichen Verhalten, regen sie sich gar nicht darüber auf, daß da jemand anders, fremd, „andersrassig“ sei, sondern darüber, daß sie eigentlich genauso sind wie sie, dasselbe tun möchten, BMW oder Mercerdes fahren, in die Diskothek oder Surfen gehen oder was auch immer jemand tut, wenn er die Möglichkeiten dazu hat.
Die Islamisierung Europas findet hauptsächlich in der Phantasie derer statt, die sie benötigen, nicht um sie zu verhindern, sondern, weil sie prinzipiell unreife Charaktere sind und daher in Xenophobie fixiert sind. Fremdenfurcht ist, wie etwa die Psychoanalye weiß tief im genetischen Potential verankert. Aber das ist nur die halbe Wahrheit, weil diese innerhalb der Sozialisation auch in der Anlage einen genauso tief begründeten Gegenspieler hat, die ebenso genetisch „vorprogrammierte“ Neugier gegenüber dem Fremden und Neuen.
„Das Bild dessen, was fremd ist, entsteht im Subjekt schon sehr früh. In seiner primitivisten Form ist das Fremde die Nicht-Mutter, und die bedrohliche Abwesenheit der Mutter läßt Angst aufkommen. Angst wir immer, mehr oder weniger mit dem Fremden assoziiert bleiben, und es bedarf stets der Überwindung der Angst, um sich dem Fremden zuzuwenden. Das, wovor man Angst hat, wird leicht zum Bösen, das der Schwache fliehen muß, der stärker gewordene bekämpfen muß (Gewalt). Die Angst vor dem Fremden kanna uch durch die Faszination, die er ausübt, überwunden werden. Denn das Verhältnis zum Fremden ist ambivalent.“(Erdheim, Das Eigene und das Fermde, Psyche 46 (8)1992, S. 732)
Es kommt darauf an, nicht mehr Angst zu haben als notwendig. Schon der Leiter des englischen Bombercommand wußte von der deutschen Neigung zur Angst und im Englischen wird es oft unübersetzt gelassen und von „german Angst“ geredet.
Maani ist als Psychoanalytiker ja durchaus in der Lage diese – wie ich das nennen würde – Dialektik von Angst und sie überwindenden Potentialen zu erkennen.
Wichtig ist – leider ist darüber gerade in Europa ein Tabu gehängt darüber zu reden – genau zu sagen, was am Islam stört, gar inakzeptabel ist. Hamed Abdel-Samad informiert ja etwa in seiner Abbrechung mit Mohamed darüber differenzierter als seine Kritiker projizieren und sieht alle Seiten.
Die Unfähigkeit über den Islam überhaupt zu reden oder zu kritisieren erinnert mich an dies: https://youtu.be/yfl6Lu3xQW0
Don’t Mention the War! von den Fawlty Towers.
In Vielem unterscheiden sich die Religionen nicht wesentlich. Manche denken wohl auch, daß der Phallus die sechst Säule des Islam ist, weil die dortige Sexualverdränung sich darin auswirkt, daß die Jungens oversexed sind und das auf die Frau projizieren, die deswegen verschleiert werden muß, wobei die Frage ist, warum dem Mann nicht eher die Augen verbunden werden muß, statt der Frau ein Kopftuch zu verpassen, was wohl beides Blödsinn ist, wegen des wichtigsten menschlichen Sexualorgans: die Phantasie. Im europäischen Victorianismus gab es so was auch, nur mit anderen Auswirkungen: das nackte Tischbein bewirkte bereits eine Erektion. Der Einsicht Richard Sennets zufolge, ist allerdings diese Art von prüder Ethik heute durch Narzißmus ersetzt worden. Im Islam erkennt das aseptische Mittelstandsneutrum wahrscheinlich viel mehr von sich selbst, als ihm lieb ist, so daß es es fremd erscheinen lassen muß.
Aus Angst wird das wohl an den Schulen auch nicht gelehrt. Wenn im Ernst eine junge Muslima das Tragen eines Kopftuchs als Befreiung auslegt, muß jedenfalls sehr viel schief gelaufen sein. In den 70er Jahren als die RAF in Deutschland gejagt wurde, in einer ziemlichen panischen Überreaktion, kaufte man sich einen BMW, weil es ein Baader-Meinhof Wagen war und für manchen waren Terroristen ein Vorbild, weil sie als Opfer galten. Heute benehmen sich Politiker aller Parteien in Hinsicht auf ernst Probleme mit dem Islam (dazu bedarf es nicht der Panikschürung, das macht sie noch beratungsresistenter) so dumm, daß man glauben kann, wenn Dummheit quietschen würde, würde die Ölkanne zur Grundausstattung eines Abgeordnenten werden müßte. Islamkritik darf nicht erst beginnen, wenn Islamisierung eingetreten ist und der Mohammed als Kriegsherr das Ideal geworden ist.
Im Gegensatz zu Ihnen bin ich nur ein einfacher Arbeiter, der nie eine Universität von innen gesehen hat. Deshalb tue ich mich schwer damit, meine Ausführungen mit Zitaten von irgendwelchen Autoritäten zu schmücken.
Allerdings fallen auch mir die Widersprüche in Ihrem Text auf. Ihre Ausführungen zum Islam fangen an mit:
„Die Islamisierung Europas findet hauptsächlich in der Phantasie derer statt, die sie benötigen…..“,
was im Widerspruch zu Ihrer Aussage am Ende steht:
„Islamkritik darf nicht erst beginnen, wenn Islamisierung eingetreten ist und der Mohammed als Kriegsherr das Ideal geworden ist.“
Welche Islamisierung soll den eingetreten sein, wenn diese doch nur in der Phantasie einiger weniger existiert ?
Da ist kein Widerspruch zu erkennen. Ich behaupte nicht, daß Islamisierung bereits existiert, sondern daß das eine Wahnidee von Ressentimentjockel ist. Aber das besagt nicht, daß dadurch Islamkritik obsolet wäre. Dazu muß man ja nicht warten bis iranische Verhältnisse eintreten oder die BRD davor ist ein IS zu werden. Dann ist es ja wohl überflüssig, weil zu spät.
„Fremdenfurcht ist, wie etwa die Psychoanalye weiß tief im genetischen Potential verankert.“
Und wieso hat man dann keine Furcht vor Chinesen oder Japanern?
Wieso gibt es in Düsseldorf Dügida aber kein Dügjda?
Das wechselt ab, die berühmte Gelbe Gefahr, die es schon in der Kolonialzeit gab, dürfte eigentlich bekannt sein. Das Zitat ist allerdings aus dem Zusammenhang in einer Weise gerissen, daß das entgegenwirkende Moment, das der Fremdenfeindlichkeit entgegenwirkt, weggelassen ist. Ein genetisches Potential sagt ja überhaupt nichts über die Wirklichkeit aus, sondern nur über eine Anlage. In Deutschland war es ohnehin so, daß schon vor dem Gründungsverbrechen der BRD Auschwitz, eine enge Zusammenarbeit mit dem Islam gab und im Nazisprachgebrauch das Wort Antisemitismus problematisiert wurde, weil die Araber „auch Semiten“ seien und man sie auf keinen Fall verschrecken wollte, schließlich waren sie treue Diener in SS-Divisionen. In der DDR gab es auch genauso Haß gegen Asiaten. Die jeweilige historisch spezifische Propaganda baut auf psychische Möglichkeiten auf, die aber haben keinen Inhalt. Insbesondere geht ja Angst (also ein neurotisches Verhalten, im Gegensatz zu Furcht oder Realangst) meist von etwas aus, wovon man keinerlei Anschauung hat, um Grunde ist es ja etwas, was von innen kommt, Überflutung von sexuellen und aggressiven Impulsen seiner selbst. Manche Kinder gehen nicht in den Keller wegen das Butzemanns, der ein Derivat aus dem Sensenmann ist. Da gibt es ja Lieder wie da tanz der Bi-Ba-Butzemann.
Rassismus läßt sich ja ohnehin nicht psychologisch erklären – wenn auch nicht ohne Psychologie. Mittlerweile gibt es ja auch schon antirassistische Ideologien (falsches Bewußtsein), die selber dem Muster des Rassismus folgen, wie Critical Whiteness. Da kann dann jemand als rassistisch gestempelt werden, der davon an sich gar nichts bemerkt. Das ist dann so wie die Schädellehre, nach der der Geist ein Schädelknochen ist, denn angeblich folgt dann aus der Form des Knochens der Charakter. Lichtenberg, der berühmte Physiker und Denker, machte den Vorschlag, dem eine runterzuhauen, dann würde ja aufgrund der Verändeurungen des Schädels durch den Schlag dann der Charakter sich ändern, Hegel zitierte das und machte den Vorschlag gleich den Schädel einzuschlagen in seiner Phänomenlogie des Geistes.
Außerdem kann ja auch sehr Problematisches in der Geschichte einer Religion sein – das finden wir ja bei allen – aber nicht in allen spielt das dann historisch eine Rolle. Hamed Abdel-Samad, dem man schwerlich vorwerfen kann, daß er den Islam verharmlost hat verschiedne Phasen des Korans (der ja nicht chronologisch geordnet ist) aufgezeigt, die sich nicht nur auf Mekka-Zeit und Medina-Zeit reduzieren. Insbesondere die Zeit des Traditionsbruches, die von starker Polemik gegen die Ungläubigen gekennzeichnet ist und eien Saat von Gewalt und Haß keimen läßt, ist etwas, was die Ambivalenz kennzeichnet, die dann wenn Zweifel am eigenen Glauben aufkommt Säkularisierung oder Fundamentalimus zur Folge hat. Da kommt es darauf an, womit dann die Gläubigen und deren Führer sich identifizieren. Ich sage ja immer, daß die Einsicht, daß die Menschen besser sind als ihre Kultur, auch für die Muslime gilt. Weniger sind es die ca. 1,7 Milliarden Muslime, die es gibt, die in der Mehrzahl friedlich und nette Leute sind, als daß diese sich von nur wenigen Radikalen nasführen lassen, statt diese in die Schranken zu weisen. Wenn Donald Trump was richtig gemacht hat, ist es eindeutig diese aufzufordern gegen den Terror sich in die Pflicht nehmen zu lassen. Ein Skandal, daß da niemand vorher schon das gemacht hat. Die Untugend sich mit den radikalen Elementen in vorauseilenden Gehorsam zu arrangieren dagegen und auch sonst herumzueiern gibt den Strömungen, die gern eine Weltmacht Islam hätten die Möglichkeit so was wie Islamisierung tatsächlich zu versuchen. Zu behaupten, das sei schon vollzogen, bedeutet, daß die Menschen dann mehr Angst bekommen könnten, als sie Furcht haben müssen. Die Xgidas sind ohnehin zu leicht durchschaubar als Heuchler und Lügner, so daß sie das, was sie zu bekämpfen vorgeben, geradezu fördern.
Danke für die ausführliche Antwort. Andere „starke Autoren“ wie Posener löschen jede kritische Frage einfach weg. Da sind sie ganz schwach;)
Es kann manchmal sein, daß die Antwort länger dauert oder das Datenaufkommen so hoch ist, daß mal was übersehen wird, weil es in der Liste weit unten ist.
Ich hab den langen Text nicht ganz erfasst, sind Sie jetzt für oder gegen die stattfindende Islamisierung der BRD?
Das sind so Fragen wie: Schlagen Sie Ihre Frau immer noch, ja oder nein. Es steckt schon eine Behauptung in der Frage. Wenn Flüchtlinge hier her kommen, weil sie vor einem Islam fliehen, der Köpfe angeblicher Ungläubiger abschlägt, Homosexuelle von großer Höhe hinabstoßen, Frauen dazu erniedrigen in trragbaren Käfigen herumlaufen zu lassen, ist das ein – zwar defensiver – aber doch Kampf gegen Islamisierung, wie sie gemeint sein müßte, wenn man sie bekämpfen muß. Daß das ein Niedergang des Islams ist, hätte man rechtzeitig noch von Hamed Abdel-Samad lernen können, aber dessen differenzierte Kritik wird nur verkürzt wahrgenommen. Wie Fundamentalismus funktioniert kann man lernen etwa von Eisenstadt http://www.db-thueringen.de/se.....nstadt.pdf oder Stefan Breuer, Moderner Fundamentalismus oder Christoph Türcke Fundamentalismus – maskierter Nihilismus.
Wer noch nie etwas von Haj Amin al-Husseini, Hassan al-Banna, Sayyid Qutb gehört und /oder gelesen hat und von Islamisierung schwadroniert, hat mit allem, aber nichts mit Islamkritik zu tun. Von al-Husseini war Hitler begeister, so wie Hassan al-Banna von Hitler. So richtig Muslime nach deutschem Geschmack.
M.B.: ‚Wer noch nie etwas von Haj Amin al-Husseini, Hassan al-Banna, Sayyid Qutb gehört und /oder gelesen hat und von Islamisierung schwadroniert, hat mit allem, aber nichts mit Islamkritik zu tun. Von al-Husseini war Hitler begeistert, so wie Hassan al-Banna von Hitler. So richtig Muslime nach deutschem Geschmack.‘
… werter M.B., die Figuren haben wir hier im Blog alle schon durch … nur mit ‚Muslime nach deutschem Geschmack‘ kann ich nix anfangen. Wenn Sie schreiben Muslime nach sozialistischem Geschmack, gehe ich mit. Sozialismus und Islam haben in der Tat mehr mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes.
Im Übrigen … kann nur die Ideologie Täter sein, niemals die Ethnie. Das gilt für den Türken, den Araber, den Chinesen, den Afrikaner, wie für den Inuit, den Deutschen, den Israeliten und andere. Wer anderes behauptet, ist nicht aus der Wahrheit und will böses, will die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, aus welchem Grund auch immer.
Mit einer Ethnisierung von Sozialismus kann ich gar nichts anfangen. Mit Geschmack ist das ja ohnehin das Problem, daß darin die Reflexion ausbleibt. Aber Sozialismus unterscheidet sich von der dritten Säule des Islams der Umverteilung von Reichtum durch Einsammlung und Verteilung der Zakāt zur Linderung von Armut, an das Du wohl denkst. Sozialismus richtig verstanden ist auf eine Welt des Reichtums und der Völlerei aus, nicht auf Umverteilung, sondern daß diese nicht mehr nötig wäre.
Ideologie ist eine (falsche) Denkform und damit auch keine aparte Person, die einzig handeln kann und damit Täter sein kann. Darum unterschied ja Karl Jaspers die kriminelle Schuld, die auf objektiv nachweisbarer Gesetzesverstöße beruht, von der politischen Schuld durch Handlungen der Staatsmänner, an denen der Einzelne durch seine Staatsbürgerschaft und durch seine Mitverantwortung, wie er regiert wird, beteiligt ist. Mit Kollektivsingulare wie „der Deutsche“ kann ich nichts anfangen, da gefällt mir schon die Grammatik nicht. „Gruppenbezoge Menschenfeindlichkeit“ ist ein theoretisches Konstrukt der Bielefelder Schule, das mir zu abstrakt ist, weil es das wegabstrahiert, was gerade zu erforschen wäre. Aber das ist ja schon unlängst kritisiert worden:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/ein-rassist-bleibt-ein-rassist
[Korrigierte Version, fehlerhafte gelöscht]
… wenn ich Henschel lese – ‚ein Rassist bleibt ein Rassist‘ – scheint mir eher, als wenn er nicht damit zurecht kommt, dass ihm die Möglichkeit den selbsterhöhenden Vorhalt, nix anders ist der Rassismus-Vorhalt, andere als ‚Rassisten‘ bezeichnen zu können, abhandenkommt.
Verstehen kann man den Begriff der ‚gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit‘ sehr wohl. Selbst wenn dieser Begriff albernder Weise, wie Henschel das tut, auf konkurrierende Fußballfans angewendet wird.
Übrigens, da es beim Menschen keine Rassen gibt, kann es auch keinen ‚Rassismus‘ geben kann. Es bleibt somit ein Kampfbegriff der Sozialisten.
Rassismus hat mit der Existenz von Rassen gar nichts zu tun. Unabhängig von einem wissenschaftlichen System, das Kriterien enthält, mit dem man Unterarten einer Art („Arten sind Gruppen sich (tatsächlich oder potentiell) kreuzender natürlicher Populationen, die von anderen solchen Gruppen reproduktiv isoliert sind.“(Ernst Mayr) unterscheiden kann. Die Unterarten („Rassen“) sind nicht reproduktiv isoliert, also offene genetische Systeme, während Arten geschlossene genetische Systeme sind, in der nur innerhalb des Systems fruchtbare Nachkommen gezeugt werden können. Der Rassenbegriff entstammt der Viehzucht, wo durch Isolation von Teilen der Population bestimmte gewünschte landwirtschaftliche Nutztiere produziert werden. Dies auf Menschen zu übertragen, heißt Menschen wie Vieh behandeln. Da aber die Menschheit in der Geschichte keinerlei Anstalten gemacht hat, sich in isolierte Gruppen zu sortieren, wurde die Konstruktion von Rassen sinnlos. Blutgruppenhäufungen von Populationen wären sonst ein objektives Kriterium. Um dann mögliche Rassen zu unterscheiden, muß man nur die möglichen Blutgruppen einteilen. Hierbei stellte sich allerdings heraus – auch bei anderen Versuchen – daß es mindestens so viele Rassen gebe wie Individuen. Und damit scheitern Versuche ein konsistentes System zu finden. Lugii Luca Cavalli Sforza kam zum Ergebnis, daß es unmöglich ist Grenzlinien von rassischer Verschiedenheit zu ziehen und da die genetische Divergenz ohnehin wächst, wird es immer schwieriger. Er stellt dann fest, es ist nicht die Mühe wert einen Rummel darum zu machen, nur weil es den Nazis gefallen hätte. Das Buch heißt Gene, Völker, Sprachen. Die biologischen Grundlagen der Zivilisation. Und vor allem stellt er fest, daß so eine Forschung ohnehin die Schwächen der historischen Forschung teilt und Experimente gar nicht möglich sind, weil Geschichte sich nicht wiederholen läßt.
Da das mit der Isolierung nie da war, haben wir halt in Europa überall Mischmasch, wobei eine relative Ausnahme gern als Beispiel genommen wurde, die Basken. Was käme dabei auch heraus als Inzucht-Populationen, die bekanntlich weniger überlebensfähig sind.
http://www.sciencemag.org/news.....nyone-else
Da die Nazis so was wie eine deutsche Rasse nicht finden konnten, wollten sie Menschen wie Vieh behandeln, verboten die Redeweise von deutscher Rasse im NS-Sprachgebrauch und Hitler erklärte: Rasse muß erst werden. Weil es biologisch gar nicht geht, hat man ja ohnehin seit der Renaissance soziologische Einteilungen versucht, die waren allerdings dann auch so, daß man die Anderen für andersartig, gar minderwertig und sich als Exemplar der Höherwertigen herausarbeite, also Pseudowissenschaft. Man wußte vorher schon, wen man umbringen wollte und mußte nicht an den Unterhosen anderer Leute riechen.
Auch in der Linken gab es vor ca. 25 Jahren mal einen Streit um den Rassenbegriff auf einem Konkret-Kongreß, der sich besonders dadurch auszeichnete, daß die Kontrahenten sich nicht einmal zuhörten. Daran erinnert der folgende Vortrag, der immer noch interessant geblieben ist:
http://www.martinblumentritt.d.....viduum.htm
M.B.: ‚Da die Nazis so was wie eine deutsche Rasse nicht finden konnten, … ‚
… es sind nicht nur die Nazis, die Rassen nicht finden. Sforza hatten wir hier schon.
‚Jedes Lebewesen ist einzig und hat seine eigene Identität.‘ Wer will das bestreiten?
Und was ‚links‘ und wer ‚rechts‘ ist, bestimmt wer? Vielleicht Goebbels? Goebbels, 1931, in ‘Der Angriff‘: ‘Der Idee der NSDAP entsprechend sind wir die deutsche Linke … Nichts ist uns verhaßter als der rechtsstehende nationale Besitzbürgerblock.’
Oder sollte im Verhältnis zum Eigentum geurteilt werden, was ‚links‘ und wer ‚rechts‘ ist? Wenn ‚rechts‘ das Recht auf Eigentum ist, bin ich ‚rechts‘.
Da müßte die blonde Bestie aber Anhänger des jungen Marx des Kommunistischen Manifest werden. Denn wenn etwas dort verteidigt wird, ist es das Recht auf Eigentum, das – zur damaligen Zeit – der überwiegenden Mehrheit vorenthalten wurde. In Wahrheit also wollte Marx das Recht auf Eigentum, das verletzt wurde, durchsetzen. Projektion ist ja ohnehin eine typisch bürgerliche Pathologie und die Projektion der eigenen Vorstellungswelt auf die des politischen Gegners.
Das Goebbelszitat ist ein Beleg dafür, was für ein Sozialismus der Nationalsozialismus ist, der des Ressentiments auf den Besitz, den gerade Marx und Engels, bevor überhaupt das Kapital geschrieben ward, gerade verteidigten.
Wie oft hört man über den angeblich angetrebten Zustand (den es bei Marx gar nicht gibt: „Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird].“MEW 3, 35): „In der klassenlosen Gesellschaft gibt es kein Privateigentum mehr: dor gehört allen alles.“(Karl Nebelsiek, Der Gemeinde, Staats- und Weltbürger, S. 38) Daß das Unfug ist, fällt niemanden schwer zu zeigen. Voraussetzung ist allerdings, daß Fabriken, Maschinen, die Natur als allgemeines Produktionsmittel usw. gleichgesetzt wird mit der Zahnbürste und der Unterhose. Der Satz, auf den es ankommt, ist hervorgehoben, damit der geneigte Leser, die Möglichkeit hat, beim Lesen sich auch etwas dabei zu denken.
„Ihr entsetzt euch darüber, daß wir das Privateigentum aufheben wollen. Aber in eurer bestehenden Gesellschaft ist das Privateigentum für neun Zehntel ihrer Mitglieder aufgehoben; es existiert gerade dadurch, daß es für neun Zehntel nicht existiert. Ihr werft uns also vor, daß wir ein Eigentum aufheben wollen, welches die Eigentumslosigkeit der ungeheuren
Mehrzahl der Gesellschaft als notwendige Bedingung voraussetzt.
Ihr werft uns mit einem Worte vor, daß wir euer Eigentum aufheben wollen. Allerdings, das wollen wir.
Von dem Augenblick an, wo die Arbeit nicht mehr in Kapital, Geld, Grundrente, kurz, in eine monopolisierbare gesellschaftliche Macht ver wandelt werden kann, d.h. von dem Augenblick, wo das persönliche Eigentum nicht mehr in bürgerliches umschlagen kann, von dem Augenblick an erklärt ihr, die Person sei aufgehoben.
Ihr gesteht also, daß ihr unter der Person niemanden anders versteht als den Bourgeois, den bürgerlichen Eigentümer. Und diese Person soll allerdings aufgehoben werden.
Der Kommunismus nimmt keinem die Macht, sich gesellschaftliche Produkte anzueignen, er nimmt nur die Macht, sich durch diese Aneignung fremde Arbeit zu unterjochen.
Man hat eingewendet, mit der Aufhebung des Privateigentums werde alle Tätigkeit aufhören und eine
allgemeine Faulheit einreißen.
Hiernach müßte die bürgerliche Gesellschaft längst an der Trägheit zugrundegegangen sein; denn die in ihr arbeiten, erwerben nicht, und die in ihr erwerben, arbeiten nicht.“(Karl Marx, Friedrich Engels, Das Kommunistische Manifest MEW 4, 477)
Daß einer der Autoren dieser Schrift der Fabrikeigentümer Engels war, zeugt im Übrigen davon, daß auch ein Unternehmer Kritiker der Eigentumslosigkeit der Massen sein kann, ohne dazu sein Eigentum zu sozialisieren, weil er weiß, daß das gar nichts ändern würde. Ob das Eigentum einem orientalischen Despoten, einem UNternehmer, einer Aktiengesellschaft oder dem Staat gehört, ändert am Prinzip nichts, warüber ja noch Genosse Wolf Biermann spottete: „Das Staatseigentum wird streng bewacht.“
M.B.: ‚Da müßte die blonde Bestie aber Anhänger des jungen Marx des Kommunistischen Manifest werden.‘
… werter M.B., ich weiß nicht wen Sie hier, wiederholt, als ‚die blonde Bestie‘ meinen. Liegt es an Ihrem Haarschnitt?
Was Marx betrifft müssen Sie mich nicht agitieren, der wurde mir 12 Jahre in der Schule und 2 Semester im techn. Studium [sic!], von den Genossen aufgezwungen.
Und wenn Sie schon von W. Biermann schreiben, dessen Meinung ich (überwiegend) schätze, möchte ich ihn auch gleich zitieren: ‚Er‘, Biermann spricht von einem Freund, ‚hat mir wie ein guter Zahnarzt mit Betäubungsspritze den kommunistischen Backenzahn gezogen, der schon vergammelt war.‘ Dem füge ich hinzu: Sie, werter M.B., reiten einen toten Gaul, gehen Sie zu einem ‚guten Zahnarzt.‘
DIE BLONDE BESTIE
Ähnlichkeiten mit dem Pseudonym sind nicht abzuweisen
Die Blonde Bestie stammt aus der „Genealogie der Moral“ von Friedrich Nietzsche. Dieser – richtig verstanden – war Moralkritiker zwar, aber das dann doch um der Moral willen, weil er die aus dem Ressentiment geborene ablehnte. Das Zitat paßt allerdings auch aus anderen Gründen.
„…vielmehr frage man sich doch, wer eigentlich böse ist, im Sinne der Moral des Ressentiment. In aller Strenge geantwortet: eben der Gute der andren Moral, eben der Vornehme, der Mächtige, der Herrschende, nur umgefärbt, nur umgedeutet, nur umgesehn durch das Giftauge des Ressentiment. Hier wollen wir Eins am wenigsten leugnen: wer jene Guten nur als Feinde kennen lernte, lernte auch nichts als böse Feinde kennen, und dieselben Menschen, welche so streng durch Sitte, Verehrung, Brauch, Dankbarkeit, noch mehr durch gegenseitige Bewachung, durch Eifersucht inter pares in Schranken gehalten sind, die andrerseits im Verhalten zu einander so erfinderisch in Rücksicht, Selbstbeherrschung, Zartsinn, Treue, Stolz und Freundschaft sich beweisen, – sie sind nach Aussen hin, dort wo das Fremde, die Fremde beginnt, nicht viel besser als losgelassne Raubthiere. Sie geniessen da die Freiheit von allem socialen Zwang, sie halten sich in der Wildniss schadlos für die Spannung, welche eine lange Einschliessung und Einfriedigung in den Frieden der Gemeinschaft giebt, sie treten in die Unschuld des Raubthier-Gewissens zurück, als frohlockende Ungeheuer, welche vielleicht von einer scheusslichen Abfolge von Mord, Niederbrennung, Schändung, Folterung mit einem Übermuthe und seelischen Gleichgewichte davongehen, wie als ob nur ein Studentenstreich vollbracht sei, überzeugt davon, dass die Dichter für lange nun wieder Etwas zu singen und zu rühmen haben. Auf dem Grunde aller dieser vornehmen Rassen ist das Raubthier, die prachtvolle nach Beute und Sieg lüstern schweifende blonde Bestie nicht zu verkennen; es bedarf für diesen verborgenen Grund von Zeit zu Zeit der Entladung, das Thier muss wieder heraus, muss wieder in die Wildniss zurück: – römischer, arabischer, germanischer, japanesischer Adel, homerische Helden, skandinavische Wikinger – in diesem Bedürfniss sind sie sich alle gleich. Die vornehmen Rassen sind es, welche den Begriff Barbar auf all den Spuren hinterlassen haben, wo sie gegangen sind; noch aus ihrer höchsten Cultur heraus verräth sich ein Bewusstsein davon und ein Stolz selbst darauf (zum Beispiel wenn Perikles seinen Athenern sagt, in jener berühmten Leichenrede, zu allem Land und Meer hat unsre Kühnheit sich den Weg gebrochen, unvergängliche Denkmale sich überall im Guten und Schlimmen aufrichtend).“(1. Abh. Nr. 11)
1989 ist ja in der DDR die Demokratie gescheitert, denn so nannte sie sich ja: Deutsche Demokratische Republik. Wer meint, die wurde doch nur so genannt, darf dann aber auch nicht sagen, der Kommunismus sei gescheitert, denn der nannte sich nur so und war keiner.
Im Übrigen sollte man sich nicht einen gesunden kommunistischen Backenzahn ziehen lassen, was ich an meinem Nachbarn Biermann erkennen konnte, als wir vor einer Bücherkiste bei Jokers standen, und Biermann tatsächlich in der Ramschkiste ein Exemplar eines seiner alten Bücher entdeckte, das er so billig zum Verkauf stehend nicht ertragen konnte und es sogleich erwarb. Und seine alte Berliner Wohnung mit dem Mikrophon „auf dem Klo und der Küche“ hat er ja auch wiederbekommen.
M.B.: DIE BLONDE BESTIE
Ähnlichkeiten mit dem Pseudonym sind nicht abzuweisen‘
… meinetwegen.
Wobei ‚derblondehans‘, kein Pseudonym, sondern mein gewählter Nickname, früherer beruflicher Tätigkeit wegen, ist.
Ansonsten bin ich hier zu dritt, hans, derblondehans und mein blonder Hamster. Wir sind die 3 Einfältigen.
Achso, eine Art Karriere – wg Hamsterbild – als Mauerschütze.
Anmerkung des Moderators:
Da ist man sich ja nicht so sicher, ob man einen Krankenwagen rufen soll oder gleich einen Gefangenentransport ins nächste Gefängnis. Als Adorno an Heidegger kritisierte:
„(Der) Tod wird zur reinen Identität als das an einem Seienden, was schlechterdings nicht einem anderen zukomme als ihm selber.“ meinte er sicher nicht den frühzeitigen Gehirntod, den der von Hass auf alles, was nicht „deutsch“ ist zerfressenden, Hasser ereilt. Wer das nicht selbst verurtreilen und verwerfen kann, weil es unter aller Kritik, dem wird sowieso nicht geholfen werden können.
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Sehr geehrter blonder Hans,
verstehen Sie richtig: Blumentritt ist ein antideutscher Ideologe und versucht, uns Deutschen, zu denen er nicht gehört, eine Identität abzusprechen – hahahahaha!
Wir sind durch Rasse, Blut und Kultur vereint – wie alle Völker. Wir können stolz auf das sein, was Einzelne von uns geleistet haben, und uns für die Untaten schämen, was andere einzelne von uns geleistet haben. Wir Deutschen haben die höchste Kulturstufe des Planeten erschaffen, die uns über die Nichtdeutschen erhebt.
Vergessen Sie auch nicht: „links“ ist heute zu einem Synonym für Internationalismus, Beliebigkeit, Vermassung, Irrationalität, Egalitarismus und Oikophobie verkommen. Mehr ist der Linksismus von heute nicht – falls er jemals etwas anderes war. Oh doch – er gesteht dem Menschen, einer an sich wertlosen Kohlenstoffeinheit, einen intrinsischen Wert zu 😆
Die dem Deutschen innewohnende Güte und Menschlichkeit sowie sein Mitleid wird von seinem Feind im In- und Ausland weidlich ausgenutzt. Wäre der Deutsche so, wie es der Linke darstellt, gäbe es in diesem Land keine Ausländer, keine Linken und keine antideutschen Rassisten (als Satiriker getarnt oder nicht).
Denn diese Bevölkerungsgruppen befänden sich im Ausland oder ggf. im Gulag stalinistischer Prägung – nur als Arbeitsvieh haben sie irgend einen intrinsischen Wert.
Ein Beispiel: eine beliebige Pro-Bomber-Harris oder pro-Westbestien-Demo des Alkifanten-Abschaums, so wie in Dresden und anderswo, mit oder ohne Hilfe der Femastasen, der stalinistischen Gewerkschaften, der sogenannten Gutmenschen mit der Klobrille auf der Nase und dem Dreckbart im Gefräß, so wie der irre Chefredakteur eines gewissen Münchner Blattes (warum sehen alle Linken eigentlich so affenscheußlich aus?) o.ä., und der linke Mindermenschen-Pöbel würde von den Ordnungskräften und den Bürgerwehren geprügelt, bis die rotzhohlen Linkenbirnen krachen würden. Am besten auf den Asphalt!
Und dann: Ab in den Steinbruch oder in die Kohleminen mit denen. Als billige Arbeitssklaven können auch Linksbestien immer noch dienen, und 16 h Knochenarbeit am Tag, 365 Tage im Jahr, trieben ihnen die Revoluzzergedanken aus. Darauf gebe ich Ihnen Brief und Siegel.
Aber, wie gesagt: der Deutsche ist viel zu sanft…
… falsch, die (geistigen) ’sozialistischen Mauerschützen‘ sitzen im Bundestag, ich bin (geistiger) Grenzschützer, werter M.B.. Grenzschutz hat, u.a., was mit Sicherheit und Zukunft meiner und anderer Kinder zu tun. Es gibt nämlich auch ‚bunte Bestien‘, wussten Sie das?
Sie haben keine Kinder?
Aber den Grenzschutz hatten wir hier schon.
Womöglich ist das ja ein Bedingung um MdB zu werden, Mauerschütze/in gewesen zu sein. Die einschlägige Theorie, in der die DDR leicht wiederzuerkennen ist Johann Gottlieb Fichtes „Der geschlossene Handelsstaat“, wo die Mittel, die da eingesetzt wurden beschrieben sind. Erst mal die Mauer: „Aller unmittelbare Verkehr des Bürgers mit irgend einem Ausländer soll durchaus aufgehoben werden weden: dies ist die Forderung. Durchaus aufgehoben ist nur dasjenige, was unmöglich gemacht worden ist. Der unmittelbare Verkehr des Bürgers mit irgend einem Ausländer müsste unmöglich gemacht werden.“
Fichtes Merkantilismus hat Schule gemacht. Bekanntlich hat Lenin ja den Neomerkantilsimus des deutschen Kaiserreichs zum Vorbild, insbesondere die Deutsche Post hatte es ihm angetan, die er hielt für Paradigma des Sozialismus. Da bin ich zwar nicht so begeistert von, allein wegen des resignativen Wesens der Post, die sich insbesondere sprachlich zeigt, wenn man sagt: Ich gebe die Post auf. Daß ein abgelehnter Asylbewerber eine Frau vergewaltigt, ist ein Ausnahmefall, was man daran sieht, daß es in der Zeitung steht. Der Fall Köln, wo das nicht von den Asylbewerbern oder Flüchtlingen kommt, sondern strategisch organisiert ist, wäre ja nun interessanter, weil die Frauen von der Polizei in Stich gelassen wurden und eine Frau Hilfe von einem syrischen Flüchtling stattdessen bekam. Wie hieß das da, man rate zu einem Arm Abstand. Was das bedeuten soll, weiß ich nicht, jedenfalls ist der Abstand erreicht, wenn kräftig auf die Fresse gehauen wird. So eine Art Kontaktkampf, wo ich an Grav Maga denke. Das soll es ja auch schon bei der Bundeswehr geben, hat man mir gesagt. Deutsch ist, eine Sache, um ihrer selbst willen tun, hat Richard Wagner mal gesagt. Seit der „Willkommenskultur“ wurde der Grenzschutz zur Türkei outgesourced. Wer kommen kann, soll kommen. Wen wundert es dann, wenn für die notwendigen Bedingungen, Flüchtlinge aufzunehmen, nicht zureichend gesorgt wird und dann sich der emsige Bürger dafür einsetzt, das es nicht allzu hart wird. Besser als die armseligen Buden der Flüchtlinge abzufackeln, ist das allerdings. Aber von Leuten, die Millionen von Menschen in Konzentrationslager transportieren, zwangsarbeiten lassen und dann ermorden können, erwartet man doch bei der Organisation der ausdrücklich gewollten Einwanderung, ein größeres Organisationstalent, wenn das human geschehen soll. Mauerschützen in die andere Richtung brauchen wir nicht.
M.B.: ‚Wen wundert es dann, wenn für die notwendigen Bedingungen, Flüchtlinge aufzunehmen, nicht zureichend gesorgt wird und dann sich der emsige Bürger dafür einsetzt, das es nicht allzu hart wird.‘
… supi, werter M.B., haben Sie schon mal daran gedacht, sich PEGIDA anzuschließen? Die sind da ganz auf Ihrer Linie.
Ich bin ein denkender Mensch, da kommt ein Verein von Ressentiment-Jockel wie Pegida, Frigida oder wie auch immer sie heißen, gar nicht in Frage, die sind eklig.
Davon mal abgesehen, daß diese die globale Islamisierung verharmlosen, indem sie dieses nicht als potentielle Gefahr, sondern als Faktum, gar feit accompli – bezeichnen. Damit wird das Bewußtsein verbreitet, daß das, was ist, ja dann nicht so schlimm sein kann und das Resultat ist eine Einladung zu einer tatsächlichen Islamisierung. Wenn stattdessen nur Fremdenfeindlichkeit das Motiv ist, wird jede Prävention gegen Islamisierung gleich mitdiskreditiert. Was denn das für eine Kultur sein soll, die man zui verteidigen vorschützt, konnte noch niemand erklären. Wenn noch nicht einmal die Grammatik richtig ist. Hätte von Büllow nicht schon das Jodeldiplom erfunden, kännte man ja fragen, ob das gemeint ist.
Man kann islamische Menschenrechtsverletzer, die Weltweit das Leben von Menschen bedrohen – sei es al Quaida, Hamas, Hezbullah, Islamischer Staat – nicht damit bekämpfen, daß man selbst Menschenrechte suspendiert. Denn es geht nicht nur um Bewahrung dessen was ist, sondern auch um Verbesserung der Lebensverhältnisse und weil mittlerweile ein Husten an der japanischen Börse sei es in Frankfurt sei es in New York die Börse ebenso verschnupft, geht es um globale Lebensverhältnisse. Ein Pass ist für mich ein Reisedokument und eine Grenze der Übergang für Reisende. Ich frage mich ja ohnehin, warum die Pegidisten und Co. nicht die Mauer wieder hochziehen, Honegger ausbuddeln und damit die DDR wiederauferstehen lassen, also Verhältnisse, unter denen ich Zeit meins Lebens verweigert habe leben zu müssen.
Ja, dieser Spruch „Deutsch ist, eine Sache…“ wurde schon so manchem mehr oder weniger Intellektuellen zugeschrieben 🙂
Dabei ist dieser Staat doch schon so antideutsch, wie nur ein Staatswesen sein kann – was wollen Sie also noch mehr?
Das stammt aber von Wagner, genau heißt es:
„Hier kam es zum Bewußtsein und erhielt seinen bestimmten Ausdruck, was Deutsch sei, nämlich: die Sache die man treibt, um ihrer selbst und der Freude an ihr willen treiben; wogegen das Nützlichkeitswesen, d.h. das Prinzip, nach welchem eine Sache des außerhalb liegenden persönlichen Zweckes wegen betrieben wird, sich als undeutsch herausstellte. Die hierin ausgesprochene Tugend des Deutschen fiel daher mit dem durch sie erkannten höchsten Prinzipe der Ästhetik zusammen, nach welchem nur das Zwecklose schön ist, weil es, indem es sich selbst Zweck ist, seine über alles Gemeine erhöhte Natur, somit Das, für dessen Anblick und Erkenntniß es sich überhaupt der Mühe verlohnt Zwecke des Lebens zu verfolgen, enthüllt; wogegen alles Zweckdienliche häßlich ist, weil der Verfertiger wie der Beobachter stets nur ein fragmentarisches, beunruhigend aneinandergereihtes Material vor sich haben kann, welches erst aus seiner Verwendung für das gemeine Bedürfniß seine Bedeutung und Erklärung gewinnen soll.“(Richard Wagner: Werke, Schriften und Briefe, Wagner-SuD Bd. 8, S. 96 f)
Allerdings antideutsch wäre der Staat nur in solchem Sinne, der das, was zum Staat gehört, die kapitalen Interessen zu verfolgen, verneint. Da müßten doch gerade die Wagner-Deutschen froh sein, die Hitler-Deutschen erst recht.
Ach ja, ich habe noch ein Witzchen: was ist meine Lieblingsgestalt in der Geschichte?
Stalin, weil er mehr Linke in den Orkus befördert hat als jeder Mensch vor oder nach ihm.
Lustig, nicht? 😉
Das ist doppelt lustig, wie der Sachverhalt, daß wenn man mit dem Finger auf etwas zeigt drei Finger auf einen selbst zeigen.
@dbh: Mit den Wal-Versprechen ist das so eine Sache… Was ein Politiker sagt, hat nur selten etwas damit zu tun, was später umgesetzt wird. Das war bei Goebbels 1931 so, das war so bei dem Ahlener Programm der CDU. Und wenn Sie so wollen, auch schon anno Tobak, als ein Prediger aus dem Nahen Osten den Leuten nahelegte: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“
Opa Krempel „Was ein Politiker sagt, hat nur selten etwas damit zu tun, was später umgesetzt wird.“
Ist ja auch oft nicht schön, was sie versprechen, Hitler hat immerhin fast alle Verbrechen gehalten.
In Deutschland ist man es ja gewohnt, daß Braunes aus Österreich kommt und sich dann hier breit macht. Schon die Nazis waren nicht links, nicht rechts, sondern überall. Sodenn wollen die Identitären so sein wie die Nazis, aber nicht so scheinen und das klingt dann so. “Die Nazis sind nur die andere Medaille des Multikuli-Extrems. Wir aber stehen, tief verwurzelt und jenseits der Extreme, in der goldenen Mitte!”
https://gamma.noblogs.org/archives/1458